l�ilfstruppen für Wilhelm. Tie Kommunisten helfen den Dentfchnationale«. Die Deutschnationalen im Rechtsausschuß des Reichstags sind eifrig bemüht, den deutschen Fürsten ungeheure Werte zu erhalten. In der Sitzung vom Dienstag beantragten sie, den Fürsten „bisher unbestrittenes oder anerkanntes Privat- eigentum" zu belassen. Die Wirkung der Annahme des Antrages wäre gewesen, daß Titel, die ein Land bisher an- erkennen mußte, weil sie nach formalem Recht Eigen- tum begründeten, hätten respektiert werden müssen, auch wenn sie auf einem Mißbrauch für st l icher Gewalt beruhten. Die Herrschaften Flatow-Krojanke, Schwedt , Wusterhausen , die Schmalkaldener Forsten, die deutsche Fürsten auf Kosten deutscher Länder sich in den Formen des Rechtes, aber gleichwohl widerrechtlich, ange- eignet haben, wären dann den Fürsten verblieben, Wie verhielten sich die K o m m u n i st e n gegenüber dem Attentat der Deutschnationalcn auf die Taschen des Volkes? Sie enthielten sich der Abstimmung, ebenso wie am Freitag bei dem Antrag der Deutschnationalen, die Aus- einanderfetzung mit den Fürsten dem Reichsgericht zu über- tragenl Wenn Wilhelm der Letzte noch Orden zu verleihen hätte, würden die Kommunisten Anwartschaft auf die Rettungsmedaille haben, denn sie würden, wenn die sozialdemokratischen Abgeordneten nicht auf dem Posten wären, mit den Deutschnationalen im Bunde das Fürstenvermögen retten. » Der Rechtsausschuß des Reichstags setzte am Dienstag die Beratung über die vermögensrechtliche Auseinandersetzung mit den stüher regierenden Fürstenhäusern fort. Behandelt wurde§ 2 des Kompromiß-Gesetzentwurfs der Regierungsparteien. Dieser Paragraph behandelt die Zuständigkeiten des geplanten Reichssondergerichts. Nach dem Kompromiß soll das Reichssondergericht zuständig sein: 1. für a l l e Auseinandersetzungen, die bei Inkrafttreten dieses Gesetzes nicht bereits durch ein nach der Staotsumwälzung 19l8 erlassenes Gesetz, ergangenes rechtskräftiges Urteil, gefällten Schiedsspruch, Vertrag oder Vergleich endgültig erledigt sind: 2. für Streitigkeiten über die Gültigkeit oder Aus- l e d i g u n g eines die Auseinandersetzung betreffenden Gesetzes, Urteils. Schiedsspruchs, Vertrags oder Vergleichs: 3. für die N i ch t i g k e l t s- und Restitutions- klagen gegen ein die Auseinandersetzung betreffendes rechts- kräftiges Urteil(Z 578 ff. der Zivilprozeßordnung) sowie die Klage auf Aufhebung eines die Auseinandersetzung betreffenden Schiedsspruchs(§ 1041 der Zivilprozeßordnung): 4. für Streitigkeiten aus Aufwertungsansprüchen: 5. für Streitigkeiten, die sich daraus ergeben, daß eine Partei die Nichtigkeit eines über die Auseinandersetzung beschlossenen Ver- trags oder Vergleichs geltend macht: 6. für Streitigkeiten, die sich daraus ergeben, daß eine Partei mit Rücksicht auf eine wesentliche Veränderung der Verhältnisse die anderweitige Festsetzung der bei einer Sluscinandersetzung be- stimmten wiederkehrenden Leitungen verlangt: 7.. für Streitigkeiten gemäߧ§ 6 und 7 dieses Gesetzes. Zu Nr. 1 beantragte Abg. Dr. Barth(Dnat.), daß das Reichs- sondcrgericht zuständig sein soll„für alle Streitigkeiten, betreffend die Auseinandersetzung hinsichtlich derjenigen Vermögenswerte, bei denen ein Miteigentums.-., M i tv c r w g l tu n g s- oder Mit- Nutzungsrecht des Landes verfasiungsrcchtfich gegeben war, ckder bezüglich deren das Privateigentum strittig ist, dagegen nicht zuständig für bisher unbestrittene» oder anerkanntes Privateigentum". Dieser Antrag wurde abgelehnt! Abg. Dr. Hofenfeld(Soz.) beantragte demgegenüber, daß das Reichssondergericht für all« Auseinandersetzungen zuständig sein soll, auch wenn sie bereits durch Gesetz, rechtskräftiges Urteil, Schieds- spruch, Vertrag oder Vergleich endgültig erledigt sind. Da der sozialdemokratische Antrag die Frage der Rück- Wirkung berührte, die im Kompromißentwurf im 8 7 behandelt wird, wurde die Abstimmung über Nr. 1 und Nr. 7 des Z 2 des Kompromißentwurfs wie über den sozialdemokratischen Antrag bis zur Beratung des§ 7 des Entwurfes zurückgestellt. Die übrigen
Nummern des Z 2 des Kompromißentwurfes wurden in obiger Fassung vom Ausschuß in erster Lesung angenommen. Annahme fand ferner Z 3, wonach Anträge auf Einleitung eines Verfahrens nur bis zum Ablauf von 6 Monaten nach dem Inkrafttreten des Gesetzes zulässig sind.
Volksbegehren gegen Zürstenaufwertung. Tie bayerischen Bauern machen mit. Dem„Reichsdienst der deutschen Presse" wird aus München berichtet Die Propaganda für das Volksbegehren zur Fürstenenteignung, die am Sonntag mit einer großen Dersammlungsaktion der Sozialdemokratischen Partei im bayerischen Oberland« schlagfertig eingesetzt hat. findet in diesem angeblich vollkommen monarchistischen Reichsteil eine überraschend günstige Aufnahme. Die Stimmung ist viel lebhafter als bei den letzten Reichs- tags- und Reichspräsidentenwahlen. Besonders bemerkenswert ist die starke Anteilnahme der Bauern. An mehreren Orlen zeigt sich, daß die Wähler des Bayerischen Bauernbundcs, der im Reichstag durch seine Fraktionsgemeinschaft mit der Wirtschaftspartei gebunden ist. ihre alte demokratische Grundgesinnung nicht verleugnen und zusammen mit den ländlichen Arbeitern bei den Kundgebungen für das Volksbegehren mitwirken. Zentrumsführe? gegen Zeatrvmsarbeiter. Köln , 23. Februar.(Eigener Drahtbericht.) Der erweiterte Ausschuß der Kölner Zentrumspartei, ein Gremium von etwa 250 Personen nahm in einer sehr lebhaft verlaufenen Versammlung Stellung zur Fürstenabfindung. Reichs- und Land- tagsabgeordnete des Zentrums wandten sich entschieden gegen den von Sozialdemokraten und Kommunisten geforderten Volksentscheid, da die Enteignung den sittlichen Gesetzen widerspreche. Von Zentrumsarbeitern wurde gegen diese Auffassung lebhaft Ein- spruch erhoben. Jedoch blieben diese Redner, die sich zum Dolmetsch tausender Kölner Zentrumsarbeiter machten, in einer hoffnungslosen Minderheit, weil der Ausschuß mit seinen siebenmal gesiebten Vertretern kein objektives Bild der Meinung der Kölner Zentrumsanhängerschast darstellt. Nach längerer erregter Debatte wurde gegen die Stimmen der Opposition einer Ent- schließung zugestimmt, in der zur Regelung der Fürstenabfindung ein Reichsgesetz gefordert wird, das sich aufbaut auf den Entschei- düngen eines vom Reichstag eingefetzten Schiedsgerichts. Be- reits früher getroffen« Vereinbarungen zwischen den Ländern und den ehemaligen Fürstenhäusern sollen der Nachprüfung und Entschei- dung des Schiedsgerichts unterliegen. Mit dieser Auffassung über die Fürstenabfindung hat sich die größte westdeutsche Organisation der Zenlrumspartei in stärksten Gegensag gesetzt zu den von der„W e st deutschen Arbeiter- z e i t u n g", dem Organ der katholischen Arbeitervereine West- deutschlands, bisher oersochtencn Ansichten gestellt. Es ist kaum an- zunehmen, daß die katholischen Arbeiter des Rheinlands sich bereit finden werden, dem Versuch, durch ein faules Komprgmiß die Fürstenabfindung zu erledigen, zuzustimmen.
Pfarrer �ell. Er stellt Strafantrag und läßt stch versetze«. Das Gewissen des evangelischen Pfarrers Hell von Perlach bei- München ist zweifellos gut. Aber trotzdem siichet er keine Ruhe, seit er die Mcuchelbanden des Freikorps Llltzow nach Perlach berief, um die Roten unschädlich zu machen. Seinem Rufe sind die Lützower gefolgt. Zwölf Arbeiter von Perlach, nach dem Zeugnis der dortixen Polizei lauter„brave Leute", sind von den Lützowern „umgelegt" worden, nachdem Hell dies« Helden in den friedlichen Ort berufen hatte. „Lachen links", das republikanische Witzblatt, hatte nach dem Münchener Prozeß gegen die Mörder der Arbester den Pfarrer Hell und einen der Freischärler karikaturistisch den Lesern vorgestellt und einen entsprechenden Text hinzugefügt. Dadurch fühlt sich der Pre- diger der christlichen Liebe gekränkt. Er hat, wie wir erfahren, gegen
den Verantwortlichen des„Lachen links", Genossen Wendel, Prioatklage wegen Beleidigung vor dem Münchener Gericht erhoben. Aber dieser Appell an Münchener Richter genügt ihm nicht, um seinen Seelenfrieden wiederzuschafsen. Er hat sich, wie die Hugen- berg-Presse meldet, an die protestantische Pfarrei Tauberzell bei Rotenburg versetzen lassen. Die Liebe seiner Gemeinde zu ihm war inzwischen so stark geworden, daß er vorzieht, sich ihr zu ent- winden. In Tauberzell , so hofft er, werden die Schatten der zwölf Ermordeten nicht so lebendig sein wie in Perlach, von wo sie in den Tod geführt wurden von denen, die Hell zu seinem Schutz gerufen hatte!_ Ungenügende Notstandshilfe. Beschwerden des besetzten Gebiets. Köln , 23. Februar.(Eigener Drahtbericht.) Der Verband der Stadt- und Landkreise des besetzten Gebietes hat durch seinen Vorsitzenden, den Kölner Oberbürgermeister Dr. Adenauer. eine Eingabe an die Reichsregierung und die preußischen Ministerien des Innern und der Finanzen gerichtet, in der die Ge- meinden der besetzten Gebiete ihren Unmut über den durchaus u n- befriedigenden Verlauf der im Vorjahre vom Reichstag beschlossenen Hilfsaktion für das besetzte Gebiet zum Ausdruck bringen. In der Eingabe wird daraus hingewiesen, daß die Reichs- regierung in den ersten Monaten des Jahres 1324 den bedrängten Gemeinden des besetzten Gebietes Sonderanteile an den Reichs- und Staatssteuern überwiesen habe, jedoch seien d ese Sonderüberweisungen im Mai 1924 eingestellt worden. Im April 1925 habe die Reichsregierung auf Grund einer dringlichen Aussprache im Reichstagsausschuß für die besetzten Gebiete sich bereit erklärt, über die zurückliegenden Ansprüche des besetzten Gebietes eine Pauschalregelung mit den beteiligten Ländern zu ver- einbaren und auch für die sortlaufende Sonderbelostung des besetzten Gebietes Mittel bereitzustellen. Vom Reichstag wurde zu diesem Zweck eme Summe van 75 Millionen bewilligt. Leider habe die Verteilung dieser 75 Millionen bei den Gemeinden des besetzten Gebietes peinliche Ueberraschung hervorgerufen. Das Reich habe von dieser Summe zunächst 30 Millionen für die Fertigstellung seiner eigenen Besatzungswohnbouten genommen. Der Rest von 45 Millionen wurde den Ländern, und zwar ein Betrag von 30 Millionen Preußen überwiesen Don diesen 30 Millionen hat Preußen wiederum rund 4,2 Millionen für seine eigenen staatsfiskalischen Schäden abgezogen. Der Restbetrag ist dann an die Gemeinden und Gememdeverbände verteilt worden. Diese Verteilung ist allerdings nach geheimge- haltenen Richtl nien erfolgt, so daß da» Ergebnis in den beteiligten Kreisen größtes Mißtrauen und Unzufriedenheit hervorgerufen hat.� Noch befremdlicher ist jedoch die Feststellung, die in der Eingabe gemacht wird, daß die Betröge den beteiligten Stadt- und Landkreisen nicht etwa als Zuschüsse, sondem in der Hauptsache als Darlehen gegeben worden sind. Die Denkschrift kommt zu dem Schluß, daß die in der Oessentlichkett so stark unter- strichene Hilfsaktion für die besetzten Gebiete ein in höchstem Grad unbefriedigendes Ergebnis gehabt habe. Das sei um so bedauer- licher, als sowohl von den Vertretern der Reichs- und Staatsregie» rung als auch vom Reichstag und Preußischen Landtag die Hilfe für das besetzte Gebiet stark betont worden ist. Der Vorstand des Verbandes der Stadt- und Landkreise der besetzten Gebiete richtet daher an die Reichs- und Staatsregierung die dringende Forderung, nunmehr deü Gemeinden' und Gemeindeverbänden de» besetzten und des' inzwischen" geräumten• Gebiete» mit wirklich durchgre'fend»n Maßnahmen zu Hilfe zu kommen, vor allem dadurch, daß den Ge- meinden Mittel zur Durchführung von Notstandsarbeiten zur Verfügung gestellt werden. Neuregelung oberschleslscher kommunossragea. Da» Preußisch« Staatsministerium hat dem Staatsrat den Entwurf eines Gesetzes über die Reuordnung der kommunalen Verfassung Und Verwaltung in Gemeinden und Kreisen der Provinz Oberschlesien zugehen lassen. Im Zusammenhang damit sind gleichzeitig Eingemeindungs- fragen von größerer Bedeutung in den Städten Beutben, H nden- bürg. Gleiwitz und Ratlbor ihrer Regelung entgegengeführt worden.
Wie Zürstenvermögen entstanden. Die unerhörten Forderungen der ehemaligen deutschen Fürsten - . Häuser machen wieder ein Stück deutscher Kulturgeschichte lebendig, das so beschäniend und entehrend für die Geschichte unseres Landes ist, daß inan lieber darüber schweigen möchte. Da unsere verflossenen hohen und allerhöchsten Herrschaften jedoch den Kampf um die Wahrung ihrer„heiligsten Güter" mit so bemerkenswert geringem Feingefühl ausfechten, sehen wir keine Veranlassung, geschichttiche Tatsachen mit wohlwollendem Stillschweigen zu übergehen. Es ist zu dieser Zeit gewiß nicht unangebracht, daß wir uns einmal wieder des Handels mit lebenden Menschen erinnern, dem eine Anzahl unserer früheren deutschen Fürstenhäuser einen nicht unwesenttichen Teil ihres Reichtums verdanken und aus dem die Mittel für den Bau manches lchönen Schlosses geflossen sind, um das heute die Nach- kommen jener Fürsten erbittert kämpfen. Es ist das Verdienst des früheren liberalen Reichstagsabgeord- neten Friedrich Kapp , des Vaters des Putschisten, über dieses für uns gewiß nicht uninteressant« Kapttel deutscher Geschichte um- fangreichcs Material gesammelt und unter dem Titel„Der S o l- datenhandel deutscher Fürsten nach Amerika " im Jahre 18(54 herausgegeben zu haben. Das gesammelte Material stammte aus den Dokumenten des englischen Staatsarchivs, aus eng- tischen Parlamentsberichten, den Korrcspondenzakten der bctvefien- den fürsttichen Personen und sonstigen amtlichen Quellen und muß daher wohl als durchaus glaubwürdig angesprochen werden Wir erfahren also aus diesen Dokumenten wertvolle Einzel- hellen darüber, wie die Landesväter einer ganzen Anzahl deutscher Kleinstaaten ihre geliebten Untertanen für bares klingendes Geld an fremde kriegführende Mächte als Kanonenfutter verkauft haben. Die gelleferte Ware liehen sie sich pro Kopf nach damaliger Rechnung mit 30 Kranen Banko Werbegeld und dazu 37 i4 Kronen Subsidien, die auf Jahre hinaus geleistet werden mußten, ferner bei dem unver- meidlichen Abgang pro Leiche nochmals 30 Kronen be- zahlen, wobei drei Verwundete gleich einem Toten gerechnet wurden. Außerdem steckten die Fürsten noch manchmal die Differenz zwischen der eigenen landesüblichen niedrigeren Soldatenlöhnung und der- jenigen des die Truppen mietenden kriegführenden Landes m Ihre eigene Tasche. Dieses feine Geschäft stand in seiner schönsten Blute während des Nordamerikanische» Freiheitskrieges(1773—1783). England wollte zur Niederwerfung des Ausstandes in Nordamerika nicht gern seine eigenen Landeskinder verwenden. Es holt« das auch aar nicht nötig, denn die deutschen Fürsten rissen stch ärmlich daruin, ihre Untertanen als Kanonen- utter für englische Dien st e gegen Bezahlung an- zubieten. Sie liebten alle ein glänzendes Hofleben nach fran- zösischem Muster, selbstverständlich aus Kosten ihrer armen au». aepreßten und oerschuldeten Länder und ergriffen darum mit Freu- den die günstige Gelegenheit, durch den Verkauf von männlichen Einwohnern ihrer Länder ihre reduzierten Kassen etwas aufzufüllen. Die treuen Untertanen lieferten ihnen aus ihren zerschossenen Knochen die Mittel zu standesgemäßen Vergnügungen, zu der verschwende- rischen Mätressenwirtschaft, die an jedem Hof eine Selbstverständlich. keit war. So entstanden viele der Schlösser, deren Pracht wir heute noch bewundern können.
Deutschland hatte zu dieser Zeit ohnehin schon den traurigen Ruhm, Truppenlieserungsland für die ganze West zu sein. Von Rußland bis Spanien , von den Niederlanden bis zur Türkei gab es im 17. und 18. Jahrhundert kaum noch einen Krieg ohne deutsche Hilfstruppen. Im österreichischen und spanischen Erbfolgetrieg kämpften deutsch « Hilsstruppen gegen Bezahlung sogar auf beiden Seiten. Bei Beginn der englisch -nordamerikanischen Feindselig- leiten überboten stch die deutschen Fürsten , die also schon immer mit einem ausgezeichneten Geschäftssinn begabt gewesen sind, unter An- wendung servilster Höflichkeit gegensettig in Anpreisungen ihrer Truppen. Selbst mehrmalige Abweisungen Englands schreckten einige von ihnen nicht davor zurück, immer wieder mit ihrer Ware an den Markt zu kommen. Im ganzen sind es im Lause des Krieges die Fürsten von sechs deutschen Kleinstaaten gewesen, die auf Grund offizieller Verträge mit England gegen Bezahlung Truppen nach Amerika lieferten, und zwar Braunschweig . Hessen -Kalsel, Hanau . Waldeck , Ansbach und Anhalt-Zerbst. Sie lieferten ins- J-esamt 29 166 Mann, von denen nur 17 313 wieder zurückgekehrt ind. 11 853 Männer im besten Lebensalter haben also für die Geldgier ihrer Fürsten fern der Heimat ihr Leben lassen müsse nl Die Einkünfte der ein- zelnen Fürsten aus diesem Geschäft waren enorm. Auch Bayern und Württemberg hatten England ihre Soldaten wiederholt angeboten und sich sehr um Berücksichtigung bemüht: doch wurden beide wegen des schlechten Zustande» ihrer Truppen zurückgewiesen Die Hohenzollern hielten sich zwar von diesem Geschäft fern, aber nicht wegen irgendwelcher moralischer Bedenken, sondern ganz ein- fach deshalb, weil der damalige preußische König Friedrich ll. seine Leute für feine zahlreichen Feldzüa« selbst dringend gebrauchte. Uebrigens wurden die Fürsten beim Zusammentreiben der Menschenherde, die sie zum Verkauf bringen wollten, von der Kanzel herab freundlich unterstützt. In Waldeck forderten die Geistlichen in der Kirche die jungen Leute aus, sich anwerben zu lassen. Di« brutalen An- Werbungsmethoden der damaligen Rekrutierung mit ihren lieber- rumpelungen und grausamen Bestrafungen bei der Widersetzlichkeit sind ja zur Genüge bekannt. Sehr schön ist auch die Rolle, die der Bischof von Würzburg bei einer Meuterei der Ansbacher Soldaten auf dem Wege zur Verschiffung in Ochsenfurt gespielt hat. In einem amtlichen Schreiben an den englischen Gesandten Eressener heißt«»: .Der Bischof von Würzburg schickte«in Korps Husaren und ein Dragonerregiment. Das hals!" Es wäre auch Unrecht, einen schönen, echt landesväterlichen Zug des Herzogs von Braunschweig hier unerwähnt zu lassen. Er richtete nämlich die ausdrückliche Bitte an den zuständigen englischen Mi- nister, dieser möge seine in Gefangenschaft geratenen Truppen nicht nach der Heimat auswechseln lassen, damit ihm durch ihre Schilde. rungen vom Kriegsschauplatz das weitere Rekrutierunasgeschäst nicht verdorben würde Tatsächlich mußten die gefangenen Vraunschweixer mehr als fünf Jahre unter großen Entbehrungen in der Inter- nierung verbleiben. Heute aber verteidigen die Nachkommen und Erben dieser Fürsten den Besitz der Schlösser und Riesenvermögen mit der Phrase ihres guten Rechts. Sollte das Volk ihnen nicht die richtige Antwort geben können? Elli Radtke-Warmuth.
Hollands schönstes Gebnrkskagsgefchenk. Die vom Deutschen Zweig der IMernationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit eingeleitet« Baumspende für die zerstörten Gebiete N o r d f r a n k r e i ch s, die den französischen Kameradinnen anläß- lich und zur Ehrung des 60. Geburtstages Romain Rolland » überreicht wurde, hat in Frankreich ein allgemeines warmes Echo gefunden. Romain Rolland begründete seine Bitte an die„VolontS" vom 1. Februar um Veröffentlichung des Schreibens der deutschen Frauen zwar mit dem Zweifel, daß die große Tagcspresse diese, wenn auch nur bescheiden« Tat des neuen Deutsch- land würdigen würde. Aber die Presse war besser als ihr Ruf. Der offizielle Empfang der deutschen pazifistsschen Frauen durch den Bürgermeister im Rathaus von Arras , die Uebergabe der Spende, die Gedanken, die den Reden der Vertreter der Stadt und denen der deutschen und französischen Frauen zugrunde lagen. machten auf die anwesenden Journalisten einen tiefen Eindruck. Die französische Presse aller Richtungen brachte Berichte. Die Bäume sollen auf einem Kinderspielplatz gepflanzt werden, der m't einem neuen Komplex städtischer Gebäude(Mütterberatungs- und Milch- Verteilungsstelle, Kindergarten usw.) aus ehemaligem Schützengraben- terrain noch in diesem Jahre angelegt werden wird. Romain Rolland hat dem Deutschen Zweig der Internationalen Frauenliga mit folgenden Worten gedankt:„Keiner der Briefe, die ich dieser Tage erhielt, hat mich so ergriffen wie der, den Sie im Namen der Sektion der IFFL. an mich richteten. Man hätte mir kein schöneres Geburtstagsgeschenk machen können. Der Gedanke, in den zerstörten Gebieten Bäume pflanzen zu wollen, ist edel und ergreifend. Am 29. Januar war eine kleine Gruppe ausländischer und französischer Freunde um mich oersammelt. Ich habe ihnen Ihren Brief vorgelesen. Uns ollen ist sein Inhalt zu Herzen ge- gangen. Bitte, übermitteln Sie den großmütigen Gebern unseren tief empfundenen Dank und möge diese brüderliche Geste in Frank. reich eine Welle der Sympathie für da» pazifistische Deutschland hervorrufen. Ich hege die innige Hoffnung, daß die Zeit des langen hundertjährigen Kampfes zwischen unseren beiden Nationen vorüber ist und daß die Er- eignisse sie zur Einigung zwingen werden. Ich verkenne keineswegs die Gefahren der Zukunft.' Aber ich sehe sie wo anders. Jeder Tag hat seine Mühe und seine Aufgabe! Wir werden die unsere gut erfüllt haben, wenn es uns gelungen ist, die zwei größten Rassen des Westen, zu versöhnen.—* fflrrt Palncca gibt am 18.?? Z r z im?ItItbn«r-Tggt ibre» ewzige» diesjährigen Berliner Tanzabend. Ta» Programm bringt neun neue Tänze. Zugunsten der oostetdende««nnsttchllee findet beute, Mittwoch, abend» S Mr. da« zweite K o«i ii m f e st der Bereinigten® I« n I,• schulen für freie und angewandte Kunst in den Räumen der Kunstakademie. Tdailotienbura. Hardenbei gstr. ZS. statt. VI« Aasstestnng ühre- der Meister der deutschen stnast de» Z<Mr. dondert» ioll Ansang Kär, in Sien eiöffnet weiden. Der druisch« ReichSvrästdent bat geme'nfam mit dem öfterreichtfchen BundcSpräfidentea da» Protektorat über die Ausstellung übernommen. Vi« lettisch«.«.de». Fm Laboratorium der Nniveisität Riga wurde eine Analyfe sämtlicher in Lettland hergestellten Seine vorgenommen. Durch diele Prüsung ist nun settgestellt worden, dal, diese Seine last au»- n a b m» l« S Fälsch u n gen find. Fn den Weinproben wuiden u. x Anilinfarbe und gesundheitsschädliche Säure» gesunden.