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7. Seilage ües Vorwärts

Mittwoch, 24. Jebruar 192S

Ein Ghrfeigenurlaub. Felgende Geschichte hat sich in einem Großbetrieb der Der- siner Metollindustrie in einem Verwaltungsgebäude, in welchem girka 4000 Stehkragenproleten beieinandersigen und ihren Geist sür den deutschen Kapilalismus leuchten lasten, abgespielt. Ein Teil dieser Leute trägt das Hakenkreuz, den Stahlhelm oder die Nadel mit dem offenen ,£5' auf ihrem abgeschabten Rock. Der Betrieb ist durch den Plan einer Feme-Moritot, die an Stresemonn verübt werden sollte, berühmt geworden. Gott sei Dank, ist die Zahl der Hakenkreuzjünglinge nicht allzu groß. Da sigt der Allgewaltige hinter seinem Glaskasten. Er ist groß, schlank, dunkelblond, er trägt einen graumelierten Spitzbart und ist deutschvölkischer Gesinnung. Es war an einem schönen September- tage. Ts tritt der Angestellte, nennen wir ihn Krause, in die Geiste»- schmiede seines Abteilungschefs ein Er bittet höflichst um seinen schon mehrfach zurückgestellten Urlaub. Der Chef:»Nein, das geht noch nicht, kommen Sie nochmal im nächsten Monat wieder. Der Angestellte tritt ab. Ende Ottoberl Der Angestellte Krause tritt bei seinem Chef ein:»Ich möchte mir die ergebenste Anfrage erlauben, kann ich im November in Urlaub gehen?* Der Chef:»Wann wollen Sie denn gehen?* Krause stark errötend:»Ich möchte am 6. November 1925 an einer Familienfeier in Kottbus teilnehmen.* Der Chef:»Fahren Sie in Gottes Namen. Kommen Sie aber einen Tag vorher noch zu mir, damit ich disponieren kann.* Am 5. November, morgens 10 Uhrl Krause betritt das ab- geschlossen« Gemach seines Chefs. Der Chef:»Na, Krause, was wollen Sie schon wieder?* Krause:»Ich wollte Sie nur daran erinnern, daß ich morgen meinen Urlaub antrete.* Der Chef springt auf:»Wer hat Ihnen den Urlaub erteilt? Sie unverschämter Mensch, belästigen Sie mich nicht dauernd mit Ihrem Urlaub!* Krause:»Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Sie mir den Urlaub Ende Oktober bewilligt hotten. Im übrigen verweise ich Sie darauf, daß mir der Urlaub tariflich zusteht und ich ihn im Iu- tereste des Geschäfts mehrmals zurückgestellt habe.* Der Chef:»Was gehn mich Ihre Novembergesetze und Tarif- vertrage an? Für mich existiert so etwa» nicht. Hier haben Sie unverschämter Mensch meine Antwort!* Er geht auf Krause zu. versetzt ihm eine kleine Ohrfeige, die noch mehrere Tag« zu sehen war. Krause tritt ab, erhebt Beschwerde beim Betriebsrat wegen dieser Art der Behandlung. Die D i r e k.t i o n verfügt einen sofortigen sechswöchige» Erholungsurlaub, natürlich für den Herrn Chef, damit er seine an. gegriffenen Nerven wieder in Ordnung bringen kann. Die Moral von der Geichichte: Jeder höhere Angestellt« wird, wenn er im Jahre mehrmals Urlaub haben will, so verfahren, wie jener Herr Chef: er darf dann damit rechnen, daß er außerdem bald Prokura erhält oder Direktor wird. Die Angestellten fragen in Zukunft nicht mehr nach ihrem tarifmäßigen Urlaub, sonst bekommen sie«ine von ihrem Chef runter- gehauen. Die Firma spart dadurch an Gehältern und an Leute». J

Männer«nd Frauen i« der BevSlkeruug Verl»«?. Die vom Statistischen Reichsamt vervffenUichten vorläufigen Ergebnist« der Volks- und Berufszählung vom 16. Juni 1925 weisen sür Berlin ein« ortsonwefend« Bevölke­rung von 3931071 Personen nach. Darunter roaren 1 808 368 männliche und 2 122 703 weibliche Personen, so daß die w e i b- lichen den männlichen um 314 335 voraus waren. Zugenommen hat die Gesamtbevölkerung gegenüber der Zählung von 1919 um rund 127 300, gegenüber der Zählung von 1910 um rund 196 800. Von 1910 bis 1919 hatte, unter dem Einfluß des Krieges, die Zunahme nur rund 69 500 betragen. Die männliche Bevölkerung allein hatte von 1910 bis 1919 eine Abnahm« um 56 100, von 1919 bis 1925 eine Zunahme um 86 500. das ergibt von 1910 bis 1925 eine Zunahme um nur 30 400. Da- gegen hatte die weibliche Bevölkerung allein von 1910 bis 1919 eine Zunahme um 125 600, von 1919 bis 1925 eine Zunahme um nur 40 800, zusammen von 1910 bis 1925«ine Zunahm« um 166 400. Von 1910 bis 1925 mehrte sich die männliche Bevölkerung um nur 1,71 Proz., die weibliche aber um 8,51 Proz., die gesamt« De-

völkerung um 5,3 Proz. Im Gebiet des heutigen Berlin kamen auf je 1000 männliche Personen in 1910 1100 weibliche, in 1925 aber 1174 weibliche. Die tzochbahngefellschast lehnt ab! Das Angebok der Stadt Berlin war am Dienskag vormiktag etwa nach 11 Uhr bei der Deutschen Bank und bei der Hochbahn- gesellschafk eingegangen. Die Direktion der Hochbahngesellschaft wird sogleich zu einer Aussichlsratssihung einladen, tn der sie die Gründe darlegen wird, au» denen sie ein Angebot, da» den Aktionären nicht den vollen Pari-Kur» für eine Aktie exklusive Dividende für 1925 bietet, für unannehmbar hält, was da» Geldbedürfnis der Stadt für den Vau der AEG.-Bahn betrisfl, so hat die Deutsche Bank sich «rbotm. für den Fall, daß die Verhandlungen zwischen der Stadt und Hochbahn schelter« sollten, sie auch bei Anleiheverhandlungen auf jeder anderen Grundlage zu onterstühen. die Stev erunterschlagungen beim Magistrat. 5000 Mark Belohnung. Zu den Unterschlagungen beim Magistrat erfahren wir, daß die Bezirksämter Kreuzberg und Berlin Mitte nun- mehr eine Belohnung von 5000 Mark ausgesetzt haben. Sie ist für Mitteilungen bestimmt, die zur Aufklärung der von den Stadt- inspektoren Gerhardt und Schulz begangenen Ver- untreuungen dienen und für Fingerzeige, die zur Ergreifung der beiden Defraudanten führen können. Nach einer der Kriminal- polizei zugegangenen Mitteilung sollen die Flüchtigen sich nach Hamburg gewandt haben. Ob sie zu dieser Fahrt das von ihnen in Berlin oft benutzte Privatauto genommen haben, steht noch nicht fest. Allem Anscheine nach streben Gerhardt und Schulz einem Hafen zu, wo sie versuchen werden, nach dem überseeischen Aus- land zu entkommen. Die Ermittlungen noch dieser Richtung sind w die Weg« geleitet. «Tie rote« Stadtiuspektoren." Die virtuos entwickelte Fähigkeit der Rechtspresse, die Tatsachen skrupellos auf den Kopf zu stellen, wenn der Zweck die Mittel heiligt. ist sprichwörtlich geworden. Eine neuerliche Talentprobe auf diesem Gebiet leistet sich die»Deutsche Zeitung* in ihrer Abendausgabe vom Dienstag. Unter der fetten Ueberfchrift»die Autofahrten der roten Stadtinspektoren* berichtet da» Verleumder- blatt davon, daß Schulz und Gerhardt, die beiden Defraudanten. im Besitze eines eigenen Autos gewesen wären. Jeder- mann weiß zwar, daß die flüchtigen ungetreuen Stadt- inspektoren d e u t s ch n a t i o n o l und antirepubli- konisch bis auf die Knochen waren, daß Hugenbergs »Lokal-Anzeiger* und die nämliche»Deutsche Zeitung* die politische Kost der beiden Betrüger gewesen sind. Dem monarchistischen Organ scheinen diese erwiesenen Tatsachen völlig gleichgültig. Bei der krankhasten Sucht, alles Unsaubere der Sozialdemokratie und der Republik anzuhängen, darf die Wahrheit auch nicht die mindest« Rolle spielen. Die Herrschaften schätzen ihre Leser wirklich sau. dumm ein. Und es scheint doch, sie haben recht.

«Deachemie.- Eine.Geschäftsverbindung mit der Sowjetrepublik* bildete für die»Direktoren* Artur Schymura aus Leipzig und Schwandner aus Berlin die Grundlage für ein raffinierte» Schachtel- system von Betrügereien. Beide, die jetzt als Angeklagte vor dem Schöffengericht Tharlottenburg erscheinen mußten, hatten eine deutsch -amerikanische Chemikalien A.-G.,»Deachemie*, gegründet und mit der Sowjethandelsoertretung einen Bertrag über Liefe- rung von 200 Tonnen Pottasche abgeschlosten. Die Handelsvertrewng war aber so vorsichtig nicht zu liefern, ehe sie Geld erhielt, da nach den Bekundungen des Beamten Tennenbaum die Auskünfte dahin lauteten, daß die Angeklagten nicht soviel Pfennige besäßen, als sie englische Pfunde dafür zahlen sollten. Das focht die beiden Direktoren aber nicht an, denn es war ihnen nur darauf angekommen, mit Hilfe des Briefwechsels ihr Betrugs- system weiterzuverfolgen, bis es ihnen gelungen war, jemand hineinzulegen. Zunächst verkauften sie von ihrem Lager an eine Berliner Firma 20 Tonnen Pottasche. Mit.dem erhaltenen Scheck erwarben sie einen größeren Posten Aetzkali . Obwohl sie wußten, daß der Scheck bis zur Lieferung gesperrt war. benutzten sie den

erhaltenen Lieferschein, um das Aetzkali weiterzuverkaufen. In diesem Falle siel eine Firma hinein und zahlte den Betrag, womit die Angeklagten ihr Ziel erreicht hatten. Mit ihren Freundinnen wurden flugs wüste nächtliche Sektgelage veranstaltet. StaatsanwaUschaftsrat Horn kennzeichnete den Angeklagten Schy- mura. der die Seele des Schwindelunternehmens bildete, als den größten Gauner, den er je gesehen habe. Das Schöffengericht Charlottenburg verurteilte Schymura zu 1 Jahr 6 Monaten Gefäng- nis und 5 Iahren Ehrverlust, Cchwandtner zu 9 Monaten Gs- fängnis._ Unter öer Spree. Der Außgängerlunnel bei Friedrichshoge«. o Der im Bau begriffen« Fußgängertunnel bei Friedrichshagen wird unmittelbar am we st lichen Ausfluß des Müggel- sees unter der zwischen Friedrichshagen und dem Restaurant Müggelschlößchen vorhandenen Farrinne geschaffen»Verden . Er erhält eine Gesamtlänge von 120 Meter, von denen auf die Treppenanlagen 40 Meter und auf das eigentliche Tunnetstück 80 Meter entfallen. Der lichte Ouerfchrntt weist 5 Meter Breite bei 2,5 Meter Höhe aus. Die Treppenanlage besteht aus je vier Treppenläusen und drei Podesten mit zusammen 50 Stufen. Der Zugang zum Tunnel auf der Friedrichshagener Seite erfolgt durä, eine 8 Meter breite Promenade durch das Grundstück Waldow- straße 4, besten größerer Teil zu einem öffentlichen Part umge- wandelt werden soll. Auf der Seite des Müggelschlößchens muß «in besonderer Zugang durch Herstellung eines Uferweges vor dem Restaurationsgrundstück geschaffen werden. Dieser Userweg führt zu dem jetzigen Fahrstand und hat Verbindung zu dem Wald- aelände, jedoch bleiben hier die Dampferanlegestellen und die Bootsstände in ihrer jetzigen Form bestehen. Der Bau des Tunnels erfolgt in zwei Hauptabschnitten, wobei jedesmal die Hälft« der Flußrinn« zur Verfügung der Schiffahrt bleibt. Für die Gründung der beiden Bauabschnitte ist ein bisher bei Turmelbauten»wch nickir ausgeführtes Verfahren gewählt worden, welches von der in Berlin bekannten offenen Bauweise zwischen Spundwänden unter künstlicher Absenkung des Grundwasserspiegels wesentlich abweicht. Das Ver- fahren stt der Gründung von Brückenpfeilern mit Hilfe von Senk- kästen unter Druckluft entnommen. Sein Hauptvorzug besteht in der absolut sicheren und gefahrlosen Durchführung. Wasterein- brüche, wie sie bei der offenen Bauweise stets zu befürchten sind. sind bei diesem Verfahren ausgeschlosten. Das Bauwerk wird an Ort u»rd Stelle über Waster aus einer künstlich geschütteten Halbinsel hergestellt und nach der Fertigstellung a b- gesenkt. Dos Absenken wird dadurch erreicht, daß das Erdreich. welches sich in der unter dem Tunnel angeordneten, unten offenen Arbeitskammer befindet, aus dieser entfernt wird, rvobei das Bau- werk infolge seines Gewichts allmählich in seine endgültige Tiefen- läge sinkt. Die Bauzeit ist auf zwölf Monate berechnet. so daß die Eröffnung de« Tunnelverkehrs im Frühjahr 1927 zu erwarten ist. Bisher ist der Verkehr an dieser Stelle durch eine Fähre bewerkstelligt worden, die jedoch den von Jahr zu Jahr steigenden Anforderungen des Ausflüglerverkehrs nicht mehr ge- wachsen ist. Die Zahl der Au» flügler ist im letzten Jahr bis auf Bierzigtausend an einem Tag« gestiegen: gleichzeitia hat auch der Sportverkehr an dieser Stelle stark zugenommen, so daß die Möglichkeit eine» Unfalls wegen der sich kreuzenden Verkehrsrichtungen nicht von der Hand zu»eisen war. Demgegen­über spielt der Wagenverkehr eine untergeordnete Rolle. Der Tunnel dient daher auch nur der sicheren Ueberleitung de» Fuß- gängerverkehrs. Für den Fuhrwerksverkehr bleibt die Fähre wie bisher bestehen._ Notstandsarbeite» in der Wnhlheide. Die Park- und Friedhofsdeputation des Bezirksamtes Treptow führt als Notstandsarbsit die Umgestaltung der Wuhlheide in einen V o l k s p a r k durch. Dos Projekt wurde im Jahre 1922 aufgestellt und von dieser Zeit an durch Notstandsarbeiter teilweise ausgeführt. Es sind von der 175 Hektar großen Fläche bisher 46 Hektar fertiggestellt, die zum Sommer der Bevölkerung zur Be- Nutzung freigegeben werden. Die fertigen Anlogen enthalten groß« Volks- und Tummelwiesen,«in Planschbecken mit Strand, eine Sport- wiese, einen Buddelplatz, serner einen Heckengarten und eine Rodel- bahn, die vergangenen Winter schon ausgiebig benutzt wurde. Don den zurzeit beschäftigten 120 Erwerbslosen wird eine große Wald- und Volkswiese hergestellt, die jung und alt als Tummelplatz dienen soll. Angegliedert an die Waldwiese wird ein Turn- und

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Gnkel Moses .

Römern von Schalom Asch . Dann rief Onkel Verl Charlie, seinen einzigen Sohn, bei- seit« und sprach zu ihm: »Od) habe nur eine Bitte an dich. Freilich, ich HStt« gewünscht, es wäre anders... ich kann ja nichts tun. Aber das eine versprich mir. versprich es nur mit Handschlag, daß du es halten wirst: Wenn du hörst, daß alles vorüber ist, sag« den Äadisch für mich. Versprich es mir. mein Sohn.. Die Landsleute standen beim Schiff und sahen der Szene zu: alle wußten, was der Vater jetzt von seinem Sohne verlangte, und alle erinnerten sich an ihre eigenen Kinder. alle dachten daran, wie fern und fremd ihre Kinder ihnen in Amerika geworden waren. Und die Landsleute begannen zu seufzen. Da und dort wurde heimlich eine Träne au» den Sliiaen aewischt, und einer flüsterte dem anderen zu: ' Ist denn mein Sohn besser? Oder deiner?*' Charlie, welcher in den paar Jahren zu einem großen und hageren Burschen mit zwei kräftigen Händen und einer breiten knochigen Brust herangewachsen war. stand da wie eine Statue. Er begriff, daß der Vater etwa» Heiliges und Teures oön ihm°erl°ngte. Er hatt� nickte zustimmend mit dem Kopfe doch sprach-r kem Wort. Er konnte dem Vater gar nichts sagen, denn der Vater war Die Mutter liebte�er, weil sie sich stets seiner angenommen und ihn gegen die ästeste Schwester verteidigt hatte. Doch der Vater mit seinem Beten. Lernen und seinem ewmen Fromm- sein- was konnte er für den Dater empfinden? Die Schwiegersöhne standen in einem Winkrtu�sprachen leise miteinander: sie sammelten Geld und der älteste Schwiege?» sahn, der aus Galizien , überreichte es Berl: ..Schwiegeroater. das habt Ohr. wenn es nach hundert» zwanzig Oahren nötig ein sollte, und Ohr sollt... Für das, was nach hundertund zwanzig Oahren nötig sein wird, brauch« ich kein Geld: dafür habe ich�mir, Gott se, Dank, selbst etwas von meiner Arbeit erspart, Onkel Bert zog einen kleinen Geldbeutel hervor, den er auf der Brust trug,aber bis es nach hundertundzwanzig Oahren so weit ist. bis dahin verlasiet mich nicht. Lange wird es bis zu den hundertundzwanzig Oahren nicht mehr dauern... das spure ich schon...*. Onkel Berl lächelte heiter.» « w» feiner Frau Abschied«ahm. da verstand das

alle Paar erst, was Amerika für sie bedeutet hatte. Sie hatten ihre Kinder noch Amerika - gebracht. Die Kinder hatten ihnen Amerika genommen. Aber sie selbst spie Amerika wieder aus und warf sie wie einen werllosen, nutzlosen Fetzen wieder weg. Amerika hatte sie in ihren alten Tagen getrennt. Doch aus der allen Mutter zieht es noch ein wenig Nutzen. Den alten Bater aber schickt es heim zum Sterben. Der Tod hat uns nicht trennen können, und Amerika !iat uns getrennt,* rief Genendel und wußte nicht recht, was ie damit meinte: doch sie fühlte in sich einen großen Haß gegen das Land, welches ihr alles genommen hatte, ihre Kraft, ihr Leben und ihre Kinder, welches das ausspett, was es nicht mehr braucht... Doch bald wurde es frohfich beim Schiffe. Onkel Moses kam mit dem zweitenToten*. Der alte Melnik war sinnlos betrunken. Er hielt den Beutel mit dem Geld in der Hand, das er für sein Begräbnis zusammengespart hatte, klimperte mit dem Gelde und schrie den Sohn an: Jetzt brauche ich dich zum Krenreibcn, du Pharao , König von Aegypten , samt deinem ganzen Königreich Amerika oon Hodu bis Kusch. Das Begräbnisgeld habe ich mir selber zusammengespart. Och habe es mir erarbeitet, mit eigenen Händen, bei der Grießmühle. Wozu und weshalb brauche ich dich?* Komm, Berl. komm zurück nach Kusmink* er zog Berl beim Aermel.Bleib gesund, Pharao *, rief er dem Sohne zu.und ihr. Landsleute, ihr Knechte in Aegypten , gehet zurück zum Pharao in die Fron.* Als das Schiff mit denzwei Toten* abfuhr, standen die Landsleute lange am Ufer und sahen ihm mit sehnsüchttgen Blicken nach. Gar mancher beneidete dieToten*, daß sie ruhig dem Friedhof von Kusmin zusteuerten und nicht zum Pharao von Aegypten zurückkehren mußten. Alle waren traurig. Sogar Onkel Moses war �traurig geworden und blickte dem Schiffe mit denToten* nach. Oeder von den Landsleuten dachte an sein eigenes Ende, dachte an den Augenblick, da er mit dem Schiff heimkehren würde... Abseits von allen aber standen Mascha und Charlie, die beiden erwachsenen Kinder, die schon in Amerika auf» gewachsen waren. Sie glichen einander im Wuchs, als wären ihre stolzen, jungen Köpfe miteinander empor- geschossen. Ohre Schultern lagen in gleicher Höhe. Die beiden jungen Menschen begegneten einander zum ersten feit sie erwachsen waren, beim Begräbnis der Alten,

Und die Ougend zag eines zum anderen. Sie sahen nicht. wie das Schiff mit denTaten* abfuhr. Sie sprachen eifrig miteinander und lachten hell, wobei eines dem anderen weiße, junge, starke Zähne wies. Die Landsleute hörten ihr Lachen. sahen sich um. und einer sprach zum anderen: Nun, da hast du es, Amerika ! Kümmert sie denn etwas? Wissen sie denn von etwas? Der Vater fährt heim. und er steht mit einem Mädel da und lacht.* Sie gehören ja zu einer ganz anderen Welt, ganz andere Menschen sind sie, was willst du von ihnen?* lautete die Antwort. Zweiter Teil. 1. Cr wird Kinder haben. Am frühen Morgen erschien Onkel in seinem Geschäft: er trug einen weißen Anzug und erfüllte den ganzen Laden mit Colgates Rosenparfüm, dessen Geruch er auf wette Ent- fernung ausströmte. Seine spiegelblank glänzenden, neuen. gelben Schuhe verrieten mit ihrem schweren Knarren da geht Onkel Moses! Sein breites, dickes Gesicht glänzte, frisch rasiert, spiegelglatt wie ein Fisch, der soe«n aus dem Wasser gezogen wurde. Er nahm seinen mächtigen Panamahut ab und fuhr mit einem Batisttaschentuch über den verschwitzten Kopf und den heißen Nacken, der geradezu gekocht aussah. Die Angestellten drückten sich vor Furcht in die Ecken und machten sich bei den Anzügen, den Hosen und Röcken zu schaffen. Onkel Moses blleb mitten im Geschäft stehen, blickte sich nach allen Seiten um und betrachtete dieFamilie*, die bei ihm arbeitete. Seinen Leuten schien dieser musternde Blick ein Oahr lang zu dauern. Onkel Moses winkte mit zwei Fingern Sam heran, dem er da» größte Vertrauen schenkte, und fragte: Alles allright?* Pes, Onkel, antwortete Sam. Was macht Kusmin ?* Onkel Moses deutete mit dem Finger in die Höhe. Sie nähen die Winterröcke Nummer 53.* Gut, schau dazu, daß sie vorwärts kommen. Kusmin kann ja nur schwitzen und schlafen. Schau zu. daß du aus dem Stoff etwas herausschlägst. Schneide daraus so viel Röcke, wie nur möglich, Freund, und schau, daß du was herrausschlägst.* Allright. Onkel.* Och bleibe heute den ganzen Tag fort. Gib acht, Sam. Alles allright?* ..Des. Onkel/ föortscfcuna totaU