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Mittwoch 24. Februar 1926

Unterhaltung und Wissen

Zwei Freunde.

Bon Maxim Gorki  .

Uebertragen von Gertrud Haase.

Auch abgemagert," bemerkte der Pfiffer. Komm, fomm!" lockte der Schnadler.

Das Pferd blickte auf, und indem es wie verneinend den Kopf Schüttelte, bog es ihn von neuem zur Erde.

Es will nicht zu dir," erklärte der Pfiffer die müde Be­wegung.

Laß uns gehen!... Wenn man es zu den Tartaren brächte, bekäme man vielleicht an die sieben Rubel," sagte gedankenvoll der Schnafler.

" Das geben fie nicht. Was haben sie denn von ihm?" Aber das Fell?"

Das Fell? Gibt's denn soviel für das Fell?... Drei

Rubel höchstens."

Nu!"

Ja, was?

...

Was hat's denn für ein Fell? Ein alter

Fußlappen, aber fein Fell."

Immerhin triegt man was."

Ja, das freilich."

Der Schnackler schaute seinen Rameraben an und sagte im

Stehenbleiben: Nu?"

Bu mühsam," entgegnete unentschloffen der Pfiffer. Warum?"

Da gibt's Spuren, der Boden ist weich. Man wird sehen, wo wir's hingebracht haben." Tod

Wir ziehen ihm Bastschuhe an."

Wie du willst."

" Nun also. Wir treiben es in den Wald und dort warten mir im Grund die Nacht ab. Und bei Nacht führen wir es heraus und bringen es zu den Tartaren. Das ist nicht weit, vielleicht drei Werft."

Gut," nicht der Pfiffer. Laß uns. gehen. Der Spaß in der Hand... Benn's nur nicht schief geht."

Es wird schon nichts geben," sagte beſtimmt der Schnadler. Sie bogen vom Weg ab, und indem sie sich nach allen Seiten umfahen, gingen fie in den Wald. Das Pferd schaute fie an, Schnaubte, schlug mit dem Schwanz und begann von neuem das ver. blichene Bras zu rupfen.

Drunten im tiefen Waldgrund war es feucht, still und voll Dämmerung. Das Rauschen des Bächleins ging burch die Stille, einförmig und traurig wie eine Klage. Von den schroffen Hängen herab hingen die fahlen Zweige der Haselnuß, Schneeballen und Geisblatt. Hier und da wirres Wurzelmert, vom Frühlingsregen blosgewaschen. Der Wald war noch tot. In der Dämmerung des Abends erschienen die leblosen Farben noch eintöniger und die per weifelte Stille in seinem Schatten gab ihm die traurig- feierliche Ruhe eines Friedhofs.

Die beiden Freunde faßen lange in der feuchten Dämmerung unter den Espen, die da mit einem gewaltigen Stud Erdboden in die Tiefe gerutscht waren Bor ihnen brannte hell das kleine Lager­feuer, an dem sie sich ihre Hände wärmten und in das sie von Zeit zu Zeit fleine Zweige hineinwarfen, um es in gleichmäßigem Brand zu halten und den Rauch zu vermeiden. Nicht weit von ihnen stand das Pferd. Das Maul mit einem Aermel von den Lumpen des Pfiffers umwidelt, hatten fie es mit dem Halfter an einen Stamm gebunden.

Der Pfiffer tauerte am Lagerfeuer, schaute gedankenvoll in die Glut und pfiff sein Lied. Sein Kamerad hatte sich ein Bündel Beibenruten geschnitten, aus denen er einen Korb flocht, und schwieg, ganz in seine Arbeit versunken.

Das melancholische Rauschen des Baches und das traurige Lied des unglücklichen Menschen verschmolz zu einer fläglichen Melodie, die durch den lautlosen abendlichen Bald schwebte. Hin und wieder frachten und zischten die Aeste im Feuer und es flang wie Seufzer. Run, gehen wir bald?" fragte der Pfiffer. Noch zu früh. Wenn es ganz dunkel ist, wollen wir gehen," antwortete der Schnadler, ohne den Kopf von der Arbeit zu erheben. Der Pfiffer feufzte und mußte wieder husten.

No, du frierft wohl?" fragte ihn der Freund nach langem Echweigen.

Nee, mir ist so grämlich zumute.

" Schau, schau," sagte der Schnadler und schüttelte den Kopf. ,, Es nagt mir am Herzen..." Die Krankheit?"

" Sie wirds wohl sein... Vielleicht ist's auch was anderes." Der Schnackler schwieg eine Weile, dann sagte er: Denf nicht

bran!"

An was?"

"

An alles!"

" Siehst du", sagte da auf einmal angeregt der Pfiffer, ich tann nicht, nicht dran denken. Wenn ich es so anschaue", und er machte eine Handbewegung nach dem Pferd, so anschaue und sehe,- auch ich hatte mal so eins. Es war zwar ein Heimtüder, aber bei der Arbeit wie der Teufel. Ich habe sogar ein Paar gehabt,

tüchtig hab' ich damals gearbeitet!"

Und was haft du dir erarbeitet?" fragte furz und falt der Schnackler. Das mag ich nicht an dir. Ziehst den Dudelsack auf und ftöhnst. Zu was das alles?"

Der Pfiffer warf schweigend eine Handvoll furz gebrochener Veste ins Feuer und schaute zu, wie die Funken aufstoben und in der feuchten Luft erlöschten. Seine Augen zwinterten oft und über Jein Geficht huschten eilige Schatten. Dann drehte er den Kopf bahin, mo das Pferd stand und betrachtete es lange.

Es stand unbeweglich, wie angewurzelt und ließ den Kopf, der burch den Bidel entſtellt war, hängen.

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Man muß einfacher denten", sagte rauh und eindringlich der Schnadler. Unser Leben Tag und Nacht, schon ist's vorbei­hat man was zu beißen, ift's gut, hat man nichts, dann stöhnt man halt und hört mieber auf, benn es nügt ja nichts. Wenn du aber anfängst fann einem übel merden. Das kommt bei dir

einen neuen Ton in seine einförmige Melodie. Dann flogen zwei Bögel auf und jagten mit scheuem Zirpen den Graben entlang. Der Pfiffer sah ihnen nach und begann leise:

Was sind das für Vögel? Wenn es Stare find, dann haben fie im Wald nichts zu suchen. Die halten sich bei den Wohnungen auf. Man muß wohl annehmen, daß es Seidenschwänze sind. Die müssen es schon sein."

Oder es sind am Ende Kreuzschnabel," sagte der Schnadler. " Für die Kreuzschnäbel ist es zu früh und außerdem nisten die Kreuzschnabel im Fichtenwald. Die haben hier nichts verloren. Es ist schon nicht anders, es sind Seidenschwänze!" " Nun laß fie halt."

" Ja natürlich," willigte der Pfiffer ein und mußte aus irgend einem Grunde schwer aufatmen. Unter den Händen des Schnacklers rückte die Arbeit rasch vorwärts. Er hatte schon den Boden des Korbes geflochten und. machte mun geschickt die Seiten. Mit dem Messer durchschnitt er die Ruten, durchbiß sie mit den Zähnen, bog

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PLATZ

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REPUBLIK  

Das Unfaßbare...

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und band haftig mit den Fingern, wobei er durch die Nase schnaubte, daß die Barthaare sich sträubten.

Der Pfiffer fah bald auf ihn, bald auf das Pferd, das wie aus Stein gemeißelf baftand, bald nach dem Himmel, ber schon dunkel, aber ohne Sterne war.

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Wenn nun der Bauer fich auf sein Pferd befinnt, begann er plöglich mit sonderbarer Stimme, und es ist nicht da. Hier ist es nicht und dort nicht." Und er breitete die Arme und hob die Schultern. Sein Gesicht war töricht und die Augen zwinferten, als schauten fie in etwas Grelles, das plötzlich vor ihnen aufleuchtet. Was soll das jest?" fragte ärgerlich der Schnadler. Es fiel mir eine Geschichte ein," sagte verschüchtert der Pfiffer. ,, Was für eine?"

" Ja, da ist auch einmal ein Bferb fortgekommen bei meinem Nachbar, dem Michail; das war fo ein großer Kert, blatter narbig

,, Nun und..?"

Nun, sie haben's fortgebracht. Auf der Winterfaat hatte es geweidet und auf einmal war es weg. Da ist er, der Michail, wie er es merkte, daß er fein Pferd mehr hatte, platt auf die Erde ge­stürzt. Und wie er da heulte, ach du mein Lieber, wie hat dir der da geheult und schlug hin, als hätte man ihm die Beine abge hauen ( Fortjehung folgt.)

"

Deutsche Kleinstadt.

Von Erich Gottgetreu.

Haben Sie schon einmal ein Feuilleton über 3widau gelesen? Nein? Wie, Sie bedauern Ihre Unbelesenheit? D, Ihr Bedauern ist nicht nötig, denn Ihre Unkenntnis dient mir zum Beweis für die Richtigkeit und Wichtigkeit meiner Anflage. Warum sollen eigentlich immer nur fluge Auffäße über die­jenigen Städte geschrieben werden, die einem intereſſant" er­scheinen und aus denen zu stammen gleichsam schon eine Empfehlung barstellt? Immer nur über Berlin  , Schwabing, Dresden  , Baris, New York   und London  ? Ist das nicht im höchsten Grade ungerecht? Ich selbst bin beispielsweise aus nein, ich fag' es nicht und ich protestiere im Namen aller städtisch Minderbemittelten gegen diese einseitige Bevorzugung der Schönheiten und Reichtumsprozen unter den Städten. Dichter, Ihr sinkt nicht, wenn Ihr einen Feuille

Ton tiefer fingt!

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Die triste Kohlengrubenstadt Zwidau, von der mein Lied heute fünden soll, gehört ja wirklich nicht zu den Edelsteinen der Welt. Eng und flein und grau quetschen sich die Häuser in schmalen Straßen und Gaffen, und man braucht gar nicht erst große Studien zu machen, um festzustellen, wie überall das Elend des Hungers, Der Krankheit und des Schmuges drückt und zehrt. Unheimlich, mie die Stille der Nacht hier geistert. Nur felten geht nach neun Uhr ein Mensch noch auf der Straße, und die Gaslaternen fladern an den Straßenecken wie sterbensmatt. Nicht einmal in den Ber­gnügungsstätten" fommt rechte Freude auf. Ueberall stiert Daseins­trifte. Das muß wohl von der Krankheit sein", stimmte Meinlaut Wie schlimm die Wirtschaftsnot am Lebensmart der Berg­der Pfiffer zu, aber nach einem furzen Schweigen fagte er, bielarbeiterschaft frißt, ist bekannt. Wer feine Rohlen gräbt, ist nicht besser dran. Bon den beiden großen Automobilfabriten am Ort Icicht fommi's auch vom schwachen Herzen." ſteht die eine augenblicklich unter Geschäftsaufsicht, während die Leitung der anderen noch hofft, wieder auf einen grünen Smeig voller beschäftigungsfruchtender Aufträge zu tommen. Viele tausend Arbeiter sind einstweilen in Ferien" geschickt worden. Wird es dem Hungernden Troft sein, daß fast an jedem Ed Gläubige, Einfältige, Kinder und Narren den Kultus irgendeiner

van der Krankheit."

Das Herz tommt von der Krankheit," erklärte der Schnadler. Er durchbiß mit den Zähnen eine Rute, ließ sie durch die Luft pfeifen und sagte streng: Ich bin gesund und hab' nicht so was." Das Pferd trat von einem Fuß auf den andern; ein Zweig tnadie, ein klumpen Erde rollte tlatschend in den Bach und brachte

Beilage des Vorwärts

Sefte pflegen? In Zwickau   blüht und wuchert religiöser Kult in tausend Winkeln, das mar wohl schon so zu Zeiten Thomas Münzers. Seine" Marienkirche, in der er die Geister rüttelte gegen den ungeist der Gemeinheit, rect noch immer in der ganzen Herrlichkeit Zwickau   brausten dereinst die Stürme des Bauernkrieges, und in ihrer gottstrebigen Gotit ihr Spigwerf himmelwärts. Ja, bis nach widau entbrannten die ersten Kämpfe um den deutschen   Kapita­lismus, nämlich als die Zwickauer   Tuchweber Konkurrenz im Orient fanden, mit dem die mächtigen Fugger Geschäfte einleiteten.

Und oft noch machte die Stadt von sich reden: ich habe kein Legifon zur Stelle, beim mehrtägigen Aufenthalt trifft man auch nicht gleich alle Leute, und ein Romanisches Café" gibt es nicht in Zwickau  , aber außer Thomas Münzer sei gedacht der Neuberin  , der famosen Schauspielerin, die mit ihrem Trüppchen lange Jahre hier herumzog, ferner Schumanns, deffen Nachlaß der Zwickauer  Magistrat dieser Tage in Interlaken   von den Töchtern des Kompo­nisten taufte, des alten Schlobig, der seiner Wefensart nach auch hätte Klobig heißen tönnen, deswegen aber doch einer der ersten Orthopäden Deutschlands   war, des höchft gewichtigen Meisterbogers Samson- Körner  , des Malers Bechstein  , der hier inmitten düsterer Realistik das Licht einer Welt erblickte, die er ganz anders sieht und malt, als dies dem Durchschnittszmidauer gefällt; des Zwidauers. Urteil über einen Bechstein: Das sieht scha gar nich, nemah?" Neuerdings macht auch viel von sich reden der frühere Schiffsarzt Dr. Boeters, der für die zwangsweise Unfruchtbarmachung aller jener Geistesgestörten eintritt, von denen anzunehmen ist, daß ihre Kinder von vornherein erblich belastet sind, der dabei aber für eine gute Idee mit viel falschen Mitteln und wissenschaftlich nicht ganz einwandfreien Methoden Propaganda macht.

Und noch einer muß erwähnt werden: Das ist der in Mittel­fachsen ziemlich bekannte Kaufmann Simon Schocken; ich weiß nicht, mie er als Kaufmann ist, wie seine Kundschaft von ihm denkt, habe feine Ahnung, wie er als Chef ist, ob seine Angestellten ihn mögen, man hört nichts Schlechtes von ihm, aber um einer Sache willen verdient sein Name schon auf alle Fälle genannt zu werden. Schoden   ist der Begründer und moralische und materielle Förderer der Siedlungsgenossenschaft 3widau- Nord, die nach seinen Ideen. und Plänen eine Reihe sehr schöner Siedlungstypenhäuser um acht­undeinhalbtausend Mart das Stüd ihren bisher zum Teil recht schlimm untergebrachten Mitgliedern gebaut hat: ein Häuschen nach dem anderen, im Winter wie im Sommer, ohne Architekten, über­haupt möglichst ohne Fachleute", mit denen der praktisch denkende Handelsmann immer einen erbitterten Kampf führen muß, dafür aber unter weitgehender persönlicher Mitarbeit der Hausbewohner, denn das vermindert die Bautosten eben um das Drittel der Bau­summe, die nicht bezuschußt" wird, unter einer Mitarbeit also, die nicht nur aus ideellen, sondern auch aus materiellen Gründen große Freude macht. Wenn der Schoden   so über den aufgewühlten Lehm­boden stapft, voller Stolz mit seinem Spazierstödchen mal auf diefe von ihm ersonnene Besonderheit zeigt und mal auf jene, auf­paßt, daß auch die Stuben recht sauber sind und die Defen warm, wenn er fich freut in der Erinnerung an das ihm jüngst gezollte Lob des Reichstunstwarts- dann gleicht er im ganz fleinen dem Siedlungsbeseffenen Industriepraktiker Michael Schellenberg, und Bernhard Kellermann  , der ja nun auch unter die Tendenzschrift steller sozialen Willens gegangen ist, hätte sicher viel Freude an dieser gemäßigten Idealausgabe jeiner Phantasiegestalt. Mehr Freude als bie Antisemiten, die den Schoden   schon haffen, meil er Jude ist. Solchen Berbrechens wird einer, menn er etwas leistet, mur gu gern bezichtigt. Der junge Museumsdirektor Hildebrandt Gurlitt Cornelius Gurlitts Sohn, ist wirklich weder Jude noch Mitglied Ser Sozialdemokratischen Partei, mas man ihm beides pormarf, aber daß ihn die Reaktionäre nicht leiden mögen, ist schon zu verstehen. Hat er es doch sogar einmal gemagt, den Juden Aron aus Dresden  neue Klaviermusif spielen zu lassen, und obendrein noch in einem Hause, das stolz fich König- Albert- Museum" nennt, und in dem er überhaupt sehr zeitfrische Vorträge veranstaltet und augenblicklich auch eine Ausstellung Wohnung und Hausrat", deren Farbbild Architekt Holberg   nach den Grundsägen der Ostwaldschen Farben­theorie ordnete. Und auf Gurlitts Ausstellungsprogramm der nächsten Zeit stehen Namen wie Bechstein, Nolde, Rollwig und Barlach  . Man stelle sich so etwas in 3midau vor.

Nu wie siehtn scheß zun Beischbiel de Schbargasse aus? Diese Erbressifsionison mißtmer alle zum Deift schachn," faßt am Stamm­tisch der Garfüche einer beim Wellfleischessen seine Meinung zus fammen, was auf deutsch   heißen soll, daß man die expressionistischen Rünstler alle zum Teufel jagen müßte. Aber der schöngeistige Stammtischler, der diese Worte sprach, bepöbelte in derselben Heftig­teit Hinz und Kunz und jedermann.

das schwer um seine Eriſtenz ringende und obendrein unschöne Ich glaube, diese häßliche Spießbürgerei mar symbolisch für Swidau, das doch Hilfe und nicht Bespeiung verbient, fymbolisch für unser sich in Mißwirtschaft zermürbendes Deutschland   überhaupt: der Kampf geht nicht gegen die Andersdenkenden, sondern gegen die Anderswollenden, er tobt nicht mehr unter ehrlichen Menschen, son­bern zwischen Fortschrittlern und grundsäglich Reaktionären, nicht nur zwischen Arbeitern und Kapitalisten, sondern auch zwischen Bürgern und Spießern, zwischen Deutschen   und Teutschen.

Und so ist dieses Feuilleton über eine deutsche   Kleinstadt eins über Deutschland   überhaupt geworden. Der Vergleich tam, als ich die graue Sachsenstadt nächtens verließ, Schwärze deckte die Erde, nur Notlichter wiesen die Lage der Schächte im Revier. Ebenso talt wie draußen war es im Zuge. Und lange Stunden später erft, als über Zwidau- Deutschland die Sonne aufging, wurde es warm, wurde es angenehm.

Spät also, aber einmal doch..

Die Analysen- Quarzlampe.

Unter der Quarzlampe versteht man den elektrischen Lichtbogen

zwischen Quecksilber- Elektroden, das in einem Quarzgefäß einge­schlossen ist. Dieser Quecksilberlichtbegen ist vor mehr als 30 Jahren von dem Ende 1919 verstorbenen Physiker Leo Arons   zuerst her­gestellt worden und wird nach ihm auch öfter als" Aronslicht" be­zeichnet. Namentlich in der Medizin hat das Aronslicht in der Form der seg. fünstlichen Höhensonne eine weite Verbreitung ge­funden; denn das Quecksilberbogenlicht ist überaus reich an ultra­violetten Strahlen, die für das Auge unerkennbar sind, fich aber durch chemische Wirkungen, auf denen auch ihre Benugung zu Heil­zmeden beruht, rffenbaren.

In der jüngsten Zeit hat man noch ein anderes Anwendungs­gebiet dieser Strahlen gefunden, sie fönnen zur Erkennung oder vielmehr Unterscheidung von Stoffen dienen, die im Tageslicht und bei heller fünftlicher Beleuchtung vollkommen gleiches Aussehen zeigen; werden sie aber mit ultraviolettem Licht bestrahlt, so be ginnen sie zu fluoreszieren und zwar je nach den Stoffen, aus denen fie bestehen, in ganz verschiedenen Farben. Um diese schönen Er­scheinungen sichtbar zu machen, muß man aber das andere Licht ausschalten, weil sonst die helle Beleuchtung die zarten Fluor­efzenzfarben überstrahlt, sie also nicht zur Wahrnehmung gelangen. Es kommt also darauf an, Gläser herzustellen, die die ultra­violetten Strahlen turchlaffen, das dem Vuge fichtbare Licht jedoch zurückhalten. Das ist in der jüngsten Beit gelungen, und in der Gesellschaft für technische Phyfit wurden eine Reihe derartiger schwarzer, alfe für sichtbares Licht undurchlässiger Gläser vorgeführt, die aber, weil die ultravioletten Strahlen des Aronslichtes ungehin­bert hindurchgehen, zu reizvollen Fluoreszenzerscheinungen führen. Indem man solche Gläser vor einer Quarzlampe anbringt, fann Bt. man diese direkt zur chemischen Analyse benußen.