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Nr. 97 43.Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Uebergewinne bei Kreditgenossenschaften.

Womit werden sie erkauft?

Nachdem für Handwerker und Kleingewerbetreibende mehrfach nicht unbeträchtliche Staatskredite zur Verfügung gestellt worden find, um den Kreditschwierigkeiten dieser Kreise zu begegnen, muten die mehrfach erklärten hohen Dividenden von kleingewerblichen Genossenschaftsbanfen für 1925 etwas merkwürdig an. Bor uns liegen die Geschäftsberichte von vier solcher Genossenschaften: der Handwerkerbank Altona mit 12 Proz. Dividende, der Creditbank e. G. m. b. H., Flensburg  ( 12 Pro3.), der Essener Bank e. G. m. H. ( 15 Broz.) und der Gewerbebank e. G. m. 5., Minden   in Westf. ( 9 Proz.). Es handelt sich bei diesen Dividenden gewiß um keine hohen Auszahlungsbeträge. Außerdem werden sie an die Mitglieder der Genossenschaften, und zwar auf die von diesen gezahlten Ge­schäftsanteile verteilt. Es könnte alse so scheinen, als ob hinter diesen Dividenden fein volkswirtschaftlicher Schaden stecken könnte.

Art und Gefahr der Gewinnpolitit. Durch das Studium der Geschäftsberichte und Bilanzen wird man aber eines anderen belehrt. Eine angenehme Ueber­raschung zwar ist bei drei der Bilanzen die gute und genaue Glie­derung der Bilanz. Die Anweisung des Genossenschaftsverbandes, einheitliche, den Zweimonatsbilanzen der Großbanken angepaßte Bilanzen aufzumachen, wird offenbar befolgt. Das ist ein erfreu­licher Beitrag erfolgreicher Rationalisierungsarbeit der Zentral­organisationen der Kreditgenossenschaften. Schlimm aber steht es offenbar mit der Kredit- und 3inspolitik, die anscheinend viel stärker auf hohe Ueberschüsse, als auf wohlfeile Kredit­versorgung der Mitglieder abzielt. So hat die Handwerkerbank Altona bei Geschäftsanteilen ven 95 000 m. Zins- und Provisions­überschüsse von 74 000 m., die Creditbank Flensburg bei 575.000 m. Geschäftsanteilen Ueberschüsse von 264 666 M., die Essener Bank bei 500 000 m. Geschäftsanteilen 283 584 m. und die Gewerbebank Minden   bei 67 500 M. Anteilen 39 000 m. Ueberschüsse erwirt­schaftet. Die hohen Dividenden zusammen mit den sehr beträcht­lichen Reserveſtellungen sind ein Beweis dafür, daß die Zinsspanne zwischen gewährten und verlangten Zinsen auch bei diesen Genossen­schaftsbanken sehr hoch ist, wenngleich sie wahrscheinlich niedriger ist als bei den Privatbanken. Praktisch bedeutet das natürlich, daß diese Handwerkerbanken den Kreditbedarf ihrer Mitglieder unverhältnismäßig teuer befriedigen und vor allem die Mitglieder in zweifacher Weise direkt schädigen. Die vor­fichtigen Mitglieder halten sie von der Kreditinanspruchnahme zu­rück, weil die Zinsen zu hoch sind; ihr Kreditbedarf bleibt aber un­befriedigt, ihre Geschäftstätigkeit beschränkt. Unvorsichtige Mit glieder verführt sie zur Verschuldung, was bei der Höhe der Zins­last natürlich zu Verlusten der Banken führt. Dazu liefern die Bilanzen zwei drastische Beweise. Die Handwerkerbant Altona hat zum Schluß des Geschäftsjahres in der Kaffe und bei Banken genau dreimal soviel flüssige Mittel( 231 000 m.), weil sie die Gelder bei ihrer Kundschaft nicht unterbringen fann, als Geschäftsanteils­fapital( 95 000 m.). Die Gewerbebant Minden muß, obwohl sie nur 50 100 m. Spareinlagen hat, 50 200 m. zweifelhafte Forde rungen ausweisen. Sehr deutlich gibt die Handwerkerbank Altona der befolgten Gewinn- und Zinspolitik Ausdruck, wenn sie die hohen Dividenden mit der Hoffnung begründet, die Mitglieder dadurch leichter zur Bollzahlung der Anteile zu veranlassen. Daß fie dabei das Pferd am Schwanz aufzäumt, sieht sie nicht. Denn die an­gerechnete hohe Zinsspanne, mit der die Dividende erwirtschaftet wird, verzehrt ja die Geschäftsüberschüsse der Mitglieder, aus denen die Anteile gezahlt werden können. Daß die Mitglieder sich bei dieser Zinspolitif tatsächlich eher geschädigt als gefördert fühlen, verraten im übrigen die sehr heftigen Sch mantungen der Eintritte in die Genossenschaften und der Aus fchlüffe und Kündigungen der Mitgliedschaft, wobei die Abgänge die Zugänge überwiegen.

Bedeutung für die allgemeine Kreditwirtschaft.

Bir würden den Geschäftsabschlüssen und der Geschäftsführung ter Handwerkerbanken fein solches Gewicht beilegen, wenn die Ge­noffenschaftsbanken des Kleingewerbes heute feine größere Rolle spielen würden, als in normalen Friedenszeiten. Auf dem 2. Giro­verbandstag der bei der Dresdener   Bant als Zentralgiroinstitut zusammengeschlossenen Kreditgenossenschaften hat sich gezeigt, daß die Großbanken die kleingewerblichen Kreditgenossenschaften in ihren Kampf gegen die öffentlichen und gemeinnüßigen Banken einspannen wollen. Nun ist es zu diesem Kampf nur gefemmen, meil die privatfapitalistischen Banten teurer find, als die öffent­

lichen Banken. In diesem Kampf ist die Stärkung der öffentlichen Banken eine volkswirtschaftliche Notwendigkeit. Sie liegt auch im Interesse der Mitglieder der kleingewerblichen Kreditgenossenschaften, denn je höher die Zinsspanne der Privatbanken bleibt, um jo höher bleibt auch die Zinsbelastung für das Kleingemerbe. Das A11­gemeininteresse an der Senkung der Zinskosten und das Spezialinteresse der Handwerkerbanken sind daher identisch. Es wäre bedauerlich, wenn eine unbesonnene Divi­dendenpolitik der fleingewerblichen Kreditgenossenschaften der all­gemeinen Senkung der Zinskosten im Wege stünde.

Zinskostensenkung.

Die Reichsbank hat den Zinsfuß für Darlehen gegen Verpfän­dung von Wertpapieren und Waren ab 26. Februar auf 9 Proz ermäßigt. Der Lombardzinsfuß betrug seit dem 12. Januar, dem Tage der letzten Diskontermäßigung, 10 Proz. Die Reichs­bant hat also ohne weitere Distontermäßigung die bisher 2 Broz. betragende Spanne zwischen Diskont- und Lombard­fag auf 1 Proz. ermäßigt. Sie hat damit von sich die Möglichkeit der Verkleinerung der Zinsspanne auch für die privatkapita­listischen Banten gegeben. Hierin liegt die freditwirtschaftliche Bedeutung der Maßnahme. In Erwartung der Maßnahme hat die Berliner   Stempelvereinigung den deutschen   Bankvereinigungen vor einigen Tagen vorzuschlagen beschlossen, den Zinssatz für Bank­tredite( ohne Veränderung der Provisionssätze) um 1 Broz. zu senken. Erstkredite würden dann 11,4 gegen bisher 12,4 Proz. foften. Diese Senfung ist inzwischen ebenfalls ganz allgemein ab 1. März beschlossen worden. Dabei ist allerdings zu beachten, daß die Privatbanken auf der anderen Seite den Vergütungssatz für monatlich fündbare Gelder bereits von 6 auf 5% Proz. gesenkt haben. Die einprozentige Senfung des Debetjakes wird also zum Teil wieder aufgehoben. Immerhin erfolgt im ganzen eine Ber­ringerung der Zinsspanne, die im gesamtwirtschaftlichen Interesse ringerung der Zinsspanne, die im gesamtwirtschaftlichen Interesse zu begrüßen ist, weil sie eine tatsächliche Erleichterung des Zins­drucks in der Wirtschaft bedeutet.

Von der Generalversammlung der AEG. Abbau der Arbeiter kein Abbau leitender Beamter.

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Wie alljährlich benutzte Generaldirektor Deutsch   auch die dies= jährige Generalversammlung der AEG., um sich über die allgemeine Wirtschaftslage in Deutschland  , über die Aussichten der Elektrotechnik und über die Geschäftslage in der AEG. zu äußern. Er schildert die Krisis und erhebt die Forderung nach dem billigen Massen­fabrikat. Dazu sei mit Hilfe der Normalisierung und Vereinheit­lichung der Produktionsmethoden eine Umstellung der deutschen Fa­briken notwendig. Allein nicht diese Umstellung ist entscheidend für die Produktionskosten, sondern der wichtigste Faktor ist hier der Preis der Rohstoffe und der vorverarbeitenden Industrie. Diese muß auf die Bedürfnisse der Fertigindustrie mehr eingehen. Deutsch bricht, wie schon früher, so auch jetzt, eine Lanze für den horizontalen Aufbau und für die Ausbildung großer, Spezialitäten liefernder Fabriken. Nachdem er dann die üblichen Proteste gegen Eteuern und foziale Laften vom Stapel gelassen hat, beschäftigt er sich mit der Zukunft der Elektrotechnik, der er infolge der im be­schleunigten Tempo fortfchreitenden Elektrifizierung sehr große Aufgaben in Deutschland   zuweist. Das ergibt sich schon aus der Tatsache, daß pro Kopf der Bevölkerung in Amerifa 415 Kilowattstunden, in der Schweiz   398 Kilowatt­stunden, in Deutschland   nur 162 Kilowattstunden und in Eng land 141 Kilowattstunden fonsumiert werden. Zur Geschäftsent wicklung führt Deutsch   aus:

Die Art der Geschäfte bei uns hat sich im ganzen ver­ändert aus Gründen, die in dem Mangel an Betriebskapital und der allgemeinen Depression zu suchen sind. Während früher die großen industriellen Aufträge etwa die Hälfte un seres Gesamtumiages ausmachten, fehlen heute die um­fangreichen Anlagen vollständig, und der Umfaz seßt sich aus einer großen Zahl von kleineren Anlagen und laufenden Ma­terialien zusammen, die naturgemäß größeres Bersonal bean­spruchen und größere Unkosten machen. Zweifellos wird die Besserung der wirtschaftlichen Stabilisierung des französischen   Frant und der Lira unserer Schwerindustrie wieder die Möglichkeit geben, sich zu modernisieren und neue Anlagen zu bestellen."

SIE

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ecmat?

Sonnabend, 27. februar 1926

Die mit dem Bau von Zentralstationen und Bahnen beschäftigte Abteilung der AEG. hat wegen der zahlreich vorliegenden Aufträge eine erhebliche Ausdehnung erfahren. Er erwähnt den Auftrag auf den Bau des Elektrizitätswerks Rummelsburg  . Die AEG. He­schäftigt sich neuerdings mit dem Problem der Kohlenstaub= für die Zukunft bieten. Der Tatsache der allgemeinen Industriealisie= feuerung und Kohlenveredlung, weil sie große Aussichten rung Europas   sieht Deutsch   für die fernere Zukunft mit nicht allzu großer Besorgnis entgegen:

Trotzdem glaube ich, daß die Entwicklung des fommenden Jahrzehnts so verlaufen wird, daß die verschiedenen Länder ein­sehen werden, daß ihnen Kapital, Arbeitskraft und Er. fahrungen und legten Endes technische Begabung nur in einem beschränkten Ausmaße zur Verfügung stehen. Sie werden sich also darauf beschränken müssen, je nach Barhandensein von Bodenschätzen und je nach dem Charakter und der Zusammen­segung der volkswirtschaftlichen Kräfte wesentlich normale Produkte im eigenen Lande zu erzeugen und hochwertige Fabritate, 3. B. auf dem Gebiete der Werkzeugmaschinen, der Start- und Schwachstromtechnik, Spezialtertilmaschinen usw. vom Aus. land zu beziehen.

Ich bin überzeugt, daß diese Arbeitsteilung sich zu­sammen mit dem Abbau der seit dem Versailler Friedensvertrag in Europa   errichteten Zollmauern vollziehen wird, da es eine Unmöglichkeit ist, wenn jedes Land versucht, alle industriellen Bedarfsartikel selbst zu erzeugen. Wir müssen daher systematisch die Abkehr vom Hochschutzzollsystem in allen Ländern forcieren und propagieren, damit eine rationelle und planmäßige Verteilung und Produktion die Grundlage für eine neue wirtschaftliche Ent­wicklung und Erstarfung unseres Kontinents schaffen kann.

Vorher hatte eine umfangreiche Debatte über den Geschäfts bericht und die Bilanz stattgefunden, und es war interessant fest­zustellen, daß die Verwaltung es nicht für notwendig hielt, auch nur mit einer Silbe auf eine der zahlreichen Anfragen, von denen einige sehr beachtenswert waren, einzugehen. So sind z. B. Steuern und soziale Laften in einem Posten verbucht und die Verwaltung, die sich doch stets über das Erdrückende dieser Lasten beschwert, wurde gebeten, anzugeben, was von den 15% Millionen auf Steuern, was auf soziale Lasten entfiele. Es wurde darauf verwiesen, daß trotz des starken Abbaues an Arbeitern und Beamten 6 bis 7 Pro= turisten in der letzten Aufsichtsratssitzung neu ernannt seien, daß fein Direktor abgebaut sei und daß das zahlenmäßige Miß­verhältnis zwischen leitenden Angestellten und Arbeitern und Be amten vergrößert werde. Es wurden Angaben über die 3 a hl der Beamten und Angestellten und der leitenden Beamten verlangt. Die Lohnpolitif wurde scharf kritisiert, da sie gerade die befähigtsten Kräfte in andere Betriebe treibe, wo sie bessere Be zahlung erhielten. Auf diese und noch manche weniger erwähnens werten Anfragen und Beanstandungen hatte die Verwaltung keine Antwort.

Moderne Probleme des internationalen Handels.

Mit einem Referat über die modernen Probleme des internationalen Handels leitete Professor Dr. Julius Hirsch   eine Vortragsreihe ein, die von der Berliner   Handels­fammer über das Thema ll eberstaatliche Bilderungen Bochen veranstaltet wird und namhafte Wissenschaftler in den Einzel­in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht" in diefen fragen zu Wort kommen läßt. Hirsch wies darauf hin, daß erst etwa feit 1825, als die erste Eisenbahn über Schienen lief, von einem Welthandel die Rede sein könne und daß sich seitdem bis zum Kriege der auswärtige Handel aller Länder stärker entwickelt habe als in der ganzen voraufgegangenen Zeit. Er ist etwa auf das Neurzigfache gestiegen. Dennoch gelte dabei das von Sombart  zuerst ausgesprochene Gesez von der abnehmenden rela die einzelnen Momente ein, die den Rüdgang des Belthandels nach tiven Bedeutung des Außenhandels. Hirsch ging auf dem Kriege herbeigeführt haben, und jah als wichtigste Ursache da für die Berarmung der Abnehmerländer an, die min­destens ebenso stark wie die Industrialisierung der überseeischen Länder gewirkt hat. Zu den wichtigen Ursachen der Erschütterungen der Weltwirtschaft und den Neubildungen im Welthandel rechnet er die Versuche der rohstoffliefernden Länder, durch Balorisatio. nen die Rohstoff- und Lebensmittelpreise hochzuhalten. Auf diese Weise nimmt das englische Reich seinen Kunden jährlich mehr ab, als Deutschland   an Reparationen zu zahlen hat. Einen großen Teil dieses Mehrgewinnes steckt es aber wieder in eine andere künstliche Beeinflussung des Welthandels, in Subven tionen für seine Industrie. Das gilt insbesondere für den Brenn stoffmartt, auf dem durch die Verdrängung der Kohle durch das Petroleum gewaltige Verschiebungen eingetreten sind. Eine

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