Die Affäre des Landgerichtsdirektoes.
Jürgens, das Opfer feiner Frau?
Die Untersuchung der Stettiner Polizeibeamten und der Stargarder Kriminalpolizei gehen noch weiter, ohne daß bisher ein Abschluß der Ermittlungen festgestellt werden tonnte. Vor allem richtet sich das Interesse der Kriminalbeamten auf den Einbruch, der in der Wohnung des Landgerichtsdirektors in der Jobst straße verübt worden war. Es hat so den Anschein, als ob die Stargarder Polizei bereits furz nach diesem Diebstahl Berdacht geschöpft hat, denn man bewachte damals das Haus, und als etwa eine Woche später in einem Stallgebäude ein Brand ausbrach, murde eine sehr eingehende Untersuchung geführt, an deren Ende man allerdings wiederum zweifelhaft wurde, denn man glaubte bamals, daß die Angehörigen eines furz vorher verurteilten Mannes einen Racheaft versucht hätten.
Dagegen wird Frau Jürgens faft von allen Selten be. ( aftet, während man dem Landgerichtsdirektor ein günftiges Zeugnis ausstellt. Die Ansicht der Kreise, die mit dem Ehepaar in Berührung gekommen sind, geht dahin, daß Landgerichtsdirektor Jürgens von dem Treiben seiner Frau selbst wohl nichts gewußt hat, und daß er andererseits, als ihm Klagen zu Ohren tamen, zu schwach gewesen ist, energisch einzugreifen. Frau Jürgens mietete Frau Jürgens mietete zum Beispiel, ohne ihren Gatten zu fragen, in der kleinen Stadt eine Etage mit fieben 3mmern, blett fich zwei Hausmädchen nd trieb persönlich einen Aufwand, der mit dem Einmen ihres Batten, das damals 660 m. monatlich betrug, niemals in Einklang zu bringen war. Frau Jürgens errichtete für ihren Mann bei der Stargarder Stadtbant ein Ronto, über das sie allein verfügte, und es ist bezeichnend, daß der Landgerichtsdirektor, ob. wohl das Banffonto doch auf seinen Namen lautete, niemals felbft Abhebungen oder Einzahlungen vorgenommen hat. Jürgens hat, wie von bestunterrichteter Seite behauptet wird, immer einen gewissen Abscheu vor geschäftlichen Dingen gehabt und hat auch die Abrechnungen, die ihm von dem Bankinstitut geschickt wurden, felbft nie unterzeichnet. Die finanzielle Bedrängnis wurde aber in der legten Zeit so groß, daß Frau Jürgens faft bei allen Geschäftsleuten in der Stadt mehr oder weniger große Schulden hatte. Sie griff schließlich zu dem verzweifelften Mittel, Scheds ohne Dedung auszugeben, und bezeichnend für die Lage der Frau war es, daß bei der Stadtbant folche Sched's vortamen über Beträge von 5 bis 20 m. Der Leiter der Stadtbant machte fchließlich Landgerichtsdirektor Jürgens auf dieses Treiben feiner Frau aufmerffam und Jürgens versprach, nach Möglichkeit dafür sorgen zu wollen, daß seine Gattin derartige Manipulationen unterließ. Die Gesamtschulden der Familie in Stargard beliefen fich auf etwa 5000 bis 6000 m. Gegenwärtig ist die Polizei bemüht, festzustellen, ob Frau Jürgens wirklich wertvolle Schmudgegenstände besessen hat, da sie bekanntlich nach dem Einbruch in ihrer Stargarder Wohnung die Versicherungsgesellschaft dafür in Anfpruch genommen hat. Die zahlreichen früheren Freunde des Ehe paares find im Laufe des gestrigen Sonnabends über diesen und andere Puntte bereits vernommen worden, doch dürften die Er mittlungen frühestens in der nächsten Woche zum Abschluß gelangen.
Fünf Jahre Freie Schulgemeinde.
Eine Feierstunde in den Pharusfälen.
Die Freie Schulgemeinde Berlin- Webbing be steht nunmehr fünf Jahre. Aus diesem Anlaß lub fie alle ihre Freunde am Donnerstagabend zu einer Fest versammlung in die Pharusfäle in der Müllerstraße. Der Saal war voll
besetzt. Die Erschienenen wurden vom Genossen anger begrüßt. Genoffe Schröter führte dann in seiner Feftrede näher in den Sinn des festlichen Tages und den Geift der Bewegung, die es zu feiern galt, ein. Er beleuchtete den Kampf um die weltliche Schule fomohl in politischer als auch kultureller Beziehung, er Schilderte die Hartnädigkeit, mit der dieser Kampf gegen die dunklen Mächte der Reaktion heute noch notwendigerweise geführt werden müffe, er forderte weiterhin start fte Attivität der Elternchaft, ohne die der Gedanke der weltlichen Schule, die eben eine Lebensschule sein folle, niemals Vollendung finden tönne. Genoffe Schröter warnte vor der Ansicht, daß die freie Schule irgendwie einer bestimmten Bartei dienstbar fein fönne, das fel weder möglich noch notwendig. Wenn selbständig dentende und frei fühlende Kinder erzogen würden, wüchse ohnedies ein Geschlecht heran, das in der Lage sei, die Not des Boltes flar u fehen und Mittel zu finden, die zu deren Beseitigung beitrügen, und der Verlauf des Abends bewies deutlich, daß die Freie Schulgemeinde Wedding mit ihrer Arbeit bereits weit mehr erreicht hat, als die Propagierung eines schönen, aber legten Endes doch nur theoretischen Programms. Der Beifall wollte nimmer aufhören
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fabrizieren. Wor Reiber werben 0, 50 mb an 11. pre| Sind geboten, eine Durchschnittsichürze foll 2 bis 2,40 t. bas Dußend an Arbeitslohn an den Zwischemneister gewährt werden, für Herrenhofen 75 bis 80 Pf. pro Stud. Daß dabei der in dem Gesez vorgesehene Heimarbeiterschutz illusorisch ist, bedarf feines näheren Beweises. Die meisten Diskussionsredner standen auf dem gesetzlich qualifiziert werden müßten. Das Ziel muß jedoch sein, Standpunkt, daß die 3 wischenmeister als Arbeitgeber daß Heimarbeit und zwischenmeister überhaupt aus unserer Wirtschaft verschwinden und daß die Herstellung von Waren durch die Fabrikanten in Eigenbetrieben erfolgt. Bis dieses Ziel erreicht ist, muß wenigstens darauf gesehen werden, daß unter den Streitigkeiten der Zwischenmeister mit den Fabrikanten die be tlagenswerten Heimarbeiter nicht zu leiden haben.
Umlage für die Grundvermögenssteuer. Für März höchstens 2 Proz. der Friedensmiete. Die Miete für März ist, wie wir bereits mitteilten, nicht er. höht worden. Neben der festen Miete hat der Mieter aber noch eine den Monat Februar 1926 beträgt die Umlage 100 Broz, für den Umlage für Grundvermögenssteuer zu zahlen. Für Monat März 1926 jedoch nur 50 Proz. der Grundvermögens teuer. Diese 100 Broz. und 50 Broz. der Grundvermögenssteuer werden nach dem Maßstabe der Friedensmieten umgelegt. Der Umlagebetrag beläuft sich für Februar auf höchstens 4 Pro3. für März auf höchftens 2 Pro3. der Friedensmiete. Es wird jedoch davor gewarnt, dem Vermieter ohne weiteres 4 Broz bgm. 2 Broz als festen Satz zu zahlen, weil wahrscheinlich in den allermeisten Fällen der genau errechnete Umlagebetrag erheblich geringer fein wird als 4 Bros. bzw. 2 Broz der Friedensmiete. Benn zum Beispiel die Friedensmiete 100 m. monatlich beträgt, dann wären nach dem heutigen Saz 84 M. Miete plus 2 M. Mietsumlage zu zahlen, zusammen also 86 M.
Der Prozeß v. Lühow.
Der Angeklagte erläutert den Prügelbegriff Trommeffeuer". Auf eine Frage des Rechtsanwalts Dr. Stemmler nach der Rittagspause erwiderte der Staatsanwalt furz, daß er feine Anträge zu stellen babe. Es ist daraus zu folgern, daß die Staats. anwaltschaft die Anflage in sämtlichen 75 Fällen aufrechterhält.
Su Anfang der geftrigen Berhandlung tam es zunächst zu einer Auseinanderseßung zwischen den Berteldigern v. Lugows und dem Sachverständigen Dr. Placzet über den Widerspruch, der darin liegt, daß v. Lützow von sich behauptet habe, er sei geschlechtlich normal, während Medizinalrat Dr. Störmer fein schriftliches Gut achten, das er für den Untersuchungsrichter erstattet hat, mit den Worten beginnt: Der Angetlagte o. Lugow ist unzweifelhaft homosexuell Das Gericht lehnt jedoch fämtliche Anträge der Berteidigung, die sich auf diese angeblichen Wider Sprüche beziehen, ab. Die Beweisaufnahme wandte fich nun einem zu. Der Angeklagte v. Lügen erflärte, daß er zu dieser wichtigen wichtigen neuen Abschnitt, dem Prügeln der Borschüler, Frage zunächst seinen Standpunkt darlegen müsse. Die Vorschüler feien ein ganz anderes Element in einer Erziehungsanstalt als die größeren Schüler. In Boffen sei ihm aufgefallen, daß im Unterricht der Borschule start geschlagen wurde, und er habe Strafregister eingeführt. Die sämtlichen Barschüler ftanden auf 5 in der Benjur und demnach hätten alle Schüler figen bleiben müssen. Deshalb habe er zu Strafen greifen müffen. Er babe aber nicht mechanisch bet jeder Bler" oder Fünf gefchlagen. Es sel sein Grundlag geDas jogenannte Trommelfeuer bebeutete nicht eine schwerere mejen, die fleinen Jungen fo milbe wie möglich zuschlagen. oder schmerzhaftere Büchtigung der Kinder, fondern es sollte nur in dem fleinen Jungen das Gefühl ermeden, daß er geschlagen fei. Das Trommelfeuer sei ein schnelles Schlagen aus dem Handgelent.
Es wurde dann eine Reihe von Jungen, vorwiegend Bor. schüler, vernommen. Diese Zeugen machen, ebenso wie der größte Teil der an den vorhergehenden Tagen vernommenen ehemaligen
Das Rundfunkprogramm.
Sonntag, den 28. Februar.
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Zu
Uhr vorm.: Morgenfeier. 12 Uhr mittags: Uebertragung aus dem Plenarsitzungssaal des Reichstages. Gedenkfeier. 1,30-2.30 Uhr nachm.: Die Stunde der Lebenden. 1. A. Schönberg : a) Traumleben, b) Schenk' mir deinen goldenen Kamm, e) Mädchenlied, d) Waldsonne, e) Erhebung( Nora Pisling- Boas, Sopran; am Flügel: Theophil Demetriescu). 2. F. Poulene: Ausflüge. Im Auto Pferd-Im Boot- Im Flugzeug Im Autobus- In der Droschke zu Fuß Im Postwagen( Theophil Demetriescu, Klavier). 3. Strauß: a) Breit' über mein Haupt, b) Die Zeitlose, c) Du meines Herzens Krönelein, d) Ach Lieb, ich muß nun scheiden, e) Heimkehr( Nora Pisling- Boas). 4. E. v. Dohnanyi : Aus dem Winterreigen: Widmung Sphärenmusik Morgengrauen Um Mitternacht( Theophil Demetriescu). 3 Uhr nachm: Major D. Dr. Claessens: Unsere Kriegsblinden. 3.30 Uhr nachm.: Goldhärchens Hochzeit aus Goldhärchen und Funkheinzelmann", von Hans Bodenstedt , erzählt vom Funkheinzel
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für das, was von der Bühne herunter geboten wurde. Der Sprechchor aus der Schule in der Pantstraße brachte in aus. gezeichneter Stimmschulung den aus dem Englischen überseßten Psalm der Arbeit zum Vortrag, ein großes Schüler orchester, das die Schule in der Gothenburger Straße gestellt hatte, erfreute durch mehrere Musikvorträge. Mit Begeisterung murben natürlich auch die theatralischen Darbietungen, die bei vielen hübsches Talent, bei allen aber große Freude am Spiel erkennen ließen, aufgenommen. mann. Neben anderem gab es, dargestellt von Kindern der Gemeindeschule am Leopoldplak, das Spiel zu fehen Bom Schulmeister Neunmal gescheit, das einen Teil einer von den Kindern selbst vorgenommenen dramatischen Be arbeitung eines Schelmenromans darstellte. Schwer zu sagen, wo die Freude größer war: bei den Kindern auf der Bühne oder bei den Eltern und Freunden im Saal. Bestimmt aber, daß der Abend einen prächtigen Beweis bot für die positive erfolgreiche Arbeit der Freien Schulgemeinde Berlin- Wedding.
Die Angemeffenheit der Hotelzimmerpreise. Nach einer Mitteilung, die der Reichswirtschaftsminister fürzlich an sämtliche Landespreisprüfungsstellen hat ergehen lassen, sind viel fach Klagen über die Unangemeffenheit der 3immer. preise in den Hotels bei dieser Reichsbehörde eingelaufen. Die mittleren und örtlichen Preisprüfungsstellen sind nunmehr angewiesen worden, zu prüfen, ob insbesondere der Fortfall der Reichs. beherbergungssteuer am 1. August und der tommunalen Bohnsteuer ab 1. Oftober eine entsprechende Berücksichtigung bei der Bemeffung der Zimmerpreise in den Hotels gefunden hat. Ueber das Resultat diefer Feststellungen soll der Landespreisprüfungsstelle für den Freistaat Breußen bis 1. April d. J. Bericht erstattet werden. Die Nachprüfung ist in der Tat sehr notwendig, denn Don einer wefentlichen Ermäßigung ber Bimmerpreise in den Hotels verspürt man vielfach noch recht wenig.
Die Notlage der Zwischenmeifter. Die Spizenorganisation der 3 wischenmeister im Be. leidungsgewerbe, der neugegründete Reichsverband des Lohngemerbes der Deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie, hatte zu Sonnabendnachmittag eine Rundgebung im Saalbau Fried richshain veranstaltet, um vor der Deffentlichkeit seine Notlage und seine Forderungen zu vertreten. Die beiden Referenten Drews und Hochfeld legten dar, daß in dem Hausarbeitsgejeg eine Stellung für die Zwischenmeister nicht verantert sei. Die 3wischenmeister be fchäftigen aber 98 Proz. der Heimarbeiter, die Fabrikanten nur 2 Broz. Es muß auch den Zwischenmeistern die Tariffähigkeit ge währt werden, denn von ihrer Bezahlung hängt legten Endes auch die Bezahlung der Heimarbeiter ab. Zum Beispiel bekommen heute bie Zwischenmeifter für die Arbeit von ein Duhend Damenhemden 1,20 bis 1,80 mt., für das Dugend Herrenoberhemben, bie pro Stüd zu 6 Mart und darüber vertauft werden, 3,60 bis 4,80 Mr. Arbeitslohn, den Zwischenmeistern des Erzgebirges, die ragen herstellen, wird das Angebot gemacht, das Dußend für
Marsch
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Der
Gabler des Angeklagten, einen durchaus frischen und offenen Ein brud. Ein 12jähriger Knabe, der viermal von dem Angeklagten ge prügelt worden ist, erklärt: Ich habe mich in der Anstalt immer mohlgefühlt und würde auch jezt gern wieder hingehen. R.-A. Dr. Ballentin: Sind dir Schläge lieber oder Arrest? Beuge: Schläge. Verteidiger: Weshalb? Beuge: Das ist nicht so hat es mir sehr gut gefallen, denn wir hatten Freiheit im Spiel langweilig.( Heiterkeit.) Ein weiterer Zeuge sagte aus: Eigentlich Die Hiebe waren auch nicht so schlimm, wenn sie auch Striemen hinterließen; denn Vater schlägt viel fräftiger. Sunge hat sechsmal Prügel bekommen. Nach den Schlägen wurde der Junge, wie er weiter angab, auf den Schoß genommen und geftreichelt. Der fleine Klaus R. meinte, daß die Schläge nicht so chlimm waren, aber einmal sei er ungerecht geprügelt worden. Die Jungen hätten sich verabredet, sich, wenn der Dr. v. Lühow ans Bett tomme, schlafend zu stellen, um feinen Schmeicheleien au entgehen, da es ihnen unangenehm war. Auf die Frage, weshalb, erwiderte der Zeuge: Weil er so aus dem Munde roch. Beuge: Ja. Vorf.: Warst du auch einer? Beuge: Nein. Zwischen ( Große Heiterfeit.) Bors.: Hatte er sogenannte Lieblinge"? durch wurden mehrere, jegt 18- und 19jährige ehemalige Schüler bernommen. Der eine beschwerte sich über die viele Prügel. Einmal habe er Schläge bekommen, weil er Aepfel vom Baume ge ftohlen habe. Es gab 25 Hiebe, die abgezählt wurden. Nach dem Echlagen nahm von Lüßow den Jungen auf den Schoß und ftreichelte ihm Haar und Bange. Der Junge sträubte sich aber da gegen, weil er sich als Sechzehnjähriger für dieſe Hätscheleien schon zu groß fühlte. Die Berhandlung wurde dann auf Montag früh 8 Uhr vertagt.
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Die Frauen und der Volksentscheid.
Eine Konferenz der Kretsleiterinnen und Funt. tionärinnen, die in den Sophien- Sälen stattfand, beschäftigte sich mit der Frage der Frauenbeteiligung am Volksentscheid. Zu diesem Thema hielt Genoffin Todenhagen das Referat. Sie mies darauf hin, daß es Pflicht jeder Frau sei, ihren Namen in die Listen für das Boltsbegehren zu sehen, wenn ihr das Wohl ihrer ( amten Bolte nötig. Die Sozialdemokratie ist zwar die Urheberin Famille am Herzen liege. Hier sei umfaffende Aufklärung im gedieses Unternehmens, aber weit über den Rahmen der Partei hinaus handelt es sich hier um eine Angelegenheit des ganzen Boltes, gleich, welches politischen und religiösen Glaubens der einzelne fei. Unsummen haben uns die einstigen Herrscher, denen mir unsere Berelendung danken, schon gefoftet, Milliarden wollen fie noch weiter aus dem hungernden Bolf herauspressen; Ländereien und Schlösser, die unsere unterernährten Kinder, unsere Schwachen und Alten den notwendigen Erholungsort bieten tönnten, begehren fie für sich. Hier ist umfassende Aufklärung in allen Volksfreisen nötig, besonders unter den Frauen, bei denen in manchen Schichten nur zu leicht eine falsche Sentimentalität Play greift. Keiner dieser abgesetzten Könige und Fürften wird hungern, denn neben ihren Privatvermögen haben es alle längst verstanden, Summen aus der Republik herauszuholen, die gereicht hätten, zahllose Familien vor dem wirtschaftlichen Elend zu bewahren. Jetzt muß es genug sein. Die Frauenkonferenz und die Frauenwoche, die als Propagandaaltion für die Fürstenenteignung jetzt stattfindet, muß alle Frauen aufweden, daß sie ihre Pflicht wissen und tun: sich nach Kräften einfeßen für den Boltsentscheid!
Margarete Wengels fiebzigjährig!
Unfere in der Berliner Parteibewegung und namentlich in der Berliner Arbeiterinnenbewegung befannte und verdiente Genossin jahr. Genoffin Wengels gehört zu denen, für die das Wort„ Leben Margarete Bengels vollendet heute ihr siebzigstes Lebens. heißt lämpfen" besondere Geltung hat; denn ihr ganzes Leben war fteter Kampf. Kampf um des Lebens Notdurft, Kampf um den Aufstieg des Proletariats, Kampf um die Befreiung der Frau aus geistiger Knechtschaft, Kampf um eine von allen Schlacken der Reaktion gereinigte Schule für die deutsche Arbeiterjugend I das war und ist Inhalt und Zwed ihres Lebens. Dieser ständige Kampf Schärfte ihre Waffen, die sie noch heute zu ge brauchen weiß. Am 29. Februar 1856 in Krefeld ( Rheinland ) als viertes Rind einer armen Weberfamilie geboren, mußte Margarete schon in zartester Jugend die Proletariernöte austoften. Das noch schulpflichtige Kind wurde in die harte Fron des Kapita fismus gespannt. Herangereift, fchloß Margarete einen Ehebund mit dem gleichgesinnten Genoffen Robert Wengels, der später durch sein Wirken im alten Reichstagswahlkreis Berlin IV bekannt geworden ist. Als das Schandgesetz gegen die Sozialdemokratie mit ganzer Schwere auf der Arbeiterbewegung lastete, hielt Margarete Wengels fich nicht furchtfam beiseite. Schulter an Schulter mit bewährten Genossen nahm sie den Kampf auf, und der findigen" Polizei schlug sie so manches Schnippchen. Darum durfte Genossin Bengels dann auch für einige Beit die sichere Staatspension" beziehen und in stiller Abgeschiedenheit fich auf weitere Kämpfe vorbereiten. Als fie der Freiheit" wiedergegeben wurde, blieb ihre Lebensauf. gabe und ihr höchftes Ziel die Aufrüttelung der Prole. farterfrauen. Im Jahre 1896 wurde Margarete Wengels Don den Berliner Genoffinnen zur Vertrauensperson für Berlin gewählt. Der Weltkrieg schlug auch ihr schwere Wunden zwei ihrer Söhne fielen als Opfer. Beharrend im Kampf für ihre Ideale suchte Genessin Wengels den bitteren Berlust zu überwinden. heute roirft fie besonders auf tommunalem Gebiet. Einige Jahre hat sie der Stadtverordnetenversammlung als Mitglied an gehört, als Bezirksverordnete ist sie im Bezirk Friedrichshain noch heute auf dem Posten. Im Groß- Berliner Bezirksvorstand der biet allezeit Beachtung und Anerkennung. Der alte kampfes. SPD . finden ihre reichen Erfahrungen auf organisatorischem Ge mut ist der noch rüftigen und geistesfrischen Rämpferin bis in ihr Greifenalter hinein erhalten geblieben. Möge er ihr weiter erhalten bleiben.
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4 Uhr nachm.: Einfüh.ung zu der Oper Hans Heiling " am 1. März. 4.30-6 Uhr nachm.: Nachmittagskonzert der Berliner Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Ferdy Kauffman. 7 Uhr abends: Dr. Gerhard Schacher: Die wirtschaftliche Bedeutung der Randstaaten( Litauen , Lettland und Estland ). 7.30 Uhr abends: Siegfried Jacobsohn : Einführung zu dem Sendespiel Gyges und Leitung: Alfred Braun . Spielzeit 1925/26. 10. Veranstaltung. Gyges sein Ring". 8 Uhr abends: Sendespiele. Abteilung Schauspiel. und sein Ring", Tragödie in fünf Akten von Fr. Hebbel . Musik von Walther Bransen. Dirigent: Bruno Seidler- Winkler . Kan daules , König von Lydien : Werner Krauß ; Rhodope , seine Gemahlin: Fritta Brod; Gyges , ein Grieche: Lothar Mathel; Hero: Rose Lichtenstein; Lesbia: Edith Fritz; Thoas: Ferdinand Bonn ; neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetterdienst, Sport- a ch f.( frühere Vorwärtsbuchhandlung), Lindenstr. 2, ihr SchauKarna: Meinhard Maur; Volk. Anschließend: Bekanntgabe der Zu Eberts 1. Todestag hat die Buchhandlung 3. H. W. Dieß nachrichten, Theater- und Filmdienst. fenfter dem Tag entsprechend ausgeftaltet. Aus schwarzem HinterMontag, den 1. März. grund, von zwei Lebensbäumen eingerahmt, tritt wirkungsvoll das erstmalig hier ausgestellte, von dem Berliner Maler Peter Paul Conrad gemalte Porträt des Reichspräsidenten Ebert in Lebensgröße, hervor. Dieses Originalgemälde ist sicherlich eines der wenigen, wirklich lebenswahren Bilder unseres verstorbenen Ge nossen. Auch der hier schon besprochene Reichsdruck sowie andere Bilder Eberts find dort erhältlich.
Außer dem üblichen Tagesprogramm:
4.10 Uhr nachm.: Zehn Minuten für die Fran. 4.30 Uhr nachm.:
Novellen von Hans Land : 1. Der Kastellan. 2 Gedämpfter Jubel. Gesprochen vom Dichter. 5.15-6 Uhr nachm.: Nachmittagskonzert der Berliner Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Ferdy kurse). 6.35 Uhr abends: Abteilung Landwirtschaft. Br. Dürigen: Kauffman. 6.35-7.50 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule( BildungsDie Zucht des Großgeflügels( Gänse, Enten, Puten)". 7 Uhr abends: Abteilung Sprachunterricht. Französisch( Professor O. Colson). 7.30 Uhr abends:( Hochschulkurse). Abteilung Kunstwissenschaft. Geh. Reg.- Rat Professor Dr. Waetzold: Deutsche Meister in der Nationalgalerie. Adolf Menzel . 8-10 Uhr abends: Sendespiele. Abteilung: Oper. Leitung: Cornelis Bronsgeest . Spielzeit 1925/26. 29. Veranstaltung. Die romantische Oper Hans Heiling . von Heinrich Marschner . Mit Ueberleitungsmusik von Clemens Schmalstich . Dirigent: Georg Czéll von der Berliner Staatsoper. Die Königin der Erdgeister: Dorothee Manski : Hans Heiling : Max Spilcker; Anna, seine Braut: Grete Stückgold ; Gertrude, ihre Mutter: Therese Rothauser ; Konrad, burggräflicherweise überraschend hochwertige, künstlerische Leistungen. Leider zeigt Leib- chütz: Karl Jöken: Stephan, Schmied des Dorfes: Bernhard Köhler Erdgeister, Bauern und Bäuerinnen Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten. Zeitansage. Wetterdienst. Sportnachrichten. Theater- und Filmdienst. 10.30 bis 12 Uhr abends: Tanzmusik( Funktanzkapelle. Leitung: KonzertKönigswusterhausen, Montag, den 1. März.
meister Franz v. Szpanowski).
3-3.30 Uhr nachm.: Universitätsprofessor Dr. Litt ,, Leipzig : Schule. Staat, Weltanschauung. 3.30-4 Uhr nachm.: Universitätsprofessor Dr. Lütt, Leipzig : Organisationsfragen. 4-4.30 Uhr 4.30-5 Uhr nachm.: Frl. Hesse: Frühlingsarbeiten im Hühnerhof. nachm.: Prof. Dr. Schoenichen: Naturschutz und Heimerziehung. Vorarbeiten für den Nachwuchs. 8.30 Uhr abends: Uebertragung aus Berlin .
Jubiläumsausftellung im Lettehans. Seit fechzig Jahren besteht der Lette- Verein, dem einft von seinem Gründer, Adolf Lette, die Aufgabe gestellt wurde, das weibliche Geschlecht zur Erwerbsfähigkeit zu erziehen. Daß der Verein diese Aufgabe auch heute noch gut erfüllt, beweist die Ausstellung von Schülerarbeiten, die jetzt anläßlich seines fechzigjährigen Jubiläums in den Räumen des Lettehauses am Bittoria- Luise- Plaz stattfindet. Was die Schülerinnen der ver. fchiedenen Berufsklassen hier in durchschnittlich dreijähriger Lehrzeit erreichen, ist erstaunlich. Entwürfe und Ausführungen aus den Mode, Butz, Photographie- und Kunstgewerbeschulen zeigen stellendie Ausstellung feine Arbeiten derselben Schülerinnen aus ver schiedenen Jahrgängen ihrer Ausbildung, was ohne Frage eine außer ordentlich interessante Uebersicht geben würde. Auch alle anderen laffen der Schule sind in dieser Ausstellung vertreten, in der präh. tig eingebundene Bücher die lockende Aufmachung geistiger, sicherlich geschmackvolle" Torten und Speisen die leiblicher Nahrung repräsentieren. Statistische Darstellungen werden von den faufmännischen Schülerinnen gezeigt, mitroffopische Präparate, wissenschaftliche Zeich nungen und Photographien von den wissenschaftlichen Klaffen. Der Besucher nimmt aus dieser beachtenswerten Ausstellung ohne Frage den Eindruc t, daß die jungen Menschen, die der Lette- Berein nach abgeschlossener Ausbildung ins Leben entläßt, dann auch be. fähigt find, ihre Frau" zu stehen.