Einzelbild herunterladen
 

dort im Ausland anerkannt worden, wo man uns auch über den Krieg hinaus unfreundlich gesinnt blieb, und wenn in dieser Be­

Beamtentum und Republik .

ziehung so manches beffer geworden ist, hat Friz Ebert das größte Der Reichsminister des Innern über Rechte und Pflichten

Berdienst daran. Wenn wir also heute mit gesenkten Fahnen das Andenken dieses Mannes ehren, so tun wir es in dem stolzen Bewußt­sein, daß wir Sach walter eines großen Erbes sind, das er uns hinterlassen hat. Ein Jahr ist unser Ebert tot, aber mögen auch noch so viele Jahre über jeinen Tod hingehen, wir werden ihn nie vergessen. Der Jugend im besonderen, und nicht nur der sozialistischen, sondern auch der bürgerlich- republikanischen bleibt es vorbehalten, pie Berwaltung des Erbes eines Tages zu übernehmen. Wir wollen uns stark machen, die demokratisch- soziale Republit, wie sie Ebert uns hinterlassen hat, unter allen Umständen, allen Angriffen von rechts und links zum Trotz, zu erhalten, zu festigen und auszubauen, zum Wohl von Bolt und Reich. Dafür wollen wir uns jederzeit einsetzen und wenn es sein muß auch mit unserem Leben."

Mit furzen Worten gedachte schließlich der Gauvorsitzende des Reichsbanners Fritz Koch der im Weltkrieg gefallenen Toten. Salvengleich rollten dann als Trauerfalut ununterbrochen dumpfe Trommelwirbel über die gebannt stehende Menge. Die Tambour chöre, 300 Mann start, spielten: Ich hatt einen Kameraden!" Der flotte anfeuernde Reichsbannermarsch folgte und beschloß die Feier. Im strömenden Regen erfolgte in musterhafter Ordnung die Auf­lösung und der Abmarsch der Reichsbannerleute und die Heimkehr der Zuhörer.

der Beamtenschaft.

Im Haushaltsausschuß des Reichstages, in dem Montag früh die Beratung des Haushalts des Reichsministeriums des Innern aufgenommen wurde, faßte der Minister auf eine Frage des Referenten feine Stellungnahme zum Bamtentum sofort in folgenden Forderungen zusammen: 1. Die Erhaltung des Berufsbeamtentums öffentlich rechtlicher Art ist auch für die Republik staatsnotwendig. Dazu gehören eine materiell, persönlich und dienstlich gesicherte Stellung des Beamten und der Rechtsanspruch der Pension und Hinterbliebenenversorgung.

2. Der Beamte soll die republikanische Staatsform bejahen und fich dem Staate innerlich verbunden fühlen.

3. Beamte, welche die Republik und ihre Symbole schmähen und verächtlich machen, machen sich unwürdig des Dienstes am Bolle 4. Ohne die Freiheit der Meinungsäußerung zu beschränken, foll der Beamte in der Krifit der Regierungsmaßnahmen und der Bolfsvertretung maßvoll sein, Taft und Würde bewahren.

5. Ein neues Beamtenrecht soll den Pflichtenkreis der Beamten nach neuzeitlichen Begriffen regeln und seine Rechte so sichern, daß auch der Schein jeder Willtür vermieden und die persön lichen und dienstlichen Verhältnisse des Beamten überall durch flare

Es war alles in allem eine würdige und erhebende, mächtig Rechtsansprüche gesichert sind. wirkende Gedenkfeier für den ersten Reichspräsidenten .

Am Grabe Friedrich Eberts . Heidelberg , 1. März.( Eigener Drahtbericht.) Am Sonntag nachmittag um 4 Uhr fand auf dem hiesigen Bergfriedhof an der Grabstätte Friedrich Eberts eine schlichte Gedent feter für den Verstorbenen statt. Aus Mannheim , Ludwigshafen und Heidelberg hatten fich 1500 Reichsbannerleute eingefunden. An dem Grabstein nahmen die Fahnenträger und die Delegierten der Freien Republikanischen Studentenvereinigung Aufstellung. Die badische Regierung hatte den Minister des Innern, Genossen Remmele zu der Feier entsandt. Bon der Familie Eberts war Genosse Frig Ebert erschienen. Die eigentliche Gedenfrede hielt im Auftrage des Bundesvorstandes des Reichsbanners Regierungs. referendar Rolb. Im Namen des Parteivorstandes sprach der Be zirkssekretär Amman Heidelberg Gedenkworte über den Toten, der für unser Bolf alle Zeit ein leuchtendes Borbild war und noch heute sei

Ain Bormittag legte der Gesandte des Reiches bei der hessischen Regierung Dr. David im Auftrage der Reichsregierung einen Kranz mit einer schwarzroigoldenen Schleife an dem Grabe nieder. Auch die preußische, badische und hessische Regierung ehrten ben Toten durch eu.: franzspende mit schwarzrotgoldener Schleife.

Ein Gedenkstein auf der Haardt. Elberfeld , 1. März.( Eigener Drahtbericht.) ( Eigener Drahibericht.) Am Sonntag wurde auf der Haardt hoch über dem Wuppertal unter starter Be­teiligung des Reichsbanners und reicher Anteilnahme der Bevölke rung ein Gedentstein für Friedrich Ebert errichtet. Der Weihe vorauf gingen zwei große Blafendemonstrationes, in denen der Bundespräsident des Reichsbanners, hörfing, und die Abgg. Erkelenz und erl. Magdeburg sprachen. Im Anschluß an die Bersammlungen bildeten sich nehrere Süge, die mit Trommelflang zu dem Gedenkstein zogen, der dann vom Burdespräsidenten Hörfing enthult wurde. Erkelenz zeichnete den Berstorbenen bei dieser Gelegenheit als den großen Boltsführer. Er verdiene, der erste Bürger der Deutschen Republik genannt zu werden. Im Auftrage des Oberpräsidenten der Rheinproving sprach dann noch der Regie rungspräsident von Düsseldorf , Borgmann, Borte des Ge. denkens und der Anerkennung. Der Gedenkstein ist ein Granitfindling aus dem Fichtelgebirge , über 100 3entner schwer, rund 3 Meter hoch und in seinem unteren Teil über 1 Meter breit. Das im Durch schnitt 55 Zentimeter große Relief wurde nach einem von Profeffor Lederer begutachteten Entwurf des Elberfelder Bildhauers Roepmann in einer Düsseldorfer Bronzegießerei hergestellt. Der Gedenkstein trägt die Inschrift: Dem ersten Reichspräsidenten der Deutschen Republik Friedrich Ebert , 28. Februar 1926.

-

Pique- Dame."

( Städtische Oper.)

Wenn ein Mann von der musikalischen Kultur Bruno alters aus dem Staub der Opernregale die" Bique Dame" von Tschaikowsky hervorholt, um damit einen Trumph aus­zuspielen, jo muß man, auch wenn sich alles Empfinden von 1926 dagegen wehrt, nach Gründen suchen. Diese Gründe find spezifisch musikalischer Art; fie liegen in einem Heer von potpourriartig an­geordneten Lieblichkeiten, in einer Mischung von ruffischer Schwer mut und franzöfifchem Parfüm, einer Arienfreude auf der Bühne, einer finnlich deutlichen Orchestersprache, einem Ausflug ins Märchen­land der Zauberflöte , einer bis zum Weichlichen gehenden Gefühls­Schwärmeret überall. All das, Romantik und Behmut und Ran tilene, Parfüm und Liebe, altes Lieb aus Goldschnittbüchern und Balladen, bas reizt Walter, den Romantiker, der in seinem Operngeschmack beim Jahre 1890 stehengeblieben ist. Bugegeben, daß er auf dieser Harfe zart und fein gute Mufit zu spielen weiß. Aber blieb ihm die Monotonie dieses Orchesters und seiner schalen Leitmotivik fern, blieb ihm die ewig laue nivellierte Rhythmit lange angenehm, fühlte er durch die Szenen der anmutigen Gefänge hin. durch nicht auch die Langatmigkeit gleichgültiger, die Kraßheit fine­matographischer, die unechte Realiſtik ſchicksalgewollter Szenerie hin. durch? Wie fern liegt uns solche Geisterei, wie findlich bleibt die Binchologie eines Spielerinps, der sich so in Liebe verzettelt! Das hat Buschkin nie geschrieben und Modest Tschaikowsky hat dem Bruder hier nur der lyrischen Bointen zuliebe einen Bären auf gebunden. Gewiß: die erste Liebesszene zwischen Hermann und Lifa hat dramatischen Glanz. Die Ravatine am Waffer beginnt edel; aber die meisten Rührstücke haben einen einzigen Ton, den mir auf der Bühne nicht mehr gutheißen. Ist die Lyrit aber noch von gesellschaftlichem Kleinformat und Niveau, so wird das Drama unecht, hohl, fnallig. Hier verfagt Tschaikowity ganz. Seine Theatergeste ist Mache, seine musikalischen Konflikte toben sich in Konfetti aus. Er spannt das Droma nicht, sondern entspannt es. retardiert, läßt die Szene stillstehen. Der Sänger schlägt den Theatermann tot und Wesenhaftes, etwas was über die Bathé tique" und den Onegin" hinausginge, fehlt der Partitur. Bezeich nend genug, daß das hübscheste Chanson der Oper aus Gretrys Richard Löwenherz " stammt. Die beiden geisterhaften Szenen der Gräfin find überhaupt das Beste, das aus dem Opernschema her. ausstrebt und eigenes, charakteristisches Profil zeigt. Ein Aufschwung ven Leidenschaft auch im Schlußbild, bem Spieleraft. Bielleicht ging das alles noch hin, wenn die Handlung nicht so infam er. 3mungen wäre. Hier steigen noch die ehrbaren Ritter über Balfons, inien vor Frauen, nennen sie Engel, drohen mit Revolvern, be gegnen fchaufelnden Leichen. Wie schnell lösten sich die Konflitte Der Liebe, wenn die Oper nicht so lange dauern müßte. Wie rasch fönnte Hermann die drei geheimnisvollen Karten fennenlernen, mie überflüffig find die Selbstmorde bet jo flaren Gefühlsverhält niffen. Diese fleinen und großen Torheiten erkennt man so schnell; aber auch ein Walter Schüht vor Torheit nicht. Auch eine sehr gute Aufführung fonnte diefes Drama, bas aus lauter Interpunttionen au bestehen scheint, nicht zu einem eindrucksvollen Sprach- und

25

6. Ein Beamtenvertretungsgesetz soll den Beamten einen mit­bestimmenden Einfluß auf die Gestaltung seiner persönlichen Ange­legenheiten sichern.

7. Ein Dienst strafgesetz wird dafür sorgen, daß Ber­fehlungen und lebergriffe von Beamten in einem strengen, aber mit den nötigen Rechtsgarantien für den Beamten ausgestatteten Ber­fahren gejühnt werden.

8. Die gesamte Beamtengesetzgebung wird zweckmäßigerweise in fteter Fühlungnahme mit den Bertretungsförpern der Beamten schaft selbst durchgeführt.

9. Die Fortbildungsmöglichkeiten der Beamten müssen erweitert und weitherzig gehandhabt werden.

10. Die gesamte Arbeit des Beamten muß sich unter den beiden großen Gesichtspunkten vollziehen:" Die Beamten find Diener der Gesamtheit, nicht einer Partei; alle Arbeit ist Dienst am Gemeinwohl."

Auf die Deutschnationalen wirkte die Mitteilung dieser Richtlinien wie eine Bombe. In erregten privaten 3wie­gesprächen, wie in leidenschaftlichem Ginreben auf den Minister machte sich ihre Empörung Luft. Dr. Külz hat ins Wespen­nest gegriffen.

Der Fall Jürgens.

Ein Richter in politischen Prozessen.

Der jetzt verhaftete Landgerichtsdirektor Jürgens, der früher Richter in Raffel und in Stargard gewesen ist, ist sicher lich der unwürdigste Mann, der jemals einen deutschen Richtertalar getragen hat. Sein Fall ist ganz außerordentlich, und sicher alles andere als typisch. Mag man auch an vielen Richtern mit Recht jene Eigenschaften des Geistes und des Herzens vermiffen, die jeden auszeichnen sollten, der Recht spricht, so bleibt doch der gemeine Verbrecher als Richter ein unerhörter Einzelfall.

11

Dennoch ist dieser Einzelfall ein schwerwiegender Beitrag zum Standal der deutschen Justiz. Wie war es möglich, daß ein solcher Mann als Richter amtieren fonnte?! Wenn die Behauptungen der B. 3. richtig sind, wonach Jürgens sich schon während des Krieges zahlreiche Verbrechen zuschulden tommen ließ und nur durch Amnestie vor der verdienten Strafe gerettet wurde, dann bleibt aufzuklären, wie dieser Mann nachher noch andere in das Gefängnis schicken konnte, in das er selber gehörte.

Der Verbrecher Jürgens hatte aber auch in zahlreichen politischen Prozessen, als Untersuchungsrichter des Staatsgerichtshofs, seine Finger im Spiel, in Prozessen, die

1

fich gegen Kommunist en richteten. Er hat dabei zweifellos gegen Personen gewirkt, die moralisch turm­hoch über ihm standen! Diese Personen als möglichst ges fährlich, als möglichst verbrecherisch erscheinen zu lassen, lag im Plan seines eigenen Verbrechens: hat er doch seinen Versicherungsbetrug auf die wissentlich falsche Beschuldigung aufgebaut, Kommunisten hätten zur Rache für seine richter­liche Tätigkeit bei ihm einen Einbruch verübt!

Der Gedanke, daß das Ergebnis politischer Prozesse durch einen gemeinen Verbrecher als Richter ungünstig beeinflußt worden sein tann, ist ganz unerträglich! Es wird also genau nachzuprüfen sein, ob und in welchem Maße die Recht­sprechung durch diesen verbrecherischen Richter und seine ge­meinverbrecherische Absichten zuungunsten von Angeklagten beeinflußt worden ist. Hier die raschefte Korrektur eintreten zu laffen nach dem Grundsah: im Zweifelsfall für den An­geklagten ist eine Ehrenpflicht der Justiz, die sich von selbst versteht.

-

-

150 Die Fahnen am

Fahnen am Königsfarg.

Ein rätselhaftes Gedicht.

Hugenbergs Tag" veröffentlichte gestern zur Gefallenenfeier ein Gedicht von Hans 3appe Die Fahnen am Königs­sarg", das folgendermaßen anhebt:

Gleich stummen Rufern steh'n sie um das Grab.- Und seid'ner Glanz den heil'gen Dämmer füllt, Der wie mit bitt'rem Flor des Adlers Flug verhüllt: Sie fanten nach der Schlacht, o Herzeleid, in stille Gruft hinab. Ueber dem Gedicht ist eine Zeichnung zu sehen, einen Sarg darstellend, über den sich Fahnen senken.

...

Leider erfährt der bis aufs äußerste gespannte Leser nicht, me I cher König in dem besagten Sarg resp. Grab liegt. Ift Friedrich Barbarossa gemeint, der zwar nicht geradezu im Krieg gefallen, aber doch während eines Feldzugs ertrunken ist? Ober Ottofar, der Böhme? Oder wer sonst? Wann fiel ein König in der Schlacht?

Schließlich galt die gestrige Feier doch den Gefallenen des legten Krieges. Und so wird das Gedicht nur noch rätsel­hafter. Denn im letzten Krieg sind zwar unseres Wissens sehr viele Sozialdemokraten gefallen, aber kein einziger Rönig. Ja, es waren wirklich nur Untertanen", die gefallen sind. Die

Könige aber lebten weiter, blieben vergnügt und forderten Ab­

findung.

Ludendorff zitiert den ,, Vorwärts".

Kennt er auch den Zusammenhang? General Erich Ludendorff sendet der ,, Medlenburger Warte" folgende Zeilen:

Deutschland wird völkisch sein oder es wird nicht sein. So fagte ich vor einigen Jahren. Diese Ueberzeugung bricht sich in unserer seelischen, völkischen, politischen und wirtschaftlichen Not immer schärfer durch. Nun heißt es, nicht wieder fünf Minuten vor zwölf die Waffen weglegen, sondern es heißt, den völlischen Rampf mit alleräußerster Tatkraft zu führen und die Werkzeuge dazu bereit. zustellen.

"

General Ludendorff macht sich damit einen bekannten und vielzitierten Satz aus einem Leitartikel des ,, Borwärts" zu eigen, der lautete: Wehe dem Bolt, das seine Waffen fünf Minuten zu früh an die Wand stellt." Dieser Saz war im Oftober 1918 geschrieben und richtete sich gegen die überstürzte Waffenstill. st a nds bitte des Generals Ludendorff!

Der Satz selbst ist dem General Ludendorff sicher bekannt. Gollte ihm seine Bedeutung bis zum heutigen Tag nicht auf­gegangen sein, so wäre das eben fein glänzendes Zeugnis für feine Intelligenz. Sollte er aber seine Bedeutung kennen und ihn dennoch gebrauchen, so müßte man daraus bei ihm auf den gänzlichen Mangel jenes ursprünglichen Gefühls schließen, das bei anderen Menschen Scham genannt wird.

Handlungsgebilde umformen. Die farbschöne Dekoration Baset.| reichen Beifall. Die Mitwirkenden aber schienen in besonders ge tis und eine das musikalische Vorrecht nie antaftende Regie hobener Stimmung zu sein. Wußten sie doch, daß sie vor den Tietjens werden die" Pique Dame " nicht zu unserer Herzens- Augen der größten Meisterin threr Kunst sich produzierten: Marg dame machen. Von den Darstellern nenne ich die liebliche Lotte Wigman wohnte der Matinee bei. John Schitowsti. Lehmann, den gesanglich hochgemachfenen Dehmann, die außerordentliche naturalistische Kunst der Schulz Dornburg, den elegischen, etwas starren Guttmann, die offene Geste Bau­in anns. Das Publikum quittierte mit Beifall. Kurt Singer .

Die Geraer .

( Bierte Tanzmatinee der Boltsbühne.)

kunft im alten Berlin . Erst nach den trostlosen und unfrucht­baren Jahren des Dreißigjährigen Krieges machte sich in Berlin , das Damals ein schmutziges, unbedeutendes und verelendetes Land städtchen war, der Beginn einer fünstlerischen Entwicklung bemerf­bar. Aber nicht bodenständiges Schaffen gab hier den Anstoß, sondern der in Holland erzogene Kurfürst Friedrich Wilhelm, der befonders in wirtschaftlicher Hinsicht diesem Lande feine Bewunde rung entgegenbrachte, berief holländische Künstler und Architekten nach Berlin . Die ganze Anlage der Stadt, die Befestigungen, der neuangelegte Luftgarten mit feinem geradlinigen, reichlich langweilig wirkenden Aufbau sind typisch für diesen holländischen Stil, den ein nüchternes, praktisch denkendes Volk schuf. Doch auch holländische Maler der Rembrandt - Schule tamen, vorübergehend in die Stadt, und Namen wie Bovert Flint und Wilhelm von Hondhorst haben auch heut noch ihren Klang. Auf dem Gebiet der Bildhauerei aber wurde Bleibendes erst von Schlüter um die Wende des siebzehnten

I

Jahrhunderts geschaffen. Das etma mar der Inhalt des Vor­trages, den im Auftrage der Wolfsbühne Prof. Madowsti im Hörsaal des Kunstgewerbe Museums als Einleitung einer aus drei Abenden bestehenden Vortragsferie über Die Kunst im alten Berlin " hielt, und der durch zalfreiche eindrucksvolle Licht. bilder erläutert wurde. Daß indessen Prof. Mackowski den Stil des Vortrages fichtbar an das Vorbild leider noch nicht allerorten felig entschlafener Geschichtsbücher anlehnte und immer wieder aufs nach­drücklichste auf den Segen, der auf dem Balten des großen Kur­fürsten gelegen hat" und auf seine Ruhmestaten" hinwies, ist lichen Zeitfenntnis des Redners doch einen bedenklichen Mangel an weniger zu loben, vor allem, da es trotz der unbestreitbar gründ­geschichtlicher und vor allem an kulturhistorischer Objektivität verriet.

Ein reiches, vielleicht zu reichhaltiges Programm. Drei Kammer­tänze, eine aus elf Tänzen bestehende spanische Suite( Sauda­des do Brazil" von Darius Milhaud ) und, nach der Bause, der" Barabau" des Bittorio Rieti . Leiterin und erste Tänzerin Yvonne Georgi Musikalische Begleitung Alfred Schlee , Edgar Reider, Albert Bittner. mit tausendfach nüanzierten beschwörenden, etstatischen Arm­In der Erinnerung haften: eine Arabische Suite" der Georgi schwüngen, mit lebendiger Liniensprache des mehenden Gewandes. Das mächtige Bathos eines Kammertanzes( Musik Rachmaninoff ) in wundervoll flarer Aktion der beiden gegenspielenden Gruppen. Dann zarffarbige, duftige Bisionen, Hellblau, Rosa, leuchtendes Drange. Alles durchflossen, durchglänzt, durchzuckt von strahlenden Silberblißen; Sorocaba", früher ein Solo der Georgi, jezt als Gruppentanz arrangiert, von weicher, zarter Kühle; Botofago", ein Solo des Julian Algo, technisch vollendet, schmissig, tem peramentvoll gebracht; Leme", Bas de Deur Georgi- Algo, in feinster gegenseitiger Einfühlung und flingender Harmonie; die bekannten Georgi- Solo Ipanema" und Tijuca". Bühnenbilder und Kostüme, von Hans Blante geschaffen, linear und farbig von überirdischem, stimmungszartem Märchenzauber. Die Kompositionen im Charakter der Georgi: start afzentuierter Ansaß, dann schwe bende, oft etwas zu sehr in die Breite gehende Führung und auf­lodernde Gipfelung in suggestiver Schlußattitude. Wechselnde Dynta mit mit fraffen Uebergängen, nervös, aber immer intereffant, geift reich, packend. Der Tanz der Georgi hat im letzten Jahr mehr und mehr hochtänzerischen Charafter angenommen. Die Fülle defo­rativer Bewegungsformen macht ihn eleganter und sinnlich reiz­voller, ohne seine feelische Ausdruckstraft zu vermindern. In einigem Abstand an sie heranreichend Julian Algo, der, seit wir ihn im Herbst sahen, sich überraschend entwickelt hat, in der Kraft und federnden Leichtigkeit der Sprünge und Schwünge. Der Rest der Eleinen Gruppe rasch zu einem einheitlichen Organismus zusammenfasser des Buches Der Genius im Stinde", Dr. F. G. Hartlaub, Di geschweißt, dem noch manche Ballettspuren anhaften, der aber auf dem besten Wege ist, ein vortreffliches, technisch sauberes modernes Ensemble zu werden.

Auf den ersten, fünstlerisch wertvolleren Teil des Programms folgte Rietis grotestes Tanzspiel Barabau". Eine derbe, tolle Farce in szenisch und tänzerisch origineller Aufmachung mit luftigen Solo­und Gruppentänzen, mit Bewegungs- und Gesangschor. Ein fideler, amüsanter Austlang der Matinee.

Das Publikum, das den Raum des Bülow play Theaters bis in die oberen Räume hinauf füllte, spendete

Tes.

Die Akademie der Küne veranstaltet im Frühjahr wiederum eine Aus­itellung von Berfen der Malerei und Bildhauerfunst, zu der freie Ein­fendungen zugelassen find. Die Eröffnung wird Ende April, spätestens Anfang Mai erfolgen. Für die Einlieferung der Kunstwerke ist die Zeit bom 29. März bis 8. April feftaefekt. Die Ausstellungspaviere tönnen bon der Akademie der Künfte, Bari er Blat 4, gegen Erstattung der Verwal tungsgebühr von 0,50, M. bezogen werden.

Kunfloorfräge im Zentralinilifut für Erziehung und Unterricht. Der Ber rettor der Mannheimer Sunithalle, hält am 3., 4. und 5., abends 8 Uhr im Großen Saal des Zentralinftituts Lichtbildvorträge über Bildende Runit". Am 3. lautet das Thema: Alte und neue Kalenderfunft", am 4: Das magilaje Element in der Renaissance", am 5.: Die Stunit feit dem Expreffionismus". Karten zu 1. Mark fir den Abend find erhältlich in der Geschäftsstelle des Zentralinftituts, Potsdamer Str . 120( Sturf. 9918/19), und an der Abendkasse.

Im Rahmen der Berliner bende findef am 5. Mara, abends 8 Uhr, im Herrenhaus, Leipziger Str. 3, ein ammermusitabenb ftatt Mitwirkende: Hilde Bent( Gesang), das van- Baar Duartett, am Flügel: Luise von Brud