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fährt ab. Der Runde wartet aber, weil er weiß, daß der Händler wiederkommt, wenn der Schußmann verschwunden ist. Dieser Straßenhandel endet erst gegen ein Uhr, aber auch dann bleiben die Straßen von Whitechapel belebt, hauptsächlich von obdachslosen Männern und Frauen, die ruhelos die Straßen durchziehen. Wer noch ein paar Pence in der Tasche hat, bleibt bei den Kaffee- oder Wurst wagen stehen und verschlingt gierig, was er gekauft hat, und spricht über die letzten Borereignisse. Wer aber noch ein paar Schilling befißt, flopft an irgendeine Haustür, hinter der sich ein geheimer Spielklub niedergelassen hat. Gegen drei Uhr nachts liegen auch die Straßen von Whitechapel still da, nur hin und wieder begegnet man einem Policeman, der langsam und unhörbar auf seinen Gummisohlen durch die Straßen schreitet, eine stille, große Silhouette. An den Wänden der Häuser stehlen sich ein paar Schatten entlang, fuchen irgendwo in einer Haustür einen Unterschlupf für den Rest der Nacht, Menschen, die keine drei Pence besitzen, um bei der Heils­ armee   ein Bett für die Nacht zu mieten. Aber charakteristisch bleibt, daß Prostituierte in Whitechapel nachts nicht zu finden sind, diese haben ihr Hauptquartier auf dem Strand" und Piccadilly". Und weit von Whitechapel, an der Themse  , in den schmalen, engen Gassen in der Nähe der Dods fann man noch zu dieser Stunde Opium bekommen, wenn man die Verstecke fennt.

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Jüdisches Proletariat lebt hier, mit ein paar Pfund gilt man bereits als reicher Mann; man lebt in inniger Gemeinschaft, hilft sich, wenn es die Not erfordert, man bildet eine große Familie von beinahe patriarchalischem Charakter. Mancher verbringt hier sein ganzes Leben, eingesponnen in eine jahrhunderte alte Tradition, aber andere finden den Weg in die große Welt, sie wandeln sich zum Westeuropäer, Whitechapel ist ihnen nur eine Station auf dem Wege zum Auto und zur Villa, sie werden Engländer und verlassen White­chapel, wo sie begannen, sie sprechen dann ein forrettes Englisch und werden vielleicht Herrscher in der Geschäfts- oder Kunstwelt. Ueberall zeigt sich dasselbe. Auch in Berlin   endet der Weg mancher, die im Scheunenviertel anfingen, in einer der Straßen des Westens. John Shaiat.

Die Großkraft von Rummelsburg  .

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Gleich hinter dem Rummelsburger See, am östlichen Ufer der Spree  , ist in wenigen Monaten eine Stadt aus Eisen und Beton dem Wiesengrund entsprungen. Die Köpenicker Landstraße führt mitten hindurch und ungeheure Transporte von Materialien treffen auf den Schienen und auf dem Wasserwege ein, damit das Riesenwerk des Großkraftwerkes Rummelsburg   in fürzester Frist beendet werden tann. Heute zerschneiden schon die Gerippe der großen Hallen, der Maschinen- und der Kesselhäuser den Himmel Der Boden aber ist aufgerissen durch tief eingelagerte 3ement blöcke für die Fundamente und eine Unzahl Rammen bearbeiten die Pfähle, die tief in sein Inneres dringen.

Die Bauarbeiten, die zurzeit erheblich zur Linderung der Ar beitslosigkeit in Brlin beitragen, schreiten lebhaft vorwärts. Schon jezt hat man einen Eindruck von den gewaltigen Abmessungen dieses Bauwerkes, das eines der größten Steinfohlen. fraftwerte der Welt werden soll.

Der tägliche Bedarf an Kohle soll bei der Bollbelastung des Werkes nach seiner Fertigstellung zirka 1500-2000 Tonnen be tragen. Durch einen Stich fanal von 40 Meter Breite und 400 Meter Länge soll die Kohle in Eintausend- Tonnen- Kähnen von den verschiedenen Steinfohlenrevieren in Form billiger Abfall. tohle berantransportiert werden; auch kommt der Antransport

in

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Spezial- Großraumgüterzügen von ebenfalls 1000 Tonnen Fassungsvermögen in Frage. Augenblicklich ist man mit dem Bau der Brücke beschäftigt, mit der die Köpenider Chauffee ben Stichtanal überschreiten soll. Durch einen Brüdentran mit einer Spannweite von zirka 130 Meter wird die Kohle aus dem Kahn gehoben, entweder nach dem Lagerplaz gebracht oder sofort durch eine elektrische Lagerbahn und Hebevorrichtung in Kübeln von je 10 Tonnen Inhalt in die Kohlenaufbereitungsanlage transportiert. Hier soll die gesamte Kohle in rotierenden Trocknern durch den Anzapfdampf der Turbinenanlage getrocknet und durch Kohlen mühlen pon bisher größter Bauart in Deutschland   zu Staub ge. mahlen und in Rohrleitungssträngen mit Druckluft ftaubfrei in bie Reffelbunker übergeführt werden. In den beiden Kesselhäusern von zirka 30 Metern Höhe die Eisengerüste stehen bereits bis 20 Meter Höhe wird in je 8 Reffeln von je 1700 Quadratmeter Heizfläche durch Staubkohlenfeuerung bewährter Bauart unter Ver. mendung von Lufterhihern Hochdruckdampf von zirka 35 Atmo­sphären bei 410 Grad Ueberhigung erzeugt. 8 Schornsteine mit natürlichem und künstlichem Zug werden auf den Reffelhaus dächern montiert. In dem vorgelagerten Turbinenhaus wird zurzeit bereits das Dach eingededt. Hier werden die 3 Haupt­Turbo- Säße aufgestellt werden, die bei einem Eintrittsdampf von 32 Atmosphären 400 Grad Ueberhikung und 1500 Umdrehungen pro Minute je 70 000 Kilowatt bei 6000 Bolt elektrischer Spannung erzeugen, einschließlich der Hilfsturbinen insgesamt eine Leistung Don 240 000 Kilowatt. In je einem Doppeltransformator von eben­falls 70 000 Kilowatt Leistung wird die elektrische Spannung auf 30 000 Volt umgeformt.

An diesem Riesenbau der Stadt Berlin   ist bereits jetzt schon die Zahl der daran beteiligten Firmen auf zirka 90 angewachſen: die Zahl der Neubauarbeiter auf dem Bauplatz beträgt zurzeit gegen 1600 Mann und wird sich voraussichtlich im Laufe der nächsten Monate mehr als verdoppeln. Das augenblickliche Anrollen von täglich 40 bis 50 Büterwagen vom benachbarten Bahnhof Stralau Rummelsburg, sowie ein starker Antransport per Kahn gibt Auf­schluß über ben Umfang der erforderlichen Baumaterialien. Ins­

gesamt sind bis heute etwa 2500 Güterwagen angerollt.

Zum Lützow  - Prozeß.

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Der Lühow- Prozeß schleppt sich mühselig dahin. Der Bor figende fragt die fleinen und die großen Jungen immer wieder über dieselben Dinge mit unendlicher Geduld aus. Und erhält stets mehr oder weniger die gleichen Antworten. Die tausend kleiner Leiden und Freuden, wie sie in jeder Schule, in jedem Erziehungs. heim alltäglich find, Knabenfitten und unfitten ein hervorragendes pädagogisches Material zieht an dem Zuhörer vorüber. Und man fragt sich immer aufs neue: mann fommen nun endlich die Belastungszeugen? In den vielen Belastungsfällen, die vor­läufig zur Sprache gebracht worden sind, war von sittlichen Ber fehlungen des Angeklagten nichts zu merken. Die Menge tut's, meinte neulich der Staatsanwalt; im Lichte der noch zu erwartenden Aussagen der eigentlichen Belastungszeugen würden die harmlojen Handlungen des Angeklagten eine ganz andere Bedeutung erhalten. Mag sein. Das wäre noch ab zuwarten. Eins aber steht bereits jezt mit absoluter Sicherheit feft: Die Berteidigung hatte allen Grund, anzuregen, daß der Staatsanwalt von dem ihm durch den § 154 2 der Strafprozeßordnung verliehenen Rechte Gebrauch mache, das Verfahren in all den Fällen einzustellen, in denen Strafen zu erwarten sind, die neben der Strafe, die für die schwersten Fälle in Betracht tommt, nicht ins Gewicht fallen. Das geschah im Fall des Apothekers Heiser, der an einer Unzahl von Frauen Fruchtabtreibung vorgenommen hatte. Der Staatsanwalt ist aber diesmal der Anregung der Berteidigung nicht gefolgt. Weshalb? Es ist völlig ohne Belang, ob vor Gericht nachgewiesen wird, daß Lüzom in 20 oder 70 Fällen in der gleichen Weise für die eine oder andere Kleinigkeit die Jungen geprügelt, gestreichelt, getröstet und dergleichen mehr getan hat. Hier tut's die Menge nicht. Dem Steuer. zahler fann es aber unter feinen Umständen einerlei sein, ob sein Geld unnüßerweise verpufft wird oder nicht. So muß noch in diesem Stadium des Prozesses mit aller Entschiedenheit von der Deffentlich feit die Forderung aufgestellt werden, daß, menn irgendmöglich die firafrechtlich überflüssigen Fälle aus der Ber

Das Rundfunkprogramm.

Dienstag, den 2. März.

Außer dem üblichen Tagesprogramm:

Lento Molto vivace

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Rentnernot!

Nicht jene Nichtstuer, die des Tages Laft und Mühen nicht fennen, die bis in den Mittag hineinschlafen, um ihren fast alltäg­lichen Rausch loszuwerden und die den lieben Herrgott einen guten Mann sein lassen, sind damit gemeint.

3.45 Uhr nachm.: Stunde mit Büchern: Neue Lyrik. F. W. Bischoff: Die Gezeiten". A. M. Renner: Einer unter euch". Für sie bedeutete dieses unscheinbare Börtchen Lebensglück und Franziska Martienssen  : Landschaft, Menschen, Ich Gottfried Freude, weil andere für sie arbeiten und ihre Zinsen oder fetten Benn: Spaltung" Franziska Mann: Wege hinauf". Gertrud Dividenden unaufhörlich fließen. Gemeint sind die Renten­v. Wenckstern: Feyn gülden Zierrat". Herwarth Walden  : Im Geschweig der Liebe". Karl Bröger  : Die 14 Nothelfer". 4.30 Uhr empfänger, die allmonatlich zu Millionen die Kaffen des Staates und der Gemeinden umlagern, um ihre paar Pfennige abzuheben. nachm.: Quartett op. 96 von Dvorák  . Allegro ma non troppo Vivace ma non troppo( Barmas- Quartett: Der Erste" ist noch lange nicht heran und das Geld fast restlos Prof. Issay Barmas, 1. Violine; Willi Petereins, 2. Violine; Otto ausgegeben. Jeder neue Tag wird sehnsüchtig erwartet und immer Klust, Bratsche; Fritz Dechert, Cello). 5-6 Uhr nachm.: Nach- wieber gerechnet. Nein, wie man sich einrichten muß! Ein Hunde­mittagskonzert der Berliner   Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister leben, jahrein, jahraus, immer dasselbe, immer mit diesem Wenigen Ferdy Kauffman. Unter Mitwirkung von Romana Hambrigk, einrichten. Margarine! Zichorienkaffee! Tag für Tag, Jahr für Sopran. 6.40 Uhr abends: Postrat Hermann Thurn: Die Neu­organisation des Rundfunks". 7.10-8 Uhr abends: Hans- Bredow  - Jahr! Sie möchten doch auch ein bißchen Butter essen, wenigstens richt. Englisch  ( R. Herdman Pender). 7.40 Uhr abends: Abteilung haben sie früher geschuftet von früh bis spät! Aber geerntet haben Schule( Bildungskurse) 7.10 Uhr abends: Abteilung Sprachunter einmal richtigen Kaffee trinken. Es reicht nicht dazu! Und doch Völkerkunde. Universitätsprofessor Dr. F. Babinger: Die Welt andere! des Islam  . Die Türkei  . 8 10 Uhr abends: Prof. Dr. Adolf Mar­ cuse  : Der Sternenhimmel im Monat März. 8.30-10 Uhr abends: Bunte Reihe. 1. Jurek: Deutschmeister Regimentsmarsch( Dietrich­Quartett). 2. a) Ch. Calsau: Alle Vögel sind schon wieder da, b) Fr. Kark: Champagnerlied, c) H. Nicholls: Kleiner Marzipan­soldat( Max Kuttner  , Tenor; am Flügel: Ben Geysel). 8. Rhyth­mische Verwandlungen: 4. a) R. J. Kreutz: Der Ehren­märtyrer, b) J. Nestroy: Gedankensplitter. c) A. Forschneritsch: 5. a) C. M. Ziehrer: Wiener Bürger, Walzer, b) R.' H. Dietrich: Aus meinem Schubladenkasten( Dr. Erich Fortner, Rezitation). Wo trinkt man am liebsten den Wein? Heurigenlied, c) R. Kronneger: Ausg'steckt is, Heurigenmarsch( Dietrich- Quartett). 6. a) Königsberger: Im goldnen Löwen   war's zu St. Goar  , b) Bransen: Anna Maria, c) O. Köser: Frühling am Rhein  ( Max Kuttner  ). 7. Rhythmische Verwandlungen: 8. a) R. Stürtzer: Aus dem Wiener Leben, b) F. Müller- Partenkirchen: Der Pips, c) F. Resl: Lustige G'schichten( Dr. E. Fortner). 9. St. Dietrich: Lustig und fidel, Potpourri( Dietrich- Quartett). Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage. Wetterdienst, Sportnachrichten. Theater- und Filmdienst. 10.30 bis 12 Uhr abends: Tanzmusik( Funktanzkapelle. Leitung: Konzert­meister Franz v. Szpanowski).

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Königswusterhausen, Dienstag, den 2. März.

Schon lange vor Anfang der Auszahlung find sie erschienen. Sie brauchen ihr Geld! So mancher von ihnen hat heute noch nichts im Magen. Männlein und Weiblein im zerschliffenen Rock, Invaliden-, Unfall. Kleinrentner, Kriegsbeschädigte, Kriegshinter­bliebene. Jung und alt! Endlich geht ein Raunen, ein Stoßen durch die Menge, es wird gezahlt! Sie würden gerne verzichten, wenn sie nur arbeiten tönnten. Ein immerwährendes Gehen uns Gesichter, sie haben Geld, ach, wenn auch noch so wenig! Rommen, ein Strom von Elendsmenschen. Heute strahlen ihre

Bon neuem wird gerechnet! Es muß doch bald mehr geben: Jawohl, es müßte, ihr Armen, aber Bater Staat hat andere Schmerzen. Er muß zunächst für seine Könige und Fürsten sorgen! Der Tod im Waschfah.

Durch

ein tragisches Geschick fam gestern nachmittag das ein Jahr alte Kind Margot der Eheleute Kurt W. in der Stettiner Straße 26 ums Leben. Die Mutter des kleinen Kindes befand sich zum Wäscheaufhängen auf dem Boden. Während ihrer Abwesenheit fiel das Kind aus seinem Bettchen in das Faß. Der von der Rettungsstelle sofort hinzugezogene Arzt fonnte nur noch den Tod feststellen.

Arbeiterbildungsschule. Kurjus Paulsen: Die Teilnehmer treffen sich am Dienstag, dem 2. März, abends 6 Uhr, vor dem Eingang der Rütli- Schule, Neukölln, Rütlistraße. 4.30 bis

3-3.30 Uhr nachm.: Universitätsprofessor Dr. Litt, Leipzig  : Fragen der Methode.( Arbeitsschulgedanke). 3.30-4 Uhr nachm.: Schulrat Professor Dr. Thomae, Hamburg  : Die beginnende Aus­gestaltung des Unterrichts auf beruflicher Grundlage. 4-4.30 Uhr nachm.: Ministerialrat Dr. Ziertmann: Allgemeine Bildung und Berufsbildung. Der innere Betrieb der Berufsschule I. 5 Uhr nachm.: Univ.- Prof. Dr. Litt. Leipzig  : Fragen der Methode ( Arbeitsschulgedanke). 8.30 Uhr abends: Uebertragung aus Berlin  .

handlung ausgeschaltet werden. Vielleicht verlangt dieses ouch die Würde des Gerichts, indem man sich augenblicklich mitunter wie in einer öffentlichen Schulfonferenz vorkommt.

Was ist das Ziel?"

Was die Hohenzollern   glauben machen wollen. An den Litfaßsäulen Potsdams   flebte am Sonntag ein anonymes Platat, das unter dem Motto" Was ist das Biel?" gegen die Fürstenenteignung Stimmung zu machen suchte. So viel Schamgefühl besaß der Berfertiger diefes Wizblattes denn doch noch, um seinen Namen nicht anzugeben. Es ist ein gar zu pein­liches Ding, für eine so schlechte Sache einstehen zu müssen. Mög. lich, daß das feltsame Druckstud in den Dunfellammern der Bots­Damer Hohenzollernfamilie fabriziert wurde, möglich, wahrschein lich fogar, daß es beauftragte Arbeit honorierter Fürstenlataien ist. Drei Säße seien festgehalten.

Die Wahrheit ist, daß der Staat vom Königshause Forst. und Landbesig, der nach amtlicher Schäßung 52 Millionen Mark wert ist, für 30 millionen, also wenig mehr als die Hälfte faufen will. Der Staat macht hierbei noch einen Gewinn von 22 mil lionen."

Die organisierten Nacht- Wursthändler. Zu unseren Aus­führungen über den nächtlichen Berliner   Handel teilt man uns mil, daß sich ein beträchtlicher Teil dieser Händler neuerdings organisiert und zur Vereinigung der Berliner   Nacht Burst= händler" zusammengeschlossen hat.

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Gnges und fein Ring" im Rundfunt. Das intereffante Seb. belfche Stück, das am Sonntag abend im Rahmen des Berliner  Radioprogramms zur Aufführung fam, trägt stärker als alle anderen Werte seines Dichters die Spuren des tiefen Pessimismus, aus dem es unter schweren Kämpfen geboren worden ist. Werner Rrauß sprach den Kandaules im reinsten Hebbelschen Sinn: als einen zwischen Hemmung und Entschluß wankenden König, dem die Fähigkeit zu eigen, sich im flarsten Feuer seiner Idee zu hoher Be geisterung aufschwingen zu fönnen. Lothar Müthel   war als Gnges edel im Wort. Fritta Brod gab der Königin Rhodope  einen um eine Nuance au ausgeprägten femininen Zug, aber fie wirfte angenehm durch ihre großen stimmlichen Qualitäten. Mein­hart Mauer( Rarna) und Rose Lichtenstein( hero) stellten Menschenleben ausgeprägten Charafters. Die zur Handlung gehörige Mujit schrieb Walter Bransen, die aber vielleicht für Hebbel  

zu romantisch, zu wagnerhaft flang.

Eine Modenschau in Moabif. Das Kaufbaus Mar Gie.fent. Turmstr. 42, bat am Montag in einer Modenschau im fa­Theater, Turmstraße, feinen Kundinnen die neuesten Frühjahre. fleiber gezeigt. Eingerahmt in fünstlerische Gesangs- und Tanz barbietungen stellte sich eine Anzahl Mannequins den Besucherinnen Na also, die Fürsten   also werden übervorteilt. Diefe felben mit Kleidern, Kostümen und Mänteln vor, die das Bestreben der Fürsten  , die sich Güter, Schlösser und Sammlungen( Flatow- Firma erkennen ließen, bei bester Qualität und kleidiamer Aus­Krojante, Dels, Schafsammlung usw. usw.) widerrechtlich durchführung wirklich Breiswertes zu bieten. Der überwiegende Kabinettsordre" aneigneten, die bedenkenlos zusammenstahlen, was ihnen unter die Finger fam, will man übers Ohr hauen. Ist die Dummheit oder die Frechheit des profürstlichen Ano­nymus eine größere? Weiter:

Es ist nicht wahr, daß das Königshaus irgend eine Auf­wertung auch nur geringsten Maßes erhält."

Tatsache ist, daß die fürstlichen Volksausplünderer von 100 Broz. aufmärts bis zu 1500 Proz. Aufwertung erfahren haben.

Der Antrag der vereinigten Sozialdemokraten und Kommu niften auf entschädigungslose Enteignung auch der restlichen 17 Broz.(?!) burch Boltsentscheid ist glatter Raub." Da haben wir's. Nicht der Mörder, nein der Ermordete ist schuldig. Also ins Zuchthaus mit denjenigen, die den Fürsten   den Millionendiebstahl verwehren wollen.

Die Spaziergänge" der Donkosaken  . Ruffische Einbrecher. Aus ehemaligen russischen Kriegsge fangenen setzte sich eine Einbrecherbande zusammen, die nach und nach von der Kriminalpolizei unschädlich gemacht wurde. Bor einigen Wochen wurden ein 37 Jahre alter Alexander Gautschow und ein 35 Jahre alter Jakob Bantom festgenommen, als sie früh morgens mit gefüllten Rucksäcken von einem Einbruch in Budom nach Berlin   zurückkamen. Gestern gelang es Beamten der Fahn­dungsinspektion, am Schlesischen Bahnhof zwei weitere Mitglieder der Bande, ehemalige Dontosaten, Iwan Kulanzew und Stafinowski, zu ergreifen, als sie ebenfalls mit Bateten beladen von einem Ausflug" zurückkehrten. In ihren Wohnungen in der Müncheberger   und Sophienstraße fanden die Beamten noch andere Sachen, die von Einbrüchen herrühren, besonders Bett- und Tisch­wäsche aus Damaft. Die Russen blieben nach Kriegsende in Deutsch  land, arbeiteten zunächst auf dem Lande, famen dann nach Berlin  und mußten jetzt die Ortskenntnisse, die sie bei der Arbeit in Bommern  , Mecklenburg usm. erworben hatten, zu Einbrüchen aus. Die gestohlenen Sachen tönnen im Zimmer 79 des Polizeipräsidiums von Bestohlenen besichtigt werden. Sie stammen zum Teil vielleicht auch aus Berliner   Bororten.

Keine Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten? Der Kampf der organisierten Berliner   Aerzteschaft gegen die Bolksgesundheit nimmt immer grotestere Formen an. So wird jegt in Nr. 8 der Deutschen Medizinischen Wochenschrift" folgende Eingabe an den Berliner   Magistrat veröffentlicht: Die Facharzt. gruppe für Haut- und Geschlechtsfrankheiten bei der wirtschaftlichen Abteilung des Groß- Berliner Aerztebundes, zusammen mit dem Borstand der Berliner   dermatologischen Gesellschaft hat an den Magiftrat die Bitte gerichtet, die lediglich als Kriegsmaßnahme errichteten Ambulatorien für Geschlechtstrantheiten an den städtischen Krantenhäusern Moabit  , Urban und Friedrichshain   aufzuheben, ba jest eine große Sahl von Fachärzten für Kaffenmitglieder und Unbemittelte in allen Stadt gegenden zur Verfügung steht."

Dieses Verlangen aus rein materiellen Wünschen der Berliner  Aerztefchaft ist um so unverantwortlicher, als die Behandlung unbemittelter, b. h. Patienten, bie tein Honorar zahlen fönnen, den standestreuen Aerzten auf Grund verschiedener Urteile der berüchtigten Ehrengerichte verboten ist. Hoffentlich gibt die linke Mehrheit der Berliner   Stadtverordnetenversammlung auf dieses unerhörte Verlangen der berühmten Hüter der deutschen Boltsaejundheit" eine folche Antwort, daß den Herrschaften fürder. hin eine Befämpfung fozialhygienisch wichtiger Behandlungsstellen, hin eine Bekämpfung fozialhygienisch wichtiger Behandlungsstellen, die im Interesse der notleidenden Bevölkerung geschaffen worden sind, vergeht.

Teil des Gezeigten bewegte sich auf einer Preisstufe, der für den Kundenkreis des Kaufhauses erschwinglich sein dürfte. Uebertriebene Eleganz war ebenio ausgeschaltet, wie geschmadlose Modetorheiten. Die Abteilung der Garlen- und Bilanzenfreunde der Deutschen Gartenbau Gefellichait veranstaltet als Einleitung für die auch in diesem Jahre wieder in dessen borzunehmende Ballonschmudprämiierung einen Ballonabend Rahmen die Herren Dbergartenmeister Böhme und K. Geisler am Donnerstag. den 4. März, abends 7 Uhr, im Hörsaal 6 der Landwirtschaftlichen Hoch Ichule, Berlin   N4, Invalidenftr. 42, amei interessante Vorträge über die Pflege von Ballon und Sierpflanzen halten werden. Der Eintritt ist für jedermann frei.

Genossenschaftliche Kundgebung der Konsumgenossenschaft Berlin   und umgegend am Sonnabend, ben 6. März, abends 8 Uhr, in der Schulaula in Schöneberg  , Belziger Straße, Ede Eisenacher Straße. Mit wirkende: Schöneberger Männerchor Freundschaft". Mitglieder, Freunde und Anhänger der Bewegung werden um zahlreiche Beteiligung gebeten.

Das Schülertonzert des Bezirks Prenzlauer Berg  , über das wir berichteten, wurde, wie hier richtigstellend bemerkt sei, von dem Mufillehrer Krengel nicht Brengel) geübt.

Jubiläum. Am Montag, ben 1. März, feierte der Lagerverwalter Genoffe Abolf Liebold, fein 25jähriges Jubiläum in der Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Ronfumverein in Spandau  . Seiner vorbildlichen Pflichterfüllung in der Genossenschaftsbewegung sei bei dieser Gelegenheit befonders gedacht.

Funkbildübertragung in München  .

Der Münchener   Rundfunksender wird demnächst täglich im Anschluß an den Wetterbericht die Wetterkarte ber Bayerischen   Landeswetterwarte dra bt bilblich übermitteln. ein Bildempfangsgerät( System Diedmann) anschließen lassen. Diefes fest dann selbsttätig mit Hilfe eines Stiftes die Karte auf ein Blatt Papier   um. München   ist die erste Stadt, die eine draht lose Bilbübermittlung einführt.

Die drahtlose Berständigung mit Amerika   ist durch Versuche, die am vergangenen Sonntag zwischen Berlin   und New York  Bei den üblichen gemacht wurden, wesentlich gefördert worden. Sonntags- Empfangsveriudhen der Berliner   Funkstelle ist es ge Lungen, den Dupler- Telephonie- Berkehr London  - New York  , der auf elle 4000 meter stattfindet, mit erstaunlicher Klarheit au empfangen. New Yort war io laut, als wenn man in Berlin  ein Stadtgespräch führen würde. Da die Lautstärke nur mit angeschalteter Erde, also ganz ohne Antenne, erreicht wurde, iſt anzunehmen, daß jeder Amateur, der fiber einen Dreiröhren­Empfänger verfügt, und einen Wellenbereich bis 6000 Meter be­streicht, diese Verfuche mit abhören kann.

Neunundzwanzig Jahre Zuchthaus für Brandstiftung. Zu einem außerordentlichen friminalistischen Ereignis wurde die Schwur. gerichtsperiode in Flensburg   in der vergangenen Woche. Neun Anflagen waren insgesamt erhoben, davon lauteten sieben auf Brandstiftung, die untereinander in feinem Zusammenhang stehen. Alle wegen Brandstiftung   erhabenen Anflagen führten zur Berurteilung und es wurden insgesamt 29 Jahre Zuchthaus verhängt. Die Brandstiftungs- Schwurgerichtsperiede der vergange nen Woche in Flensburg   ist ein Ereignis, wie es in der Kriminal geschichte Deutschlands   noch nicht vorgekommen fein dürfte.

Geschäftliche Mitteilungen.

In dem Tennismatch zwischen Susanne Lenglen und Selen Bills am 16. Februar 1926 in Cannes   Spielten beide Metterinnen mit Dunlop- Tennis bällen. Der Dunlop- Tennisball ftellt eine neue Erfindung dar. Er ist im Gegenfas zu den übrigen im Hanbel befindlichen Bällen pfropfenlos, fo daß er weber im Spiel noch durch längere Lagerung irgendwelcher Beränderung in bezug auf Elastizität, Sprunghöhe, Durchmesser und Gewicht unterworfen ist.