die Reparationslasten nicht geleistet werden könnten. Denan mit derselben Argumentation könnten selbstverständlich alle anderen deutschen Unternehmer künftig alle Leistungen sozialer Verpflichtungen ablehnen. Die„dritte Seite", gegen die sich die Reichsbahngesellschaft wendet und von der sie sich nichts aufzwingen lassen will, diese dritte Seite ist eben die deutsche Gesetzgebung. Nun steht in keinem Gesetz, das sich auf die Reichs- bahngesellschaft bezieht, daß diese von der Erfüllung irgend- einer gesetzlichen Verpflichtung ausgenommen fei. Mit demselben Recht, mit dem die Reichsbahngesellschaft es ab- lehnt, die Bestimmungen der Schlichtungsordnung und den 22 des Reichsbahngesetzes aiuiterfennen, mit demselben Recht kann sie es aull) ablehnen, z. B. die Eisenbahner gegen Krankheit und Invalidität zu versichern, kann sie auch die Erfüllung jeder anderen gesetzlichen Verpflichtung ablehnen. Nun muß man sich die Konsequenzen des Urteils der 8. Zivilkammer vor Augen halten. Wenn der Z 44 des Reichsbahngesetzes Kompetenzkonflikte zwischen der Reichs- regierung und der Reichsbahngesellschaft in erster Instanz dem Reichsbahngericht überweist, so entscheidet in letzter I n st a n z ein Schiedsrichter, der von dem Präsidenten des ständigen internationalen Gerichtshofes zu er- nennen ist. Nach dem Urteil der Zivilkammer und nach dem Antrag der Reichsbahngesellschaft wird also in letzter Instanz «in Ausländer darüber zu entscheiden haben, ob und wie weit die Reichsbahngesellschaft noch der deutschen Ge- setz gebung untersteht. Die andere Konsequenz ist folgende: Die Eisenbahner haben alle friedlichen Mittel erschöpft, um zu einer Verein- barung mit der Reichsbahngesellschaft zu kommen. Sie haben sich dem Schiedsspruch, der nur«inen winzigen Teil ihrer Forderungen anerkannte, unterworfen. Sie haben im Ver- trauen auf ihr gutes Recht und im Vertrauen in die deutsche Rechtsprechung jede Kompfhandlung vermieden. auch nachdem die Reichsbahngesellschaft sich den deutschen Gesetzen widersetzt und sich geweigert hat, den verbindlich er- klärten Schiedsspruch zu erfüllen. Die Zivilkammer erklärt nun. daß die Reichsbahngesellschaft i m R e ch t i st. daß sie die deutsche Gesetzgebung, die sich auf die Regelung der Lohn- und Arbeitsbedingungen bezieht, nicht anzuerkennen braucht. Was ist die unvermeidliche Folg« dieses Urteils und der Haltung der Reichsbahngesellschaft? Daß für die Eisenbahner es künftig nur mehr eine Möglichkeit gibt, um sich anskömm- liche Lohn- und Arbeitsbedingungen zu sichern: denKampf. Die 8. Zivilkammer des Landgerichts I z w i n g t die Eisen- bahner mit der Abweisung ihrer Klage, sich in ihrer ganzen Taktik künftig auf den Machtkampf einzustellen. Entweder die Eisenbabner unterwerfen sich willen- l o s dem Diktat der Scharfmacher in der Hauptverwaltung der Reichsbahngcsellschaft, oder aber sie führen einen rück- sichtslosen Kampf um ihre Existenzbedin- g u n g e n. Einen dritten Ausweg läßt das Urteil der 8. Zivilkammer nicht zu. Wenn das Urteil in der Berufungsinstanz, zunächst also von dem Kammergericht und dann vom Reichsgericht bestätigt wird, dann wird die deutsche Reichsbahn aufgehört haben. ein zuverlässiges Verkehrsmittel zu sein. Angesichts der reak- tionären scharfmacherischen Einstellung der Hauptverwaltung der Reichsbcihngesettschaft— und deren Mitglieder sind ja niemandem gegenüber verantwortlich— wird die deutsche Reichsbahn künftig der Schauplatz dauernder und schwerer Wirtschaftskämpfe sein.
Vreuheukredlke für den vaumarkt. Aui Slnregung der preuhi- sdben Slacitsregierung hat sicki die Preuhisklie Staatsbank bereit erklärt, für die Neubautätigkeit der Gemeinden Vorschüsse in Höhe von etwa E>0 Millionen Mark zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise soll eS den Gemeinden ermöglicht werden. ihre Neubautätigkeit sofort weiterpisübren und damit einen Teil ihrer Arbeitslosen im Baugewerbe zu beschäftigen.
'Der Versuchung erlegen." Von H. Zerna. „Der Versuchung erlegen. Eine siebzehnjährige Stenotypistin mit einigen tausend Mark, die sie zur Bank bringen sollte, durch- gebrannt. In ihrer Gesellschaft befindet sich wahrscheinlich ein ihr bekannter junger Mann." So schreiben die Tageszeitungen. Gott , wie dumm, denkt man, ein paar tausend Mark, und in ein paar Tagen hat man sie beide. Und schließlich sitzen ja Taufende und arbeiten weiter, wenn der Himmel auch noch so blau ist den ganzen Tag, und sind vielleicht so klug, sich noch zu freuen über den Sonnenstrahl, der auch zu ihnen hineinkommt, und zwingen sich, einfach nicht daran zu denken, daß draußen das erstemal wieder die ganze Welt voll Sonne ist. Gott sei Dank, so vernünftig ist man. Sie aber ist„der Versuchung erlegen". Nun ja, mit 17 Jahren ist man noch so romantisch. Die Kleine aber hat es nicht mehr ausgehalten vor Sehnsucht. und vor Haß gegen den Gefängniswärter, den Chef, diesen Fleisch. klumpen mit den Triefaugen. Des Morgens muß sie ihm die Post vorlegen, und dann greift er nach ihr, wie eine häßliche dicke Spinne einen kleinen Schmetterling greift, und freut sich, wenn sie sich windet und ihm die Hand wegziehen möchte, und es nicht wagt,— die schöne kleine Hand aus den dicken Krallen— ober sie will ver> nünftig sein und tapfer, sie denkt an die Arbeitslosigkeit, und die Freude der Mutter, wenn sie die sechzig Mark nach Haus« bringt am Letzten und schluckt die Tränen herunter. „Na, wo waren Sie denn Sonnabend, he?, mit'm Freund zu- sammen, nicht? war's schön, he?" quarrt vor ihr die ölige Stimme. Sie zuckt und windet sich, wie die greuliche Spinne nach ihrem Heiligsten greift, ihrer ersten jungen Liebe. Was weiß die Gemein- heit dieses Mannes davon? Und ihr« Augen irren hilflos loszukommen,— und fallen auf die Straße. Da tanzen erst« Sonnenstrahlen und Kinder spielen. und drüben ist ein kleiner Kellerladen, und in der Tür steht eine alte Frau ganz still in der Sonne. Da hört sie nicht mehr den Chef, sie denkt auch eigentlich nichts. nicht„ach, da möchtest du auch noch so spielen können oder auch so ganz warm und ruhig in der Sonne stehen", sie bekommt nur so eine ganz große, zwingend« Sehnsucht nach dem bißchen Ruhe und dem Sonnenstrahl da draußen. Ja, und dann geht sie zur Bank, mit«in paar tausend Mark, und an der Ecke steht der Freund, der„junge Mann ihrer Bekannt- schaft",— der Jung« hat keine Arbeit und begleitet sie Immer em Stückchen Wegs, wenn er vom Nachweis kommt und sie trifft. Und da erscheint e» ihr plötzlich so ganz unmöglich, wieder in da« Gefängnis zurückzugehen, so ganz freiwillig. Was soll sie da? Sie gehört doch da gar nicht hin? Was hat sie mit jener Welt zu schassen? und ganz mechanisch und selbstverständlich gehen st« zum
Im befreiten Köln . Gedämpfte Rcvanchesänqe. Der Vorsitzende der Kölner Studentenschaft hat, wie er uns mitteilen läßt, an dem Aufsatz des Genossen Sollmann über die studentische Befreiungsfeier eine kleine Berichtigung vorzunehmen. Er beteuert nämlich, es seien beim Singen„die schlimmsten Stellen" der„Wacht am Rhein" und des Liedes„Der Gott , der Eisen wachsen ließ" fortgelasien worden. Der Racheschwur zur Hermannsschlacht und das übrige Kriegsgeplärr wurde jedoch von der studentischen Zensur nicht betroffen. Die Reoanchesänge der Kölner Studenten würden uns übrigens höchst gleichgültig sein, wenn sie nicht als Begleitmusik zu einer Rede des Außenministers vor- getragen worden wäre. Daß man nun erfährt, der Boykott der Reichsfahne beruhe auf einem Beschluß der Kölner Studenten- schaft, ist recht lehrreich. Die Minister der Republik sollten ihre Beteiligung an solchen Feiern davon abhängig machen, daß den Hoheitszeichen des Reiches der gebührende Respekt entgegengebracht wird.
lluther über seine Wirtschaftspolitik. Rede vor dem Verband der Auswärtigen Presse. Reichskanzler Luther hiell gestern abend vor dem Berliner Verband der Auswärtigen Presse eine Rede, in der er einen Ueber- blick über die wirtschaftspolitische Entwicklung Deutschlands seit dem Jahre 1923 gab. Der Zweck der Rede war offensichtlich, den Gegen- satz zwischen der Politik des ersten Kabinetts Luther und der seiner Zwesten Ministerpräsidentschaft künstlich zu überbrücken. Er führte u. a. aus, drei Abschnitte seien seit dem Oktober 1923 zu unter- scheiden. Der erst« reiche bis zur Annahme der Dawes-Gesetze, der zweite schließe mit der sinanz- und wirtschaftspolitischen Gesetzgebung des Sommer 1923 und mit dem Vertrag von Locarno ab. Im Ver- lauf des zweiten Abschnittes hätten die hereinströmenden Kredite äußerlich zwar fast den Eindruck einer Hochkonjunktur hervorgerufen, tatsächlich habe das aber nur eine Verschleppung der not- wendigen Reinigungskrise bedeutet. Es sei die letzte Erscheinung der an sich schon überwundenen Inflation gewesen. Der dritt« Abschnitt werde innenpolitisch vollständig von dem Entschluß beherrscht, zielbewußte Wirtschaftspolitik zu treiben. Die Preissenkungsaktion sei keineswegs erfolglos geblieben, wenn auch noch viel zu tun übrig bleibe. Besonders müsse die Ueberpreisspanne zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreis überwunden werden. Man stehe jetzt an jener Wegwende, wo alles daran gesetzt werden müsie, die Wirtschaft neu zu beleben. Zum Teil stehe die Krise nicht im Zeichen eines Gesundungs- Prozesses, sondern sei auf die Wirtschafts- und Inflationsver- hältnisie des Auslandes zurückzuführen. Weitere Steuersenkungen seien infolgedessen unerläßlich. Auch der Zinsfuß sei noch zu hoch. wenn auch eine wirkliche Sozialpolitik nur in einer gesunden Wirt- schast möglich sei. so dürfe man doch aus der anderen Seite nicht ver- gessen, daß ein so schwerleidendes Volk wie das deutsche ohne durch- gebildete Sozialpolitik weder leistungsfähig noch ruhig gehalten werden könne. Was die Steuern anbetreffe, so sei es sehr erwünscht, wenn Länder und Gemeinden die Realsteuern ab- bauten. Allerdings verhindere der Gesamtausbau des Kelches in dieser Richtung ein schnelles handeln. Umsatzsteuer und Luxussteuer stünden deshalb im Vordergrund. Es fei ein notwendiges Wagnis, wenn die Regierung den gesamten Steuersenkungsplan bewußt auf die Karte einer Veilerung der Wirtschaft setze. Diese Politik sei not- wendig trotz der völlig unmöglicheu Handelsbilanz, und trotz der schwierigen Handelsverträge verwendbar. Die Ausdehnung der Er- werbslofen- und Kurzarbeiterfürsorge bezeichnete der Kanzler eher als ein Hemmnis, als eine Stütze einer Gesundung. Dies gelte um so mehr, als in äußerst bedenklicher Weise eine innere Umstellung an recht vielen Stellen dahin zu wirken scheine, daß man überlege, wie man unter Benutzung der Borschristen und Lücken der Erwerbslosen- gesetzgebung einen Teil der Arbeiterschaft praktisch aus öffentlichen Mitteln bezahlen lasse. An Schritten zu positiver Wirtschaftsforderung habe sich die Regierung zur Belebung der Ausfuhr(z. B. Russen-
Bahnhof und fahren hinaus, in den äußersten Vorort, wo schon die Kätzchen blühen und die Schneeglöckchen, und laufen den ganzen Tag umher, mit diesem ganz neuen Gefühl der Freiheit, in der Sonne und im ersten Grün. Bis,— ja, bis sie auf einmal nicht mehr weiter wissen, bis man sie findet, und vielleicht sehen sie dann ein, wie unvernünftig sie gehandelt haben. Der Chef bekommt auch sein Geld wieder, sie wußten ja gar nicht, was mit soviel anfangen,— oder man hilft ihnen sogar, steckt sie in«ine Besserungsanstalt und gibt ihnen dann richtige Arbeit und sie werden noch ganz nützliche Glieder der menschlichen Gesellschaft. Vielleicht versuchen sie auch, sich das Leben zu nehmen,— aber das ist alles ganz gleichgültig,— sie waren einmal im Frühling und die Sonne schien.
dostofewfkk als Schwerarbeiter. Die sibirische Monatsschrift„Sibirskisi Ogni" bringt soeben höchst interessante Veröffentlichungen des sibirischen Schriftstellers und Dostojewskiforschers Wjatkin. Ein besonders ergreifendes Doku- ment ist in ihrer herzlosen Sachlichkeit eine Liste der politischen Staatsverbrecher, die sich im Juni 1839 im Omsker Zuchthaus de- Sonden. In der Liste figurieren sieben Personen, darunter vier Zolen(sie wurden wegen Teilnahme an der polnischen Bewegung in den vierziger Jahren nach Sibirien verbannt), dann lesen wir die Name» Pawelaristow, Sergej Durow, Fedor Dostojewski. Ueber jeden der Arrestanten wird ein besonderes Pormerkblatt geführt. Bei Fedor Dostojewski finden wir folgendes interessante bis jetzt un- bekannte Vormerkblatt. Name des Arrestanten: Fedor Michailowitsch Dostojewski . Kennzeichen: Reines, weißes Gesicht, graue Augen, gewöhn. llche Nase, lichtblonde Haare, auf der Stirn über dem linken Auge eine kleine Schramme Figur: kräftig und fest. Beruf: ehemaliger Offizier in Pension. Gründe der Verbannung: Teilnahme an einer revolutionären Organisation. Verbreitung des Briefes des Schriftstellers Belinski. Dieser Brief ist gegen die herrschende griechisch-orthodoxe Kirche ge- richtet, greift das Zarentum an. Versuch der Aufreizung gegen die herrschende Macht durch Proklamationen, die in einer geheimen Lithographie hergestellt worden sind. Auf wessen Beschluß verbannt: auf Allerhöchsten Befehl aus Grund eines Berichts des Generalgouverneurs. Strafe: Verlust aller Ehren und Bürgerrecht«. Ausführung: Führt sich sehr gut aus. Dauer der Verbannung: Vier Jahre Zuchthaus mit späterer Einreihung in die Armee als gemeiner Soldat. Welchen Beruf kennt der Arrestant, kann er lesen und schreiben? Schwerarbeiter, kann lesen und schreiben. Dieser offizielle Akt, der vom Kommandanten des Omsker Zucht- Hauses gezeichnet ist, qualifiziert Fedor Dostojewski als Schwer- arbeiter. Schwerarbeiter war damals bereits ein bekannter Schrift- steller. Dostojewski hatte zu dieser Zelt bereits„Netokscha Neswa- nowa",„Die armen Leute".„Die weißen Nächte" und den„Doppel- gänger" geschrieben.
kredit) zur Kreditgewährung an die Reichsbahn und zur Unter- stützung einiger Sondergebiete, wie Handelsschiffahrt und Werften entschlossen. Den deutschen Werften werden noch im Früh- jähr die noch vorhandenen Mittel aus den Reedereidarlehen für Neubauten zur Verfügung gestellt werden. Weiter solle die ländliche Siedlung, vor allem in den forstarmen Tellen des Ortes sowie der Wohnungsbau tatkräftig unterstützt werden. Im Vordergrund stehe dabei die Erleichterung der Aufnahme langfristiger Hypoihekenkredite. Auch der Landwirschaft werde auf dem Kreditwege und durch För- derung des Düngemittelbezugs geholfen. Eine Beeinflussung der Roggenpreise werde vorbereitet. Aber alle diese Maßnahmen, deren Aufzählung nicht erschöpfend sei, kosteten Geld und seien neben der Steuersenkung nur in begrenztem Umfange möglich. Kronzeuge Kreil— 2 �ahre Gefängnis. Die Teutschnationaien am Pranger. Augsburg . 4. März(Eigener Drahtbericht.) Der von den Deutschnationalen bestochene Zuchthäusler und Verleumder Isidor Kreil wurde am Donnerstagabend wegen Vergehens des fort- gesetzten Betruges zu zwei Iahren Gefängnis verurteilt. Acht Monate der Untersuchungshaft sollen in Anrechnung gebracht werden. Die bürgerlichen Ehrenrechte wurden dem ver- brecherischen Verleumder aus drei Jahre aberkannt. Als das Urtell gefällt war, beschimpfte Kreil den Gerichtshof in den stärksten Ausdrücken, so daß er vor seiner Abführung in die Haft noch eine Ordnungsstrafe erhielt. Der Staatsanwalt hatte wegen versuchten Betruges eine Ge- fängnisstrafe von zwei Jahren sechs Monaten beantragt. In seinem Plädoyer ließ er big Anklagen wegen des Anerbietens zum Mein- eid fallen, da Kreil nicht gegen Ebert als Zeuge auftreten wollte. sondern nur die Beschaffung von Beweismaterial versprochen habe. Der Staatsanwall stellte weiter ausdrücklich fest, daß das„De- lofkungsmalerial" gegen den Reichspräsidenten Ebert nie existiert und Kreil auch niemals Kurierdienste für die Sozialdemokratisch? Partei geleistet hat. Kreil habe entsprechende Angaben nur ge- macht, um sich materielle Dorteile zu verschaffen. Der Angeklagte versuchte dann in einer zweistündigen Rede seine betrügerischen 2lb sichten zu rechtfertigen und verlcngre nicht nur Freisprechung, sondern auch eine Entschädigung für die Untersuchungshast. Der deulschnationale Parteisekretär von Adrstner und der schwarzweiß. rote Rkagdeburger Rechtsanwalt Bindewald hätken sehr wohl ge- mußt, daß er schwer vorbestraft sei und der kommunistischen Partei angehörte. Der vom Gericht zugezogene sachverständige Gerichts- arzt bezeichnete Kreil als hysterischen Psychopathen. Die nachträgliche Rechtfertigung des verstorbenen Reichs- Präsidenten Ebert durch das Augsburger Gericht bedeutet gleichzeitig eine schwere Anklage gegen die Deutschnationale Partei. Das über Kreil gefällte Urteil richtet sich in moralischer Beziehung ebenso gegen sie wie gegen den Angeklagten. Wochenlang hat die Deutschnationale Partei systematisch das von dem Staatsanwalt als nie vorhanden gewesene und erfundene„Belastungsmaterial" zu einer Hetze gegen den ver- storbenen Reichspräsidenten bcmitzt. Sie wutzte, daß dieses Material erfunden war von einem Verbrecher, der wegen der schwersten Delikte fast die Hälfte seines Lebens hinter Zuchthaus - oder Gefängnismauern verbracht hatte und trotzdem benutzte sie es zu ihrem Kampf gegen Ebert. So richtet sich das Augsburger Urteil auch gegen die gesamte Deutsch nationale Parteil Dos Vesoldungssp«rrg«feh. da« die ReiKSreoierunp um ei» � Fahr veilanpern wollie. wird ollem Anstbein nock keine Berlänpe- rung mehr erfahren. Zwar ist bisher die Vorlage zur Verlängerunq nocki nickt zurückgezogen, aber die Zurückziehung ist mehr als wabricheinlick, nacktem sick die Reicksregierung davon überzeugen mußte, daß die Mehrheit de« Reichstag ? g« g« n«ine Verlängerung des Sperrgesetzes stimmen wird. Dem Landtag ist der Ge'etzentwurf über die Führung der 27 preußischen Summen im Reichsrat zugegangen. Danach wir» die auf daS Land Preußen entfallende 27 Stimme von den, preußiicken Staaisministerinm geführt. Tie Abstimmung über die einheitlicke Stimmabgabe Preußens im Reichsrat soll am 18. März wiederholt werden.
In der Philharmonie brachte derBerlinerAerzte-Chor, unterstützt vom Philharmonischen Orchester, Mozarts „Requiem " zur Ausführung. Es war eine Feierstunde irn schönsten Sinne. Denn wenn auch dies letzte, legendenumsponnens Werk des Meisters in Einzelteilen Schwächen zeigen mag, wenn selbst wesentliche Stellen, wie etwa die große Doppelfuge.Kyrie eleison ", in den Themen kaum vom Hergebrachten abweichen, so zeigt doch die Durchführung des Ganzen echt Mozartsche Kunst. Die leichte Heiterkeit des Meisters hat sich hier fast in eine unirdische Verklärtheit schon gewandelt, und die Schrecken des Todes werden überstrahlt von der Sehnsucht nach Frieden und dem Glauben daran. In guter Ausführung vermag dies Werk wie nicht viele andere den Hörer zu erschüttern und zu erheben. Der Berliner Aerztechor, der unter Dr. Kurt Singers Leitung es zu einer erstaunlichen künst- lcrischen Höhe gebracht hat, erwies sich als ein berufener Bermittler des Wertes. Singer, der sich mit Liebe und Begeisterung des Requiems annahm, stellte sich völlig in den Dienst des Meisters. Der Ehrgeiz, die Hörer durch eine Sondermeinung mehr oder weniger angenehm zu überraschen, liegt diesem befähigten Musiker fern. So gelang eine wundervoll einheitliche, feierliche Darbietung. Auch die Solisten Lilly Wietop, Paula Lindberg , Werner Rosenthal und Hermann Schey hielten das hohe Niveau des Abends. Dem Requiem voranqeqanqen waren Bruck- ners schwerblütigere Kompositionen, das fünfstimmige„Tantum ergo" und das vierstimmige„Ave-Maria", die ebenfalls Chor wie Dirigenten im besten Licht zeigten. Tes. Zugendpreis venischer Erzähler. Dem Verbände Deutscher Er- Zähler ist von der Deutschen Buchgemeiv.schaft, Berlin , ein jährlich wiederkehrender Preis von 19 999 M. als„Jugendpreis Deutscher Erzähler" gestiftet worden, den der Verband unter Mitwirkung des preußischen Kultusministeriums, nach freiem Ermessen einer hierfür gewählten Kommifsson. unter allen Umständen und ungeteilt für den jeweilig besten bisher unveröffentlichten Roman junger Erzähler zu vergeben hat. Der Autor darf zurzeit der Einreichung das 38. Lebensjahr nicht vollendet hoben. Das durch den Preis aus« gezeichnete Werk wird von der Deutschen Buchgemeinschaft in einer garantierten Erstauflage von 19 999 Exemplaren verlegt, wofür das Honorar zugleich mit dem Preise zahlbar ist. Die Manuskripte sind anonym, mit einem Kennwort versehen, bis jeweils zum 18. März an das Bureau des Verbandes Deutscher Erzähler, Berlin W 39, Nürnberger Straße 9/19, einzusenden. Das Kennwort. sowie Name und Anschrift des Verfassers sind in einem geschlollenen Umschlag dem Notar Dr. Wenzel Gostibaum, Berlin W. 66, Wilhelmstraße 52. mitzuteilen Die erste Preisverteilung erfolgt am 2. Oktober 1926. Alle wetteren Bedingungen sind vom Bureau des Verbandes zu erfahren. Zartfühlende SNnkbombeulchmeißer. Nachdem die bisherigen Aufführungen des Lustspiels„Der fröhliche Weinberg" im neuen Schauspielhause in Königsberg ohne Zwischenfall ver» laufen waren, kam es in der Mittwochvorftellung im zweiten Akt zu heftigen Lärmszenen durch fortgesetzte Zwischenrufe und Pfeiken. Im Parkett wurden Stinkbomben geworfen. Im Zuschauerraum und im Vorraum de» Theaters kam«s zu lebhasten Auseinandersetzungen.