Lanöfrleöensbruch 6er ffakenkreuzler. Alt-Landsberg— Neu-lSrevesmuhleu.— Laudjägersöhue bei den Landfriedensbrechern. Die polizeilichen Ermittelungen über den Zusammenstoß zwischen Frontbannmitgliedern und Mitgliedern des 2llt»Lands- berger Männerchors am 21. Februar d. I. haben folgendes Ergebnis gehabt: „Auf Veranlassung der Frontbanngruppe Neuen» Hagen fand am 21. Februar in Alt-Landsberg eine Gruppen- gründungsfeier statt, an der sich Berliner F r o n t b a n n- g r u p p e n aus Neukölln und Lichtenberg beteiligten. Der Anmarsch dieser Gruppen ging geschlossen von Neuenhagen nach Alt- Landsberg in Stärke von etwa 6l> Mann. In Alt-Landsberg be- gaben sich die Frontbannleute nach Schluß ihrer Veranstaltung in kleinen Trupps gegen 11 Uhr in die Stadt. Dabei wurde eine Schankwirtschaft kurz, wie zur Erkundung, betreten. Bereits im Schützenhaus kam es zu einem Zusammen stoß mit dem G e s a n o e r e i n„Frohsinn", der das Erscheinen der Front- bannmitglieder auf der Festlichkeit unangenehm empfand und den Leuten, um sie los zu werden, eine Loge Freibier spendierte. Hier fragte der Führer der Frontbannleute:„Wo tagt denn das Reichsbanner?" und auf die Frage, warum er dies wissen wolle, antwortete er: �steine Leute wolle» einmal gründlich unter den Reichsbanner» ausräumen." Inzwischen hatten sich bereits einige Frontbannleute in dem Hotel Friedrichslust eingefunden, wo der Alt-Landsberger Männerchor das Stiftungsfest feierte. Da der Vorsitzende des Chors gleichzeitig Vorsitzender des Reichsbanners ist, nahm an der Festlichkeit auch eine Anzahl Reichsbannermitglieder teil. Die Frontbannmitglieder begaben sich in den Schankraum und hier kam es bald zu einem Wortwechsel, wobei einer der Front- banner einem Festleilnehmer das Relchsbannerabzeichen abriß. Der Wirt verwies ihm darauf das Lokal. Als bald daraus eine Frau das Lokal verließ, wurde sie von einem Frontbannmann mit einem Gummiknüppel auf den Kopf geschlagen, ebenfalls erhielt ein junger Mann einen Schlag. Infolge dieses Vorfalles entstand unter den Teilnehmern des Maskenfestes im Lokal große Erregung, sie drangen auf die den Ausgang besetzt haltenden Frontbannleute ein. Nachdem diese zurückgedrängt waren, kehrten die Festteilnehmer wieder in das Lokal zurück. Die Fronlbanuleule zertrümmerten hierauf eine große Anzahl von Fensterscheiben und einer gab durch die halb- geöffnete Tür in de» Saal einen Schuh ab, der jedoch niemand verletzte. Dabei fiel der Ruf:„5hr müßt alle verrecken!" Die Festteilnehmer gingen daraus zunächst mit Stuhl- und Tisch- beinen bewaffnet zur Abwehr vor, worauf jetzt die Frontbannleule von ihren Schußwaffen Gebrauch machten und etwa 60— SO Schuß in die Luft abgaben. Sie wurden trotzdem zurückgetrieben. Hierbei blieb ein Frontbann- Mitglied, Renz, schwer verletzt auf der Straße liegen und wurde von den Festteilnehmern in das Lokal zurückgebracht. Auf diesem Transport soll er noch geschlagen und gestoßen worden sein. Die Todesursache des Renz ist durch die Obduktion noch nicht einwand- frei freigestellt. Don den Fcstteilnehmern wurde einer durch sechs ZNesierstiche in den Kopf verleht, ein weiterer hatte eine Schußver- lchung Im llnterscheotel. Die Frontbannleute zerstreuten sich, nach- dem die Mitglieder einem nochmaligen Befehl des Führers zum Vorgehen nicht mehr Folge geleistet hatten. Bemerkens- wert ist, daß be! Beginn der Schlägerei der Führer des Front- bann- die Anhängerschaft ausdrücklich aufgefordert hatte, zurückzutreten und die Berliner vorzulassen! Von der Berliner Polizei sind in Alt-Landsberg im ganzen i'i Personen, davon 11 Frontbannmltglieder und 13 Festteilnehmer festgenommen und dem Richter zugeführt worden. Der Richter hat gegen zwei Neuenhagcner Frontbonnmitglieder und einen Festteilnehmer Haftbefehl erlösten. Anker den vorgeführten Fronlbannmilgliedern befinden sich sechs im Aller von 18— 19 Zahreu. unker diesen sind auch die beiden Söhne des Oberlandjägers von All-Landsberg, die als Mitglieder des Junglandbundes sich unter den Frontbannleuten befanden. In Berlin sind neun weiter« Mitglieder des Frontbanns festgenommen und dem Richter zu- geführt worden, darunter der F ü h r e r der Frontbannleute Lang- n e r. Gegen vier von ihnen ist H a f t b e f e h l ergangen." Soweit die Mitteilungen des Polizeipräsidiums. Für jeden, der lesen kann, ergeben sich interessante, aber keineswegs überraschende Tatsachen. Die Hakenkreuzler gehen nach Methode Greves - wühlen offen auf Ueberfall aus, ausgerüstet mit Schuß- m a f f e n, von denen sie in aller Gemütsruhe Gebrauch machen. Die Polizei, die Ruhestörungen verhindern soll, wird repräsen- ticrt durch einen O b e r l a n d j ä g e r, dessen Söhne sich im Lager der Landfriedensbrecher befinden. Man kann danach sich vor- stellen, was bei seiner„Untersuchung" herauskommen würde. Nun hat die Berliner Kriminalpolizei eingegriffen und 11 Fronbannleute, aber 13 der angegriffenen Festteilnehmer vorläufig festgenommen. Gilt denn der Begriff Notwehr gnrnicht mehr? Müssen sich repu- blikanische Arbeiter von den hergelaufenen Strolchen wahllos nieder- knallen lasten, ohne sich wehren zu dürfen? Werden die Ueberfallenen ebenso behandelt, wie diejenigen, die den Uebersall planmäßig durch- führten? Der Junglandbund, dem die Oberlandjägersöhne an- gehören, hat schon mehrfach offen zur organisierten Gewalltat gegen Andersdenkende unter dem Beifall des Altlandbundes auf- gerufen. Was geschieht mit ihm?
Justiz als 5arce. Kläglicher Rcinfall in Stölzel-Prozeft. Draunschweig. 4. März.(Eigener Drahtbcricht.) Am zweiten Tag des Stölzel-Prozesses wurden die Hauptbelaftungs- zeugen vernommen. Es handelt sich um ehemalige Bureau- b e a m t e des Angeklagten, die diesen jahrelang bespitzelt hatten. Der Bureauoorsteher brachte nicht weniger als zwei dicke Foliobände voller Aufzeichnungen in den Gerichtssaal. Der Hauptbelaftungs- zeuge Köhler enttäuschte allerdings die Staatsanwaltschaft, indem er sich ausfallend zurückhielt und sich auf bestimmte Feststellungen nicht besinnen konnte. Es sei nur der allgemein« Eindruck gewesen, daß Landesschulrat Dr. Stölzel nicht dienstlich nach Berlin gefahren ist. T a t s a ch e n für diese Annahme habe er nicht. Ueber die Telcphongespräche habe er überhaupt keine eigenen Kenntnisse, desgleichen nicht über die angeblichen Fahrten in dritter Klasse, für die zweiter Klasse liquidiert sei. Er wisse nur genau, daß Landesschulrat Dr. Stölzel einige Schulbücher Ostern 1922 und 1923. anscheinend zur Benutzung durch seine Kinder, aus der Bibliothek entnommen habe. Auf die Frage des Staatsanwalts, f ü r wen die Prüfungsexemplare bestimmt seien, antwortete der Zeuge„Herr Dr. Stölzel glaubte, als Prüfungsexemplar wäre es fein Eigentum, gewistermaßen ein Aequwalent für die Prüfung. Wir Sureaubeamten waren der Auffastung. es wäre Eigentum der Behörde." Zur Ehorakteristerung Köhler» wurden zwei ihn sehr be- lastende Brief« vorgelegt, au« denen hervorgeht, daß er im Februar 1922 schon wegen Unbrauchbarteit entlassen werden sollte. In dem Punkt der angeblichen Erschleichung eines ZOOprozen.
tigen Teuerungszuschlages muß Köhler zugeben, daß es möglich sei, daß die gezahlle Summe nicht für die betreffende Reise bezahlt wurde, sondern ein Vorschuß war. Die anderen beiden Bureau- beamten wußten nichts Neues hinzuzufügen. Freitag Fortsetzung der Verhandlung. Thürl'ngische �uftizkorruptiou. Feststellung des Gerichts in Weimar . Zeno. 4. März.(Eigener Drahtbericht.) Der zweite politische Veleidigungsprozeß, der auf Antrag der thüringischen Regierung gegen den verantwortlichen Schriftleiter unseres Jenaer Parteiorgans wegen Beleidigung der Staatsanwaltschaft in Weimar angestrengt worden war, endete am Donnerstag mit einer schwerenNieder- läge der Regierung.„Das Volt" hatte im vergangenen Jahre vor dem Meineidsprozeß gegen den früheren Staatsbankpräsi- denten, Genossen Loeb, auf unerlaubte Beziehungen zwischen der weimarischen Anklagebehörde und der bürgerlichen Press« hin- gewiesen. Auf Grund dieser Beziehungen war die Rechtspreste fort- gesetzt in der Lage, aus dem schwebenden Verfahren gegen führende Sozialdemokraten Einzelheiten mitzuteilen, zu dem Zweck, die öffent- liche Meinung gegen die Sozialdemokratie zu beeinflussen. Daran hatte„Das Volk" eine heftige Kritik geknüpft. In der Hauptoerhandlung wurde festgestellt, daß der thüringische Finanzminisker klüchhner in zwei Fällen aus einem schwebenden Verfahren gegen Loeb einmal ein für Loeb belastendes, spüler aber widerlegtes Gutachten eines Sachverständigen, und das andere Wal einen Sinstellungsbeschluß der Rechlspreste zur polltischen Auswer- tung gegen Loeb zugeleitet hatte. Ein Staatsanwaltschaft s- rat hatte ferner dem Vertreter eines Rechtsblattes bestimmte An- gaben über die seinerzeit bei Loeb beschlagnahmten Akten gemacht.
Nachdem auch noch verschiedene andere Fälle, die eine einseitige und bestimmt politisch orientierte Unterrichtung der Rechtspresse durch die Anklagebehörde in Weimar erhellte, festgestellt worden waren. erkannte das Gericht auf kostenlose Freisprechung des Genossen Deerberg, weil er trotz seiner scharfen Kritik in Wahrneh- mung berechtigter Interessen gehandell habe.
Staatssekretär pirsch Universitätsprofessor. Der bekannte Volkswirtschaftler, Professor Julius Hirsch , der als Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium während der Amtszest Robert Schmidts dem Reiche hervorragende Dienste geleistet hat, ist. wie wir hören, zum Honorarprofessor in der philosophischen Fakultät der Universität Berlin ernannt worden. Er erhiell einen Lehrauftrag für Handels- und Verkehrs- wefen im Rahmen der allgemeinen Betriebswirtschaftslehre. Bisher war Hirsch als außerordentlicher Professor an der Handelshochschule tätig. Von seinen mannigfachen Schriften hat in letzter Zeit besonders sein Werk über„Das amerikanische Wirtschafts- wunder" auch in Arbeiterkreisen Beachtung gefunden.
Die Saarfrage. Der Reichsaußenminister hat vor seiner Abreise nach Genf , um sich noch einmal über die Absichten und Wünsche der Bevölkerung des Saargebiets persönlich eingehend zu unterrichten, eine Ab- ordnung der politischen Parteien des Saargebiets empfangen, die sich aus je drei Vertretern des Zentrums, der Sozialdemokratischen Partei und der Deutsch -saarländischen Volkspartei zusammensetzte. Bei dem Empfang wurden alle schwebenden Fragen, insbesondere die auf der Tagesordnung der Märzberatungen des Völkerbundsrats stehenden, erörtert.
Locarnogeist t Chamberlain mißbilligt die London , 4. März.(Unterhaus. WTB.) In der heutigen Sitzung erklärte Chamberloin, er habe die Entwicklung des inter - nationalen Streites im Zusammenhang mit der bevorstehenden Tagung des Völkerbundes mit ernster Besorgnis verfolgt und. wenn die extremeren Formen der Streitigkeiten die Ansichten der Nationen darstellten, könnte man eine düstere pessimistische Ansicht von der Lage haben. Die Mäßigung der Erklärungen von Vevtretern der am nächsten interessierten Nationen— mögen sie Deutsche , Franzosen, Belgier oder Polen sein— hätte ihn jedoch ermutigt, besseres zu erhoffen. Die britische Regierung teile das allgemeine Bedauern, daß diese Fragen jetzt ent- standen seien: aber er wolle nicht behaupten, daß die» ein Fehler irgend jemandes sei, es sei vielleicht unvermeidlich gewesen. E» müsse leitender Grundsah für die brillschen Vertreter in Gens sein, sich dort an nichts zu beteiligen, was den Erfolg" Locarnog gefährden oder Deutschland im letzten Augenblick den Eintritt in den Völkerbund unmöglich machen könnte. Unter keinen Umständen werde sich die britische Regierung an irgendwelchen Versuchen betelligen, im Völkerbundsrat die zwei Lager entgegengesetzter Kräfte neu zu schaffen, die der Fluch Europas vor dem Kriege waren. Chamberlain betonte die Nutz- losigkeit jedes derartigen Versuches und erklärte weiter, es sei von wesentlicher Bedeutung, daß die Vorschrift der Einstimmigkeit innerhalb des Völkerbundsrates beibehalten wird, wenn für keinen anderen Zweck, so doch deshalb, um jede Art von Intrige auszuschließen und zu verhindern, daß der Rat seiner wahren Natur beraubt wird, eine besondere Entscheidung zu fällen. Chamber- lain erklärte weiter, er habe dem deutschen Vorschlag, Erörterungen mit ihm und anderen Vertretern vor der Ratssitzung in Genf statt- finden zu lassen, zugestimmt. Man könne wohl nicht annehmen, daß die ursprüngliche Form des Völkerbundsrates niemals ge- ändert werden würde. Seine Verfassung sei ein Problem für eine allgemeine Erörterung. Das britische Ziel sei. die Mitglieder des Rates in solchen Grenzen zu halten, daß er für praktische Ar- beitszwecke ein wirksames Werkzeug fei, andererseits sei es ebenso wichtig, daß er zahlreich genug ist, um die gesamte Körperschaft der Staaten im Völkerbünde zu repräsentieren und ihm die Autorität zu geben, deren er bedarf. Jede Vermehrung der ständigen Sitze müsse natürlich mit ganz besonderer So'rgfalt geprüft werden. Großbritannien habe n l cht den Standpunkt eingenommen, daß, abgesehen von dem Eintritt Deutschlands , Amerikas oder Rußlands , keine Vermehrung der ständigen Ratssitze erfolgen solle. Diese Frage sei bereits früher erörtert worden. Vor vier Jahren habe die britische Regierung den Anspruch Spaniens unterstützt, und er sehe nichts, was die britische Regierung veranlassen könnte, ihre Haltung gegenüber diesem Anspruch im Prinzip zu ändern(Wider- Ispruch bei derOpposition). Er befasse sich jedoch jetzt nicht mit dem Zeitpunkt der Erfüllung des Anspruchs. Es gebe einige Slaalen, die nicht für ständige Sitze geeignet seien, deren Aawesenhelk im Rai jedoch wünschenswert sein könnte. Die leitenden Grundsätze der britischen Regierung seien, nichts zu tun, was die Ergebniste von Locarno gefährden könnte oder was irgendeiner Macht das Recht gäbe, zu sagen, daß sie unfair be- handelt oder in eine Lage gebracht worden sei, deren Folgen sie nicht voraussehen könnte: außerdem gehöre es zu den leitenden Grund- fätzen Englands, daß die Schaffung neuer Ratesitze sorgsam erwogen werden müsse und daß sie nur erfolgen könne, wenn der gesamte Rat darüber einig sei. Wenn jedoch der gesamte Rat in der Unterstützung eines besonderen Anspruches einig sei, so würden die Engländer den Anspruch auf seine V e r e ch t i- gu n g hin prüfen müssen. Großbritannien sage nicht und sei nicht bereit, a priori(von vornherein) zu sagen, daß kein derartiger Anspruch unter irgendwelchen Umständen zugelassen werden könne. Der britischen Regierung wäre es lieber gewesen, wenn diese Frage nicht gerade jetzt aufgeworfen worden wäre. Man könne das Pro- blem nur durch Abstimmung im Völkerbund lösen. Wenn aber in einer Vereinbarung des gesamten Völkerbundsrats für eine be- stimmte Ration ein Weg gefunden werde, so werde Großbritannien sicherlich eine Aufnahme nicht verwerfen oder sich ihr widersetzen mit der Begründung, daß Großbritannien es vorgezogen hätte, die Frage nächsten September zu erörtern. In der Debatte sprach Macdonald unter dem Beifall der Arbeiterpartei sein Bedauern aus, daß es u n- möglich sei, der Rede Chamberlains zuzustimmen. Mac- donald betonte, er habe n I e in seinem Leben ein Problem gesehen. in dem sich die Ratioz, so einig gewesen sei wie in der äugen- blicklich erörterten Frag« der Erweiterung des Dölkerbundsrat». Premierminister Daldwio. erklärt«, daß zwischen Chamberlain und den sicheren Ministern keinerlei Meinungsverschiedenheiten beständen. Dos
lluß herrMen! Anfrollung der Ratsfrage. wichtigst« des Augenblicks sei, daß Deutschland b e sti m m t Mit- glied des Völkerbuiches und ständiges Mitglied im Rot werde. Kabinetts keinerlei Meinungsverschiedenheiten be- ständen. Das wichtigste des Augenblicks fei, daß Deutschland bestimmt Mitglied des Völkerbundes und ständiges Mitglied im Rat werde. Kurz vor 7 Uhr war die Erörterung beendigt und die O p p o- sition forderte die Abstimmung über den formellen Ver- tagungsantrag, auf dessen Grundlage die Erörterung stattgefunden hatte. Obgleich Baldwin formell die Vertagung beantragt hatte, war es nicht der Wunsch der Regierung, daß das Haus sich vertagen sollte, denn der Antrag war nur gestellt worden, um eine Gelegen- heit für die Debatte zu geben. Als es zur AbsUmmung kam, widersetzte sich daher die Regierung ihrem eigenen Vertagungs- antrog und die Vertagung wurde mit 224 gegen 124 Stimmen abgelehnt. Die Haltung öer Arbeiterpartei. London , 4. März.(Eigener Drahtbericht.) Der Frattionsvor- sitzende der Arbeiterpartei, Genosse Ramsay Macdonald , sagte seinem Vertreter:„Ich bin und mit mir die gesamte Arbeiter».. parte, jetzt gegen eine Aenderung in der Zusammensetzung'" des Völkerbundsrates, die über die Ausnahme Deutschlands hinaus- gehen würde. Das aus mehreren Gründen: Erstens, well jede der- artige Aenderung natürlich den Eindruck erwecken müßte, als wäre sie�oon der Furcht vor dem neuen Mitglied diktiert oder sei der. Teil eines Ränkespiels gegen dieses Mitglied. Der zweite Grund liegt darin, daß eine Erweiterung der ständigen Rats- sitze unklug wäre. Das Problem des Völkerbundsrats bedarf gewiß angesichts der in den vergangenen Jahren gemachten Er- fahrungeii äußerst sorgfältige Ueberlegung. Diesen Fragen- komplex jedoch mit einem Vorschlag auf Vermehrung der ständigen Sitze zu beantworten, bedeutet keinerlei Läsung, da die ge- samten Fragen der nichtständigen Ratssitze, die Frage, welche Nationen für diese in Betracht kommen, die Wahlmethode usw. weiter unbeantwortet bleiben würde. Ich bin deshalb der Meinung, daß der Rat die Entscheidung darüber zurückstellen und inzwischen ein Ausschuß ernannt werden sollte, dessen Aufgabe das Studium dieser Fragen und die baldige Berichterstattung über das Ergebnis seiner Untersuchungen an den Völkerbundsrat sein würde." Nitschitsch�örianö�Hoesch. Pariser Vorbesprechungen für Genf . Paris , 4. März.(Eigener Drahtbericht.) Der jugoslawische Außenminister Ritschitsch, der am Mittwoch eine längere Un- terredung mit dem französischen Ministerpräsidenten Halle , war auch Donnerstag bei B r i a n d. Anschließend Halle der deutsche Bot- schafter v. Hoefch eine Aussprache mit Briand über die bevor, stehende Tagung des Völkerbundes. Herr v. Hoesch wird der deut- schen Delegation in Genf angehören. Französisch-offiziös wird bekanntgegeben, daß im besonderen der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund und seine gleichzeitig erfolgende Aufnahme als ständiges Mitglied in den Völterbundsrat sowie die eventuelle Erweiterung des Rates durch Zu- teilung ständiger oder nichtständiger Sitze an andere Staaten den Gegenstand der beiden Unterredungen gebildet haben. Den gleichen Fragen dürfte die für die Freitag angekündigte Aussprache zwischen Briand und dem polnischen Außenminister S k r z y n s t i gelten. Für Sonntag vormittag 11 Uhr sind in Genf Besprechungen zwischen Briand . Chamberlain, Luther und Stre- s e m a n n verabredet worden. Ihr Zweck, schreibt die„Informa- tion", sei. in voller Uebereinstimmung mit den deutschen Delegier- ten eine Lösung der durch nationale Eigenliebe entstan- denen Völkerbundkrise zu finden, damit die Vollversamm- lung ihre Arbeiten in einer beruhigten Atmosphäre beginnen könne. Gegen die Erweiterung des Rats führt die„Information" vor allem an, man müsse damit rechnen, daß zu den zehn Mitglie- dern, die der Rat augenblicklich zähle, eines Tages noch die Ver- einigten Staaten, Rußland und China hinzutreten und der Rat als ein Exekutworgan, das gegebenenfalls plötzlich zusammen- berufen werde und mit Einstimmigkeit schnelle Entscheidungen fällen müsse, durch Vergrößerung in seinen Arbeiten gehemmt werden würde, so daß man sich, wie es Vanderoelde bereits bemerkt habe. gezwungen sehen würde, die wichtigsten Entscheidungen einem engeren Komitee zu überlassen. Benesch in Wie«. Mea. 4. März.(WTB.) Der tschechoslowakische Außenminister Dr. B« n e s ch ist heute nachmittag hier eingetroffen. Am Bahn- Hof wurde er von Bundeskanzler Dr. R a m e k, vom Generalsekretär für auswärtige Angelegenheiten, Peter, und anderen hohen Be- amten empfangen. Nach gegenseitiger herzlicher Begrüßung und Borstellung der Erschienenen begab sich Dr. Benesch in» Hotel.