in den Krankenhäusern habe der Berliner Magistrat verfügt, daß
sin Bedürfnis dafür nicht anerkannt werden könne.- Die gesamte Das Rundfunkprogramm.
bürgerliche Fraktion und ein großer Teil der Fraktion der Mitte befundeten ihr Interesse für die wichtige Frage dadurch, daß sie das Haus beschlußunfähig machten. Das hat zur Folge, daß ein Biertel der Bezirksverordneten die sofortige Einberufung einer neuen Sigung beantragen wird.
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Die Arbeiter- Samariter im Bezirk Charlottenburg haben sich bereit erklärt, franke und am Laufen behinderte Personen zu den Einzeichnungslokalen zu begleiten. Vorherige Anmeldung erwünscht im Restaurant Thelen, Kaiser- Friedrich- Straße 45b. Telephon: Wilhem 3190. Wo man die Mittagsstunde heilig hält.
Ber als Berliner sich mit dem Gedanken vertraut gemacht hat, Jaß von 1 Uhr mittags an das Boltsbegehren" alle intelligenten Kreise der Bevölkerung auf die Beine bringt, wird, wenn er sich ein wenig über das Weichbild von Groß- Berlin hinauswagt, bald eines anderen belehrt. Steigen wir 3. B. in 3offen( Endpunkt einer Berortstrede) aus, so wird man um 1 lhr vergeblich Einlaß fordern: der erste Aft der Einzeichnung hat schon um 9 1hr begonnen und wurde um 1 Uhr beendet, um später am Nachmittag fortgesetzt zu werden. Die Tisch- und Nachtischzeit spielt in fleinen Städten und auf dem Lande eine andere Rolle als in dem nervösen Berlin , wo jeder zu einer anderen Zeit speist als sein Nebenmensch. Nundie Hauptsache ist, daß die Einzeichnungslisten voll werden und da wird es den Pflichteifrigen nicht gereuen, den Weg doppelt zu machen.
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An drei Tagen ist also in Zoffen vor. und nachmittags Einzeich nungstermin, an den anderen drei Tagen nur vormittags. Gehen wir nun weiter aufs flache Land, so herrscht im Dorfe wieder ein inderer Modus. Da wird alltags von 6 bis 8 Uhr eingezeichnet, was für den Gemeindevorsteher ja eigentlich eine Verlängerung einer Dienstzeit bedeutet, aber doch den Vorteil hat, daß fast alle Bewohner sich in Muze den bequemen Tag aussuchen können. Und auch Sonntags wird für eine Stunde kurz vor Mittag das Einzeich ungslokal geöffnet sein. Daß bei dieser sozusagen in der vollen Deffentlichkeit sich abspielenden Einzeichnung ein gewisser Mut dazu gehört, um so offen gegen die reaktionäre Clique aufzutreten, liegt auf der Hand glücklicherweise haben die Verhältnisse sich dort gegen die Zeit der Dreitlassen- Landtagswahl zum besseren geändert. Benigstens in den Bezirken, wo eine klassenbewußte Arbeiterorgani ation besteht. Immerhin wird es Aufgabe after freiheitlichen Bürger sein, jeder Art der Sabotierung des Volfsbe=
ehrens energisch entgegenzutreten. Die bisher bekanntgeworde nen Kniffe" der Ortsgewaltigen find denn doch zu dämlich arran giert, um Erfolg zu haben. Alle Mann auf die Schanzen muß bie Losung sein, und Männer und Frauen müssen miteinander metteifern, den Willen des Volkes zum ersten Male glänzend in Erscheinung treten zu lassen.
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Freitag, den 5. März.
Außer dem üblichen Tagesprogramm:
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Dr. Gilberberg auferlegt. Sein Verteidiger wird für Dr. Silbers berg beim Reichsgericht Revision anmelden. Die Verurteilung hat für Dr. Silberberg noch meitgehendere Folgen, da er munmehr von den Berlegten und der Angehörigen des getöteten holländischen Kaufmanns schadenersazpflichtig gemacht werden wird.
Milde Richter.
Ein Schupowachtmeiffer, wie er nicht sein soll. Den vorläufig seines Amtes enthobenen Wachtmeister bei der Schupo 1. führte eine für einen Beamten wirklich nicht alltägliche Anklage vor das Schöffengericht Berlin . Mitte. Wegen mehrfacher Körperverlegung, Be drohung und wegen räuberischer Erpressung auf der Straße mußte sich dieser allerdings noch recht jugendliche Beamte verantworten.
4.10 Uhr nachm.: Zehn Minuten für die Fran.. 4.30 bis 6 Uhr nachm.: Konzert. 6.35 Uhr abends: Herbert Rosen: Der Wert und die Bedeutung des Briefmarkensammelns". 7 Uhr abends: Karl Koppohel: Fußballsport und Jugenderziehung". 723-8.15 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule( Bildungskurse). 7.25 Uhr abends: Abteilung Literatur. Hermann Kasack : Deutsche Franen dichtung".( Mittelalter und Romantik). 7.55 Uhr abends: Abteilung Astronomie. Dr. Adolf Marcuse : Eine Wanderung durch das Weltall . Die Kometen und Meteore". 8.30 Uhr abends: Deutsche Frauenlyrik. Gesprochen von Martha Rubly. 9-19 Uhr abends: Im Wald und auf der Heide. 1. Lindemann: Ferdy Kauffman ). Jägerliedermarsch( Berliner Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister 2. Erich Schontek erzählt Jägerlatein. 3. Lortzing: Ouvertüre zu der Oper Der Wildschütz "( Berliner Funkkapelle). 4. a) C. D. Lorenz: Jägermarsch, b) Mendelssohn- U. brachte noch einen gewissen Abglanz früherer Zeiten mit in Baitholdy: Der Jäger Abschied( Hornquartett des Berliner Funk- die Berhandlung. Bis 1918 hatte er auf einer Unteroffiziera orchesters: Karl Felgentreff. Paul Morzinek. Wilhelm Lemcke, fchule jenen Schneid und jenes Draufgängertum gelernt, die ihn Willi Galle). 5. a) Franz: Willkommen, mein Wald, b) Schumann: fcheinbar berechtigten, Amit und Uniform zur Plage seiner Mit Im Walde. c) Mendelssohn- Bartholdy: Jagdlied, d) Wolf: Der menschen zu tragen. Als er an einem dienstfreien Tage nach dem Jäger( Fred Drissen, Bariton ; am Flügel: Artur Andrae). 6. Nollstedt: Waldeszauber, Walzer( Berl. Funkkapelle) 7. a) Möhring: Bejuch mehrerer Schanfstätten in später Stunde durch die Alexandera Waldlied. b) Mendelssohn- Bartholdy: Jagdstück( Hornquartett des ftraße ging, rempelte er einen älteren Mann in rüdsichtsloser Weise Berliner Funkorchesters). 8. Erich Schontek erzählt Jägerlatein. an und ging sofort zu Lätlichkeiten unerhörtester Art 9. C. M. v. Weber: Fantasie aus der Oper„ Der Freischütz " über. U., der sich in Zivil befand, verfolgte feinen bedeutend ( Berliner Funkkapelle). Anschließend: Dritte Bekanntgabe der fchwächeren Gegner bis zu einer ziemlich dunklen Stelle unter dem neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage. Wetterdienst, Sportnach- Stadtbahnbogen. Hier hieb er mit Fausten auf sein Opfer ein, musik( Blasorchester. Dirigent: Kapellmeister Karl Woitschach). das zu Boden stürzte. Dann soll der Angeklagte, wie der als zeuge Königswusterhausen, Freitag, den 5. März.
richten. Theater- und Filmdienst. 10.30-12 Uhr abends: Tanz
3-3.30 Uhr nachm.: C. M. Alfieri und Frl. Gertrud von Eyseren: Spanisch für Anfänger. 3.30-4 Uhr nachm.: Lektor Mann und Studienrat Friebel: Englisch für Anfänger. 4-4.30 Uhr nachm.: Karl Graef: Sprachtechnik. Vom Vornesprechen". Vortrag und Uebungen mit Partner. 4.80-5 Uhr nachm.: Frau Dr. Drewitz: Richtlinien bei der Auswahl von Schnitten und Mustern für die Frauenkleidung. 7.30-8.05 Uhr abends: Dr. Bernstein: Gesunde Wohnung trotz Wohnungsnot( Zwiegespräch) 8.05-8.15 Uhr abends: Regierungsrat Dr. Giulini: Reichs- Gesundheitswoche. 8.30 Uhr abends: Uebertragung aus Berlin .
hinter dem Mädchen her die Treppe hinunter. Plötzlich schrie das Mädchen auf, weil er es mit einem Meffer bedrohte. geholt und als ein 23 Jahre alter Hausdiener Hans Egeling Als die Leute hinzuliefen, ergriff er die Flucht, wurde aber ein 20 3entimeter aufgeschnitten. Wie die Bernehmungen festgestellt. Er hatte dem Mädchen Mantel und Bluse hatte jedoch die Beziehungen zu ihm gelöst. Wie er sagt, wollte ergaben, war Egeling mit dem Mädchen verlobt gewesen. Dieses or fie, als er gestern zufällig feine frühere Braut traf, wieder an
knüpfen. Als ihm das mißlang, wollte er die Kleidungsstüde, die er ihr geschenkt habe, durch einen Messerschnitt unbrauchbar machen, nicht gehabt. um sich zu rächen. Die Absicht, sie selbst zu verlegen, habe er Der junge Mann wurde der Kriminalpolizei eingeliefert.
Meineidsanzeige gegen Jürgens.
Saffel, 4. März.( Eigener Drahtbericht.) Zu der Verhaftung des Landgerichtsdirektors Jürgens, die bekanntlich in Caffel durch. geführt wurde, weiß das Kasseler Zentrumsblatt heute morgen inuzuteilen:
vernommene Ueberfallene unter seinem Eide aussagte, einen Revolver gezogen und gesagt haben: So, jezt gib dein Geld her!" Als schließlich mehrere Passanten hinzua fament, habe 11. jofort die Waffe und seinen Ausweis mit der feigen Bitte abgeliefert, ihn doch laufen zu laffen. Wenn auch nicht alle Borgänge gänzlich geklärt wurden, so blieb dennoch durch die übereinstimmenden Aussagen der einwandfreien Zeugen so viel an una glaublicher Roheit und Unwürdigkeit eines Poli zeibeamten übrig, daß man über die mehr als milde Beurs feilung dieser Taten sowohl durch den Staatsanwalt wie durch das Gericht erstaunt fein mußte. Obwohl feiner der Zeugen etwas von größerer Trunfenheit bemerkt hatte, selbst der zu sein, nannte der Bertreter der Anklage die ganze Sache eine Angeflagte behauptete, faum angetrunten gewesen höchft betrunkene Geschichte, ließ die räuberische Expreſſung als flagten Schußbeamten eine Gefängnisstrafe von 1 Monat Das nicht genügend geflärt fallen und beantragte gegen den angefautete auf 3 wei Monate Gefängnis. Ferner wurde bes Gericht war ein weniger schärfer. Das immer noch sehr milde Urteil auszusehen, wenn der Angeklagte eine Geldbuße von schloffen, die Berbüßung der Strafe auf drei Jahre 100 m. zahlt, für deren Tilgung ihm eine bequeme Ratenzahlung eingeräumt wurde! Hoffentlich schüßt das gelinde Ürted den bis zur Entscheidung dieses Verfahrens vont Dienst zurückgestellten. Beamten nicht nor der endgültigen Entlassung. Derartige Beamte schädigen das Ansehen der Polizei, die ja im Boltsstaat bemüht sein muß, um Vertrauen in der Deffentlichkeit zu werben, auf das empfindlichste. Und darum müssen solche Be amte rücksichtslos aus ihrem Dienst entfernt werden.
Das Urteil im Bartels- Prozeß.
Für die entschädigungslose Enteignung der deutschen Fürsten prach gestern abend in einer sehr stark besuchten Versammlung in heutolin, Kirchhofstraße 11, Genosse Franz Künstler, m. d. R. In seiner fast zweistündigen Rede kennzeichnete er die unrhörten Forderungen der deutschen Fürsten , voran die der Hohen zollern , um dem deutschen Volke noch den letzten Blutstropfen ausjusaugen. Jeder, der noch einen Funken von Rechtsgefühl habe, arüffe durch die Eintragung in die Listen des Bolts: begehrens beweisen, daß er mit den deutschen Fürsten und hren liebedienerischen Knechten nichts mehr gemein haben wolle. Dit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf die Sozialdemo tratie, der Partei für Freiheit und Recht, schloß die eindrucksvolle Rundgebung. In der Prinz- Handjery Straße sprach Genosse Reichstagsabgeordneter Dietrich unter lebhaftem Beifall der Verjammlung. Er fonnte um so wirksameres Material für die Beib, daß die feiner Frau gehörigen und angeblich durch den Diebeurteilung treffen, das Unbedeutende der Berfehlungen den Fall rechtigung der entschädigungslosen Enteignung bringen, als jein Bahlkreis Thüringen bei der Durchführung der Fürstenforderungen sellommen dem wirtschaftlichen Ruin preisgegeben sein würde. 25 Fürstenprozeffe fchweben gegen dieses Land. Bei 1 600 000 Einwohnern find allein 1 Million Mark für Prozeßkosten porerst aufzubringen. Der Redner bezog sich im wesentlichen auf die Tatsachen der wirtschaftlichen Not, die deutlich genug für die Forderung des Boltsbegehrens und Volksentscheids sprechen; den Fürsten feinen Pfennig.
Im Lokal Gentl, Neufölln, Hermannstraße 213, sprach Senoffe Stadtrat Konrad. In feinen einstündigen Ausführungen zeigte der Redner den zahlreich Bersammelten, wie die Fürsten dem irmen Volte umgeheure Summen abpreffen wollten. Mit einem anfeuernden Appell, den letzten Mann für die Einzeichnungslisten zu gewinnen, schloß der Redner seinen mit stürmischem Beifall tufgenommenen Vortrag.
Das erste Frühjahrsgewitter.
Das erste Frühjahrsgewitter mit Hagel, Schnee und Sturm ging gestern nachmittag über Berlin nieder. Kurz vor 3 Uhr jetzte ein überaus starter Hagelschlag ein, dem bald Blitz und Donner folgten. Ein richtiges Frühjahrsgewitter war im Gange. Dieses immerhin für die jeßige Jahreszeit etwas ungewöhnliche Naturereignis bauerte etwa drei Biertelstunden lang und zog, in füdwestlicher Richtung weiter. Die Ursache des Unwetters ist in dem Auftreten von falten Luftmassen zu suchen, die sich von England dem Kontinent genähert haben. Schottland hatte am Dienstag 1 Grad Kälte zu verzeichnen. In einigen anderen Städten trat fogar Schneefall ein. Die kalten Luftmassen erreichten durch die herrschende West- Ost- Bewegung am Mittwoch abend Norddeutschland. Dieser Kälteeinbruch und die starken westlichen Winde machten sich bereits Mittwoch nacht und gestern vormittag bemerkbar. Die falten Luftmassen schieben sich teilförmig in die oben lagernden warmen Luftschichten und bringen so eine Trennung zustande. Das Bestreben der warmen Luft, über die falte 3one hinauszufteigen, ergibt eine schnelle Kondensation des Wasserdampfes, die sich entweder in Regen, Graupel oder Hagelbildung äußert. In größeren Höhen erfolgen bei diesem Borgang elektrische Entladungen, wie sie gestern nachmittag beobachtet werden konnten. Für die nächsten Tage wird eine en derung der Wetterlage taum zu erwarten sein. Für Berlin und Umgegend sind weiter starte westliche Winde zu erwarten und es ist bei unbeständigem Wetter mit wiederholten Niederschlagen zu rechnen.
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Die unzufriedenen Kranken. Die weiblichen Kranten der Brovinzialanstalt für Die weiblichen Kranten der Provinzialanstalt für Epileptiter an der Saarmander Chauffee in Potsdam Beranstalteten gestern abend in der Anstaltsturnhalle einen gemütlichen Abend mit Musit. Die männlichen Kranten nahmen diese Beranstaltung zum Anlaß, threm allgemeinen Unwillen über die Anstaltsleitung dadurch zum Ausdruck zu bringen, daß fie, geführt von zwei Kranten, das Bergnügen zu stören verfuchten. Sie wurden zurückgewiesen. Aber am heutigen Morgen verweigerten die Kranken die Arbeit und bedrohten jeden Anstaltsbeamten beim Betreten des Krantenhauses mit Prügel. Bei dem Verfuch, ihnen entgegenzutreten, fam es zu einem tätlichen Zusammenstoß, bei dem der Pfleger 3. mit Hilfe von Stuhlbeinen und durch Fußtritte so schwer verlegt wurde, daß er sich in ärztliche Behandlung begeben mußte. Erst nach Eingreifen der Schutzpolizeiabteilung und der zwangsweisen Absonderung der Rädelsführer tonnte die Ordnung wieder hergestellt werden. Inwieweit die Unzufriedenheit der Kranten berechtigt ist, wird eine Untersuchung des LandesDirettors und insbesondere die Bernehmung des Pflegepersonals ergeben.
Er wollte fich rächen".
Cin aufregender Borgung fpielte fich gestern nachmittag auf bem obahnhai Rorbring in per Shorthauser lee ab. Fahr ga beobachteten dort, wie ein junger Mann ein junges Mädchen anfptach, non ihm aber zurüdgemiesen murde. Segt ging er
Das Ergebnis der vierwöchigen Gerichtsverhandlung war die Feststellung, daß paffive Beamtenbestechung und Urfundenfälschung vorliegen. Die Urteilsbegründung fagt ut a.:„ Das Gericht habe lange erwogen, ob nicht auf Zuchthaus zu erkennen gewesen sei." Drei Momente hätten aber mildernd mitgeftimmt: die schmere Krankheit des Angeklagten, die Nebenfolgen, die ihn durch die Ber der Ausweisung Münzers ausgenommen. Wer nicht der ganzen Gerichtsverhandlung beigewohnt hat, darf sich ein Urteil über dieses Urteil nicht erlauben.
Am Donerstag nachmittag vergangener Woche traf Jürgens in Kassel ein, um hier in einen gegen seine Frau durch die Mutter ihres ersten Mannes, Frau Kugel, angestrengten Erbschaftsprozesse als Zeuge pernommen zu werden. Er befundete unter stahl gestohlenen Schmud fachen nicht aus dem Erlös des Kugelschen Rachlanes stammen, ein Eid, den die gegnerische Partei als einen Meineid auffaßte. Es. wurde deswegen auch An zeige erstattet. Die alte Frau Kugel ist durch die Machenschaften des Jürgens und seiner Frau um ihr gesamtes Hab und Gut geheit des Vorfizenden herauszuhören bracht. Am Tage vor der Abreise Jürgens' nach Kaffel waren betanntlich Oberkriminalinspektor Schlosser und Kriminaldirektor Blum in Jürgens' Wohnung gewesen und hatten ihn und seine Frau per unzweifelhaft erfaßt haben, und, um sich zu entlasten, griff er zu nommen. Jürgens mußte als Jurist daraus den Ernst der Lage einem raffinierten Mittel. Nach dem am Freitag stattgefundenen Wieser in Kassel und beauftragte diesen, die Scheidungsflage gegen Termin begab er sich zu einem ihm befreundeten Rechtsanwalt seine Frau wegen Kontrahierung der vielen Schulden hinter seinem Rücken einzuleiten. Bei seiner Bernehmung in Berlin hatte er den vernehmenden Beamten gegenüber auf das entschiedenste bestritten, irgend etwas von den Schulden seiner Frau zu missen.
Eine Beleidigung der Kirche.
Der erst zwanzig Jahre alte Kaufmann Heinz Jacoby, der Leiter des Blattes der jungen Anarchisten Freie Jugend", hatte sich vor dem Schöffengericht Berlin . mitte megen öffentlicher Beleidigung der Kirche
zu verantworten.
einem verwegenen Einbruch in die Schazkammer zu St Vor einiger Zeit durcheilte die ganze Welt eine Kunde von Beter in Rom , der Residenz des Papstes. Die Tat fonnte aller dings vereitelt werden, die Beute in Höhe von 800 000 ire wurde den Dieben wieder abgenommen. Bon vielen Seiten gingen dem Kirchenfürsten herzliche Glückwunschtelegramme über den erfolglofen Raub auf seine Juwelen und sonstigen Kostbarkeiten teilnamsvoll zu. Hierbei sollte der Bapst selbst über den hohen Wert seines Schatzes, der auf 100 Millionen beziffert wurde, einige Aufklärungen gegeben haben. Diese Ausführungen hatte zum Gegenstand eines geharnischten Artikels in seinem Blatte gemacht. 3mei Sätze waren es besonders, die zu der erhobenen An floge führten. So sagte der Verfasser einmal: Diese 100 mil lionen sind zusammengeschwindelt worden" und folgerte daraus weiter: Die Kirche ist also eine staat. lid) tonzessionierte Betrugsanstalt." Der Angeklagte gab unumwunden zu, der Verfasser des Artikels zu sein und machte fich erbötig, den Wahrheitsbeweis für seine Behauptungen anzu treten. J. wurde darauf vom Borsigenden belehrt, daß dies unzu läffig sei, da es sich um eine Beschimpfung der Kirche handelte. In der Urteilsbegründung wurde dann hervorgehoben, daß der Angeklagte noch sehr jung, trok feiner 20 Jahre schon der heiratet sei, und daß sein Gehalt ständig gewissen Schwankungen unterliege, da es sich in seiner Festsetzung ganz nach dem Ge schäftsgang seines Blattes richte. Aus diesem Grunde habe sich Jacoby, einerseits um Geld zu verdienen, dann aber auch wohl im jugendlichen Eifer, zu diesen Beleidigungen hinreißen lassen. Das gegen ihn erkannte Urteil von einem Monat Gefängnis wurde in eine Geldstrafe von 90 m. umgewandelt, die er i'n monatlichen Raten von 10 M. abtragen fann.
Der Autobusunfall am Schöneberger Ufer. Die 3. Große Straffammer des Landgerichts II fällte endlich das Urteil über die Schuldfrage an dem schweren Autobusunfall am Schöneberger Ufer am 8. Januar v. 3. Das Gericht ist zu der Ueberzeugung gekommen, daß der prattische Arzt Dr. Silber berg allein die Schuld an dem Unglück trage, und daß der in erster Instanz verurteilte Autobusführer Karl Reumann ohne Schuld in dieser Angelegenheit ist. Der Autobus tonne nur durch einen äußeren Anlaß auf bie Borbschwelle gekommen sein. Dieser Anlaß fiege in dem Zusammenstoß mit dem von Dr. Silber berg geleiteten Privatauto, Die Straffammer verurteilte Dr. Hlberberg zu 6 Monaten Gefängnis, während der Straftwagenführer Reumann unter Aufhebung des ersten Urteils freigesprochen murde Die Kosten bes Berfahrens murben
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Die Verteidigung glaubte aber manchmal eine Boreingenommen ob mit Recht, sei dahingestellt. Bartels selbst, den das Urteil und insbesondere die äußerst scharfe sittliche Berurteilung seines Verhaltens als Beamten sichtlich fehr start zu treffen schien, gibt die Hoffnung nicht auf: er fetzt fie unter Teilnahmte Holzmantis als Beugen stattfinden können. Bas auf die Berufungsinstanz.. Diese zweite Gerichtsverhandlung wird dem Regierungsrat Bartels am meisten zur Last gelegt wurde, rar Traditionen feines Standes untreu geworden ist. Man wird aber der Umstand, daß er als hoher preußischer Beamter den besten Bartels nie gerecht, wenn man ihn als ausgesprochen preußischen Beamten beurteilt. Seine Laufbahn hat im Ausland begonnen; und daß dieses Ausland das vorrevolutionäre Rußland war, ist ihm zum Verhängnis geworden. Nur aus den damals dort herrschenden Beamtensitten oder unsitten sind seine Berfehlungen zu verstehen. Er vergaß, daß Berquidung persönlicher Gefälligkeiten mit Dienst pflicht unausweigerlich den Weg zur Pflicht widrigkeit ebne. Daß er aber sich mit Holzmann verband und seine Beziehungen ſelbſt dann aufrecht erhielt, als für ihn fein Geheimnis mehr fein konnte, würde und gegen fich felbft. wer Holzmann war, bedeutete ein Verbrechen gegen die Beamten Bartels bedurfte Holzmanns. Er bedurfte seiner russischen Beziehungen, er betrachtete seine Beamten laufbahn als etwa Borübergehendes und hoffte, irgendwann wieder eine fommerzielle Tätigkeit aufzunehmen. Die zweite Instanz wird ihr endgültiges Urteil fällen. Wie es aber ausfallen follte: Bartels hat sich durch seine Handlungen die Beamtenlaufbahn ein für allemal verdorben. Er hat durch seine Handlungen das Ansehen des Fremdenamts schwer geschädigt. Trotzdem muß gesagt werden, daß Bartels ein Menschenfreund mar. Er machte feinen Unterschied zwischen reich und arm. zwischent rechts und links. Er half, wo er fonnte: das wurde immer wieder von Zeugen bestätigt. Benn sein Leichtsinn und seine Charatterich mache zur Quelle seiner Berfehlungen geworden sein sollten, so befizt er doch auch andere Eigenschaften, deren er sich nicht zu schämen braucht. Das hat auch das Gericht trotz aller Schärfe feiner Urteilsbegründung anerkannt.
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Bei der sogenannten, Eierfahrt find bekanntlich am diesährigen Reujahrstage zwei junge Leute im Müggelfee er. runten. Eroß aller Bemühungen war es bisher nicht gelungen, hre Leichen zu finden. Gestern vormittag wurde nun am Freibad Rahnsdorf die Reiche eines jungen Mannes gelandet. Man erkannte in dem Toten den feinerzeit ertrunkenen Kaufmann Ballotat. Die Reiche feines Fahrtgenossen, des Stubenten Boßmann, ist noch nicht geborgen.
Ein Straßenbahnunfall ereignete sich gegen 6 Uhr abend an der Bülowstraße in der Nähe der Potsdamerstraße Ein Wagen der Elektrischen Nr. 64 überfuhr eine etwa 50jährige Frau. Wie Augenzeugen schildern, hat die Berunglückte einen verhältnismäßig niedrigen buntel angestrichenen Bauzaun erst im letzten Augenblid gefehen. Als sie sich zurückwandte, wurde sie von der in schneller Fahr herankommenden Straßenbahn erfaßt und geriet völlig unter den Wagen. Der Unglücklichen murde der Brusta torb völlig eingebrüdt, so daß der Tod auf der Stelle teine Schuld. Es wird Pflicht der zuständigen Polizeiverwal eintrat. Den Führer der Straßenbahn trifft anscheinend fung fein, nachzuprüfen, ob die Farbe des Schußzaunes in der ganzen Bülowstraße nicht derartig geändert werden muß, daß er in der Dunkelheit beffer ertentlich ist
Die Finanzamter des Landesfinanzamtsbezirts Berlin erlaffen im heutigen Anzeigenteil eine ffentliche Aufforderung aur Abgabe ber Steuererklärung für die Einkommen. steuer, Körperschaftsteuer und umfassteuer für 1925 unb 1934/25.
Zu dem Grubenbrand auf der Zeche Radbod wird gemeldet, daß das Baffer im Füllort der 4. Soble ben Brandbeerd erreidt hat. Damit dürfte ber Brand felbfi als gelöst anzusehen sein.