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Die rechte Untersuchung der Zustände bei den einzelnen Klassen und ihren Angehörigen, die Regelung der Zuwendungen, die Ab­urteilung aller diesbezüglichen Streitfälle bedingen felbstverständlich einen gewaltigen Verwaltungsapparat, der auch wieder bezahlt merden muß. Endlich aber nehmen auch die Kosten der Steuer­erhebung prozentual zu, mit der absoluten Belastung. So steigert sich im Wohlfahrtsstaate die Ausgabe gewissermaßen automatisch und hier liegt die Quelle zu allen etatmäßigen Schwierig.

teiten.

In diefer Tonart geht es weiter. Es wird die Frage auf­geworfen, ob das deutsche Volt wirklich den in der Weimarer Verfassung niedergelegten Gedanken des Wohlfahrtsstaates gutheiße. An dem Gegensatz Rechtsstaat oder Wohlfahrtsstaat hätten sich die Geister zu scheiden, das Bürgertum habe sich im Kampfe gegen die Ueberspannung des Wohlfahrtsstaates zu einigen, denn in ihr liegt heute die Ursache der trostlosen finanziellen Lage". Diese Einheitsfront der bürgerlichen Parteien gegen die Sozialdemokratie unter der Devije Sparen" ist nach Bredt das, was politisch zurzeit in erster Linie angestrebt werden foll".

Diefe Regelung ist im Ausschuß einverständlich erfolgt. Es gab teine Abstimmungen. Die Ueberstimmung des Vorsitzenden Dr. Philipp durch die Lintsmehrheit existiert nur in der Phantasie der Kreuzzeitung ". Ueberdies erzählte Graf Eulenburg in seinem Referat" mit tindischer Kritiflosigkeit solche Räuberpistolen, daß selbst die Deutsch­nationalen die Hände rangen. Die Vertraulichkeit der Vers handlungen schüßt sie nur vor einer schweren Blamage.

Zu Vorwürfen gegen Dr. Philipp besteht tein Grund. Die Kreuzzeitung " scheint sich aber zu einer Art Don ,, über­parteilichem" Organ entwideln zu wollen, da sie jetzt über den eigenen Parteigenossen in genau derselben perfid- gehässigen Weise herfällt wie über Sozialdemokraten.

Der politisch maßgebende Mann bei der Kreuzzeitung " ist bekanntlich Graf Westarp, der Borsigende der deutsch nationalen Reichstagsfraktion. Der Angriff auf Dr. Philipp dürfte daher wohl im Einverständnis mit ihm erfolgt sein.

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Der Untersuchungsausschuß nahm gestern Renntnis von einem Brief des Sachverständigen Dr. Herz, in dem dieser das Gerücht, er habe an dem Referat Dittmanns mitgewirft, zurüdweist. Genosse Dittmann selbst erbrachte an Hand seines handschriftlichen Materials den Nachweis, daß das Gerücht jeder Grundlage entbehrt. Die Ceffentlichkeit wird darauf hingewiesen, daß es sich empfiehlt, Mit­teilungen und Eingaben, die für den Ausschuß bestimmt sind, nicht an einzelne Abgeordnete oder Sachverständige, sondern an den Ausschuß oder deffen Borfizenden zu richten.

Im Deutschenspiegel", dem Organ diefes famofen Rura-| immer wieder die Anregung kommt, dem Reichspräsidenten | fträßer( Dem.), bie vertraulic maren, fiel alfo bes toriums, findet Professor Bredt in einem aufs Ganze gehenden ähnliche Befugnisse einzuräumen, wie feinem amerikanischen halb gleichfalls unter die Vertraulichkeit. Artikel, daß die neudeutsche Verschwendung einzig und allein Kollegen.. Da eine Alenderung der Berfassung in diesem Sinne darauf zurückzuführen sei, daß der Staat seine primitiven aussichtslos ist, versucht man das gleiche Ziel durch Schaffung Funktionen als Rechtsstaat erweitert und sich zu einem einer diktatorischen Stellung des Sparfommissars zu erreichen. Bohlfahrtsstaate entwidelt habe. In einem Damit wird ein gefährliches Element der Bersetzung in das Wohlfahrtsstaate aber, so meint Bredt, werde der gegenwärtige System gebracht, nach; welchem die Regie Ruf nach Sparen mit dem Hinweis beantwortet, daß große rungschefs und niemand anders der Boltsvertre Ausgaben gerade das Beabsichtigte seien, da nur auf diese tung unmittelbar verantwortlich sind. Nach dem Weise die gewollte Wohlfahrtspflege durchgeführt werden Plan des Kuratoriums sollen die verantwortlichen parlamen­fönne. tarischen Minister zu Staatssekretären des Reichsspartom missars herabsinken, der in allen Verwaltungen in einer Weise herumfuhrwerfen soll. daß sich feine wahre Persönlichkeit mehr finden wird, die für die Verwaltung im Sinn und im Geist der Verfassung die Verantwortung vor dem Parlament über nimmt. In der untersten Instanz werden die Kämpfe, Reibe reien und gegenseitigen Erschwerungen beginnen, sie werden sich fortsetzen bis zur Ministerialinstanz und dort mit allen Finessen der Ressorttaftit geführt und schließlich noch vor das Barlament gekracht werden. Ein solcher Kampf fann nur enden mit der 3erstörung der Ministerverant­wortlichteit, also einer Verfassungsgrundfrage ersten Ranges was die Hintermänner sicher beabsichtigen oder mit der Beseitigung des Sparkommis fars. Ersparungen werden gewiß nicht das Ergebnis dieses Kampfes fein. Nicht ums Sparen geht der Kampf, sondern um eine ungeheure politische Machterweiterung für Kreise, die schon während der Inflation in ähnlich groß zügiger Weise eine solche Macht zu erschleichen versucht haben. Man muß sich darum ganz klar darüber sein, daß es sich um nichts weiter handelt, als unter Mißbrauch der volkstümlichen Das vom Kuratorium gewonnene Material foll von dem Parole Sparsamteit" die Republit und den Wohl­Borsigenden in seiner Eigenschaft als Sparkommissar selbstverfahrtsstaat unter das Ruratell des Kurato ständlich praktisch verwertet werden. Dazu ist natürlich die riums der Herren Loebell Sämisch und Bustimmung des Parlaments zu einer Machterweiterung des ihrer großfapitalistischen Geld- und Auf­Rommiffars erforderlich. Die Berbindungsmänner des Kura traggeber zu bringen. toriums haben sich daher auch beeilt, einen Vorstoß nach dieser Richtung im Reichstag zu unternehmen. Dem Reichshauss haltsausschuß liegt eine Entschließung der Volksparteiler Dr. Rießer und Dr. Cremer vor, die die Reichsregierung erfuchen will, das vorstehend skizzierte Programm des Loebell­Ruratoriums zu verwirklichen. An der Spike steht die Forde­rung einer allgemeinen Ergänzung der Vollmachten des Reichsspartommiffars. Im einzelnen wird verlangt: Der Spartommiffar muß im Gegensatz zur verantwort lichen Reichsregierung dem Barlament Gutachten erstatten tönnen. In ollen organisatorischen und finanziellen Fragen, insbesondere bei allen Etatberatungen der einzelnen Refforts ist er unter Gewährung eines Einspruchsrechts mit aufschiebender Wirkung zuzuziehen; er ist gutachtlich zu hören bei der Befehung aller Stellen, die an die Zustimmung des Reichshaushaltsausschusses oder des Reichs­finanzminifteriums gebunden sind; es wird verlangt die Zu­teilung eines eigenen Stellenetats für den Reichs sparkommissar und die Sicherstellung einer zuverlässigen Ein­wirtung auch bei den Außenbehörden und den Außenstellen, die Berwertung der besonders in Amerita gemon­nenen Vorbilder, namentlich hinsichtlich der Befugnis des Kommissars, aus eigener Initiative zur Vorbereitung oder Durchführung von Ersparnis- und Vereinfachungsmaßnahmen Ausschüsse der Refforts zusammenzurufen.

Diese Forderungen machen die politische Bedeu fung des Vorstoßes der volksparteilichen Kuratoriumsmit glieber finnfällig. Es handelt sich nicht nur um eine wirt chaftliche, fandern zugleich um eine höchst politische Aufgabe Diese Erkenntnis des Privatdozenten Dr. Ra a b, ber einer der geistigen Führer des Kuratoriumsift, trifft in der Tat den Nagel auf den Kopif. Aus denselben Kreisen stammt auch im Grunde der Antrag, dem Reichstag einen Senat zur Seite zu setzen. Man versteht deshalb, warum der Reichsrat den Sparkommissar wieder in den Reichshaushalt einfegte. Man begreift sofort, marum aus den Reihen der Loebellisten

Hungerlohn aus Jdealismus.

Ein Brief von Wilhelm Liebknecht .

Der deutsch - französische Krieg wühlte start die nationalen Leiden schaften aller deutschen Boltstreise auf, und der soziale Kampf trat ganz in den Hintergrund. Der Borbote", das Organ der deutschen Sektion der Internationale, mußte fein Erscheinen einstellen. Der Beteran der Arbeiterbewegung, Johann Philipp Becker , geriet durch das Eingehen des Borboten" direkt in eine brüdende Notlage. Sein bestes Wissen und Können hatte er der Redaktion dieses Blattes geopfert. Das Leben der Redakteure sozialdemokratischer Blätter mar ein qualvolles Ringen um das tägliche Brot. Das beweisen die Auszüge aus dem folgenden Briefe von Wilhelm Liebknecht an Johann Philipp Beder.

Lieber Freund!

Leipzig , den 24. Januar 1871.

Als ich die letzte Nummer des Borboten" las, überfam mich ein schmerzliches Gefühl es muß Dir bravem alten Burschen hart gewesen sein, dem Blatt, das doch ein Stüd von Dir war, den Lebensfaben abzuschneiden. Zu vermeiden war's freilich nicht, denn der Vorbote" tonnte sich nicht decken.

Sehr lieb wäre mir dann und wann ein von Dir gezeichneter Bericht. Daß wir nicht zahlen tönnen, weißt Du, und brauche ich mich deshalb nicht zu entschuldigen. Wir stehen hier finanziell noch sehr schlecht. Kapital haben wir nie, und das Blatt( Der Boltsstaat" d. Red.) war bloß dadurch zu halten, daß wir uns die äußersten Opfer auferlegten. Jetzt endlich sind wir so weit, daß wir keine frischen Schulden machen, allein das wird bloß dadurch mög­lich, daß die Redaktion auf Hungerlohn gesezt ist. Ich bin jünger als Du und habe daher mehr Widerstandskraft gegen die Misere, aber glaube mir, meine ökonomische Lage ist derartig, daß ich mir oft wegen meiner Frau und Kinder Vorwürfe machen muß. Jetzt 3. B. schulde ich Schulgeld, Hausmiete, und doch lebe ich möglicht einfach. In ein Theater 3. Er. bin ich seit 5 Jahren nicht gewesen. Dies nur, um Dir zu zeigen, daß auch wir nicht in Arkadien ge­

boren sind. Zu flagen fällt mir natürlich nicht ein.... Adieu, braver Freund. Es drückt Dir die Hand Dein treuer

Otto Ernst+

B. Liebknecht.

Der bekannte Schriftsteller Otto Ernst ist am 5. März in feinem Heim in Groß- Flottbed bei Hamburg nach turzem Leiden im 64. Lebensjahre gestorben. Mit ihm ist einer der typischsten und erfolgreichsten Bertreter spießbürgerlicher Unterhaltungsschrift stellerei bahingegangen. In seinen jungen Jahren ist Otto Ernst , der eigentlich Schmidt bieß, ein mutiger Vorfämpfer für geistige Befreiung gewesen In seiner Tätigkeit als Boltsschullehrer hatte er einen tiefen Einblid in das verzopfte Bureautratentum der höheren Schulbehörden getan, deren Maßnahme die selbständige

Krach bei den Deutschnationalen.

Kreuzzeitung " gegen Dr. Philipp.

Der Untersuchungsausschuß des Reichstags, der sich mit den Ursachen des Zusammenbruchs beschäftigt, hatte gestern. eine vertrauliche Sigung, in der der deutschnationale Ab­geordnete Graf Eulenburg ein Referat hielt. Die Kreuzzeitung " ist nun sehr böse darüber, daß nicht auch diese Gigung wie jene, in der Gen. Dittmann seine bekannte Rede hielt, öffentlich war, und macht dafür den Vorsitzenden, Abg. Dr. Philipp, verantwortlich. Sie tut das auf folgende Weise:

Der Vorsitzende dieses unglaublichen Unter- Untersuchungsaus schuffes ist der deutschnationale Abgeordnete Dr. Philipp, und ist das tollste an der ganzen Geschichte. Ein deutschnationales Aushängeschild für solchen Barla mentsstandal! Wenn Dr. Philipp dauernd von der Linksmehrheit überstimmt wird, dann soll er den Vorfig niederlegen, statt die Verantwortung für solche Wirtschaft zu übernehmen; dann soll der Sozialdemokrat Dr. Moses doch offen als Vorsitzender auf­treten! Wir fönnen es nicht als Aufgabe eines deutschnationalen Abgeordneten ansehen, rote Agitation und Barteiregie hinterher mit Paragraphen und Artikeln zu rechtfertigen.

Sachlich ist dazu zu bemerken; Die Beratungen des Untersuchungsausschusses sind grundsäglich und dauernd ver traulich. Eine Ausnahme wurde im Fall Dittmann ge­macht, weil Dittmann öffentlich in schwerster Weise an­gegriffen worden war. Auch die Entgegnungen auf Ditt­manns Rebe( Brüninghaus, Trotha) erfolgten öffentlich. Ebenso wird die Sigung, in der Herr Brü ninghaus fein eigentliches Gegenreferat halten will, Ende dieses Monats, öffentlich sein.

Der Vortrag des Grafen Eulenburg war ein Korreferat zu den Referaten Rosenberg( Komm.) und Berg

geistige Entwicklung vielfach arg erschwerten. Das Produkt dieser Erfahrungen ist sein Schauspiel Flachsmann als Erzieher". Dieses Bert hat dant feiner Tendenz einen ungeheuren Erfolg gehabt. Die literarischen Erfolge haben es Otto Ernst schon früh ermöglicht, den Beruf des Boltsschullehrers aufzugeben und ganz der freien Schriftstellerei zu leben. Von seinen zahlreichen übrigen Bühnen. werken hat keines einen annähernd so großen Erfolg gehabt wie Flachsmann als Erzieher". Auch als Erzähler hat Otto Ernst sich im Kleinbürgertum einer überaus meiten Beliebtheit erfreut, und es muß ihm immerhin zugestanden werden, daß er in Werfen wie den Romanen Asmus Semper mehr Geschmad als in feinen drama­tischen Arbeiten gezeigt hat. Am erfreulichsten und fesselndsten find wegen ihrer schlichten Natürlichkeit und ihres gefunden Humors die Kindergeschichten, die er in dem Bande Appelschnut" gesammelt hat. Im allgemeinen steht jedoch das schriftstellerische Gesamtwert dieses Mannes im umgekehrten Verhältnis zu seiner Selbstein­Schäßung. Otto Ernst hat sich vor dem Kriege durch seine Be­fämpfung von Niezsche, den er zu widerlegen und zu erledigen glaubte, gründlich lächerlich gemacht. Es gehört ganz zum Charakter bilde dieses Lieblingsschriftstellers des teutschen Spießbürgers, daß Otto Ernst seit dem Kriege einer der eifrigsten Agitatoren im Stile von Artur Dinter und Genossen gewesen ist.

Sein fünftliches Gold! Prof. Haber hat vor einigen Tagen Gelegenheit genommen, in der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft" sich über die viel umstrittene Frage zu äußern, ob es Brof. Miethe tatsächlich gelungen ist, aus Quecksilber durch Zertrüm. merung der Atome Gold zu gewinnen. Noch in aller Erinnerung dürfte das Aufsehen sein, das die erste Nachricht von dem künstlichen Gold Prof. Miethes in der Welt hervorrief, zumal die neue, auf Grund der Radiumforschung gewonnene Anschauung von der Ber­wandelbarkeit der Elemente die Möglichkeit von einer Umwandlung von Quecksilber in Gold durchaus zuläßt. Kurze Zeit nach den Ber­suchen Prof. Miethes haben zwei Amerikaner, die Brof. Schellen und Estan, bei Wiederholung und genauer Nachprüfung der Versuche fest gestellt, daß es sich um einen Irrtum des Prof. Miethe handeln müsse, da bei vorsichtigster Behandlung des Quecksilbers, das sehr leicht auch die geringste Quantität Gold aufnimmt, zu dem irrigen Schluß ge führt hat, daß das Quecksilber in Gold umgewandelt worden sei. Prof. Miethe bestand nach neuen Versuchen darauf, daß die Ameri­faner fich geirrt hätten und seine Versuche zu Recht beständen. Nun tam der Japaner Naga Ofa, der gleichfalls die Versuche Prof. Mie­thes nachprüfte, ebenfalls zu der Ueberzeugung, daß eine Bertrüm­merung der Quecksilberelemente und eine Berwandlung von Qued filber in Gold nicht festzustellen sei. Es ift tlar, daß bei der großen Bedeutung dieser Frage, sich alle wissenschaftlichen Institute damit befaßten, eine bündige Antwort auf die viel umstrittene Frage zu

erhalten. Auch das Kaiser- Wilhelm- Institut , eines der hervorragend­ften wissenschaftlichen Institute der Welt, hat aufs neue die Frage nachgeprüft und zwar unter Anwendung sämtlicher Sicherheitsmaß nahmen, die in menschlichen Kräften liegen. Dabei stellte es sich nach den Mitteilungen Prof. Habers heraus, daß tatsächlich eine Umwand lung von Quedfilber in Bold nicht festzustellen fei. Damit ist endgültig die Hoffnung der Wissenschaft zuschanden, daß es Brofeffor Miethe gelungen ist, die Quecksilberatome derart zu zerspalten, daß Gold daraus gewonnen wird.

Kundgebung für die Fürstenenteignung. Demonstrationszug des Reichsbanners in Frankfurt .

Frankfurt a. M., 5. März.( Eigener Drahtbericht.) Am heuti gen Freitagabend fand im Riefensaal des Zoologischen Gartens eine staltete Kundgebung zum Boltsbegehren statt, in der staltee Rundgebung zum Boltsbegehren statt, in der Genoffe Wels sprach. Das Reichsbanner war mit flingendem Spiel aufgetreten. Der Eizungsfaal war schon lange vor Beginn der Bersammlung überfüllt, und viele Hunderte mußten daher umfehren. Die Ausführungen des Genossen Wels wurden mit stürmischem Beifall aufgenommen. Der Schlußhinweis des Redners auf den Tag nach Beendigung des Voltsbegehrens, nach dem 18. März, dem Jahrestag der demokratischen Revolution von 1848, ber in der Ankündigung gipfelte och sind nicht alle märzen vorbei", erweckte ungeheure Begeisterung. Nach der Bersammlung zogen Tausende unter Führung des Reichsbanners mit flingendem Spiel und Gesang durch die Hauptstraßen Frankfurts .

Der erste Einzeichnungstag in Hamburg . Am ersten Einzeichnungstag für das Vollebegehren haben sich in Hamburg 7000 Berfonen eingezeichnet, nicht 700, wie wir infolge eines Drudfehlers im Abendblatt berichteten.

Reichsbanneraufmarsch in Köln . Das Reichsbanner bei der Kölner Befreiungsfeier am 21. März.

Die Bundesleitung des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold hat angeordnet, daß bei der Befreiungsfeier in Köln am 21. März, an der außer dem Herrn Reichspräsidenten der Reichsminister für diese belegten Gebiete Dr. Mart, ferner bie preußische Staatsregierung, Reichstagspräsident Löbe und der Präsident des preußischen Land. tags, Bartels, teilnehmen werden, die sechs meftlich gelege nen Gaue Doll aufmarschieren, und daß die übrigen Gaue Fahnenbeputationen entfenden.

Hei lebet noch, der Dft martenberein, auf deffen Bolen verfolgung im faiserlichen Deutschland sich die polnischen Chauvinisten bei jeder Deutschenmißhandlung berufen. Statt fich fein still au fchämen, appelliert dieie Gefellschaft an Luther , Polen nur ja nicht in den Wölferbundsrat gelangen zu lassen.

Fürstendofierungen in der franzöfifchen Kammer. Während der deutsche republikanische Reichstag die Frage der Fürstenabfindung nach dem Grundfaz behandelt: den Belz maschen, aber troden halten, ist die Deputiertenkammer des föniglichen Frankreichs weni­ger zimperlich mit ihren regierenden Souveränen umgesprungen. Als der zweite Sohn des Königs Louis Philippe von Frankreich heiraten wollte, ließ er durch seinen Ministerpräsidenten Scult am 25. Januar 1840 der Kammer einen Gesezentwurf vorlegen, durch den als Dotation 500 000 Frank jährlich für den Heiratskandidaten, 300 000 Frant für die Witwe als Jahresrente und ein einmaliger Bermählungskostenbeitrag von einer halben Million Frank gefordert wurde. Die französische Kammer lehnte es ab, für die Familien. angelegenheiten des Königs gerade zu stehen und blieb bei der Ab­lehnung, auch als Soult mit dem Rücktritt drohte. Dieser ist dann auch erfolgt, Louis Philippe aber hat das verlangte Geld dennoch nicht bekommen. Heine hat den Vorfall zu einigen ironischen Glossen über den Parlamentarismus benugt, der dem König, dem Repräsentanten der Nation, erst die politische Gewalt nimmt und ihn dann noch am Geldbeutel schwächt. Wie wären erst seine Wizz­rafeten gepraffelt über einen deutschen Reichstag, der wie die Jung fer Weißnichtwie zum Kinde fam und es gern los fein möchte. Dieses Rind heißt Republit, und die Haltung des Reichstags zur Fürstenab­findung legt den Gedanken nahe, es solle durch die Subvention der ehemals gefrönten Deserteure gemeuchelt werden. Sein Bater, das Bolt, wird der fahrlässigen Wärterin im Bolfsentscheid gehörig die Meinung fagen müssen, um sich selbst vor Schaden zu bewahren!

Zwei neue chemische Elemente enfdet. Nachdem die Elemente Rhenium und Masurium im vorigen Jahre aufgefunden waren, wies die Reihe der chemischen Grundstoffe, die vom leichtesten Element, dem Wasserstoff( Nr. 1), bis zum schwersten, dem Uran( Nr. 92), reicht, nur noch drei Lücken auf, nämlich die Nummern 61, 85 und 87. Der Charakter dieser noch unbekannten Elemente ließ sich aber bereits vorausfagen. Nr. 61 muß eine seltene Erbe, Nr. 85 ein dem Jod und Nr. 87 ein dem Cäsium vermandter Stoff sein. Wie in Reclams universum" berichtet wird, ist es nunmehr in England auf röntgen­spektroskopischem Wege gelungen, die Elemente 85 und 87 zu finden, die wegen ihrer Verwandtschaft mit den genannten Stoffen die Namen Etajod und Etacäsium erhalten haben. Die Versuche, ergaben zugleich Hinweise auf das Borhandensein eines Glementes Nr. 93, das noch jenseits des Urans liegt und das man bisher nur für existenzfähig auf jüngeren Sternen hielt. Es bleibt jetzt nur noch ein Element, die seltene Erde Nr. 61, zu entdecken.

Wasif und Afif, das türkische Liebesspiel von Begner und Landau , wird in den Nachtaufführungen in der Komödie Sonnabend und Sonn

tag 11%, Uhr in der gleichen Belegung wiederholt wie in der Morgenfeier. Mord, das neue Drama von Walter Hafeneleber, wird die nächste Novität der Reinhardt Bühnen sein.

Gertrud Bindernagel fingt für die Erwerbslofen Groß- Berfins! Die Sopranistin der Staatsoper, Frau Gertrud Bindernagel , veranstaltet in nächster Zeit einige Lieber- und Urien- Abende, au benen ausschließlich die Erwerbslofen Groß- Berlins geladen find. Das erste Konzert findet am Donnerstag, den 25. März, im Saal der Philharmonie statt. Das Nähere wird noch bekanntgegeben.