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ölertlmpelelen. Unierschlagunqen an der Berliner Uniberfltät. An der Berliner Universität sind etwa 80 000 Mark v er. u n t r e u t worden. Es handelt sich um Gelder, die vom Ausschuß der Sludentenschast bewirtschaftet werden. Wie war dies möglich? Waren behördlicherseits olle Maßnahmen getroffen, um einer solchen Veruntreuung nach besten Krästen vor- zubeugen? Diese Fragen stehen im Vordergrund der Erörterung des Falles, der nicht nur eine kriminelle, sondern auch eine b e s o n- dere hochschulpolitische Bedeutung hat und darüber hinaus die ganze Bevölkerung stark interessiert. Es ist ja nicht das e r st e m a l, daß in der Kasse des Ber stner Studentenausschusses große Fehlbeträge sestgestellt werden. Vor sechs Jahren bereits ereignete sich ein derartiges Vor� kommnis, das die Studenten Schwabe und B i e r t i m p e l be traf, die beiden damaligen Vorsitzenden der Berliner Studentenschast, welche sich nicht zuletzt wegen ihrer nationalistischen Einstellung der besonderen Gunst des Rektors Prof. Eduard Meyer erfreuten. Die Aufdeckung jenerBiertimpelei" der Volksmund prägte in jener Zeit dieses Wort geschah durch das Eingreifen der sozio- listischen Fraktion der Studentenoertretung. Der Schreiber dieser Zellen, welcher damals an der Berliner Universität oolkswirtschost- liche Studien trieb, erklärte in einer öffenllichen Sitzung der Studentenvertretung als Vorsitzender der Sozialistischen Fraktion, die Kassenführung des Ausschusses spotte jeder Beschreibung, und be- antragte die sofortige Einsetzung eines Unter- suchungsausschusses. Dieser wurde gebildet. Sehr bald darauf wurde ein großer Fehlbetrog in der Kasse des Ausschusses der Studentenschast sestgestellt. Nunmehr ging man an die Wahl einesDermögensbeirats", dem zwei Universitätsprofessoren, der Unioersitätsrichter und einige Alt' akademiker und Studenten angehörten. In der ersten Sitzung bt' reits beantragte der Schreiber dieser Zeilen als Mitglied und stell' vertretender Vorsitzender desVermögensbeirats", um künftigen Veruntreuungen vorzubeugen, eine vollkommene Neuord- nung der Verwaltung des Studentenfonds. Nachdem sich noch herausgestellt hatte, daß von Mitgliedern des Studentenaus- schusles anläßlich der Beisetzung der Exkaiserin erhebliche Geldsummen für Autofahrten von Berlin nach Potsdam vergeudet worden waren, geschah dies auch. Als Rechnungsführer wurde ein pensionierter Ministcrialsekreiär angesteitl, der dem Vermögensbeirat verantwortlich und von diesem angewiesen war, jede Geldanforderung des Studentenausschusses vor der Auszahlung des Betrages durch die Unioersitätskasse nachzuprüsen und gegebenen- falls mitzuzeichnen. Gegen diese sehr heilsame und notwendige Kontrolle, die auch den Mißbrauch der studentischen Gelder zu poli- tischen Zwecken zu unterbinden geeignet war, lief der Ausschuß Sturm. Und schließlich erreichte er, daß diese einzig wirksame Art der Ueberwachung seiner Kassensührung wieder abgeschafft uitd der Einfluß des Vermögensbeirats stark eingeschränkt wurde. chatten die behördlichen Organe sich mit dieser unzweckmäßigen Neuregelung nicht einverstanden erklärt, sondern die frühere Art der Ueberwachung der Kasienführung beibehalten, so wären die jetzigen Unterschlagungen ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Man kann also nicht davon sprechen, daß die Studenten, die Mitglieder des Ausschusses sind, die Alleinschuld trifft. Die Studentenschaft ist einem ständigen Wechsel unterworfen. Der Kassenführung muß aber eine gewisse Beständigkeit und Gleichmäßigkeit eigen sein Man vertraut auch nicht iungen Studenten große Geldsummen an, wie dies geschehen ist. Stuben tische Selbstverwaltung bedeutet in keinem Falle völlige Eigenwillig' lest der Studentenschast bei der Derwallung des Studentenfonds. Es ist dringend notwendig, daß das preußische Kultus» Ministerium sofort die Rechte der Vermögensbeiräte an samt- lichen preußischen Universitäten erweitert: aber auch der preußische Landtag wird gut tun, sich mit der Frage der Verwaltung der Studeytengelder eingehend zu befassen. Dr. med. Alfred K o r a ch. Kah wl' zahm. Er will auf die Mfte falle«. Hannover , S. März.(Eigener Drahtbericht-) Reichstagsabgeord neier Iwan Katz hat beim Magistrat in Hannover ein Gesuch um Anstellung eingereicht. Er erklärt sich darin bereit, das Reichstagsmandat niederzulegen und sich völlig aus dempolitischenLebenzurückzuziehen. wenn er wieder beim Magistrat angestellt würde. Um sein Gesuch wirk- samer zu machen, hat er darin aufgezählt, in welchen Kommissionen des Reichstages er überall mitgearbestet hat. Der ffaushalt ües Reichskanzlers. Beratung im Hauptausschuh. Der Ausschuß für den Reichshaushalt lehnte in der Nochtsitzung vom Donnerstag nach längerer Debatte den sozialdemokratischen Antrag auf S t r e i ch u n g der für dieX e ch n i s ch e N o t h i l f e" verlangten 2,8 Millionen ab, bewilligte diese Summe und erhob die folgende vom Abgeordneten E r s i n g(Zentrum) eingebrachte Eni- schließung zum Beschluß:Um die Technische Nothilfe mög- lichst bald beseitigen zu können, wolle die Reichsregierung neue Weg« zur Sicherung der Notstandsversor- gung vorschlagen. Ale solche durften sich besonders empfehlen: ein wirksames Schlichtungs- und Schiedsgerichts» oerfahren, wie auch der Abschluß von Notarbeitsoerträgen. Diesen Maßnohmen muß eine besonder« Sicherstellung der Arbeits- und Eriftenzbeoingungen der mit lebenswichtigen Arbeiten Befchöf- tigten folgen." In der Sitzung von Freitag früh wurde zunächst der Haushalt des Reichskanzlers verhandelt.'Auf eine Anfrage des Referenten Gen. T a u b a d e l erwiederte der Regierungsoertreter, daß das Ministerpensionsgesetz bereits ausgearbeitet fei und dem vorigen Kabinell schon vorgelegen habe. Das jetzige Kabinett aber habe sich damit noch nicht beschästigen können. Ueber die Aufwandgelder und den Dispositionsfonds entspann sich eine längere Erörterung, in deren Verlauf der Berichterstatter Gen. Taubadel die Anregung gab, der besseren Uebersichtlichkest wegen die verschiedenen Titel, die wiche Summen auswerfen, zusammenzulegen. Der Anregung wurde indessen nicht entsprochen. Das KapitelV e r tr e t u n g der Reichsregierung in München sollte nach kommunistischen und völkischen Anträgen ganz gestrichen werden. Der Regierung-- Vertreter bat insbesondere zu bedenken, daß einige auswärtige Staaten(so Frankreich und Italien ) in München eigene Vertretungen unterhalten, so daß es schon aus außenpolitischen Gründen dringend geboten sei, daß auch das Reich dort vertreten bleibe. Unter Ab- lehnung der kommunistischen und völkischen Anträge beschloß der Ausschuß nach kurzer Debatte, es in diesem Jahre noch bei den An- satzen zu belassen. Beim haushall des Rcichsprastdenle» wurde zunächst ein kom- munistischcr Antrag aufStreichung des Reichspräsidenten" abge- lehnt. Sodann gab auf Anfrage der Staatssekretär genaue Aue- kunst über die Verwendung derzur Verfügung des Reichspräsi- denten" angeforderten 73 000 M-(mehr gegen das Vorjahr 43 000 Mark). Der Referent Dr. K l ö ck n e r(Zentrum) oerlangte Ver­einfachung in der Geschäftsführung des Bureaus des Reichspräsi- denten. damit in Zukunft die Einstellung von weiteren Arbeitskräften, die in diesem Jahr in großer Zahl erfolgt sei. unterbleiben könne. Er beantragte eine Streichung bei dem TitelHilfeleistung" von 3000 Reichsmark. Nach kurzer Aussprach« wurde diese Streichung angenommen und der ganze Etat genehmigt- Von dem dann zur Beratung gestellten Haushalt der Kriegs­lasten. der im allgemeinen recht unübersichtlich ausgestellt ist. wurden einige Titel zur genaueren Nachprüfung an den Unterausschuß ver- wiesen. Als das auch mit dem Titel geschehen sollte, der fürver- mischte Ausgaben" 90H Million verlangt, erklätte der Re­gierungsvertreter, die Regierung fei bereit, bei diesem Titel einen

vor öer Entstheiöung in Genf . Vorbesprechung am Sonntag. Die Abreise der deutschen Delegation.

Wie eine Londoner Reuter-Meldung berichtet, hat der deutsche Botschafter darauf hingewiesen, daß die Stellung- nähme Deutschlands völlig klargestellt worden fei, nämlich dahin, daß Deutschland nicht tn der Lage sei, in irgendeinem der in der Hamburger Kanzlerrede aufgestellten Gesichtspunkte Konzessionen zu machen. Das heißt wohl im wesentlichen, daß die deutsche Abordnung zur Frage der Einräumung ständiger Ratssitze an andere erst dann Stellung nehmen kann, wenn sie eine Zeillang im Rat den ganzen Völlerbundsorganismus genügend kennen gelernt hat also nicht schon jetzt. Sollte ein weiterer Staat darauf bestehen, daß er jetzt seinen ständigen Ratssitz erhalten müsse, so gebe es in Genf eben eine große Krise. In der Vorbesprechung der Abordnungsleiter Belgiens , Deutschlands , Englands, Frankreich und vielleicht auch Italiens am Sonntag wird, wie Reuter meldet, das Kompromiß gesucht werden. Vorsitzender der Völkerbunds Versammlung soll Alfonse Costa- Portugal werden. Die Abreise der deutschen Aborduung. Am gestrigen Freitagabend 10 Uhr 3 Minuten ist die deutsche Abordnung in der schon bekannten Zusammensetzung nach Genf abgefahren. Zur Verabschiedung waren u. a. erschienen der schwci- zcrische Gesandte R ü f e n o ch und die Reichsminister Brauns, Curtius, Külz und R e i n h o l d. Der Zutritt zu diesem Teil des Bahnsteiges war nur mit besonderen Ausweisen gestattet. Stresemanns Abschiedsworte. Reichsaußenminister Dr. Stresemonn sagte vor seiner Abreise einem Vertreter derTelegraphen-Union":Deutschlands Stellung zu den schwebenden Völkerbundsfragen ist von Ansang an klar und folgerichtig gewesen. Die Schwierigkeiten, die im letzten Augenblick austraten und das ganze Werk von Locarno zu gefährden drohten, sind darauf zurückzuführen, daß für die Lösung diese? Probleme zunächst nicht die in Locarno mit solchem Erfolge erprobte Methode offener und vertrauensvoller Aussprache unter allen Beteiligten angewandt wurde, sondern daß man versuchte, sich über Deutschlands Kopf hinweg zu verständigen. Deutschlands Stellung zu der Frage der Neugestaltung des Völker- bundsrates ist in der Hamburger Rede des Reichkanzlers klar aus- gesprochen worden. Ich hofse. daß die für Sonntag vorgesehenen Besprechungen mit den Führern der am Vertrag von Locarno Haupt- sächlich beteiligten Mächte die glückliche Atmosphäre von Locarno wiederherstellen wird. Der Wiederaufbau Europas kann nur gelingen, wenn endlich der Geist des Mißtrauens und der Furcht aus den internationalen Beziehungen verschwindet und dem entschlossenen Willen zur Zu- sammenarbeit Platz macht. Diesem Ziele soll in erster Linie der Völkerbund dienen, dessen Versammtungen den führenden Staatsmännern der Mitgliedstaaten Gelegenheit zu persönlicher Aussprache über die Bedürfnisse der Böller geben. Es wäre verfehlt, vom Eintritt Deutschlands in den Völker- bund eine grundlegende Aenderung der deutschen außenpolitischen

Situation zu erwarten. Wohl aber bedeutet er einen guten Schritt vorwärts auf dem Wege aus dem Abgrund, in den uns der Krieg gestürzt hat. zu dem Platze, der Deutschland unter den Völkern gebührt." Schweden bleibt fest. Stockholm . 5. März.(WTB.) Unmittelbar vor seiner Abreise »ach Gens erklärte der Außenminister Unden im Reichstag, daß Schweden an seiner wiederhast dargelegten Auffassung festhält. Die Regierung teile die Meinung, die in der Volloersammlung zu« letzt im Jahre 1923 zum Ausdruck kam und dann allgemeine Billigung fand. Eine Erweiterung der ständigen Ratssitz« über den Rahmen der Großmächte hinaus, muß auf die st ä r k st e n Beden ken stoßen. Schweden habe stets die Ausfassung vertreten, daß die Stellung der Völkerbundsversammlung dem Rat« gegenüber durch eine solche Vermehrung der Ratssitze geschwächt werden würde. Dazu komme die Schwierigkeit, um nicht zu sagen die Unmöglich» k e i t, einen Grundsatz zu finden, nach dem gewisse Staaten dieselbe Vorzugsstellung wie die Großmächte erhallen sollten, indem man ihnen ständige Ratssitze zubilligte. Die Probleme der Zusam- mensetzung des Rates, die nach der schwedischen Auffassung einer Lösung bedürfe, beziehen sich n i ch t auf die Z a h l der st ä n d i g, n Ratssitze, sondern darauf, in welcher Weise die Wahl der nicht» ständigen Ratsmitglieder erfolgen soll? Wenn nun ein« neue Prüfung der Regeln über die Zusammensetzung des Rates bean- tragt werde, könne sich die Regierung kaum einer solchen Unter- suchung widersetzen. Sie müsse aber dann alle Sellen des Problems. namentlich die Anwendung des Wechsels für nichtständige Rats- Mitglieder berücksichtigen. Ausgangspunkt für jede Prüfung der Frage wegen Zu- sammensetzung des Rates dürfe übrigens lediglich die Rücksicht aus die Interessen des Völkerbundes sein und nicht die Rücksicht auf die S o n d e r i nt e r e ss e n einzelner Staaten. Jeden- falls sei die Regierung der bestimmten Auffassung, daß. wenn die Frage der Reugestollung des Rates auf der Märztogung angeregt werden sollte, sie bis zu einer spateren ordenllichen Völker- bundsversammlung oertagt werden müßte. Die Frage könne vom Standpunkt des Völkerbundes nicht als so eilig betrachtet werden, daß der ordentlichen Vollversammlung nicht Gelegenheit ge- geben werden müßte, alle Seiten des Problems eingehend zu prüfen. Die Regierung habe dementsprechend der Delegation Schwedens die Weisung gegeben, Beschlüssen über ein« Umgestaltung des Rates abgesehen von der Verleihung eines Ratssitze» an D e u t s ch l o n d auf der Märztagung Widerstand entgegen- zusetzen, sowie sich überhaupt jetzt nicht an eine bestimmt« Lösung dieser verwickellen und bedeutungsvollen Frage zu binden. Die Führer sämtlicher Parteien schlössen sich nachdrücklich diesen Ausführungen an und erklärten, daß die Regierung bei ihrer Haltung in dieser Frage ein einmütiges Volk hinter sich habe.

Abstrich von 33 Millionen(!) vorzunehmen, und das sei doch eine runde, nette Summe. Der Borsitzende ersuchte darauf die Mllglieder des Unterausschusses, diesen Titel in allen Einzelhellen ganz beson» derS scharf unter die Lupe zu nehmen, wenn die Regierung schon freiwillig solche Abstriche vornehmen wolle, dann würde«ine ge- naue Durchprüfung noch viel rundere, nettere Summen zum Ab- streichen ergeben. Wegen Beginn des Plenums mußte die Be- ratung abgebrochen werden. die Organisation ües Sranntweinmonopols Nuckgang des Verbrauchs a» Triukbrauntwein. Der Untersuchungsausschuß des Reichstags für die Branntweinmonopoloerwallung nahm am Freitag den Bericht des Abg. Diez(Z.) über die Organisationsfragen entgegen. Nach eingehender Kritik im einzelnen kam er zu dem Ergebnis, daß das Resultat zuungunsten der Monopolbewirtschaftung des Branntweinmonopols spreche. Die tiefere Ursache der miß- lichen Lage der Monopolverwaltung sei aber weniger in den Mängeln der Verwaltung, als vielmehr in der Verminderung des Konsums an Trinkbranntwein zu suchen. Das Urteil, ob die Monopolbewirtschaftung durch die freie Wirtschaft zu ersetzen sei. könne man jedoch gegenwärtig noch nicht fällen. Die Diskussion des Berichts wurde bis zur schriftlichen Vorlage zurückgestellt. Zugleich soll das Referat über die Verhältnisse im Beirat des Branntweinmonopols erstattet werden. Berichterstatter hierüber ist der Abg. Eggerstedt(Soz). Henesch in Wien . Die tschechisch-deutschösterreichischen Beziehungen. Der tschechische Außenminister Dr. B e n e s ch erwiderte jetzt in Wien frühere Besuch« deutschösterreichischer Staats- männer in Prag , so den unseres Genossen Dr. Karl Renner , der als Staatskanzlcr den Vertrag von Lana mit der nörd- lichen Nachbarrepublik geschlossen hat. Diesmal wurde ein Schiedsvertrag zwischen beiden Republiken für politische und juristische Streitfragen unterzeichnet. Der Besuch hat aber noch einige Bedeutung mehr. Es ist schon so. daß die amtlichen Beziehungen zwischen den beiden deutschen Nachbarstaaten und der Tschechoslowakei über volle Korrektheit" nicht hinauskönnen, solange über 3 Millionen Deutsche in diesem Staate dauernd berechtigten Grund zur Klage über Benachteiligung wegen ihrer Nationalität und über Mißbrauch des Staates zu nationaler Fremdherrschaft haben. In dem Maße, wie� die Teilung der europäischen Staaten in eine Sieger- und Besiegtengruppe aufhören und die Tschecho- slowakei also nicht mehr im Lager der einen, gegen die Deut- scheu gerichteten Gruppe stehen wird, wie serner ihre innere Entwicklung den Sudetendeutschen Gerechtigkeit gibt, werden die Beziehungen Beilin Prag und Wien Prag sich über die bloße Korrektheit hinaus zur Freundschat und Hoffentlicht selbst zur Herzlichkeit entwickeln können. Keine deutschösterreichische Regierung dürfte und würde reiwillig irgendwelche weitere Bindung gegen die Erlangung )es Deutschösterreich immer noch versagten S e l b st b e st i m- mungsrechts eirtgchen. Benesch wird auch dergleichen nicht versuchen, zumal der Plan, mit dem er seinerzeit die An- schlußbewcgung ersticken wollte: Borzugszölle der Nachfolge- 'tasten zugunsten Deutschösterreichs, gescheitert ist. Er muß ich damit abfinden, daß das ganze Volk Deutschösterreichs einmütig heim ins Reich will. Mit der Kleinen Entente steht es nicht übermäßig gut. Südssawien hat sich mit Italien ver- ständigt, Prag will, aus allslawischen wie aus Absatzgründen,

Sowjetrußland anerkenne« währönd Rumänien und Ruß» land in nur unterbrochenem Kriegszustand laben. Deutschästerreich kann allerdings lveder«in Bundesgenosse noch eine Gefahr für den Tschechenstaat sein. Aber eK kann für eine neue Schweiz die Brücke nach Deutschland sein. Ob Benesch solche nützliche Gedanken hegt, wird die Zu- kunst lehren. Benesch an die Presse. Wien , 3. März.(Eigener Drohtbericht.) Dr. Benesch gab in der tschechischen Gesandtschaft den Journalisten auf verschiedene Fragen Auskunft. Er erklärte, daß der Schiedsgerichtsvertrog den Locarnotypus habe und im gleichen Geist sei. Sopann sprach er über Genf und sagte, die Aufnahme Deutschlands und die damit verbundenen Aenderungen des Bölkerbundstawts mittlen jedenfalls eine ausgedehnt« Debatte herbeiführen, die die ganze nächst« Woche und wahrscheinlich noch einen Teil der übernächsten ausfüllen werde. Ueber die Erweiterung des Völkerbundsrates könne er nur schwer sprechen.'weil«r nicht wisse, was in Genf geschehen werde. Er sei immer für die Erweiterung des Rates eingetreten und auch immer dafür, daß alle Ratssitze ständig gemacht würden, damit es nicht zwei Gruppen von Staaten gäbe.(Die gäbe es dennoch, solange nicht alle Staaten Ratsmitglieder wären! Red.)

Rnglofinanz unü Zälfchercliquen. Warum England die Horthyste« schützt. Don informierter Seite wird uns mitgeteilt: Der ArtikelBethlens Verzweiflungskämpfe" im Morgenblatt desVorwärts" vom 2. d. M. enthüllt die mannigfachen De- Ziehungen der ungarischen Fronkenfälscher zu England, so daß die schwer verständliche Haltung der englischen Press« zu dem Budapester Skandal erst einigermaßen klarer wird. Sie erwähnen mit Recht auch die Interessen einer englischen Finanzgruppe und die Manipulationen desFinanzdiplomaten" Sir William G o o d« zugunsten der Fälschcrgentry. Nun muß man wissen, daß die Horthy -Regierung im vorigen Jahre über ein« neue Anleih« in England verhandelt hat. Sir William Goode war an dem Gelingen der Verhandlungen sehr interessiert. Derlei große Ge- schäfte tragen bekanntlich große Provisionen. Alles ging gut. die ungarisch« Regierung war bereit, mit riesigen Latifundien als Garantie sür die Anleihe aufzuwarten. Die beteiligten Danken be- trachteten da» Geschäft als perfekt und einzelne von ihnen streckte» bereits bedeutende Geldsummen vor. Da platzte dl« Nachricht von den ungeheuren Fronkensälschungen wie eine Bombe dazwischen. Di« Anleih« konnte nicht mehr anfgelegt werden, dt« Provision war ins Wasser gefallen, die engagierten Banken sahen die gewährten Kredit« schwer gefährdet. Daher die Aufregung der eng- tischen F i n o n z t r« i s e über die immer schlimmeren Eni- hüstungei, aus Budapest und über die Kompromittierung der per- antwortlichen ungarischen Regierung. Daher der Druck auf die Presse und die Ssfentttch« Meinung. Wenn man fortan englische Darstellungen des ungarischen Skandals lieft, wird man dies« Vor» gange in Betracht ziehen müssen.

Holland » Solonialsorgeo. Wieder einmal sind KoloniattruppeN auf Sumatra im Atjehgebiet überfallen worden, wobei,, S n Soldaten getötet, drei schwer und zwei leicht verlegt wurden. Von der 18 Mann starken Patrouille find nur zwei Soldaten unversehrt entkommen.