Sonnabend
6. März 1926
Unterhaltung und Wissen
Das ursprünglich gute deutsche Geld war bereits im sechzehnten Jahrhundert wesentlich im Werte verschlechtert morden, als die fogenanten Hedenmünzer angefangen hatten, Falschgeld herzustellen. 2lls sich jedoch herausstellte, daß man damit ein gutes Geschäft machen tönne, begannen einige Landesfürsten selbst, diese Falschmünzerei zu betreiben, indem sie minderwertiges Geld anfertigen ließen und zum wollen Werte in den Verkehr brachten. Air Stelle der vollwertigen Silbermünzen ließen sie leicht versilberte Kupfermünzen prägen, die bereits nach einigen Tagen zunderrot wurden. Das Bolt freute fich genau wie in unserer neuzeitlichen Inflation zuerst sehr über den fcheinbaren Reichtum, der über es gefommen war. Da man für die Herstellung des neuen Geldes nicht genug Kupfer hatte, begann das Bolt die tupfernen Kessel, Blajen, Geräte, Röhren usw. in die Münze zu tragen und zu verkaufen. Ein ehrlicher Mann durfte sich nicht mehr getrauen, einen Fremden zu beherbergen, aus Furcht, daß ihm feine fupfernen, Gegenstände gestohlen würden. Selbst die Kirchen murden ausgeplündert. Es war also zunächst eine goldene Zeit". Bald aber begann man zu merken, daß man seinen einzigen Reichtum anderen zugetragen hatte. Der leichte Gelderwerb steigerte auch die Arbeitsunluft. Das Volk erkannte zunächst nicht, daß lediglich die Fürsten sich selbst mit dieser Falschmünzerei bereicherten, und richtete feinen Born über die Geldentwertung gegen die Kipper und Bipper", Beamte der Fürsten , die im Lande das Metall zufammenfauften und dann das schlechte Geld in den Verkehr brachten. Diefe Beamten hatten ihren Namen von tippen, d. h. beschneiden, upo mippen, d. h. schlechtes Abwiegen der Münzen.
Auch die Tiefersehenden magten zunächst nicht, die Fürsten als die wahren Butsauger zu bezeichnen. Nur eine namenlos erschienene Schrift aus dem Jahre 1622 jagt, daß man aus den Stempeln und der Umschrift erkennen fönne, mer die eigentlichen Schuldigen seien.
Räuberlied mit roter Tinte auf Pappdeckel in kleiner Auflage talligraphiert und das Produkt am anderen Morgen auf dem Schulhofe
an zehn tapfere Blaßgesichter beschwörend verteilt hatte.
Am Abend trafen wir uns auf einem großen Gelände vor der Stodt, mit Wiesen, Schrebergärten, fleinen Flüssen, mit heißen Sommern, stürmischen Winden, dunklen Nächten.
12
Dort wurde, sozusagen als Synthese aus Wilhelm Tell " und den„ Räubern", ein Lausbubenbund gegründet, der einige Zeit lang die Schule, das Stadtviertel, und speziell jeden Erwachsenen mit radikalem Terror belegte.
Das fing zunächst ganz bescheiden an.
Einer von uns Lausejungen schritt in den nächstbefindlichen Bäckerladen, grüßte devot und fragte scheinheilig:„ Haben Sie alte Brötchen?"
Natürlich hatte die gute Frau alte Brötchen. Jeder Bäcker hat alte Brötchen. Aber wir wollten ja feine erwerben. Weshalb der Jüngling dann höhnisch in den Laden schrie:„ Dann sehen Sie bloß zu, daß Sie sie los werden. Ehe sie verschimmeln."
Dem Schlächter an der Ecke ging es leider nicht besser. Dem empfahlen wir Glühstrümpfe für seine vorrätigen Eisbeine.
Wir brauchten Geld, dringend Geid, für tausend nüzliche Dinge. lim dies in möglichst großen Mengen zu beschaffen, 30gen wir zum Bahnhof, machten den Dienstmännern Konkurrenz und schleppten Koffer; mir paßien auf Fahrräder auf und kaffierten Trinkgelder dafür; wir stahlen Obst, sammelten Blechbüchsen, Stanniol, Lumpen,
Richter Jürgens.
Die ärgſten dieſer Münzverbrechen, die sich im Auftrage der Fürsten mainallad of
-
-
obfpielten, fnüpfen sich an den Namen des Juden Lippold. Für thren Umfang mag nur ein Beispiel angeführt werden. Das Reichsgefeß schrieb zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges vor, daß aus 16 Lnt feinen Silbers 79 Gulden geprägt werden sollten. Aber bereits 1621 ordnete der Kaiser an, daß der achtfache Betrag hergestellt werde, so daß der Wert des Geldes auf ein Achtef fanf. Dieses Berfahren, das direkt an Falschmünzerei grenzte, wurde dem Kaiser sehr bald durch seine hohen Beamten durch Wallenstein und Bichtenstein nachgemacht. Diese Männer verstanden es, vom Kaiser die Genehmigung zu erlangen, dem Juden Bassevi das Monopol für den Ankauf von Silber in Böhmen und des Alleinverfaufs an die Rönigliche Münze zuzuschieben. Eine Gesellschaft hochgestellter Persönlichkeiten erhielt sogar das gesamte Münzwesen gegen eine Jahressumme von 6 Millionen Gulden, die an n Kaiser abzuführen war, in Alleinpacht und erzielte dabei durch die Ausgabe von minderwertigem Gelde noch einen Jahresgewinn von 600 000 bis 700 000 Gulden. Die Geldentwertung nahm einen ungeheuren Umfang an, und das Wirtschaftsleben brach vollkommen zusaminen.
Nicht viel anders war es unter Friedrich II. , dem Heros unferer Hohenzollerverehrer, der sich durch eine große Münzverschlechterung die Mittel beschaffte, die er brauchte, um den Dritten Schlesischen Krieg führen zu fönnen. Er ließ den Beamten ihr Gehalt in Besoldungsscheinen zahlen, die nach dem Kriege eingelöst werden sollten. Wer sie aus Geldbedürfnis nicht so lange behalten konnte, erhielt dafür beim Wechsler nur etwa den fünften Teil des Rennpertes. Wer sie jedoch aufbewahrte, erhielt seine Besoldung nach dem Friedensschlusse in minderwertigem Gelde ausbezahlt, also etwa ein Drittel des Nennwertes: Der König steigerte durch diese gewaltige Geldfälschung seine Einnahme auf das Dreifache. Er trieb fogar die Fälschung so weit, daß er mit dem Kronschatzmeister von Polen unter der Hand vereinbarte, die schlechten Münzen sollten ohne Untersuchung in Polen über die Grenzen gelassen werden. Die gesamte Geschäftsführung in dieser schmutzigen Angelegenheit hatte er dem Juden Ephraim übertragen, der zusammen mit dem Juden Jhig die Münzen mit fächsischem Stempel prägen ließ und diese Ephraimiten" in den Verkehr brachte. Das Bolt sagte von ihnen: Bon außen schön, von innen schlimm von außen Friedrich, von innen Ephraim."
-
Die Inflation, die wir vor einigen Jahren erlebt und erlitten haben, hat also in der Geschichte schon manche Vorgänger gehabt. In allen Fällen hat sie zur Bereicherung der Fürsten gedient, die allein das wertvolle Metall besaßen, das feiner Inflation unterliegt. Auch im legten Kriege haben sie bekanntlich ihr Gold behalten und die Ablieferung, die uns doch als große vaterländische Pflicht gepriesen wurde, ihren dummen Untertanen überlassen. Dafür stellen sie aber auch heute die ungeheuerlichsten Abfindungsforderungen. Hoffentlich wird ihnen für dieses echt vaterländische" Berlangen beim Bolts begehren die richtige Antwort erteilt! Dr. Karl Müller.
Schön ist die Jugend.
Memoirisches von Paul Steegemann.
In den preußischen Boltsschulen wird in jedem Jahre ein Elternabend getätigt. Da tritt der Lehrförper zusammen und veranstaltet ror der geladenen Elternschaft eine musische Abrechnung mit seinen Schülern.
Da wird geturnt.
Da wird gejungen.
Da wird deflamiert.
Da wird Kaffee, Bier und Kuchen einvernommen. Panem et circenses in Röllchen.
Als ich zum zwölften Jahre emporreifte, ruhten einige Augen des Lehrkörpers ziemlich wohlwollend auf meinen künstlerischen Fähigkeiten. Ich wurde zum Deflamator bestellt und trug darauf hin die bekannte Trompete von Bionville" mit moissihastem Eine schlag dem Auditorium vor.
Der Beifall schwoll maßlos. Die Tränen stauten sich in den Augen der Veteranen und fullerien dann weich auf die Bigarren. Der Reftor überreichte mir, seelisch verzückt, Schillers sämtliche Berte in einem Bande, zweispaltig und schlecht gedrudt. Bebend preßte ich dies Geschent, dies teure Stück deutscher Literatur, an meinen Gummifragen.
Am anderen Tag, bei der Lektüre, teimte eine herbe Enttäuschung. Denn dieser Autor langweilte mich gräßlich. Was war mir, dem zwölfjährigen Boltsschüler, Don Carlos in seiner Bracht? Bas gingen mich die Gedichte an Laura" an? Wieso fam ich dazu, dem Fiesco von Genua auch nur zwo Gramm Sympathie abzuringen?
Da war fein Binnetou, fein Old Shatterhand, Hobble Frant; ba beschlich fein Nic Carter, tein Buffalo Bill , fein Teras Jack; da fämpften teine Geeräuber, hungerten keine Goldgräber, verhafteten feine Detektivs. Da war nichts in meinen Händen, in meinem Hirn als Schillers sämtliche Werfe in einem Bande.
Später indeffen, vielleicht ein halbes Jahr danach, stieß ich durch magische Gemalt auf ein Drama, dessen Titel mich arg faszinierte: „ Die Räuber ", non Fr. n. Schiller . Nun erst gewann ich dem preziösen Geschent einige lichte Schattenjeiten ab.
Bie alles, was ein Junge in die Hände befommt, sehr real fein muß. fo erfüllte biefes Dichtwert auch erst seinen 3wed, als ich das
S
Versicherungsschwindel usw
Den Spliffer in feines Bruders Auge sah er wohl-
alte Flaschen; wir angelten, mit einem Magnet an der Strippe, Geldstücke aus Kellerlöchern; wir vermieteten uns, geschlossen, dem hannoverschen Hoftheater als Statisten und buhlten mit Caruso um die Gunft des Publifums... er fang, wir mahlten Rhabarber; furzum, wir waren sehr merkantil...
Das große Erlebnis fam immer am Abend. Da legten wir Bafete, mit Kot gefüllt und ordentlich verschnürt, auf die Straße und erfreuten uns an der späteren lleberraschung des jeweils ehrlichen Finders.
Oder wir schoben ein großes Portemonnaie in das Licht einer Laterne, am Zwirnfaden verhaftet, so daß es dem fich bückenden Bassanten mit leisem Ruck entzogen werden konnte.
Später am Abend saßen wir dann in unserer Höhle, einem hohlen Baum, schmauchten seltsame Kräuter aus Tonpfeifen, erzählten tolle Geschichten, abjurde Begebenheiten, beschworen aufs nette das unheimliche Bündnis, dunkle Sehnsucht in den Augen....
An den hohen Feiertagen unseres Bundes, auch die hatten wir, wurden Feuerwerkskörper hergestellt, Buntfeuer funstvoll gemigt, Zündschnüre gedreht. Dann frachte, dann böllerte, dann zischte es gewaltig in die Landschaft, in den gutmütigen Himmel...
bei
Schön ist die Jugend bei rohen Spielen...
Tatsachen und Zahlen, die zu denken geben. Der tieffte Punft der Erdoberfläche befindet sich im Toten Meer -394, der höchste im Mount Everest bei 8840 Metern. Während man var 40 Jahren mur 30 verschiedene Riechstoffe kannte, werden deren heute 10 000-15 000 auf fynthetischem Wege hergestellt. Da es nicht möglich ist, eine solche Menge durch Namen zu unterscheiden, werden sie nur noch mit Nummern bezeichnet. Die Erdgasquellen in Siebenbürgen Derteilen sich über eine Fläche von 515 Quadratkilometern. Der Gesamtvorrat soll mindestens 70 Milliarden Kubikmeter betragen und bei gleichem Verbrauch wie heute fast ein Jahrhundert reichen.
Jede Teilung eines Magneten führt stets wieder zu neuen, vollftändigen Magneten. Die beiden Pole lassen sich auf teine Weise voneinander trennen. Auch in den kleinsten Teilen des Magneten erhält man immer wieder Magnete mit beiden Belen, soweit man auch die Teilung treiben mag.
Die Führungslinie durch alle Räume des Deutschen Museums in München ist 16 Kilometer lang. Man braucht also reichlich drei Stunden, um hier durchzugehen, ohne sich irgendwo aufzuhalten. Mit 10 Ziffern drücken wir alle Zahlen aus, und wir haben uns an dieses Behnersystem so gewöhnt, daß mir gar nicht an die Möglichkeit eines anderen denken. In Wirklichkeit hat es aber auch schon Dreier, Bierer- und Achtersysteme gegeben. Ja, bei den Alt nerikanern war ein Zwanzigersystem und bei den alten Babyloniern sogar ein Sechzigersystem in Gebrauch. Unser System wurde offenbar durch die zehn Finger unserer Hände beeinflußt.
Der Petroleumertrag der ganzen Welt wird vom Bergwertsami der Vereinigten Staaten für 1924 mit 1113 Millionen Barrels( je 34 168 Liter) angegeben. Der Duft der Drangenblüten gilt heute noch in der Arzneikunde als Mittel zur Appetitanregung. Tabat reiht man unter die logi fierenden Borfüms ein, d. h. diejenigen, die tie Gehirntätigkeit be. einfüffen. Barfüms wie Moschus u dergl. wirken als Aphrodi fiata( geschlechtsanregend).
Beilage des Vorwärts
Ein neues Masernschuhserum.
Von Dr. E. Mosbacher.
Troß der unbestreitbar großen Fortschritte der Bakteriologie und Seuchenbekämpfung ist es bisher immer noch nicht gelungen, den Erreger der Masern zu finden. Und bis vor wenigen Jahren endlich verbreiteten Kinderfrankheit anbetrifft, machtlos da. Im all. standen die Aerzte, sowohl was Verhütung wie Heilung dieser ungemeinen gelten die Masern als verhältnismäßig harmlose Ere Prankung, die eben jedes Kind durchzumachen hat. Für das Schulfind mag diese Ansicht im großen und ganzen zutreffen. Ganz anders aber liegen die Verhältnisse beim Kleinkind( zweites bis fünftes Lebensjahr) und beim Säugling. Bekanntlich ist die Sterblichkeit der Säuglinge ebenso hoch wie die der alten Leute; aber auch das Kind, bis Siebzigjährige, während das dritte Lebensjahr immer noch die von zwei Jahren ist noch ebenso start gefährdet wie der Fünfziggleiche Sterblichte.t aufweist, wie das Alter von 45 bis 60 Jahren.
Unter den Todesursachen, die zu der außerordentlich hohen Sterblichkeit der Kleinkinder führen, stehen an erster Stelle die Masern, Keuchhusten, Scharlach und Diphtherie . In den Proletariertreisen ist die Kleinkindersterblichkeit an Majern und Keuchhusten 10 bis 15 mal so groß wie in den sozial beffer, gestellten Schichten der Bevölkerung. Die Ursache für diese Erscheinung ist in dem Kinder
reichtum der Armer zu suchen: das älteste Kind überträgt eben hier denen die Krankheit auf eme größere Zahl von kleinen Geschwistern, von und damit in besonders startem Maße der Gefahr ausgefest ist, im im Proletariermilieu- ein hoher Prozentsah rhachittisch Verlaufe der Majern eine schwere Lungenentzündung zu betommen und daran zugrunde zu gehen. Im Gegensatz zum Säugling und Kleinkind ist die Sterblichkeit der Schultinder an dieser Krankheit unendlich viel geringer. Deshalb geht das Streben der. Aerzte dahin, den Zeitpunkt der Masernerkrankung ins Schulalter zu verschieben. Es fommt also darauf an, bei gefunden Kindern, die mit einent Masernfranken in Berührung gekommen waren, in der Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Ertrantung Verhütungsmaßnahmen zu treffen.
Im Jahre 1919 hat der damalige Assistenzarzt an der Universi tätsklinik zu München , der jetzige Direktor der Universitätsfinderflinit zu Greifswald , Professor Degfwig, entdeckt, daß man den Ausbruch der Majernerkrankung verhindern fann, wenn man den Rindern, die mit einem Masernkranten in Berührung gekommen find, also sich infiziert haben, rechtzeitig das Serum von Personen einsprigt, die kürzlich Masern überstanden haben und sich in der Genesung befinden. Allerdings gibt es auch Fälle, in denen fich der Ausbruch der Majern trog Einspritzung von Relovaleizentenjerum nicht verhüten läßt. Aber auch hier wird zum mindesten erreicht, daß die Erkrankung außergewöhnlich leicht und harmlos verläuft. Diese Methode der Masernverhütung mit Refonvaleszentenjerum hat die Nachteile, daß sie nur bis zum sechsten Tage nach der Auftedung Erfolg verspricht, und daß man auch den genelenen Kindern naturgemäß nur geringe Blutmengen zur Gerumgewinnung entziehen fann; daher stehen verhältnismäßig häufig nicht genügende Mengen Schußserum zur Verfügung. So wurden denn in der Münchener Kinderklinik Den Degtwiz Versuche mit dem Blut von Erwachsenen angestellt, die in ihrer Kindheit Masern überstanden hatten. Er ging von der Vorauslegung aus, daß bei Erwachsenen, die nach einmaligem Ueberstehen der Masern ihr Leben lang vor dieser Krankheit geschützt blieben, eben die damals gebildeten Schuhstoffe noch viele Jahre nach dem Ablauf der Krankheit im Blute freifen müßten. Entnimmt man nun dem Erwachsenen Blut und Sprißt es dem gefährdeten Rinde rechtzeitig ein, so werden auch hier genügend Schuhstoffe übertragen, um den Ausbruch der Krankheit zu verhüten. In der Hälfte der Fälle hat diese Methode vollen Erfolg; in der anderen Hälfte jedoch gelingt es nicht, den Ausbruch zu verhindern; allerdings ist der Verlauf dieser Majern dann außerordentlich leicht. Für das in der Familie befindliche Kind, wo stets genügend Elternblut zur Verfügung stehen dürfte, ist diese Methode als geradezu ideal zu bezeichnen, Entweder es tommt leicht und verleiht trotz des abgeschwächten Berlaufes dem Erfranküberhaupt nicht zu einer Erkrankung, oder diese verläuft schnell und ten einen Schutz für lange Zelt wie bei gewöhnlichem Verlauf, allerdings mur, wenn des Erwachsenen Bint spätestens bis zum vierten bis fünften Tag noch der Ansteckung eingesprigt worden ist. Leider werden aber die Aerzte besonders von den sozial niederen Kreisen und dem breiten Mittelstand sehr häufig erst dann geholt, wenn die Krankheit schon in vollem Gange ist und eine ungünstige Wendung genommen hat. So ging man denn wie Professor Degfwig selbst in einer ausführlichen Arbeit jüngst berichtet hat, schon im Jahre 1920 daran, ein Masernschuhserum Dom Tiere zu gewinnen, das man noch nach dem sechsten Tage einsprigen könnte, unt den Ausbruch der Krankheit zu verhindern. Nach jahrelangen Vorarbeiten ist es mun endlich gelungen, von Schafen ein Serum zu gewinnen, das die angesteckten Kinder vor dem Ausbruch der ErMasernschußserum die besten Wirkungen, wenn es erst am siebenten frankung zu schüßen vermag. Und zwar entfaltet das tierische bis zehnten Tage nach der Ansteckung den gefährdeten Kindern eingesprigt wird. Die Dauer des Schußes beträgt ein bis zwet Monate. Und schließlich vermag nach den Angaben von Degtwizz das vom Tier gewonnene Schußserum beim maserntranten Kinde jelbst das Auftreten von Komplitationen zu unterbinden, auch wenn man es erst längere Zeit nach dem Entstehen des Ausschlages dem Kinde einspriẞt.
Selbstverständlich bedarf das Degkwitzsche Maserusdüklerum noch der gründlichen Nachprüfung. Sollte es fich jedoch bewähren, so wäre cine medizinische Großtat vollbracht worden.
Die dunklen Wollen in der Milchstraße . Schon bei oberfläch licher Beobachtung sieht man, daß die den ganzen Himmel umziehende Milchstraße fein laufender Gürtel von gleichmäßiger Helligkeit ist, sondern daß sie im Innern und am Rand zahlreiche dunklere Stellen Don ganz verschieden großer Ausdehnung aufweist. An vielen Orten ist der Uebergang von hellen zu dunklen Flächen nun nicht allmählich; in Gegenteil, er vollzieht sich so plöglich, die Ränder sind so scharf, daß man taum annehmen kann, an den dunklen Stellen der Milch straße fehlten mit einem Male alle helleren Sterne. Es liegt vielmehr die Bermutung nahe, daß die beobachtete Berdunkelung durch nicht leuchtende Wollen tosmischen Staubes hervorgerufen wird, die für den irdischen Beobachter vor der Milchstraße gelegen sind und so das von diesen Sternen zu uns kommende Licht start abschwächen. In neuerer Zeit sind verschiedene Untersuchungen zur Klärung dieser Frage/ angestellt worden, deren Ergebnisse sehr für die Richtigkeit der Annahme gesprochen haben, daß es sich um dunkle Bolfen handle. Es ist sogar mehrfach der Bersuch gemacht morden, die Ent fernung dieser absorbierenden Staubwolten auf stellarstatistischem Wege zu bestimmen, wobei sich gezeigt hat, daß diese Gebilde uns wahrscheinlich verhältnismäßig nahe sind; für eine bestimmte Wolkengruppe wurden Entfernungen von 150 bis 300 Sternweiten berechnet.
In lezter Zeit hat Hagen ( Rom , Batikanische Sternwarte) gefunden, daß nicht nur in der Milchstraße , sondern am ganzen Himmel solche dunkle Massen vorkommen. Dadurch hat das Problem eine wesentlich erhöhte Bedeutung gewonnen; denn wenn die Hypothese, die Sternleere seien dunkle Rebelmaffen, zur Recht besteht, dann ist die Sternverteilung am Himmel in Wirklichkeit ganz anders, als wir sie wahrnehmen. Gerade mit dieser Sternverteilung ist aber in vielen stellarstatistischen Untersuchungen gearbeitet worden; diese Arbeiten würden ganz erhebliche Korrekturen erfahren müssen, damit ihre Resultate für die durch die heue Annahme geschaffenen Verhältnisse Gültigkeit haben.