Heilage öes Vorwärts
Montag, S. März 1926
Der erste EinAeichnungs-Senntag. Der Verlauf der Einzeichuungeu in den Bezirken.
lieber den Verleuf der Einzclchnungen an dem gestrigen Sonn- tag liegen uns aus einzelnen Bezirken Groß-Berlins folgende Schilderungen vor: Wedding . Die Wahlbetelgung war um vieles reger als an den vergangenen Tagen. Auch di- Propaganda war in viel stärkerem Mage bemerkbar. Besonderes Aufsehen erregte ein Demonstra- t i o n s u m z u g der SPD. , der mit fliegenden Fahnen und Musik nach dem Schillerpart zog. Allgemeine sturmische Zustimmung fand �ine Plakattafel„Für Wilhelm, die mit Inflationsgeld büschelweise beklebt und behängt war. Auch gereimte Schlagworte:„Erwache, Bolk, in heil'gem Zorn, schick' deine Rechnung hin nach Doorn!" und»Nehmt den Fürsten , was des Bolkes ist!* fanden laute Zustimmung. Auch sonst war die Propaganda eine rege. Alle chäuser waren mit Anschlagzetteln versehen, aus denen das Eintragungs- lokal verzeichnet stand. In den Höfen wurde nach Trommelwirbel oder Trompetensignal durch kleine Sprechchöre oder einen Redner zur Eintragung ausgefordert. Kein Wunder, daß nachmittags in den meisten Lokalen auf Eintragung angestanden werden mußte, so daß viele, die wochentags Zeit haben, umkehrten. Die nächste Woche oerspricht ein« noch stärkere Teilnahme und rührigere Agita- tion. Bezeichnend war es wieder, daß vor allem alte Leute sich stark beteiligten. Prenzlauer Berg — Iriedrichshain. In den Lokalen stehen, besonders in den Mittagsstunden, viele Menschen, manchmal mehr als dreißig, sie stehen geduldig und warten, bis di« Reihe an sie kommt. Männer und Frauen, die am Alltag nicht Zeit finden, sich einzuzeichnen, opfern heute ihre Zeit. In der Oderberger Straße stehen sie manchmal auf dem Korridor an, da das Zimmer zu klein ist. Sonst finden sie in den großen Turn- hallen reichlich Platz. Ueberall steigt die Ziffer der Ein- zeick'nungen im Verhältnis zu den vergangenen Tagen, chier wohnen viel« Arbeiter, die nur den Sonntag benutzen können. Ueberall oerlaufen die Einzeichnungen ruhig, Störungen kommen nicht vor. Don manchen Lokalen sind die alten handschriftlichen Zettelchen entfernt worden und durch große, gedruckte Plakate er- setzt, aber an anderen Türen hängen noch die kleinen Zettelchen, die so leicht übersehen werden können. Aördlich« Außenbezirke. In Pankow , Reinickendorf-Ost, Rieberschön- Hausen und R o s e n t h a l nahmen die Einzeichnungen zum Volksbegehren einen ungestörten, zeitweise recht regen Verlauf. In der Einzeichnungsstelle Gemeindeschule S ch u l st r a ß e 29 in Pankow war die Zahl der Einzeichne? in den Vormittags- und Nachmittagsstunden gut. Auch in der Einzeichnungsstelle Breite st raße 1(Stistweg) war die Beteiligung stärker als an den Vortagen. Ein größeres Plakat, das das abseits liegende Schul» gebäud« als Einzeichnungsstelle kennzeichnet, ist jetzt"deutlich an- gebracht worden. In Niederschönhausen besindet sich eine Einzeichnungsstelle im Rathaus. Ein Miniaturschildchen besagt, daß man sich hier einzeichnen kann. In Schönholz war die Beteiligung verhältnismäßig stark. In der 1. Gemeindeschule Lkiidauer Straße, in der 3. Gemeindeschule Letteallee und in der 4. Gemeindeschule am Hausotterplatz zeichneten sich gleichfalls viele, darunter eine große Anzahl alter und gebrechlicher Leute, in die Listen ein. Neukölln demonstrierti Die Sozialdemokratische Partei hatte gestern die Bevölkerung zu einer Demonstration gegen die Fürstenabfindung auf- gerufen. Der Herzbergplatz war Sammelpunkt. Kurz nach 2 Uhr formierte sich der gewaltige Zug, um in den Straßen Neuköllns die Säumigen zu mahnen, ihre Pflicht zu erfüllen. An der Spitze des Zuges marschierte ein T a m b o u r ch o r des Reichsbanners mit Begleitmannschaften. Vier Musikkapellen, unzählige Fahnen, Banner und originelle Plakate, wie:„Die Fürsten und Mätressen können sich in Doorn abfinden lassen!* wurden mitgesührt. In einer Abteilung hatte ein Parteigenosse neben Milliardenschcinen drei alte Sparbücher im Plakat auf- gehängt mit dem nicht mißzuoerstchenden Spruch:„Das ist meine Abfindung!" Starke Gruppen stellten der Rcichsbund der Kriegsbeschädigten und-Hinterbliebenen, die K i n d« r s r e u n de und Arbeiterjugend. Am Kranoldplatz hieltet, die Genossen Londtagsabgeordneter Harnisch und Liedtke Ansprachen und mit einem begeisterten Hoch auf die Sozialdemokratische Partei wurde die wuchtige Kundgebung beendet. Während in den Morgenstunden das Einzeichnungsgejchäft noch sehr flau war. zeigten die Mittag- und Nachmittagstunden stärksten Verkehr. In einigen Lokalen standen die Wahler sogar an. Der Dienst scheint jetzt schon bester organisiert zu sein. Auch sind vor den Eingängen zu den Turnballen Plakate angebrocht, so daß das vor einigen Tagen noch übliche Suchen der Eintragungsstsllen ver- mieden wird. Ueberall versuchen die Gegner die Leute zurück- zuhalten. Am meisten werden die Alten angesprochen, aber ohne Erfolg. Unsere Genossen betreiben Plakat- und Fahnenpropaganda von den Fenstern und Balkanen aus, die Flugblattoerbreitung hat glänzend gewirkt und die Auskunftserteiler vor den Lokalen sind gut auf dem Posten. Karlshorst . In Karlshorst zeigte sich schon an den ersten Tagen ein sehr lebhaftes Interesse für die Einzeichnung. Man kann, ohne zu über- treiben, sagen, daß in dem kleinen Orte 600 bis 700 Eintragungen erfolgt sind und es ist erwähnenswert, daß sich be- sonders diejenigen zu den Einzeichnungsstellen drängen, von denen bekannt ist, daß sie alles andere als Anhänger der republikanischen Parteien sind. Auch unter den Rechtsstehenden kann man Leute finden, die sich eintragen lasten. Gestern ging es in den beiden Einzeichnungslokalen des Ortes besonders lebhaft zu. Baumschulenweg. Während der fromme Bürger den Weg zur Kirche geht, eilen die andern zahlreich zum Wahllokal, um daran mitzuhelfen, daß das Volksbegehren zu einem wuchtigen Erfolg wird. Um auch ihre Stimme gegen den Raub-ug der Fürsten mit in die Wagschale zu legen, schreibt manch altes Ehepaar, oft mit zitternder Hand, Buch- stoben an Buchstaben. Keiner scheut den Weg. aus den entlegensten
Lauben eilen sie herbei. Beamte und Publikum scheinen hier ein» zu sein. Auf den Straßen Umzüge, Reden, Propagai.da, um die Säumigen zu mahnen. Dank der mustergültigen Organisation der Genossen ist es möglich, auck, den letzten Mann heranzuholen. Di« Beteiligung des gestrigen Tages war außerordentlich stark. Westen. Der erste Sonntag des Volksbegehrens brachte der gerechten Sachs auch in den w e st l i ch e n Bezirken der Millionenstadt Berlin einen großen Erfolg. Es ist ja auch erklärlich, daß selbst viele Leute derjenigen Kreise, mit denen das werttätig« Volk sonst � nicht allzu viele Berührungspunkte hat, den Weg zu den Ein- tragungsstellen finden. Mag einer politisch denken, wie er will,— wer Rechtsempfinden besitzt und denken kann, muß dem Fürstenbegehren das Aolksbegehren entgegen» st e l l c». Die Deutschnationalen und ihre Geistesverwandten haben viel Aerger. Die wirksame Werbearbeit unserer Genossen paßt« ihnen wirklich nicht. Erfreulicherweise findet man den Weg zur Einschreibestelle in der 131. Gemeindeschule jetzt wesentlich leichter als am ersten Tage; genügend Schilder weisen den Weg. Im Grunewald nimmt man den politischen Akt nach wie vor auf die leichte Schuller. Es ist fraglich, wie weit noch im Sinne der amtlichen Sache gehandelt wird, wenn die behördlich« Bekannt- machung über die Organisation des Volksbegehrens unaufgezogen mit Reißzwecken an einem Baumstamm geheftet wird, wo sie natürlich bald ein Spiel des frischen, zerfetzenden und regenfeuchten Märzwindes wird. Da macht der burgähnliche Bau des Rathauses in Schmargendorf einen weit besseren Eindruck. Man ist hier scheinbar republikanischer als im Grunewald und weniger gut auf die Fürsten zu sprechen. Charlollenburg. In Charlottenburg hat man ganze sechs Einzeichnungs- stellen für ausreichend gehalten, wobei man sich sicher l ediglich von der sozialen Struktur dieses Verwaltungsbezirks leiten ließ. Am gestrigen SonMag war M a s s e n b e t r i e b in den Lokalen, ein Beweis dafür, daß die soziale Stellung des einzelnen nicht maß- gebend für sein Verhalten dem geplanten Fürstenraubzug gegenüber ist. In der Turnhalle der Gemeindeschule im vornehmen W e st e n d wurde zwar nicht gerade Schlange gestanden am Auskunftstisch, dafür kamen aber genügend Leute, denen die früher gehegte»Liebe des freien Mannes* zu Kaiser und Thron von den Fürsten selbst gründlich ausgetrieben ist. Der stärkste Betrieb herrschte in der Einzeichnungsstelle Danckelmannstraße , einem rein prole- tarischen Viertel. Die Beamten haben alle Hände voll zu tun, die „Begehrenden* abzufertigen. Auch hier viele Leute aus den Wohn- Palästen vom Kaiserdamm. Am interessantesten waren die Be- obachtungen in der Turnhalle Schiller st raße. Das typisch« Beamten- und Bessersituiertenvicrtel der Weimarer -, Goethe-, Herderstraße, die Gegend des Karl-August-Platzes, sandte seine Im- und Außerdienstbeamten und die finanziell abgebauten Klein- und Mlttclrcntncr fast vollzählig an den Einzcichnungstisch. Selbstverständlich, daß die Arbeiterschaft das ihre da.zu beitrug, die Listen zu füllen. Das Einzcichnungslokal im Rathaus ist, im dritte» Stock gelegen, etwas sehr unbequem. Der Ordnungsbcamte hat schon manchen Kriegskrüppel und manche beinkranke alte Dame die Treppen hinuntertragen müssen. Die Hauptsache ist aber: S i» kommen allel Tiergarten. Die Zunahme an Eintragungen im Bezirk Tiergarte» wächst ständig und selbst diejenigen, die gestern noch nicht ihre Eintragung vorgenommen haben, bekunden durch Fragen, die an die in den Eintrogungslokalen anwesenden Parteigenossen gerichtet werden, das starte Interesse für die gerechte Sache Es ist be- merkenswert, daß im Gegensatz zu den Eintragungslokalen, di« im Westen des Bezirks liegen, in den M o a b i t e r Eintragungslokalen �von der Leitung die Formalitäten sehr loyal gchandhabt werden. Von Personen, die bekannt sind, wird nicht einmal die Legitimation verlangt, und bereitwilligst erteilt man auf alle Fragen die gestellt werden, Auskunft. Man weist mit großer Höf- lichkeit diejenigen, die in die falschen EinttaAungslokale sich verirrt haben, in die richtigen, und es wäre zu wünschen, daß die Letter der westlichen Lokale des Bezirks sich hieran ein Beispiel nehmen würden. Für volksrecht— gegen Fürsienraub! Die Sozialdemokraten im Berliner Norden hatten am gestrigen Sonntag gewaltige Masten für das Volksbegehren auf Fürsten - cnteignung mobil gemacht. Auf der Spielwiese des Schiller » parks sprachen gegen'A4 Uhr die Genossen Reichstagsabgeord- neter K ü n st l e r und Landtagsabgeordneter Meier zu etwa 10 000 Republikanern, die mit zahllosen roten und schwarzrotgoldenen Fahnen, sowie Plakaten, auf denen in drastischer Weise die Em- pörung des Volkes über den fürstlichen Bcrbrechergriff auf die Staatskasse zum Ausdruck kam, erschienen waren. Der Beifall wollte kein Ende nehme», als die Redner zum Schluß dazu auf- forderten, alle Kräfte für den Sieg des Volkes anzuspannen. Es geht um dos Leben des deutschen Volkes!(Stürmischer Beifall.) Vorher hatte ein riesiger Demonstrotionszug durch die Straßen des Weddingsbezirks die Bewohner an ihre proletarisch« Pflicht erinnert. Von der Gustav-Meyer-Alloe ging es unter deni Jubel der Bevölkerung die Brunnen-, B a d st r a ß e- entlang über den Nettelbeckplatz, die Reinickendorfer und Müller st raße entlang zum Schillerpark. Trommler- und Musikkorps spielten proletarische Marschlieder, eine Reichs- bannerabtcilung mit wehenden republikanischen Fahnen hatte sich in den Riesenzug der Bevölkerung gemischt. Potsdamer Kuriosa. Der Deutsch nationalen Dolkspartei blieb es vor- behalten, für den Humor in der ernsten Sache des Volksbegehrens und der Fürstencnteignung zu sorgen. Aus Potsdam wird uns mitgeteilt, daß dort vor dem Einzcichnungslokal im Rathaus Beauf- tragte dieser„Volks"partci stehen, die sich durch ciroße umgehängte Plakate als„A u s k u n f t e r t e i l e r" gekennzeichnet haben.— Was diese Fürstentrabanten dem darbenden Volk zu sagen haben, ist wirtlich in weitesten Kreisen bekannt. Daß die Mühe der Pots- damer vergeblich ist, beweisen die Eintragungsziffern der ersten vier Tage.
�r. 112» 4Z. Jahrgang
|- Das Volksfest öes Neichsbanners. Jüngstes republikanisches Berlin . Was der Sonnabend versprochen, hielt der Sonntag. Wenn In der mächtigen AutoHalle am Kaiserdamm auch der übliche Apsel inimerhin noch zur Erde fallen konnte, voll war es doch. So voll, daß das riesige Tanzparkett kaum ausreichte. Man sah Reichstags- President Löbe, Polizeipräsident Grzesinsti und Polizeioize- Präsident Friedensburg. Oben aus den Tribünen waren alle Tische besetzt. Man sah sich das Treiben von der Höhe herab an und konnte seststellen, daß in der Tat viel Volks da war und daß über dem ganzen eine einheitliche fröhliche Stimmung lag. die zu einem rechten Volksfest gehört. Immerhin, das Fe st mäßige hätte noch mehr betont werden können. Ein andermal soll man mehr Eigenes bieten. Ein Volkstanzreigen auf diesem Parkett müßte prachtvoll wirken. Volksathletik, Volkssport, Pyramiden- gruppen, Voltshumor würden die Veranstaltung erst zu einem wahren echten Fest machen, Volksfeste in diesem Sinne können wir brauchen. Dennoch war diese Veranstaltung ein schöner verheißungs- voller Ansang. Ganz besonders erfreulich und überraschend wirkte ein Knaben-Tambourkorps. das die Lichtenberger Kameradschaft— Dank sei ihr dafür!— aus die Beine gebracht hatte. Einheitlich in weiße Blusen gekleidet, machte dieses jüngste republikanische Berlin in seinem Austreten und seinen Darbietungen einen ganz ausgezeichneten Eindruck.— Auf dem Propagandamarfch am Nachmittag vom Bahnhof zur AutoHalle war das riesige Trommler, und Pfeiferkorps, etwa 400 Mann stark, darunter die kleinen flotten Lichtenberger, Gegenstand lebhaftester Aufmerksamkeit.
vle verhängnisvolle Autofahrt. Eine offenbar in angeheiterter Stimmung gegebene EInwilli- gung zu einer Autofahrt mit zwei fremden Männern hat für ein junges Mädchen aus Hennigsdorf furchtbare Folgen gehabt. Das Mädchen hatte in einem Lokal an der Schulzendorfer Chaussee an einem Vergnügen teilgenommen und wollte, da ihm schlecht geworden war, gegen?110 Uhr ein wenig frische Luft schöpfen. Zu diesem Zwecke war es auf die Chaussee hinausge- gangen. Gleich darauf kam eine mit zwei Männern besetzte Autodroschke vorbei. Der Führer verlangsamte die Fahrt, und die beiden Insassen neckten das Mädchen und luden es ein. ein Stück Weg mitzufahren. Dieser Einladung folgte es. Unterwegs ver- gingen sich die Männer an dem Mädchen und stießen es in der fföhe des Tegeler Gesängnisses wieder aus dem Wagen her- aus. Passanten, die es auffanden, brachten es nach dem nächsten Bolizeirevier, wo es Anzeige erstattete. Da das Mädchen bei dem ,;all aus dem Auto nicht verletzt worden war, so konnte e» sich in seine Wohnung begeben. Die Nummer der Auto- d r o s ch k e wurde ermittelt, die Person der Fahrgäste tonnte aber noch nicht festgestellt werden. Die Polizei würde sich ein besonderes Verdienst erwerben, wenn sie alles daran setzte, um die beiden Roh- lmge sestzustellen und der Bestrafung zuzuführen.
Attentat auf einen Serliner Schnellzug. Die Reichsbahndirektion München teitt mit: In der Nacht ro:n 7. auf den S. März, zwischen 10,43 Uhr und 11,13 Uhr, wurden s idlich der Station München -Moosbach etwa 130 Meter vor dem EinsaKrtssignal in der Nähe der Hartmannshosener Uebersahrt von ruchloser Hand zwei Eisenbahnschwellen über das Gleis gelegt. Der um diese Zeit fällige Berliner Schnell- z U g V 23 kam dabei glücklicherweise nicht zur Entgleisung. Für die Ergreifung des Täters wird eine Belohnung von 1000 Reichsmark ausgesetzt._ Völkische und Koinuiunisten. Zu größeren Ausschreitungen zwischen Stahlhelmleuten und Mitgliedern des RFB. kam es am gestrigen Sonntag in Weißensee anläßlich einer Fahnenweihe der Stahlhelmer in der Stadthalle. Di« ersten Zusammenstöße ereigneten sich gegen 3 Uhr nachmittag«« in der Prenzlauer Promenade, als sich vom Bahnhof Weißensee ein etwa 100 Mann starker Zug Stahlhelmer auf dem Wege nach Weißensee befand. Es kam zu gegenseitigen Rempeleien. Mitglieder des RFB. verlangten eine Durchsuchung Irr Stahlhelmer, da diese mit Schußwaffen gedroht hatten. Zu einer richtigen Schlägerei kam es in der der 8. Abendstunde in der K a n z o wst r a ß e. Hier gerieten Stahlhelmer mit RFB .» Leuten in ein Handgemenge, bei dem dem Studenten Groß aus Pankow das Nasenbein eingeschlagen wurde. Mehrere Teilnehmer sollen Messerstiche erhalten haben. Nach der Feier in der Stadt- balle kamen die abmarschierenden Stahlhelmer nochmals mit An- bänger der Kommunistischen Partei an der Grenze Weißensee und Prenzlauer Berg ins Handgemenge.
Zu den Ultterschlagungcn bei der Studentenschaft. Die Unterschlagungen an der Berliner Universität haben eine eingehende Untersuchung des Geschäftsgebarens des»All- gemeinen Studentenausschusses" ausgelöst. Die Untersuchung hat ergeben, daß der Student Lehmann sein« betrüge- rischcn Machenschaften niemals hätte bewerkstelligen können, wenn nicht die Kassenbeamten der Universität mit einer beispiellosen Sorglosigkeit und Fahrlässigkeit die Aus- Zahlungen gegen Quittungen Lehmanns vorgenommen hätten. Der Universitätsrat hatte schon einige Tage, bevor die Unterschlagungen zur Kenntnis der Presse kamen, von sich aus eine Untersuchung ein- geleitet, die ihm aber von der Staatsanwaltschaft auf Grund einer Anzeige aus der Hand genommen wurde. Zweifellos wird sich der Kultusminister darüber schlüssig werden müssen, ob nicht eine gründliche Reform der studentischen Selbstverwaltung am Platze ist. Im übrigen verdient es hervorge- Hobe» zu werden, daß ausschließlich Mitglieder der radi- kalen rechts st ehenden Stüde ntenverbänd« an den unerfreulichen Vorkommnissen beteiligt sind. Deshalb verlangen die linksstehenden Mitglieder des Allgemeinen Studentenausschusses, daß mit dem bisherigen System der Auswahl der Vertreter in den obersten Posten" der Studentenschaft schnell und gründlich ge- brachen wird.
Deutsch . Südlirol. das die Faschisten gewaltsam entdeutschen wollen, das Land der zauberhaft schönen Dolomiten, der alten Burgen, der Sonne und des Weins, zeigt ein Film in der»Alham- bra" Kurfürstendamm . Am gestrigen Sonntag sprach auf Beran- lassung des Oesterreichisch-deutschen Volksbundes Alfred K e r r eine Einleitung. Er forderte auf, nun erst recht Ferienreisen nach diesem unterdrückten Lande zu machen, um das Deutschtum in seinem schweren Existenzkampf zu stützen.
vier Menschen verbrannt. Riesenbrand in einer bayrischen Poppenfabrik. In der Pappenfabrik Rieger in Trostberg (Oberbayern ) entstand heute morgen ein großer Brand, der sich schnell ausbreitete. Das ganze Trocknereigebäude wurde erfaßt, das Feuer fand in den dort einge- lagerten 2333 Zentner Pappe reiche Nahrung. Leider sind dem Brande vier Menschen zum Opfer gefallen. Aus den Trümmern konnte bisher nur die vollständig verkohlte Leiche einer Lrau Gottmeier ausgegraben werden. j
Sport. Deutsche Meisterschasten Im Kunstlaufen. Anläßlich der Wettbewerbe um die deutschen Meister- schaften im Eiskunstläufen hatte der Sportpalast am Sonnabend und Sonntag ein übervolles Haus. Während an den beiden Vormittagen die Pflichtfiguren zu den � einzelnen Weit- bewerben gelaufen wurden, fanden abends die Kürläuse statt. Am Sonnabend wie auch am Sonntag trat im Rahmen der Veran- stattung der Berliner Schlittschuh-Clüb(BSC.) gegen den I d r o t t s- k l u b b e n G ö t a- Stockholm an. Am Sonnabend gelang es der
BSE.-Mannschaft, nach sehr hartem Kampf die Schweden mit 3:2 abzufertigen. Das Sonntagspiel dagegen, das dieselben Gegner auf die Eisfläche brachte, endete 4: 4 unentschieden. Die Schweden spielten besser als am Vortage, konnten jedoch trotz angestrengter Versuche nicht über den BSC. triumphieren. Einig« Ergebnisse: Deutsche Meisterschaft: 1. Rittberger (BSC.): 2. Franke(BSC.).— Damen-Senioren- Laufen: 1. Frau Bernhard(BSC.): 2. Frl. Wulff(VED.).— Junioren- Paarlaufen: 1. Frll Lierke-Krümling(BEB.): 2. Dr. Gätzschmann und Frau(BSC.).— Herren-Seniorcn- Lausen: 1. Gaertel(BSC.): 2. Bayer(BEB.).— Damen- Meisterschaft: 1. Frau Brockhöst(BSC.).— Paarlauf- Meisterschaft: 1. Frl. Kishauer-H«rr Haertel.