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Ausschusses des Reichstages sowie auf die äußerst schwierig« Lage hin, die sich für die Reichsregierung bei einer Nichteinhallung dieser Richtlinien ergeben würde. Luther   und Stresemann haben offen- lundig eine begreifliche Angst vor dem Geheul der deutschnatio- nalen Presse beim geringsten Entgegenkommen ihrerseits und haben von den Erfahrungen, die sie schon nach Locarno   gemacht haben, genug. Die anderen Mächte sind sich übrigens dieser innerdeutschen Schwierigkeiten bewußt und finden den Widerstand des Reichskanzlers und des Außenministers durch- aus erklärlich, obgleich sie ihn aus den gleichen Gründen im eigenen Interesse zu lockern bestrebt sind. Unklar und widerspruchsvoll ist die haltuog Chamberlains. Er hat eine öffentliche Meinung hinter sich, die gegen jede Rats- erweiterung ist. Er nützt diesen Vorteil aber nicht aus, sondern versucht umgekehrt gegen die Stimmung im eigenen Lande einen permanenten Ratssitz für Spanien   durchzusetzen. Er tut dies, weil er sich persönlich dazu verpflichtete, vor Iahren schon Spanien  gegenüber und kürzlich auch Polen   gegenüber, denen er auf diese Art wenigstens im September zu einem provisorischen Sitz verhelfen möchte. Er betont jedoch immer wieder, daß er mit diesem Bestreben gleichzeitig auf das eifrigste besorgt sei, ja n i ch t die Ge- fühle Deutschland  ? zu verletzen. Chamberlain versichert selbst und läßt überall durch seine Vertrauensleute oersichern, daß eine solche Lösung nicht die mindeste Spitze gegen Deutsch  - l a n d enthalten würde und daß jeder Argwohn dieser Art auf deutscher Seite unberechtigt wäre. Die deutsche Delegatiou wiederum will aus den obenerwähnten Gründen keinerlei Rindung für die Zukunft eingehen, so daß ihr Kompromihvorschlag der Einsehung einer Kommission, von der Ge- genseite als eine leere Geste bezeichnet wird, mit der man nichts anfangen könne. Und dann ist Spanien  , das noch immer droht, den Volkerbund zu verlassen, wenn es nicht schon jetzt einen per- nianenten Sitz erhalte.... Vielleicht ließe es sich ja besänftigen, wenn ihm versprochen wäre, daß bei Ablauf seines jetzigen prooi- forischen Mandats es im September einen ständigen Charakter er- halten würde. Aber das ist ja wiederum eine jener.Bindungen", die Deutschland   sich sträubt einzugehen. Es ist hier schon die Möglichkeit erwähnt worden, daß Deutschland   und auch die anderen Ratsmächtc sich schließlich irgend- wie einigen, was ober dann doch nichts nütze, wenn Schweden   auf feinem Rein verharre. Diese Möglichkeit ist durchaus ernst zu nehmen, denn Genosse Unden hat heute verschiedenen Person- lichkeiten, die mit ihm Fühlung nahmen, erklärt, daß er sich seit jeher und neuerdings noch vor der Abreise nach Genf   unter Zu- stimmung der gesamten schwedischen öffentlichen Meinung auf die strikte Ablehn un g einer jeden Aenderung in den Ratssitzen festgelegt habe, und daß er seitdem die Zustimmung zahlreicher neutraler Staaten erhalten habe. Auch das ist zweifellos richtig, ebenso alle Sonderwünsche Spaniens  . Polens   usw.» die im Wider- spruch zum Wortlaut und auch zum Geiste der Völkerbundssatzungen stehen und daher bekämpft werden müßten. Vom internationalen Völkerbunds st andpunkt und auch vom international- sozialistischen Standpunkt aus hat Schwed en zw ei- f e l l o s r e ch t. Ob die hartnäckige Aufrechterhallung diese- Stand- Punktes praktisch möglich sein wird, das ist allerdings eine andere Frage, die im Lause der kommenden Tage beantwortet werden wird. « In Genf   ist, wie aus den Berichten unseres dorthin ent- sandten Redaktionsmitgliedes hervorgeht, eine neue Si- tuation entstanden, die sich in den Diskussionen über die Ratsfrage nicht voraussehen ließ. An Stelle Polens   ist Spanien   als allerdringlichster Werber in den Dordergrund getreten, und diese Werbung wird mit der Drohung des Aus- tritts für den Fall ihrer Ablehnung verschärft. Es ist eine fast komödienhafte Berwicttung! Die Deutschen  erklären, ihr Eintrittsgesuch zurückziehen zu wollen, wenn nicht Deutschland   jetzt allein und ohne jede Bindung für die weitere Behandlung der Frage unter die ständigen Ratsmit- glieder aufgenommen wird. Die Spanier drohen mit dem Austritt, wenn nicht auch sie einen ständigen Ratssitz erhalten. Die Staatsmänner in der Mitte zwischen beiden sind wahr-
der Mmsteröamer Expreß. Von Emil Rath. Wochenlang bin ich nun schon die gleiche Eisenbahnstrecke ge- fahren. Zweimal täglich trägt mich der Vorortzug an rauch- geschwärzten, schwindsüchtigen Häusern, unwirschen, unfertigen Laubenkolonien vorüber. Es ist Tag für Tag das gleiche Bild. Rur   wenn wärmere Lust weht, setzt die von sorglichen Frauen im Freien zum Trocknen ausgehängte Wäsche bunte Flicken in das graue Einerlei. Wie ich aber eines Tages gelangweilt zum Fenster hinausschaue, fährt neben dem Borortzug ein anderer Zug dahin. Die Bewegung beider Züge ist gleichgerichtet und täuscht Stillstand vor. In Ruhe lese ich auf dem langgestreckten hellbraunen Leib des neben uns dahinrollenden Wagens in roter Schrift auf weißem Schilde: Amsterdamer Expreß. Und das gibt mir einen Ruck: Amsterdam   Ich kann gerade in ein Abteil erster Klasse hineinblicken. Auf dem herausfordernd roten Plüsch flimmert ein breiter Streif Sonnengold. Am geöffneten Fenster sitzen zwei gut gekleidete Herren, stützen nachlässig«inen Ellenbogen auf den aufgeklappten Rauchtisch und saugen nachdenklich an dicken Zigarren. Amster- damer Expreß Allmählich trennen sich die Wege beider Züge. Bitteres Gefühl reiht und zerrt am Herzen. Tag für Tag in die Tretmühle, immer mit dem gleichen Borortzuge und drüben stampfen befreit ratternde Achsen in schnellerem Takt: Am sterdam. Am fterdam, Am stcrbcm. Dem suchend nach innen gerichteten Blick blühen srühlingshafte Visionen auf: Saubere Straßen, schnurgerade silberue Kanäle, dunkle Windmühlen, träge gegen den blauen Horizont ge- lehnt, der Wasser oder Himmel, vielleicht auch beides ist du freier Amsterdamer Expreß! Ich muß mich aus dem Fenster lehnen, den schneller und schwächer werdenden Takt seiner Räder einzusaugen. Es ist, als risse er meine Sehnsucht hinter sich her. Nicht mit sorglosem Jauchzen, nein, so wie Achilles   die Leiche Hektars hinter sich herschleift, überlegen, erniedrigend. Und ist denn Amster- dam«in Ziel? Torheit! Es ist ja Pforte einer anderen Welt. Von dort tragen sichere Schiffe Menschen in alle Welt. Menschen mit Hoffnungen. Menschen mit Wunden. Menschen mit Träumen. Aber hier im Vorortzug sitzen wohl nur Menschen mit Wunden, vielleicht auch einmal mit Träuinen. Von Amsterdam   kann wohl leicht ein Mensch entfliehen, wenn er Trauer im Herzen trägt, kann sich ver- sinken lassen in den unendlich blauen Himmel der Südsee und wieder lachen lernen, kann wieder froh und lustig werden_ Dahin braust der Expreß. Seine weiße Rauchfahne weht zer- fahren über die Ebene: sein« Räder höre ich nicht mehr stampfen. Weit, weit läßt er den langsamen Vorortzug hinter sich. Und doppelt träger scheint unser Borortzug dahinzufchkeichen durch eine tiefe Schlucht, die meine Sehnsucht grau zu beiden Sellen des blanken
hastig nicht zu beneiden, nm so weniger als ihnen Ja auch noch andere Regierungen außer der spanischen mit ihren Rats- wünschen in den Ohren liegen. Erfüllen sie den Willen Deutsch  - lends, so drohen die anderen davonzulaufen. Erfüllen sie den Willen der anderen, so bleiben die Deutschen   draußen. Was hier zu tun ist, muß die deutsche Delegation an Ort und Stelle entscheiden. Ihre Stellung ist moralisch stark, well sie korrekt ist, und sie ist politisch stark, weil von ihr das Schicksal der Verträge von Locarno   abhängt. Sie muß von sich aus beurteilen, ob es politisch klug ist, mit allen Trümpfen, die sie in der Hand hat. aufzutrumpfen, oder ob es nicht vielleicht polltisch noch klüger ist, wenn sie den anderen hilft, eisienAusweg aus diesen Verwicklungen zu finden. Ein endgültiges Urteil über ihr Verhalten wird erst gefällt werden können, wenn die Genfer   Tagung beendet ist und ihre Ergebnisse vorllegen. Die deutsche Delegation wird für ihr Verhallen Verständnis finden, wenn diese Ergebnisie glücklich sind. Ist es auch richtig, daß sie bis zu einem gewissen Grade gebundene Marschroute hat, so wird man sich über kleine Ab- weichnungen nicht beklagen, wenn nur das Ende gut ist. Um es mochmals ganz klar zu sagen: Deutschland   hat ein Recht, zu verlangen, daß es zunächst allein ständiges Ratsmitglied wird und daß jede Erörterung über sonstige Er- Weiterungen des Rats bis nach seinem Eintritt zurückgestellt wird. Aber die deutsche Delegation in Genf   ist nicht Ver- treterin Deutschlands   in einem Zivllprozeß, sondern sie hat in Genf   Politik zu treiben in der Weise, wie das für Deutschland   auf lange Sicht am vorteilhaftesten ist. Kommiflionsvorsitzenöe unö vizepräftöenten Genf  . 8. März.(MTB.) Die Bölkerbundsoerfammlung wählte den englischen Außenminister Sir Austen Chamberlain   zum Vorsitzenden des ersten Ausschusses, der über den Auf- nahmeantrag Deutschlands   zu entscheiden hat, und den früheren französischen   Handels- und Finanzminister L o u ch« u r zum Borsttzenden des Budgetausschusses, dem die Festsetzung des Jahresbeitrags Deutschlands   und die nächsten Entscheidungen über den Bau eines Berfammlungsgebäu- des obliegen. Chamberlain und Loucheur sind gleichzeitig Dizepräsiden- ten der Bölterbundsversammlung. Außerdem wurden folgende Delegierte zu weiteren Vizepräsidenten gewählt: S c i a l o i a- Italien, Ishii-Iapan, James A l l e n- Neuseeland, Ca balle- ro- Paraguay  , T i t u l e s c o- Rumänien und Mora les-San Domingo. Die beiden Ausschüsse nehmen am Dienstag nach- mittag um 4,35 Uhr ihre Beratungen auf. Die B e r s a m m- lung vertagte sich darauf. Der Zeitpunkt der nächsten Sitzung ist noch nicht bestimmt. Die deutsche Delegation legt sich fest. Genf  , 8. März. WTB. meldet: Einer Meldung des»Journal de Geneoe" zufolge soll der Korrespondent der.Times" nach London  berichtet haben, man Halle es für möglich, daß die deutsche Delegation für den spanischen Sitz gewonnen werden könne. Demgegenüber sei, ohne die Bedeutung und Berechtigung der einzelnen Kandidaturen in diesem Zusammenhang zu würdigen, er- neut darauf hingewiesen, daß die deutsche Delegation in Genf   an dem bisher vertretenen, m der Hamburger Rede des Reichs- kanzlcrs dargelegten Standpunkt festhält.
Zentrum unö Zürftenabfinöung. Für den neuen Kompromisiantrag. Die Zentrmnsfraktion des Reichstags hiell am Montag abend nach der Plenarsitzung eine kurze Fraktionssttzung ab, in der sie den Bericht über das am Freitag vereinbarte Kompromiß zur Fürstenabfindung entgegennahm. Die Fraktion stimmte dem Kompromiß ohne weitere Aussprache zu. Die Fraktionen der Deutschen Volkspartei  , der Bayerischen Volkspartei   und der Wirt- schaftlichen Vereinigung werden am Dienstag abend Stellung nehmen.
Stranges türmt. Run knirschen die Bremsen, die Räder sprühen: Station. Dann wird alles aussteigen, und auf dem Bahnhofsweiser wird ein Schild erscheinen: Leerzug. Leerzug! Expreßzug! Hier graue Grenze dort weites, lockendes Land. Ihr Züge des Lebens: Hier Vorortzug, getränkt von herbem Schweißgeruch, mit der Seele einer Schnecke, nichts als schnaufendes Pendel zwischen zwei Stationen: Arbell und Zuhause. Dort Expreßzug, dahinstiebend in rasselndem Takte auf weichen Federn, mit roten und grünen Polstern, großen, klaren Fenstern, mit Rauchtischchon, verächtlich vorbei an all den vielen, kleinen Stationen. Uns bleibt keine Station erspart. Wir müssen rasten auf jeder Station des Lebens, müssen unsere Zeit, unsere Kraft, unser Blut opfern. Die im Expreßzug fliegen lachend, sorglos an unseren Stationen vorbei. Tag für Tag Bis unser Vorortzug zum Leerzug wird
Alte und neue Tänze", ausgeführt von Max Terpis   und einigen Solisten des Staatsballetts, bildeten den Abschluß der wohlgelungenen Tanzveranstaltungen, zu denen der Bezirks- bildungsaus schuh   Groß- Berlin an vier Sonntag- Nachmittagen dieses Winters in die Philharmonie geladen hatte. Keine Gruppentänze diesmal, sondern nur Soli und Pas de deux  . EineRomanze", von Elisabeth Grube   und Harald Kreutz- bcrg als Rillerfräulein und Page getanzt, eröffnete mit prettös zier- lichem Schrellen, Sichbeugen, Sichwenden, Grüßen, Auseinander- gehen das Programm. Dorothea Albu mit stilvoll spitzeckigen Be- wegungen, aber ohne rechte seelische Bertiefung imGothischen Tanz". Die Grub« in ihrem Meisterstück.Lexe", dem T'eftanz der Hochtänzerin, glänzend trotz einiger äußerlich drapierender Remini- szenzen an KreutzbergsAufruhr". Rudi Kölling temperamentvoll, aber technisch nicht ganz sicher, alsMatrose". Daisy Spies  , sehr stimmungsvoll in der Rokokograzi« einerGavotte" und amüsant im parodistischenBallett", während ein kompositorisch verworrener Tango" nicht recht zur Gellung kam. Terpis produzierte neben seiner eindrucksvollsten Schöpfung, derMazurka", einen etwas schleppendenGeistlichen Tanz und einen lustigenBums". Kreutz. berg seinenCakewalk", einenPagen"(der, wenn ich nicht irre, früher eänen anderen Namen führte), und ein technisches Bravour- stückTanz im Grünen". Ein harmlos heitererBauerntonz", den die Albu mit Kölling vorführte, und einMarsch", den die Grube mit Kreutzberg im Maschinen- oder Girlstil tanzte, vervollständigten das sehr reichhallige, vom Publikum mit lebhaftem Beifall autge- nommene Programm. I. S. honorö vaumier. Bei M a t h i e s e n in der Bellevuestraße, in neuen und elegant hergerichteten Räumen, ist eine große Sammlung von Gemälden und Zeichnungen Daumiers ausgestellt. Unseres Wissens zum erstenmal in Deutschland  : obwohl die besten Sachen von ihm in deutschem Besitz sich befinden, hat man doch in der Oesfentllchkeit nur gelegentlich einige Originale von ihm gesehen. So kommt es. daß man Daumier   eigentlich nur als Karikaturisten au» seinen grandiosen Lithographien kennt: und die Galerie Mathiesen hat sich kqin geringes Verdienst mit dieser Schau erworben. Daumier
Tenöenzjuftiz! Landesschulrat Stölzel zu zwei Monate« Gefäuguis verurteilt. Ein politischer Racheakt. Draunschweig. 8. März.(Eigener Drahtbericht.) Im Prozeß gegen den ehemaligen sozialistischen   Landesschulrat Dr. Stölzel be- antragte heute der Staatsanwalt eine Gefängnisstrafe von 8 Monaten wegen Amtsunterschlagung und Betrug, serner Ab- erkennung der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter auf die Dauer von zwei Jahren. Räch den Plädoyers der verleidiger, die Freisprechung bean- traglen, und nach fast dreistündiger Ucleileberalung verkündete das Gericht eine Gefäagnisstraste von zwei Monaten wegen Betruges und Amlsunterschlagnng und aus Aberkennung der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter auf die Dauer von zwei Zahren. Die Anklage in mehreren Punkten mußte fallen gelassen werden, aber die zweimalige Benutzung des amtlichen Tele- phons zu angeblichen Privatgesprächen wurde als Betrug angesehen. In einigen anderen Fällen konnte das Ge- richt den Nachweis des Betruges nicht erbringen. Die Entnahme einiger Probeschulbücher aus dem Landesamt wurde als Unterschlagung angesehen, obwohl die Bücherei allen Be- amten des Amtes offengestanden Halle. Die Urteilsbegründung war in einem äußerst beleidigenden Ton geHallen: man sprach dem Angeklagten Feingefühl, Takt und Wahr- h e i t s l i e b e ab, während man dem Kronzeugen Köhler, der früher aus dem Lehreramt ausgeschieden war und sich dann in Vitt- briesen bei Stölzel um Anstellung beworben Halle und nach Aus- nähme im Landesschulamt die systematische Bespitzelung Stölzes über- nommen Halle, die volle Glaubwürdigkeit zuerkannte. Daß politische Motive beim Urteil maßgebend gewesen seien. wurde selbstverständlich bestritten. Aber die Bevölkerung wird zweifellos dieses Urtell als politischen Racheakt betrachten. * Wir nehmen an. daß die Brannschweiger Richter selbst damit rechnen, daß dieses Urteil angefochten werden wird. Es ist schwer, zu glauben, daß Richter, die derartige Urteile fällen, nicht bewußt das Recht beugen. Es gibt für dies Urteil nur eine Erklärung: Stahlhelmjustiz! Haben wir überhaupt noch eineRechtssprechung in Deutschland  ? Der Mißbrauch des Richteramts zur Be- kämpfung politischer Gegner hat den letzten Rest von Ver- trauen in die deutsche Justiz zerstört. Die schönsten Reden des Reichsjustizministers retten diese politische Justiz nicht mehr vor dem Verdammungsurteil des Volkes.
tzitlers Helfer. Zuchthäusler, Spion, fahnenflüchtig und DiskussiouS- redner beim Volksbegehren. Augsburg  . 8. März.(Eigener Drahtbericht.) Im Kampf' um das Volksbegehren tauchte in bayerischen Versammlungen in den letzten Wochen ein gewisser Hans Ringler aus Augsburg   als Diskussionsredner auf, der die Zuhörer durch fein unreifes Gerede belästigte. Als er das am Freitag abend auch in einer Augs- burger Versammlung versuchte, wurde ihm vom Versammlungsleller folgende Frage zur Beantwortung vorgelegt:Ob Hans Ringler mit einem Mann identtsch sei, der seinerzell fahnenflüchtig ge- wesen sei, der im besetzten Gebiet in den Diensten der Fran- z o s e n gestanden, vor nicht langer Zeit eine zweijährige Zuchthaus st rase verbüßt und auch sonst noch allerlei auf dem Kerbholz habe?" Die Versammlung lehnte es daraufhin ab, ihn olS'- Diskussionsredner anzuhören. Dieser Hans Ringler ist oerantwort- licher Schriftleiter und Verlagsvertreter desKampfblall der nationalsozialistischen Bewegung Großdeutsch. lands",Der Hakenkreuzler". Dieses Blatt ist ein in Innsbruck  gedrucktes Organ Adolf Hitlers  : sein Verlag befindet sich in Berlin   RW._ vi« Landsberger Siaaksaowalkschast hat beantragt, die Fem e- mordangeleyenbeit Schigburr und Genossen an den Staats- gerichtShof zu überweisen, da in diesem Bersahren auch Anklage wegen Hochverrats erhoben werden soll.
ist aber nicht nur in der polttischen Zeichnung ein großer Revolu­tionär gewesen, sondern auch in der Kunst der Malerei. Und man erkennt auch hier sein Genie und sein menschliche» Herz: so auf- rührerisch vereinfacht und unakademisch diese Tafeln für seine Zeit waren, so herrliche Malerei sie darstellen erschütternder noch ist die Gesinnung, die aus ihnen spricht. Die Menschengüte und das Erbarmen mit den Bedrängten, der Haß gegen Volksbetrüger und Drohnentum reden darin eine höchst eindrucksvolle Sprache. Roch gewaltiger als in den Karikaturen reckt sich hier die Lim« als an- klagender Schrei, unterstützt von dem schwermutsvollen Samt- dunkel der Farben. Und wenn man Daumiers Karikaturen mik Michelangelo   verglichen hat, so trifft dies auch auf Gemälde und Zeichnung zu. Die Wucht der Charakteristik, das stumme PathoS der Gebärden heben diese kleinen Werke über alle französische   Malerei heraus und lassen sie uns verwandter und zeitgemäßer erscheinen als der Zeit ihrer Entstehung, der des Bürgerkönigtums und des zwellen Napoleon. P. F. S. Emil Warburg   zum 80. Geburtskag. Der Senior der deutschen  Physiker, der erst vier Jahre im Ruhestand lebende Emil Warburg  begeht heute(9. März) in voller geistiger und seltener körperliche» »Frische seinen 80. Geburtstag. Zuerst wirkte er in Stroßburg, zu- jammen mit August Kundt  , mit dem er eine Reihe wichtiger Ar- bellen ausführte. Es seien nur die über die spezifischen Wärmen des Quecksllberdampfes genannt(1875), aus denen auf die Einatomigkell des Moleküls dieses Elementes geschlossen wurde. 1870 wurde War- bürg nach Freiburg   berufen, wo er fast 20 Jahre wirkte, bis er nach dem Tode Kundts(1894) dessen Nachfolger in der Leitung des Physikalischen Instituts an der Berliner   Univer- s i t ä t wurde. In dieser Stellung blieb er 10 Jahre, um dann die Leitung der Physikalisch. Technischen Reichsanstalt zu übernehmen, von der er erst 1922 zurücktrat. Seine fruchtbare Tätigkeit zeigte sich nicht nur in zahlreichen wertvollen Arbeiten, die auch nur anzudeuten in knappem Rahmen unmöglich ist. In dem letzten eben vergangenen Jahrzehnt seines Lebens hat Warburg   be- sonders aus dem Gebiet der chemischen Wirkung des Lichtes gear- bellet. Besondere Verdienste hat er sich auch um die Begründung der Bcleuchtungstechnischen Gesellschaft erworben, sowie um die Um- Wandlung der Berliner   in eine Deutsche Physikalisch« Gesellschaft, deren Vorsitzender er lange Jahre gewesen ist, und deren Ehren- Mitglied er an seinem 70. Geburtstag vor 10 Iahren geworden ist Auf der kürzlich stallgehabten Tagung der Pbnsiter in Danzig   konnte er nach eben bestandener Augenoperation noch in voller Frisch« einen wissenschaftlichen Vortrag halten, und so ist zu hoffen, daß er noch weitere Jahre als Pionier der Naturwissenschaft wirken wird. _ Et. Vi« volksbilhve veranstaltet am 14. mittags'/,12 Ubr. im Tieater am Bülowplatz eine Beetbovenmatinee. bei der die Kapelle der Staatzober unter Leitung von Keneralmufikdireltor Erich Sleiber die VI. Symphonie tPaltorale) und Musik auS dem»Prometheus� zur Auf» sührung bringen wird. Vorlesung Alexander Sraroch._ Der Vortrags abend, den Alexander Granach   auf Einladung der VollSdühn« am 10. März veranstaltet, findet im Rlllerlaal der Oper am KLnigZPlah stall und beginnt püillllich U« L Uhr. Smlatztarteu SO Pj.