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vor öem internationalen Eisenkartell. Die Pariser Verhandlungen.

Seitdem die Hochkonjunktur der Nachkriegszeit In der Wsltwirt» jchaft im ganzen einer schleichenden Depresstonskrise gewichen ist. dauern die Bemühungen an, auf irgendeine Weise ein neues Gleich- gewicht wiederherzustellen. Das hervorragendste Mittel zur Er. reichung dieses Zieles war die Wiederanpassung der Wäh- r u n g e n der Welt an die Goldbasis. Nur wenige Läilder haben ihre Währung noch nicht stabilisiert, und auch bei diesen wenigen ist die Stabilisierung im Grunde nur eine Frage der Zeit. Wenn so von der Geldseite her eine der unentbehrlichsten Voraussetzungen weltwirtschaftlichen Gleichgewichts wiederhergestellt ist, so mehren sich die Bemühungen auch auf der Warenseite, die Voraussetzungen hierfür zu schaffen. Ideologisch steht an erster Stelle hierbei die Forderung des europäischen Zollvereins . Neben ihr geht, von der Oeffentlichkeit weniger, von den Wirtschaftsprattikern mehr beachtet, die Diskussion über die Errichtung inter - nationaler Kartelle mit dem Ziel einer friedlichen Aufteilung der Märkte der Welt zwischen den Produ« zcntengruppen verschiedener Länder, um so die freie Konkurrenz auf dem Weltmarkte auszuschalten. In einer Reihe von Industrien ist es in den letzten Monaten zu solchen internationalen Kartellen ge- kommen, z. B. in der Glühlampenindustrie, Kaliindustrie u. a. m. Das Projekt. Da» größte Projekt dieser Art ist das internationale Eisenkfirtell. Eine wichtige Vorstufe zu diesem großen Eisen- kartell ist das Schienenkartell, das am gestrigen Tage in Paris perfekt geworden ist. Heute werden Vertreter verschiedener Länder die Frage des internationalen Eisenkartells von neuem er- örtern. Wie gemeldet wird, sollen diese Verhandlungen diesmal unter Beteiligung nicht nur der deutschen und französischen, sondern aucb der englischen und amerikanischen Schwer- i n o u st r i e n vor sich gehen. Der Teilnehmerkreis soll also praktisch die wichtigsten Eisenindustrien der Erde umfassen. Ja, es wird sogar behauptet, daß die indische Eisenindustrie an den Besprechungen beteiligt sei. Es muß Überaus fraglich erscheinen, ob die Be» sprechungen wirklich schon unter der Teilnahme eines so großen Kreises stattfinden. Dennoch kann es keinem Zweifel unterliegen, daß das internationale Eisenkartell im Augenblick gute Ausfichten für sich vorfindet. Die bisher vorliegenden Meldungen lassen freilich erkennen, daß bei den Beteiligten das Bild des neuen Zusammen- schlusses noch kein sehr klares ist. Nach einigen Meldungen soll die Menge des zu produzierenden Eisens begrenzt und dementsprechend jedem Lande eine Quote der Produktion zuerteilt werden. nach anderen soll man planen, die Absatzmärkte der Welt unter die Beteiligten aufzuteilen. Der Kampf um die Quote. Die Hauptschwierigkeit bei diesen Verhandlungen dürfte sich aus der Tatsache ergeben, daß die Lage der Schwer- i n d u st r i e n der verschiedenen Länder außerordentlich v e r- schieden ist. Wir haben in Amerika eine Hochkonjunktur in der Schwerindustrie, die vor allem auf dem Aufschwung der amerikoni- schen Automobilindustrie und auf einem tragfähigen und überaus lebhaften Baumarkt aufgebaut ist. In E n g l a n d ist die Pro- duktion gegenüber der Vorkriegszeit außerordentlich stark gesunken. In Frankreich steht die Schwerindustrie noch völlig im Zeichen der Inflation, und in Deutschland hat der Ausbau der rechts- rheinischen Werte nach dem Kriege zu einer starken Erweiterung der Kapazität der eisenerzeugenden Industrie geführt. So dürfte das internationale Eisenkartell zunächst einen erbitterten Kampf um die Absatzquoten bzw. die Verteilung der Absatzgebiete sehen. bei dem Deutschland und Frankreich gemeinsam gegen England die Interessen ihrer tünsllich auegedehnten Industrie zu vertreten haben werden, während England und Deutschland gemeinsam sich einer Bemessung der französischen Quote auf Grund der jetzigen Inflation». konsunktur widersetzen werden. Wie dieser Kampf ausgchen wird.

das dürfte letzten Endes wohl von der Haltung der Bankiers abhängen. Die Stellung der Eifenverbraucher. Weit wichtiger ist freilich für die Weltwirtschaft, wie insbe- sondere für Deutschland , die Stellungnahme der eisenverar- bettenden Industrien gegenüber dem neuen internationalen Eisenkartell. Seltsam genug die deutsche eisenverarbeitende In- dustrie scheint dem, was hier vorgeht, ahnungslos gegenüberzustehen: kein Wort aus ihrem Lager hat bisher verraten, daß sie diese Dinge mit Jnteresie verfolgt und sich rechtzeitig gegen die Gefahren wehrt, die ihr von ihnen her drohen. Schon jetzt leidet die deutsche eisen- verarbeitende Industrie unter dem Preisdiktat der Schwerindustrie. Wenn ein internationales Kartell zu- stände kommen sollte, so wäre die gesamte eisenverar- bettende Industrie der Welt ihm ou s g e l i e f e r t, und die deutsche Eisenoerarbeitung insbesondere wäre gegenüber ihrem Hauptkonkurrenten, England, selbst bei gleichen Eisenpreisen durch die Ungunst ihrer Lage hinsichtlich der Transpostverhältnisie noch mehr gefährdet als heute schon: denn die Eisenbahnfrachten der deutschen Industrie sind beträchtlich höher als die der englischen. Eisenkartell und yandcleverkrag. Aber noch an einer zweiten Stelle hat die deutsche eisenver- arbeitende Industrie ein außerordentlich wichtiges Interesse an diesen Verhandlungen. Kommt das Eisenkartell zustande, so hört der deutsche Eisenzoll auf, ein wirksames Kompensationsobjekt bei den deutsch -französischen Hnadelsvertragsverhandlungen zu sein. Für die Halbierung oder Preisgabe des Eisenzolles hätten zweifellos schon heute der deutsche Maschinenbau und die übrigen Eisenver- arbeiter beträchtliche handelspolitische Zugeständnisse in Frankreich erhalten können. Mit dem Eisenkartell verliert der Eisenzoll seine handelspolitische Bedeutung. Die Handelspolitik der ersten Regierung Luther hat das ja Immer angestrebt. Sie hat ihr Ziel erreicht, aber auch die zweite Regierung Luther, das handelsoertragsfreundlicheKabinett der Mitte"', will es sich gefallen lasten, daß die privaten Interessenten der Schwerindustrie die Aussichten auf eine wirklich umfassende deutsch - französische Verständigung zerstören. Roch ein weiteres kommt hinzu. Potwendigkeik der kartellkonkrolle. Vor wenigen Tagen hat die deutsche Schwerindustrie einen Schlag gegen die Preisabbauaktion der Reichsregierung ge- führt. Die völlig von ihr abhängigen Eisenhändlerverbande haben den Stabeisenpreis um nicht weniger als 35 Proz. erhöht. Als diese Tatsache im Reichstag bekannt wurde, versuchten die Vertreter der Schwerindustrie vergeblich, sie abzuleugnen. Es ist anzunehmen, daß in diesem Falle das Reichswirtschaftsministerium sich wirklich zu einigen zaghaften Schritten gegen die Herren von Eisen und Kohle aufraffen wird. Gegenüber einem internationalen Kartell wäre aber die Macht der Reichsregierung außerordentlich fraglich, denn die Frage der internationalen Kartelle ist im deutschen Kartell- recht bisher in keiner Weise geregelt. Bekanntlich erwartet die Reichsregierung selbst, daß die internationale Kartellierung westere Fortschritte machen wird. Der Reichswirtschaftsminister hat soeben eine Sachverständigenkommission für das Kartellwesen berufen. Hoffentlich wird diese Sachoerständigenkommisston auch die Frage der Kontrolle der internationalen Kartelle in den Bereich ihrer Untersuchungen und Gutachten einbeziehen. Wir müssen fordern, daß auch hier die Reichsregierung sich nicht vom Strom der Jnteressenpolitik der Privaten treiben läßt, sondern aktiv und entschieden dafür Sorge trägt, daß beim Beitritt deutscher Verbände zu internationalen Kartellen die Interessen der deutschen Gesamtwirtschaft nicht einzelnen Intsressentengruppen, sei es selbst der Schwerindustrie, geopfert werden. » Wir beholten uns vor. in den nächsten Tagen auf hie politischen Forderungen zurückzukommen, die sich aus der geschilderten Sachlage für die unmittelbar« Gegenwart ergeben.

Zolgen üec Kartellierung am öeutschen Eisenmarkt. Wie von dem Eisenmarkt gemeldet wird, sind in den letzten Wochen im Cisenhandel außerordentlich große Fortschritte auf dem Wege zu einer Kartellierung der Preise gemacht worden, ohne daß die Nachricht hiervon bisher in die Oeffentlichkeit gelangt fei. Seit dem Wirksamwerden der Eisenzölle(19. Januar 1825) hat die industrielle Verbau dsbildung in der Schwerindustrie, wie allgemein bekannt ist. sehr schnell fast das ganze Gebiet der Eisen- und Stahl-Halbprodukte erfaßt, so daß vom Rohstahl angefangen bis zu den Eisenblechen sämtliche Artikel durch Preiskonoentionen der Herstellergebunden" sind. Diese Preis- bindung, die über das Maß der Vorkriegsoerhältniss« bereits weit hinausging, fand bisher ihre einzige Schranke darin, daß die Saarwerke, diez. T. den Preisvereinbarungen nicht ange- hörten, zu niedrigeren Preisen an den deutschen Eisenhandel tiefer- ten. Sie waren zu dieser Konkurrenz deswegen in hervorragendem Maße befähigt, weil für saarländische Importe der Zallbetrag ge. st u n d e t wurde, so daß sie im allgemeinen ihre Angebote u m d i e voll« Höhe der Zollsätze niedriger stellen konnten, als die übrigen Konkurrenten, also insbesondere die belgisch-luxem- burgische und die französische(lothringische) Industrie. Die Kon- kurrenz der tschechoslowakischen Werk« war bereits durch ein Ab- kommen ausgeschaltet, das zwischen der deutsch -oberschlesischen In- dustrie einerseits, den tschechischen Werken andererseits unter Ler- mittlung der(österreichischen) Alpinen Montangesellschaft ab- geschlossen wurde. Nunmehr ist es lautDÄZ." den Bemühungen der schwer- industriellen Werke gelungen, die westliche Konkurrenz dadurch zu- rückzuwcisen, daß man den selbständigen deutschen Eisenhandel ge- zwungen hat, in Zukunft keine Ware aus dem Ausland Saar­gebiet, Lothringen , Belgien -Luxemburg mehr zu beziehen. Da die Eisenverbraucher fast niemals direkt beim ausländischen Pro- duzenten kaufen, sondern sich in der Regel der inländischen Handels- firmen bedienen, bedeutet die Kartellierung des bisherfreien" Eisenhandels tatsächlich die Ausschließung der westlichen Konturrenz vom deutschen Markt, mit der Möglichkeit, in Zukunft die deutschen Inlandspreise ungestört noch über den bis- herioen Stand(Weltmarktpreis plus Zoll/ hinauszptreiben. Die Kartelliernug des freien Eisenhandels besteht darin, daß die sämtlichen Honoelsfirmen von Westdeutschland, Mittel« und Ostdeutschland in drei Verbänden zusammen- geschlossen wurden, die sich zu einheitlicher Preisgestellung bei Einkauf nur von deutschen Werten verpflichten. Die süddeutschen Händlerfirmen stehen vorläufig noch abseits. Es ist aber zu erwarten, daß der oerstärkte Druck, der nunniehr ein- setzen wird, auch sür Süddeutschlond die Kartellierung des Eisen- Handels erzwingt. Die Einzelheiten, die der Vereinbarung zugrunde liegen, sind noch nicht bekannt. Wahrscheinlich haben sich die Eisenproduzenten nicht nur dazu bereit erklart, die bisherige Konkurrenz, die sie(durch dieWerkhandelsiirmen") dem»freien" Cisenhandel gelegentlich ge» macht haben, völlig einzustellen, sondern auch dazu, dem letzteren in Pr eisen und Zahlungsbedingungen entgegenziikom» wen. Diefreien" Handelsfirmen, die. wenig kapitalkräftig, bisher unter der Konkurrenz der direkten Werksverkäufe gelitten haben, sind anscheinend verhältnismäßig leicht dazu veranlaßt worden, ihre Selbständigkeit zu opfern. Als Folge der Vereinbarung ist bereits

I Ankernehmerfünden und ihre Solsen. Die Gelfenkirche- ner Gußstahl- und Eisenwerke A.-G., die zum Stinnes- Konzern gehört, weist in ihrem Geschäftsabschluß für 1924/25 einen V e r l u st von 3. 8 M i l l. M., bei einem Aktienkapital von 12 Mill. Mark. aus. Die Gesellschaft macht es sich sehr leicht, den Verlust zu erklären: Sie spricht von denverhängnisvollen(;ol- gen der Deflation", vonübertriebenen Steuern und sozialen Abgaben" und von den Folgen des französisch - belgischen Valutadumpings. Eine genauere Betrachtung des Geschäftsberichtes zeigt aber, daß die verkehrteundge- radezu unsinnige Wirtschaftsführung der Gefell - schaft im vollen Umfang schuld an dem wirtschaftlichen Mlßerfo-g trägt. Zunächst wird man der Gesellschaft den Vorwurf machen müssen, daß sie bei der Umstellung des Aktienkapitals auf Goldbasis längst nicht energisch genug vorgegangen ist. indem sie nämlich das im Kriege(1916) erst auf 4,5 Mill. Mt, erhöhte Aktienkapital, das bis zum Ende der Inflationszeit bis auf SU Mill. verwässert worden war, nur auf 12 Mill. NM. reduziert hotte. Wenn jetzt also, im Verlaus der vorgeschlagenen Sanierung, ö-zs Kapital von 12 aus 4,5 Mill. NM. zusammengelegt wird, so i,t damit erst wieder der Stand der Kriegszeit erreicht: man wird sich dabei noch fragen müssen, ob selbst für dlese«umme heute, wo die Kriegsgewinne fehlen und wo höhere Zinsen ai» normal gellen, eine ausreichende Verzinsung Heraue- gewirtschaftet werden kann! Die weiteren Fehler m der Geschäft! führung des Unternehmens liegen darin, daß es Zwn Tochtergesellschastsi,. die nur in loser organischer Verbindung mit der eigenen Produktion stehen, in einemKon 3 er» zusammen- aehaltcn hat. anstatt allen Teilen die Selbständigkeit zurückzugeben. Es handelt sich dabei um die Deutsche Lastautomobil. Fabrik A.-G.. Ratingen , und das Hegyästus-Werk A.-G., Voh- winket, das. 1920 gegründet. Werkzeuge. Schrauben und Fasson- teile herstellt. Diese beiden Konzernwerke haben sich bei Gelsen- kirchener Gußstahl außerordentlich stark verschuldet: die Kredi.e wurden, in denkbar verkehrter Weise, dazu verwandt, gro�e Neu anlagen zu schaffen und erhebliche Vo r ra ts- bestände an Rohmaterialien einzukaufen, obwohl der Absatz nur vorübergehend gesteigert werden konnte. �3 W nicht recht verständlich, daß diese unsinnige Verschilldungspolitit unter den Augen der Reichsbank zu einer Zeit erfolgen konnte. wo allgemein die Kreditkontingentierung bestand! eeatz eine der- artioe verkehrte Jnveftitionspolitik zwangsläufig zur Illiquidität führte, ist wirklich kein Wunder. Die Sanierung wird nun derart erfolgen, daß die Gelsenkirchcner Gesellschaft die genannten beiden Tochterwerke an die Firma Gebr. Stumm G. m. b.»stit Af* tivennd Passiven abgibt, wobei ein Verlust in Hohe von 2,1 Mill. RM. verbleibt. Um den eigentlichen Betneosverlust, rer weitere 1,7 Mill. RM. beträgt, zu decken und um Abschreioungen vornehmen zu können, wird das Aktienkapital in der genannten Weise(von 12 auf 4,5 Mill.) zusammengelegt. Das Endergebnis der Vreslauer Messe muß als noch schlechter bezeichnet werden, als man nach dem Verlauf d» Leipziger Mess angenommen hatte. Die Zahl der Aussteller selost ist von I wJ

in den letzten Wochen ein Anziehen der Preise im Handel bis zu 35 Proz. zu verzeichnen: die Unterbietungen derVerbands- preise", die bisher fast allgemein waren, haben stark nachgelassen. Die deutsche Schwerindustrie rechnet imn damit, daß diejenigen Saarwerke, die bisher den deutschen Preiskonventionen nicht angehört haben, nunmehr zum Anschluß gezwungen sind, wenn sie den für sie lebenswichtigen Absatz ins deutsche Mutterland nicht fast völlig verlieren wollen. So macht also, im Zeitalter des Preisabbaus" und derKartellabwehr", die Preistreiberei der Konventionen und Kartelle gerade aus dem bedeutenden Gebiet des Cisenmarktes, für den wichtigsten industriellen Rohstoff, immer weitere Fortschrittel_ Amtliche Propaganda für Privatbanken. Das Preußische Handelsministerium gegen ständische Baaken. DieVeko"(Beamtenkorrespondenz) schreibt: Es muß einiger- maßen auffallen, daß das Preußische Handelsmini st e- r i u m in einem amtlichen Schreiben mit einer oußerordenllichen Schärfe gegen die wirtschaftlichen Selbsthilfeorganisationen der Be- «unten, soweit sie sich mit Bantangelegenheiten befassen, auftritt und dabei sogar folgende grundsätzliche Stellung einnimmt: »Zunächst muß es vom«Ulgemein wirtschaftlichen Standpunkt grundsätzlich als unerwünscht und gefährlich an- gesehen werden, wenn einzelne Berufe sich ständische Geldinstitut« schaffen." Was werden zu diesem Satz die landwirtschaftlichen Spar, und Darlehnstassen. die Genossenschaften des G e- w e r b e s, des Kleinhandels, der Beamten und der Arbeiter sagen? Was werden insbesondere die Fraktionen des Preußischen Landtages dazu sagen, die wiederholt gerade sür die landwirt- schafllichen. gewerblichen und Beamten- Genossenschaften sich warm eingesetzt haben, meist sogar unter besonderem Hinweis auf die Not- läge des Mittelstandes und der Beamtenschaft? * Die Stellungnahme des Preußischen Handelsministeriums er- scheint auch uns nnverftändlich. Welches Interesse kann eine amtliche Stelle daran haben, die wirtschaftliche Betätigung der Be- amten, besonders auf dem Gebiete der Geldverwaltung, zu b e- schränken? Wenn den Beamten vom Reichskanzler Dr. Luther geraten wurde, sich in Genossenschaften zum Kamps gegen die Ueber- teuerung der Lebenshaltung zusammenzuschließen, so gehört hierzu ganz selbstverständlich auch die zweckmäßige Anlage und Verwertung von Ersparnissen, die Schaffung von Kreditmöglichkeiten usw. Das ober wollen die Beamten in ihren ständischen Banken für Ihre Mitglieder. Sollten zu der Stellungnahme des Handelsministerium» ihnen gegenüber die Gründe beigetragen haben, die die Privatbanken ou» Konkurrenzneid gegen die öffentlichen Bankinstitute so oft in» Feld führen? Fast hat es den Anschein! Das Preußische Handelsministerium hat dann jedoch keine Veranlassung, in diesen Komps mit einer«ins«!- tigen Stellungnahme einzugreifen, die von der Oefsentlith- keit als«ine Propaganda für die Privatbanken angesehen werden muß.

im Vorjahre au Zahl der Einkäu Au f t r ä g e be

600 im März 1926 zusammengeschrumpft. Die er dürste noch weit erheblicher gesunken sein. Die aui.ti.., r �stehen durchweg aus kleineren Orders. Bessere Qualitäten wurden vernachlässigt: für die Käufer kamen höchstens mittlere Qualitäten in Frage. Die Geschäftstätigkeit war besonders, der Verarmung weiter Käuferschichten entsprechend, aus der Terlil- und Schuhmesse gering. Schlechte Geschäfte machten auch die Aussteller von Haushaltvngsartikeln. Lebha,ter war da- gegen der Austragseingang bei oer Nahrungsmittel« und Genutz- mittelindustrie. ohne dah das Gesamtergebnis der Messe dadurch günstig beeinslußt werden konnte. Nach dieser Enttäuschung ist woy«. damit zu rechnen» daß die Breslauer Veranstaltung, ahnlich wie das die Kölner gemacht haben, stark eingeschränkt wird. Weiterer Ausbau bei der Reichspost. Wenn die WirtschastskrisiZ' selbstverständlich auch bei der deutschen Reichspost sich in einer lang. samaren Verkehrsentwicklung und in einem mäßigeren Steigen der Einnahmen äußert, so sieht die Postnerwaltung doch der weiteren Gestaltung des deutschen Wirtschaftslebens mit Zuversicht entgegen. Sie ist darüber hinaus nach amtlicher Mitteilung auch gewillt, durch Verbesserungen der Lerkehrseinrichtungen und entsprechende teilweise Umgestaltung ihrer Betriebssormen die zu erwartende Besserung der deutschen Wirtschaft mit vorzubereiten, erster Linie soll das Fernsprechwesen mit Hilfe von Anleihe- Mitteln im Betrage von etwa 150 Millionen Reichsmark planinäßiz ausgebaut werden: die weitere Umwandlung der oberirdischen Fern- leitungen im ganzen Reich in unterirdische, die Schaffung selbsttätiger (automatischer) großer Fernsprechämter sind die wichtigsten Merk- male auf diesem Wege. Diese Arbeiten geben übrigens auch der deutschen Industrie und dem deutschen Arbeiter neue Erwerbsmög- lichkeitcn. Im Funkwesen soll der ungeheuren Entwicklung dieses neuen Zweiges Rechnung getragen werden. Auch im P 0 st- verkehr soll durch entsprechende Organisationsmaßnahmen der Betrieb verbessert und modern gestaltet werden. handelsverlragsverhandlungea mit nordischen Siaalen. Amt- lich wird mitgeteilt, daß noch in der Mitte dieses Monats eine yanze Reihe Handelsvertragsoerhandlungen mit nordischen und baltischen Staaten beginnen werden. So werden bereits am 15. März die Verhandlungen zwischen den Delegationen Deutschlands und Schwedens aufgenommen: in informierten Kreisen rechnet man mit einem schnelle» und positiven Verlauf. Sosort nach Ostern be- ginnen die Vorbesprechungen zwecks Abschluß eines Provisoriums mit Finnland . Roch vor dem 15- März werden die Unter- Handlungen mit Dänemark in die Wege geleitet. Das Handels- ocrtragsverhältnis Deutschlands zu Litauen , über das wir bereits mehrfach berichtet haben, wird ebenfalls, namentlich aus litauischen Wunsch hin, Aenderungen erfahren, zuvor jedoch muß der Austausch der Ratlstkationsurkunden des deutlch-litauischen Handelsvertrages von 1923 vollzogen sein. Die Prüfungsarbeiten der deutschen Zollvorschläge durch die polnische Delegation in Warschau sind be- endet. Mit Wiederaufnahme der Verhandlungen ist. aller Voraus- ficht nach, Ende März zu rechnen. Verlustabschluß bei Goerz. In der Aufsichtsratssitzvng der Optischen An st alt C. V. Goerz A.-G. in Berlin-Zehlendorf wurde die Bilanz vorgelegt, die nach Heranziehung des Reservefonds von 1 Million Reichsmark mit einem Verlust von 9382 RM. abschließt. Der Vorstand begründete das ungünstige Ergebnis mit den unzureichenden Verkaufspreisen. Diese lagen in den meisten Artikeln unter Vorkriegchöhe, obwohl darauf noch die Luxussteuer zu entrichten war: demgegenüber find die Selbstkosten erheblich ge- stiegen. Die Verwaltung glaubt, daß durch eine innerhalb der in der Interessengemeinschaft zusammengeschlossenen Firmen der Photo- branche vorzunehmende Arbeitsverteil 11 ng und Typi- sierungeinzelnerArtikel eine allmähliche Verbesserung der Gesamtlage eintreten wird, weil hierdurch aller Voraussicht nach mit einer erheblichen Verminderung der Herstellungskosten gerechnet werden kann. Skaakssubvenlion der belgischen Schissahrks-Gesellschaften? Die belgische Schifsahrtsindustrie, die gegenwärtig unter der ousländi- schen Konkurrenz stark leidet, hat sich, wie wir hären, an die Re- gierung mit der Bitte um Subventionierung gewandt. Die Schiss- sahrts-Gesellschasten fordern«ine jährliche Unterstützung von 20 Mit- llonen Frank, die sich vorläujlg aus 5 Jahre erstrecken soll. Im Zusammenhang hiermit können Gerüchte richtiggestellt werden, die von größeren französischen Schiffsboubestellungen in Deutschland auf Reporationskonto wissen wollen. Es schweben lediglich VerHand- lungen über den Bau zweier kleiner Küsteudampfer sür den fron - zösischen Rioieradienst. Handelsabkommen zwischen Deutschland und Guatemala . Zwischen der Regierung von Guatemala und der dortigen deutschen Gesandtschaft ist ein Handelsabkommen unterzeichnet worden.