tische Streit um ihre Bedeutung, der während der Nachkriegsmirren die Arbeiterbewegung zerriß, ist damit praktisch erledigt. Auch hier hat der Märzgedante gefiegt.
Jetzt geht die Erziehung zur Demokratie weiter. Nach dem Boltsbegehren tommt der Bolts entscheid. Dann gilt es, an einem Tag noch viel größere Massen aufzubringen, als sie in den letzten zwei Wochen für das Boltsbegehren aufmarschiert sind.
Prinz Eitel verteidigt heiligste Güter.
In der Beilage der Nachtausgabe." Hätte Seine Königliche Hoheit, der Prinz Eitel Friedrich von Preußen vor etwa zehn Jahren dem„ Berliner Lofalanzeiger" die unaussprechliche Huld und Ehre erwiesen, ihn mit einem höchst selbst verfaßten Beitrag au beglüdenes läßt sich gar nicht aus. denken, was ba passiert wäre! Das Blatt wäre als Festausgabe
in der Darlehens- Angelegenheit als mindestens grob fahr. lässig. Gegen Schulz feien damals schon die schwersten Anshuldi gungen in der Deffentlichkeit erhoben worden. Selbst wenn Behrens und Mener von der Unschuld des Schulz überzeugt maren, mußten mögensverwaltung als auch mit Rücksicht auf den Darlehensgeber, ie sowohl mit Rüdsicht auf ihre Etellung als Treuhänder der Ber die Arbeitgeber- Bereinigung, mit größerer Borsicht vorgehen. Sie durften nicht einen so unforretten Weg bei der Beschaffung des Darlehens gehen und hätten dem Darlehensgeber mindestens genau den 3wed angeben müssen. Das Berhalten der Darlehensgeber in ber Arbeitgeber- Bereinigung müsse andererseits den Berdacht meden, als wollte man durch das Darlehen die Gewerkschaft in die Hand befommen. Die leitenden Stellen der Arbeits des gebildeten Bürgertums... zigtaufend neue Abonnenten gegeber- Bereinigung hätten sich allerdings nach diesem Fall bemüht, wonnen. Alle Hoflieferanten und solche, die es werden wollen, Wandel zu schaffen. hätten nur noch ganzseitig inseriert.
erschienen, und auf der ersten Seite, mit Krone, Eichenlaub und Jeder, der sich für das Voltsbegehren ein Schwertern geschmückt, wäre der Erguß der prinzlichen Feder abgelegt hat, muß von heute ab ein unermüd⚫gebrudt worden in Königstype Korpus. Es hätte in den Kreisen licher Agitator für den Boltsentscheib sein! Die Gegner glauben, daß die Bewegung gegen die Fürsten schon bei den Eintragungen ihre letzten Reserven erschöpft hat. Behielten sie recht, so wäre die Niederlage, wenn auch die ehrenvollste, das unvermeidliche Ergebnis.
Aber sie werden nicht recht behalten! Auch der Volks entscheid muß für sie eine bittere Enttäuschung merden, wie sie das Boltsbegehren geworden ist. Wer durch Eintragung feines Namens in die Listen seiner Ueberzeugung Aus bruck gegeben hat, der hat damit auch die flicht übernommen, für diese seine Ueberzeugung zu kämpfen.
Dazu bleiben nun Wochen Zeit. Inzwischen wird auch der Reichstag zur Stärkung der Bewegung das Seine beitragen, indem er über den Antran, der dem Boltsbegehren zugrunde liegt, verhandeln wird. Die Parteien mer. den Farbe bekennen müssen! Und sie werden das tun müssen in einer Debatte, die die Aufmerksamkeit des Boltes auf sich ziehen wird, wie feine vor ihr. Das Ergebnis wird eine neue Aufrüttelung der Massen sein. Die Flut wird weiter steigen!
Wir fämpfen nicht mit den Mitteln des Unrechts und der Gewalt, sondern mit den Mitteln unseres Staatsbürgerrechts gegen das Unrecht der Gewalt, das im Laufe der Jahrhunderte unermeßliche Reichtümer, wertvolle Bestandteile des Bolksvermönens in wenigen Händen angehäuft hat. Wir tämpfen im Geist der Gefallenen vom 18. Mär 1848. Hente, am Vortag ihrer Gedächtnisfeier werden die Liften geschlossen. Darum gilt es, heute noch einmal alle Kräfte zusammenzufassen
für den Sieg des Volkes!
Weiter guter Fortgangl
Görlig, 16. März.( Eigener Trabtbericht). Görlig führt in Schlesien . Am Dienstag war der Andrang faum zu bewältigen 48 Bros. der Wahlberechtigten haben unterzeichnet.
Bielefeld , 16. März.( Eigener Drahtbericht.) Bis Dienstag abend find in Bielefeld - Stadt 2500 Eintragungen mehr vollzogen worden, als Sozialdemokraten und Kommunisten bei der ersten Reichspräsidentenwahl an Stimmen aufbrachten. Es werden sicher über 50 Proz. aller Cintragungsberechtigten sich
an der Einzeichnung zum Boltsbegehren beteiligen.
Braunschweig , 16. März.( Eigener Drahtbericht.) Der Andrang zur Einzeichnung zum Boltsbegehren war auch am Dienstag wieder sehr start. In der einzigen Zeichnungsstelle im Rathaus wurde die Höchstziffer der Wochentage mit 2600 Eintragungen erreicht, so daß am Dienstag abend insgesamt 39 200 Unterschriften vorlagen. Danach ist mit einer Eintragung von mindestens 40 Broz. der Wahlberechtigten zu rechnen.
Der Gefundheitszu Tand Mussolinis. Die auch in einigen beutschen Zeitungen berbreitete Nachricht, daß zwei Aerzte und awar ein Brofeffor der Universität Brag und ein anderer von der Uniberfität Junsbrud. nam Rom berufen worden feien, um über den Gefundheitszustand Musolinis au beraten, entspricht nach einer offiziöien römischen Mitteilung in feiner Weise den Tatfachen. Der Gefundheitszustand des italienischen Ministerpräsidenten ist aus
gezeichnet.
Proletarische Sprechchöre.
Es war ein dankenswertes Unternehmen des Reichsausschusses für sozialistische Bildungsarbeit, die Leiter der proletarischen Sprech chöre zusammenzurufen und die rege Beteiligung der Delegierten, bie am 13. März aus dem ganzen Reiche in Berlin zujammentamen, legte Zeugnis dafür ab, welches Intereffe, ja Bedürfnis allgemein für Gedankenaustausch und Sichtennenlernen vorhanden war. Auch der Parteivorstand war durch Crispin vertreten. Als erster Refe rent sprach Leo Restenberg über„ Die Aufgaben der Sprechhöre". Nach einem geschichtlichen Rückblick über die Zeit, wo in der Partei dan? ihrer Kleinheit nicht nur die Identität des fczialistischen und gewerfschaftlichen Menschen, sondern auch des Gefühlsmenschen vorhanden war, ging er zu der Zeit über, wo die realen Kräfte stärker in den Vordergrund traten. Die Arbeiter be trachteten bie Runft als außerhalb ihrer selbst stehend, nicht als eigenes Besigtum. Die offizielle Bildungsarbeit versuchte die Maffen mit der Kunst vertraut zu machen. Im großen und ganzen handelte es fich, bis auf einzelne Anfäße zur proletarischen Kunst, wie der Stompofition des„ Erntellebs" durch Fried, um Bermittlung, aber
nicht selbständige Gestaltung der Kunst. Die Revolutionstage mit ihrer Aktivität der Massen drängten zu einer Belebung des Stils der Veranstaltungen und führten zur Gemeinschaft. Gleiche Gesinnung führte zu einer starten Wechselwirtung, und so drängte in allmäh licher Fortentwicklung der Feierstunden in der Berliner USB. die Masse zum Sprechcor, als nicht mehr nur mitsingender und schwin gender, fondern auch mitsprechender Faktor. Tollers Requiem" und Tag des Proletariats", zunächst vom Dichter als Gesangschöre gedacht, wurden gesprochen; es folgten Schönlants Erlösung" und Großstadt" als eigens für den Sprechchor geschriebene Werke. Die Sprechchöre sollten im Zusammenwirten von Dichter und Maffe ihre Kraft steigern. Nach Mary Belhöner übernahm Albert Florath den Berliner Sprechchor und machte ihn zu einem starten Inftrument. Die Bewegung ging auf das ganze Reich über, und so entftanden vielerorts unter verschiedenen Bedingungen Sprechchöre. Die Bewegung der bürgerlichen Sprechchöre frankt baran, daß sie von feiner zum gemeinschaftlichen Erleben zwingenden Gefühlswelt gehagen werden und so artistisch bleiben. Der Sprechchor ist ein aus gezeichnetes Instrument der Moffenpropaganda vom kulturellen, sozialistischen und agitatorischen Etandpunft aus.
Hierauf sprach Albert Florath über die Bedeutung des Sprechhors als eines tünstlerischen Inftru ments, das Kunst aus der Masse durch die Masse für die Waffe bringe. Er legte dar, daß vor allem Sprechen" gelernt werden und Rhythmus und Inhalt durch das gesprochene Wort gestaltet
werden müsse. An erster Stelle tomme die Reinheit der Idee. Dann behandelte Albert Horlig die organisatorische Frage. Er bedauerte die Bersplitterung der Sprechchorbewegung und regte eine zentrale und lokale Zusammenfassung an. Ferner forderte er
Die Zeiten ändern sich und die Geschäfte mit ihnen. Jetzt hat fich der Brinz Eitel Friedrich bei Hugenberg über die Ent eignung der Fürsten geäußert, und aus seiner Aeußerung ergibt sich, daß sein Vertrauen in die Dummheit des Boltes uner. schüttert geblieben ist:
Das deutsche Bolt wird in seiner Mehrheit einsehen, daß bie Belle bolichemistischer Kulturvernichtung über das deutsche Land fluten wird, wenn erst einmal an einer Stelle der Damm der bürgerlichen Rechtsordnung durchbrochen ist, und daß sie schließlich das ganze durch die Revolution schwer erschütterte Gebäude des bürgerlichen Staates niederreißen wird.
beachtet, an welcher Stelle eine pringliche Aeußerung jetzt bei Hugenberg plaziert wird. Nicht im„ Lokalanzeiger", dessen Leser massen haft zu den Eintragungslokalen laufen, um sich für die Enteignung haft zu den Eintragungslokalen laufen, um sich für die Enteignung der Fürsten einzutragen. Nicht auf der ersten Seite! Wo denn sonst? Die Nachtausgabe" hat eine unpolitische Beilage, in der mancherlei schöne Dinge zu lesen find. Jetzt wird dort eine äußerst spannende und reich illustrierte Geschichte veröffentlicht:
Man schaudert! Aber noch mehr schaudert man, wenn man
Kokain und Opium.
Gin Roman aus der Gesellschaft von 2. S. Swade. Tief unterhalb dieser über die ganze Seite gehenden Ueber schrift entdeckt der aufmerksame Leser eine viel fleinere: Prinz Eitel Friedrich über die Fürsten abfindung. 3uverficht gegenüber dem Bolfsentscheid." Und dann geht es los, aber ganz flein, ganz eng gedruckt!
So merkt man selbst bei Hugenberg, daß Deutschland eine Republik geworden ist. Der alte Respekt ist fort. Und die Welle der bolschewistischen Kulturvernichtung"-wer will sie noch auf halten?
Der Fall Meyer- Behrens.
Gen. Kuttner über das Ergebnis der Unterfuchung.
Abg. Dallmer( Dnat.) erklärte am Schluß des Berichts, der Berichterstatter habe auch Werturteile abgegeben, zu denen er nicht berechtigt gewesen sei.
Darauf wurde die öffentliche Berhandlung geschlossen.
Am Nachmittag wurde in nichtöffentlicher Sigung eine Nach. prüfung der Geschäftsbücher der Firma Stier durch ein Ausschußmitglied und zwei Zeugen beschlossen. Während der Osterpause soll vom Montag, den 12. April, ab der Fall MeyerBehrens zu Ende geführt und im Anschluß daran der Fall Jahnle am 14. oder 15. April behandelt werden.
Das Ende eines Schwindels. Deutschnationale Lügen über Scheidemann.
In einer fleinen Anfrage eines deutschvölkischen Landtagsabge ordneten wurde das Staatsministerium um Auskunft ersucht, ob „ das Disziplinarverfahren gegen Scheidemann wegen des durch
die Aussagen des Zeugen Affeldt im Magdeburger Rot. falsche Angaben gemacht zu haben, eingeleitet worden" set. hardt Prozeß hervorgerufenen Verdachts, unter seinem Eide Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, beantwortet der preußische Minister des Innern die Anfrage folgendermaßen:
„ Ein Anlaß zur Einleitung eines Dispizlinarverfahrens gegen den Oberbürgermeister Scheidemann wegen angeblich falscher An. gaben im Magdeburger Rothardt- Prozeß hat nicht bestanden. Die Beamten der Staatsanwaltschaft, die an der Hauptverhandlung gegen den Schriftleiter Rothardt teilgenommen haben, haben nach der gesamten Sachlage die Ueberzeugung gewonnen, daß die der Aussage des Oberbürgermeisters Scheidemann widers sprechenden Angaben des 3eugen Affeldt nicht zutreffen. Die Staatsanwaltschaft hat demgemäß auch zur Einlei. tung eines Ermittlungsverfahrens gegen den Zeugen Oberbürgermeister Scheidemann von Amts wegen feine Weran. laffung gefunden und auf Anzeige von Privatpersonen anhängig gewordene Verfahren eingestellt."
Kommunistenprozeß Heuck.
Die Ladung des Landgerichtsdirektors Jürgens abgelehnt Leipzig , 16. März.( Eigener Drahtbericht.) In dem Kommu
Im Femeausschuß des Landtags führte der Berichterstatter Abg. Krfiner( S03.) weiter aus: Der Abgeordnete Behrens mußte wissen, daß von Zengen sein Geld zurückhaben wollte und sich nicht durch eine Bahlung an Meyer hat befriedigt erflären wollen. Behrens bat feine Aussage über die Verwendung des Geldes auch dreimal geändert. Wenn aber ein Zweifel bestand, wem das Darlehen gehören sollte, hätte sich Behrens an den Darlehensgeber, nämlich niftenprozeß gegen Heud und Genossen vor dem Staatsgerichtshof Bengen wenden sollen. Man muß annehmen, daß man diese Bor. zum Schuße der Republik hatte die Bertelbigung eine Reihe von gänge der Renntnis der Deffentlichkeit entziehen wollte. Später hatte Bewelsanträgen gestellt und u. a. auch die Babung des Land. der Abg. Meyer eine Unterredung mit von Rengen wegen des Dar gerichtsdirettors Jürgens gefordert. Am Dienstag wurde lehens; dieser lehnte jede Verhandlung ab. Bon diefer Unterredung nun vom Reichsanwalt beantragt, sämtliche Beweisanträge der Ver hat aber der Abr. Meyer dem Ausschuh wohlweislich felne Mittelbiger abzulehnen, auch die Ladung des Landgerichtediret. feilung gemacht. Die begründetere Ansicht ist, daß von Benoen das tors Jürgens. Die gegen Jürgens erhobenen Beschuldigungen wären gestellten der Arbeitgeber- Bereinigung waren jedoch allgemein der Geld für Malettte geben wollte, und nicht für Meŋer. Die Angestellten der Arbeitgeber- Vereinigung waren jedoch allgemein der nach Cage der Sache ohne Einfluß auf die tatsächliche und rechtliche Beurte lung felner Tätigtelt. Nach dreistündiger Beratung ver Auffassung, daß das Geld für Mener und Schulz bestimmt war. Auch der langjährige Freund von Bengen, der Reuge von der fündet das Gericht, daß alle von der Verteidigung gestellten Au. Linde, war der lleberzeugung, baß bas Gelb für Schulz träge abgelehnt würden. Auf das Urteil, besonders gegen bestimmt war. Self der Unterredung bei Stettler mußte aber von Wintler und Genoffen, in beffen Borverfahren Landgerichtsdirektor Zengen wiffen, daß das Geld für mener befilmmt war, der es für Jürgens die Borermittlung geleitet hat, legt das Gericht feinen Schulz verwenden wollte. Eine Beteiligung Schulz' an dem Aus Bert. Zu dem Antrag der Verteidigung, ben Landgerichtsdirektor bruchsversuch des Leutnants Rafael ist nicht positiv ermiesen, wenn Jürgens als Beugen zu laden, verkündet der Staatsgerichtshof fol er auch mit Rafael in Rasfiberverfehr gestanden hat. Auch der Abgeordnete Mener hat einen Ausbruchsversuch nicht genden Beschluß:" Der Staatsgerichtshof nimmt zu den Beschuldi. finanziell unterstügt. Abg. Kuttner bezeichnet am Schluß seiner Aus- nungen gegen Jürgens weter für noch gegen ihn Stellung." Am führungen das Berhalten ber Abgg. Behrens und mener Dienstag wurde die Bernehmung fortgefeßt.
eine Zentralstelle für die Beschaffung geeigneter Literatur, wobei auf die Gruppen der großen, mittleren und kleinen Sprechchöre Be bacht genommen werden müsse. Auch die Tantieme müsse dem Dichter vermittelt werden, damit ihm die Schaffung neuer Werte möglich sei. Die Veranstaltung eines achttägigen Kurjus für Sprech chor- Leiter sei für den kommenden Herbst anzustreben. Die sehr lebhafte Distusfion, in ber u. a. die Frage eines Kulturpfennigs angeregt wurde, brachte auch eine intereffante Debatte über die Frage, ob der Sprechchor zugleich auch Bewegungschor sein tönne, was von den Hamburger und Zwickauer Delegierten nach ihren Erfahrungen bejaht wurde.
Am Sonntag hörten die Teilnehmer im Großen Schauspiel. haus" die Darbietung der Rothenfelderschen" Welten wende" durch den Florathschen Sprechchor. Besonders interessant war dabei der zum großen Teile geglückte Versuch, eine Zweieinigkeit von Sprech- und Gesangscher zu erreichen.
In einem späteren Zusammensein wurde dann nochmals die Bewegungsfrage angeschnitten, die einer Mechanisierung des Klang. förpers vorbeuge. Es wurde auch festgestellt, baß die Spredchor. werke, die in der Revolutionszeit starte Wirkungen hervorgerufen haben, unter den heute obwaltenden Umständen talt laffen, weit schichtliche Erinnerung wirken. Das ewige„ Siegen " wirft flischeedie Maffe nicht mehr mitschwingt, so daß sie zumeist nur als gehaft, und es müssen zeitträchtige Berte geschaffen werden.
Bruno Schönlant.
feine Entwicklungslehre, der in dem berühmten Affenprozeß" au Der„ Drelbund" gegen Darwin. Der Kampf gegen Darwin und Danton in Tennessee fich so fomisch offenbarte, ist in den Bereinigten Staaten noch immer nicht zur Ruhe gekommen. Jetzt haben sich drei Staaten, nämlich Tennessee , Mississippi und Tegas, zu einem Dreibund" zusammengeschloffen, um gemeinsam die Entwicklungs lehre zu unterdrücken. Der Gouverneur von Miffiffippi, Whitfield, unterzeichnete fürzlich ein Gefeß, durch das allen Lehrern dieses Staates bei Androhung einer Strafe von 500 Dollar und sofortiger Entlassung verboten wird, irgendetwas derart zu unterrichten, daß hängt". In Teras gibt es zwar fein solches Gefeß, aber der oberfte der Mensch von den Tieren abstammt oder mit ihnen zusammen Beamte dieses Staates, der weibliche Gouverneur, Mrs Ferguson, hot einen Kreuzzug" gegen den Darwinismus eröffnet und sieht darauf, daß alle auf die Entwidlungslehre bezüglichen Stellen aus den Lehr. büchern, Leritons usw. entfernt werden. Verschiedene Werte über Biologie mußten auf ihre Veranlassung neu gedruckt werden, wobei ganze Rapitel ausfielen. In Tennessee ist man ebenfalls eifrig an der Arbeit, die hohen Ueberlieferungen des„ Affenprozeſſes" aufrecht zu erhalten, kann aber dem verurteilten Lehrer Soopes nicht ver wehren, die verbotenen Theorien auf der Universität von Chikago weiter zu studieren, wo der junge Mann sich biologischen Studien widmet. Auch die Unterrichtsbehörden von Atlanta in Georgia haben jebe Berbreitung der Darwinfchen Lehre verboten, und diefer Staat will sich dem Dreibund" anschließen, um die Südstaaten über haupt von biefer gottlosen Wissenschaft" zu befreien,
Der Männergesangverein„ Namenlos veranstaltete in ber Garnisontirche ein Konzert. Er zeigte sich babei stimmlich und sprachlich auf einer beachtbaren Höhe und fonnte unter der ruhigen Führung feines Chormeisters E. Thilo meist neuere Kompofitionen zum Vortrag bringen. Alle erflangen lebendig burchfühlt und in guter chorischer Disziplin, so daß es eine Freude war, dem Berein mann und hinterließ mit ihrem wefenlofen, tragfähigen Biano ficher zuzuhören. Martha Prill wig fang Weber, Schubert, Schu lich tiefe Eindrücke. Mag Schulz Fürstenberg litt bei seinen Celloftüden manchmal unter zu bider und aufdringlicher Begleitung. Otto Briebe spielte ein paar größere Drgelwerte. Das Publikum zeigte bei dem zweiten nicht gerade fonderlich viel Aufmerksamkeit. Am meisten fesselten sicher die wohlausgefeilten Chorfäße, die zeigten, daß Namentos" in durchaus guten Händen ist. 1.9.
Holländisches Mittelalter. Der holländische Pastor Dr. Geetferten ist nunmehr, nachdem er endgültig die Verpflichtung abgelehnt hatte, die biblische Geschichte vom Sündenfall in ftreng bogmatischem Sinne vorzutragen, von der Generalfynode der Reformierten Kirche auf die Dauer von zunächst drei Monaten feines Amtes enthoben worden. Der Präsident der Synode erklärte biele Maßnahme als ein Zuchtmittel, damit der auf Abwege geratene Bruder den rechten weg wiederfinden möge. Die Anhänger des Bemaßregelten haben beschloffen, in allen größeren Orten des Landes öffentliche Broteft fegung nicht anzuerkennen, vieilmehr Geelterten nach wie vor pre und Auftlärungsversammlungen zu veranstalten und die Amtsent digen zu lassen. Auch die Amsterdamer Studentenschaft hat dem Pastor eine begeisterte huldigung dargebracht.
Neue Kohlenfchähe entdeckt. John Flett, der Generaldirektor bes fammlung in Hull einen Vortrag, in bem er über die Entdeckung von Londoner Geologischen Amts, hielt türzlich in einer Geologenver ausgedehnten Rohlenfeldern im Flußgebiet des Humber ausführlich berichtete. Die abbaufähigen Kohlenflöze werden auf einen Gehalt von 25 Millionen Tonnen geschäßt, was ausreichen würde, um das ganze Land auf Hunderte von Jahren hinaus mit Rohle zu ver forgen. Die Kohlenfelder liegen östlich vom Trentfluß zwischen den Flüssen Humber und Wash. Die dort gewonnene Kohle würde ohne besondere Schwierigkeiten nach den Häfen Hull und Grinsby ver laben werden tönnen. Wie Flett weiter ausführte, gilt als bie etwa 1000 meter; die vervollkommneten Bohrmethoden und das Grenztiefe für die Kohlengewinnung gegenwärtig eine Tiefe von verbesserte Maschinenwefen gestatten jedoch, auch Kohle aus größeren Tiefen zutage zu fördern.
Nora 3epler spricht am Donnerstag 8 Uhr im Rönischsaal, Leipziger Straße 110, über Religiöse Dichtung".
Sprache 8. Eichenwald, Professor des Russischen Wissenscha'tlichen Infit urts. über Die Berneinung des beaters. Anfang 8%, Uhr ab.nds
Bor.räge Freitag( pricht im Schubertfaal, Bülowftraße, in beuticher
Behrens us elung Anlaßlich der Ausstellung baukünstlerischer Cut würfe von Brof. Beter Be brens und seiner Atademischen Meisterschule Bien, im Alten Kunstgewerbe- Museum, Bing Albrechtftr. 7a, finden jeden Donnerstag und Sonntag, ab 12 Uhr, Führungen unter Leitung von Dr. Dtto Höfer vom Saatl. Kunstgewerbemuseum oder Prof. Dr. Adolf Seller von der Zechnischen Hochschule ftatt