zwischen nachgeholt oder werden den letzten Tag benutzen. So wird der nie sehlende Sicherheitskomniissarius, der.als letzter" einzeich- nen will, noch genügend Gesellschaft finden. Das bei den letzten Wahlen erzielte Verhältnis zwischen Rechts- und Linksstimmen ist diesmal zugunsten von links nerschoben worden— der beste Beweis für die dem Volksbegehren innewohnende sittliche Kraft! Aus der weiteren Umgebung. Die Cinzeichiiungen zum Volksbegehren im 20. Bezirk haben in den letzten Tagen geradezu glänzende Ergebnisie gebracht. In der Gartenstadt Frohnau , dem früheren kaiserli che n Hof- jagdreoier, haben sich bisher 124 Personen eingezeichnet. Bei der letzten Wahl wurden für SPD. und KPD . zusammen 100 Stimmen abgegeben. Die Cinzeichmmgszahlen für Dienstag und Mittwoch stehen noch aus. In H e i l i g e n s e e auf der amtlichen Dienststelle haben sich bis Montag etwa 750 Personen eingezeichnet, demgegen- über steht das letze Wahlergebnis von 428 Stimmen der SPD. und KPD . In Tegel ort befindet sich das Einzeichnungslokal im Restaurant„Zum Schwan". Bei der letzten Wahl brachten SPD. und KPD . zusammen 198 Stimmen auf. Bis Dienstag waren zum Volksbegehren bereits 418 Einzeichnungen erfolgt. In Tegel be- findet sich die Einzeichnungsstelle im Rathaus. Während sich am Montag etwa 1<XX) Personen einzeichneten, ist die Zahl am Dienstag weit überschritten worden. Um Uhr herrschte noch großer Be- trieb und über 100 Personen standen noch vor den Listen. In Wittenau brachte die letzte Wahl für beide linksstehenden Par- teien 32 S2 Stimmen. Bis Montag waren bereits 38 48 Ein- Zeichnungen gegeben, die sich am Dienstag noch um etwa K 0 0 Stimmen erhöhten. In Reinickendorf -West in der 2. Gsmeindeschule, Viktoriastroßc, waren bis Montag 6436 Stimmen eingetragen. Die Zahl hat sich am Dienstag um 800 erhöht. Dem- gegenüber steht die Stimmenzahl der letzten Wahl mit 5189. Auch hier standen um 7 Uhr noch über 100 Einzeichner, die ihrer Er- lcdigung harrten. In der 1. Gemeindeschule, Lindauer Str., waren bis Montag 3345 Einzeichnungen erfolgt. Am Dienstag fanden sich nock) beinahe 600 Personen ein, die sich in die Listen einzeichneten. Auch hier ist die Stimmenzahl der letzten Wahl, die ein Ergebnis von 2647 Stimmen brachte, erheblich überschritten.� In Rosen- thal, in der Schule Schillerstraße, waren gegenüber dem letzten Wahlergebnis der SPD. und KPD. von 1326 Stimmen bis Montag 1725 Einzeichnungen zum Volksbegehren erfolgt. Am Dienstag wurden weitere 253 Stimmen abgegeben. In der 3. Gemsindeschule in der Letteallee waren bis Dienstag abend etwa 5300 Einzeich- nungen erfolgt. Demgegenüber steht die Zahl der letzten Wahl der beiden Linksparteien mit zusammen 3378 Stimmen. Roch um �8 Uhr abends standen über 100 Einzeichner in der Halle, um ihrer Eintragungspslicht zu genügen. „So hol er euch abgefunden!" rufen in Riesenlettern vier plakatierte Möbelwagen dem Volke zu, die als Propaganda gegen die Fürstenräuber zum Volksbegehren aufrufen. Seit dem frühen Mittag des g�trigen Tages durchfahren diese Wagen unserer Partei die Stadt. Eine zugkräftige Agitation, die bewirken soll» auch den letzten Mann, die letzte Frau an die Einzeichnungslistcn heranzuholen. Es geht um des Volkes Zukunft! „Seinen Pfennig den Fürsten und ihren Mä- t r« f sie n." Das rote Berlin steht im Reich an erster Stelle. Aber noch sind nicht alle zur Abwehr bereit, die die Würgefaust der Erpresser an der Gurgel faßt. Nutzt die letzten Stunden. Demonstration in zwölfter Stunde. Die erste Schlacht um Leben und Gut des von fürstlichem Raub bedrohten Voltes neigt ihrem Ende zu. Schöneberg-Frie- denau stand am Dienstag Abend nochmals im Zeichen einer im- posanten Mahnung an die Massen: Zeichnet Euch in das Volks- begehren. Wehrt dem mörderischen Attentat des fürstlichen Er- presser. Unsere Partei sowie die KPD . hatten zu einer gewalligen Kundgebung« uf dem Winterfeldtplatz ausgerufen. Schon kurz vor 8 Uhr war der weite Platz dicht gefüllt. Unzählige Fahnen, Transparente und Fackeln leuchteten über den Massen, die in einhelliger Empörung gegen den Anschlag der Expotentaten demonstrierten. In starken Gruppen war das Reichsbanner Schwarz- Rot-Gold vertreten. Für die Sozialdemokratie sorachen die Genossen Stadtrat Mendt und Stadtverordneter W i l l b e r g unter dem stürmischen Beifall der Versammelten eindringliche Worte in letzter Stunde. Gewaltig sind die Millionenziffern des Volksprotestes aus- marschiert, viele Hunderttausende haben- jedoch noch immer ihre Pflicht nicht erfüllt. Den Ausplünderungsplan der fürstlichen Aa». geier gilt es zunichte zu machen. Hierfür alle Kräfte einzusetzen, das deutsche Volk vor schmachvollster Beraubung zu bewahren, ist der Wunsch und Wille der versammelten vielen Tausende, ohne Unterschied der Partei. Nach Schluß der Ansprachen sang die riesige Menge entbläßten Hauptes die International«. Gewaltige Demonstrationszüge formierten sich, die bis in die' späten Abend- stunden unter Musik und Gesang durch die Straßen Schönebergs zogen. Halb Schöneberg war auf den Beinen, um sich die gewaltige Kundgebung anzusehen. Sprechchöre riefen zur Wahl auf. auf un- zähligen Plakaten wurden fürstliche Habgier und Not des Volkes drastisch dargestellt.__ Die berliner Gesunöheitswoche. Dom 18. bis 25. Aprll wird in Berlin eine Gesundheitswoche stattfinden, über deren Organisation vor einigen Tagen den Presse- Vertretern von den Veranstaltern nähere Mitteilung gemacht worden ist. Als erster Referent sprach der Direktor im Hauptgesundheitsamt Dr. S ch w t e r s. Er führte aus, daß die Berliner Gcsundhellswoche«in Teil der für dos Reich in Aussicht genommenen Reichsgesundheitswoche fei. Sie wird eröffnet durch eine Feier in der neuen Aula der Universität, in der der Reichsinnenminister, die Abteilungsdirigenten der zu- ständigen Ministerien, Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter das Wort ergreifen werden. Die Reden sollen.zu gleicher Zeit> m Rundfunk verbreitet werden. Es werden im Laufe der Woche I» den verschiedensten Stadtteilen 72 Vorträge mit dreiviertel- stündigen Lichtbildervorführungen über Dolkskrankheiten usw. statt- finden, die zur hygienischen Volksbelehrung beitragen sollen. Der- nünftigerwetse soll aber nur aus solthe gesundheitsfördernd« Tatsachen hingewiesen werden, die in der heutigen Zeit den verarmten Massen zur Verfügung stehen. Also zurück zu Licht, Lust und Sonne. Durch diese drei Heilsaktoren kann z. B. die in Deutschland so weit verbreitete R h a ch i t i s(Englische Krankheit) in absehbarer Zeit zum Verschwinden gebracht werden. Aber auch der Aufklärung der Frauen über die Verhütung und Heilung des Krebse» soll in weitestem Maße Rechnung gettogen werden. Der nächste Redner Dr. B o y w i d t, Syndikus der Ar- beitsgemeinschaft der Reichsversicherungsträger, wies auf die große Bedeutung einer weitgehenden Aufklärung in den Betrieben hin. Zu diesem Zweck sollen in den einzelnen Betrieben selbst Vorträge mit Filmvorführungen- stattfinden. Aber vorbeugen ist billiger als heilen. Es müssen deshalb schon bei der Berufswahl durch fachgemäße Beratung die Anwärter ausgeschieden werden, die nach dem heutigen Stand« unserer Kenntnis hierfür ungeeignet sind, und deshalb den ungünstigen Einwirkungen des Berufes besonders schnell zum Opfer fallen müssen. Der dritte Redner war der Stadtmedizinalrat Prof. Dr. D r y g a l s k i. Er begrüßte es sehr, daß der Reichsinnenminister als erster das Ab- Stalten einer Gesundheitswoche vorgeschlagen hätte. Bei dieser Fest- tellung ist ihm aber ein Irrtum unterlausen, denn schon vor bald anderthalb Jahren machte der Reichstagsabgeordnete Genosse Dr. Mose» in dem Leitartikel der ersten Nummer der„Deut- fchen Krankenkassen-Korresponden," den Vorschlag, alljährlich eine Reichsgesundheitswoche abzuhalten. Dies« Anregung wurde dann von den fünf Spitzenorganisationen der deutschen Krankenkassen im Interesse der Volksqesundhest auf- gegriffen und dem Reichsinnenministernum zugeleitet. Prof. Drygalsti begrüßte dann mit vollem Recht den gesundheitlichen Aufschwung.
Das Rundfunkprogramm. Mittwoch, den 17. Märr. Anßer dem üblichen Tageaprogramm: 3 30 Uhr nachm.: Jugendbühne,(ünterhaltnngsstundel. Die Funkprinzessin erzählt: 1. Brüder Grimm : Rumpelstilzchen . 2. Brüder Grimm : König Drosselbart . Die Funkprinzcssin: Auguste Prasch-Grevenberg . 4.30— 6 Uhr nachm.: Kachroittagskonzert der Berliner Funkfcapelle. Leitung: Konzertmeister Ferdy Kauff- man. 6 35 Uhr abend»: Dr. med. E. Mosbachor:„Erkältung— die große Mode*. 7 Uhr abends: Reichsbahnrat Dr. Schultz:„Die Güterwapenverteilung der Reichsbahn bei Wagenmangel1'. 7.30 Uhr abends: Dr. Wilhelm Ziegler :„Die deutsch -französischen Wirtschaftsbeziehungen'*. 7.55 Uhr abends; Hans-Brodow-Schnle (Bildungsknrse). Abteilung Philosophie. Ministerialrat Dr. med. Alfred Beyer :„Psyoholoede der Gemeinschaft*. 8.30—10 Uhr abends: Sendespiele. Abteilung: Schauspiel. Leitung: Alfred Braun . Das deutsche Lustspiel. 4. Abend.„Die geliebte Dornrose", ron Andreas Gryphius . Anschließend: Lustige Weisen. Berliner Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Ferdy Kanffman. Anschließend; Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnaohrichten, Zeitansage. Wetterdienst, Sportnachrichten. Theater- und Filmdienst. 10.30— 12 Uhr abends: Tanzmusik(Funktsnzkapelle, Leitung: Konzertmeister Franz ▼. Szpanowski). Königswusterhausen, Mittwoch, den 17. März. 8—3 30 Uhr nachm.: Stadienrat Friebel und Lektor Mann: Englisch für Anfänger. 3.30—4 Uhr nachm: Studienrat Friebel und Lektor Mann Englisch für Fortgeschrittene. 4—4.30 Uhr nachm.: Frl. Stndienrätin Dr. Agnes Molthan: Die Formung des Stoffes unter besonderer Berücksichtigung der psyoholon- sohen Eigenart. 4.30—8 Uhr nachm.: Frl. Anna v. Gierke: Die gewerblichen Berufe. 8.30 Uhr abends: Uebertragung aus Berlin .
der durch die Jugend- und Sportbewegung, die wir aus den angel- sächsischen Ländern übernommen haben. In unser Volk gekommen ist. Nicht beizupflichten ist aber seinem Vorschlag, durch eine großzügige Propaganda für da» Roggenbrot Absatzmöglichkeiten, für die in Deutschland überschüssigen anderthalb Millionen Roggen zu schaffen Der nächste Redner war Prof. Hoffmann vom Hauptgesundheits- amt, der über die im Funkhau» projektierte Hygieneousftellung sprach. Auch hier sollen die möglichen Verbesserungen den Besuchern gezeigt werden: die Einrichtung und Verbesserung von Wohnungen, der Ernä.hrung, der Säuglings- pflege usw. Den Schluß der Rednerliste machte Dr. Morenhowen, der Leiter der zur gleichen Zeit stattfindenden Hygienemesse. Auch er versprach, daß die medizinische Industrie bestrebt sein werde durch billigste und beste Lieferung an Krankenhäuser und Zlerzte mit all ihren Kräften zur Hebung der Dolksgesundheit bei- zuttagen. Wir werden noch vor Beginn der Gesundheitswoche auf die ganze Veranstaltung zurückkommen.
Der Kostzwang im Krankenhaus Moabit. Ein Antrag der SPD. -Stadlverordaetenfrakllon. Die im.Vorwärts* bereits gerügt« skandalöse Lebensmittel- Vergeudung, die im Krankenhaus Moabit von der Verwaltung unbekümmert um den Widerstand des Personals gegen den einge- führten Kostzwang in hartnäckigem Bureaukratismus getrieben wird, veranlaßt die sozialdemokratische Stadtoer- ordnetenfraktion folgenden Dringlichkeitsantrag einzubringen: ,5m Krankenhaus Moabit hat das Personal einen vom Be- zirksamt neu eingeführten Kostzwang abgelehnt. Die Verwaltung hat angeordnet, daß trotzdem täglich die Lebensmittel ausgegeben werden und liegen bleiben, bis sie verdorben sind und fort- geworfen werden. Der Magistrat wird ersucht, unverzüglich beim Bezirksamt Tiergarten zu veranlassen, daß diese g e- wissenlose Vergeudung von Lebensmitteln abge- stellt wird und die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden.*
ver Gaunerstreich im polizeiprästölum. Alle Täter verhaftet. Zwei falsche Kriminalbeamte lauerten, wie wir seinerzeit berichteten. am 20. September v. I. zwei jungen Angestellten der Deutschen Betrlebsgejellschaft für drahtlose Telegraphie um die Mit- tagsstunde auf. als sie 20000 M. Lohngelder von einer Depo- sitenkasse der Deutschen Bank am Hallelschen Tor abgehott hatten. Am Hochbahnhof wiesen st« sich mit irgendeinem gestempelten Papier, aus dem der Name des einen Angestellten geschrieben stand, aus und erklärten, daß sie sie beide nach dem Pollzeipräfidium bringen müßten, wo sie in einem Verfahren wegen Steuerhinter- Ziehung als Zeugen vernommen werden sollten. In einem Auto, das herangerufen wurde, fuhr man nach dem Aleranderplatz. Hier wurde die AkteMasche, die das Geld enthiell,„vorläufig b e f ch l a g- nahmt". Einer der„Beamten " ging, während das Auto mit den Insassen auf dem Lichthof wartete, weiter in das Gebäude hinein, angeblich, um in seinem Dienstzimmer die Ankunft der Zeugen zu melden. Er kam nicht wieder und nach einer Weile versiywand auch der zweite mit der Aktentasche mit dem Gelde. Schon nach zwei Togen saß einer der Gauner,«in 31 Jahre aller Kaufmann Wilhelm B e r g e r, hinter Schloß und Riegel. Er wurde vom Schöfsenge- richt zu 2 Iahren Gefängnis verurteilt, die er in Plötzensee verbüßt. Jetzt ist es gelungen, auch den z w e i t e n falschen Beamten und noch weitere zwei Beteiligte zu ermitteln und festzunehmen. Der Plan ging von einem 34 Jahre alten Kaufmann Hermann Schwabe aus der Kleiststraße aus. Dieser war früher bei der Gesellschaft angestellt und kannte deren Gepflogenheiten. Er hatte B e r g e r und einen 35 Jahre alten Handlungsgehilsen Kurt Müller aus der Steinmetzstraße in Lokalen kennengelernt und war ebenso wie diese stets in Geldverlegenheiten. Schwabe heckte den Plan aus, sich durch eine Beschlagnahme auf einmal eine große Summe zu verschaffen. Die beiden anderen waren gern bereit, mitzumachen, schlugen aber vor, noch einen 36 Jahre alten Schlosser Reinhold W i e b a ch aus der Winckclmännstraße zu Stendal hin- zuzuziehen, den sie von feinem früheren Aufenthalt in Berlin her kannten. Man wählte den 30. September, an dem wieder Lohn- gelder abgeholt werden mußten. Berger und Wiebach wurden als die„Tüchtigsten" dazu bestimmt, die Rolle der Kriminalbeamten zu spielen. Noch der Verhaftung Bergers beobachtete dl« Kriminal- polizei ständig dessen Braut und ihren Verkehr. Sie durchsuchten auch einmal deren Wohnung und fanden dabei einen Kassiber, der auf die Spur der übrigen führte. Wiebach war mit seinem Anteil nach Stendal zurückgefahren. Schwabe und Müller aber hatten bald alles, was sie bei dem Handstreich.erworben" hatten, verjubelt.
Unter der Anklage des MünzverbrechenS. Der noch jugendliche, bisher völlig unbescholtene Arbeiter Willi B. nahm in seiner Not die Zuflucht zu einem der schwersten Verbrechen, die das Strafgesetzbuch kennt. Er verschafft« sich falsche Fünfmarkscheine, die er hauptsächlich bei kleinen Händlern umzusetzen versucht«. Jetzt stand B. unter der schweren Anklag» des Münzverbrechen» vor dem Schöffengericht Berlin -Mllte. In der Verhandlung war der Angeklagte ängstlich darauf be- dacht, die Quelle geheim zu halten, aus der er das Falschgeld bezog Mit einer Gewandtheit, die für jemand, der das erstemal vor Gericht steht, geradezu erstaunlich war. suchte sich B. aus allen heiklen Situationen herauszuwinden. Er wollte einmal einen Fünfzigmark- schein gewechselt und hierbei zehn Fünfmarscheine herausbekommen haben, von denen er wirklich keine Ahnung hatte, daß sie falsch waren. Natürlich konnte er sich nicht mehr besinnen, wo das ge- wesen war. Alle Vorstellungen des Vorsitzenden blieben vergeblich. B. bezeichnete sich selbst als den Hereingesallenen. Nun suchte er aber bei jedem Einkauf einen Fünfmarkschein zu wechseln, besonders gern bei Zeitungshändlern, die immer schnell und hastig durch
die Straßen eilen. Ob er sich an den Wagen kleiner Händler eine Schachtel Wichse, ein Paar Schnürsenkel oder einige Zigaretten erwarb, ein falscher Schein wurde regelmäßig gewechselt. In der Gegend des Schönhauser Tors ereilte ihn aber schließlich doch sein Schicksal. Die Handelsfrau, die dem Angeklagten zwei Bananen verkauft hatte, sah sich den Fünfmarkschein etwas ge- nauer an. wurde stutzig und ließ B einfach festnehmen. Auf der Revierwache konnten ihm dann noch sieben der Falsifikat« abgenommen werden. Obwohl die Zahl der Geprellten bedeutend hoher als zehn war, außerdem doch noch sieben bei ihm befchlag- nahmt wurden, blieb der Angeklagte bei seiner ersten Darstellung. Nur mit Rücksicht darauf, daß B. noch dem Gutachten des medizi- Nischen Sachverständigen als ein epileptischer Psychopath bezeichnet wurde, der außerdem noch geistig minderwertig sei, wurde er zu einer verhältnismäßig milden Strafe verurteilt. Das Gericht erkannte auf 1 Jahr und 6 Monate Zucht- haus, 2 Monate wurden auf die erlittene Untersuchungshaft an- gerechnet. Außerdem wurden ihm noch die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Iahren abgesprochen. Telephon Serlin— �onSon. Gute Verständigung! wie in Berlin . In der Zeit außerordenllichfter Westerentwicklung des Radio zur drahtlosen Bild- und Unterschriftenübermittlung, in der Zeit, in der es schon gelungen ist, in Berlin an einem verkehrsstillen Sonn- tag drahtlose Ferngespräche London — New Park mitzuhören, ist das Drahttelsphon beinahe schon eine gute alte Sache, die sich eben vortrefflich bewährt Hot und darum beibehalten wird. Das Draht- telephon ist aber darum noch lange nicht am Ende seines Lateins, d. h. seiner Ausdehnung gelangt. Seit mehreren Iahren spricht man von Deutschland schon unter der Ostsee , dem Sund zwischen Kopen- Hagen und Malmö noch Stockholm , und nun ist auch der ständige und regelmäßig« Fernsprechdienst mit London oufge- nommen worden, also unter den Fluten der Nordsee hindurch. Frei- lich, das Telephon London — Paris unter dem Aermelkanal funktio- wert schon solange, daß bereits in den achtziger Iahren der pol!- tische Flüchtling Henry R o ch e f o r t, der seine französische Heimat meiden mußte, seine Leitartikel täglich von London nach Paris telephonierte. Trotzdem hat es lange gedauert, bis der direkte Fernsprechverkehr London — Berlin hergestellt und zur allgemeinen Benutzung freigegeben werden konnte. Unter den ersten, die sich des neuen Verkehrsmittels bedienten, war der Lon- doner Korrespondent des„Soz. Pressedienst", der am Montag abend wichtige Informationen über die Konferenz der Arbeitsminister in' London nach Berlin telephonierte. Hätte er, wie noch vor kurzem. telegraphieren müssen, dann hätte er nicht wissen können, wann sein Bericht in Verlin eintrifft: beim Telephon hatte er die Gewißheit. daß in dem Augenblick, wo er nach beendetem Gespräch den Hörer wieder auslegt, das nach Berlin Übermittelle Materiol den weiteren Weg angetreten hat, um den Lesern unserer Parteipresse am nächsten Tag vorzuliegen. Die Verständigung bei diesem ersten Gespräch war trotz der starken elektrischen Ladung der Lust infolge des ständigen Wetterwechsels so gut wie bei einem beliebigen Stadt- g c s p r ä ch. Der Fernsprechdraht, zumal wenn er unterirdisch ver- legt ist. wird natürlich durch solche atmosphärischen Erscheinungen viel weniger betroffen als die freien Wellen.
Meineidsprozeh Dr. Hölscher. In dem großen Meineidsprozeß gegen Dr. Hölscher und Ge» nassen bekam der Angeklaote Dr. H. einen Krampsanfall, so daß die Verhandlung auf kurze Zeit vertagt werden mußte. Nach �der Wiedereröffnung wurde ohne den AngeNagten Dr. H. zunächst weiterverhandelt. An erster Stelle wurde Frau Helene Holl«, gefchiedene Frau Dr. Ruckert, aufgerufen, um die sich die ganze Meineidsaffäre dreht. Sie schilderte ihre traurige Ehe mst Dr. R.. der sie ständig betrogen habe, so daß sie sich das Leben nehmen wollte. Sie wußte, daß er sie durch Privätdetektive beobachten ließ, und bezeichnet« alle Angaben der Angeklagten Viergutz und S z i e d a t als unwahr. Viergutz selbst machte bei seiner Ver- nehmung sehr ungenaue Aussagen. Zum Schluß wurde noch der Bruder des Angeklagten. Professor Dr. Hölscher, vernommen. der erklärte, daß der Bruder zwar zu Uebertreibungen neige, sonst aber ein wahrheitsliebender Mensch sei. Darauf wurde die Ber- Handlung auf Mittwoch vertagt. Lustige Gesellschaft im Waisenhause. Im Rummelsburger Waisenhaus der Stadt Berlin faß am Sonntag eine lachfreudige Gesellschaft in der Turnholle bei, fammen. Angehörige der im Waisenhaus untergebrachten Kinder und auch ehemalige Zöglinge dieser Anstall waren der Einladung des Waisenhausdirektors Seyer gefolgt, und ließen sich von den Kindern mit einem„bunten Abend" unterhalten. Frauen und Männer, die in der Waisenpflege tötig sind, nahmen als Gäste an der Veranstaltung teil, darunter Obermagistratsrat Knaut, der Leiter des Erziehungswesens der Stadt. Kinder waren es, die sich um das Gelingen dieses„bunten Abends" mühten, aber gerade darin lag sein besonderer Reiz. Etwas zu schaffen, ist dem Kinde ein Bedürfnis. Schaffen zu können, bereitet ihm edelste Freude. Und Kinder beim Schaffen zu sehen, ist eine Freude für jeden Freund der Jugend. In Gesangsvorträgcn und Deklamationen, in Reigentänzen und Schattenspielen, in einer drolligen Verulkung der Boxkämpfe und in zwei gut eingeübten kleinen Theaterstücken zeigten die Mädel und Jungen, was sie leisten. Die Zuhörer folgten den Darbietungen in angeregter Stimmung und dankten mst warmem Beifall. Die beiden Theaterstücke, schelmische Märchcnspiele, hatten bei der belustigten Zuhörerschaft den stärksten Erfolg. Die gelungene Veranstaltung, deren Ertrag(50 Pfennig Eintrittsgeld) den Waisenkindern zugute kommt, soll am Sonn- abend, 20. März, 6 Uhr, wiederholt werden.
Beim Rangieren verunglückte tödlich gestern abend gegen V«7 Uhr in der Nonnendamniallee der 40 Jabre alle Schaffner Aarl Schön see aus der Weserstraße 53. Sch. kam beim Nan« „ teren zwischen Triebwagen und Anhänger und wurle totgedrückl. Die Schuldfraze ist noch nicht geklärt. Ausbau von Schulen. Nach einem Beschluß des Magistrats sollen in Mariendorf das Realgymnasium und in Reinickendorf die Realschule beim Realgymnasium zu Vollan st allen ausgebaut werden. Für den Schulbau in Lichtenrade wurden die Mehrkosten von 52 000 M. bewilligt. lln der Generalversammlung de» verein» der Freidenker für Feuerbestalluug im Bezirk Wedding erhielten bei der Wahl der Delegierten zur Generolveriommluvg die Listet lVerwallung) 87 Stimmen, Lifte 2 lKommuiristen) 873 Stimmen, Liste 3(SPD .) 420 Stimmen.— Die Kandidl�en der SPD. sind demnach gewählt worden.
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