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haben, aber daß offenbar vorher Bindungen bestanden haben, die uns unbekannt waren. Das Festhalten an den Grundprinzipien, mit denen wir nach Genf tamen, war deshalb unumgänglich notwendig, weil unsere ganze Werbearbeit für Locarno auf diesem Gedanken­gang aufgebaut war.

Der Kanzler verwies darauf, daß in seiner Hamburger Rede die Details der Genfer Entwidlung nicht vorweggenommen werden fonnfen, doch habe der Inhalt dieser Darlegungen bedeutet, daß

weder eine Vergrößerung, noch eine wesentliche Kräftever­schiebung im Rate von Deutschland zugelassen werden konnte. Deshalb war zum Beispiel der Borschlag, Schweden im Raf durch Polen zu ersetzen, unmöglich. Der letzte Verfuch aber, der Ersetzung zweier Mächte durch zwei andere, wesentlich gleichbedeutende, vorjah, tragbar. Spaniens angekündigtes Verhalten Zustimmung zu dem deutschen Ratsfih und eigene Zurückziehung von Mitarbeit im Bölkerbund war allerdings schon ein höchft unangenehmes Er­gebnis gewesen, die Ablehnung Brasiliens indessen hat wie ein Naturereignis gewirkt. Sie war im höchsten Grade schwerwiegend und wurde von der Versammlung des Völkerbundes als eine außer ordentliche Schädigung empfunden.

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Die organisatorischen Vorbereitungen zur Verhütung von solchen Zwischenfällen hätten nach Lage der Dinge jedenfalls nicht den deut­fchen Teilnehmern obgelegen.

Die völlige Einigkeit der Locarnomächte, die einmütige Zu­ftimmung der übrigen, ergibt aber für uns die Aufgabe, auch in der Böllerbundsrichtung entschieden weiterzuarbeiten, und den Stand der Dinge so zu betrachten, daß wir uns bemühen, zum Segen für das deutsche Volk eine Entwicklung zu fördern, die uns im weiteren Berlauf doch noch als Mitglied in den Völkerbund und in den Rat

führt.

Seland und Luther an die deutsche Presse. V. Sch. Genf , 17. März.( Eigener Drahtbericht.) Sowohl die deutsche wie die französische Delegation haben die letzten Stunden des Aufenthalts in Genf in der nüglichsten Weise verwendet. Bar schon die Atmosphäre am Vormittag durch den Verlauf der Voll­fizung soweit vorbereitet worden, daß der moralische Schaden, den das negative Ergebnis der Verhandlungen angerichtet hatte, größtenteils wie der wettgemacht wurde, so haben die Nach­mittagsstunden ihre Fortschritte in dieser Richtung gebracht.

Es sind vor allem zwei Tatsachen, die in diesem Zusammen­hang besondere Erwähnung verdienen. Die

beiden Empfänge der deutschen Presse durch Briand und durch Dr. Luther frugen den gleichen Charakter, verfolgten das gleiche Ziel.

Sie betonten, daß das Verhältnis zwischen Deutschland und Frank­ reich durch die Ergebnisse der legten Tage nicht gelitten habe und nicht leiden dürfe. Was Briand den deutschen Bressever­tretern fagte, war in so herzlichem Tone gehalten, daß es selbst den Mißtrauischsten gewinnen mußte. Der starte Optimismus, den er dabei zeigte, wirtte außerordentlich suggestiv. Er scheute sich dabei nicht, ganz offen den Deutschen einzuräumen, daß Fehler begangen worden seien, indem man die diplomatischen Bor­bedingungen der Genfer Aufnahmeverhandlungen un genügend Dorbereitet hätte. Es war zwischen den Sätzen herauszuhören, daß Briand zugab, man hätte Deutschland rechtzeitig über die franco polnischen Wünsche unterrichten müssen, anstatt Abmachungen unter sich zu treffen, die man erst turz vor der Genser Tagung durch Zeitungsartikel der Pariser Presse ver­lautbaren ließ. Schon diese Offenhelf, mit der der französische Ministerpräsident die eigenen Fehler durchblicken ließ, wirften über aus sympathisch. Seine Worte des Bedauerns über den negativen Ausgang der Berhandlungen flangen unzweifelhaft echt. Aber noch wichtiger, als feine allgemeinen Redewendungen, war die Ber­ficherung der Notwendigkeit, die Locarno - Politit aufrechtzuerhalten und die deutsch - franzöfifchen Beziehungen auf dieser Grundlage immer inniger zu gestalten. Das waren die Antworten, die er bereitwilligst auf alle an ihn gerichteten Fragen erteilte.

Ich bedauere sehr, wie ich heute Mittag schon betonte, als ich die Vertreter der gesamten deutschen Presse empfing, daß sich das brasilianische hindernis als unüberwindlich zeigte und die Aufnahme Deutschlands nicht, wie wir es hoffien und

Freiligrath als sozialistischer Werber. ( Aus unveröffentlichten Briefen des Dichters.) In den Jahren 1848 und 1849 hatte sich die glühende Lava der Revolution durch alle Lieder Ferdinand Freiligraths ergossen. Auch nach dem Erlöschen des feuerspeienden Vesuvs brannte die innere revolutionäre Glut in dem Dichter noch mächtig fort. Wer die revolutionäre Gesinnung Freiligraths flammen sehen will, der muß feine Briefe an Karl Marr studieren, mit dem ihn eine warme Freundschaft verband. Ein reiches Bündel dieser Briefe liegt im Archiv der Sozialdemokratischen Partei. Erfreu­licherweise hat bereits Franz Mehring in seinem Essay Freiligrath und Mary in threm Briefwechsel"( Neue Beit", 1912)" bemerkens merte Stellen aus diesem Briefwechsel veröffentlicht. Wir gehen deshalb hier nur noch auf einige Briefe ein, die Franz Mehring nicht berücksichtigt hat.

Nach dem Scheitern der Revolution von 1848 weilte Freiligrath noch so lange in Deutschland , bis die rachewütige Reaktion auch nach ihm die Hand ausstreckte. In dem Marg- Freiligrathschen Brief­wechsel des sozialdemokratischen Archios befindet sich u. a. folgendes Brieffragment, das nach dem Verbluten der Reichsverfassungstam­pagne gefchrieben ist. Spottend schreibt Freiligrath :... Hier ist alles stagnant und langweilig, daß man chinesisch treiben möchte, wie der alte Goethe, wenn chinesisch nicht auch langweilig wäre. Das Neueste aus der Pfalz ist, daß sie dem Prinzen von Preußen die Nafe und dem General Hirschfänger( oder heißt er Hirschfeld?) drei Beine abgeschossen haben. Frau Annete, the Captains Lady, ist reitende Artilleriftin im Stabe ihres Mannes. Sie, glaube ich, hat das Geschüß gerichtet, deffen erste Baßfugel( Breßfugel?) dem Brin­zen das Riechorgan wegriß. Jetzt ist der Kerl ganz reiner Schnurr­bart" Schnurrbart ohne Nase drüber.

Freiligrath berichtet dann an Marg über seine Werbetätigkeit für die revolutionäre Revue der neuen Rheinischen 3eitung", die 1850 herausfam. Diese Revue unterzog die be endeten revolutionären Kämpfe der Jahre 1848 und 1849 einer scharfen Kritit, erhoffte aber ein neues Aufflammen der Revolution in Frankreich . Mit ganzer Seele hat sich Freiligrath der Propa ganda für diese neue revolutionäre Zeitschrift gewidmet. Er schreibt darüber an Marg: Köln , den 26. Januar 1850. Lieber Marr!

Schramms Epistel ist bereits durch eine Antwort Nauts erledigt worden. Er hat die Agentur der N. Rh. 3tg." für Köln mit Bereitwilligkeit angenommen, ist aber im Augenblid unwirsch, weil Ihr ihn auf, wie er fagt, wesentliche Anfragen fort und fort gänzlich im Dunkeln läßt. Ihr solltet allerdings bedenken, taß ein Agent au fait sein muß. Eisens Konkurrenz fann der Sache nur nüglich sein. Er hat sich zu Bestellungen auf die Revue empfohlen, wie das jeder Sortimentist bei jeder Publitation tun tann. Bis jeht hat er in die 80 Subfcribenten und darum schon 100 Er. fest bei Schuberth bestellt. Das Totalresultat der Nautschen Listen ist mir noch unbekannt, doch weiß ich, daß z. B. die von Daniels in Umlauf gefeßte gegen 50 Unterschriften aufweist. Die Revue wird und muß ziehen, Nur jorgt, daß sich wenigstens das erste( oder noch;

Langfame Fortschritte in London . Interpretierungsversuche von Dr. Brauns. Condon, 17. März.( Eigener Drahtbericht.) Die Verhand­lungen der Konferenz der Arbeitsminister haben, wie an den vor­aufgegangenen Tagen, auch am Mittwoch einen völlig glaften Ver­lauf genommen. In den am Dienstag zurückgestellten Punkten wurde am Mittwoch durchweg eine einheitliche Auffaffung erzielt. Die Konferenz hat sich besonders der Auffassung der Unterkommiffion angefchloffen, wonach gewisse Betriebe, die fogenannten Be­dürfnisbetriebe, auch am Sonntag zufählich arbeiten dür­fen, ohne daß dies als eine Verletzung der 48- Stunden- Woche zu betrachten fei. Die schwierigen Fragen, die sich aus einer möglichen Hollifion der Dawes- Gefehgebung mit der Washingtoner Konvention ergeben können, die in der Dienstagfihung vom deuf­fchen Arbeitsminister Brauns angeschnitten wurden, sind am Mitt­noch einer befonderen Unterfommiffion überwiesen worden. Der belgishe Minister Wauters hat nach telephonischer Ver­fländigung mit Brüssel seine für Mittwoch geplante Rüdreife nach Brüssel bis nach Abschluß der Konferenz aufgeschoben. Es wird in Konferenzfreifen gehofft, daß die Verhandlungen programmgemäß am Donnerstagabend geschlossen werden können.

wünschten, sofort vollziehen konnten. Was in meiner Macht ftand, um Brasilien zu bewegen, einen anderen Standpunkt ein zunehmen, habe ich getan. Gestern noch hat der französische Ver­freter in Rio de Janeiro einen dringenden Schrift bei dem Prä­fidenten der brasilianischen Republik unternommen. Aber das Tele­gramm, das ich heute morgen erhalten habe, beweist, daß nichts zu machen war. An sich bildet diese Angelegenheit eine Leftion für uns alle. Die Frage wird zu stellen sein, ob zur Verhütung solcher Hemmungen nicht gewisse Reformen im Statut des Völkerbundes fich als möglich und notwendig erweisen werden; denn so gut ich ganz besonders wichtige Fragen, die die Souveränität es verstehe, so sehr ich es auch für richtig halte, daß für gewiffe des Rates aufrechterhalten werden soll, so sehr frage ich mich der einzelnen Staaten direkt berühren, die Einstimmigkeit doch auch, ob nicht für andere Angelegenheiten ein anderer Modus gefunden werden muß.

Konflikt zwischen Deutschland und Frankreich , zwischen den Was ich als größte Ratastrophe betrachtet hätte, das wäre ein Locarnomächten, gewesen. Aber der ist nicht nur vermieden worden, sondern alle hier vertretenen Völker haben begriffen, daß gerade zwischen der franzöfifchen und der deutschen Delegation eine be­fonders enge Zusammenarbeit stattfand."

" Werden in den sechs Monaten, die die außerordentliche von der ordentlichen Session trennen, gewiffe Verhandlungen, die zwischen Deutschland und Frankreich geführt worden sind, z. B. in bezug auf das Rheinland , stocken?" Reineswegs! Der Vertrag von Locarno bleibt, und wenn durch die unfreiwillige Hinaus schiebung des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund vom juri­stischen Standpunkt aus Schwierigkeiten entstehen könnten, so bleibt doch der Geift allmächtig, und in diesem Geist werden alle Ver­handlungen fortgeführt werden bis zu dem Tag, an dem Deutsch land Mitglied des Böllerbundes geworden ist. Die Lage ist nicht anders als wenn man überhaupt nie die außerordentliche Session ins Auge gefaßt hätte, sondern sich ins Auge gefaßt hätte, sondern sich und es wäre vielleicht flüger gewesen von vornherein darauf beschränkt hätte, die ganze An­gelegenheit in der ordentlichen Septemberfession zu erledigen." " Sie haben in Ihrer Rede am Mittwoch morgen vor dem Bölkerbund von einer Kommission gesprochen, die sich eventuell mit der Reorganisation der Statuten beschäftigen soll. In dieser Kom­mission wird doch Deutschland nicht vertreten sein?" Warum nicht?" erwiderte Briand . Deutschland ist ja auch zur Teilnahme an der Abrüftungstonferenz eingeladen worden, und ich bin der Ansicht, daß nichts geschehen soll, ohne daß Deutschland dabei be­teiligt ist. Es werden sich schon Formen finden lassen, die seine Bertretung in der erwähnten Kommission ermöglichen."

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,, Sie haben also teine Sorge, daß in den kommenden Mo­naten eine Erfaltung der Beziehungen zwischen Deutsch land und Frankreich eintreten fönnte?" Sicherlich nicht, denn was sind sechs Monate im Leben der Völker? Wenn nur in diesen

besser die beiden ersten) Hefte einmal sehen lassen das feßt dem Publikum erst recht die Sporen ein.

Die Sammlung für die Sammlung" habe ich nach Kräften be­trieben, fieber Marr! Aber ich gestehe offen, daß es ein schweres und undankbares Geschäft war. Wir, die Partei, die Profetarier haben fein Geld( ich in specie bin fürzlich so blant gewesen, daß mich selbst der Briefträger genierte); es galt also, die Bourgeois demokraten zu erreichen. Was die aber, namentlich hier in Köln , für Gesindel sind, muß Dir noch vom vorigen Jahr her in frischer Erinnerung fein. Alles, was ich den Eutern ihrer Zähigkeit tropfen­weise entmellt habe, besteht bis jetzt in 35 Thirn. 16 Sgr., wovon Du 35 Thlr. anliegend findest. Den Ueberschuß von 16 Sgr. ver­wende ich zum Recommandieren dieses Briefes. Sollte noch etwas nachtröpfeln, fo fchick ich es alsbald ein.

Bourgeois chimärisch. Iring, dem Du. über die Sache geschrieben, Dein Plan mit Amerita mag richtig sein, flingt aber für die fagte:" Für Dich thu' er gern alles, was er vermöge, für jene " Chimäre" aber nichts." Ich weiß nicht, ob er Dir noch privatim einen Beitrag schicken wird, mir hat er feinen gegeben. Jedenfalls hab' ich den eigentlichen Zwed meiner Sammlung in petto behalten Revue" für Beiträge auffordern. Hoffentlich ist Lassalle mehr zu müssen ich konnte nicht anders als ganz allgemein für Zwecke der schicken imstande, als ich es leider bin.

Empfehlungsbrief für Schramm laffe ich heute noch zurüd. Nach bem nämlich v. Eichthal, der New Yorker Schnellpostillon, gestorben, hab' ich eigentlich niemanden in den Vereinigten Staaten , an den ich mich in einer Angelegenheit, wie diese, mit Erfolg zu wenden ver möchte. Ein oder zwei Bekannte aus alter Zeit in dem stockpuritani­schen Massachuffets find zu ziemlich alles, woran ich schreiben fönnte, und diese Leute werden nichts weniger als geneigt sein, für ein an­ertannt rotes Institut zu wirken. Dana, von ,, New York Tribune ", dürfte als Sozialreformer der geeignetste sein, Schramms Mission zu unterstützen. Er müßte ihn persönlich in New York und brieflich in den anderen großen Städten der Union einführen, überdies in seinem Blatte den nötigen Lärm machen. Dana aber( den ich ja bei Dir fennenlernte) steht Dir ebenso nahe mie mir, und eine Einführung von Dir würde durchaus genügen. Doch bin ich gern bereit, auch die minige zu geben, wenn Du es wünschest. Schreib mir nur darüber. Eben fällt mir ein, daß auch Bost und Grevel( Letterer in New York ) Bereinigte Staatenbürger geworden find. Post, glaub' ich, flärt die Hinterwälder. Wie würde der Sohn der roten Erde erstaunen, wenn ihm, dem auf einem gefällten Baume Dafizenden und freilich einen Schnapam( Akkusativ von Schnaps) Bertilgenden, plötzlich der Missio­när der roten Zeitung aus den Büschen entgegenrauschte und ihm die mohlbekannte falifornische Pistole auf die Brust sezte: lind nähme ich Flügel der Morgenröte und flöhe zum äußersten Meer, so würde dein Auge mich doch finden und deine Rechte mich fassen!"

Mit Deinem Verlagsantrag, lieber Engels, bin ich bereits bei zwei Buchhandlungen( eine hiesige und eine Düsseldorfer) abgefahren, habe mich aber jetzt nach Leipzig an Gerbig gemandt, deffen Geschäft hauptsächlich für Bublifationen dieser Art eingerichtet sein soll. So bald ich Antwort habe, teile ich sie Dir mit. Warum schreibst Du nicht direkt einmal an Deinen alten Verleger D. Wigand?

Mit der Uebersetzung des Ménardschen Gedichts, teure Mit­bürger, tann ich unmöglich aufwarten, Ihr schickt dem jobs"

sechs Monaten der Kontatt zwischen uns aufregte erhalten bleibt und der Wille auch in Deutschland nicht erlahmt, den Wunsch der Völker, die aus tiefster Seele den Frieden wollen, endgültig zu verwirklichen!"

Briand erklärt für die Zukunft, daß es darauf ankomme, aus den jüngsten Ereignissen zu lernen und den Boden sorgfältig für ben reibungslosen Eintritt Deutschlands im September vorzube reiten. In diesem Zusammenhang fam er auf die von der Völker. bundsversammlung heute vormittag auf Antrag Ishiis eine gefeßte Studienfommission zu sprechert, deren Aufgaben er mit einigen interessanten Andeutungen besprach. Man müsse sehr prüfen, so sagte er, ob nicht die Bestimmungen über den Rat revit iert werden müßten, insbesondere, ob die Klaufel der Einstimmig feit in ihrer bisherigen Form und Tragweite aufrechterhalten, bzw. ob nicht eine qualifizierte Mehrheit von zwei Dritteln oder drei Vierteln für solche Beschlüsse, wie den permanenten deutschen Ratssig und dergleichen genügen würde. Auf die Frage, ob Deutschland an den Arbeiten dieser Kommission mitwirten tönnte, meinte er, daß er dies für um so wünschenswerter halte, als ja die sehr dankenswerte Anregung der Einſegung einer solchen Kommission von Luther und Stresemann ausgegangen sei. Die for. malen Schwierigteiten, die einer Mitwirkung in dieser Bölkerbundskommission infolge des nicht vollzogenen Eintritts Deutsch­überwinden lassen, da man in dem Zeitalter der Sachver lands in den Völkerbund entgegenstünden, würden sich wohl leicht tändigen" lebe, die bei der Lösung technischer und juristischer Pro­bleme oft in nicht offizieller Eigenschaft eine entscheidende Rolle

[ pielten.

Aussicht genommenen internationalen Konferenzen, nämlich die 2b­Auf die Frage des Berichterstatters des Bormärts", ob die in rüstungskonferenz und die internationale Wirtschaftskonferenz genau so arbeiten werden würden, als sei Deutschlands Eintritt in den Völkerbund bereits vollzogen. Loucheur, einer der maß­freter Frankreichs beeilte sich, Briand zuzustimmen und sprach von gebendsten französischen Wirtschaftspolitiker und Bölkerbundsver­Wege zu leiten", als dessen erster Anreger Loucheur allgemein gilt. der Notwendigkeit, ein wirtschaftliches Locarno in die

Briand sagte zum Schluß, er hätte zu uns deutschen Journalisten genau so rückhaltlos und offen gesprochen, wie zu den französischen Journalisten. Aus feinem ganzen Ton merkte man, daß das durch­aus richtig war. Dieser Empfang der deutschen Presse durch den französischen Ministerpräsidenten war vielleicht das erfreu lichste Ergebnis der lezten Tage.

Die große Bedeutung der Erflärung Briands wurde von Luther , der gleichfalls darauf die deutschen Pressevertreter empfing und sich nach Briands Aeußerungen sofort erfundigte, anerkannt und unter­ftrichen. Was Luther dann selbst ausführte, wird durch einen( oben abgedruckten- d. R.) offiziellen Bericht bekanntgegeben werden. Es ist wohl auf den Unterschied des Temperaments der beiden Staatsmänner zurückzuführen, daß Luther uns entschieden weniger liebenswürdig behandelte, als Briand. Man merkte es dem Reichskanzler an, daß er sich auf schwere Angriffe nach feiner Rückkehr, vor allem von deutschnationaler Seite gefaßt machte; daher ergriff er eine Präventivoffenfive gegen alle zu er wartenden Borstöße. Aber hier fommt es nicht auf den Ton, sondern auf den Inhalt der Ausführungen an.

Dr. Luthers Darstellung der Vorgeschichte und des Berlaufs der Genfer Verhandlungen bestätigt den Eindruck, daß er leiden fchaftlich überzeugt ist daß die deutsche Delegation nicht anders, handeln fennte, als sie es fat, weil sie sich im Recht fühlte.

Entscheidend ist für die Zukunft, daß der deutsche Reichstanzler mit aller Schärfe schon heute die fünftige auswärtige Politik der Reichsregierung feftleg 2, und zwar in zwei Thesen", wie er sagte:

Erste These: Es bleibt bei der Politit von Locarno . Zweite These: Es bleibt bei der Politit des Bei. tritts Deutschlands zum Böllerbund.

Im übrigen bestätigte Luther hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Deutschland und Frankreich alles das, was Briand furz vorher als sein Friedensprogramm dargelegt hatte. Im gleichen Einne fprach auch Stresemann vor der ausländischen Bresse, mäh­rend Dr. Luther in aller Eile Abschiedsbesuche bei den verschiedenen Delegationschefs machte.

( Arbeiter. Red.) zuviel auf einmal. Geldmelten, Buchhändler wer­ben, 26 vierzeilige Strophen, dans les vingt, quatres heures( in vierundzwanzig Stunden. Red.) übersehen pas possible( nicht möglich. Red.). Das Gedicht ist überdies zu famos französisch, als daß sich eine deutsche Uebersetzung nicht dünn und dürftig daneben ausmachen müßte. Sobald ich etwas Ordentliches beisteuern fann, erfolgt es gewiß...

Allemal Euer

Fft. Freiligrath hat also 1850 recht tatkräftig in die sozialistische Propaganda eingegriffen. Er war in dieser Zeit ein begeisterter Prophet des revolutionären Sozialismus. P. R.

im Kunstgewerbe- Museum im Auftrage der Gefell . Mohammedanisches Kulturland. Dr. Cohn- Wiener gab schaft der Freunde des neuen Rußland in Deutsch­ land einen Ueberblid über seine zweite sehr ertragreiche Reise nach Sowjet- Asien , d. h. in das Gebiet von Turan, das einst unter der Regierung Timurs , der bis nach Aegypten hin die Samarkand holte, der Sammelpunkt der mohammedanischen Welt beherrschte und alle bedeutenden Künstler in seine Residenz

Kultur war. Im Jahre 1405 tam ein Gesandter des Königs von Raftilien an diesen Hof, und von ihm besigen wir Schilderungen von den Kunstwerken, die dieser König errichten ließ, und von der märchenhaften Bracht seiner Hofhaltung. Die wundervollen Bau­werte mit ihrem farbenprächtigen Schmud aus glasierten Kacheln und Glasurmosait, die sich heute noch hier und in der Geburtsstadt des Königs, Resch, finden, muten uns an wie Wunderwerke aus Tausendundeiner Nacht . Dabei zeigt es sich, daß ihr Stil durchaus bodenständig ist und man ihn an anderen Fundorten an Bauten cus früherer Zeit bereits begegnet, an denen aber zum Unterschied von jenen späteren der Schmud wesentlich tektonisch und nicht wie dort nur rein ornamental angebracht ist. Auf den glasierten Stacheln der späteren Zeit gibt es interessante Motive, denen man in China wieder begegnet, und die man bisher für typisch chinesisch hielt. Auch Teppichmotive, deren Ursprung man bisher nicht kannte, findet man in Glasurmalerei als Schmud von Innennischen. Der überaus fesselnde Vortrag tonnte troß der Fülle des gezeigten vortrefflichen Bildermaterials, das Dr. Cohn- Wiener selbst aufgenommen hat, den Höiern nur einen fnappen lleberblick über dieses mohamme danische Märchenland geben, das zwar bisher noch ein verhältnis mäßig wenig erforschtes, aber außerordentlich ertragreiches Gebiet für den Drientforscher darstellt. Die Hörer, die den Saal bis auf den legten Blag füllten, dankten dem Redner mit reichem Beifall.

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Tes.

Die Ausstellung.Werbegraphit, die der Bund Deuticher e brauchsgrabbiter bis 5. April in den Räumen der Firma Ernst as mutb, Martgrafenstr. 31, veranstaltet, wurde eröffnet. Die nächste Führung durch die Ausstellung findet am 19. März, nachmittags 5 Uhr, durch den Borüßenden des BDG., Herrn Paul Bintler- Leers, statt.

Der Sängerchor Tempelhof veranstaltet am 20., 8 Uhr abends, in der Aula des Realgymnafiums, Tempelhof , Kaiserin Augusta Straße, einen 2ieberabend unter Mitwirtung von Frisi Sufenbed( Lieder aur Laute).