Babel Bas Boll na Waffen gerufen. Aber als Triebrich Wilhelm IV. nun wirklich auf hohem Ballon stand, zitternd, bas Haupt entblöß ba tönte statt bes Waffenrufes der Choral Jesus, meine Zuversicht
És
zun herauf. Das brave Bolt! Es begnügte sich mit der Gefte. Es blieb beim alten.
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Und langsam tam es dann zu feinen Rechten". Friedrich Wilhelm IV. hatte die Situation begriffen. Statt der Boltsbewaff. nung friegte es die glorreiche Bürgerwehr, und in der herrlichen neuen Berfaffung, aus der wir noch das Dreiflaffenwahlrecht in frischer Erinnerung haben, fonnte der erste Baragraph ebenso wie in der Urgeschichte von Metelburg" lauten: Et blivt alles bi'n ollen. Das Zeitalter des juste- milien" brach an. Das Brole. tariat hatte die Raftanien aus dem Feuer geholt. Und Wilhelm, der Brinz von Preußen, der, ganz wie sein erhabener Entel, im tritischen Augenblid ausgeriffen war, fehrte bald genug aus England zurüd und wurde„ Wilhelm, der Siegreiche". Dann tam das Kaiserreich und dann kam die glorreiche Regierungszeit Wilhelms II. Und dann fam 1914 und der Tag, an dem der Geduldsfaden des deutschen Boltes endgültig riß. Wir trennten uns von unserem erlauchten Herrscherhaus, undankbar, wie das Bolt nun mal ist. Und heute wollen wir unserem Undant die Krone auffezen. Wir wollen die Milchmädchenrechnung Wilhelms II. nicht bezahlen. Und wir wollen wohl darauf achten, daß er nicht, wie sein erhabener Großvater, aus feinem Erholungsaufenthalt in Doorn plöglich zurüctehrt... Wir haben genug von ihm und von jedem Mann aus dem Haufe Hohen zollern
!
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Wie gut ein wenig Geschichte ist! Wie kann selbst unser modernes Berlin fie uns lebendig machen! Aber freilich fo wurde fie uns in den Schulen nicht gelehrt. Lernen wir nun freiwillig Helmat funde. Lernen wir heute den ersten Lehrsag: Bom Brandenburger Tor bis zum Friedhof der Märzgefallenen predigen die Steine Berlins die Niedertracht und Nichtsnußigkeit unferes erledigten Herrscherhauses!
Abschluß der Einzeichnungen.
Kein Nachlaffen der Kräfte war zu vermerken. Im Gegenteil: verstärkt legte sich die Propaganda ber nimmermüden Berber ins Zeug, um die Säumigen an den Einzeichnungstisch zu bringen. Noch einmal zogen die Werbetrupps der Boltsbegehrparteien von Haus zu Haus, noch einmal mahnten die Flugblätter, die platatierten Möbelwagen: Bervollständigt den Sieg! Faßt alle Kräfte für die Sache des Volkes zusammen. Und es ist nicht vergeblich gewesen. Schon gegen 1 Uhr begann insbesondere in den Arbeiter. pierteln der Ansturm der Einzeichner. Und je weiter die Zeit fort schritt, je mehr sich die Stunden bis Eintrageschluß verringerten, besto lebhafter wurde ber Andrang. In ben Abendstunden, zwischen 6 und 8 Uhr, herrschte noch einmal Hoch betrieb. Scharenweise tamen die Leute, in voller Haft, von der
geheimen Angst gejagt, vielleicht zu spät zu kommen. 1,6 Millionen bürsten in Berlin erreicht sein. Rund 50 Proz. aller Wahlberechtigten haben sich in die Listen eingetragen. Der Feuerprobe des Boltsbegehrens wird die große Schlacht bes Boltsentschelbs folgen. Und wir wissen, daß auch hierbet das Berliner Bolt nicht versagen wird.
Auch am gestrigen Mittwoch, der letzten Einzeichnungsfrift, nahmen die Einzeichnungen einen guten Fortgang. Am Vor- und Nachmittag flapperte" es allenthalben, die Türen gingen auf und zu. In den Abendstunden sezte zeitweise noch ein sehr starter Betrieb ein, bie legten Säumigen erschienen auf der Bildfläche. In Bantom, vor der Schule Wollantstr. 131, standen bis zulegt wie an den Vortagen Boltsgenoffen mit Blafaten und Transparenten und wiesen den Begehrenden" ben richtigen Weg. Es herrschte ein ftetes Gehen und Kommen und die Beamten hatten noch alle Hände Doll zu tun, die Einzeichner restlos abzufertigen. Dasselbe Bilb bot fich in der Schule Raiser- Friedrich- Straße. In einidendorf Oft, Schule Lindauer Straße, erschienen gleichfalls noch viele, ble am legten Tage ihrer Einzeichnungspflicht genügen wollten. So ging es auch in den übrigen Einzeichnungsstellen: Rosenthal, Schule Schillerstraße, und im Wittenauer Rathaus. Hier hatten bie Geschäftsleute sogar Mut gefaßt. Biele von ihnen trugen fich noch in letter Stunde ein. Im Reinidendorfer Kranten. haus gingen wie am Vortage noch einmal die Liften durch die Reihen der Krankensäle, manche Unterschrift wurde noch geleistet.
Die letzte Stunde.
Die letzten Stunden des Boltsbegehrens waren pfychologisch ficher die weitaus interessantesten. Vor den Einzeichnungslotalen hatten sich Trupps angesammelt, bie lebhaft die Chancen des legten Tages diskutierten. Eine starte Werbetätigkeit hatte noch in den Schlußstunden die Säumigen zu erfassen gesucht. Es war eine ver fchiedentliche Tätigkeit festzustellen. In einzelnen Bezirken war die Zahl der Einzeichnungen eine höhere als am Dienstag. Im Durch schnitt wurde eine Abnahme von zirka 15 bis 20 und auch etwas mehr Prozent gegenüber dem Dienstag festgestellt. Während am Dienstag z. B. in der Eintragestelle Gneisen auftr. 7 fich rund 1700 Personen einzeichneten, zeichneten fich am Mittwoch girta 1350 Personen ein. Es muß ein gewisser Reiz darin liegen, in letter Minute zu fommen; denn feltsamerweise fezte in einzelnen Botalen von 3 Minuten vor 8 bis 8 Uhr ein geradezu beängstigender 3ustrom ein. Die Einzeichnungsstellen wurden Punkt 8 Uhr gefchloffen. Im Lokal Hagelsberger Str. 34 gelang es noch einer Frau 1 Minute nach 8 Uhr unter dem Tür schlicher durchzuschlüpfen und so unter Aufwendung akrobatischer Fähigkeiten die Einzeichnung vorzunehmen. Die Listen wurden gefchloffen und auch die Blafatträger vor den Einzeichnungslokalen, die in unermüdlicher Propaganda für die Sache des Volkes vierzehn Tage lang gegen den schamlosen Fürstenraub demonstrierten, zogen nach Hause. Auch die Einzeichnungsbeamten haben ein erhebliches Stüd physischer Arbeit geleistet. Das Vorspiel der großen Schlacht hat einen glänzenden Verlauf genommen.
Bon anderer Seite wird uns noch gemeldet: Biele sind, und man fann das nur mit dem schmerzlichsten Bedauern sagen, un Derrichteter Sache umgefehrt, weil ihnen das Warten zu lange dauerte. In der Annenstraße standen noch um 7% Uhr etwa 50 Einzeichnungsberechtigte an. Und immer neue rüdten nach. Einige fehrten um. Andere schimpften, taten aber schließlich das, was das einzig Richtige war: sie warteten, bis sie an die Reihe tamen. Im Norden mickelte sich der letzte Tag ruhiger ab. Der Andrang war erheblich schwächer als an den letzten Tagen. Ein Reichen dafür, daß die arbeitende Bevölkerung nicht bis auf die letzte Minute gewartet hat. In der Pappelallee und Greifenhagener Straße tamen in den Abendstunden die Einzeichner nur noch vereinzelt.
1181 000 Rundfunkteilnehmer in Deutschland . Die Zahl der Teilnehmer om deutschen Rundfunk nimmt fäglich zu. Sie betrug am 1. März 1 184 236 gegen 1 108 845 am 1. Februar, aljo jetzt mehr 75 391, d. h. täglich etwa 2693 Neuanmeldungen, An der Spize marschiert Berlin mit 512 448 Teilnehmern( Zunahme im März 31 435), es folgen: Hamburg 149 742( 13 139), Leipzig 123 550( 5872), Münster 104 586( 9814), München 96 352( 1114), Frankfurt a. M. 80 089( 6379), Breslau 69 832( 4924), Stuttgart 30 511( 2029), Königsberg 17 126( 685). Der Dienst des Deutschlandsenders in Königswusterhausen, der allabendlich die Darbietungen der Berliner Funkstunde verbreitet, foll noch meiter ausgebaut werden. Es sollen nicht nur die Abend programme des Berliner Rundfunksenders, sondern auch die pon anderen dertschen Gendern übertragen werden, soweit es die technis fchen Möglichkeiten der Drahtübertragung aulaffen.
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mar
Die Märzfeler der Arbeiterjugend. Die Märgfeier, die die Arbeiterjugend gestern abend im waltiges Bekenntnis zur Republit und zur Jbee bes Sozialismus, Saalbau Friebrichshain veranstaltete, ein ge eine Feier der Hoffnung und Freude zugleich. Ein festliches Bild bot ber Saal mit seinen zahllojen roten Fahnen, die die Wände, bie Baltone und das Podium schmückten und der Anblick der nach vielen Tausenden zählenden Menge der Jugendgenossen, die bie riesige Halle bis auf den legten Platz füllten. Zur felben Setunde fast, als eben bas Boltsbegehren fiegreich beendet war, abends um 8 Uhr, wallten die roten Fahnen empor und der junge Chor" fang mit frischer Stimme den von Heinz Thiessen bearbeiteten e druf" von Glaude Josef Rouget de l'Isle. Ein Jugendgenoffe rezitierte den Arbeitermarsch von Björnson und ein Gedicht halt Whitmans. Dann ergriff stürmisch begrüßt Reichs tagspräsident, Genoffe Baul Lobe, das Wort: Zur Märzfeier feid Thr aus allen Teilen der Stadt gelommen. Heute, wo der Krieg hinter uns liegt, und eine Revolution leider bei weitem nicht alles erfüllte, was bie Alten erhofften, heute ist der alte Märzgedanke wieder etwas verblaßt. Aber die Jugend feiert den März trotzdem als Monat der Frühlingstündung, als Monat der Freiheitsbewegung, die den Völker frühling vorbereiten. Die Feier dieses Jahres gilt besonders der Erinnerung an zwei Männer: an Ferdinand Freiligrath , der dem Proletariat herrliche Lieder schenkte, und an Wilhelm Liebknecht , dem alten Soldaten der deutschen Revolution. Die poetische Tat Freiligraths und die politische Wirksamkeit Wilhelm Liebknechts wirken fort. Das Schidjal hat die heutige Jugend in eine Beit gestellt, in der die Erfüllung des Lebens dieser beiden eine Zeit gestellt, in der die Erfüllung des Lebens dieser beiden Führer zeitlich näher gerüdt ist. Aber mit der Nähe zum Ziel steigern fich die Schwierigkeiten, beren Ueberwindung notwendig ist, um sicher das Ziel auch zu erreichen. Die Republit muß zur fozialen Republit fortenmidelt werden. Helfende Tat des ein. zelnen ist hierbei ebenso wichtig wie die Aftion der Maffe, aber der Wille zu dieser Tat wird leben und wirken, solange Proletarierföhne und Proletariermädchen sich um die rote Fahne der Freiheit Scharen. Stürmischer Beifall lohnte diese Ausführungen. Borträge bes ftimmgeschulten Jungen Chor" folgten. Start padte der von Hermann Ferchen bearbeitete russische Boltssang Unsterbliche Opfer ins Innerste auch die allbekannte Weise„ Brüder zur Sonne, Freiheit". Dann folgte eine dramatisch bewegte Aufführung von Szenen aus Tollers Masse Mensch. Nach der Feier sammelten fich Tausende, scharten sich um die Fahnen ihrer Gruppen und marschierten geordnet im Riesenzug zu den Gräbern der März. gefallenen.
Nach 12 Jahren.
Das Ende eines dreiedigen Verhältnisses.
Sett breizehn Jahren wohnte der Ingenieur Wilhelm Rebbert bei bem Schneidermeister S., nicht weniger als zwölf Jahre davon hatte er ein Berhältnis mit deffen Ehefrau, bis endlich der Betrogene merkte, daß er all die Jahre als Gehörnter in der Welt herumgelaufen war, und was für einen„ Dntel", wie die Kinder ihn allgemein nannten, er im Hause hatte.
Da forderte er den Mieter auf, die ohnung zu ver Iaffen. Als der Liebhaber biefer Aufforderung nicht nachtam, ent ftand ein sehr gespanntes Verhältnis zwischen den beiden. Der Ehemann verbot ihm nicht nur den Zutritt zu dem gemeinsamen EBzimmer und den Verkehr mit seinen Kindern, sondern er ließ fich in feinem nicht unberechtigten 3orn zu der Aeußerung hinreißen: Wenn ich heut nach Hause fomme und er grinst mich an, dann önnen sie ihn als Leiche hinaustragen." Da Reddert von diesen Bornausbrüchen Kenntnis erhielt, tehrte er mit einem geladenen Revolver in der Tasche in die Wohnung zurüd. Statt aber abzuwarten, was geschehen würde, trieb er felbft den Konflikt auf die Spize, indem er S. in seinem Zimmer aufsuchte und ihn im scharfen Ton zur Rede ftellte, weshalb er den Rindern verboten habe, zu ihm in Zukunft weiterhin Ontel zu fagen. Nun ftieg dem Betrogenen die Galle ins Blut. Mit der Hand in der Tasche ging er auf den Gegner zu und wies ihn voller Empörung aus dem Bimmer. In demselben Augenblid gab Rebbert mit den Worten Du Aas" fünf Schüsse ab, die fämtlich S. trafen. Einer schlug ihm die Zähne aus, die anderen gingen in die zum Schuß vorge haltenen Arme. Jedoch waren die Verlegungen glücklicherweise nicht allzu schwer. Wegen gefährlicher Körperverlegung hatte das Schöffengericht Reddert zu einem Jahr sechs Mo. naten Gefängnis verurteilt. Von der Berufungsstraftammer wollte nun Rebbert freigesprochen fein, da er angeblich in Notwehr gehandelt habe. Er habe sich nach den Drohungen seines Lebens nicht mehr sicher gefühlt und einen Angriff erwartet. Die Straf fammer des Landgerichts I war jedoch der Meinung, daß der Angeklagte sich sehr gut hätte dadurch schützen fönnen, daß er die Woh nung verlassen hätte. Offenbar habe er aber nur aus der Erwägung gehandelt, daß es doch einmal zu einem Rampf auf Leben und Tob mit seinem Nebenbuhler tommen werde. Die Straffammer lah daher teine Notwehr für vorliegend an und verwarf die Berufung.
Prozeß Munnede.
Nachdem jebe Bergleichsmöglichkeit im Prozeß gegen den begonnen. Der Angeklagte Munnede legt großen Wert darauf, Boltswirt Munnede gescheitert war, wurde mit der Verhandlung daß seine Tätigkeit ideell aufgebaut sei. Er habe für den Kreis Jüterbog nur das beste gewellt. Der Nebentläger Landrat Dr. Luthmer bestreitet energisch, unreelle Provisionsgeschäfte für Prozesses ist darin zu suchen, daß Munnecke sich in seinen den Kreis gemacht zu haben. Der Kernpunkt dieses unerfreulichen Brovisionsansprüchen, bie er auf Geldvermittlungen für den Kreis Jüterbog zurüdführt, geschädigt fühlt. Der Feldzug gegen den Landrat wurde eröffnet, als dieser die Provisionen nicht anerkannte. Der Angeklagte Munnecke führt demgegenüber aus, daß bereits vor diesen Transaktionen Bände von Material gegen Luthmer vorgelegen hätten. Die beanspruchten Provisionen betragen 40 000 m. Dreitausend Mart find einmal von dem Landrat gezahlt worden, die dieser aber als Geschent bzw. Darlehn bezeichnete. Unter großer Spannung wurde dann der Nebentläger Dr. Luthmer vernommen. Er äußerte sich dahin, daß im Jahre 1924 der Kreis den Plan faßte, den Bahnbau Jüterbog- Dahme in Angriff zu nehmen. Der Kreistag beantragte, Gelder zu beschaffen. Dr. Luthmer wurde mit der Vermittlungsfirma Dr. Muth und Munnede bekannt. Die Vermittlungs. tätigkeit der Firma war aber negativ verlaufen und die Gelder, die der Kreis erhielt, sind ohne Vermittlung Munnedes gegeben worden. Dreitausend Mart sind rein privat von Dr. 2. gegeben worden, um die Schwierigkeiten der Firma Muth u. Munnede zu beheben, nies mals aber als Atontoprovisionszahlung. Als nun Dr. L.s Anspruch auf Rückzahlung der 3000 m. an die Firma erging, erhielt Dr. 2. den beleidigenden Brief des Angeklagten M., der von unverschämten Schwindeleien usw. spricht. Borf.: Haben Sie die 3000 m. aus Ihrer eigenen Tasche gegeben, Herr Landrat? Dr. Luthmer: 1000 m. aus meinen Privatersparnissen und 2000 m. nahm ich von der Landeskulturbant auf mein persönliches Risiko. Borf.: Aber auf der Quittung über 3000 m. steht doch Afontoprovision. Dr. Luthmer: Ich habe das viel später erst bemerkt, denn die Worte waren ganz klein dazwischen geschrieben. Bei Empfang. nahme der Quittung habe ich diese unbesehen eingesteckt und nicht mehr angesehen. Ich bin sehr erschreckt gewesen, als ich die Borte später entdeckt habe. Bei Informationserteilung an meinen Rechtsanwalt zweds Eintragung des Darlehns habe ich noch nicht aewußt, daß die Worte Akontoprovision auf die Quittung standen. Die Berhandlung wurde dann auf heute 9 1hr vertagt.
Bolfskonzert arbeitsloser Musiker. Am Sonntag, den 21. März, vormittags 11 Uhr, findet im Staatlichen Schillertheater in Charlottenburg ein Boltssinfoniekonzert, veranstaltet vom Bezirks.
emi Charlottenburg, ausgeführt von 25 arbeltstolen Mitgltebern bes Deutschen Mufiterverbandes unter Leitung von Kapellmeister Willy Kappelt statt. In diesem Konzert wird außerdem Bruno farten zum Preise von 40 B. einschließlich Programm und Kleider Schönlant einige seiner Dichtungen zu Gehör bringen. Eintritts ablage bei Bote u. Bod, Tauenzienstraße, ferner in den Bud handlungen Ulrich u. Co., Berliner Straße 76, Bismard- Buchhandlung, Bismarckstr. 87, Desterheld, Kantstr. 105 sowie im Chars lottenburger Rathause, Zimmer 110, erhältlich.
Prozeß Dr. Hölscher.
Dr. Rudert nicht vereidigt.
In dem Zehlendorfer Meineidsprozeß wurde gestern in der 3eugenvernehmung fortgefahren. Insbesondere wurde Dr. Rudert vernommen, dessen Aussagen sich mit denen der Angeklagten mehrfach widersprachen. Staatsanwaltschaftsrat Fredersdorf wandte sich gegen die Bereidigung des Dr. Rudert, während Rechtsanwalt Dr. Beerwald dafür eintrat, da Dr. Ruckert nicht der geringsten Teilnahme verdächtig erscheine. Nach längerer Beratung verkündete Landgerichtsdirektor Tolt, daß das Schwurgericht beschlossen habe, den praft. Arzt Dr. Rudert nicht zu vereidigen, da er der Anstiftung zu der unter Antlage stehenden Tat des Meineides verdächtig erscheine. Es wurde weiterhin vom Gericht beschlossen, noch die Inhaberin der Wohnung Nettelbeckstraße 16, eine Frau Heusler, zu vernehmen, ob sie etwas von einem Besuch des Biergut mit einer Dame wisse. Da die Zeugin aber schwer er frantt ist, wurde beschlossen, diese Vernehmung durch ein Mitglied des Gerichtshofes, Landgerichtsrat Haffelbach, am Nachmittag vornehmen zu lassen. Morgen früh wird der Staatsanwalt mit der Anklagerede beginnen.
Finanzierung der Schnellbahn Gesundbrunnen - Neukölln. Wir berichteten in Nr. 117 über den neuesten Plan des Mas gistrats, für den Weiterbau der an die Stadt übergegangenen Schnell. bahn Gesundbrunnen- Neukölln die Geldmittel zu beschaffen. Die Kosten, die jetzt auf 50 Millionen Mart geschäßt werden, sollen zum Teil aus den erwarteten lleberschüssen der Straßenbahn und der Elektrizitätswerte gedect werden, zum Teil auch aus der städtischen Anleihe von 1924, aus dem städtischen Anteil an der Reichsgetreidestelle und schließlich aus Zuschüssen und Darlehen der produttiven Erwerbslosenfürsorge. Der Magistrat ersucht jezt die Stadtverordnetenversamm Iung in einer Dringlichkeitsvorlage um Genehmigung dieses Finanzierungsplanes.
Wer wird Stadtbaurat für den Hochbau?
Die Stadt Berlin hat sich zunächst ohne einen Stadtbaurat für
den Hochbau beholfen, nachdem Stadtbaurat Ludwig Hoffmann aus feinem Amt geschieden und in den Ruhestand gegangen war. Det der Posten nicht lange unbesetzt bleiben fonnte, war eine Selbst. stande zu bringen, lassen noch fein bestimmtes Ergebnis erwarten. Der Stadtverordnetenausschuß zur Vorbereitung der Wahl eines neuen Stadtbaurats hatte aus der großen 3ahl der Be merber fünf zur engeren Wahl gestellt. Sie wurden aufgefordert, fich dem Ausschuß vorzustellen und sich über ihre Pläne für Berlins bauliche Entwicklung zu äußern. Das ist in einer be fonderen Sizung des Ausschusses geschehen. Danach schien es, daß Dr. Schmidt. Essen, der Direktor des Ruhr- Siedlungsverbandes, die meisten Aussichten hatte. Er hat aber jetzt dem Ausschuß mit geteilt, daß zurzeit Effen nicht verlaffen und daher das Amt eines Berliner Stadtbaurats nicht übernehmen Lönnte. Er wolle fich aber zur sonstigen Mitarbeit an Berliner Städtebaufragen zur Verfügung stellen. Der Gedante, Dr. Schmidt wenigstens als Beirat zu gewinnen, ist im Ausschuß bereits er örtert worden.
verständlichkeit. Die Bemühungen, jetzt eine Neubejezung zu
Erhöhung des Schulgeldes und Staffelung.
Der Magiftrat hat befchloffen, das Schulgeld für höhere Schulen auf jährlich 192 m. zu erhöhen, und dabei folgende Schulgeldstaffelung vorgesehen: Bei einem jährlichen Ein tommen unter 2500 m. besteht Schulgeldfreiheit. Bei einem Einfommen von 2500 m. bis 3300 m. find zu zahlen: für das erste Kind die Hälfte, für das zweite Kind ein Viertel des Sakes, das britte Kind ist schulgeldfrei. Bei einem Einkommen von 3300 m. bis 5000 m. find zu zahlen: für das erste Kind drei Viertel, für das zweite Kind die Hälfte des Sages, das dritte Kind ist schulgeldfrei. Bei einem Einkommen von 5000 m. bis zum Betrage bes Endgehalts der Gruppe 12 einschließlich Kinderbeihilfe find zu zahlen: für das erste Kind voll, für das zweite Kind drei Viertel, für das dritte Kind die Hälfte des Sages.
Zwischenfall im Afyl. Der 81 Jahre alte Asylift Ernst Boigt hatte im Asyl für Obdachlose in der Fröbelstraße dem Aufseher feine heiße Suppe ins Gesicht gegoffen. Als er zwangsgeftellt werden sollte, fuchten dies die übrigen Asyliften zu ber hindern und bemarfen den Schuppalizisten mit Steinen und Flaschen. Nachdem diefer zwei Schredschüsse abgegen hatte, konnte er Boigt ohne weitere Zwischenfälle zur Wache bringen.
Eine öffentliche Kundgebung für deutsch - franzöfifche Berständigung ber anstaltet der Bund der Kriegsdienstgegner der Deutschen Friedensgesellschaft, Ortsgruppe Berlin , und der Internationalen Frauenliga für Frieden und abends 8 Uhr, in den Spichernjälen, Spichern Bioch- Paris, Toni Sender , M. d. R., Gerhart Seger , Generalsekretär der Freiheit heute, straße 2( Untergrundbahnhof Nürnberger Plak). Es sprechen Georges Deutschen Friedensgesellschaft. Leitung: Albert Faltenberg.
Mehrere Blumenfilme werden im Rahmen der Monatsversammlung ber Deutschen Gartenbau Gesellschaft am Donnerstag, den
18. März 1926, abends 7 Uhr, im Hörsaal 6 der Landwirtschaftlichen Hoch
schule, Berlin N. 4, Invalidenstr. 42, mit erläuternden Vorträgen zur Bor führung gebracht. Außerdem stellt die Firma Ad. Grille, Berlin - Weißenfee, einige schöne Blumen zur Schau. Der Eintritt ist frei.
Pflege und Ernährung des Säuglings. Am Donnerstag, den 15. April bahnhof Bestend) ein Kursus für Mütter und Mädchen, in dem alles bas beginnt im Auguste- Bittoria- Hans, Charlottenburg , Frantstr. 3( Straßen theoretisch und praktisch gelehrt wird, was eine Frau von der Pflege und Ernährung des Säuglings wissen muß. Der Kursus umfaßt vier Doppelstunden, jeweils Donnerstags von 3-5 Uhr. Die Einschreibegebühr von 8 M. ist im Bureau der Anstalt zu entrichten.
Stapellauf der neuen Schiffe für den Ostpreußendienst. In Stettin fand gestern der Stapellauf der für den Secdienst Ostpreußen- Danzig bestimmten neuen Fahrgastschiffe statt. Aus diesem Anlaß hat Reichsverkehrsminister Dr. Krohne an den Oberpräsidenten Lippmann in Stettin , den Chef der Wasserbaudirektion, welche die Bauaufsicht führt, folgendes Telegramm gesandt:„ Der feltene Fall eines doppelten Stapellaufs sei Wahr. zeichen unseres unerschütterlichen Zusammenhaltens mit Ostpreußen und der Unlösbarkeit menschlich- fultureller Bande mit alter Hanje. stadt Danzig. Möge freie deutsche Seeverbindung mit Schiffen Preußen“ und„ Hansestadt Danzig " in diesem Sinne auf jeder Fahrt erneutes Treugelöbnis bedeuten Auch dem Oberpräsidenten der Provinz Ostpreußen Siehr sandte der Minister eine Glückwunsch- Drahtung mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß der verbesserte Verkehr zur wirtschaftlichen hebung Ostpreußens beitragen und recht vielen Deutschen persönliche Kenntnis der schönen Brovinz vermitteln möge. In einem Telegramm an den Präsidenten Sahm des Senats der Freien Stadt Danzig wünscht der Minister, es möge der Seedienst in Danzig das Bewußtsein flärfen, daß das Reich die wirtschaftlichen und fulturellen Beziehungen zu Danzig ftets pflegen werde.
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