tonnte, umb bas in bem gleichen Jahre geftorben war, he bem ber Bruder heiratete. Aber die leise Trauer des Gedichts wird über ftrahlt von einer unendlichen Güte, die den Toten zu dem Lebenden sprechen läßt:
Bergib, vergib, du Lieber,
Daß ich dir das getan!
Zu dieser geringen Anzahl von Gedichten, die ausschließlich den geliebten Menschen galten, reihen sich aber andere politischen Inhalts, die doch irgendwie auf die Familie und den heimischen Herd bes Dichters Bezug nehmen. Und gerade diese sind die charakte ristischsten für das Verständnis des Freiligrathschen Familienlebens. Freud und Leid wurden hier gemeinsam getragen, gemeinsam die Kämpfe gekämpft, gehofft und gebangt um die Freiheit der Nationen. Selbst den Kindern mochte früh das Verständnis für die Politik er. wacht sein, zumindest dafür, daß es eine gefährliche Sache sei, sich mit ihr zu beschäftigen. So begriffen sie wohl das Bersmärchen des Baters, das ihnen die Geschichte der Brüder Grimm erzählte, denen der Kampf um die Aufrechterhaltung der hannoverschen Verfassung thre Göttinger Brofessur fostete. Auch in ihre Weihnachtslieder flang die Politit hinein; 1850 sang ihnen der Vater von den Tannen, deren Kerzen ihnen bereits in ihren Wanderjahren geleuchtet hatten, in der Schweiz , in England und in Deutschland , und von den künft
| revolutionären Rämpfers, umb manchem mag es baher bis heute vielleicht überhaupt entgangen sein. Aber doch sollte man gerade bei Freiligrath auch das persönliche Erleben nicht übersehen, weil es mit seinem politischen Ringen oft nur allzu tief und schmerzlich verknüpft war; und wenn es noch nötig wäre, die Echtheit und Ehr. lichkeit seiner Gefühle zu besiegeln, so hätte er es mit seinem eigenen Leiden längst getan.
Die Freiheit! das Recht!
Nicht mach' uns die einzelne Schlappe verlegen! Die fördert die Siege des Ganzen erst recht; Die wirkt, daß wir doppelt uns rühren und regen, Noch lauter es rufen: Die Freiheit! das Recht! Denn ewig find eins diese heiligen zweie! Sie halten zusammen in Truh und in Treue; Wo das Recht ist, da wohnen von selber schon Freie, Und immer, wo Freie sind, waltet das Recht! Die Freiheit! Das Recht! ( St. Goat, Dezember 1843.)
Ich begrüßte balb Freiligrath . Auf meine Frage, welche schriff. ftellerische Arbeit er jetzt unter Händen habe, ließ er mich nicht undeutlich merken, daß ihn eine theatralische und, wie ich glaube, ein Lustspiel beschäftige."
Glaubensbekenntnis Freiligraths .
Fest und unerschütterlich trete ich auf die Seife derer, die mit Stirn und Brust der Reaktion fich entgegenstemmen! Kein Leben mehr für mich ohne Freiheit! Wie die Lose dieses Büchleins und meine eigenen auch fallen mögen:- solange der Drud währt, unter dem ich mein Vaterland seufzen sehe, wird mein Herz bluten und fich empören, sollen mein Mund und mein Arm nicht müde werden, zur Erringung befferer Tage nach Kräften das Ihrige mitzuwirken! Dazu helfe mir, nächst Gott, das Bertrauen meines Boltes! Mein Gesicht ist der Zukunft zugewandt!
( Aus dem Vorwort zum„ Glaubensbekenntnis", 1844.)
gen, die ihnen vielleicht in Amerika , bei ihrem Freunde, dem Dichter Ein unbekanntes Gedicht Freiligraths . Laufbahn von der preußischen Regierung eine fleine Dichterpenfion
Longfellow , angezündet werden würden. Auf jeden Fall hat Freilig. rath seinem ,, Kleeblatt- Biere" bald war es ein Kleeblatt- Fünfe den Troft:
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Der neue Herd, der feste Herb, Er wird euch doch gefunden!
Das ist es, was immer wieder in seinen Bersen aufflingt: Helloffen liegt vor uns die Welt,
Ich bin gerecht in vielen Sätteln:
So lange Fauft und Schädel hält,
Ihr Lieben, brauch ich nicht zu bettern! Und halten werden beide mir,
Bär es auch nur um euretwillen!
Reben dieser Zuversicht fünden zahlreiche Dichtungen Freilig. raths feine Dankbarkeit zu seiner Frau, die ihm auch ,, auf fremder Schwelle" die ,, deutsche Feuerstelle" erhält, ihm im Kampf treu zur Seite steht und ihm in Mußestunden Beethovens mutige Klänge er. tönen läßt, von denen jeder
Den Arm mir wie ein Werber padt, Und auf den Hut mir steckt die Feder; Ein Schwert mir in die Rechte preßt,
Ein blizend Schwert, und lauten Schalles In fein Gebraus mich jubeln läßt: Deutschland und Freiheit über alles!
Mitgeteilt von Dr. Hermann Ammon.
Das im folgenden mitgeteilte Gebicht ist unbekannt in dem Sinne, daß es vom Dichter nicht in seine Werte aufgenommen wurde und auch der wissenschaftlichen Forschung bisher unbekannt blieb. Ich fand es in den Tagebüchern Theodor von Robbes, die er in seinen Humoristischen Blättern, Bremen 1844, Nr. 6, veröffentlicht hat. v. Robbe( 1798-1845), einer de besten Schüler von Jean Paul , war ein Virtuos des Reisens und des Befuchemachens bei berühmten Zeitgenossen. Er erzählt uns, wie gründlich er sich in seinem welt. fernen Oldenburg auf seine Sommerreise vorbereitete, wie er sich die Bersönlichkeiten, die er aufzusuchen gedachte, in allen Einzelheiten ihres äußeren und inneren Habitus ausmalte. Diese innere Wärme merft man auch dem folgenden Berichte an:
,, Es war ein schwüler heißer Sommertag, als ich Ems verließ ( 1843). In Roblenz beftieg ich ein Dampfschiff, um am Nachmittage St. Goar zu erreichen, wo ich Freiligrath , bei dem ich mich von Ems aus durch Geibel angemeldet hatte, besuchen wollte. Als ich in St. Goar anlangte, sah ich unfern des Landungsplages ein Haus mit einem Altane, der mit Herren und Damen geschmückt war. Die Taschentücher von Freiligrath und Geibel zogen mich bald hinauf, und hier fand ich, außer der Frau des Dichters und seiner Schwester, Levin Schücking und seine Braut, ein Fräulein v. G. Der Dichter hat ganz das Aeußere eines alten deutschen Ritters. Mit ihm und den übrigen verlebten wir einen frohen Abend. Bir trennten uns fpät. Ich machte mit Geibel noch einen Spaziergang; dann warf ich mich dem Gott Morpheus in die Arme. Als ich erwachte, glaubte ich, der Untergang der Welt sei nahe. Das mächtigste Gewitter, das heftiges Pochen in meinem Herzen und in meinem Kopfe schien den rollenden Donner noch zu übertreffen. So lag ich leidend und wachendträumend, bis gegen Morgen, wo mir Freiligrath , dem ich meine Abreise auf heute unwiderruflich angekündigt hatte, folgendes Sonett schhidte:
Im Jahre 1844 in Brüssel schenkte er ihr zu ihrem Geburtstage ich je gesehen, entladete sich mit Blitzen und Regengüssen, aber ein
eine heimische Erita und fündete ihr dazu die Verheißung der jungen Sage":
Bald wird aus niederm Heidefraut Sich selbst ein Besen binden, Ein rief'ger, der der Niedertradht
Und Stlaverei ein Ende macht
Mit dieser Frau verband ihn mehr als Liebe, verband thn ein tiefes und feltenes Verständnis für seine hohen Jdeale, die ihn oft das Wohl der Familie scheinbar hintenansehen ließen. Manches Jahr mußte er hart ringen, um seine Angehörigen vor bitterster Not zu schüßen, und um ihretwillen zwang er sich immer wieder in einen bürgerlichen Beruf, denn
Barte Kinder, milde frau,
Wollen wandeln auf dem Festen.
Er allem wäre frei geblieben, bes Elements Gefelle". Aber trotzdem empfand er die Seinen nie als Last; mur voller Dankbar. teit pries er ftets ihre Liebe.
Das ist das Bild des Menschen Freiligrath , wie er sich in seinen Werfen spiegelt. Nicht so start tritt es daraus hervor, wie das bes
Ein Frühgemitter scheucht der Träume Schar; Es läßt es nicht an plumpen Donnern fehlen; Auch nicht an Bligen, grellen, freuzfibelen, Die Kreuze schlagen über's Mangeljahr. Wib jubelt es! Was schiert mich die Gefahr? Ich wollt', ich tönnt ihm einen Donner stehlen, Und diesem Blatt in irgendwie vermählen, Daß er Dich mahne allzeit an Goar! Doch leiber lieg ich selber noch im Bette, Zu schläfrig noch, in meinen Bers zu legen, Was in den Wolfen trogig murrt und zückt. Nimm brum vorlieb mit biefem Brachtſonette, In dem, gewedt von Julidonnerschlägen, Des Freundes Rechte treu die Deine drückt. St. Goar , 10. Juli 1843, morgens 6 Uhr. Seinem lieben Freunde Theodor v. Robbe zur Erinnerung F. Freiligrath.
paragraphen. Ein wiziger Kopf wird stets mit ihrer Hilfe be weisen fönnen, was er zu beweisen wünscht. So hat damals der Herr Staatsprofurator die sogenannte staatsverbrecherische Hand lung Freiligraths haarscharf umriffen und mit vollster Ueberzeugung ausgesprochen, daß der Dichter durch sein Gedicht„ Die schauerliche Am 3. Ottober 1848 fand vor dem Düsseldorfer Schwurgericht Wildheit des Bürgerkriegs", den Sturz der Throne, die Bertreibung der erste politische Prozeß statt. Angeflagt war der Dichter der Fürsten bis zu den Meeresgrenzen unzweideutig gefordert habe. Ferdinand Freiligrath . Er hatte sein Gedicht Die Toten an die nicht auf geistige Weise, sondern durch rohe, förperliche Gewalt Lebenden in 9000 Exemplaren druden laffen, das Stüd wurde für fellte die Republik aufgerichtet werden, die in Frankreich längst ihr einen Silbergroschen vertauft, zum Besten des die revolutionäre Spiel verloren und als Feindin der Zivilisation geachtet ist". Und Demokratie vertretenden Boltsklubs in Düsseldorf ( Freiligrath war wie einfältig mutet die Feststellung an: Beit und Ort der Ausfelbft Vorstandsmitglied), er las es am 1. August in einer zahlreich führung ist zwar nicht angegeben, aber es bedarf deffen nicht, denn besuchten Versammlung des Klubs vor, und darum erhob der in dem Schlußwort:„ D, steht gerüstet, seid bereit!" sei deutlich Generalproturator beim Königlichen Rheinischen Appellationsgerichts ausgesprochen, die paffende 3eit zu jedem Moment abzuwarten." hof in Köln die Antlage. Freiligrath habe die Bürger aufgereizt, Der Staatsprofurator aber ließ es fich nicht nehmen, sogar von fich gegen die landesherrliche Macht zu bewaffnen und die bestehende hoher Warte aus seine Betrachtungen anzustellen. Er sprach von der Staatsverfassung umzustürzen. Das gehe flar aus den Worten des Berwerflichkeit der Tatsache, wenn ein Dichter sein hohes Talent Gedichtes hervor, womit die gefallenen Märzlämpfer zum Bolf dazu mißbraucht, um die Seelen feiner Zuhörer mit verbrecherischen sprechen: zu viel des Hohns, zu viel der Schmach wird täglich Gedanken zu erfüllen" und daß es je nach der Art des Falles Auf euch geboten. Euch muß der Grimm geblieben sein, oh glaubt es uns, ben Toten...- Die roft'ge Büchse legt er an, mit Fenstergabe der Moral oder des Strafgesetzes fei, dagegen einzuschreiten.
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blei geladen. Die rote Fahne läßt er weh'n hoch auf den Barri faben." Der Kölner Appellationsgerichtshof überwies den Fall dem Affisenhof in Düsseldorf , und so begann am 3. Oftober um 19 Uhr die Berhandlung gegen den Dichter.( Er war schon feit 9. Auguft verhaftet.) Nach einer vertraulichen Unterredung zwischen der obersten Gerichtsbehörde und dem Chef der Bürgergarde war man überein gekommen, Freiligrath nicht wie einen Verbrecher vor den Gerichtshof zu führen. Offiziere der Bürgerwehr begleiteten ihn, man wies ihm auch nicht die sogenannte Armenfünderbank an,
fondern einen Stuhl bei seinen Verteidigern.
Es berührt uns, die wir selbst eine Revolution und so manchen bedeutenden politischen Prozeß miterlebt haben, heute seltsam, wenn wir die damalige Verhandlung rüdschauend betrachten: War es nicht genau wie in unseren Tagen, Anflage und Verteidigung das felbe Spiel und Gegenspiel? Freilich, jeder Fernstehende nimmt seine gesonderte Stellung dazu, je nachdem er von spizfindiger Baragraphenweisheit herkommt oder sein ursprüngliches freies Herz
bewahrt hat.
Der Vertreter der Anklage gegen Freiligrath hat in einer weitausholenden Rede die Strafwürdigkeit zu beweisen versucht. Ja," ruft er selbstsicher aus und das Gefühl der Unangreifbarkeit ermutigt ihn, gewissermaßen rein wissenschaftlich zu sprechen, ich scheue mich nicht, zu sagen, die Revolution ist nicht die Tat eines einzelnen, fie ist ein Ereignis, das eintritt, wenn die natürliche Entwicklung nicht mehr zum Ziel führt, sie ist der Ausdruck des Gesamtwillens." Man horscht erstaunt auf, man ist gespannt auf die Fortführung der Rede und erfährt bald an sich die zweifelhafte Befriedigung, daß man getroft sein darf über die durch nichts zu erschütternden Gejeges
Wie Ferdinand Freiligrath Demokrat wurde. Freiligrath bezog befanntlich im Anfang seiner dichterischen von jährlich 300 Talern, die ihm der Weimarische Staatskanzler von Müller, der Freund Goethes und Alexander von Humboldts, der vertraute Ratgeber König Friedrich Wilhelms IV. verschafft hatte.
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Freiligrath war also mun föniglich preußischer Pensionär und wenn auch nicht hoffähig, so doch hofpflichtig, insofern, als er bei passender Gelegenheit dem König feinen Dant persönlich abstatten mußte. Diese Gelegenheit bot im September 1842 das Kölner Dombaufest. Der preußische Gesandte in Darmstadt , General von Radowitz, der sich persönlich für die Unterstüßung Freiligraths in Berlin verwandt zu haben scheint, stellte am 16. September auf einem Hofball in Koblenz den Dichter vor. Ah, Herr Freiligrath ," redete ihn Friedrich Wilhelm IV. in seiner bekannten withaschenden Lebhaftigkeit an.„ Sie sind ja Weinkenner, ist Ihnen auch der „ Da Freiligrath verneinte lächelnd. Grüneberger befannt?" und das gratuliere ich! Da gratuliere ich!" fuhr der König fort Gespräch war beendet. Länger unterhielt sich Erzherzog Johann von Desterreich, der Reichsvermefer von 1848, mit dem ob jenes föniglichen Geistreichtums nicht wenig verblüfften Poeten. Er be grüßte ihn mit den Worten: Freut mich sehr, Herr Freiligrath , Sie fennen zu lernen. Ich habe Ihren Ahasuer gelesen!" Dann plauberte er von österreichischen Dichtern, die ihn oft zur Jagd besuchten, lud auch Freiligrath zu sich ein, und nachdem er nochmals ,, die ergreifenden Schönheiten" des Ahasver gerühmt hatte Don Julius Mosen mar entfernte er sich mit einem huldvollen Händedrud.
der
Das übrige Milieu dieser Audienzen hinterließ in Freiligrath
den übelsten Eindruck, und dieser erste Gang zu Hofe hatte auf ihn eine Wirkung, von der er sich vorher in seiner beneidenswerten politischen Harmlofigkeit nichts hatte träumen lassen. Er selbst erzählt davon: Als ich im einfachen schwarzen Frac ins VorHerren fand, sah ich, daß jeder zu mir herüberschielte, wer ich wohl zimmer und in den Saal tam, mo ich lauter goldbetreßte, besternte sein möchte. Diesen und jenen tannte ich; man nannte meinen Namen, aber niemand sprach mit mir, und ich drückte mich in eine Ede. Da tam der Erzherzog die Reihe entlang auch zu mir und unterhielt fich längere Zeit mit mir. Raum war er weg, so drängte fich jedermann von dem Geschmeiß an mich, begrüßt mich, erinnert fich meiner. An jenem Abend und in jener Stumbe ward ich Demotrat!" Mar Brit
An die Reaktionäre.
Nur was zerfällt, vertretet ihr! Seid Kasten nur, froß alledem!
Wir sind das Bolt, die Menschheit wir,
Sind ewig drum, froh alledem!
Trotz alledem und alledem!
So fommt denn an, trotz alledem!
3hr hemmt uns, doch ihr zwingt uns nicht- Unser die Welt frotz alledem!
( Diffeldorf, Juni 1848.)
ASEROS
des Dichters zu berücksichtigen, wenn man sein Werk richtig be urteilen mill. Im Gegensatz zu Freiligraths mildem Charakter iſt feine Poesie ,, wild, verwegen, ein echtes Kind ungebändigter Naturfraft. Seine Phantasie trägt ihn weit hinaus in das Fremde, Abenteuerliche, Riesenhafte," und wie er es versteht, mit der munderbaren seltsamen Melodie seiner Berse" das Leben tropischer Pflanzen, fabelhafter Tiere und wilder Völker in prächtigen Farben zu schildern, so entspricht es auch seiner Geistesrichtung, daß ihn in der Weltgeschichte der Anblid einer plötzlich entfesselten Kraft stärker bewegt als die ruhige Fortenwicklung der Ideen. Darum eignet auch dem Dichter in seiner poetischen Form das Unbändige, Maßlose. Für den Kern der Sache ist der Mann verantwortlich, er tritt stolz vor sie hin und befennt, was er gewollt,... für die Form, für Bild und Einkleidung fann er nicht, das ist das Mystische seiner Muse, hier folgt er einer in ihm schaffenden Gewalt, über die er sich selbst am wenigsten flar bewußt ist." Zudem ist im allgemeinen zu bedenken: Wir stehen auf revolutionärem Boden, das Endgültige der Staatsverfassung ruht im Schoße der Zukunft. Aber was mir im März errungen haben: Die Freiheit der Bresse, der Rebe, der lleberzeugung, das bleibt unerschütterlich bestehen.
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man wittert des Anflägers dürre Seele, seine Unfähigkeit, fich wirklich emporzuschwingen über sein gestrenges pflichtmäßig feft- zogen sich zur Beratung zurück und betraten nach etwa einer ViertelDie Berteidigung beantragte Freisprechung. Die Geschworenen gelegtes Beamtenschema; man merkt, die großen Worte sind nichts stunde wieder den Sigungsfaal. Der Obmann legte die Hand aufs weiter als eine instinktmäßige Berteidigung der eignen vertrodneten Herz und sprach:" Auf meine Ehre und mein Gewiffen, vor Gott Menschlichkeit. und den Menschen, die Erklärung der Geschworenen ist folgende: Der Angeklagte ist nicht schuldig."
Rührend ist es dagegen, wie der Gerichtspräsident Freiligraths wieder einmal, daß es im Grunde bei lebendig fühlenden Menschen unter Glückwünschen den Dichter, die Gattin, die ohne sein Wissen Einwände gegen die Anflage zusammenfaßt. Hierbei zeigt sich Die Zuhörerschar brach in Jubel aus. Die Freunde umringten feine Unparteilichkeit gibt, obwohl es jeder Verstandesakrobat hoch der Berhandlung beigewohnt, umarmte ihn. Auf der Straße empmütig bestreitet und jeder Moralist mit Entsetzen leugnet. Was sagt der Berhandlung beigewohnt, umarmte ihn. Auf der Straße emp der Präsident?" Der Inhalt des Gedichtes ist also der, daß Sie, fing ihn die harrende, dichtgedrängte Menge unter begeisterten 3- Herr Freiligrath, darin zu einem moralischen Stampf aufrufen, die Bürgermehr und viel Volk geleitete ihn unter den Klängen fordern, daß Sie unterm Krieg nicht die physische Gewalt, sondern der Musik zu seiner Wohnung, aus den Fenstern warfen ihm die die moralische Waffe verstehen... daß die zufünftige Lage Frauen Blumen zu und abends wurde ihm ein Fadelzug gebracht. der Dinge bezeichnet sei, daß Sie die erzen zu ergreifen ge fucht haben." Freiligrath antwortet: Ja!"
Die Zeugen befunden übereinstimmend im wesentlichen: Das Gedicht hat die Bersammlung feinesfalls aufgereizt, es hat den Ein brud eines großen Geisteserzeugnisses gemacht; denn es enthält mur Wahrheiten, die jedermann aus den Zeitungen fennt.
Die Verteidigung lag in den Händen zweier Anwälte und zeigte mit beredten und bedeutenden Worten die Haltlosigkeit der Anklage. Das Gedicht, sagt sie, ist nur aus der Stimmung der Märztage heraus zu verstehen; so müssen die Geister der er schlagenen Freiheitshelden reden, die der Dichter beschwört. Man darf es nicht in einer Weise auslegen, die hart an den Unsinn streift. Die Wendung schüttelt den Krieg aus des Schurzfells Falten" ist nichts anderes als eine Redeform und hat mit wirklicher Kriegsaufreizung gar nichts zu tun. Ueberhaupt ist die Eigenart
Damals, in jenen sturmbewegten Zeiten, war Freiligrath volks. tümlich geworden. Als er einmal bei der Rückkehr von einer Reise feinen Roffer einem Dienstmann zur Besorgung übergab und so gleich bezahlen wollte, las dieser den Namen auf dem Koffer. Er zog die Müze und stammelte:" Berzeihung Herr, seid ihr der Dichter der„ Toten an die Lebenden"? Freiligrath nickte lächelnd. Der Dienstmann schob die Hand zurüd, die bezahlen wollte, sagte: Die Ehr' vergeffe ich mein Lebtag nicht!" und ging mit dem Koffer von dannen. Heute gedenfen wir mit besonderer Achtung des auf. rechten Mannes und selbstlosen Freiheitskämpfers, und in stiller Dankbarkeit des Dichters, der uns schon in der Jugend beglückt hat: Mit Herzilopfen lajen wir den Löwenritt", wehmutsvoll cr griff uns das Gedicht„ Die Auswanderer" und andächtig wie ein altehrwürdiges Kindergebet sprachen wie die schlichten Verse:„ O lieb jo lang du lieben tannst!" G. 3.