auch von feiten, die es früher aufs lebhafteste In der sicheren Ueberzeugung, daß alles Mühen und Streben der deutschen Handiverker erfolglos bleibt, wenn sie hierbei nicht eurer Majestät allmächtigen Schutzes theilhaftig werden, rufen wir für den schwer bedrängten, tief dariederliegenden, dem gänzlichen Ruine nahen Handwerkerstände euerer kaiserlichen und könig- lichen Majestät Hilfe an." Mögen sie petitioniren. Auch der deutsche Kaiser ist nicht im stände, dem von der kapitalistischen Konkurrenz erdrückten Handwerk auf die Beine zu helfen.— Zum Hammerstein-Skandal meldet ein Straßburger Blatt, daß die Frankfurter „Kleine Presse" ihrerseits Klage gegen Herrn von Hammerstein erhoben hat, weil dieser die Angaben der„Kleinen Presse" als lügnerisch und verlä umderisch bezeichnet hat. Auf diese Weise soll verhindert werden, daß Herr von Hammerstein die Per- folgung der von ihm selber angestellten Klage aufgiebt. Bürgerliche Blätter fürchten, auch dieser Versuch, den Edlen zu stellen, werde fehlschlagen, denn er werde wohl dem undankbaren Vaterlande den Rücken kehren, um möglichst fern von Madrid sich des güldenen Lohns für seine Verschwiegenheit zu erfreuen. Herr von Hammerstein soll bekanntlich im Besitz von Materialien sein, durch die zahlreiche konservative Politiker arg kompromittirt werden könnten.— Bürgerliches Gesetzbuch. Die Redaktionskommission für das Bürgerliche Gesetzbuch hat am Sonnabend ihre Berathungen verlagt; sie wird anfangs September wieder zusammentrete», um bis Ende September den endgiltigen Wortlaut des Gesetzbuch- cntwurfs zweiter Lesung festzustellen. Sie hat ihre Arbeiten, wie in Bestätigung früherer Mittheilungen berichtet wird, so weit ge- fördert, daß die Erreichung dieses Zieles zur festgesetzten Zeit keinem Zweifel unterliegt. Anfang Oktober wird die Gesammt- kommission wieder zusammentreten, um den Entwurf des Ein- führungsgesetzes festzustellen.— Tie Fälschung der Emser Depesche wird, mehr oder weniger rückhaltlos, jetzt von einem sehr großen Theil der unabhängigen Presse zugegeben. Nur den Ausdruck „Fälschung" wollen die meisten noch nicht gebrauchen— die Dinge uud Menschen bei ihrem richtigen Namen zu nennen, ist in unserer Zeit des moralischen Verfalls außer Mode gekommen. Daß Deutschland nicht das un- schuldige Lamm war, welches 1870 vom französischen Wolf überfallen ward, daß im Gegentheil von deutscher Seite der Krieg gewünscht und auf den Krieg losgedrängt wurde, und daß die„Redaktion" der Emser Depesche von sehr wesent- lichem Einstuß auf den Gang der Dinge war, das wird jetzt ziemlich allgemein als historisch feststehend an- erkannt— bestritten. Die nationalliberalen Fälscher des Liberalismus, der Schienen und überhaupt des öffentlichen Lebens vertheidigen natürlich die Depeschenfälschnng, erklären sie sogar für eine nationale Großthat, und rufen den Zorn des Himmels, der Polizei und der Staatsanwälte auf unser Haupt herab, weil wir der Fälschung die patriotische Maske abgerissen und den Fälscher an den Pranger gestellt und ihm das Brandmal des Verbrechens auf die Stirne gedrückt haben. Ten Denunzianten sei beiläufig bemerkt, das Kaiser Friedrich der Dritte den Fälscher der Emser Depesche genau so beurtheilt hat wie wir.— Für die Schaar derer, die sich die bequeme Lesart zurecht gemacht haben, die gefälschte Depesche habe bei der französischen Kriegserklärung keine Rolle gespielt, sei folgendes Telegramm, das die„Münchener Neuesten Nachrichten" heute in Originalaestalt verössent- lichen, zum Abdruck gebracht. Es ist das Telegramm, welches am IS. Juli zuerst die französische Kriegserklärung anzeigte. Es lautete: Paris , 15. Juli. Heute um 1 Uhr wurde dem Senate und dem gesetzgebenden Körper gleichzeitig die erwartete Regie rungsmittheilung gemacht. Dieselbe läuft ans die Kriegs- e r k l ä r u n g an Preuße» hinaus. Diese Kriegserklärung ist. wie es in der Mittheilung heißt, beschleunigt worden durch ei» Zirkular an die BertreterPreußens im Aus- lande, welches 1. einen Affront des Bot- schafters Benedettt gegenüber den, König von Preußen behaupte; 2. die Untersagung der Thron kandidatur des Prinzen von Hohenzollcrn verweigere; 3. dem Prinzen von Hohenzollern die Freiheit wiedergebe, die Krone von Spanien anzunehmen. Das fragliche Zirkular ist die E m s e r Depesche. Haust Du tneinen Heinrich, so hau' ich Deinen Heinrich— denken die geschorenen Jrrenpfleger, und schlagen aus Leibeskräften los auf die gescheitelten Alexianer in Bremen . Und es wird nun zu einer zweiten Auflage des Aachener Prozesses kommen. Die Bürgerschaft von Bremen hat folgenden Beschluß gefaßt: „In Erwägung, daß die hiesige Presse in den letzten Wochen über die städtische Krankenanstalt verschiedene Artikel gebracht hat, die in die weitesten Kreise der Bevölkerung Ausregung und Beunruhigung getragen haben, erachtet es die Bürgerschaft für geboten, dem lebhaften Wunsche des Publikums nach Ausklärung über die streitigen Angelegenheiten Rechnung zu tragen. Sie ersucht deshalb den Senat, ihr eine Mittheilung über die thatsächltchen Berhältniss». die in der Krankenanstalt und in bezug auf das Pflegepersonal herrschen, zugehen zu lassen. Und die Bielefelder Austaltsleitung hat gegen den Direktor Scholz, der die Anklagen fpezialisirte, die Beleidigungs klage eingereicht. So werden wir dem nächst die protestantischen Heinriche auf der Anklage dank sehen— Verzeihung, zunächst auf der Zeugenbank.— Junkerliches Christenthnm. Die mecklenburgischen Stände haben schon manches fertig gebracht, was für andere Sterbliche schwer verstäudlich ist. Jetzt haben sie, nach einem Bericht der„Volks- Zeitung", beschlossen, daß der Tod im Duell kein Grund zur Versagnng des k i r ch- lichen Begräbnisses sei. Andererseits aber soll das kirchliche Begräbniß streng untersagt bleiben bei Selbstmördern, selbst wenn sie notorisch geisteskrank gewesen sind.— Das ist echtes junker- liches Christenthum. Da bekanntlich die Junker weit öfter in Gefahr kommen, in Raufhändeln ihr kostbares Leben zu verlieren, als einen Selbstmord zu begehen, so ist für sie eine Ausnahme gemacht worden. Tie armen Teufel aber, die aus Roth oder selbst im Wahnsinn freiwillig ans dem Leben scheiden, mögen auch fernerhin in der Kirchhofs- ecke verscharrt werden. Sie sind ja keine Junker.— „Konservative Sozialdemokraten" hatte das „Leipziger Tageblatt " in Leipzig entdeckt. Wir berichteten in der Sonnabendnummer die Notiz, wobei uns aber eine kleine Ungenauigkeit unterlief. Unser Leipziger Organ schreibt: Zur Angelegenheit der dcutsch-katholischen Gemeinde bemerkt der„Vorwärts", daß an der Spitze der Gemeinde Herr Findel stehe. Das ist ein Jrrthum. Herr Findel gehört seit tinigen Jahren dem Vorstände nicht mehr an. Was das„Leipziger Anders als diesem Kopf die Lesen des 1894 er Stadt Bochum.< bewegung folgende Tageblatt" alS„konservative Kundgebung" bezeichnet, erledigt sich für uns, wie wir bereits bemerkten, ganz einfach dadurch, daß für uns Religion Privatfache ist, und hat mit dem„Boden der bestehenden Ordnung", den unsere Parteigenossen in der Ge- meinde nach dem„Tageblatt" damit betreten haben sollen, gar nichts zu thun.— in Menschenköpfen malt sich in elt. So möchte man ausrufen beim Handelska mfm e r b e r i ch t s der üs finden sich da über die Arbeiter- dem innersten Pulsschlag eineS Kapitalistenherzens entsprungene Sätze: Die sozialdemokratische Agitation hat, leider unterstützt durch das Verhalten einzelner Professoren, Geistlicher und sonstiger wohlmeinender, aber mit den wirklichen Verhältnissen zu wenig vertrauter Personen, selbstverständlich auch im ver flossenen Jahre ihr Treiben unermüdlich fortgesetzt und besonders in den größereu Städten immer weitere Arbeitskreise in ihr Netz gezogen. Indessen haben die Führer dieser Richtung wenigstens ein- gesehen, daß bei den gegenwärtigen ungünstigen wirthschaftlichen Ver- Hältnissen, trotz welcher stch die Arbeitslöhne im ganzen unverändert auf der Höhe des Vorjahres gehalten haben, die Waffe der Arbeitseinstellung mit Vorsicht angewandt werden muß. So sind, abgesehen von dem Berliner Bierboykott, im deutschen Reichsgebiet größere Streiks unterblieben. freulich ist es auch, daß selbst die in maßgebenden Kreisen hier und da in den letzten Jahren hervorgetretene anti- kapitalistische Stimmung und das über das rechte Maß hinaus- gehende Liebäugeln mit sozialistischen Bestrebungen neuerdings einigermaßen gedämpft erscheint. Pläne, wie die Ein- richtung obligatorischer Arbeiterausschüsse und die Ver leihung korporativer Rechte an die Gewerkvereine dürften vorerst von der Tagesordnung der öffentlichen Debatte verschwinden. Man sieht ein, daß derartige Maßnahmen nur dazu dienen würden, die sozialdemokratische Vergiftung in immer ausgedehntere Kreise zu tragen, und wird daher jede derartige Maßnahme darauf prüfen, ob sie der Sozialdemokratie Vorschub zu leisten geeignet ist. Welchen Trost muß der Mann empfinden, daß die Unterstützung der Sozialdemokratie durch Professoren und Geistliche sich nunmehr im Rückgang befindet. Wenn setzt die Sozialdemokratie nicht zu gründe geht,-- dann dürfte das Bochumer Kapitalistenherz zu der Einsicht kommen, daß unsere Partei auf eigenen Beinen marschirt.— Italien . In Rom wurde gestern das Fest der freiung" Roms, die am 10. September 1870 als Nachwirkung der deutschen Siege über Napoleon erfolgte, mit großem Pompe gefeiert. Unter der Diktatur C r i s p i's! Welcher Hohn!— Der 14. Juli— der 106. Jahrestag des B a st i I l e- sturms— ist in Frankreich ohne jegliche Feststimmung gefeiert worden— wie verschiedene Zeitungen ausdrücklich fest- stellen. Woher sollte auch die Feststimmnng kommen? Die Freiheit und die Gleichheit„siegte" in der französischen Revolution. Wo ist aber heute die Freiheit und die Gleichheit? Die Gleichheit äußert sich in Ausnahmegesetzen, durch welche die Bourgeoisie das Proletariat, ihren Bruder vom „dritten Stande", knebeln will— und die Freiheit besteht wesentlich darin, daß die Panama -Spitzbuben nicht im Zuchthaus sind. Unter solchen Uniständen ist die Feier der Libertö-, Egalitö- Revolntion die reinste Heuchel Komödie. Und sie wird es b l e i b e n. bis der Sozialismus die von dem Kapitalismus verfehnüen Grundsätze der„großen Re volntion" znr Geltung gebracht hat.— Auch die französische Kammer hat nun ausgelitten. Sie ist gestern in die Ferien gegangen, nachdem das Gesetz zur Regelung der Militärpflicht von Abgeordneten»och verabschiedet worden ivar. Genosse M i r m a n kann nun nicht mehr durch den Unteroffizier an der Ausübung seiner Abgeordnetenpflichten gehindert werden.— Englische Arbeiterkandidaturen. Von unserem Londoner Korrespondenten erhalten wir nachstehende Liste der für die gegenwärtige Parlamentswahl anfgestcllten Arbeiter- kandidaten. Die Liste ist noch nicht ganz vollständig— es können in letzter Stunde noch einige Kandidaturen hinzu kommen und einige auch wegfallen: S ozialdem ocratic Wahlkreis Wählte Federation S. M. Hyndman . W. Hobart G. Lansbury F. I. Jones 1892 Burnley (Lancashire ) Liberal South Salford(Lancashire )Konservativ Walworth(Süd-London) Liberal Northhampton„ Jndepcndent Labor Party (Unabhängige Arbeiterpartei) I. Keir Hardie W. Parnell I. Serton Veto Curran R. Tattersall Fr. Brocklehnrst Dr. R. Pankhurst I. Johnson Bn. Tillct Ed. Hartley John Lister Rüssel Smatt Arth. Shaw Geo Barnes PH. Suoivdon Tom Mann Tom Mc Carthy I. Hobson I. Burgeß Fr. Hammill I. R. Macdonald Geo Cbriftie A. P. Dipper I. Shaw Maxwell Prof. R. Watson Rob. Smellie I. E. Wollacost Frank Smilh Ed. Marsden James Macdonald W. Small A. Haddow R. Eh. Roberlson I. L. Mahon CS South West Ham(östlich v. London ) Fulham(West-London ) Ashton under Lyne Burrow in Furneß Preston Bolton Gorton North Gast Manchester West Bradford Dewsbnry Haltfax Hnddersfield South Lceds Rochdale Keighley Colne Valley West Hull Cardiff oder Bristol Lelcester Newcastle on Tyne Sonthampton Hyde(Cheshire Jarrow(Durham ) Bezirk Blackfriars „ Bridgston „ Camlnchie „ Tradeston . Rollot Central Dundee Falkirk Burghs Govan Stirlingsbire North Aberdeen Soz. Konservativ K> => 3 ff Liberal Konservativ Liberal ILib., 1 Kons. Konservativ Liberal Lid. Union Liberal Konservativ Liberal Arbeiterkandidaten, die von den Liberalen unterstützt werden: John Burns Baitersea(Süd-London) Soz. El. Edwards Tottenham(Nord -London )Konservativ I. Aspinwall Wigan (Lancashire )„ Ch. Maddison Mid-Hull(Yorlshire) Ev. Harford Northhampton Liberal und noch ca. 1 Dutzend. Wie ein Telegramm uns meldet, ist Hobart, der zweite aus obiger Liste, mit 813 Stimmen gegen den Kon- scrvativen Bnrgeß, der 4009 Stimme» bekam, erlegen.— Der Verlauf der englischen Wahlen läßt stch für die Liberalen sehr schlecht an. Man kann zwar aus de» Ziffern der ersten Wahltage noch keinen festen Schluß ziehen, allein bis heute haben die Liberalen schon 8 Sitze verloren, während� sie nur einen gewannen, so daß die Hälfte ihrer„Majorität" ihnen schon entrissen ist. Die noch ausstehenden Wahlen bieten aber den Unionisten entschieden günstigere Chancen als die bereits entschiedenen. Eine Unionistenmajorität, steht schon jetzt mißer Zweifel.„Der Zug der öffentlichen Meinung"— das läßt sich nicht verkennen— ist stark gegen den Liberalismus, der sich unter Rosebery gar zu jämmerlich gezeigt, und dem der alte Gladstone durch seine Weigerung, nochmals zu kandidiren, den Genickfang gegeben hat. Der alte Gladstone will sein Andenken nicht mit dem schäbigen Niedergang des Liberalismus belasten.— Die Kubanischen Aufständischen scheinen nach und nach Herr der Situation zu werden. Nach einer Depesche aus Habana haben die Insurgenten die Eisenbahn zwischen Nnevitas und Puerto Principe , sowie die Telegraphenleitungen zwischen Nnevitas und San Migusl zerstört; auch wurden die Brücken von ihnen unpassirbar gemacht._ parket-Machvichten. Den Parteigenosse» geben wir hiermit bekannt, daß in der polnischen Arbeiterversammlung am 24. Juni der Genosse M. G o sei n s k i zum Vertrauensmann für Berlin und Um- gegend gewählt ist. Bei allen Anfragen betreffend die polnische Arbeiterbewegung wende man sich daher an M. GosctnSkt, Berlin v, Blumen st r. 33, H o s 1. Ter linke Flügel der Mannheimer Liberalen hatte stch der Sozialdemokratie zu einem Bündniß bei der L a n d- t a g s w a h l in empfehlende Erinnerung gebracht. Daraus antwortete die„Volksstimme":„Die sozialdemokratische Partei schließt keine Kompromisse, sie verläßt stch ans ihre eigene Kraft. Unsere Parole lautet: Entweder Dreesbach und Geiß oder gar keiner. Entweder mit Ehren siegen oder unterliegen!" AnS dem Kreise Meseritz- Bomst wird nnS geschrieben, daß der Rückgang der sozialdemokratischen Stimmen bei der jüngsten Reichstagswahl im Fehlen der den Sommer über aus- wärts beschäfligten Arbeiter seine Ursache habe. Zu der Abstimmung des Gemeinderathsmitglieds Mülle» in W i l k a u i. S. über die Kriegerdenkmals-Slngelegenheit, wogegen das„Sächsische Volksblatt " scharf Stellung nahm, wurde diesem aus Wilkau u. a. geschrieben, daß es sich um ein neues Kriegerdenkmal überhaupt nicht handelte, sondern um die wegen eines Straßendurchbrnchs vorzunehmende Wegschaffnng des alten Denkmals und dessen Neuaufrichtung auf einem anderen Platze. Wären die 300 M., die dafür(wohl von den Militär- vereinen, als den vermuthlichen Errichtern des Denkmals?) ge- fordert wurden, nicht bewilligt worden, so wäre die Beseitigung und Wiederaufstellmig des Denkmals von der Gemeinde zu be- sorgen, was mehr Kosten erfordern würde. Auch habe Müller nicht Militärvereinler für uns gewinnen, sonder» die- jenigen von ihnen, die bisher bei den Wahlen immer für die sozialdemokratischen Kandidaten stimmten, uns angesichts der be- vorstehenden Landtagswahl erhalten wollen. Auf der Höhe des Mainharder WaldeS, auf der Somien- wiese in Finstmolh, veranstalteten die Parteigenossen von Weinsberg in Württemberg kürzlich ein Parteifest. DaS Wächter'sche„Sonntagsblatt' berichtet darüber: Die Partei be- steht hier aus lauter Kleinhandwerkern und Kleinbauern, denn im ganzen Bezirk ist keine einzige Fabrik und im Umkreis von ftinf Stunden auch keine Stadt. Bon allen Seiten waren die Genossen herzngeströmt, um an dem Feste theilzunehmen. Ein deutlicher Beweis, daß man auch aus dem Lande etwas erreichen kann. Polizeiliche», Gerichtliches»e. — Wie seinerzeit ini„Vorwärts" mitgelheilt worden ist, hatte die Nnitshauptmannschaft in Pirna den dort domiziliren- den sozialdemokratischen Verein für den 8. sächsischen Reichstags- Wahlkreis aufgelöst, als der Vorsitzende dieses Vereins, Genosse T e i ch m a n n, ihrem Verlangen nicht nachgekommen war, die Mitgliederliste einzureichen. Die Amtshanptmannschaft stützte ihre Forderung darauf, daß der Berein in dem zu ihrem Amts- bereiche gehörrgen Ort Dohna Versammlungen abgehalten hatte. Der Vorsitzende hielt aber das Verlangen für ungesetzlich und kam ihm deshalb nicht nach. Die Amtshauptmannschait hatte den Stadtrath von Pirna von der Auflösung des Vereins nicht unterrichtet. Infolge dessen erklärte dieser dem Vorsitzenden des Vereins, die Auflösung treffe nicht den Stadtbezirk, folglich auch nicht die dortige Thätigkeit des Ver- eins. Demgemäß arbeitete der Verein im Stadtbezirk Pirna weiter. Nun wurde gegen Teichmann Anklage erhoben. Das Schöffengericht hat dieser Tage auf Verurtheilnng erkannt. Teich- mann soll 30 M. Geldstrafe zahlen. Begründet wurde das Urthsil mit der Behauptung, K 4 des Vereinsgesetzes räume unbedingt der Amtshanptniannschaft das Recht ein, für Versammlungen in ihrem Bereiche die ihr nöthig erscheinenden Auskünsle zu ver- langen. Nach dieser Auslegung hätte jede Ortsbehörde das Recht, Auskünfte über einen Verein zu verlangen, wenn er in ihrem Bereich eine Versammlung abhält. Natürlich wird das Urtheil angefochten. Die Beschwerde, die gegen die Auflösung des Vereins eingelegt war, ist bis heute noch nicht be- antwortet. — Ans der Vogelwiese in Zwickau hatte der Parteigenosse Müller, dem seine Freunde den Spitznamen„Nunc" gegeben haben, diesen Namen auf dem Schild an seinem Schankzelt an- bringen lassen. Die heilige Hermandad befahl ihm die Ent- fernung des Spitznamens, weil„unter dem Name» Nune eine sozialistische Idee zu erblicken" sei. Für den Fall, daß er dem Gebote nicht nachkäme, sollte Müller's Zelt geschloffen und ihm eine Geldstrafe von 20 M. auferlegt werden. Um sich nicht das Geschäft verderben zu lassen, änderte Müller, wie man uns schreibt, die Aufschrist des Schildes folgendermaßen um: Zur Rune . Max Müller ". Jetzt scheint sich Zwickau und der sächsische Staat vor der neuen„sozialistischen Idee" gerettet zu hallen. Wenigstens ist die heilige Hermandad noch nicht wieder bei dem gefährlichen Zeltbesitzer gewesen, auch das ihm an- gekündigte Strafmandat hat er noch nicht bekommen. Soziale Avbvvlktlzk. Den Bau von Wohnhänsern ans dem Lande, und zwar für P o st u n t e r b e a m t e, hat der Staatssekretär des Reichs- Postamts angeordner, weil— wie es heißt— Klage geführt worden wäre, daß die Postunterbeamten an ihrem Beschäftignngs- ort auf dem Lande mitunter keine Wohnung bekommen könnten. Die Wohnhäuser bleiben selbstverständlich Eigenlhum des Reichs. Es soll möglichst darauf Bedacht genommen werden, daß zn den als ausreichend groß gedachte» Wohnungen je ein Stück Garten zugegeben werden kann. Unter keinen Umständen darf die Miethe den Betrag des Wohnungsgeldzuschusses für den betreffenden Ort übersteigen. Man hofft, daß die Maßregel„sicherlich mit Freuden" anfgenommen werde. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Eins steht bombenfest, nämlich daß durch das Wohnen in dem „reichseigenen" Hause der Postbeamte in noch größere Abhängig- keit von der Postverwallung kommt. Auf dem Gute Tornof bei Prenzlau sollen kürzlich ein Gefreiter und 12 Mann von der 7. Kompagnie des 64 Regiments fünf Tage lang für einen Lohn von täglich l.2S M. beschäftigt worden sein. Falls das zutrifft, möchten wir das Kriegs- Ministerium bitten, mitzntheilen, was das für militärische Arbeiten gewesen sind, die die Soldaten auf dem Gute zn ver- richten hatten. Etwa Gutsbesitzern Arbeitskräfte zu liefern, azu ist das deutsche Heer verfassungsmäßig nicht da.
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