Nr. 139 ♦ 43. Jahrgang
7. Beilage ües vorwärts
Mtttwoch, 24. März 1924
Die Schulentlassungen stehen vor der Tür, und für viele Jugend' llche ist die Frage der Berufswahl noch ungeklärt oder hat eine mehr oder weniger vom Zufall geleitete, oberflächliche Lösung gefunden. Das gilt namentlich für die Mädchen, bei denen die Modeberufe eine besondere Rolle zu spielen scheinen. Hier ist es besonders der Beruf der K o n t o r i st i n, der noch immer eine außerordentliche Anziehungskraft für Geeignete und Ungeeignete besitzt. Um tünf. tigen Enttäuschungen vorzubeugen, sei einiges aus der Berufsberater» tätigkeft hierüber mitgeteilt. Ein unbefrieüigenöer Secuf. Aus keinem gelernten Frauenberuf ist die Abwanderung so stark wie au» dem der Kontoristin. Man könnte dies auf vorübergehende ungünstige Konjunktur zurückführen. Aber die vielen älteren Be- russtätigen, die sich nach Veränderung sehnen und zu einem sehr großen Prozentsatz Kontoristinnen sind, sagen immer wieder, daß der Beruf sie Innerlich zu wenig befriedigt, daß sie ihre Arbeit nicht interessiert, daß sie nicht länger gleichgültige Korrespondenzen führen. sondern mit lebendigen Menschen zu tun haben wollen. Man kann Sich des Eindrucks oft nicht erwehren, daß manche nur aus einen alschen Zweig des kansmännischen Berufs geraten ist und als Der» käuferin z. B. glücklicher geworden wäre. Nicht daß dieser Beruf an sich leichter ist. Er verlangt viel Stehen(leider oft mehr, als in oer Natur des Berufs begründet ist. denn es könnte vielfach noch bester für bequeme Sitzgelegenheiten gesorgt werden für di« Zwischenzeiten, in denen nicht zu bedienen ist): er verlangt auch mehr oder weniger Tragen» und Hebenkönnen, und vor allem gesund« Nerven. Wichtig ist ferner eine angenehme Erscheinung und guter Geschmack in Kleidung und Haartracht. Auch stellt der Berus nicht geringe seelische, geistige und sittlich« Anforderungen: Geduld, freundliches Wesen, rasche Anpastung an die Wünsche der Kundschaft, gutes Schreiben und Rechnen, peinliche Gewissenhaftigkeit, Ehrlichkeit und Festigkeit gegen Versuchungen im Beruf. Diese vom Berussamt in Frankfurt a M. zusammengestellten Berussanforderungen müssen erfüllt werden, wenn eine Frau im Derkäuf.erinnenberuf vorwärts kommen will. Wenn er weniger begehrt ist, obgleich der ständige Verkehr mit Menschen, das Eingehen aus die verschiedensten Wünsche vielen Frauen besonders gut liegt, so ist dafür zum großen Teil die geteilt« Arbeitszeit verantwortlich zu machen. Man sollte sich aber beizeiten überlegen, ob nicht ein für ein Mädchen vielleicht reizvollerer Beruf, der ihr nur die Abende frei läßt, einer Tätigkeit mit durchgehender Arbeitszeit vorzuziehen ist, wenn diese Ihrer Natur weniger entspricht. Dom gesundheitlichen Standpunkt aus ist, wie viele neuere Untersuchungen festgestellt haben, die durchgehende Ar- beitszeit überhaupt bedenklich und wer nicht mit Lust und Liebe bei der Sache ist, wird doppelt unter der scharfen Anspannung leiden. Ueberfüllung. Wenn auch in erster Linie die persönlichen Anlagen und Nei» gungen entscheidend sein sollen, so müsten doch auch die Erwerbsaus- sichten in Betracht gezogen werden. Hierüber sind noch falsche Vor-
stellungen verbreitet. Man ist geneigt, die Ueberfüllung des Kon- toristinnenberuss für eine vorübergehende Erscheinung zu halten und von besserer allgemeiner Wirtschaftslage eine erhebliche Steige- rung der Nachfrage zu erwarten. Gewiß, ganz so schlimm wie gegenwärtig wird es wohl nicht bleiben, wo in einem großstädtischen Bezirk 435 Stellungsuchenden 20 offene Stellen gegenüberstehen! Aber auf eine umwälzend vermehrte Nachfrage Ist überhaupt nicht mehr zu rechnen, und zwar aus einem nicht genügend bekannten Grunde: Es vollzieht sich nämlich im Kaufmännischen dieselbe Eni- Wicklung wie in der Industrie: es werden immer mehr Maschinen an Stelle von Arbeitskräften verwendet. Vermutlich ist diese Entwick- lung bisher deshalb nicht beachtet worden, weil man von der In- dustrie her gewohnt ist, nur Muskelleistungcn und Leistungen der Fingerfertigkeit von der Maschine übernommen zu sehen. Heute gibt es aber bereits Maschinen, welche in hohem Grade menschliche Verstandesfunktionen übernehmen können: Addiermaschinen, Konto- korrentmaschinen, Rechnungsschreibmaschinen u. a. m. In Amerika sind diese Hilfsmittel viel verbreiteter als bei uns, und sie werden unzweifelhaft auch bei uns in großem Umfang eingeführt werden, und zwar um so rascher, je schneller die Wirtschaft sich wieder erholt und mehr Betriebskapital zur Verfügung steht. Einige Richtlinien. Dieser Hinweis hat nicht den Zweck, die wenigen, wirklich Ge- eigneten von dem Beruf fernzuhalten, sondern nur den ungesund großen Zudrang abzudämmen. Sehr tüchtige Kontoristinnen werden auch in Zukunft ihr Brot finden. Zur Selbstprüfung seien zun, Schluß in etwas gekürzter Form die Richtlinien mitgeteilt, die das Städtische Berufsamt in Frankfurt a. M. klar und treffend zu- sammengestellt hat. Danach verlangt der Beruf von der Kontoristin, daß sie 1. gesunde Nerven und Augen hat, nicht blutarm und bleich- süchtig ist und sitzende Tätigkeft im geschlossenen Raum vertragen kann: 2. aufmerksam ist, schnell und richtig auffaßt: S. sich nicht ablenken läßt, scharf denken und selbständig arbeiten kann: 4. ein gutes Gedächtnis hat: 5. eintönige Arbeit mit gleichbleibender Lust tun kann: S. mindestens die erste Volksschulklasse durchgemacht hat und zu den besten Schülerinnen ihrer Klasse gehört: 7. tadellos richtig schreibt und sicher rechnet; 8. eine klare und schöne Handschrift hat: S. unermüdlich strebsam ist und mit eisernem Fleiß alle Mög- lichkeiten zu ihrer beruflichen Weiterbildung benutzt. Des Mädchens klage. Der folgende Stoßseufzer einer Stenotypistin, voll bitteren Er- innerns, ein wenig sarkastisch gefärbt, mag bei dieser Gelegenheit auch hier stehen: Lieber Gott , warum hast du ausgerechnet eine Stenotypistin aus mir gemacht? Doch nein, diese Kateridee stammt ja leider von
mir. Gibt's denn heute ein überflüssiges Möbel? Der Bedarf ver. hält sich zum Angebot wie 1: 1000. Wie wäre es mit Anprobier- dame 42er Größe? Auch wenig begehrt. Und dann, den ganzen Tag im Drillichkittel lauern müssen, ob Frau Kommerzienrat S. (200 Pfund Lebendgewicht) geruht, ihrer Garderobensammlung ein neues Stück einzuverleiben? Die verhältnismäßig größte Nachfrage ist noch nach Buttervcrkäuferinnen(allerdings mit Branchekennt. niffen). Neulich gab ich mal ein Inserat auf, in dem ich außer meinen bureaukratischen auch meine gesellschaftlichen Talente, als da sind:
Weltgewandtheit, Menschalität, heiteres Wesen usw. ins Treffen führte. Daraus erhielt ich zwei Angebote: Nr. 1 war ein allein- stehender Herr aus dem Grunewald. Hoffnungsfreudigen Herzens eile ich ans Telephon. Doch es war wieder mal nichts. So viel- seitig, wie der mich haben wollte, bin ich leider nicht. Ich sollte sämtliche Hausarbeit(auch die Küche) besorgen, im Bureau tätig sein und die etwa verbleibenden„Musestunden" mit Musik und Frohsinn ausfüllen. Der Mann war gar nicht so dumm. Nr. 2 war ebenfalls eine Niete, aber wenigstens eine amüsante. Der Chef eines Bürsten- und Pinselgeschäfts(er selbst war die lebende Reklame des letztgenannten Artikels) offerierte mir den Vertrieb eines— „Staubsaugers". Der Schlaumeier. Der kalkuliert wiederum fol- gendermaßen: Sie nennt sich weltgewandt, dann wird sie es auch
der musikalische Analphabet für entsetzlich hält, demnächst als Be- reicherung des Jazz-Band Verwendung findet, und zieht das alles nicht, daim macht sie sich infolge ihres heiteren Temperaments den Teufel daraus, wenn man sie an die Luft setzt! Schwer, schwer, schwer!
Konzert des Männerchor«..Friedrichshain ". In der Aula des Reformrealgymnasiums Lichtenberg, Parkaue, veranstaltete der Männerchor„Friedrichshain "(Mftgl. d. DASB.) einen Liederabend. Neben Chören von Nagler, Heinemann, Kann und Seidel brachte er einen Liederzytlus„Lieder eines Dorfpocten" zur Erstaufführung. Der Text ist von Franz Peter Kürten und die Komposition von Heinrich Kasper Schmid. Das Ganze besteht aus sechs Liedern, die fließend und tonschön komponiert sind. Allerdings wirkt manchmal ein festgehaltenes, getragenes Tempo ermüdend. Die Lieder sinl: in ihrer Gesamthaltung sentimental, nur das letzte„Der Gold« schmied van Köln" bewegt sich in lebhafterem Tempo. Alles ist empfunden in der Art der alten Gesellen- und Wanderlieder. Der Männerchor„Friedrichshain ", unter Leitung des Chormcisters Franz Lorenz, war ein guter Interpret des Komponisten. Der Chor klang rein und entwickelte stellenweise einen überraschenden Wohlklang. Franz Lorenz hat ausgeprägtes Empfinden für Tempo und Rhythmus und für Schattierung der Stimmen. Als Solist wirkte der Harfenist Otto Müller , Mitglied des Philharmonischen Orchesters. Er spielte eine Thomas'sche Phantasie„?,m Herbst" und die beiden Kompositionen von Porisch Alvars„Barcarole " und „Piratenmarsch". Besonders klangschön gelang ihm die„Barcarole ".
Gnkel Moses . Roman von Schalom Asch . Er erweckte einen Reiz in ihr. Doch Dr. Goldstews elek- Irische Maschinen, welche Onkel Moses' träges Blut wärmten und erfrischten(der Onkel gebrauchte sie insgeheim), waren nicht imstande, den Onkel jung zu machen. So weckte er sie aus ihrem Mädchentraum und war nicht imstande, ihr einen anderen, einen Wahrtraum zu schaffen... Sie war wie eine Braut, die zu einer Hochzeit geladen ist, auf der der Bräutigan fehlt... Wie ein junger, frischer Sprößling unter einer Glasglocke, dessen Erde gedüngt und dessen Wur- zeln gewärmt werden, doch dessen Zweige durch das Glas beengt sind.... Durch jede Berührung, durch jede ihrer Zärtlichkeiten machte sie ihn edler und schöner, pflanzte sie in ihm neue Sehnsüchte nach dem Leben ein, doch sie selbst wurde häßlicher und roher. Wie der Pharao , welcher bei Nacht in Kinderblut badet, ging der Onkel bei Tag gut, freundlich, strahlend und lächelnd umher, besser zu den Menschen und zu Gott . Sein Herz, welches mit dem Kinderblut genährt war, das er des Nachts getrunken hatte, wurde weicher, fühlender und mensch- sicher... So nährte Mascha Nacht für Nacht mit ihrer Mädchenunschuld und ihrem Iugendadel tropfenweise einen fremden, alten, dürren Dorn. Der Dorn begann zu blühen, und sie selbst verdorrte... In der ersten Zeit empfand sie Scham. Sie meinte, alle wüßten es, alle sähen ihre Mädchengeheimnisse, welche der Onkel enthüllt hatte, und sie lägen nackt und bloß vor der gcuren Welt— daher schloß sie sich tagelang in ihrem Zim- mer ein, verschloß sie sich vor den Menschen, schämte sich, in den Spiegel zu schauen, ihr eigenes Antlitz anzusehen, ihre eigene Schwester zu sehen. Dann ergriff sie Sehnsucht nach ihren Mädchenjahren. Sie liebte es, sich mädchenhaft zu kleiden wie zu der Zeit, da sie noch in der Pension gewesen war und erinnerte sich an den kleinsten Umstand, der sich ereignet hatte, als sie noch ein Mädchen war. Die Gespräche mit ihren Freundinnen, ihr Spiel mit Charlie und ihr Spott über ihn— jede Kleinigkeit rief bei ihr unendlich viele angenehme Erinnerungen hervor. Sie schloß sich ganze Tage lang ein. zog ihre Schulbücher und Schuchefte. die sie als Andenken behalten hatte, alte Briefe, die sie einmal von Freundinnen bekommen hatte, Geburts- tagsgeschenke, Souvenirs und anderes unschuldiges Spielzeug hervor und füllte damit ihre leeren sehnsuchtsvollen Tage aus. Oft dachte sie an Charlie und versuchte sich in ihrer Phantasie vorzustellen, was geschehen wäre, wenn sie den Onkel
nicht geheiratet hätte. Ein ganz anderes Leben stieg vor ihr auf. Sie sah sich als Arbeitsrmädchen, als Stenographin in einem Bureau sitzen und acht Stunden im Tag arbeiten, sah sich Charlie helfen, damit er die Universität weiter besuchen könne. Und jeden Abend wartet er auf sie vor dem Bureau, sie beide gehen in einem billigen Lunchroom essen, gehen zu- sammen spazieren, zu einer Vorlesung oder in eine Bibliothek. Wenn sie etwas einkaufen will, treffen sie sich am Samstag nachmittags vor einem großen Warenhaus. Sie hat ihr Gehalt bekommen, und nun suchen sie beide ein Kleid für sie aus. Charlie muß sagen, wie es ihm gefällt, sie zieht das Kleid sofort an. Charlie den neuen Ueberzieher. und sie gehen zusammen zu einer Matinee.... Dann wurde ihr das Leben langweilig. Bei Tag, wenn der Onkel nicht da war, füllte sie die Stunden mit Träumen aus— doch die Abende waren für sie furchtbar. Sie war der Porzellanhunde und-katzen und des abgeschmackten, geschlif- fenen Glases überdrüssig, das aus allen Winkeln glänzte, stumm war, nichts sogen konnte, jeden Tag sich gleich blieb und sich nie veränderte. Jeden Abend dieselben Zimmer, dieselben Lampen und derselbe Onkel! Dasselbe Lächeln, dasselbe „Mascha, dear darling": die LangeweUe zusammen mit dem alten Onkel war unerträglich. Mascha bekam jeden Abend Kopfschmerzen vor Langeweile. Wie man sie in schlechter Lust bekommt.... Jeden Abend dasselbe: das blöde Essen, zwecklos und unnötig— hier und da Kino, so oft dieselben freud» und lustlosen Eltern, welche durch übertriebene Güte und Untertänigkeit lästig fallen. Die Mutter treibt Politik mit den Angestellten im Geschäft und den Landsleuten der Familie, und der Onkel und der Vater erzählen einander gemeine Witze. Und dann die beschämenden und schmach- tenden Nächte, beschämend durch künstlich geweckten Reiz und beleidigt durch ohnmächtige Begierde, in denen sie das Gefühl hat, als wäre sie von leblosen Strahlen aus einem kalten Glas gewärmt, als wäre sie ein junges, starkes Füllen, welches mit papierenem Gras gefüttert wird.... Oftmals kam Sam an den Abenden zu Besuch. Er verfolgte Mascha schon lange mit seinen stumm beredten Blicken, und als das Leben ihr langweilig wurde, begann sie die stumm bettelnden Blicke zu beachten. Sams Gesicht glich dem des Onkels, doch es war jünger und kräftiger, die Nasenflügel lebten noch, und die Unterlippe zitterte vor Kraft und Frische. Er war der Onkel, nur jünger und brutaler, sprach viel, lachte viel an den Abenden und zeigte die starken, weißen Zähne, welche zwischen den Lippen hervorlngten. Und manchmal kam es Mascha wirklich so vor, alz stände der Onkel vor ihr. nur jünger und brutaler.... Sam befolgte den Rat seines Vetters Mones: »Mach' dich an di« jung« Frau heran; wa» du beim Wen
nicht Haft erreichen können, das wirst du durch sie erreichen..." Und so oft er Gelegenheit dazu hatte, erwies er Mascha Auf- mcrksamkeiten. Erst geschah es aus Anhänglichkeit ans Geschäft. Doch als er begann, sie näher zu betrachten, als er ihre Stille und ihr leidendes Schweigen bemerkte, da rührte ihn etwas. Er verliebte sich in sie. Ihr zu Liebe löste er die Verlobung, welche er seiner Geschäftskarriere zuliebe' ein- gegangen war. Seine Empfindung zu Mascha beeinflußte fein Benehmen. Er schwieg und wagte mit keinem Wort, mit keiner Bewegung, sie zu beleidigen oder seiner Empfindung Ausdruck zu geben. Er war viel mit ihr allein, begleitete sie oft vom Geschäft heim und verbrachte mit ihr die Abende, wenn der Onkel mit seinen Versammlungen und Vereinen beschäftigt war. Er vertraute ihr alle seine Pläne an und fragte sie um Rat wegen seiner Verlobung. Das brachte sie ihm näher. Und Sam wurde ihr ein wahrer, ergebener Freund. Sein Gefühl für sie wurde so stark, daß der Bursche bereit war, alles für sie zu tun. Ihr zuliebe änderte er sein Benehmen. Es wurde anständiger und schöner. Da er sich vor ihr im besten Lichte zeigen wollte und nicht wußte, wie er dies tun konnte, begann er einen deutschen Tempel zu besuchen. Er vermeinte, damit würde er Mascha gefallen. Er lernte englisch schreiben und begann sogar Bücher zu lesen Auch seine Art, sich zu kleiden, änderte sich. Sam erwies Mascha stille, ergebene Treue, und diese Treue machte ihn edler und schöner. 3. Im Hause herrschte Stille. Die Hausmädchen gingen ausi den Zehenspitzen umher, als wäre ein Toter im Hause. Nur von ferne, aus einem im äußersten Ende der Villa gelegenen Zimmer drang unterdrückte Bewegung. Eine Tür ging auf und zu, ein Instrument klirrte, ein kurzer Befehl wurde leise gegeben, und Tritte gingen still und behutsam. Im Salon, welcher selten benutzt wurde und durch die Kälte des Unbewohntseins einen unheimlichen Andruck machte, ging der Onkel ruhelos auf und ab, biß die Nägel vor Ungeduld, und fein Ge cht war bleich und verzerrt von einigen schlaflosen Nächten. Seine Augen leuchteten in Furcht und Hoffnung. Er biß sich in die Finger und murmelte vor sich hin: „Vater, Mutter— Gott— hilf mir— ich will alles tun, alles, alles— nur hilf mir— laß sie nicht leiden, Vater — laß sie nicht, es ist doch zum Erbarnien— o, o." Im nächsten Zimmer gingen Schrttte, jemand lief durch, der Onkel stürzte hin. „Was gibt es, Schwiegermutter? Was?" „Gott hilft, Mojfche, Gott hilft— schweige. Der Doktor ist drinnen." (Fortsetzung folgt.)