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Ueberzeugung, fein Gebante, fein menschliches Empfinden, I entwurf, der dem Boltsbegehren zugrunde gelegt worden Auf je 10 Mitglieder einer Straßenzelle, jedoch auf nur 5 einer tein Anstand, teine Logik. Und dabei der innere 3miespalt, ist, steht zu diesen Grundsägen in schroffem Widerspruch. Betriebszelle sollte ein Delegierter zur Stadtversammlung Düsseldorf  nämlich die Möglichkeit, von den Geschworenen alles zu er- Der Reichsausschuß spricht daher der Fraktion sein volles Vertrauen kommen. reichen, meinetwegen die Bejahung der Frage, daß Matteotti   aus. Er ist mit ihr darin einig, daß in dieser schwierigen Frage eine Der erbitterte Widerstand der Mitgliedschaft verhinderte den es war, der seine fünf Mörder gewaltsam verschleppt hat, und Lösung gefunden werden muß, die die allgemeine Berichamlosen Statutenbruch und Spaltungsversuch. die von oben gewünschte Verhinderung sofortiger Freilassung. ar mung des deutschen Boltes und die Pflicht aller So daß Farinacci gleichsam seine eigenen Worte zurüd Boltsgenossen, die Folgendes verlorenen Krieges macht werden, beweist der in Hamburg   tatsächlich getätigte Wahl­Daß alle diese Dinge einheitlich und auf Befehl des 3.-K. ge schlucken mußte, aus der sicher unbegründeten Angst, die Ge- mitzutragen, in vollem Maße berücksichtigt, aber macht werden, beweist der in Hamburg   tatsächlich getätigte Wahl­schworenen tönnten sie ernst nehmen. auch den in der Berfassung der deutschen   Republit gewährleisteten Schutz des Privateigentums und den christlichen Rechts­grundfäßen Rechnung trägt. Der Reichsausschuß ist überzeugt, daß die Fraktion mit allem Nachdruck dahin streben wird, eine beiden Notwendigkeiten entsprechende Lösung zum schleunigen Abschluß zu bringen."

Das einzige, worin die Verteidigung der Angeklagten wirklich, Erstaunliches geleistet hat, ist die Schamlosigkeit. Der Rechtsanwalt Troilo hat sich nicht geschämt zu sagen, daß außer der Mutter und Gattin Matteottis aufrichtige Tränen um ihn nur von Dumini geweint worden feien. Derselbe Redner sprach auch aus dem Leben dessen, der sein Beterland verleugnet", den Anspruch auf Rechtsschutz ab. Und wie sie den Toten zu besudeln suchten, so besudelten sie sich selbst, denn die Beschreibung, die de Cicco vom kleinen Italien  " machte, dem der vorfaschistischen Zeit, stellt so ziem­lich das gemeinste dar, was man von dem verkommensten Balkanstaat sagen könnte, was sich aber zu sagen der vor= tommenste Bürger eines solchen Staates schämen würde.

Etmas Jämmerliches war die Rede von Farinacci  Er bedauerte, daß ihm die Prozedur( sic!) verbiete, als Zivil­partei die Opposition unter Antlage zu stellen, verhöhnte dann Mateotti, dessen letzten Worte gewesen seien:" Hilfe, Hilfe"( aber er starb doch an Lungenblutung, unter Leuten, denen sein Tod das Herz zerriß!) und vertrat die Forderung, den an der Körperverlegung Schuldigen die schwere Provo­tation zuzubilligen.

Matteotti   hat gestanden, daß er an der Ermordung Bonfervizis beteiligt war, daher der Schmerz, daher die But, hier die Pro volation, hier der Grund zum Fauftschlag, der die Zungenblutung

auslöfte."

So stempelt man den, der wehrlos unter Mörder gefallen ist, zum Mordgesellen, weil man seinen Mund auf ewig ge­schlossen weiß.

Was follen wir weiter in diesem Schlamm wühlen? Als ein nuglofes Opfer der Geschichte" wäre, nach den Worten dieser Leute, Matteotti   gefallen. Die Herren fennen teine Fruchtbarkeit, die nicht aus dem Schlamm stammte. Für sie ist nutzlos, was sich nicht in Geld und Gut, in Amt und Würden, in Autos und Bankdepots umseßt. Und da ist frei­lich ein Grab in einem Waldwinkel ein nußloses Grab, und nuglos das Sterben dessen, den Mörderhände nackt in dieser Grube verscharrten. Aber ein Bolt und eine Nation haben ideelle Reichtümer, die nicht in Banten   deponiert werden fönnen, und fein Wahrspruch der Geschworenen fann über sie zur Tagesordnung übergehen. In anderen Zeiten wird man den Prozeß Matteotti   im Ernst abhalten. Aber das ist nicht das Wichtigste. Wie der Leib unseres Toten in der Grube an der Quartarella in gewaltsamer Berrentung gepreßt wurde, um dann den Grabraum zu finden, der jedem Loten zukommt, fa wird auch, nach der gewaltsamen juristischen Berrentung von Chieti  , der strafenden Gerechtigkeit der Raum werden, der ihr ziemt. Wichtig ist, daß das ganze Bolf den Reichtum diefes Todes erfaßt, daß die fittliche Sonnenfinsternis ein Ende habe, in deren Dunkel es nuglos erscheint, wenn ein Mensch in den Tod geht für seine Ueberzeugung.

Nichts gelernt!

Reichsausschuß des Zentrums zur Fürftenabfindung. Der Reichsparteiausschuß des Zentrums hat sich mit der Frage der Fürstenabfindung beschäftigt und folgenden Be­fchluß gefaßt:

" Der Reichsausschuß der deutschen   Zentrumspartei   stellt nach eingehender Berhandlung der Frage der Auseinanderseßung über die Fürstenvermögen einstimmig fest, daß die Reichstagsfraktion als zunächst berufene Instanz der Partei in dieser Frage den Weg ge­gangen ist, der den Grundsäßen der Partei entspricht. Der Gefe B

Die große Kundgebung von vielen Hunderttausenden von Zentrumswählern, die sich für das Boltsbegehren eingezeichnet haben, ist auf die Leitung der Zentrumspartei   ohne Wirkung geblieben. Sie hat aus dem Voltsbegehren nichts für den Boltsentscheid gelernt.

Wieder ehrlich?

Everling aus dem Mauseloch.

In dr Kreuz- Zeitung  " betätigt sich Herr Everling wieder als Fürstenanwalt. Das Volksbegehren ist vorbei, er ristiert es wieder, feinen Monarchismus zur Schau zu tragen, und beginnt mit dem Beheruf: miebe

,, Wie wird die Geschichtsschreibung einer wieder ehrlich gewordenen Zeit über den Ausgang dieses Boltsbegehrens

urteilen?"

Wieder ehrlich gewordene Zeit? Das Bolt ist mit seiner Forderung gegen die Fürsten   auf dem besten Wege, aber die Mirarchisten? 3ft Herr Everling, der glaubte, Fürsten  anwalt und Rechtsausschußmitglied zugleich sein zu fönnen, der rechte Mann, um über Ehrlichkeit zu urteilen? Oder die Monarchisten, die den Raub der Fürsten   am Bolte begünftigen möchten, und es nicht wagen, ehrliche Monarchisten zu sein, wenn der Zorn des Volkes sich erhebt. Ist man wieder ehr­lich, wenn man aus dem Mauseloch hervorfriecht?

Kommunistische Einheit.

Von innerem Kampf zerriffen.

Die Kommunistische Partei  , die den Arbeitern einreden will, daß man durch Zersplitterung der Arbeiterbewegung zur Einheit gelange, ist selbst von innerem Kampfe zerfreffen. Die linke Opposition" gibt unter dem Titel Kommu nistische Politit, Distusfionsblatt der Linken", ein Blättchen heraus, für das der kommunistische Reichstags abgeordnete Heinrich Schlagewerth verantwortlich zeichnet. Darin wird folgender" Kurzer Situationsbericht" über den Stand des kommunistischen   Parteistreits gegeben:

Die linte und flare Opposition im Reiche wächst. Alle Versuche, sie mit organisatorischen wie politischen mitteln zu erledigen, sind als gescheitert zu erachten. Die linte Oppofition beginnt, über lofale Beschränktheit hinaus zuwachsen und ein internationaler Faktor zu werden. In Westdeutschland führt die Entwidlung bereits zu einer Opposition, die Massencharakter annimmt.

Die Bezirke Niederrhein   und Ruhr dürften den Rechten und ihrem zentristischen Anhang noch ernste Schwierigkeiten machen. Aber auch in den meisten anderen Bezirken wächst die Oppo­fition. Die Arbeiter fühlen instinktmäßig das Wesen des neuen Kurses heraus.

So hat Thälmann   längst aufgehört, der politische Führer der Hamburger   Organisation zu sein.

Die brutale und heimtückische Politik Tittels ist nicht im stande, den Widerstand der linken Genoffen in Thüringen   zu brechen. Korrupte Gestalten greifen zu den schäbigsten Mitteln.

So versuchte der Polsekretär Kreuzberg am Niederrhein  ein doppeltes Wahlrecht einzuführen.

modus.

Hier tam auf je 30 Mitglieder einer Straßenzelle je ein Dele­gierter, dagegen je einer auf 10 Mitglieder einer Sammelzelle und je einer auf 3 Mitglieder einer Betriebszelle.

Genossen, räumt auf mit dem Statutenbruch und den Spaltern." Ginheit der Arbeiterbewegung? Mit fommunistischen Methoden wird die Arbeiterbewegung nur gespalten und ge­schwächt.

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Gedenkfeier in Oberschlesien  .

Am Tage der Abstimmung.

Breslau  , 29. März.( Eigener Drahtbericht.) In Oppeln  , der Hauptstadt der neuen Provinz Oberschlesien  , fand am Sonntag in Gegenwart des Reichsinnenministers Dr. Rülz und des preußi­schen Innenministers Severing eine große Gedenkfeier aus An­ftatt. Die Gedenkrede bei der Feier im Stadttheatersaal hielt der laß der fünften Wiederfehr des Abstimmungstages in Oberschlesien  ehemalige Abstimmungskommissar Landrat Dr. Urbanet. Reichs­innenminister Dr. Külz   erklärte in seiner Ansprache: Das Unrecht an Oberschlesien  , wie der ehemalige britische Premierminister Mac­donald die Zerreißung Oberschlesiens   nannte, ist heute überall in der Welt als Unrecht erkannt. Noch stets hat die Geschichte ein solches Unrecht gefühnt. Bei der anschließenden Feier auf dem unter großem Beifall zu einer vieltausendföpfigen Menge: Einen Blaze vor dem Rathaus sprach Innenminister Severing Siegestag ber 3ben begehen wir heute. Bor fünf Jahren haben die Oberschlesier unter den erschwerendsten Umständen ihrem Willen Ausdruck gegeben, bei Deutschland   zu bleiben. Dafür bankt ihnen heute die preußische Staatsregierung. Das Unrecht, das man Oberschleften zugefügt hat, wird von der Weltgeschichte einſt berich tigt werden. Aber nicht ohne Kampf wird dies geschehen. Dieser Rampf, der nicht mit barbarischen Waffen geführt werden darf, ist der Kampf der europäischen   Idee, der geführt wird mit den Waffen des Geistes." Severings Hoch auf das in der deutschen Republik geeinte Bolt wurde begeistert aufgenommen. großes Fefteffen in der oberschlesischen Provinzialhauptstadt ſtatt, Im Anschluß an die offizielle 2 b ftimmungsfeier fand ein bei dem noch einige bedeutsame politische Reden gehalten wurden. Der oberschlesische Oberpräsident Dr. Proste erinnerte daran, daß nach der ersten Abstimmung die deutsch  - oberschlesische Bevölkerung noch in einer zweiten Abstimmung sich auch besonders zu Breußen bekannt hat. Er verfichert im übrigen, daß die oberschlesischen Be­hörden ben Minderheitsschuß nicht nur nach dem Genfer  Recht, sondern auch nach göttlichem und menschlichem Naturrecht durchführen würden.

Minister Severing

erinnerte daran, daß Oberschlesien   mit der Räumung dem Westen Dorangegangen sei. Das Bekenntnis zu Preußen nahm er als eine Bürgschaft der Zugehörigkeit zu Deutschland   an. Ihm werde aller­dings eine Berwaltungsreform entsprechen müffen, die biesen Namen wirklich verdiene. Dazu werde schon die Finanznot zwingen. Die Sorge der Reichs- und Staatsregierung gelte bem Dften und Weften im gleichen Maße.

Aus den weiteren Ansprachen ist hervorzuheben, daß der frü­here Leiter der deutschen Propaganda in Oberschlesien  , Dr. Luta­chet, der Toten des Abstimmungstampfes gedachte und auch den Parteiführern dankte, die im Abstimmungstampf ihre Sonderinter­effen zurückgestellt hätten. Der befannte Zollfriegsheßer und Zoll­friegsgewinnler, Generaldirektor Stähler, versuchte, durch Zwischenrufe einen Mißtlang in den republikanischen und friedens­freundlichen Ton der Feier zu bringen. Er hielt dann auch eine furze Ansprache auf den Selbstschuß, der bei der Bollendung seines kannte deutschnationale Märchen an, daß der Selbstschutz ganz Ober­Wertes leider gehemmt worden sei. Damit zielte er auf das be= Schlesien   hätte befreien fönnen, wenn die Berliner   Regierung daran nicht gehindert hätte. Er fand eine wirksame und vornehme Zurüd­weisung durch den Selbstschutzführer General Höfer felbft.

Theater gegen die Geschlechtskrankheiten Daf. Ralfelbait, wieso die Geſellſchaft nun wieder in den Bebler eines Londoner   Blattes erklärte er, baß er vorerst nicht weiter auf

die Geschlechtskrankheiten einzudämmen, aber nicht die Tragödie| zum Erfolg verholfen hätten, als seiner Person. Dem Berichterstatter

Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtstrantheiten" hatte gestern die Presse ins 3entraltheater zur Uraufführung eines Bühnenwerts von Ernst Lastowiti geladen, das die Gesellschaft unter Umständen für ihren Kampf und ihre Aufklärungstätigkeit benutzen will. Dlaf", die Tragödie eines Sportlers, zeigt in acht Bildern, was für ein Brack aus einem blühenden steghaften Menschen werden kann, wenn er sich die Syphilis geholt und nicht vernünftig behandelt hat. Olaf versagt bei entscheidenden Kämpfen plötzlich und unerklärlich, nachdem er zu den schönsten sportlichen Hoffnungen berechtigt hat. Der Arzt stellt eine vernachlässigte Syphilis fest, aber der junge lebenshungrige Mann läßt sich von einem Kurpfuscher turieren, heiratet, macht seine Frau unglücklich und geht selbst zugrunde. Er wird wahnsinnig.

Ein Einzelschicksal. Die Tragödie dieses einzelnen soll zum Mahn- und Weckruf für die vielen werden, an denen die Syphilis ihr verheerendes Werk verrichtet. Das möchte der Verfasser gern. Er möchte, aber es gelingt ihm nicht. Ein Tendenzstücd braucht nicht cller künstlerischen Mittel bar zu sein. Eine Tendenz hat ihren Zweck verfehlt, wenn teine Massen da sind, die sie sich vorsezen laffen. Nur mit Mühe wird sich ein Publikum finden, das für Laskowskis Tragödie Eintrittsgeld bezahlt. Bor soviel Harmlosigkeit legt der Theaterkritiker den Bleistift entwaffnet beiseite.

Und der Arzt? Es soll hier nicht von den ärztlichen Szenen des Stüds gesprochen werden, gegen die vom medizinischen Stand punft aus allerhand einzuwenden wäre. Das ist nicht von Belang. Der Arzt legt gegen die ganze Behandlung des Problems Ber­mahrung ein. Es steht da ein sonderbarer Kollege auf den Brettern. Troß seiner ausdrücklichen gegenteiligen Behauptung benimmt sich Troß seiner ausdrücklichen gegenteiligen Behauptung benimmt sich der Herr Professor auf der Bühne wie ein Schulmeister, Richter und Rächer. Bon ungefühnter Schuld ist die Rede und von einem Geständnis des Erkrankten und vom Gewissen, das hätte sprechen sollen. Du lieber Himmel, wenn sich der Geschlechtsarzt im Leben so ausspielen würde, dann könnte er bald einpaden. Der Spezialist für Haut- und Geschlechtskrankheiten hat ja gar nichts Feierliches an sich. Ein Mensch ist er und stellt berufsmäßig seine Diagnose. Und weil er, voller Taft hinter Geschäftigteit verborgen, tein Auf hebens von der Sache macht, sind seine Batienten froh. Das sollten die Geschlechtskranken wissen, daß sie sich nicht zu schämen brauchen und nichts Peinliches bei einer solchen Untersuchung ist. Dann würden sie rechtzeitig zum Arzt gehen, nicht wenn es erft zu spät ist. Im Ufa  - Film Falsche Scham" hat die Gesell. schaft zur Bekämpfung der Geschlechtsfrantheiten eine glückliche Hand gehabt. Der Film ist intereffant- findet also sein Bubli fum zeigt die schweren Gefahren, die aus unterlassener Behand lung drohen, warnt vor Leichtsinn und nimmt den Erfrankten die Angst vor dem Arzt, Daher wird der Füm die Aufgabe erfüllen,

Rätselhaft,

berfällt, mittelalterlich inquisitorisch zu werden und mit der Moral und mit spießigen Sittlichkeitslehren zu tommen. Es ist endlich an der Zeit, Geschlechtsfrankheiten als das aufzufassen, was sie sind, nämlich als Krankheiten wie andere Krankheiten auch, und ihnen das Anrüchige und Berächtlichmachende zu nehmen. Bange machen gilt nicht. Die Syphilis ist kein Lafter, sondern im schlimmsten Falle ein Unglück. Ernst Degner.

Gortis neuer Roman. Magim Gorki hat seit furzem in Neapel  Aufenthalt genommen, um dort die Fertigstellung seines Landhauses in Torento, das ihm zum dauernden Aufenthalt dienen soll, abzu­warten. Tagsüber bleibt er zu Haus und ist unermüdlich an der Arbeit. Die Abende verbringt er stets in den Theatern und in der Gesellschaft von Tatjana Pawlowa, die zurzeit mit ihrem Ensemble in Neapel   gastiert; sie hat die gute Gelegenheit benutzt, um Gorki als Regiffeur für die Neueinstudierung des Nachtasyls" zu ge­winnen. Gorki ist mit Eifer an der Arbeit, seinen neuen Roman Jslegovatel"( der Forscher) zu beenden, der in Rußland   im Rahmen der Gofisdat- Ausgaben in dem Berlagshaus der Sowjets erscheinen soll. Der Roman stellt eine Art internationale Chronit dar, die vom Jahre 1890 bis auf die Gegenwart reicht. Der Weltkrieg und die russische   Revolution werden im Rahmen des Gesellschaftslebens om fünstlerischen Standpunkt aus betrachtet. Im Wechsel der Milieuschilderung wird auch Italien   als Schauplatz der Handlung dienen, das Gorfi, wie er versichert, mehr liebt als anderen Länder. Nach Beendigung des Romans gedenkt Gorfi, ein Drama zu schreiben, das er bereits zum großen Teil sfizziert hat.

Ein Arbeiter als literarischer Preisträger. O'Cafen, ein Ire, der sich als Chauffee- und Dodarbeiter ernährt, hat sich durch die Stüde  , die er in seinen freien Stunden geschrieben hat, in England einen Namen gemacht und ist jetzt mit dem Hawthornden- Literatur­preis ausgezeichnet worden. Der Preis, der seinem Inhaber 2000 Marf einbringt, wird jährlich für das beste schöngeistige Werk ver­teilt, das von einem Autor unter 40 Jahren geschrieben wurde. Lord Oxford und Asquith   stellte persönlich den preisgekrönten Ar­beiter der Bersammlung von Literaten vor, die sich in der Londoner  Arbeiteranzug trug und darüber eine wollene Jade gezogen hatte, Aeolian- Hall eingefunden hatte. O'Cafen, der seinen gewöhnlichen faß bei dem feierlichen Alt neben Lord Orford. Lord Oxford führte in seiner Ansprache aus, in der zeitgenössischen englischen Literatur sei fein Feld fe vernachlässigt wie das der Bühnenliteratur. Des­halb sei ein Wert, das ein hoffnungsvolles Talent verrate und neue Ausblicke eröffne, mit ganz besonderer Genugtuung zu begrüßen. Als ein solches Stüd bezeichnete er das für den Preis gewählte D'Cafensche Stüd Juno and the Bancod", das er als das ein druckvollste Drama bezeichnete, das man in England seit 20 Jahren gesehen habe. Das Stüd ist auch bereits mit großem Erfolg im Dubliner Abbey- Theater aufgeführt worden. Der preisgekrönte Arbeiter, der begeistert begrüßt wurde, stattete feinen Dank für die Ehrung im gaelischen Dialekt seiner irischen Heimat ab. Er jehe in dem Preis mehr eine Ehrung der Schauspieler, die seinem Stüd

der Straße und auf den Docks arbeiten werde, um Zeit zu haben, fich weiter schriftstellerisch zu betätigen. Denn ich muß offen ge stehen," erklärte er, daß meine Tagelöhnerarbeit nicht entfernt feviel Schweiß getostet hat wie die Ausarbeitung meiner beiden Bühnenstüde.

Lateinschrift in der Türkei  . Die Modernisierung oder beffer Euro­päisierung der Türkei   macht reißende Fortschritte. Nach der Ver­waltungsreform die verbunden war mit einer großartigen Umge­staltung des öffentlichen und privaten Rechtes( rechtliche Gleichstellung der Frau, gefeßliches Verbot der Vielmeiberei, Einehe) die der kapitali­ stischen   Wirtschaft alle bisher verbauten Wege weit öffnete und dem patriarchalischen Mittelalter im Osmanenreiche ein schnelles und gründliches Ende bereitete, beginnt nunmehr auch die äußerliche Um­wandlung. Daß der Fez, die traditionelle Kopfbedeckung des gläubi­gen Muselmannes, schon vor einiger Zeit abgeschafft und damit einer wichtigen europäischen   Exportindustrie das Licht ausgeblasen wurde, ist bekannt. Nun tommt die Kunde von der Abschaffung der türki­ schen   Schriftzeichen und ihrer Ersetzung durch Lateinbuchstaben. Eine besondere Studienkommiffion wurde beauftragt, Vorschläge über die Transkriptionsmöglichkeiten der sehr modulationsreichen türkischen Sprache in die nüchternen Schriftzeichen der alten Römer auszu­arbeiten. Wenn nun die Türfen noch ihre Minaretts abtragen und Nackttanzrevuen mit obligaten Jazzbands arrangieren, hat die euro­päische Kultur wieder mal über den Osten triumphiert.

Dreiviertel Millionen PS. durch Ebbe und Flut. Ein Plan zur Ausnügung der Ebbe und Flut im allergrößten Stil ist, wie in Reclams Universum" mitgeteilt wird, in Kanada   ausgearbeitet worden. Seit langem spielt ja die Energiegewinnung aus den ge­waltigen, durch die Flut emporgehobenen Wassermassen eine Haupt­rolle in dem Problem der Erschließung neuer Kraftquellen ange­fichts der Abnahme der Kohle- und Erdölvorräte. Der größte bis­her beobachtete Unterschied zwischen Ebbe und Flut von nicht weniger als 21 Meter ist in der Fundy- Bai zwischen Neufchottland und Neubraunschweig vorhanden. In einer Seitenbucht soll nun ein Elektrizitätswert durch die Gezeitenfräfte betrieben werden, das fortlaufend bis zu Dreiviertel Millionen PS. erzeugt und einen großen Teil der Neuenglandstaaten mit billiger elektrischer Energie trotz ungeheurer Schwierigkeiten auch nach dem Urteil deutscher versorgen wird. Die technische Durchführung dieses Projektes ist Ingenieure nicht zu bezweifeln; in bezug auf die Anlagekosten und lich ungünstigeren 3ahlen als die Amerikaner. die Rentabilität kommen freilich unsere Sachverständigen zu wesent­

Mafifchronit. Generalmufifdirektor Erich Kleiber   wird mit Einverständnis des Ministeriums einer Einladung des Teatro Colon in Buenos Aires   im August und September d. 38. folgen, um die zwölf großen Orcheſterfonzerte der dortigen Saison zu leiten.

Gefichtspunkte aus untünstlerischen Motiven bezichtigt zu sein glaubte, wurbe Der Streitfall Seeler- Kerr, in dem Seeler der Preisgabe künstlerischer in einer eingehenden Aussprache in einer für beide Parteien befriedigenden Weise beigelegt.