Durchsonnte Langeweile.
Einige Leute fönnen bis Ostern nicht warten, sie zeigen bereits am Karfreitag, daß sie in der beneidenswerten Lagee waren, sich einen neuen Sommerüberzieher, Halbschuhe und einen ehrenhaften, bürgerlich soliden Frühlingshut anzuschaffen. Sie fühlen sich noch bürgerlich soliden Frühlingshut anzuschaffen. Sie fühlen sich noch nicht heimisch in ihrer neuen Aufmachung. Der Tag hat überhaupt feine glüdlichen Aussichten, er ist trog Sonne und Bureauschluß in öde Langeweile getaucht. Was soll man anfangen? Rinos find geschlossen, in den Cafés haben die Kapellen ihre Tätigkeit eingestellt, die Theater gefallen sich nur in tragischen Affären, und im Rundfunt gibt es" Parsifal " von drei Uhr nachmittags bis in den späten Abend, die Menschen werden von Lebensernst geschüttelt. Einige fühlen sich verpflichtet, in die Natur zu gehen, um die Großstadt zu vergessen, in den frühen Nachmittagsstunden sind die Vorortzüge beängstigend befeßt, dann flaut der Verkehr ab. Die Straßen liegen nun verödet da, melancholisch blinkt der vereinsamte, schwarze Asphalt in der Frühlingssonne, hin und wieder stört ein Auto oder eine schwach befeßte Straßenbahn den stillen Frieden. Ein paar Menschen gehen über bie Straße mit Kuchenpateten, andere, die Besuche machen, setzen freundlichere Gesichter auf. An den Grune waldseen ist ebenfalls wenig vom Frühling zu merken, man wagt fich nicht zur Fröhlichkeit aufzuschwingen. Und man fährt nach Hause, freudiger als man fortgegangen ist, denn die Aussicht auf Ostern belebt ermüdete Nerven.
Der Oster- Reiseverkehr.
Großer Andrang zu den Fernfonderzügen.
genommen wird und 40 Pf. das Liter foftet, ist gewöhnlich um einen Tag älter als die Milch, welche die Händler von den Gütern bekommen. fie steht bei Bolle einen Tag in Tiefkühlung. Dabei scheint sie aber auch einen Teil ihrer Sahne zu verlieren. Benn man die Gutsmilch, wirkende Schicht Sahne. In einem westlichen äußeren Vorort hat die 29 Pf. foftet, ein paar Tage stehen läßt, hat man eine erfreulich eine Frau, die von einem kleinen Stuhhalter täglich 1% Liter Milch zu 34 Bf. bezieht, in vier Tagen jo viel füße Sahne, daß fie bavon eine ziemlich große Schüffel Schlagsahne bekommt. So was gibt's bei Bolle nicht. Aber die Milch aus eigenem Biehbestand", bie Säuglingsmilch, die 50 Bf. und( hört, hört!) 80 Pf. das Liter loftet, die ist allerdings fein. Wenn man min aber für 34 Bf. Don einem fleinen Händler vollfette Milch bekommt, warum fann die Großfirma Bolle für dasselbe nicht die gleich gute Milch liefern?
Schuh gegen Obdachlosigkeit.
Bon juristischer Seite wird uns geschrieben: Die Pflicht, Obdachlose unterzubringen, ist auf Grund des Reichsfürsorgegefeßes den Kommunalbehörden auferlegt. Die Kommunen find genötigt, sie vor den Unbilden der Witterung zu schüßen. In den Großstädten ist man aus praktischen Gründen bazu übergegangen, Obdachlosenasyle zu errichten. Die Obdachlosenajyle find aber in sanitärer Hinsicht durchaus nicht geeignet, in den, insbesondere dann nicht, wenn der Obdachlose felbft an einer vollem Umfange den Bedürfnissen, der Obdachlosen gerecht zu meranstedenden Krankheit, wie Tuberkulose, leidet. In diesem Falle würde eine Unterbringung in einem Asyl der Volksgefundheit ganz erhebliche Nachteile bringen.
Es besteht demnach nach ständiger Judikatur des Oberverwal tungsgerichtes unabhängig von den Berpflichtungen der Kommunalbehörde eine Pflicht der Polizei, Obdachlose fo unter Auch in diesem Jahre hat der Osterverkehr wieder leb- zubringen, daß ihre Gesundheit nicht gefährdet haft eingeseẞt. Sehr bequem war der Andrang am Donners wird. Eine Verpflichtung des Staates beruht in Preußen auf tag noch zu bewältigen, auch der geftrige Karfreitag bot trotz des§ 10 II ALR. und ist in den Entscheidungen des Oberverwaltungs verlockend schönen Wetters fein belebteres Bild als an übrigen gerichtes Band 16 Seite 330, Band 32 Seite 429, Band 58 Seite 70 und im Preußischen Berwaltungsblatt 40, Nr. 26 bis 338 festgelegt. Sonn- und Feiertagen. Heute morgen herrschte jedoch auf den Auch der Gerichtshof zur Entscheidung von Rompetenzfonflifien Berliner Fernbahnhöfen schon ein ziemlich lebhaftes Treiben, mit hat noch am 28. Ottober 1922 in feiner Entscheidung im Breußischen deffen Berstärkung in den Nachmittagsstunden natürlich noch zu Berwaltungsblatt 44 bis 240 die gleiche Rechtsauffaffung sich zu rechnen ist. Besonders start ist der Berkehr auf dem Anhalter eigen gemacht. Bahnhof, da von hier aus die Züge nach der Sächsischen Schweiz , dem Erzgebirge und dem Thüringer Wald abgehen, besonders start auch auf dem Lehrter Bahnhof , da in diesem Jahre Hamburg ein beliebtes Osterziel zu sein scheint. Aus diesem Grunde fährt am ersten Feiertag fogar ein Sonderzug nach Hamburg . Bollständig ausverkauft war Sonderzug, der heute morgen nach Rönigsberg abgelassen wurde. Die Nachfrage nach den Rheinlandzügen, nach dem Harz, ja selbst nach der Schweiz war gleichfalls start..
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Das Dfterwetter wird voraussichtlich sehr schön werden, obwohl nach dem frühlingswarmen Karfreitag heute nacht eine beträchtliche Abkühlung erfolgte. Aber der wolfenlose Himmel, den mir heute vormittag erleben durften, läßt uns ebenso wie die amtlichen Meldungen der Welterwarten, die von einer erheblichen Temperaturmilderung der uns aus Standinavien zugeführten Bolarluft sprechen, flares und mildes Osterwetter erhoffen. Motorfahrer ölen ihre Maschinen, Wanderer füllen schon ihre Rudfäde alles will fich stärken und erholen.
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Die erfte Bildfernübertragung in Deutschland . Heute nacht hat hier die erste Bild- Fernübertragung nach dem deutschen System„ Telefunken- Rapolus" von Berlin nach Bien ftattgefunden. Der Berliner österreichische Gesandte Dr. Frant, Reichspostminister Dr. Stingl, Staatsfefretär Dr. Bredom, Geheimrat Dr. Karl Friedrich von Siemens und Direktor Graf Arco hatten befondere Autogramme für die Fernbildübertragung zur Verfügung gestellt. Der Bildfender befand sich in den Laboratoriumsräumen ber Telefuntengesellschaft und steuerte über eine Freileitung von 20 Kilowatt Deutschlandsender von Königswusterhausen aus. Der Bild empfänger befand sich auf der Empfangsstelle der Radio- Auftria auf dem Laarberg in Wien . Die Uebertragungen sind, wie ein Funt. spruch der Radio- Austria meldet, ausgezeichnet gelungen und lassen den Beginn einer neuen Epoche im Weltnachrichtenverfehr erwarten.
Tie Chemitechnikerschule.
Benig bekannt dürfte es sein, daß es in Berlin eine Chemi. techniferschule gibt, die im Often, und zwar Warschauer play 6/8 untergebracht ist. Diese Schule ist eine von der Stadt Berlin unterstügte und von interessierten Verbänden, u. a. vom Bund der technischen Angestellten und Beamten geförderte Anstalt und der höheren Fachschule für Tertil- und Bekleidungsindustrie angegliedert. Sie hat zur Hauptaufgabe männliche und weibliche Hilfskräfte für die chemische Industrie vorzubilden und gibt auch Färbereitechnikern Gelegenheit, sich nach beendetem Lehrgang einer Fachprüfung zu unterziehen. Geeignete Hörsäle, eine ausgezeichnete Bücherei, chemische und färbereitechnische Laboratorien mit 72 Arbeitsplägen, stehen zur Verfügung. Dieser Einrichtung ist eine Versuchsfärberei, eine Druderei und eine Appretur angegliedert. Der Unterricht ist in Tages- und Abendkurse gegliedert und umfaßt in der Tagesschule 2-3 Semester mit 30 Wochenstunden bzw. 4 Semester mit 12 Wochenstunden in der Abendschule. Unterrichtszeiten find täglich von 8 bis 2 Uhr( Tagesschule), außer Sonnabends, und von 5-9 Uhr Montags, Dienstags und Donnerstags in der Abendschule. Für die Aufnahme wird die an einer höheren Lehranitait erworbene Schulbildung gefordert. Bolksschüler, die genügend Kenntnisse durch Fortbildungsschulunterricht erworben haben, müssen das durch eine Brüfung beweisen. Gleichfalls genügt zur Aufnahme der Nachweis einer mehrjährigen praktischen Tätig feit in Laboratorien und Betrieben. Das Schulgelb beträgt für das Semester an der Tagesschule 90 m. und an der Abendschule 70 M. Hierin sind die Laboratoriumsgebühren einbegriffen. Bedürf tigen und würdigen Schülern fann das Schulgeld er. mäßigt bzw. erlaffen werden, doch sehen begründete Anträge einen Rurfus von einem Semester voraus. Der Aufnahmetermin für den neuen Lehrgang ist der 8. April 1926 für ble Tagesschule und ber 15. Oftober 1926 für die Abendschule. Die Anmeldung erfolgt amedmäßig einige Wochen früher.
Der Beherrscher der Tiere.
Im Zirkus Busch produzierte sich Joe Labèro, der von früher befannte Telepath, in seiner neuen Eigenschaft als Beherrscher der Tiere ohne jedes andere Requifit als seine Willensstärke. Die erfte Bekanntschaft mit seinen neuen Medien fiel allerdings unangenehm aus, denn die falsche Schlange" versezte ihm einen argen Big in die Hand, der natürlich auf seinen ganzen Organismus höchst ungünstig einwirfte. Der Umstand, daß Labéro troj der starten Ver. mundung seine Experimente porführte, ist schon das beste Zeichen feiner ganz ungewöhnlichen Willenstraft. Man sah ein bezwungenes Krokodil, das nach kurzer Zeit mäuschenstill war; mit viel Gefreisch und großem Verlust an Federn fügte sich auch das Huhn in sein Schicksal, ebenso Meerschweinchen und Adler. Die Schlange wollte allerdings um jeden Preis das legte Wort behalten( es soll dies auch schon bei anderen früher vorgekommen sein!), aber auch sie gab, wenn auch widerstrebend, schließlich nach. Auch die vorangegangenen telepathischen Vorführungen waren nicht unintereffant.
Dünne und fette Milch.
Alljährlich werden vor dem Osterfest Milch und Butter teurer, mögen Borräte auch in Hülle und Fülle ba fein. Es wird ja doch getauft. Natürlich verteuert auch die Großmolterei Bolle ,,, weil das Futter teurer ist, ihre Milch, die schon nicht die allerbeste ist. Die Flaschenmilch, die von den Berliner Müttern fast stets für die Kinder
Neuerdings hat das Kammergericht in einer letzten Entscheidung seine bisher vertretene Rechtsauffassung und feine Auffaffung in folgendem Satz zum Ausdruck gebracht: Aufgabe der Polizei ist es, die Obdachlosigkeit zu beseitigen, das heißt, sie hatte die Pflicht, zeilicher 3wang, sie zu beziehen, lag nicht vor, da es Aufgabe des dem Kläger eine Notwohnung zur Verfügung zu stellen. Ein polis zeilicher 3wang, sie zu beziehen, lag nicht vor, da es Aufgabe des Diese Rechtsauffaffung stellt einen Widerspruch in fich dar. EntKlägers war, sich selbst ein geeignetes Unterfommen zu verschaffen. weber man bejaht die Berpflichtung der Polizei, die Dbdachlosigkeit zu beseitigen, dann muß man auch verlangen, daß eine wirkliche Be feitigung, das heißt eine Bereitstellung von Räumen erfolgt, die nicht gesundheitsschädigend für die unterzubringenden Obdachlosen sind, oder man verneint diese Pflicht allgemein. Es soll nicht vertannt werden, daß die Unterbringung von Obdachlosen besonders in der heutigen Zeit große Schwierigkeiten bereitet. Es ist aber nicht angebracht, eine gesetzliche Bestimmung, die nun einmal den Schuß der Obdachlosen gewährleistet, durch eine zwedwidrige Auslegung ihres fozialen und volkswirtschaftlichen Wertes zu berauben. Der Entscheidung des Kammergerichts muß in aller Schärfe ententgegengetreten werden. Bejaht man eine Verpflichtung des Staates zur Unterbringung der Obdachlosen, so muß die Polizei ihrer Pflich auch in der Weise nachfommen, daß eine Gesundheitsschädi gung Ler Obdachlosen ausgeschloffen ist, denn sonst gibt es eben feinen Schuß mehr gegen Obdachlosigkeit.
Schwerer Automobilunfall.
Ein folgenschwerer Automobilunfall, bei dem drei Personen erheblich verlegt wurden, ereignete fich gestern nacht furz vor 1 Uhr. Ein von einer Ausfahrt heimtehrendes Privatautomobil fuhr am Hochbahnhof Nordring gegen den eisernen Bahnzaun und wurde zertrümmert. Eine Infaffin, die 40 Jahre alte Ehefrau Else 3immermann aus der Rubensstr. 46 in Schöneberg , trug einen Schädelbruch davon. Sie wurde nach dem Krankenhaus am Fried. richshain transportiert. Ihre Begleiterin, Frau Gertrud Cämmerer, Steglitz , zog sich schwere Schnittmunden zu. Sie erhielt auf der nächsten Rettungsstelle die erste Hilfe. Weiterhin wurde eine Passantin von einem umherfliegenden Stück des Eisenzauns am Unterschenkel getroffen und erheblich verlegt. Das schwer beschädigte Auto wurde abgeschleppt. Die Schuldfrage ist noch nicht einwandfrei geklärt.
Karfreitagskonzert der Schupo. Unter der Leitung des Dirigenten Friedrich Karl Adler und unter Mitwirkung des gemischten Chors der Berliner Schußpolizei unter Hans Mersmann , sowie der Solistin Gertrud Bindernagel von der Staatsoper und der Konzert sängerin Luise Mersmann brachte das Orchester der Schupo im ersten Teil des Programms von Mendelssohn- Bartholdy die Duver türe zum Oratorium Paulus" und Teile aus dem Dratorium " Elias ", ferner das geistliche Vorspiel von Czapet, eine Arie aus dem Hendelschen Messias" in beträchtlicher Vollendung zum BorDen Höhepunkt der Bearbeitungen bildete im zweiten Teil das Vorspiel zum Barzifal" und der Karfreitagszauber aus dem Bühnenweihfestspiel. Den Dant stattete das vollbesetzte Haus durch lebhaften Beifall ab.
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Die Rheinische Frauenliga lub in den Räumen des Deutschen nzeumflubs, Büzomplag 8, zu einem Nachmittagstee. Smedt Rheinfahrten zu veranstalten, um dem Rheinland unsere Ander Zusammenkunft war die Absicht, demnächst Gesellschafts. hänglichkeit zu beweisen und der wirtschaftlichen Notlage des Rheines sei unter anderem der arg bedrängten Winzer gedacht velfes nach besten Kräften zu steuern. Der Rhein in all seiner landschaftnach besten Kräften zu steuern. Der Rhein in all seiner landschaft lichen Schönheit, die uns leider jahrelang verschlossen war, bietet in der Tat unendlich viel Reizvolles. Die erste Fahrt foll Pfingsten stattfinden und nimmit folgenden Weg: Berlin - Düsseldorf ( Gejolei), Köln- Bonn ( Schloß Drachenfels ), Reblenz( Stolzenfels ), Rübes heim- Wiesbaden - Berlin . Die Reifebauer beträgt 8 Tage, ber Breis 2. Klaffe 220 M., 3. Klaffe 170 m. einschließlich Bahnfahrt hin und zurück, Hotelverpflegung, Rundfahrten usw., Trinkgeld ( ohne Getränke). Reisezeit: 21. Mai- 28. Mat. Es wäre wirklich freudig zu begrüßen, wenn die Teilnahme und das damit bekundete Intereffe an unserem schönen Rhein eine recht zahlreiche wäre. Und fo rufe ich mit unserem Dichter aus: Strömt herbei, ihr Völkerscharen sofern der Geldbeutel nicht Einspruch erhebt!
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Polizeiverordnung über das Melbewesen. Der§ 9 der Polizeiverordnung betreffend das Meldewefen vom 26. Juli 1924 erhält durch eine neue Polizeiperordnung folgende veränderte Fassung:
und Enimündigten der Wohnungsinhaber, bei Familien und deren Für die Meldung ist jeder Zu- und Abziehende, bei Kindern Mitgliedern der Haushaltungsvorstand verantwortlich. Zur Einreichung der Meldung an das zuständige Polizeirevier ist der Hausfich die zur Erfüllung der Meldepflicht erforderlichen Angaben von wirt oder der von ihm bestellte Hausverwalter verpflichtet. Er hat den Zu- und Abziehenden rechtzeitig geben zu lassen und alle Mel bungen mit seinem Namen zu unterschreiben. Diese Verpflichtung des Hauswirts oder Hausverwalters besteht dann nicht, wenn der zu Meldende gegen den Willen des Hauswirts oder Hausverwal fers und ohne Rechtsgrund im Hause Wohnung genommen hat, oder gegen den Willen des Hauswirts oder des Hausverwalters von dort verzicht; in diesem Falle ist der zu Meldende selbst oder die gemäß Ea 1 verpflichtete Berjon, im Falle der Untervermietung auch der Wohngeber zur Einreichung der Meldung ohne Unterschrift des Hauswirts oder Hausverwalters verpflichtet." Diese neue Polizeiverordnung tritt mit ihrer Verkündung in Kraft.
Der Mord an Professor Rosen.
Die Untersuchung ist eingestellt.
mehr eingestellt worden. In dem Einstellungsbeschluß wird gefagt, Das Untersuchungsverfahren in der Mordsache Rosen ist nune daß die Einstellung wegen Mangel an Beweisen erfolgte und nicht, weil sich etwa die Unschuld der Beschuldigten ergeben habe. Ferner wird darin zum Ausdruck gebracht, daß aus diesen abgelehnt wird. Nunmehr befinden sich sämtliche neun Beschuldigten Gründen eine Entschädigung für die erlittene Untersuchungshaft außer Haft. Beschuldigt waren insbesondere außer der fürzlich entlaffenen Hausdame Neumann und dem Ehepaar Stod das Dienstmädchen des Professors Grabsch, sowie die Strafgefangenen Fleischer, Haufe und Raminger. zwar noch in Haft, aber wegen einer anderent Straffache. Fleischer und Haufe befinden sich
Das Gespensterhaus im Eulengebirge.
In den legten Tagen machten lange Auffäße die Runde durch die Hauptstadtpresse, daß es in dem Weberdorfe Friedrichs= hain im Kreise Reichenbach i. Schl. im Eulengebirge ein Gepensterhaus gebe. Zu diesen Nachrichten erfahren wir aus Reichenbach folgendes: Auf Grund der sehr interessant aufgemachten Angaben über das Gespensterhaus sind von uns eingehende Nach forfchungen angestellt worden, die ergaben, daß die Artikel starf übertrieben, wenn nicht überhaupt unwahr sind. Das Haus gehört Die ganze Spufgeschichte beruht auf Mystifitationen, bie den Zweck einer Bitwe Gerlach, trägt die Nummer 27 in der Gemeinde. hatten, die Eigentümerin zu ärgern. Rinder, Nachbarn, Katzen und der Wind waren die Gespenster.
Ein Wunder". Man schreibt uns aus Nordböhmen : Eine luftige Geschichte, die aber für die Beteiligten sehr tragisch ausgehen dürfte, spielte sich in Chotieschau ab. Dort gab im Gasthause ein Mann seiner feifenden Schwägerin eine derbe Ohrfeige, die sich gewaschen" hatte. Man holte die Gendarmerie und am nächsten Tage hatte die Geohrfeigte die Sprache verloren. Das ist mehr als gefährliche Körperverlegung, daher hatte die Genbarmerie Grund, die Berhaftung des Ohrfeigenverteilers vorzunehmen. Der Gerichtsarzt ftellte Uebergabe der Frau in ein Spital in Aussicht. Daraufhin zeigten sich bei der Stummen merkwürdige Regungen zum Sprechen. Als aber am Tage darauf eine Gerichtstommission erschien, ba begab sich das biblische Wunder: das Stummer!" fand plöglich ihre fehr ausgiebige Sprache wieder. Gleichzeitig wurde der Verhaftete aus der Haft entlassen und wird die Rolle bald mit der des Stummeris tauschen, da auf grober Irreführung der Behörden Arreststrafe steht.
Aus der Partei.
Genoffe Friedrich Strihte im Ruhestand. Mit dem 1. April ist der Geschäftsführer unseres Altenburger Parteiblattes in den wohlverdienten Ruhestand getreten. Seit Jahrzehnten in der Partei agitatorisch tätig, wurde Genosse Strife im Oftober 1894 als Expidient der damaligen Altenburger Volkszeitung", die bis Embe 1913 als Kopfblatt in Leipzig gedruckt wurde, gewählt. Am 1. Januar 1914 wurde der Plan Wirklichkeit, unser Parteiblatt in eigener Druderei herzustellen, und Friedrich Strißfe wurde Geschäftsführer dieses neuen Parteiunternehmens, das er 311 einem leistungsfähigen Betrieb machte. Strigte steht im 68. Lebensjahre. Die Altenburger Genossen sehen ihn aus der von ihm treu verwalteten Stellung ungern scheiden und wünschen ihm von ganzem Herzen einen frohen, ungetrübten Lebensabend.
Ein Jubilar der Bergarbeiter. Am 1. April feierte Genosse August Siegel, einer der drei Kaiser- Delegierten" von 1889 feinen 70. Geburtstag. In Schlesien als Bergarbeiter tätig, tam Siegel Anfang der siebziger Jahre nach Westfalen . Mit Schröder und Johann Meier trat er später in die Leitung des Bergarbeiterverbandes ein. Als einer der eifrigsten Agitatoren des Verbandes zog er sich in den folgenden Jahren schwere gerichtauszuwandern; er ging nach Schottland , we er als Bergarbeiter fiche Strafen zu, so daß er es für geraten hielt, im Jahre 1892 arbeitete. Erft 1921 fehrte er nach Deutschland zurüd. 2ag Giegels follegen, jo mar er doch auch allezeit ein treuer Kämpfer für die Tätigkeitsgebiet auch vornehmlich in der Organisation feiner BerufsBartei. Möge er, der sich einer beneidenswerten törperlichen und geistigen Rüftigkeit erfreut, noch recht lange der Arbeiterbewegung
erhalten bleiben.
Theater der Woche.
Vom 4. April bis 12. April 1926.
Bollsbühne: 4. bis 7, und 9. bis 11. Fauft. 8. Don Quichotte. 12. er weint um Judenad? Opernbans: 4., 5. Barfifal. 6. Tosca . 7. Cavalleria rusticana. Bajazzi. 8., 12. Ariadne auf Nagos. 9. Sinfoniekonsert. 10. Carmen. 11. Rienzi . Rroll- Oper: 4. Evangelimann . 5., 11. Fleder maus. 6. Hoffmanns Erzählungen. 7. Galome. 8. Boheme. 9. Tiefland. 10. Berther. 12. Rar und Zimmermann. Schauspielhaus: 4., 7., 10., 11. Herodes und Mariamne. 5., 9., 12. Duell am Libo. 6. Oftpolaug. 8. Beer Gnnt. Schiller - Theater: 4., 6., 8., 9. 12. Anrik- Bnrik. 5., 11. Rapitän Brasbounds Belehrung. 7. Wallensteins Lager. Piccolomini. 10. Spiel des Lebens. Deutsches Theater: Mord. Rammerspiele: Die Nadten fleiben. Leffing- Theater: Der fröhliche Weinberg. Theater in der Königgräker Strake: Mrs. Chenens Ende. Städt. Oper Charlottenburg: 4., 6. Cosi fan tutte. 5. Die Meistersinger von Nürnberg . 7. Die Zauberflöte. 8. 8ar und Zimmermann. 9. Pique- Dame. 10. Der Barbier von Sevilla. 11. Der fliegenbe Solländer, 12. Rigoletto. Großes Schauspielhaus: Für Dich. Theater bes Westens: Prinzessin Susch . Renaissance- Theater: Laterna Magica, Die Tribune: Der Rubicon. Deutsches Rünstler- Theater: Ein Walaertraum. Romöbienhaus: Der Garten Rammanbantenstraße: Gastspiel: Rabarett der Romiter. Relson Theater: Fopple, der Egoist. Rentral Theater: Eva Bonheur. Theater in ber Kommandantenstraße: Gastspiel: Rabarett der Romifer. Relson Theater: Gastspiel: Saäte Szafall. Romische Oper: Berlin phne Semb. Luftspiel. haus: Die rote Clep.- Theater am Schiffbauerdamm: Marlborough zieht in den Krieg. Thalia- Theater: Ravalier Jad. Theater am Rollenbortplan: Der alte Deffauer. Theater am Kurfürstendamm : Miese und Maria. Kleines Theater: Reiner Tisch. Wallner- Theater: Rolportage. WalhallaTheater: Fräulein Eulenspiegel. Rose- Theater: Der Traum vom Glüd. Rafino- Theater: Eine Nacht im Fahrstuhl. Serrnfeld Theater: Untreu Schloßpart- Theater Steglig: Der Meisterboger. Theater in bez kom ftraße: Spreewaldmädel. Bintergarten und Scale: Internationales Bariete. Rachmittagsportellungen: Bolfsbühne: 4., 5., 11. Fauft. Dernhaus: Mittags 12 Uhr: Sinfoniekonzert. Rroll- Oper: 4., 11. Das Ronzert. Schiller - Theater: 4. Wallensteins Lager. Biccolomini. 11. RurikBnrik. Bejing Theater: 4., 5., 6. Das Grabmal bes unbekannten Soldaten. Großes Schauspielhaus: 4., 5. Für Dich. Theater bes Westens: 4., 5, 11. Carmen. Rentral Theater: 4., 5. Bunburn. Romische Opez: 4., 5. Berlin ohne Send. Theater am Roдendorfploh: 4., 5. Der alte Deffaue. Rose- Theater: 4., 5., 10. Schneewittchen und die fieben Zwerge. 11. Das Glud im Winkel.
Die Romöbie: Viktoria. Siedlerhygiene. Der Bezirk Neukölln hat außerhalb der Stadt hinter den dürftigen Resten der Königsheide zu am Dammweg eine Siedlung gebaut. In gebogener Reihe, um die Gleich mäßigkeit der üblichen Straßenfronten zu durchbrechen, reiht fich Haus an Haus. Die Mitte dieser Siedlung schmüdt ein richtiger Marktplag, um den sich idyllisch die Läden und das Rathaus grup. pieren. Als die Siedlung bezogen werden sollte, wurden Striegsbe schädigte mit ihren Familien bevorzugt. Jeder Siedler erhielt noch ein Stüd Land zur eigenen Bewirtschaftung. Seit Jahren schon führen nun die Siedler einen Kampf, um eine angrenzende Straße gepflastert zu erhalten. Vorläufig stehen auf dieser zukünftigen Straßenanlage, also in unmittelbarer Nähe der Häuser, die Müll. tästen. Wenn nicht gerade Windstille herrscht, haben nun die ganzen Anwohner das Bergnügen, Asche und Abfallreste vom Winde vor ihren Fenstern herumgetrieben zu sehen. Und wer sich erlaubt, einmal die Fenster zu öffnen, deffen Möbel find in wenigen Minuten mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Die Ratten benußen diese Antage vorläufig als ihren Sportplag, der auch tagsüber eifrig benutzt wird. In gewiffen Beitabständen fommen einzelne Wagen und laden zur Aufschüttung der Straße Sand ab, dann ist wieder einmal Ruhe. Wie lange wird es wohl noch dauern, bis das Bezirksamt hier menschenwürdige Zustände schafft?
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