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bes Bundes. Was wir aber in allererster Linie zu vermeiden haben, ist die Ablehnung der Zulassung eines beſtimmten Staates, der uns aus Gründen der deutschen Politik mißfällt, zum Rate. Bir fönnen uns, wenn wir die Gunst der öffent­lichen Meinung der Welt nicht wieder verscherzen wollen, nicht gegen die Aufnahme Bolens wenden, weil uns Polen miß­jällt, und wenn der Abg. von Rheinbaben neuerdings wieder in einem Artikel des Berliner Lokal- Anzeigers" bedauert, daß Deutschland sich nicht von allem Anbeginn an ausdrücklich gegen Polen ausgesprochen habe, so beweist er damit mur einen Mangel an Verständnis sowohl für die internationale Situa­lion wie für die Arbeiten des Völkerbundes.

Unfer Berhältnis zu Bolen ist leider sehr schlecht. Aber fann das ein Hindernis für ein Zusammenarbeiten im Rate Jein? Als Ziel für jeden vernünftigen Staatsmann hat doch eine deutsch - polnische Verständigung zu gelten. Eine Berständigung, die bisher ungelöste Streitfragen aus der Welt fchafft. Bolen aus dem Bölkerbundsrat fernzuhalten, fann zuletzt doch nur von denen angestrebt werden, die be­fürchten, daß die gemeinsame Zugehörigkeit zu einer den fried­lichen Austrag von Konflikten anbahnenden Körperschaft die Möglichkeiten einer gewaltsamen Aenderung der deutschen Ost­grenzen beeinträchtigen werde. Aber selbst der, der folche Bläne nicht von vornherein verwirft, müßte sich sagen, daß sie ein Wahnsinn bleiben, auch wenn sich Deutschland , um der Zu­jammenarbeit mit Polen zu entgehen, dem Bölkerbund fern hielte. Nur daß dann auch die Aussichten auf eine etwaige pätere Rorceftur der in Bersailles und durch die Beschlüsse des Bölkerbundes gemachten Fehler noch weit geringer würde. Ob Polen oder irgendein anderer Staat für einen Rats­it in Betracht kommen: Deutschland darf seiner Entscheidung nur die Interessen des Bölferbundes zugrunde legen, als dessen Mitglied es dann für seine Umgestaltung und feinen Ausbau im Sinne einer wahren Demokratie taätig jein muß.

Kongreßschluß in Argentinien .

Regierung gegen Parlament.

Buenos Aires , 4. April. ( Reuter.) Nachdem der Kongreß der Botschaft des Staatspräsidenten nicht entsprochen hat, in der bas Berbleiben Argentiniens im Bölkerbunde empfohlen wurde, wird die Regierung, wie verlautet, die Angelegenheit felbst in die Hand nehmen und wahrscheinlich Delegierte zur Vor bereitenden Abrüstungskonferenz und zur Studienkommission er nennen. Die Botschaft wurde durch einen Erlaß des Präsidenten zurüdgezogen, durch den gleichzeitig der Kongreß ge­chlossen wird, weil die Abgeordneten nicht einen einzigen der Ihnen seit November vorliegenden Punkte erledigt hätten.

In parlamentarischen Kreisen rief dieser Erlaß Er. regung hervor. Mehrere Abgeordnete bezeichneten ihn als einen Schlag gegen die Freiheit des Boltes. Einzelne er Hären, daß die Rammer stets bereit fei, ihre Pflicht zu erfüllen, aber nicht Befehle oder Dittate der Regierung entgegen

nehmen fönne.

Ihr Ostern.

,, Nur ja kein Wagnis, sondern feilschen, feilschen!" Der Herausgeber der Täglichen Rundschau", Hofprediger Doehring, stellt in seinem Blatt eine Osterbetrachtung über ben Boltsentscheid zur Fürsten abfindung an. Der Boltsentscheid ist keine politische, er ist feine finanzielle Ungelegenheit, er ist ein, abgefeimt angelegter Anschlag gegen christliche Grundprinzipien". Deshalb sei es notwendig, die Ungelegenheit vom ethischen Gesichtspunkt aus zu be­

trachten:

Denn es gibt, Gott sei Dant, immer noch Leute in Deutsch land, die nicht Luft haben, den letzten Rest von Selbstachtung unter bem nur zu gangbaren Titel politisches Rompromiß zu liquidie

ren.

Die zwei Blinden.

Bon Wilhelm Braun

Ich

Zwei Blinde standen auf dem Hinterperron einer Straßenbahn, Arm in Arm und lächelten still, glückselig vor sich hin starrte zu ihnen hinüber. Zwei Blinde! Und sie lächelten still, glüc. felig vor sich hin!

Dann dachte ich: Sie hatten wohl ihre eigene Welt, lebten ihr eigenes Leben. Sie sahen nicht, was ich sah und was die anderen Millionen Glücklichen sahen, die mit gefunden flaren Augen in die Welt schauten.

Sie sahen nicht die junge Frau da, die im Innern des Wagens faß, an der Seite ihres Mannes. Der Mann las eine Zeitung. Die Frau blickte fofett lächelnd zu ihrem Bisavis hinüber. Einem unternehmungsluftigen jungen Mann. Eine Weile ging das so. Dann nahm der junge Mann eine Bisitenkarte aus seiner Bruft tasche, schrieb hastig etwas darauf, stand auf und ging zur Tür. Beim Vorübergehen ließ er die Visitenkarte auf den Schoß der jungen Frau fallen. Dann stieg er triumphierend lächelnd und fichtlich befriedigt aus. Die junge Frau errötete und steckte die Bisitenkarte rasch in ihre Manteltasche.

Und ihr Mann las ahnungslos weiter die Beltung Ein Krüppel ftieg ein. Ein furchtbarer Strüppel. Arm- und beinlos. Nur Rumpf. Er troch wie ein Insett dahin, ins Innere des Wagens hinein. Alle, die Augen hatten, wandten sich ab. Boll Entsetzen, Mitleid und Schaudern. Die Blinden sahen ihn nicht. Bächelten nur ſtill glückselig vor sich hin

Da gibt es Grundfäße, die unter allen Umständen gelten. Und die Geschichte gibt benen, die den Mut haben, Christen zu sein, das Recht, darauf hinzuweisen, daß sowohl einzelne Men­fchen wie ganze Bölker dem Sinn ihrer Lebensaufgabe und ihrer Verantwortlichkeit vor der Zukunft dann am ehesten gerecht ge­worden sind, wenn sie, je wirrer die Umstände wurden, um so rücksichtsloser auf den Boden ihrer in dem lebendigen Gott verankerten Grundsätze sich stellen. Noch einmal sei's betont, dazu gehört Mut, und die Voraussetzung dieses Mutes ist der Glaube.".

Man sieht, der Hofprediger Doehring fennt seine Leute, er fennt die Partei Halb und Halb, und man tann es verstehen, wenn er den Politikern dieser Farbe als Grundeinstellung das Leitmotiv unterstellt: Nur ja tein Wagnis, son Bittere Wahrheiten für dern feilschen, feilschen!" feine Gesinnungsfreunde! Ihre Politik hält den Anforderungen der Ethik allerdings nicht stand.

August Thyssen gestorben. Montangewaltiger und Scharfmacher. Mühlheim , 5. April. ( TU.) Auguft Thyssen ist am Ostersonntag morgen gestorben. Der fast 86jährige Mann hatte sich Mitte Mära einer schweren Operation unterziehen müffen, die den Verlust eines Auges zur Folge hatte. Thyssen hatte die Operation gut überstanden, doch war sein Zustand seit etwa Monatsfrist so ernst, daß stets mit feinem Ableben gerechnet werden mußte.

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August Thyssen nahm in den Augen der Offentlichkeit in der Vorkriegszeit eine ähnliche Stellung ein wie Hugo Stinnes in der Nachkriegszeit. Man sah in ihm die überragende Wirt­schaftsmacht. Was wird Thyssen tun? Diese Frage hat die Industriellen, die Börse, und auch die Regierung in der Bor­friegszeit manchmal sehr intensiv beschäftigt.

Der Thyssen- Konzern, die Schöpfung August Thyssens , ist ein geschlossener Montantrust, auf dem Brinzip des gemischten Werkes aufgebaut. Hier ging Thyssen bahnbrechend voran. Seine Eisen- und Stahlwerke stehen unmittelbar auf Kohle. Bei Kriegsbeginn entfielen auf den Thyssen- Konzern rund ein Zehntel der deutschen Roheisen und Stahlerzeugung, ein Zwanzigstel der deutschen Kohlenförderung. Schäßt man das Bermögen, das dieser Konzern darstellt, nach internationalen Maßstäben, so fommt man zu dem Ergebnis, daß es 1914 etwa 700 millionen betrug. Jezt hat es die Höhe von rund einer Milliarde Goldmart erreicht. Diese Zahl er­gibt sich aus einem Anleiheprospekt, den die Firma Thyssen in Amerika vorlegte, und den der Borwärts" seinerzeit ver­öffentlichte. Der Thyssen- Konzern hat also im Krieg und in der Nachkriegszeit sein Vermögen um rund 300 Millionen Gold

mark erhöht.

Auguft Thyffen, der Gründer des Konzerns, stand politisch dem Zentrum nahe. Er gehörte zu den reaktionären, scharf­macherischen Großindustriellen, von denen das Zentrum noch mehr besigt. Seine arbeiterfeindliche Haltung war vor dem Kriege berüchtigt. Im Kriege betrieb er die An­vor dem Kriege berüchtigt. Im Kriege betrieb er die An negion des Erzbedens von Longwy Briey, in bem er große Erzintereffen besaß, mit Hochdrud. Nach dem Kriege verlor er feine ausländischen Werte, erhielt jedoch dafür fehr große Entschädigungssummen. Diese Entschädigungen haben bekanntlich das Zusammenschließen der großen Konzerne der Nachkriegszeit hervorgerufen.

Im Herbst 1922 eröffnete er den großen Feldzug des Unternehmertums gegen den Achtstundentag mit einem Briefe an den Reichstanzler, den er aufforderte, sich an die Spike der Bewegung für Verlängerung der Arbeitszeit zu sehen. In den letzten Jahren hatte sich Auguft Thyssen ziemlich zurüdgezogen. Zwar hat er in der Inflationszeit Räufe und Umgruppierungen vorgenommen aber er war nicht der Typ des spekulativen Auffäufers und Gründers nach dem Muster Hugo Stimmes, er gehörte zu der vorhergehenden Generation, die in scharfem Konkurrenztampf groß geworden war. Die eigentliche Leitung des Konzerns hatte feit Jahren sein ältester

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Und das Arbeitsweib fah hinüber zu ihr. Boll Feindschaft und Haß. Die zwei Blinden ftanden noch auf dem Hinterperron. Arm in Arm. Und lächelten still, glückselig vor sich hin, Denn fie fahen

Dies alles nicht.

Sohn, Friz Thyssen, übernommen. An reattionärer, scharf macherischer Gesinnung steht der Sohn dem Bater nicht nach An den Plänen zur Schaffung des Riefen- Ruhr­Montantrusts hat der alte Thyssen fein Teil mehr gehabt.

Die Firma Auguft Thyssen.

=

August Thyssen wurde am 28. Mai 1840 in Eschweiler ( Rhein land) geboren. Ende der sechziger Jahre gründete er in Duisburg eine Eisenwarenhandlung mit 8000 Zalern Rapital Dann siedelte er 1871 nach Mülheim a. d. Ruhr über, wo er die Firma Thyssen u. Co. gründete. Mit dem Erwerb sämtlicher fure eines Schachtes im Hamborner Bezirt übernahm er die Gewerkschaft Deutscher Kaifer", wie noch heute seine Werte innerhalb des Ham borner Stadtbezirks heißen.

Im Mai 1912 verfügte die Firma im dortigen Bezirk über fleben im Betrieb befindliche Schächte mit mehr als 15 000 Berg leuten. Vor dem Weltkrieg umfaßte das Hüttenwert sechs Hochöfen, einen Roheisenmischer von 1000 Tonnen Fassungsvolumen, ein Thomas und Martinwert, ein gewaltiges Balzwert für Ober­materialien( Träger und Formeijen, Wintel- und Stabeisen und ein Blechwalzwerf in riesigen Dimensionen). Im ganzen beschäftigte Tyssen vor dem Krieg 50 000 Arbeiter. Die Verkehrseinrichtungen umfassen: ein normalspuriges Eisenbahnnez von 200 Kilometern Schienenlänge, zwei eigene Rheinhäfen, die auf zum Teil eigenen Schiffen einen Gesamtumschlag von weit über 3 Millionen Tonnen

vermitteln.

Zum Thyssen- Konzern gehören die Attiengesellschaften für Hüttenbetrieb in Duisburg- Meiderich mit sechs Hochöfen und einer großen Eisengießerei, sowie die Gesellschaft für Teerverwertung, Oberbiller Stahlfwerk Düsseldorf, Thyssensche Eisenhandelsgesell schaft G. m. b. H., Duisburg , Transportkontor Bultan G. m. b. H.",

Rotterdam und Brudhausen.

Vor dem Krieg besaß Thyffen auch eine Hüttenanlage mit acht Hochöfen in Hagendingen( Lothringen ) und in Caen in der Normandie einen eigenen Hafen zur Erzausfuhr und ein Hütten­werf. Die Leitung der Firma, die als einzige der deutschen Groß­unternehmungen noch nicht in Gesellschaftsform geführt ist, hat heute fein ältester Sohn, der 1875 geborene Frig Thyssen.

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Die griechische Wahlkomödie. Pangalos macht sich auch zum Staatspräsidenten.

Athen , 5. April. ( Eigener Drahtbericht.) Am Sonntag fanden in 12 von den 33 Wahlkreisen die Wahlen für die Präsidentschaft statt. In den übrigen 21 Kreisen, darunter Saloniti und then, soll erst am kommenden Sonntag gewählt werden. Der Diftator Bangalos schreibt diese Teilung der Wahlen technischen Gründen zu, doch ist es flar, daß fie aus politischen Absichten erfolgte. Wären die technischen Gründe allein maßgebend, dann hätten diese Wahlen um so mehr erst am tommenden Sonntag ftatt finden können, als das Teilergebnis vom Sonntag teine prat. tische Bedeutung befigt. Da bie Führer der Oppositionsparteien zum Protest gegen die Wahlmache der Militärdiftatur Stimm. enthaltung proflamiert haben, ist die Wahl des Diftators Ban galos gesichert. Die Wahlbeteiligung war gering, obwohl Pan­galos am Tage vor der Wahl noch durch Manifeftationen versuchte, die wahlberechtigte Bevölkerung an die Urne zu bringen. In den 12 Streifen hat er 90 Prozent der abgegebenen Stimmen. Er wird auch als Staatspräsident Ministerpräsident usw. bleiben. Trium phierend erklärte er den Preffevertretern: Die Ergebnisse der Ab­ftimmung übertreffen meine Erwartungen Sie bedeuten eine förm liche Erklärung des Mitrauens für die sogenannten politischen Parteien, die nur die Interessen und persön lichen Bestrebungen gewisser Persönlichkeiten vertreten. Parteien egiftteren tatsäglich nicht mehr. Es gibt nur noch das Bolt, das sich der Parteifeffel entledigt hat und das die ihm von den Parteien vorenthaltene Wohlfahrt fordert."

Hollands Kolonialfämpfe, Bieber ift eine Abteilung der hol ländisch- indischen Schutztruppe von Eingeborenen überfallen worden. Im Verlauf eines sehr heftigen Rampfes wurde ein holländischer Offizier, fünf Soldaten und 20 Eingeborene getötet.

ausschuß sieht sich veranlaßt, gegen Angriffe Stellung zu nehmen, die in einem Entschließungsantrage zur zweiten Beratung des Haus haltes des Ministeriums des Innern im Preußischen Landtage von Mitgliedern des Zentrums, der Deutschnationalen Bolkspartei und der Deutschen Volkspartei gegen ihn gerichtet worden sind. Es wird bort unter Hinweis auf die fittlichen Gefahren, die insbesondere durch Theater- Revuen und Grammophon- Schallplatten hervorgerufen werden, eine andere Zusammenfeßung des Kunstausschusses verlangt. der verschiedenen Kreise der Bevölkerung darstellt. Dieses Berlan gen erflären wir für ungerechtfertigt, denn der Ausschuß umfaßt neben den literarischen und fünstlerischen auch alle maßgebenden Ber bände für Jugendschutz und Boltserziehung. Die Behauptung, daß irgend eine ethische oder ästhetische Auffaffung nicht in ihm vertreten und zur Vertretung dieser noch seine Umgestaltung erforderlich sei, entbehrt daher der tatsächlichen Grundlage".

bat Dstar Strauß Balzertraum" wieber populär gedergestalt, daß er tatsächlich die ethischen und äfttetischen Auffassungen Der Walzertraum" im Deutschen Künfftertheater. Der Film macht. Das Deutsche Rünstlertheater erinnert sich also dieser Operette und läßt sie auferstehen mit Räthe Dorsch und Hans Baßmann, Ujula van Diemen, Hans Heinz Bollmann, Hans Albers , Adelf Falten, Rosa Baletti, Iba Berry als Darstellern. Da zubem der Romponist felber den Dirigentenstab schwingt, wurde die Premiere eine feier liche Angelegenheit der weißen Hemdbrüste und Gesellschaftskleider mit viel Beifall und viel Blumen. Die oft gehörten flotten und sentimentalen Melcdien schmeichelten sich aus dem von Dstar Strauß wienerisch dreſſterten Drcheſter ins Ohr, und man fonnte ihm in diesem Augenblick sogar den Abscheu gegen alle Jazzmusit glauben, ber in einer dem befannten Bittolo aintzintzint angehängten Strophe Ausdruck findet. Die blonde Räthe Dorsch, deren Abstieg von Bergers Rönigin aur Dirigentin einer Damentapelle entschieden ein Aufstieg ift, fingt überzeugt und lieb und herzig. Der ganze Abend entwidelte sich so zwar zu feinem aufregenden, aber einem angenehmen Operettenereignis im Tohowabchu der Darbietungen der verfließenden Theatersaisoa.

Tes.

und

Das Berbrecherschiff nach der Teufelsinfel. Die Teufelsinsel an der Küste von Französisch- Guyana , dieses unmenschlichste Depor tationsland der Erde, auf der einft Dreyfus schmachtete, foll zwar schon seit längerer Zeit aufgegeben werden und die Forderung nach der Abschaffung dieser grausamsten Strafe war bei den letzten franzöfifchen Wahlen die Parole mehrerer Abgeordneter. Troßbem aber besteht der Schrecken der Teufelsinjel fort, und es geht jetzt wieder ein Berbrecherschiff dorthin ab, auf dem 684 Berurteilte wie wilde Tiere in Räfigen gehalten werden. Dieses Berbrecher schiff La Martinière" ist nach einem Bericht des Matin" voll fommen umgebaut worden, um die Berurteilten der letzten zwei Jahre nach der Infel zu überführen. Es ist das Mufter eines Die Verbrecher, von denen viele zur Guillotine verurteilt und zur in Deportation begnadigt wurden, erhalten auf ber Reife gute Ber pflegung: ihre Hauptmahlzeit besteht täglich in Fleisch und einer Weinen Flasche Wein. Alle nur erdentlichen Borsichtsmaßregeln find gegen einen Aufruhr getroffen. Bewaffnete Bächte patrouil lieren Tag und Nacht vor den Eisengittern der Zellen. Das Schiff ist mit einem System ausgerüstet, burch das bei dem einfachsten Drud auf einen Hebel Ströme von kochendem Wasser und Dampf aus den Maschinen sich über die Gefangenen ergießen. Aber der Kapitän erklärt, daß er niemals in seiner langen Tätigkeit als Führer des Verbrecherschiffs sich einer ernsthaften Situation gegen. über befunden habe und zu derartigen Maßnahmen greifen mußte.

Bild- Fernübertragung. In der Nacht zum Sonnabend hat die erste Bild- Fernübertragung nach dem deutschen System Telefunken Karolus von Berlin nach Bien stattgefunden. Der Berliner öfter- schwimmenden Gefängnisses mit Fußböden und Wänden aus Stahl reichische Gesandte Dr. Frant, Reichspoftminister Dr. Stingl, Graf Eine Frau stieg ein. Ein Kind auf dem Arm. Die Frau war von Arco u. a. hatten für dieses bedeutsame Ereignis besondere noch jung. Kein graues Haar. Der Körper noch jung. Die Augen Autogramme zur Verfügung gestellt. Der Bildsender befand sich in den Laboratoriumsräumen ber noch frisch. Aber das Gesicht einer Greisin. Von Qual und Not steuerte über eine Freileitung den 20 Km. Deutschlandsender von zerfreffen. Von Arbeit und Hunger. Müde und apathisch. Welle Königswusterhausen . Der Bildempfänger war auf der Empfangs­Züge. Falten auf Falten. Das Geficht rebete eine stumme, erstelle der Radio Austria auf dem Laaer- Berg in Wien aufgestellt. schütternde Sprache: Arbeit, Arbeit, Not. Kummer, Schläge, Hunger. Die Uebertragungen sind, wie ein Funtspruch der Radio Auftria Und wieder Arbeit, Arbeit. Das Kind auf ihrem Arm ein meldet, ausgezeichnet gelungen und laffen den Beginn einer neuen Rachitiskind. Auch blutloses Greifengesicht wie die Mutter. Hohle , Epoche im Weltnachrichtenverkehr erwarten. giangloje Augen, die nach Effen schrien. Ein Totenkopf. Etwas, das lebte und doch nicht lebte. Etwas, das da war und doch nicht

da mar.

Die Frau mit dem Kind setzte sich müde und erschöpft auf einen leeren Plag. Einige Minuten Ruhe. Dann weiter hegen An der nächsten Haltestelle stieg eine Dirne ein. Elegant, nach der neuesten Mode. Mit engem furzen Rod bis zum Knie. Durchfichtige Seidenstrümpfe. Das Gesicht geschminkt. Bafter, Ge­meinheit, Frechheit sprach aus diesem Gesicht.

Sie, setzte sich gegenüber der Arbeitsfrau und warf fripol die Sie, fette sich gegenüber der Arbeitsfrau und warf frivol die Beine übereinander, so daß die Schenkel unter dem Kleide mie nadt zu sehen waren. Und jah zynisch lächelnd auf das Arbeits weib mit dem Rachitistino.

Schauspieler- Borfiellung. Direttor Dr. Sidel bat für die Wahlfahrts laffen der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehörigen eine Borstellung bon- opple, ber Egoist von Fris Selten für ben 9., nachmittags 4 Uhr, zur Verfügung gestellt. Karten im Bureau des Bezirksverbandes, Steitbftr. 11, 8immer 10.

Die Angriffe gegen den Kunstausschuß. Unter dem Borsiz des Bolizeipräsidenten fand im Bolizeipräsidium eine Sitzung des Kunstausschusses statt, in der die von dem eingesezten Unter­ausschuß vorgelegte Erflärung zu den gegen den Kunstausschuß er hobenen Borwürfe beraten wurde. Diese Erklärung fand mit allen Stimmen der Anwesenden Annahme. Lediglich ein abwefenbes Mitglied des Kunstausschusses, der Generaldirektor des Bühnenvolts. bundes, Gerft, hatte feine abweichende Meinung zu dem Entwurfe der Ertlärung in einem Schreiben niedergelegt, das Vorwürfe gegen den Karl Vogt liest Rimbean, Berlaine, 8e am 9., abends Bolizeipräsidenten und Mitglieder des Kunstausschusses enthielt, aber 8 Ubr, im Ritlerjaal ber Stroll Eper. Ginlaßfarien an ber Abenblaffe durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt wurde. Die einstimmig Aus dem duntelfien Erdfeit. Die ameritamise 3oubehörde hat eine angenommene Entschließung des Kunstausschusses hat folgenden Reihe berühmter Bücher auf den Inbeg gefest und baburch von der Ein Wortlaut: Der unterzeichnete durch ministerielle Verfügung vom fuhr in die Bereinigten Staaten ausgeschlossen. Darunter befinden fid 26. März 1924 dem Berliner Polizeipräsidium angegliederte Runft. I ber Decameron bon Boccaccio und verschiebene Berle bon Balzac