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Nr. 165 43. Jahrg. Ausgabe A nr. 84

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Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

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Freitag, den 9. April 1926

Faschistenterror in Rom  .

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., Berlin   SW. 68, Lindenstr.3

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Die nationalen Probolschewisten.

Bon Philipp Scheidemann  .

Die Wohnungen von Modigliani  , Amendola und der Genoffin Oda Olberg- Lerda Jungdeutschen Ordens  , Artur wahraun, eine von den überfallen und geplündert.

des

Rom  , 8. April.  ( WEB.) Wie nachträglich bekannt wird, find Genosse Modigliani   hat als Anwalt der Familie gestern nach dem Attentat auf Mussolini   mehrere Privatwoh- ermordeten Matteotti die besondere Wut der nungen teilweise zerstört worden. Die Möbel wurden zer- Faschisten auf sich gelenkt. Was schließlich die Ausplünderung fchlagen und verbrannt. Personen sind nicht verletzt worden. und Demolierung der Wohnung des Demokratenführers Betroffen wurden unter anderem die Wohnungen des sozialistischen   Amendola betrifft, der am Tage zuvor an den Folgen Abgeordneten Modigliani  , die Amendolas, die des Jour- eines auf ihn verübten Faschistenattentats gestorben war, nalisten Giannini und die der Frau Cerda, der römischeno braucht über diesen Att faschistischer Bietät faum noch etwas gesagt zu werden. Das ist das Italien   des Faschismus! Korrespondentin des Borwärts".

Genossin Oda Olberg   Lerba war eine junge sozialdemokratische Schriftstellerin, als sie vor etwa einem Menschenalter nach Italien   übersiedelte. Durch ihre Ehe mit dem sozialistischen   Deputierten Lerda wurde sie Italie nerin und Mutter erwachsener Söhne, die im ita­lienischen Heer gedient haben. Als Korrespondentin des ,, Borwärts" hat sie viele Jahre gewirkt und ihre ebenso gedankenreichen wie formvollendeten römischen Briefe, die jedem ,, Borwärts"-Lefer bekannt sind, stellen sie in die erste Reihe der deutschen   Tagesschriftsteller.

Der Einbruch der faschistischen Gewaltherrschaft hat jedoch diese alten, für unser Blatt äußerst wertvollen Beziehungen in empfindlicher Weise gestört. Für ein sozialdemokratisches Blatt, das den Rampf gegen den Fafchismus in erster Reihe führt, ist es un möglich, einen Rorrespondenten in Rom   zu unterhalten, der für die Stellung des Blattes gur italienischen Politik und für seine Berichte über sie ver­antwortlich gemacht werden könnte. Der Borwärts" mar daher gezwungen, sich neue Informationsquellen zu erschließen, über deren Art hier aus begreiflichen Gründen nichts Näheres gesagt werden kann, die sich aber so ausge­zeichnet bewährten, daß er sich dadurch den ihn ehrenden Haß der römischen Mach thaber zuzog. Dieser Haß hat sich nun in einem Ra cheatt an der altbekann­ten Mitarbeiterin unferes Blattes entladen, die damit für Dinge verantwortlich gemacht wurde, mit denen sie nichts

zu tun hat.

Eine Frage an Wolffs Bureau. Anfang November vorigen Jahres hat der Duce" die in Rom  versammelten Direktoren ber internationalen Nachrichtenagenturen empfangen" und mit einer seiner gehaltvollen Ansprachen beglückt: Darauf fand sich ausgesucht der Vertreter des Bolff- Bureaus, Direktor Mantler, bereit, dem Duce in einer schwülstigen Rebe zu antworten:

Sämtliche Teilnehmer an der Tagung stellten mit der leb­hafteften Genugtuung fest, wie grundlegend sich die Verhältnisse in Italien   geändert hätten, seitdem der gegenwärtig an der Spike der Regierung stehende hervorragende Mann die Leifung der Staatsgeschäfte übernommen hot, und wie überall Wohlstand, Ruhe und erfprießliche Tätigkeit zu bemerken find.

Die, neuen Plünderungen und Gewalttaten, die sich auch gegen Korrespondenten deutscher Blätter richten, rechtfertigen die öffent liche Frage an Wolffs Bureau; ob es noch heute der Meinung ist, wie sie sein Direttor Mantler im November vorigen Jahres schweifwedelnd zum Ausdrud brachte. Vielleicht gibt das offiziöse Bureau darüber bald Auskunft?

Wilhelms Affe.

Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser."

Vor einigen Wochen setzte gegen den ,, Hochmeister  " des nationalistischen Berbänden ausgehende Heße ein, die vielen überraschend fam und den Uneingeweihten kaum verständlich war. Mahraun ward des Hoch- und Landesverrats beschuldigt, weil er mit Franzosen irgend etwas verhandelt haben sollte. Allmählich wird immer flarer, warum Mahraun jetzt behandelt wird wie der erste beste Erzberger oder Ra­ thenau  : er dirigiert den größten aller nationalen Verbände, den Jungdeutschen Orden, hat diesen bisher fest in der Hand gehabt und weigert sich, die politischen Torheiten und mili­taristischen Spielereien der ,, echten" nationalistischen Rechts­organisationen mitzumachen. Willst du mir nicht gefügig sein, dann schlag ich dir den Schädel ein." Weil von den begabtesten Fememördern die meisten hinter Schloß und Riegel fizen, suchte man den unbequemen Menschen unschäd­lich zu machen durch ein bißchen Denunziation wegen Landes­lich zu machen durch ein bißchen Denunziation wegen Landes­verrats. Diese Seifenblase ist aber geplagt, und Herr Mah­ raun   ist deshalb in der Lage, ein wenig hinter die Vorhänge blicken zu lassen, wo die Herren Hugenberg und Nicolai jeder auf seine besondere Weise ihre vater­ländische Tätigkeit entfalten.

"

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Im Meister", der Jungdeutschen Monatsschrift, sest Mahraun sich mit den weiter rechts von ihm operierenden Probolschewisten auseinander und weist den ganzen Blödsinn des Liebäugelns mit der Roten Armee Rußlands   nach. 34­nächst, nach dem Zusammenbruch, schärffte Zusammenfassung aller nationalen Kräfte gegen den Probolschewismus. Aber:

Die Verfilzung der nationalen Bewegung mit den materiellen Gesichtspunkten der Selbstschuhepoche hat den rein wirtschaftlich denkenden Geldmächten einen steigenden Einfluß auf die gesamte Bewegung gesichert. Während der Selbstschutzzeit lag die Führung der nationalen Bewegung ganz natürlicherweise in den Händen der nationalen Geldmächte. Die Selbstschutzaufgabe an sich und die finanziellen Erfordernisse, welche ihre Durchführung an die Truppen der nationalen Bewegung stellte, lieferte sie den großen Geld­

mächten aus.

durch seine Bresse arbeitete, zeitweise, sogar vorherrschend, die Diese Mächte waren die Schwerindustrie, für die Hugenberg Landwirtschaft, deren Führung auf Grund der agrarischen Gliederung Landwirtschaft, deren Führung auf Grund der agrarischen Gliederung stark der reaktionären Beimischung unterlag. Die härtesten Kämpfe,

welche nun zum Teil offen, meistens aber start verschleiert, inner­

Rom, 8. April.  ( WTB.) Stefani meldet vom Bord des Panzer. schiffes Cavour": Mussolini   hat sich um 10,35 Uhr an Bord des vor Ostia   liegenden Panzerschiffes Cavour" eingeschifft. In seiner Begleitung befanden sich die Unterstaatssekretäre der Marine, der Ministerpräsidentschaft und des Kolonialministeriums, sowie der Chef Man sage nicht, es handele sich um eine sinnlose Aus- des Marinestabes. Der Generalsekretär der Faschistischen   Partei, schreitung des Böbels. Der Pöbel von Rom fann un Turati, das Direktorium der Partei und die Provinzsekretäre er= möglich wissen, wer in früheren Jahren die warteten ihn an Bord. Mussolini   schritt die Front der Ehren- halb der nationalen Bewegung stattfanden, waren die Freiheits­ständige Berichterstattung aus Italien   für tompagnie ab und hielt dann eine Ansprache an die faschistischen fämpfe des nationalen Idealismus gegen die Bevormundung durch den Borwärts" besorgte. Das Mißverständnis, das Parteisekretäre. Er sagte, er habe sie an Bord des Schiffes berufen, die nationalen großfapitalistischen Mächte. zur Zerstörung der Wohnung der Genoffin Oda Olberg   damit fie der Marine, auf der die wesentlichsten Hoffnungen der Jungdeutsche Orden nicht mitmachen, und so entwickelten Diese Entwicklung wollte, so fezt Mahraun auseinander, Lerda führte, kann nur bei politisch unterrichteten für die Zukunft beruhen, Ehre bezeugten und damit die Fa­Leuten vorhanden gewesen sein, und sie sind es offenbar auch schisten bei der Rückkehr in die Heimat dafür sorgten, daß das Be- sich die Gegensätze zwischen der volfsnationalen" und ,, land­gewesen, die dem Böbel den Weg zeigten. Ein unwußtsein von der wichtigteit der Marine vollständig er. läufig nationalen" Bewegung. Da alle bisherigen Unter­würdiges Objett für den Racheaft dieses Gesindels war die wache. Er fügte dazu: Wir sind Menschen des Mitteldorff und Hitler unternommen haben, gescheitert sind, ist die nehmungen zur Befreiung Deutschlands  , die Kapp, Luden­Genoffin Oda Olberg- Lerda deswegen freilich nicht. Denn als tapfere Sozialistin, die einst aus Offizierskreisen den Tattit geändert worden. Mit dem An ti boljchewismus ist Weg zu den Arbeitern gefunden hat und die der Sache des nichts zu machen im Sinne der völkischen Arier, also stellen Sozialismus stets treu geblieben ist, kann fie für jene fie die Taktik um: fie liebäugeln mit Rußland   und erwarten Leute nur ein Gegenstand des Haffes sein. Was ihr zugefügt Dom gemeinsamen Handeln mit den Bolschewisten die deutsche wurde, wird ihr die Achtung und Sympathie der Befreiung. Mahraun sieht endlich ganz richtig, wie sich die ganzen zivilisierten Welt eintragen, die sie als einer der bolfchemistischen und die deutschvölkischen Weltenwender unter glänzendsten und tapfersten Journalisten der dem Stahlhelm gegenseitig zu bemogeln fuchen, meil jeder Teil Weltpresse ehrlich verdient. mit Hilfe des anderen seine eigenen Ziele erreichen will. Die Ziele der beiden sind aber sehr verschiedene. Die Russen falkulieren so:

Reichsbahn und Metallbank. Erklärungen der Reichsbahngesellschaft. Die Reichsbahngesellschaft hat zu unseren Fragen über die Beziehungen zwischen Reichsbahn und Metall­banktonzern Erklärungen abgegeben, aus denen folgen­des hervorgeht:

Die Reichsbahn hat mit der Metallurgischen Gesellschaft in Frankfurt   a. Main   einen Vertrag über die Lieferung von rund 100 000 Tonnen Kupfer gehabt. Sie hat das Kupfer unter Weltmarktspreis gekauft, der Konzern hat dafür Provision erhalten. Der Vertrag ist seit zwei Jahren abgelaufen.

Der Schrott pertauf wird allerdings nicht mehr öffentlich ausgeschrieben, doch erfolgt er eicht an menige privilegierte Firmen.

Zu der Behauptung der Reichsbahn, daß der Schrott pertauf nicht an wenige protegierte Firmen erfolgt, steht die folgende Mitteilung der Bossischen 3eitung" Don gestern morgen im Widerspruch:

Der Hüttenverband( des Metallbankkonzerns. Red. d. V.") übt zwar nicht mehr das absolute Monopol für die Eisenbahnlieferungen in Metallen aus, erhält je. doch heute noch ungefähr 50 Bro3. aller bei fämt. lichen Eisenbahnmertstätten entfallenden Metall. rückstände und ist natürlich auf diese Weise in der Lage, besonders, da er aufs ängstlichste bedacht ist, teinen Outsider zuzu

meeres und

unsere Zukunft- ich will damit niemanden kopieren(!!)- hat immer auf dem Wasser gelegen und wird immer auf dem Wasser liegen!

Mussolini   schloß seine Rede mit dem faschistischen Ruf: Alala! zu Chren der italienischen   Marine. Der Cavour" setzte sich dann mit Kurs auf Gaeta   in Bewegung, während Wasserflugzeuge in der Luft freisten.

! lassen, die Regulierung der Verwertung von Altmaterialien in maßgebendster Weise zu beeinflussen. Denn alle anderen deutschen   Metallhüttenwerte müssen sich, obwohl unter ihnen auch Firmen ersten Ranges sind, in den Rest teilen. Wenn auch die Umarbeitungsverträge, je mehr die Reichs­bahn dazu übergeht, nur Neumetalle zu verwerten, nicht mehr die­felbe Rolle wie in früheren Jahren spielen, so besteht sicherlich die Gefahr, daß die Reichsbahn in allzu große Abhängig. feit von diesem Berbande gerät."

Es handelt sich also in der Tat um eine gewisse Mo­nopolstellung des Metallbanttonzerns, von der weder Deffentlichkeit noch Reichstag   bisher etwas wußten.

Attentat in Moskau  ?

Auf den russischen Innenkommiffar.

Nach einer T.- Meldung ist am gestrigen Donnerstag in Mostau der Innenkommissar Beloborodow durch einen Schuß an der Schulter verletzt worden. Nach scharfer Berfolgung wurde der Täter festgenommen, ein Student, der Sohn eines früheren Schloß angestellten, während Beloborodow an der Er­mordung der Zarenfamilie beteiligt gewesen sein soll.

Auf Anfrage am späten Abend teilt uns die Russische   Bot: schaft mit, daß sie eine solche Attentatsmeldung bisher nicht erhalten habe.

Die Weltrevolution

das haben die Moskowiter flar erkannt- ist nur dann durchführbar, wenn es gelingt, die Nachbarn, vor allem aber das große nachbarliche Deutschland  , in das Chaos zu führen. Dieses Chaos ist dann vorhanden, wenn es gelingt, Deutsche und Franzosen   mit bewaffneter Hand aufeinander zu treiben. Denn den so entflammten Krieg fann feiner der beiden Kämpfer gewinnen. Nur ein Dritter der Bolschewismus muß Sieger bleiben.. Die deutschen   Probolschemisten suchen ihre Anhänger zu täuschen mit diesen Erwägungen:

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1. Der Bolschewismus hat sich gewandelt. Er ist nicht mehr der jüdische Popanz von 1917".

2. Wir haben die gleichen Gegner, darum müssen wir zusammen. gehen.

3. Das russische   Heer wird uns zu diesem Freiheitskampfe die Hand reichen.

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Mahraun sfizziert auch die Pläne, die die deutschen   Be­freier propagieren, um die nationale Jugend zu gewinnen: Freiwillige deutsche Truppen die Reichswehr   kann sich daran nicht beteiligenbrechen in Bolen ein und rennen die polnische Armee über den Haufen. Auf der anderen Seite brechen in Polen  die russischen Heere ein und reichen sich mit dem deutschen   Heere dortfelbst die Hand. Damit ist die östliche Machtgruppe geschaffen, welche den Kampf gegen die westlichen fapitaliſtiſchen Demokraten aufnimmt.... An der Elbe leisten die vereinigten deutsch  - russischen Heere den ersten Widerstand. Nach der Reorganisation des russischen  Heeres beginnt der gemeinsame Bormarsch der östlichen Völker gegen den Westen. Er endet mit der Niederwerfung Frankreichs  und dem Siege des Ostens,