Speise- Eis!
Baum hat ber Winter seine Eisfabrikation eingestellt, so stehen schon wieder Eismänner und Eisfrauen an den Straßenecen als erste und wahre Frühlingsboten. Mit den ersten Schneeglödchen sind sie da, mag es noch so falt sein, die Hauptsache ist, die Vorfrühlingssonne täuscht Wärme vor. Zuerst kommt die Vorhut an den belebten Plätzen, dann wie auf ein Signal vermehren sie sich von Tag zu Tag mehr und beim Blühen der Beilchen wächst ihre Schar schon beängstigend an. Dann ist ihre Zeit gefonimen und fie gehaben fich fommerlich. Die Wagen find leuchtend angestrichen, die neuesten gar sind wahre Säulenhallen, in denen der Berkäufer fizend thronen kann. Vanilleeis! Eiswaffeln! Bald werden alle Früchte ihren Namen für die verschiedenfarbigen Eigenüsse hergeben müssen. Wie lange noch, kaum drei Monate und wir befinden uns mitten im Sommer und die Eissaison erreicht ihren Höhepunkt. Die Menschheit wird fluchen und schwizen, im auf geweichten Asphalt stecken bleiben und auf die Eiswagen zuwanfen, um Kühle auf der Zunge zu fühlen. Botenjungen, Radfahrer, fleine Mädchen, sie machen jetzt tapfer den Anfang, bald find es Scharen. Schon jetzt braucht der Eismann nicht mehr wie vor Wochen zu bibbern und zu frieren, eine lebendige Reflame für Grogf und heißen Kaffee. Schon jetzt verdient er als Ausbeute feiner Standhaftigkeit mehr als ein paar Groschen, die er in den ersten Tagen glücklich zusammenbrachte. Doch immerhin, es war Geld, eingenommen von der heroischen Jugend, die troß der Kälte den innerlichen Menschen noch extra mit Eis bedachte. Die Sonne schien, der Eismann war da und das genügte. Möge der Sommer eine gute Eissaison brin gen, in der die so vergeßliche Menschheit hoffentlich einmal nicht pergißt, wie sehr sie im Winter sich die Gluten des Acquators herbeisehnte.
Der Kampf um die Wohnung.
Wie es fommt, daß man dem Wohlfahrtsamt anheimfällt.
Ein junger Schriftsteller schildert in den folgenden Aus führungen feine Erlebniffe mit Bohnung, Wchnungsamt und Wohlfahrtsamt; fie find auch ein Dokument dafilt, wie heute fähige junge Menschen ihre Nerven in nichtigen Kleinigkeiten, sermürben milffen, ohne bak fich ihnen eine hilfreiche Bend bietet.
Der Besitzer eines Hauses im alten Besten, ein Spanier, der 30 Inflationshäuser hat, vermietet mir eine Bierzimmerwohnung. Er versichert, sie sei beschlagnahmefrei; das win bert mich. Ich erfundige mich: Ja, wenn die Wohnung ein halbes Jahr freisteht, darfst du einziehen. Der Spanier verpflid; tet mich, die Wohnung instandsetzen zu lassen; was nimmt man nicht für eine Wohnung auf sich? Während meine Frau, von einem Kind entbunden, im Krantenhaus liegt, lasse ich die furchtbar verwahrlofte Wohnung pöllig neu zurechtstutzen. Auf Kredit, den man mir merkwürdigerweise auf mein Geficht hin gewährt. Als die Maurer fertig sind, streiche ich selber Decken, Wände und Fußboden. Nachts, benn am Tage versuche ich die Entbindungskosten zu verdienen. Konkurriere mit Jolly. Lebe von Zigaretten. Ein Zimmer ist fertig. Frau und Kind sind im Triumph eingeholt. Das zweife Zimmer wird in Angriff genommen. Da fommt der Kladdera datsch. Sechs Wochen nach der Entbindung. Raus mit euch! Das Wohnungsamt packt zu. Ihr seid im Unrecht. In 14 Tagen 3mangsräumung. Inzwischen habe ich ahnungsloser Pechvogel von meiner Wohnung einem gemeinnützigen Verein zwei Zimmer abvermietet, damit mir der größte Teil der Miete abgenommen wird, einem Berein, für den ich unentgeltlich arbeite. Nun werden Bro: teste eingelegt. Meiner fommt nicht zur Berhandlung. Aber zwei Lage vor der Zwangsräumung tommt erst die Ablehnung. Der Einspruch des Wirts foll nach der Räumung verhandelt werden. Man läuft zu den Behörden. Das Wohnungsamt im Tiergarten ist autokratisch. Man muß betteln. Sehen, wie bepelatert Damen gegen Trinkgeld schleunigst die Aften gebracht, wie Rechtsanwälten der in der Untergrund ebenso auf die Sehen treten fann wie er mir, in der Untergrund ebenso auf die Zehen treten fannwie er mir, freigemacht wird. Ich warte drei Stunden: Der Herr Stadtrat iſt zu einer Sigung, heute nicht zu sprechen.( Morgen ist Räumung!) Da greift der Verein ein, dessen Leiter Beziehungen hat. Binnen einer Stunde ist die Verfügung da, es wird nicht geräumt. 14 Tage Frist. Schon war für das Kind alles gevadt. Alles andere mochte abgeholt werden. Uns war es egal. Die Nerven wollten nicht mehr. Der Vollzugsbeamte war schon zweimal da, schämte sich, hatte Tränen in den Augen. Bier Tage später ist wieder Sprech stunde. Ich warte wieder zweieinhalb Stunden. Schließlich bin ich dran. nach mehreren Spätergefominenen.„ Sie sind ohne Genehmigung in der Wohnung. Ich gebe Ihnen feine Stunde Frist." Ich bitte um mildernde Umstände, um Zeit, eine Notwohnung zu fuchen, sei selbst beschwindelt worden. Das interessiert uns gar nicht. Sie wissen als Schriftsteller, was 3wangswirtschaft bedeutet. Leider existiert sie. Wir müssen varieren. Sie quch. Gern spielen wir nicht den Büttel." Schluß. Meine Frau, die wegen des Kindes um Schonung bittet, wird gar nicht angehört.„ Wir erleben das täglich zwanzigmal. Sie glauben nicht, wieviel 3mangsräumungen täglich stattfinden. Gehen Sie dort hin, wo sie hergekommen find!"
Nun aber fam ein Freund, der sagte: Was dir die Stadt einbrodt, soll sie selbst ausfressen. Laß das Wohlfahrtsamt bezahlen. Sachlage: fein Geld zum Umzug, fein Geld, ein Zimmer zu mieten. Nach langem Bitten bezahlt das Wohlfahrtsamt 20 Mart, sehr freundlich und teilnehmend. Dafür konnten die Möbel untergestellt werden, wo sie sicher sind. Mann, Frau und Kind in eine schmutzige Dachfammer, die dem Freunde gehört.
Nun ist, 10 Tage später, der Einspruch des Mirts dran. Urteil: Bohnung gehört dem Amt, Mieter trägt ein Drittel der Kosten, macht 67 Marf. An Instandsegungsfoften müffen noch bezahlt wer den 215 Mart, an Entbindungskosten sind noch fällig 120 Mart, der Berein verlanat Schadensersatz 155 Mart. Das find 550 Mart, über 400 Mark ganz unproduttiver Schulden. Das nun zuständige Wohlfahrtsamt sagt mit Recht: Klagen Sie. Nach Entscheidung wollen wir Ihnen helfen, wenn nötig. Aber die Nerven und die Gerichtsvollzieher? Und die Wohnung, die nun leer steht und auf den neuen Mieter wartet?
Aus dem fiebenten Stockwerk in die Tiefe. Ein tragischer Borfall ereignete sich gestern nachmittag furz vor 5 Uhr im Fernamt in der Franzöfifchen Straße 33a, wo die 24 Jahre alte Telegraphengehilfin Herta Für ft aus der Boigtstraße 32 aus dem siebenten Stockwert auf den asphaltierten Hof hinabstürzte und mit zerschmetterten Gliedern tot liegen blieb. Anscheinend liegt ein Unglücksfall vor. Nach den Angaben der Betriebsleitung fühlte sich Fräulein F. nicht wohl und mußte über eine Stunde lang das Krankenzimmer zur Erholung aufsuchen. Kurz vor Dienstschluß begab sie sich in den Garderobenraum, we fie sich üdlings auf den Rand des offenstehenden Fensters feẞte, um frische Luft zu schöpfen. Wahrscheinlich verlor sie infolge eines Schwindelanfalles das Gleichgewicht und stürzte in die Tiefe. Die Leiche wurde von der Kriminalpolizei beschlagnahmt. Es ist jedoch nicht ausgeschloffen, daß Fräulein F. vielleicht auch in ſelbſt mörderischer Absicht hinabjprang.
Praktische Aerzte als Kokain- und Morphiumverkäufer. Monatelang fortgefeßten Nachforschungen und Beobachtungen der Kriminalpolizei gelang es jegt, zmei prattische Aerzte zu ermitteln, die ohne Untersuchung Leuten, die der Leidenschaft des Rauschgiftgenuffes verfallen find, Rezepte ausgestellt und ihnen so zu Kotain und Morphium verholfen haben. Einer von ihnen wurde festgenommen und der Staatsanwaltschaft vorgeführt, der zweite ist auf freiem Fuße belaffen. Ein dritter Mann, der sich für einen praftischen Arzt ausgab, ohne es zu sein, ein Dr. med. Kon rab Rosenthal, ber bie ärztliche Staatsprüfung nicht abgelegt hat, zur Ausstellung von Rezepten also nicht berechtigt ist, murde
ebenfalls in Haft genommen. Diefer lieferte die größeren Mengen, und zwar unmittelbar an seine Kundschaft. Der Mann ist felbft starter Kotainist. Er perfehrte als ständiger Gast in vielen Tanzbielen und Bars im Besten Berlins und hatte eine umfangreiche Bekanntschaft unter den Verbrauchern von Kokain und Morphium. Hierauf baute er seine ganze Existenz auf, nachdem er mit einem Konditoreibetrieb gescheitert war. Die Ueberführten werden sich demnächst vor Gericht zu verantworten haben, die beiden praktischen Aerzte auch vor der Herztekammer, der das Ergebnis der Ermittlungen ebenfalls unterbreitet wurde.
Die freigeistige Woche.
Die letzte Tagung der freigeistigen Woche wurde eröffnet mit einem Vortrage von Walter Berendsohn: Schafft welt liche Feiern. Berendsohn erblickt einen Fehler der freigeistigen Bewegung darin, daß fie bisher zu wenig Wert auf die Abhaltung Piychologie der Masse viel beffer; fie tommt dem Gefühlsbedürfnis von weltlichen Feiern gelegt hat. Die Kirche versteht sich auf die nach Feiern im weitgehendsten Maße entgegen. Es muß etwas geschaffen werden, was die religiösen Zeremonien ersetzt. Die weltfichen Feiern müssen den 3med verfolgen, der Verbreitung frei geistiger Weltanschauung und dem Aufbau einer neuen Sittlichkeit zu dienen. Niemals darf bei den weltlichen Feiern das gesprochene Wort, die aufklärende Rede fehlen. Wenn die freigeistige Bewegung sich darauf einstellt, mehr Innenarbeit, mehr weltliche Seelsorge zu betreiben, wird sie eine große Hilfe für die sozialistische Bewegung sein. Bei der darauf folgenden Beratung des Programms wurde von Sievers Kritik an dem Beschluß der Programmfommission geübt, den Marrismus nicht zur Grundlage des Kulturprogramms zu machen. Das sei ein großer Fehler. Die Kirche ist ein Bestand teil des gegenwärtigen Klaffenstaates, und wenn die freigeistige Be wegung die Kirche überwinden will, so muß fie fich als Glied der sozialistischen Bewegung betrachten. Diese sei ein fulturfördernder Faktor, mit dem die Kirche und jede geistige Reaktion rechne. Nie. mener betonte, daß die Ablehnung nicht aus Gegnerschaft zur fozialistichen Idee erfolgt sei, sondern weil der Marrismus eine zu enge Grundlage bilde. Zur Annahme gelangte eine Ent. schließung, die sich gegen alle imperialistischen Kriege mend.t und eine zweite, die von den Arbeiterparteien die Propagierung der Kirchenaustrittsbewegung fordert. Mit einer Schlußanfprache des Borsitzenden wurde die Logung geschlossen.
Am Abend vorher wurde den Teilnehmern der freideiftiaen Woche in der Treptower Sternwarte ein Film gezeigt: Die Bewohnbarkeit der Betten. Vorher wurde eine Besichtigung des Museums und des großen Fernrohrs vorgenommen.
Tödliche Straßenunfälle.
Beim Ueberschreiten des Fahrdamumes vor dem Hause Greifswalder Straße 25 murde gestern nachmittag der 20 Jahre alte Arbeiter Günther Bolff aus der Raabestraße 14 von einem Triebwagen der Linie 174 erfaßt und mehrere Meter mitgeschleift. Die Berlegungen u. a. ein Schädelbruch waren aber so schwer, daß der Tod einirat, bevor der zu Hilfe gerufene Arzt zur Stelle war. Die Schuldfrage ist noch nicht geflärt. Durch eigenes Berschulden fam dagegen gestern nachmittag furz nach 5 11hr der 49 Jahre alte Kaufmann Eduard Elend aus der Fichtestraße 14 ums Leben. Elend wollte am Potsdamer Play den Berderperron bes Anhängers eines fid) in poller Fahrt befindlichen Straßenbahnzuges der Linie 15 besteigen, tam aber hierbei zu Fall und geriet unter die Räder des Wagens. Er fonnte nach den Borfall trat eine längere empfindliche Berkehrsstörung ein. längeren Bemühungen nur noch ais Leiche geborgen werden. Durch
Das Opfer eines Berbrechens?
Zwischen den Schienen der Ringbahn in der Nähe des Ber. hiebebahnhofs Tempelhof wurde gestern abend von Eisenbahnarbeitern ein Mann mit schweren Kopfwunden bewußtlos aufgefunden. Er wurde von den Beamten mit dem nächsten Zuge nach der Rettungsstelle Eichhornstraße am Pots. damer Bahnhof und von dort in bewußtlosem Zustande nach dem Elifabeth- Krankenhause geschafft. Bei dem Verlegten wurde ein Ichwerer Schädelbruch sowie mehrere flaffende Kopf: wunden festgestellt. Aus Papieren geht hervor, daß es sich um den 36 Jahre alten italienischen Staatsangehörigen Otto Delmeny handelt, der zuleht in der Großbeerenstr. 98 wohnte. Es wird vermutet, daß Delwen bas Opfer eines Verbrechens geworden ist, da eine Kopfwunde scheinbar von einem Hieb mit einem Schlagring herrührt. Die Kriminalpolizei ist mit der restlosen Klärung des Falles beschäftigt.
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Bon der Zentralfommiffion für Arbeitersport und Körperpflege wird uns geschrieben: Der Bundestag der Arbeiter Schachspieler in Jena ist ein Opfer fommunistischer Demagogie geworden. Der Bundes vorstand, der durchaus nicht kommunistisch orientiert ist, hatte eine russische Delegation eingeladen, die auch in einer Stärke von sieben Mann erschienen war. Die deutschen kommunistischen Drahtzieher haben das benutzt, um den Bundestag mit allerlei fommunistisch gefärbten Refolutionen zu überrumpeln, so daß man das Gefühl hat, als hätte hier ein fommunistischer Kongreß getagt. Wie man uns indessen versichert, waren nur ganze fechs Kommunisten auf dem Bundestag anwesend ein sehr beschämendes Zeugnis für die übrigen Delegierten, welche die tommy. nistischen Entschließungen geschludt haben. In einer diefer Refolutionen läßt man die ,, erste Arbeiter- und Bauernmacht, die Sowjet- Union" hochleben, schimpft auf das eigene Land und befehdet die Sozialdemokratie. Den politischen Gefangenen in den Ländern der Bourgeoisie aber ja nicht in den„ Kasematten Rußlands"-sendet man Grüße, ganz wie es in den kommunistischen Geisteserzeugnissen üblich ist. Dabei ist der Bund Mitglied der Luzerner Sportinternationale, deren Programm Neutralität zwischen den Arbeiterparteien verlangt. Wir erinnern uns noch, welches Geschrei die Kommunisten machten, als auf dem Pariser Kongreß beantragt wurde, Beziehungen zur Amsterdamer Gewerkschaftsinternationale anzufnüpfen. Hier aber mißbrauchen die Kommunisten einen Bundestag, um die kommunistische Gewaltherrschaft in Rußland anzuhimmeln. Unter diesen Umständen lohnt es fich nicht. auf die übrigen Beschlüsse des Kongresses einzugehen. Es genügt zu sagen, daß für einen ehrlichen Sozialdemokraten im Deutschen Arbeiter- Schachbund fein Blas mehr fein fann, wenn er nicht mit allen Kräften dafür eintritt, daß dieses Jena des Arbeiterschachs wieder gutgemacht wird.
Tanz und Sexualität.
Die Genossenschaft deutscher Tanzlehrer" ver anstaltet in diesen Tagen eine Ausstellung„ Der Lanz" in den Räumen der Gesellschaft der Freunde, Potsdamer Str. 9. Diese Ausstellung ist nicht nur aus gesellschaftskritischen Gründen interelsant, sondern auch von einiger Bedeutung als Anlaß zu mehreren wesentlichen Vorträgen, von denen der, den am Dienstag abend Herr Sanitätsrat Dr. Magnus hirschfeld über das Thema Tanz unb Segualität hielt, schon megen der Bersönlichkeit des Bortragenden eine besondere Stellung einnimmt. Die engen Beziehungen, die selbstverständlich stets zwischen Serualität und Tanz beffanden, sind diesem besonders von der Kirche oft zum Vormurf gemacht worden; man empfand ihn als unfiltlich. Dieser Borwurf ist lächerlich und wird unser Berständnis niemals finden, weil er ein Borwurf gegen die Natur und das Natürliche ist. Das Gedantliche beim Tanz ist durchaus sekundär, in erster Linie ist er reiner Ausdrud menschlichen Körpergefühls und eine fo eble Form des Liebeswerbens, daß nur der Puder an ihm Anstoß nehmen tann. Der Serualforfcher glaubt mohl behaupten zu können, bcß alle diejenigen, die abfolute Gegner des Tanzes find, zu ihrer Auf faffung nur deshalb tamen, weil ihr Liebesleben Abweichungen von
der Norm, mennt auch mir im Sinne der Segualverdrängung oder Serualhemmuung, aufweist. Wer am Tanz Mergernis nimmt, argert fich mehr über sich als über andere. Der Tanz ist eine Huldigung der Seele für den Leib, die Liebe und das Leben und mur mer fold eine diesseitige Weltanschauung verleugnet, fann ihn als schamlos oder undeutsch" empfinden. Dem mit starkem Beifall aufgenomme nen Vortrag folgten auf der Bühne tänzerische Illustratio nen unter dem Motto„ Bom Menuett bis zum Charles ston". Je mehr man sich bei diesem Programm der Moderne nähert, desto besser gelang dessen Ausführung. Ein deutlicher Beweis dafür, daß der Tanz durchaus als Ausdruck modernen Lebensgefühls gemertet zu werden verdient.
Die Teilnehmer der Osterstudienfahrt der steiermärkischen Cehrerinnen und Lehrer wurden gestern im Rathause von den Bürgermeister Schols Bertretern der Stadt Berlin empfangen. begrüßte die Gäste in einer Ansprache, auf die der Führer der wortete. Studienfahrt, Dankwart Zwerger, mit Worten des Dantes antReichstagsabgeordneter Heile begrüßte hierauf die Steiermärker im Namen des österreichisch deutschen Volksbundes. An die Begrüßung schloß fich ein zwanglojes Beisammensein der Teilnehmer im Foher des Stadtverordnetensaales.
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Die
Bezirtsbildungsausschuß Groß- Berlin. Sonntag, den 18. April, nach. mittags 3 Uhr, nächste Theatervorstellung im Schillertheater. Die Aufführung„ Ditpolzug fann nicht stattfinden, wir bringen dafür Jungfrau von Drleans". Preis der Karte einschließlich der leiderablage und beaterzettel 1,20 M. Karten find in allen bekannten Sonntag, den 16. Mai, nachm. 3 Uhr, im Berkaufsstellen zu haben. Beer Schillertheater, Charlottenburg : Biederholung der Aufführung: Gynt". Breis der Karte einschließlich leiderablage und Theaterzettel 1,20 m. Die reife werden gebeten, ihren Startenbedarf anzugeben. Freie Sozialistische Hochschule. Am Sonnabend, den 17. April, spricht Genoffe Staatsfanglez a. D. Dr. Renner ien über Der geistige Arbeiter in der gegenwärtigen Gefellfaft. Der Vortrag findet ftatt im großen Saal des ehemaligen Herrenhauses, Leipziger Straße 3. Preis der Starte 50 Pf.
Boltsbildungsamt Prenzlauer Berg. Das Bollebilbungsamt Brenzlauer Berg , Danziger Str. 64, veranstaltet am Freitag, den 9. April 1926, abends 8 Uhr, in der Aula des Luisenstädtischen Gymnasiums, Gleimstr. 49, einen Balladenabend( Goethe). Einleitender Bortrag von Dr. Felir Etaatsoper, Theo Maret, Regitator; am Klavier: Dr. Felir Günther. Günther. Mitwirkende: Rammeriänger Leo Schüzendorf, Bariton an der Eintrittskarten zum Preise von 30 Pf.( Mitglieder der Kulturgemeinde fret) find zu baben: Volksbildungsamt, Danziger Str. 64( Pförtnerloge), Loth, Musikalien, Schönhauser Anee 41, Guse, Laden, Allenfteiner Str. 31 und an der Abendkasse.
Großfeuer in einer Raffeler Kunstmühle.
Am Donnerstag vormittag brach plötzlich in der großen Kunstmühle von Otto Bogt in Raffel ein Großfeuer aus, das mit großer Schnelligkeit um sich griff. Das Feuer fand in dem Betriebe reiche Nahrung, so daß in ganz furzer Zeit der ganze Mittelbau in Flammen stand. Sämtliche Feuerwehren waren alsbald zur Stelle. Nachdem der Mittelbau zum Teil bereits eingestürzt war, mußte sich die Feuerwehr darauf beschränken, die anderen Mühlenbauten zu retten und ein Uebergreifen des Feuers auf die Lagerhäuser zu verhindern. Dem Feuer sind bisher jämtliche Maschinenräume mit den Maschinen zum Opfer gefallen. Der Brand wütet jedoch noch fort, so daß es sich bei dem herrschenden Winde nicht sagen läßt, ob die anderen Teile der Mühle zu retten sind. Die Mühle ist auf alle Fälle auf lange Zeit außer Betrieb gesetzt. Die Entstehungsurfache des Brandes ist noch nicht getlärt.
Große republikanische Kundgebung in Wien . Am 11. Juli d. 3. findet in Wien der Reichs Ordner. Tag" des österreichischen Republitanischen Schuzbundes" statt, zu dem das Reichsbanner derung, möglichst zahlreich in Deutschösterreich zu erscheinen, ist vom Schwarz Rot Gold" eingeladen worden ist. Der AufforBundesvorstand des Reichsbanners mit einem Aufruf an feine Mitglieder entsprochen worden, in dem diese ersucht werden, durch einen Massenbesuch in Wien den österreichischen Kameraden den Dank für die wiederholten Besuche der Reichsbannertagungen abzustatten. Zwecks Zusammenstellung von Ertrazügen hat sich der Bundesvorstand des Reichsbanners an die Generaldirektion der Reichseisenbahngesellschaft gewandt.
der Einwohnerwehr angehörende Gerichtsassessor Otto Ein Mord nach 6 Jahren aufgeklärt. Im April 1920 mar der Donner in seiner Billa in Niederlößniz erschossen aufgefunden worden. Man nahm damals einen Unglüdsfall an. Auf das Gerücht, daß Dommer auf gewaltsame Weise ums Leben gefommen sei, nahm die inzwischen verftaatlichte Kriminalpolizei jetzt nach 6 Jahren neuerlich eine Untersuchung des Falles vor und stellte fest, daß Frau Donner und ihr Geliebter, der Gärtnergehilfe Otto Krönert, in gemeinfamem Einverständnis den Mord ausgeführt hatten. Beide haben ein volles Geständnis abgelegt und sind sofort dem Gericht zugeführt worden.
Sport.
Das 16. Berliner Sechstagerennen.
In der Arena am Kaiserdomm wird in der Zeit vom 8. bis 14. April das 16. Berliner Sechstagerennen abgehalten. Die Frage, ob die Veranstalter auf ihre Kosten tommen, wird wohl bereits der erste Tag beantworten, denn es ist ein nicht geringes finanzielles Magnis, zwei Beranstaltungen gleichen Charafters in einer Saison in Szene zu feßen. Gegen 9 Uhr abends find Handmerfer dabei, die leßte Hand anzulegen. Innenraum und Tribüne weisen noch gähnende Leere auf. Die Wertungen werden wie folgt ausgefahren: nachmittags 3 und 5 Uhr je fünf Spurts zu zehn Runden. Am ersten Abend um 11 Uhr und am zweiten bis sechsten Abend um 10 Uhr je sechs Spurts und jede Nacht um 2 Uhr zehn Spurts zu zehn Runden. Die legte Runde( die 145.) bringt ständig hintereinanderfolgende Spurts. Die ersten pier Fahrer werden gewertet, und zwar erhält der erste fünf, der zweite drei, der dritte zwei und der vierte einen Bunft zugesprochen. Endlich ertönt die Glocke und das Feld tritt die Vorstellungs runde an. Die Mannschaft Bohl.Martin eröffnet den Reigen. Besuch zunächst nech etwas zu münschen übrig läßt. Die erste Wertung Unter Führung Debaets zieht das Feld los, vor einem Hause, dessen beginnt um 11 Uhr. Die Resultate bringen wir im Abendblatt.
Rennen zu Strausberg am Donnerstag, den 8. April. 1. Rennen. 1. Friedchen( Müschen), 2. Kornblume( E. Eichhorn), 3. Duerfopi( H. Scholz). Toto: 30: 10. Blag: 16, 19, 39: 10. Ferner liefen: Chitos, ster, Gilda, Missa .
2. Rennen. 1. Teifi( D. Schmidt), 2. Torquato( Staudinger), 3. Hochländer( Brabich). Toto: 15: 10. Plat: 11, 12, 13: 10. Ferner liefen: Glashäger , Dorns Bruder, Calderon, Dde, Caracas , Fliegender Holländer. 3. Rennett. 1. Borta Beitfalica( se. Edler), 2. Carl Ferdinand ( E. Behr), 3. Maas ( Mülchen). Toto: 37: 10. Platz: 20, 53: 10. Ferner liefen: Goldstern, Rasvide, Parioli. 4. Renne 12. 1. Hochstapler( Huguenin). 2. Messina ( D. Schmidt), liefen: Deeana. 3. Stephanie( M. Dreißig). Toto: 22:10. Blat: 10, 10: 10. Ferner
5. Rennen. 1 Bolaca( Sr. Schniger), 2. Karrara( Hr. Staudinger), liefen: First Fruit, gef, Benus IV, Landbroft. 3. Turfball( Hauptm. de Bog). Toto: 23: 10. Blat: 14, 19: 10. Ferner
6. Rennen. 1. Sehmlinde( Staudinger), 2. Lori( Grabsch), 3. Shierle ( Kurzawa). Toto: 26: 10. Blaz: 24, 49, 37: 10. Ferner liefen: Neftar, ingolf, Gloriamar, Jilderim, Beer Gynt, Salome IL
7. Rennen.
1. Rüftung( Balter Heuer), 2. Fechterin( R. Edler), liefen: Mundschent, Credulite, Ordensritter, Gentrifugal, Miß me quid. 3. Daubenton( Kranzlein). Toto: 74: 10. Plag: 17, 16, 16: 10. Ferner