fr. 171 43. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Mehr Wohnungen für die Armen!
Nachteile der bisherigen Wohnungspolitik.- Was muß geschehen?
Herr Mar Bahr, der als demokratischer Reichstagsabgeord, der alten geschlossenen Baumeise abfommt, wie sie in neter seinerzeit jahrlang an den Beratungen des Wohnungsaus schusses mitgewirkt hat, sendet uns die nachstehenden, von sozialem Geifte getragenen Ausführungen:
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Die grauenhaften Schilderungen des Wohnungselends im Waldenburger Bezirk veranlassen mich, allen Barteien des Reichstags auch den Sozialdemokraten eine wesentliche Wenderung der bisherigen Wohnungspolitit dringend ans Herz zu legen. Man ist bisher von einer Wohnfläche von 70 Quadratmeter ausgegangen und von einer Bevor zugung der Einfamilienhäuser, welche dazu geführt hat, daß wahrscheinlich nur ein sehr fleiner Teil der neuerbauten Wohnungen mit darunter liegender Wohnfläche geschaffen ist. Nun wird ja zweifellos das Einfamilienhaus mit Garten als das ideale Bohnhaus anerkannt und derjenige beneidet werden, der sich ein solches zu schaffen vermag. Daß aber Deutschland in der Tiefe jcines Elends eine Wohnungspolitik treibt, deren Ergebnis darauf hinauskommt, daß von 1919 bis 1925 rund 860 000 Wohnungen geschaffen wurden unter Aufwendung von Mitteln, mit denen fich mindestens 300 000 bis 350 000 Wohnungen mehr hätten schaffen lassen, menn man auch den Bau von zwei- und dreiräumigen Wohnungen nachdrücklich gefördert hätte das wird man doch wohl als einen schweren Grundfehler bezeichnen müssen. Ich habe von Be ginn an von 1920 bis 1923 immer wieder im Wohnungs: ausschuß dies gefordert, unterlag aber stets gegenüber der Begeisterung für das ideale Einfamilienhaus. Hätten wir in den 6 Jahren, 1920 bis 1925, 300 000 ohnungen mehr geschaffen, dann wären die grauenhaften Zustände, wie sie aus Waldenburg geschildert werden, wohl beseitigt, und wir fönnten in 5 bis 6 Jahren die fehlenden Wohnungen geschaffen haben. Bisher haben wir ja noch nicht einmal den Zuwachs an Wohnungsbedarf seif Kriegsende gedeckt. Die Rückwanderer, welche bis 1920 schon 813 325 Köpfe zählten, und inzwischen die Million erheblich überschritten haben, brauchten 250 000 Wohnungen; die Eheschließungen 1914 bis 1924 brachten 5854 000 Wohnungssuchende. 12 724 360 Gestorbene machten etwa 3 200 000 Wohnungen frei. Beranschlagen wir die Wohnungsbauten 1914 bis. 1918 auf 300 000, den Gewinn aus Wohnungsteilungen auf weitere 300 000 und rechnen wir von den rund 6 100 000 Wohnungsfordernden 300 000 für Ehescheidungen ab, dann stehen den 5 800 000 benötigten Wohnungen gegenüber 4510 000 verfügbare Wohnungen. Es fehlten dann rund 1 300 000 Wohnungen. 1925 werden die Bauten etwa den Bedarfs. zumachs gededt haben!
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Nun mag man noch 300 000 Wohnungen vom Fehlbetrag abobwohl ich nicht zu sehen vermag, wo sie hergekommen
ftreichen ein sollen
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dann
fehlen immer noch 1 million Wohnungen.
Bauen wir über den Zuwachsbedarf von 150 000 im Jahr 100 000 mehr, jährlich 250 000 Wohnungen, dann brauchen wir 10 Jahre, ehe mir aus dem Wohnungselend herauskommen! Bei der grauenhaften Not, die Millionen unseres Bolles germürbt und vernichtet, wird es doch wohl Zeit, daß wir uns auf das be finnen, was für unsere Kräfte erreichbar ist und nicht noch weiter bei der Verfolgung vorläufig unerreichbarer Ideale gerade die Aermsten unseres Bolles dem Elend überlassen.
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Nach einer im Reich, Mai 1918, fgenommenen, für Preußen 1921 veröffentlichten Statistik wurden in 2069 Gemeinden 5 802 838 Wohnungen gezählt Küche wird als ein Raum gerechnet. Danach hatten einen Raum 312 238 gleich 5,5 Broz, zwei Räume 1033 640 gleich 19,4 Proz, drei Räume 1717 889 gleich 29,6 Proz., vier Räume 1068 688 gleich 18 Proz., fünf Räume 703 249 gleidh 12,5 Proz., sechs und mehr Räume 847 142 gleich 15 Proz. der Wohnungen! Beranschlagen wir den Raum im Durchschnitt auf 16 Quadratmeter, was insbesondere für fleine Wohnungen sicher nicht zu niedrig ist, dann wohnten von der Bevölkerung rund 25 Broz. auf 18 bis 32 Quadratmeter, 30 Broz. auf 48 Quadratmeter, 18 Proz. auf 64 Quadratmeter, 12% Proz. auf 80 bis 85 Quadratmeter, nur 15 Broz.( Wohlhabende und Reiche) auf größerer Wohnfläche. Man sollte den Bau von Wohnungen unterstügen, die im Hundert brächten 5 Wohnungen von einem Raum, 25 von zwei Räumen, 50 von drei Räumen, 15 von vier Räumen, 5 von fünf Räumen, dann fäme man auf einen Durchschnitt von 46 Quadratmeter Wohn fläche, die sich einschließlich Baustelle- je nach den örtlichen Ber hältniffen mit 135 bis 160 m. je Quadratmeter Wohnfläche heut beschaffen ließen. Gibt man je Quadratmeter 100 m. 5aus3ins= Steuer darlehen und fordert, daß Hauswirt und Mieter den Rest oufbringen, dann brauchte man für 46 Quadratmeter im Durchschnitt 4600 m., tönnte also mit 1 Million Mart 3uschuß rund 220 Wohnungen, mit 1 Milliarde alfo 220 000 Wohnun gen schaffen, während man nach der bisherigen Methode faum 150 000 schaffen tann. Es müßten gerade mehrge. schossige Bauten bevorzugt werden. Bauen Gemeinden und Baugenoffenschaften diese kleinen Wohnungen nicht, so kommen gerade die Aerm sten aus dem Wohnungselend überhaupt nicht heraus. Gegen Ausbeutung und Mißbrauch läßt sich durch die Dahrlehnsbedingungen unschwer Sicherung schaffen. Auch fleine Gärten lassen sich für die Wohnungen im Mietshaus durch Wahl tieferer Baustellen leicht einrichten. Die Hauptsache aber ist und bleibt, daß eine ausreichend große Zahl fleiner Wohnungen für die Aermiten geschaffen und die jungen Leute gezwungen merden zu sparen, um bei der Heirat durch einen natürlich zu sichernden und zu verzinsenden Baukostenbeitrag eine Wohnung zu erlangen. Unter Abrechnung von 10 Broz. Zinsen für 1000 Mt. Beitrag fönnte ein junges Baar dann zwei Räume für 180 bis 200 M. Jahresmiete( in Berlin vielleicht mehr, also 250 bis 300 m.), drei Räume bei 1500 m. Beitrag für etwa 300 m. Jahres. miete haben. Ich habe bisher mehr als 1000 Wohnungen der ge= schilderten Art gebaut und kann diese Dinge einigermaßen beurBerschließen Regierungen, Reichstag , Landtag, Parteien folchen Mahnungen ihr Ohr, dann nehmen sie eine schwere Berantwortung auf sich. Das Wohnungselend ist die furchtbarste Beißel der Armen!
teilen.
Die Stellung der sozialen Baubetriebe. Bei der großen Wichtigkeit der Frage, die in obigen Dar. legungen von Herrn Bahr aufgeworfen wurde, haben wir den 23 er band sozialer Baubetriebe um eine Stellungnahme zu den Anregungen gebeten. Dieser Verband ist bekanntlich ber Träger einer gemeinwirtschaftlichen, auf das Bertrauen der Ge. wertschaften geftüßten Wohnungsbaupolitit. Genoffe 2. Ellinger Dom genannten Verband schreibt uns hierzu:
Angenehm überrascht bin ich von dem Artikel des Herrn May Bahrinsofern, als er fich nicht für das alte städtische Bohnungsbausystem einfegt. Der Meinung, daß nur Ein familienhäuser gebaut werden sollen, bin ich selbst durchaus pigt, Borauf es antommt, ist vielmehr lebiglia, baß man von
dem Berlin der Borkriegszeit allgemein üblich war den fünf stödigen Mietstasernen mit licht- und sonnenlosen Höfen und Seitenflügeln, in denen vielfach auch die Keller bewohnt sind, und daß man sich allgemein dem Flachbau mit Gärten zu wendet, wie er in England und zum Teil auch in Amerika bodenständig ist und wie er sich erfreulicherweise auch in Deutschland immer mehr durchsetzt.
Mit der Größe der Wohnungen hat dies nichts zu tun. Auch in ein, zwei- eder dreistöckigen Reihenhäusern mit Garten können zwei oder dreiräumige Wohnungen gebaut werden, die dann von allen Seiten von Licht, Luft und Sonne umspült sind. Ich bedauere sogar mit Mar Bahr lebhaft, daß in den Nachkriegsjahren nicht ein viel größerer Prozentsaß solcher Wohnungen gebaut worden ist, und daß aus Mitteln der Hauszins steuer vielfach wohnungen gebaut worden sind, die man als Siedler wohnun: gen nicht mehr ansprechen kann. Zurückzuführen ist dies auf die in einzelnen deutschen Ländern
völlig ungenügende Finanzierung des Wohnungsbaues mit öffentlichen Mitteln. Leute, die vier, sechs- oder achttausend Mark für den Bau einer Wohnung zuzahlen fönnen, find gewohnt, größere Ansprüche an ihre Wohnung zu stellen, als fie in Siedlungshäuschen mit 40 bis 60 Quadratmeter Wohnfläche befriedigt werden können. Da jetzt die Zahl dieser Leute wohl ziemlich erschöpft ist, wird gar nichts anderes übrig bleiben, als den Wohnungsbau in den nächsten Jahren mehr auf die Bedürfnisse der minderbemittelten Volksschichten einzustellen. Dabei möchte ich allerdings vor allzu„ billigen" und allzu fleinen Wohnungen dringend warnen; denn die Zeit, wo auch die Ansprüche der Minderbemittelfen an ihre Wohnungen wieder steigen, ist sicher auch in Deutschland nicht mehr allzu fern. Man fönnte dann leicht erleben, daß gewisse billige", das heißt unzu= reichende und den steigenden Bedürfnissen nicht mehr Rechnung tragende Wohnungen tein Mensch mehr haben will. Schon heute machen sich Anzeichen dafür bemerkbar. Es wäre auch schlimm, wenn es anders wäre. Ehepaaren mit Kindern, insbesondere erwachsenen Kindern, zu kleine Wohnungen zuzumuten, halte ich für eine Sünde an den Eltern und noch mehr an dem heranwachsenden Geschlecht. Ein gewiffes Mindestmaß an Wohnfläche sollte man auch den Aermften der Armen noch zubilligen. Um dieses Mindestmaß zu schaffen, sollte man lieber die glüd. lichen Besitzer der Alt wohnungen solange zu höheren Abgaben heranziehen, bis auch der legte Bolfsgenosse mit einer ausreichenden Wohnung versorgt ist. Mit Rücksicht darauf, daß die glücklichen Befizer von Altwohnungen heute durch die Mieterschußgefeßgebung vor dem freien Wettbewerb der Wohnungslofen auf dem Wohnungsmarkte geschützt sind, und daß sie mindestens das Zweieinhalbfache ihrer heutigen Mieten zahlen Wohnungswirtschaft hergestellt würde, halte ich dies geradezu für eine müßten, wenn die Mieterschutzgesetzgebung aufgehoben und die freie
fittliche Pflicht gegenüber den Bolfsgenossen,
die infolge der Mieterschutzgesetzgebung feine Wohnung befommen fönnen. Eine Erhöhung der Abgaben würde sich erübrigen, wenn auch der Teil des Ertrages der Hauszinssteuer, der heute für allgemeine Staatsausgaben verwendet wird, dem Wohnungsbau zugeführt werden könnte. Nach Lage der Verhältnisse wäre dies freilich nur möglich, wenn dem Staate zur Dedung feiner allgemeinen Ausgaben andere Einnahmequellen erschlossen oder ein großer Teil der allgemeinen Staatsausgaben abgebaut werden könnte. Auch dem Gedanken einer Wohnungs= zwangsi partasse für Wohnungslose, insbesondere für junge Leute, zur Abdeckung eines Teiles der Baukosten für ihr fünftiges Heim stehe ich teineswegs ablehnend gegenüber.
Die Verstadtlichung der Hochbahn. Zusammenlegung aller Berliner Schnellbahnen. Mit den provisorischen Vereinbarungen zwischen der Stadt Berlin und der Hochbahn bzw. der hinter ihr stehenden Deutschen Bant, über die in der gestrigen Generalversammlung die Deffentlich feit unterrichtet worden ist, fommt der lange Kampf zwischen der Stadt und der privaten Gesellschaft ohne Zweifel zum end. gültigen Abschluß. Wenn auch in der gestrigen Generalversammlung der Borsigende, Geheimrat Steinthal, in geschickter Form jede Diskussion dadurch abbog, daß er den mitgeteilten Vorschlag als nicht endgültig bezeichnete und vor allen Dingen die Stellungnahme der Deutschen Bank als noch unsicher hinstellte, so fann daran doch gar kein Zweifel sein, daß die mitgeteilten Vorschläge im wesentlichen von beiden Parteien angenommen werden und daß sich in der nächsten Generalversammlung eine erhebliche Majorität der privaten Aktionäre zur Annahme des neu formulierten städtischen Angebotes entschließen wird. Bei der Wahl zwischen Krieg und Frieden wird man den sicheren Frieden dem ungewissen Ausgang eines Opfer tostenden Krieges vorziehen. Das sicherste Barometer dafür ist die Reaktion der Börse auf die Mitteilung über die Einigung. Die Kurse der Hochbahn gingen gestern auf Bari .
Die Deffentlichkeit intereffiert sich weniger für die etwas kompli zierten Einzelheiten der finanziellen Auseinandersezungen zwischen zierten Einzelheiten der finanziellen Auseinandersetzungen zwischen der Stadt und den privaten Aktionären. Die Kompliziertheit dieser Abmachungen ist die Folge der notwendig gewordenen Rücksicht nahme auf das Prestige der Parteien. Wichtiger sind für die Deffentlichkeit die Folgen des vorstehenden Vertrages. Es wird Aktienkapital von 171 Millionen Mart geben, in der fämtliche binnen kurzem nur noch eine Schnellbahngesellschaft mit einem Berliner Linien vereinigt sind( die Stadt wünscht auch die Wilmers. dorfer Linie einbezogen zu sehen). Die absolute Majorität in dieser Gesellschaft wird in der Hand der Stadt Berlin sein, die damit außerdem die 3 weidrittelmehrheit der Aboag Gesellschaft erhält. Aboag Gesellschaft erhält. Zusammen mit der 100pro zentigen Beherrschung der Straßenbahn durch die Stadt ergibt sich ein vollkommen einheitlicher Besitz aller wichtigen Berkehrsunternehmungen und die Möglichkeit, die verschiedenen Interessen in bezug auf Linienführung, Tarifgestaltung. Umsteigemöglichkeiten, Bermaltungsvereinfachung usw. auf einen Nenner zu bringen. Diese Entwicklung, die sicher von allen Seiten begrüßt werden wird, wäre nicht möglich gewesen ohne die Schaffung Groß- Berlins und die Heberwindung der fommunalen 3ersplitterung mit ihrer hemmenden Eifersüchtelei ber einzelnen Stadtteile.
Die baburch entstehende tatsächliche Bereinheitlichung und reft. Jose Busammenfassung des Berliner Verkehrs schafft eine Finanzbafis von ganz ungewöhnlicher Stärke. Im Besitz dieser drei großen Berkehrsunternehmungen, deren Kapitalswert in die Hunderte von Millionen geht, wird die Stadt in der Lage sein, den Ausbau des Schnellbahnneges mit ganz anderer Intenfivität zu
Dienstag, 13. April 1926
fördern als das bisher möglich war. Zweifellos werden auch an das städtische Unternehmen ganz andere Ansprüche gestellt werden als an die private Gesellschaft, die stets die Rüdsicht auf ihre Dividende vorschützen könnte. Für Groß- Berlin sind damit die Wege frei gemacht, um die Verkehrsverhältnisse modern und fortschrittlich und dazu in einem beschleunigten Tempo zu entwickeln. Für die gesamte Berliner Wirtschaft, nicht zuletzt für die Berliner Arbeiterschaft ist damit ein lang ersehntes Ziel erreicht und die Grundlage zu neuer Arbeit geschaffen.
Die Opfer, die die Stadt dafür bringen muß, find allerdings erheblich. Ihre Höhe ist dadurch erzwungen worden, daß die Deutsche Bank in der Lage war, durch die Ausnutzung der famosen städtischen Aktienbesitzes gänzlich zu beseitigen. Gegenüber dem Schuhaftien mit tausendfachem Stimmrecht den Einfluß des starfen ursprünglichen Angebot der Stadt ist der wesentliche Unterschied der, daß die Stadt Berlin nicht sofort Kommunalobligationen in Höhe von etwa 80 Millionen Mark auszugeben braucht, sondern daß sie dazu erst nach fünf Jahren übergehen muß. Dafür hat sie allerdings in den nächsten fünf Jahren eine Extrazahlung von je 40 m. auf eine Attie von 1000 m. in bar zu leisten. Immerhin ist diese Zahlung eine schwere Last, die nur dadurch zu ertragen sein wird, daß die Stadt Einnahmen ihrer übrigen Verkehrsunternehmungen in die Wagschale werfen kann. In den Kreisen der Stadtverordnetenversammlung ist der Widerstand auf der Rechten gegen die fortschreitende Kommunalisierung" in Berlin noch ziemlich stark. ſammlung an diesen Widerständen die Vereinbarungen scheitern Es ist aber nicht anzunehmen, daß in der Stadtverordnetenverfönnen. Unter den privaten Aktionären wird auf der anderen Seite faum große Neigung bestehen, gegen eine Vereinbarung anzugehen, die den allerhöchsten Segen der Deutschen Bant gefunden hat. Mit der Berstadtlichung der Hochbahn schließt ein Kapitel jahrzehntelanger kommunaler Kämpfe ab. Es wird die Aufgabe der Stadtverwaltung sein, dafür zu sorgen, daß ein Kapitel vorbildlicher fommunaler Wirtschaftsführung eröffnet wird.
Auslandsverschuldung und Dawes- Plan . Gegenüber der Forde rung im Geschäftsbericht der Diskontogesellschaft, eine Einschränkung der ausländischen Kredite vorzunehmen, vertrat in der Generalver fammlung ein amerikanischer Aktionär, der auch schon in anderen Versammlungen als Bertreter amerikanischer Intereffen aufgetreten war, die Ansicht, daß Deutschlands Wirtschaft ein Intereffe daran habe, in noch viel größerem Umfange, als es bisher geschehen ist, ausländische Kredite aufzunehmen. Er begründete dres damit, daß das Interesse des Auslandes an dem Wohlergehen Deutschlands in dem Maße wachse, in dem ausländisches Geld in deutschen Unternehmungen angelegt sei, ja man sehe schon jetzt, dah der Wunsch der ausländischen Anleihegeber, eine möglichst große Sicherheit für ihre Anleihen zu haben, zu einer Diskussion über die Frage geführt habe, ob die Last en, die Deutschland im Da wes. Gutachten auferlegt werden, auch wirklich tragbar für Deutsch land seien. Diese Diskussion sei nur so zu erklären, daß, je mehr aus Deutschland durch die Dames- Lasten herausgezogen werde, desto schlechter die wirtschaftliche Situation in Deutschland sich geftalte. leber die augenblickliche Geschäftslage führte der Geschäftsinhaber Dr. Salomonsohn folgendes aus: Der Rüdgang der Binsfäße habe eine Belebung des Kontoforrentgeschäftes gebracht; außerdem sei auch dadurch ein vergrößerter Ulmiak im Effettengeschäft festzustellen. Wenn man die deutschen Zinsfäße mit den ausländischen vergleiche, so sei allerdings die Befürchtung nicht zu unterdrücken, daß die geringe Spanne zwifchen deutschen und ausländischen Zinsfäßen leicht dazu führen könne, den Zufluß fremder Gelder nach Deutschland einzudämmen. Das sei, soweit turzfristige Anlage von Geldern in Frage fomme, feineswegs bedauernswert. Die fräftigere Gestaltung des Kapitalmarktes habe zu einer Belebung des Emissionsgeschäftes geführt. Es wäre in der letzten Zeit möglich gewesen, erfolgreich inländische Anleihen unterzubringen. Doch müsse berücksichtigt werden, daß vorläufig feine grundlegende Alenderung unserer Wirtschaft zu bemerken ist, das liege einmal an der politischen Situation, ferner an der Friedenslage in der Welt und außerdem daran, daß die Wirtschaft noch nicht zu ihren gefunden alten Brinzipien zurüdgefehrt ist. Des. halb könne man vielleicht die augenblicklich festzustellende Besserung der Wirtschaftslage nur als eine vorübergehende bezeichnen, und da nach müsse man sich einstellen.
Der Reichstredit für die Leinenindustrie, über den wir kürzlich
berichtet haben, soll sich auf 9 Millionen Mart belaufen, die auf 15 Monate geliehen werden. Die Flachsröstereien erhalten davon von der Reichskreditgesellschaft an die beteiligten Wirtschaftskreise drei, die Spinnereien sechs Millionen Mark. Der Kredit verfolgt befanntlich den Zweck, der Flachsindustrie die Uebernahme der noch bei lichen. der Landwirtschaft lagernden Rohstoffvorräte zu ermög
Bertrag zwifchen der deutschen und der französischen Kaliindustrie. Die Verhandlungen zwischen den Delegationen des Deutschen Kalisynditats und der Société Commerciale des Mines de Potasses in Lugano haben zu einer Berständigung über die Umwandlung des bisherigen geführt. Dem Deutschen Kalisyndikat bleibt Deutschland , der provisorischen Verhältnisses in einen langjährigen Bertrag Société Commerciale Frankreich mit seinen Kolonien und Protektoratsgebieten wie bisher vorbehalten. Die Lieferungen find zwischen den beiden Gruppen nach Maßgabe des wachsenden Auslandsabfages geregelt. In bezug auf die Bereinigten Staaten von Nordamerika tritt vorläufig feine Aenderung ein. Die wissenSchaftliche Tätigkeit und die Verkaufsorganisation wird in allen der Vereinbarung darf eine günstige Entwicklung der Kaliindustrie Ländern nach gemeinsamen Gesichtspunkten verstärkt werden. Bon im Interesse der beiden Länder und der Verbraucher der gesamten Welt erwartet werden.
Bosse, der Leiter der deutschen Delegation für die französischen Die deutsch - franzöfifchen Verhandlungen. Ministerialdirektor Handelsvertragsverhandlungen, ist am Montag nach Paris zu tarifzugeständnisse weiterzuführen. rückgefehrt, um die Besprechungen über die beiderseitigen 3011.
Bankensturm in Havanna . In Havanna fam es am Sonnfonders die Royal Bank of Canada ausgesetzt war. Es handelte abend zu einem Sturm auf die dortigen Banten, dem besich um eine förmliche Belagerung durch Tausende von fleinen Einlegern, welche sofortige Auszahlung ihrer Guthaben verlangten. Das Amerikanische Schazamt teilte sofort mit, daß 80 Millionen Dollar davon 35 Millionen durch einen Rubanischen Kreuzer nach Kuba unterwegs seien. Schaßsekretär Mellon erklärte, daß teine Ursache für einen Run" bestehe. Die Finanzlage aller Banken auf Kuba sei als gefund zu bezeichnen, und die ganze Unruhe sei durch falsche Gerüchte verursacht worden.
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Japan bestellt deutsches Junkmaterial. Wie die Agentur JndsBacifique aus Tolio berichtet, hat das Finansministerium beschlossen, in diesem Jahr auf Sachlieferungskonto bei Deutschland Materialien für den Bau von Radiostationen im Betrage von 3 Millionen Den zu bestellen. Riefengewinne bei Ford. Die weltbekannte amerikanische Automobilfabrik Ford hat im Jahre 1925 einen Gewinn von 94 Mill. Dollar erzielt. Man rechnet auf eine Dividende von 547 Dollar auf die Attie. Das Gesamtgeschäft des vergangenen Jahres hat die Summe von 900 Mill Dellar überschritten,