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Erst recht Sozialpolitik!

Ein Mahnruf der Internationalen Bereinigung

für sozialen Fortschritt.

Die Internationale Bereinigung für sozialen Fortschritt wendet sich mit einem Mahnruf an Regierende und Regierte über die Daseinsnotwendigkeit dieser Internationalen Ber­einigung. Der Mahnruf ist unterzeichnet von dem Staatsfanzler a. D. Dr. Karl Renner Wien , dem Forschungsdirektor Prof. Dr. Stephan Bauer- Basel, dem Generalsekretär Boissard Paris und dem Schazmeister Dr. Karl von Blarer Basel . Aus der Berschmelzung dreier internationaler Berbände, des Bermanenztomitees für Sozialversicherung, der internationalen Bereinigung für gesetzlichen Ar­beiterschuh und der Vereinigung zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, ist die Internationale Vereinigung am 1. Oktober 1924 in Prag hervorgegangen. Die erste Ver= sammlung wird am 22. bis 24. September dieses Jahres in Montreur stattfinden. Ihr Programm, das zum Teil spätere Tagungen zu Ende zu führen haben, besteht aus folgenden Bunften: 1. Schutz und Versicherung der Privatangestellten; 2. Statut der öffentlichen Angestellten; 3. Ruhepausen, Urlaube; 4. Bericht über die Betriebsräte; 5. Mindestlöhne in der Heimarbeit; 6. Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch internationale Kreditkontrolle zur Ber­hütung der Krisen und zeitliche Verteilung der öffentlichen Arbeiten; 7. Schutz der Auswanderer; 8. Internationale Unfallverhütung; 9. Mutterschaftsversicherung; 10. Rentenauszahlung an im Ausland rerunfallte Arbeiter oder ihre Angehörigen durch eine internationale Sentralftelle und 11. Wissenschaftliche Kontrolle der Berechnungsweise der sozialen Belastung sowie der Hebung der Volkswirtschaft durch bie Sozialversicherung. Der Mahnruf fagt: Sur Durchführung einer den steigenden Ansprüchen des Berufslebens an geistige und physische Arbeit ent­sprechenden Arbeitspolitit gehören breierlei Requisite: Richtung, Normgebung und Bollzug. In welcher Richtung sich die soziale Boli­

tik zu bewegen hat, vermag nur wissenschaftliche Beob achtung und Einsicht in das Ganze der wirtschaft: ligen Zusammenhänge zu erschließen. Daher wendet sich die Internationale Bereinigung für sozialen Fortschritt an die Männer der Arbeitsforschung im weitesten Sinne, Bincho­logen, Psychotechniker, Bädagogen, Ethiker, Hygieniker, Sozialöfo nomen, Statiſtifter, Arbeitsjuristen, Soziologen, Aus der Erkenntnis für die Pragis der Verwaltung Schlüffe zu ziehen, die Ergebnisse der Wissenschaft in verwertbare Form zu bringen, ist Sache der Gefeggeber, derjenigen also, die durch normen irgendeiner Art ökonomische Entscheidungen festlegen, von Tarifvertrag und Schiedsentscheid bis zu Gefeß und Berordnung.

Drittens aber erhetscht jede Norm die Bürgschaft des Vollzugs und Kenntnis seiner Technit. Daher wendet sich die Internationale Vereinigung für sozialen Fortschritt an Be­triebsräte, Arbeiterfekretäre, Jugendpflegerinnen, Sozialingenieure, Versicherungs- und Aufsichtsbeamte, an das Heer der freien und staatlichen Sozialbeamten, die zwar in den letzten zwanzig Jahren durch die Errichtung besonderer Berwaltungskörper und Arbeitsministerien sichtbare Spigen erhalten haben, denen es aber an gemeinsamer Orientierung im Sinne einer weltumspannen­den Entmidlung wie an der Gelegenheit zur Mitarbeit an einer falchen fehlt. Die Jozialen Berwaltungen werden ohne Anregung von außen leicht zum millenlosen Werkzeug der Routine; im internatio nalen Wetteifer steigt ihre Leistungsfähigkeit für ihre eigene Nation. Biertens aber geht unser Ruf an die fozial gelinnten und ökonomisch denkenden Menschen aller än der ohne Unterschied, an die Vertreter aller Weltanschau ungen, denen die Pflege des Gemeinschaftsdienstes über die Zwede der Selbstsucht geht, durch Anschluß an die bestehenden, durch Bil­dung neuer Gruppen die gegenwärtig rund 8000 Mitglieder starte Internationale Bereinigung für sozialen Fortschritt zu einer Bor macht internationaler Solidarität, zu einer Schuß wehr gegen neue Kriege, neue 3errüttungen, zu einer lebensvollen Stätte freier Gesellschafts. forschung zu gestalten.

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Die Republik der Arbeit und der Geister ist in Gefahr. Durch ehrliche freie Wirtschaftsforschung zur vollsten Entfaltung von Leistung, Kauftraft und Kulturentwicklung der Arbeit, durch ehrliche Freundschaft zum Bölkerfrieden zu gelangen, das sind die Wege der Internationalen Bereinigung für sozialen Fortschritt."

Die Not im Lehrerberuf. Eine Verordnung der preußischen Regierung. Das preußische Staatsministerium hat eine Verordnung erlassen und dem Staatsrat zugehen lassen, wonach die in den einstweiligen Ruhestand verseßten Leiter und Lehrer von staatlichen Lehrer und Lehrerinnenbildungsanstalten bei Berluft des Wartegeldes verpflichtet sind, unter den Voraussetzungen der §§ 6 und 7 der Berordnung vom 26. Februar 1919 freie Planstellen an öffentlichen Bolts, öffentlichen mittleren Schulen und nicht staatlichen öffentlichen höheren Lehranstalten zu übernehmen oder zeitweilig wahrzunehmen. Aus der beigefügten Begründung gibt der Amtliche Preußische Pressedienst folgendes bekannt:

In Kreisen der Lehrerbildner wird die Auffassung vertreten, baß fie als Staatsbeamte nicht verpflichtet werden könnten, Stellen im nichtstaatlichen Schuldienst gegen ihren Willen anzuneh men; es bedeute dies eine Berlegung wohlerworbener Rechte, die nur durch ein mit qualifizierter Mehrheit angenommenes Reichs gefeß angenommen werden fönne. Diefer Auffassung fann das Staatsministerium nicht beitreten; es ist vielmehr der Meinung, daß das eingangs erwähnte Gefeß über die Unterbringung der Leiter und Lehrer bisher staatlicher Lehrer bildungsanstalten eine unanfechtbare rechtliche Grundlage bietet, die Lehrerbildner nötigenfalls auch ohne ihr Einverständnis in Stellen des nichtstaatlichen öffentlichen Schuldienstes einzuweisen. Es muß mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß die Gültig keit des Gefeßes im Prozeßwege bestritten und seine Anwen dung dadurch um Monate verzögert wird. Da aber mit Rücksicht auf den bevorstehenden Beginn eines neuen Schuljahres mit seinen besonders zahlreichen Neubelegungen erledigter Schulftellen auf un verzügliche Durchführung des Gesezes der größte Bert gelegt werben muß, fo hält das Staatsministerium in diesem Fall die Anwendung des§ 8 Absatz 2 der Wartegeldverordnung vom 26. Februar 1919 für erforderlich, um die Lehrerbildner durch Staatsministerialbeschluß zur Annahme von Stellen im nichtstaatlichen Schuldienst zu ver pflichten.

Fafchiffenfrechhelf in Wien . Im Apollotheater fam es bei der Borführung der Hallerschen Revue zu lebhaften Zwischenfällen. Etma 15 italienische Studenten protestierten durch Lärmen und Pfeifen gegen die Verspottung Mussolinis. Von der Galerie, wo sich die Studenten befanden, fete sich der Lärm ins Barterre fort, mo das Publikum gegen die Ruheftörer protestierte. Die italie­nischen Studenten wurden schließlich durch die Polizei aus dem Theater entfernt.

Jm neuen" Tiergarten.

In unserer Stadt der eilenden" Menschen, im Zeitgeist der Haftpfychose, der wirtschaftlichen Hezjagd, wird es mehr benn je für das werftätige Bolt zum Bedürfnis, feine farg, knapp bemessene Freizeit zu benützen, um sich im Freien, in der grünenden, sprossen­den Natur zu erholen, Herz und Gemüt am erwachenden Leben zu stärken und sich zu erfreuen.

Berlin ist in der glücklichen Lage, eine der anmutigsten Bart anlagen, ein Dorade im dumpfen, lichtlosen Chaos des Häufer. meeres zu besigenden Tiergarten. Leider wurde unbegreif­unbegreif licherweise in den letzten zwölf Jahren für die Renovierung, die Instandhaltung der weitverzweigten Anlagen, die faft ein ganzes Stadtviertel ausfüllen, herzlich wenig getan. Im vergangenen Jahre Stadtviertel ausfüllen, herzlich wenig getan. Im vergangenen Jahre hat nun die Stadt Berlin für die Erhaltung und Aus­schmüdung des Tiergartens einen Betrag von müdung des Tiergartens einen 20000 Mart bewilligt. Mit Freude muß festgestellt werden, daß diese Summe unter der neuen Leitung des Unternehmens nuz bringend verwendet wurde. Die teilweise zerfallenen Bänke, die verbogenen, verrosteten Gitter, die verwilderten Hecken und zer tretenen Wege find gründlich ausgebeffert worden. Neue Bilan zungen beim Spielplag und bei der Schülerstraße haben viel zur harmonischen Berschönerung beigetragen. Am Neuen See gemähren neu aufgestellte Bänke ersehnte Siggelegenheit, um in Beschaulich feit die nervenberuhigende Ruhe des perträumten Sees auf sich wirten zu laffen. Ein ganz farbenprächtiges Bild bietet jetzt ber Rofengarten mit feinen frisch gestrichenen weißen Bänken, der neuen grellgelben Befiefung der Wege. Mit größten Schwierigkeiten war die Erneuerung des Kinderspielplatzes verbunden. dischen Firma von 20000 Narzisfenzwiebeln sein, Nicht unerwähnt soll die Liebesgabe" einer hellän die an der Charlottenburger Chauffee bereits in Blüte stehen. Ein sehr günstiger Abschluß gelang auch dem Leiter des Tiergartens, sehr günstiger Abschluß gelang auch dem Leiter des Tiergartens, Direktor Bümm: er erhielt von der Ausschachtung des Europahaufes am Anhalter Bahnhof fast 1700 Fuhren Erde unentgeltlich für die notwendigen Reupflanzungen und für die teilweise nötig gewordene Aufebnung des abschüssigen Bodens.

Ist bis jetzt auch noch nicht der ganze Tiergarten unter die fritische Lupe der Wiederherstellung genommen, die so lange grenzen Bollendung zu rechnen. Hoffen wir von der Leitung, daß neue los vernachläffigt wurde, so ist doch in diesem Jahre noch mit der Besen nicht nur im Anfange gut fehren, damit die tausende Er holungsbedürftigen, all die unterernährten Kinder und abgearbeiteten Frauen mit wirklicher Freude sich im Tiergarten von schwerer Arbeit und brückenden Sorgen wenigstens für Stunden ausruhen tönnen.

Durchstechereien bei der Aga".

Ein Kaufmann Karl August Reuter verhaftet. Große Beruntreuungen sind bei der Automobilattien. gesellschaft Aga" aufgebedt worden. 3hr Rugnießer mar August Reuter, der in der Roonstraße 1 einen 21tmetall. ein 30 Jahre alter, aus Düsseldorf gebürtiger Kaufmann Karl großhandel betrieb. Dieser Reuter, der früher einmal Koch ge wesen sein soll, spielte den großen Mann und gab sich für den Sohn eines rheinischen Großindustriellen aus.

Durch sein sicheres und gewandtes Auftreten fam er auch in die Geschäfte berga" hinein. Hier verftand er es, sich bei An gestellten beliebt zu machen. Durch Sumendungen und Bersprechun gen verschaffte fich Reuter Preis und Gewichtsherablegungen. Schließlich brachte er es soweit, daß Bertaufsorbers nicht nicht nur Altmetall, fondern ganse maidinen, Repolper mehr durch die Buchhaltung gingen, und daß er auf diese Weise bänte, Schnelldrehbänke, Bohrmaschinen ufm., auch Meffing als Alteisen erhielt, ohne dafür auch nur einen Pfennig au bezahlen. So fonnte er denn weit billiger verlaufen als die Konkurrenz. Dadurch aber erregte er auch Berdacht. Die bisher angestellten Feststellungen haben ergeben, daß er etwa 8000 art Schmiergelder" bezahlt und dafür gegen 100 000 art erbeutet hat. Bon biefer großen Summe aber befißt er nichts mehr. Reuter wurde

verhaftet.

Polizei und Verkehrsregelung.

Der Polizeipräsident, Genoffe Grzesinsti, erklärte heute mittag Pressevertretern, daß die Auflagen zur Verkehrsregelung, die die Polizei der Stadtgemeinde und den Bertehrsunternehmungen so­mie den Fuhrwerksbefizern macht, auf die finanzverhält. nisse der damit Belasteten Rücksicht nehmen müffen; die Erfüllung unterbleibe nicht selten, weil die mittel bazu fehlen. Manchmal merden solche Verfügungen auch angefochten; so a. B., als die Polizei die Beseitigung der Berkaufshäuschen in der Kronen straße forderte. Die Polizei hofft, daß Straßenbahn, Untergrund bahn und Omnibusfe jest unter gemeinfame Berwaltung fommen, fich also ergänzen, nicht aber in Zukunft einander Konkurrenz machen werden. Die Straßenbahn bewältigt 42 Prozent des Ge samtverkehrs, ist also von außerordentlicher Wichtigkeit von größerer als der Omnibus, der doppelt soviel Straßenbreite braucht als feine für Personen benugbare Fläche darstellt. Das Hauptproblem ist die weitere Entlastung der Straßen durch Ausbau der Untergrundbahn. Das Bräsidium Das Bräsidium teilte weiter mit, daß bie Straßenbahn barauf hingewiesen worden ist, das Abläuten durch die Schaffner in den Wagen nicht zu früh erfolgen zu laffen. Eine neue Bertebrsordnung mit Berüd fichtigung der Erfahrungen des letzten Jahres unterliegt jetzt der gemeinsamen Prüfung von Polizeipräsidium und Magistrat.

Borerei auf offener Straße.

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jedenfalls

hatte, so darf dies feineswegs als der Beginn einer Abfehr vom Bubitopf aufgefaßt werden. Um so weniger, als es sich um die Schaffung von Frisuren aus eigenem Haar handelte, wobei jedweder Haarerfaß oder sonst irgendwelche fünftliche Nachhilfe ftreng verpönt war. Es zeigte sich, daß dieses Ziel etwas hochge­steckt war, denn es machte einige Schwierigkeiten, jezt noch junge Damen mit langem Haar als Mobelle zu finden. Schließlich ge­lang es aber doch, für die neun in Wettbewerb tretenden Friseure die nötigen Langbehaarten zu gewinnen, die für ihre Geduld bis zu 50 Minuten mit recht hübschen Ballfrisuren belohnt wurden. Für die Frisierenden ging der Wettkampf um eine goldene Uhr, um die bereits auf zwei vorhergehenden Modeabenden gekämpft, vielmehr gefämmt worden war. Die Entscheidung war schwer, da fomohl Schütze wie Suhagen die gleiche Anzahl von 236 Bunt für drei Fri­ten und die gleiche Zeitbauer von 149 Minuten furen insgesamt zu verzeichnen hatten. Das Los entschied zu= gunsten des letzteren. Schüße errang den silbernen Bokal samt dem zweiten Breis, während der dritte Breis an Mar Lange fiel.

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Die Gehilfen organisation hat mit dieser fachlich hoch­stehenden Veranstaltung erneut den Beweis geliefert, daß der Ber. band durch seine Fachabteilung auch die fachlichen Interessen feiner Mitglieder wahrzunehmen versteht, ohne dabei der in den verschiedenen Fachvereinen fultivierten Fachfimpelei zu verfallen, bei der die wirtschaftlichen Interessen mißachtet werden.

Blumen am Schultor.

Eine weltliche Schule in Charlottenburg .

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In Charlottenburg wurde heute die weltliche Schule eröffnet, die im Schulhause an der Spreestraße ein­gerichtet worden ist. Sie ist die erste des Berwaltungsbezirtes Charlottenburg und Charlottenburg ist unter den Berwaltungs­Insofern haben wir die Eröffnung dieser weltlichen Schule als ein bezirken des Westens der erste, der eine weltliche Schule erhält. Ereignis von ganz besonderer Bedeutung zu buchen. Biel Mühe, von ber die Fernstehenden fich feine rechte Borstellung machen fönnen, ist nötig gewesen, um das Bert zustande zu bringen. Aber die Freunde der weltlichen Schule wußten im voraus, daß in Char­ lottenburg , wo die Schulreaktionäre leider noch recht start find.

befondere Schwierigkeiten zu überwinden fein würden, Gie find

überwunden worden

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und groß ist nun die Freude der Eltern, daß ihren Kindern eine Stätte geboten wird, an der ihnen eine freie Entwidlung möglich ist. Der Freien Schulgemeinde Charlottenburg und ihrer unermüdlichen Werbearbeit ist es zu danken, daß in diesem Bezirk endlich die weltliche Schule eingerichtet werden konnte, die von vielen Eltern längst schmerzlich

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permißt wurde. Am Eröffnungstage war der Eingang des Schul­haufes mit Blumengirlanden geschmückt und ein Plakat Willkommen in eurem neuen Heim!" grüßte die eintretenden Kinder. Blumen am Schultor. das soll den Kindern eine Berheißung sein, daß ihnen diese Schule eine Stätte der Freude und des Glüdes werden wird, ihnen und dem Lehrerkollegium, das sich hier zusammengefunden hat. Leider ist es nicht möglich gewesen, alle gemeldeten Kinder schon in dieser ersten weltlichen Schule Charlottenburgs unterzubringen. Die Zahl der Meldungen war so groß, daß die Schule sich rasch füllte, und schon jetzt ist nicht daran zu zweifeln, daß in nicht ferner Zeit eine zweite weltliche Schule für Charlottenburg wird eingerichtet werden müssen. Manchem anderen Bezirf, der troß überwiegender linksgerichteter Bevölkerung noch nicht eine einzige weltliche Schule hat, gibt jest Charlottenburg ein Beispiel und Muster, das Nachahmung perdient.

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Deutschnationales Gefchrei über die Krankenkassen. In der 9. Aprilmummer der schwarzweißraten Nachtausgabe des Hugenbergfchen Tag" läßt ein Herr Brofessor B. unter folgenden alles andere Unglüd für den ftandestreuen deutschen Arzt" los: Schlagzeilen eine Epistel gegen Krantenfassen und Hungerlöhne der Krankenkassen 300 m. Witwenrente Birt schaftselend und sittlicher Berfall ber geprellte Leibarzt." In den Zeiten Galens ," so fängt der Herr Professor an, galt der Arzt mehr als tausend Sterbliche, denn damals gab es noch feine folle­giale Massentonfurrenz und feine Krantenfassen." Heute aber müffen mehr als 90 Broa. der Aerzte Kassenpraxis ausüben, was befagt, daß die Privatpragis nicht ernährt. Er findet es aber wegen der beschämend niedrigen Entlohnung" so unerhört, daß man in jüngster Zeit die Familienbehandlung in den sogenannten Ambula­torien, alfo in Raffenkliniken monopolifiert und manche Obliegen­heiten, die früher dem Arzt zufielen, ben verschiedenartigsten Wohl­fahrtseinrichtungen, Fürsorgeſtellen und beamteten Aerzten zuge wiefen habe." Also darüber zetert der Herr Professor, daß die Frauen und Kinder der versicherten Proletarier nicht mehr wie früher als unperficherte Privatpatienten der Privatpraxis der erzie aufallen. Daß jegt in den Dristrantenfaffen alle Erwerbslosen, und zwar in der niedrigsten Beitragsflaffe, versichert sind, bei gleichen ärztlichen, araneilichen und sonstigen Leistungen, ermähnt der Herr Berfasser nicht. Ebensowenig spricht der Herr Brefeffor davon, daß nach dem Buche Krisis der deutschen Aerzteschaft des Berliner Arztes Dr. Ernst Meyer sch on in Friedenszeiten der größte Teil der Berliner Aerzteschaft nicht aus dem Einkommen aus der Praxis, fonder von seinem ererbten Bri­patpermögen oder der Mitgift seiner Frau lebte. Berade die Klage über die Berproletarisierung des deutschen Aerzte­standes und über seinen fittlichen Berfall" steht aber einem Blatte der Hugenbergpreffe besonders schlecht an, denn gerade die Rapita­liften, die ber Weltanschauung dieser Breffe huldigen, haben die Kreife expropriiert, aus denen sich früher der Aerzteftand hauptsäch lich refrutierte und die die größte jelbstzahlende Batientenzahl ftell­ten, nämlich bie mittlere und fleinere Bourgeoisie und die besser bezahlten Lohnarbeiter.

Tragischer Tod eines Heizers. Heute morgen, furz vor% 8 Uhr, murde der 60 Jahre alte Heizer Friedrich Scameitat im Heizungs­raum der 126. Gemeindeschule, Kulmstraße, am Boden liegend be­mußtlos aufgefunden. Ein jofort hinzugezogener Arzt fonnte nur noch den Tod feststellen. Die Untersuchung ergab, daß aus den Defen Kohlenoxydgase geströmt waren, durch deren Ein­

Schwere Ausschreitungen gegen einen Bolizeibeamten verübten gestern abend eine Anzahl junger Leute auf dem Humannplaß im Grenzgebiet pon Weißenfee und Bantom, Die Burschen zogen fich auf der Straße ihre Boghandschuhe an und verwirtung der Heizer den Erstickungstod fand. anstalteten regelrechte Kämpfe. Bald sammelten sich Neugierige an, und so murde der ganze Berkehr gesperrt. Ein Schupowachtmeister versuchte zunächst in Güte, dem Unfug ein Ende zu machen. Damit hatte er aber nicht den geringsten Erfolg. Als er sich nun entschloß, den Hauptschreier und Rädelsführer aus der Menge herauszugreifen, um ihn zur Feststellung nach der Wache zu bringen, fielen die Burschen über ihn her, um den Festgenommenen zu befreien. Es entspann sich nun ein Kampf, in dem der Beamte mit einem schweren Gegenstand einen Schlag erhielt, der ihm eine flaffenbe Kopfwunde beibrachte. Als auf den Lärm meitere Beamte herbeieilten, ergriff die ganze Gesellschaft einschließlich des Befreiten Bisher fonnte leider niemand festgestellt die Flucht und enttam. werben.

Danzig , das Kleinod der Offfeefüffe" lautet bas Thema des Bortrages, den Herr Oberstudienrat Dr. v. Biedi in der Treptow - Sternwarte am Mittwoch, 14. lpril, abends 8 Uhr im Berein von Freunden ber Treptow - Sternwarte" unter Vorführung zablreicher Lichtbilder hält. Gäste baben gegen Lösung einer Karte Zutritt. Sonnabend, den 17., 5 und 8 Uhr und Sonntag, ben 18., 4, 6 mm 8 Uhr findet die Vorführung des Films Buna, die Togter bes korallenriffs ftatt.

Kurz ader langhaarig?

Es gilt immer noch für piele jüngere und ältere Damen die Frage: Langes Haar oder Bubitopf? Sie wird jedoch weder nach der kurzen aber langen Seite hin restles gelöst werden, selbst wenn der Bubikopf die Mehrheit beherrscht. Denn abgesehen von der ästhetischen Geschmachsrichtung, begegnet der Bubitopf auch gemiffen natürlichen Hemmnissen. Es mare gut, wenn ber Mantel ber nächstenliebe ausreichte, fie fo zu perdeden, wie es hier geschieht. Den Damenfriseuren ist der Bubitopf zweifellos lieber als das Lang. haar. Doch verachten sie deshalb keineswegs das Geschäft, bas Doch verachten sie beshalb keineswegs bas Geschäft, das thnen die Volffrisuren noch bieten.

Wenn nun die rührige Fachabteilung des Arbeite nehmerverbandes des Friseur- und Haargewerbes bei ihrem jüngsten Modeabend am Sonntag in Hanerlands Festfälen nur Ge fellschaftsfrisuren aus langem Haar auf ihr Brogramm gefest

Die Jahreszeiten von Josef Haydn für Chor, Soli und Orchester fommen durch das Baltsbildungsamt Arensberg, am Freitag, den 16. 4., abends 8 1hr, im Orpheum, Hafenbeide, Ede Gräfeftraße, zur Aufführung. Mitwirkende: Emmy von Steiten( Sopran), Alfred Wilde( Tenor), Martin Abendroth ( Bariton), Berliner Dratorienverein und das Berliner Sinfonic Drchefter. Musikalische Leitung: S. Stehmann. Eintrittspreis für Mit­glleber und Jugendliche 75 Bf., für Gäste 1 M. Karten im Boltsbildungs­amt, Bordftr. 11, Zimmer 136, und an der Abendkasse.

Ein schweres Automobilunglüd, bei dem eine Berjon getötet wurde, ereignete fich auf der Chausse Stettin - Spine­münde, in allernächster Nähe von Gollnow . Der Kraft­magen bes Swinemünder Hotelbefigers Frig Born geriet ins Schleu­bern, stürzte eine Böschung hinab und überschlug fich. Fünf In­faffen wurden unter den Trümmern des Automobils begraben. Der Hotelbefizer erlitt schwere innere Berlegungen. Seine Frau trug Armbrüche davon. Der Sohn, der zusammen mit feiner Ehefrau und seinem vier Jahre alten Kinde die Fahrt mit seinen Eltern mit­machte, tam mit leichteren Berlegungen davon. Seine Frau da­gegen trug schmere innere Berlegungen und einen Schäbelbruch da­Don, so daß fie bereits auf dem Transport nach dem Swinemünder Krantenhaus nerftarb.