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unter anderem auch die Sonntagsruhe wieder zu beseitigen| zu haben, in welcher Weise im Sinne der Bestrebungen der Liga versucht. verfaßte Artikel in die Presse gebracht werden können, ohne mit dem

Comeit rein fachliche Gründe für die Kleingewerbetreiben den maßgebend fein könnten, eine längere Sonntagsarbeit zu fordern, müßten sie lediglich darauf zurückgeführt werden, daß jegt in der Zeit der Wirtschaftskrise das Berkaufs­geschäft vielfach nachgelassen hat. Daran würde jedoch auch die Wiedereinführung der Sonntagsarbeit nichts ändern, wer es den Konsumenten weit weniger an Zeit fehlt, ihre Bedürf nisse zu decken, als vielmehr an den nötigen Geldmitteln. Man mag die Dinge betrachten, wie man will, man tommt doch zu dem Schluß, daß von irgendeiner erfindlichen Ver­anlassung zu längerer Sonntagsarbeit die Rede nicht sein fann, sondern im Gegenteil die Zeit gekommen ist, um endlich die vollständige Sonntagsruhe durch zu­führen. Wir wollen hier aus dem Kleingewerbe nur ein Bei­Spiel herausgreifen: Im Friseurgewerbe, das an Sonn fagen   immerhin noch einigermaßen in Anspruch genommen war, hat sich froh der Ausnahmebestimmungen von der Sonn­tagsruhe die vollständige Sonntagsruhe in Deutschland   fast restlos durchgefegt, was nur geschehen konnte auf Antrag einer 3weidrittelmehrheit der beteiligten Geschäftsinhaber, deren Verbände seit Jahren vergeblich die reichsgefeßliche Durchführung der Sonntagsruhe für ihr Gewerbe gefordert hotten.

Es handelt sich also, wie gesagt, bei all den Bestrebungen auf Wiedereinführung oder Verlängerung der Sonntagsarbeit wie bei den Bestrebungen gegen die Ratifizierung des Washing­toner Abkommens um sozialpolitisch rein reattio­näre Beweggründe, denen insbesondere hinsichtlich der Sonntagsruhe fein irgendwie sachlicher Grund beigemessen werden kann. Es ist Aufgabe der beteiligten Angestellten und Arbeiter, nicht minder aber Aufgabe unferer Ber­treter in Reich, Staat und Gemeinde, die Anschläge auf die Sonntagsruhe mit aller Entschiedenheit zurüd

zuweisen.

Geßlers Geheim"-Schreiben.

Der Reichswehrminifter denunziert persönlich einen Republikaner  .

Die dem Reichswehrminister Geßler unterstellten Be­hörden haben schon vielen Unfug angerichtet. Wir erinnern nur an das Wirten der Reichswehrgenerale Müller und Hasse in Sachsen   und Thüringen  , ihre tapfige Einmischung in alle Regierungsgeschäfte, die Massendenunziation sozialistischer Politifer, ihre planmäßige und planlose Heze gegen die Be amten, die zur Republik   standen. Die Prozeffe gegen den Oberstaatsanwalt Asmus in Freiberg   und die skandalösen Prozesse gegen Hermann, Loeb und Worch in Thü­ ringen   find ihr Wert.

Bei alledem aber handelte es sich um Generale, um nachgeordnete Stellen", die im Porzellanladen der Politit herumwerkten. Jetzt aber wird ein persönlich zu ver­antwortender Streich des Reichswehrministers Geßler bekannt, der sich denen eines Müller und eines Hasse würdig an die Seite stellt. Der ,, Leipziger Boltszeitung" flog diefes ,, Geheim" schreiben auf den Tisch: Der Reichswehrminister( Heer)

Nr. 845/525 A. S. IIIa.

..Geheim".

Berlin  .

Berlin   W 10, den 11. Juni 1925. Königin Augusta- Straße 38/42. An das Preußische Justizministerium Es ist hier bekannt geworden, daß in der am 6. Mai 1925 im ehemaligen Herrenhause stattgefundenen öffentlichen Bersammlung der Deutschen Liga für Menschenrechte" u. a. auch der Senats. präsident am Kammergericht Freymuth als Rebner aufge­treten ist. Seine Ausführungen sollen sich mit der juristischen Auslegung des Begriffes Landesverrat befaßt haben und scheinen in mehr oder weniger versteckter Form Fingerzeige enthalten

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Oslo  .

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Dort, wo zwischen Fjord und gegen den Himmel buckelnden Bergen Talstreifen widerwillige Furchen wie die Täler zwischen Muskeln und Knorpeln einer ausgearbeiteten Hand fich ftreden, fich streden, liegt die Hauptstadt des Landes. Wenn aber der Abend Himmel und Berge und Fjord in gleichmäßiges Schwarz getaucht, ist dort, wo man die Hauptstadt ahnt, nichts als ein Meer flimmernder

Pünktchen.

Ein Gewimmel unzähliger Lichter liegt irgendwo da unten für den, der vom granitnen Hochufer der Bergbuckel burch die schwarzen Tannenpyramiden hindurch ein Bild in dem Dunfel der Nacht sucht. Ein See ist es mit drei, vier schmaler und schmaler werdenden Aus­läufern, ein See von Licht. Ein Märchensee, eine Märchenwelt. Der Weg von dem Tal hinauf zu der dünnen Luft der Berggipfel macht die Lichter unruhig. atemlos. Sie beben und zittern und fladern wie Kerzenstümpfchen, sie scheinen unendlich fern wie Sterne. Sterne, die die Welt bedeuten, die Menschen, das Leben auf die die dunklen hohen Tannen, die breitschulterigen Berge still und fremd hinunterschauen.

Ründer sind die Lichter, Sänger find fie, die fladernden Erzähler in der Tiefe. Singen die Melodien der Menschheit, erzählen die Märchen der Menschenwelt

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Jenes Märchen von stürzenden Waffern über granitne Felfen und jenes andere von fuchenden, rechnenden Menschenhirnen. Jenes Märchen von Dynamitſchüssen, die in die Felsen biffen, von Zement und Quadern, die haushoch sich fügten, bis sie die Waffer fingen, zwangen. Sie fingen, die Lichter, von eifengelentigen Tieren in hohen Hallen, die die Wasser fraßen und verdauten zu Licht und Kraft. Sie malen, die Lichter, Märchenbilder der Arbeit, fingen, das Hohelied der Arbeit, zeichnen mit flimmernden, warmen Strichen ihn, den Gelehrten in der Studierstube, dem der erste arm­felig fleine springende elektrische Funte aus der Experimentier maschine heiliger Sieg war. Und den andern, den Ingenieur, dem Wasser und Felsen zu Zahlen wurden, der mit Arbeiterheeren in die Wildnis zog wo bisher des Stätners Ziegen farges Gras gerupft und Waffer und Felfen einspannte in den Dienst des Menschen. Und sie zeichnen den dritten, den Mann in blauer Bluse, der an den Maschinenhallen am sausenden Wasser mit Deltanne und Bifchzeug die Mammutmaschinen pflegt, die Manometer bewacht und Tausenden von Pferdekräften ihre Arbeit weift.

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Märchen! Märchen der flimmernden Lichter, Märchen des zwanzigsten Jahrhunderts.

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Bie ein Pfeil, abgeschossen im Tal der Lichter, flößt der elek­trische Wagen auf den Berg hinauf. Hält oben, zwischen den fchwarzen Tannen ein glänzendes Tier. Tier der Wunderwell des zwanzigsten Jahrhunderts, strahlend aus drei gleißenden Augen, brummend lebend im Bulsschlag der Elektromotore.

Völkische warten auf Anklage.

Sache weiterzugeben.

§ 92 des RStrGB. oder dem Gesez vom 3. Juni 1914 über den Der Reichsanwalt braucht mehr als drei Jahre, um die Berrat militärischer Geheimnisse in Konflitt zu tommen. Nur in diesem Sinne fonnten seine Ausführungen ausgelegt werden, wenn er das unter Ausschluß der Deffentlichkeit ergangene Urteil des Reichsgerichts vom 13. Dezember 1923 gegen Heinrich Bandt ausdrücklich in der angeblich im Reichstag von anderer Seite verlesenen Form bekanntgab und dabei bemerkte, sich hier durch nicht strafbar zu machen. Sofern dieser Eindruck zutrifft, hätte Senatspräsident Freymuth in schärffter Form den Intereffen der Landesverteidigung und damit des Reichs zuwider­gehandelt, indem er den Kampf der Staatsautorität gegen den Landesverrat erschwerte.

Ich halte mich für verpflichtet, die Aufmerksamkeit des Justiz ministers auf diesen Borfall zu lenken, einerseits, weil durch diese Betätigung des Senatspräsidenten Freymuth die mir anvertrauten Landesverteidigungsinteressen schweren Sch a ben nehmen müssen, andernfalls ich mir nicht vorstellen tann, daß durch das Berhalten eines jo hohen Richters das Ansehen des deutschen   Richters und das Vertrauen zu diesem Stande in weitesten Schichten des Volkes nicht start beeinträchtigt werden könnte. ( gez-) Geßler. Dem Demokraten Geßler scheint der Demokrat Geßier( Gein aldeď und sein Prozeß vollkommen unbekannt geblieben zu sein. Balded war auch ein hoher preußtscher Richter Rat am Geheimen Obertribunal und er wurde auch befpizelt und überwacht, man machte ihm auch einen Prozeß wegen angeblichen Hochverrats.

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Aber der ihn denunzierte, war fein Demokrat, sondern die Fälscherbande der damaligen Kreuz­3eitung"! Und der Staatsanwalt, der die Anflage zu vertreten hatte, erklärte schließlich das Ganze für ein Bubenstüd, erdacht, einen Mann zu verderben!"

Der Senatspräsident am Kammergericht, Genosse Fren muth, ist Republikaner  . Geßler angeblich auch.

Der Republikaner Freymuth wirkt dafür, daß die Berfassung innegehalten und das Land nicht durch reaktionäre ,, Bünde  " und ihre Unterstützung durch Reichswehrstellen in außenpolitische Gefahren fomme.

Der demokratische Reichswehrminister aber veranlaßt gegen Republitaner Landesverratsprozesse", weil angebliche Geheimnisse der Reichswehr   verraten würden, wenn man auf die Fe memord und ähnliche Organi fationen der Kriegsheher hinweist.

Der demokratische Reichswehrminister Geßler hat Freymuth denunziert, weil er von seinem verfassungsmäßigen Recht freier Meinungsäußerung Gebrauch gemacht hat.

Die Denunziation gegen den hohen preußischen Richter bei dem Justizminister gewinnt aber noch eine besondere Note, wenn man sich erinnert, daß das standalöse Reichs­gerichtsurteil gegen Heinrich Wandt   inzwischen durch den Reichspräsidenten Hindenburg mittels eines Gnadenaftes außer Wirtsamteit gesetzt wurde.

Freymuth, der im politischen Kampfe auf der Seite der Friedensfreunde stand, hat manche Angriffe ertragen. Schließlich aber hat er zu Anfang dieses Jahres feinen Abschied als Richter genommen, weil seine Gefund­heit gelitten hatte. Er hatte die Altersgrenze für Richter

noch bei weitem nicht erreicht.

Geßler aber fam dadurch ans Ziel: Der Republikaner verschwand aus dem Richterfollegium des Kammergerichts. Und Geßler bleibt...

Rückständige Bölferbundsbeiträge. Chamberlain erklärte gestern auf eine Anfrage im Unterhaus, daß sich die unbezahlten Beiträge beliefen. Die Länder, die für diese Rückstände verantwortlich feien, für den Bölkerbund am 31. August 1925 auf 5 771 000 Geldfranken wären Columbien  , China  , Guatemala  , Honduras  , Liberia  , Nicara gua, Paraguay  , Peru  , Rumänien   und Salvador.

Hinab geht's wieder. Tannendickicht vermummt die Aussicht, einsame Lichter tauchen auf, als wären es Weihnachtsferzen irgend wo im Tannenwald. Die Motore fummen 500 Meter, 400, 300

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- Hamburg  

, 15. April  .( Eigener Drahtbericht.) In der Ham­burger Bürgerschaft tam am Mittwoch abend eine Anfrage an den Senat zur Besprechung über die Strafverfolgung Don rechtsradikalen Sprengstoffattentätern. Im Jahre 1922(!) waren furz hintereinander sechs Attentate auf das Gebäude der Kommunistischen Hamburger Volkszeitung  , auf das Revolutionsdenkmal in Ohlsdorf  , auf die Buchhandlung der Freideutschen Jugend" und auf die Wohnung des fommunistischen Abgeordneten Thälmann   von rechtsstehenden Bersonen ausgeführt worden. Obwohl die Täter ermittelt und fest= genommen wurden, ist bis heute eine Aburteilung noch nicht erfolgt. Aus der Antwort des Senats geht hervor, daß die Akten über die Strafsachen bereits im Juni 1922 dem Ober­reichsanwalt zugeleitet worden sind, der auch die Voruntersuchung gegen mehrere Personen einleitete. Die Boruntersuchung hat sich über drei Jahre bis zum 25. Auguff 1925 hingezogen, angeblich, weil die Fertigstellung des Sachverständigengutachtens über die Frage, ob die verwendeten Sprengstoffmittel unter§ 5 des Spreng­stoffgesetzes fallen, außerordentlich lange Zeit in Anspruch genommen hatte. Der Staatsgerichtshof hat dann die Sache an die Staatsanwaltschaft in Hamburg   zurüdverwiesen, die erst Ende Januar 1926 die Alten erhielt und die Anklageschrift darauf sofort fertiggestellt hat. Der Justiz senator erklärte namens des Senats, daß diefer den Lauf der Dinge außerordentlich bedauere, der Senat müsse aber jede Berantwortung ab lehnen, weil die Sache nicht zur Zuständigkeit Hamburgs  , sondern

des Reichsanwalts und Staatsgerichtshofs gehört hätte.

Die Reichsanwaltschaft hat mit außerordentlicher Ge­schwindigkeit fämtliche Kommunisten prozesse be­arbeiten fönnen. Der Jürgens und andere haben ihr dabei geholfen. Die Burschen aus dem völkischen Lager aber fanden bei den Reichsanwälten fo völlige Untenntnis, daß sie jetzt bald vier Jahre auf ihre Antlage warten müssen. Hat denn Herr Ebermayer in seiner Behörde gar feinen Einfluß mehr oder will er ihn nicht haben?

Neue Hausse an der Börse.

Die Auslaffungen des' amerikanischen Präsidenten in der Freis gabeangelegenheit und der Rückgang der Arbeitslosenziffer bewirkten an der heutigen Börse einen ziemlich radikalen Umschwung, zumal auch das Ausland, insbesondere Amsterdam  , nicht unwesent­liche Räufe in den Hauptmontanattien und Farb­Farbwerten nach Berlin   gelegt hatte. Auch die Spekulation entschloß fich zu nennenswerten Rüdfäufen, ebenso betätigte sich die Ham­ burger   Arbitrage weiter faufend. Das Geschäft war zeitweise recht lebhaft. Montanattien waren bis zu 4 Prozent und mehr gebeffert, mit Ausnahme von schlesischem 3int. Auch Kaliaktien erholten sich. Besonders fest chemische Bapiere, an der Spizze Henden und Farben. Von Elektroaftien hatten Acus und Geszurel die Führung. Von den sonstigen Industrieattien befferten fich bei einem Durchschnittsgewinn von etwa 3 Brozent besonders die Freigabemerte, Drenstein und Stöhr, auch Schiffahrtsaftien nach ihren gestrigen Abschwächungen erhöht, namentlich Hapag und Lloyd,

teilungen bes Besti Raplo" über die Geschäfte der Staats. Wuhlhofer und die Staafsfireichler. Wir gaben fürzlich Mit­streichler wieder, wobei von der Gründung der Oftra A.-G." und ihren Bich- und Korngesellschaften die Rede mar. Dabei hieß es u. a., daß Mitglieder des Aufsichtsrates der Ostra A.-G. im Jahre 1922 mit dem damaligen bayerischen   Aderbauminister Buzl hofer ein Ablommen über Gewinnbeteiligung geschlossen hatten". Herr Buhlhofer teilt uns nun mit, daß von ihm nie ein derartiges Wir nehmen Abkommen mit der Oftra A.-G. getroffen wurde. unter deutlicher Quellenbezeichnung dem Besti Naplo" entnommen. von dieser Mitteilung Kenntnis. Indessen sind unsere Angaben Für die Richtigkeit der Angaben dieses Blattes muß es selbst die Berantwortung übernehmen.

- Rudolf Leonhard  

- Abend. Im Rittersaal der Krolloper las am Mittwoch abend für die Boltsbühne der Dichter des Dramas Segel am Horizont", Rudolf Leonhard  , aus einem Geschichtenzytlus. Die erste Hälfte feines Vertrags litt sehr darunter, daß der Autor Eine Bendung. Die Tannen weichen, die Lichter leuchten zu schnell las und sich so selber um eine starte Wirkung brachte. Die Hinrichtung Dantons  " und die Legende des Agitators" hätten ſonſt näher, härter. Märchenwelt wird Wirklichkeit, Bunder wird All­näher, härter. Märchenwelt wird Wirklichkeit, Wunder wird sicher einen tieferen Eindruck hervorgerufen. In der zweiten Hälfte tag. Was eine glizernde Schlange war, dort drüben auf dem Berg hatte er sich beffer eingelesen und so hatte er auch für die drei legten rücken, wird mühselig bergauffriechender, rafselnder Eisenbahnzug Geschichten ein starkes Mitschwingen der Zuhörer. Leonhards Sprache mit müden Menschen, Sterne werden zu passagierhungrigen Augen ist außerordentlich klar im Ausdrud. Er sieht trotz aller mitschwin­arbeitsloser Tagaautos, das Lichttarree dort wird zu schlecht genden Bhantafie mit Sezierungen in die Welt, und zerlegt und fon­verhüllten Fenstern eines Mietfasernenwürfels. Lichtbuchstaben ftruiert fie wieder zusammen. Seine Theaterlegende und Don Juans schreien Reflame, Konkurrenzkampf Schaufenster locken Raufgeschichte vom leeren 3immer war im ersten Teil in den Bann Himmelfahrt legen dafür ein startes Zeugnis ab. Die Gespenster­fräftige, Scheinwerfer suchen nach Vergnügungsluftigen irgendwie eine Zusammengehörigkeit, fie erscheinen wie ein trystalli diehend, aber ihr Ende war zu ausgeflügelt. Alle Geschichten hatten fierter Niederschlag mitgefühlter und mitgelebter, und vor allem mefferscharf mitdurchdachter Zeitprobleme, in die sich der Dichter als tausendfacher Held hineinverseßt. B. Sch.

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Hinab ins Tal, hinab in die Wirklichkeit. Märchenperlen, die zerrinnen, zerfallen in rohes, totes Material, Kapital und Lohn, Rentabilität und Bilanzen. Zwanzigstes Jahrhundert- Jahrhundert der Arbeit.

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- P.  

H. 5.

Ein pflanzengeographisches Rätsel. In allen Anlagen flammen zurzeit die gelbblühenden Büsche der Gold weibe( Forsythia). Der deutsche Boltsname bezieht sich auf die Farbe der Blüten und aber nicht die verwandtschaftliche Stellung der Pflanze, die vielmehr die Form der Blätter, die erst nach der Blüte erscheinen, bezeichnet mit unserem Flieder in eine Familie gehört. Die Goldmeiden find in Oftafien zu Hause, Groß war die Ueberraschung in botanischen Kreisen, als in den Ballangebirgen von einem deutschen   Botaniker, den der Weltkrieg dorthin verschlagen hatte, eine neue Art dieser Gattung entdeckt wurde. War es an sich schon sehr bemerkenswert, einen für ganz Europa   neuen Strauch aufzufinden, so fam hier noch das pflanzengeographische Rätsel hinzu. Eine ungeheure Strede fischen Berwandten, aber niemand vermag zu sagen, welche Ur­trennt die europäische   Goldmeide von ihren japanischen und chine­fachen die Glieder einer Familie, die früher einmal aus einander hervorgegangen sein müssen, jo meit zerstreut hat. Die Gefeße, welche die Berbreitung der Pflanzen auf der Erd­oberfläche fennzeichnen, werden von der Wissenschaft der Pflanzen geographie in immer höherem Grade erforscht. Zu dem unerforschten Rest gehören zahlreiche Rätsel der angedeuteten Art. Aber wie in allen Wissenschaften, so sind es auch hier die ungelöften Fragen, die den größten Reiz ausüben.

zeigt, daß wir noch immer nicht einmal die Flora des fleinen Eu Die Auffindung einer Goldweide im Ballan hat, nebenbei ge­ropa vollständig fennen. Aber gerade in jenem Gebiete hat es der Botanifer schwerer als in manchen viel entlegeneren Ländern. Eine große Gefahr bilden unter anderem die Schäferhunde. Go wurde im Vorjahr ein bulgarischer Botanifer von solchen Zieren zerrissen. 2.

sprünglich festgelegt war, in Magdeburg  , sondern wegen der Ber­Der Boltsbühnenfongreß wird in diesem Jahre nicht, wie ur schiebung der Magdeburger   Theaterausstellung in einer anderen Stadt abgehalten werden. Der Tagungsort wird noch bestimmt, die Tagungszeit( 23. bis 27. Juni) bleibt bestehen.

Berschandelung von Florenz  . Im faschistischen Italien   regen fich alle möglichen Pläne zu Verbesserungen", die manchmal leider Ber böferungen find. So haben auch die italienischen   Städte ein wahres Ausdehnungs- und Umbaufieber. Ueberall will man alte Häuser­Berkehrsmittel einführen ufw. Das mag bei großen Städten und piertel abtragen, neue Bauten und Denkmäler errichten, moderne wichtigen Handelsmittelpunkten, wie Rom  , Mailand   und Genua   feine Berechtigung haben, aber in Städten, die sich weniger schnell ent­wideln, sieht man die Notwendigkeit nicht ein. Unter diesen neuen Projekten flingt besonders bedrohlich der Plan, in Florenz   einen architektonischen Mittelpunkt" zu schaffen. Jeder Freund der Blumenstadt am Arno  , der die wundervolle Einheit dieser einzig­artigen Stadtanlage liebt, wird von einem Schauder ergriffen wer rühmte Baptifterium von San Giovanni niederzulegen und hier den, wenn er erfährt, daß man beabsichtigt, die Häuser um das be­einen monumentalen Play" zu schaffen, der durch einen pompösen Säulengang eingefaßt werden soll. Die beiden Ausgänge diejes Plazzes sollen auf der einen Seite auf den Medici- Palast und auf der anderen nach der Front von Son Lorenzo münden. Ob dieje Bauten Michelezzos und Brunelleschis durch diese Freilegung ge winnen werden, ist sehr zweifelhaft. Sicherlich, aber wird das Säulenbau gebriidt werden. Für diesen wahrhaft tempelschän­Wunderwerk des Baptifteriums von einem solchen modernen derischen Blan treten gewiffe Florentiner Unternehmerfreise ein und unterstüßen den von dem Architekten Coppede ausgearbeiteten Entwurf.

Refi Longer wiederholt ihre Ebansonrevue am 18., 19., 22, 24, 26 und 30. April, 8 Uhr, im Grotrian- Steinweg- Saal, Bellevueftr. 14.

Der Defterreichi'ch- Deutsche Volfsbund veranstaltet Freitag, 8 Uhr, int Ingenieurbaus, Friedrich- Gbert- Str. 27, einen Lichtbildervortrag bes Redakteurs Marts   über Steiermari, Kärnten  , Südtirol  Trele fozlallfische hochschule Sonnabend, 7, 116r. fpricht( Senoffe Dr. Karl Renner  , Wien  , im Sizungssaal des ehemaligen Herrenbauies über das Thema: wärtigen Gefellschaft". Starten zum Preise von 50 Bf. in der Der geistige Arbeiter in der gegen. Buchhandlung I. H. W. Diez, Lindenstr. 2 und an der Abendkasse.