„ Generalkrise" der KpD.
Kampf bis zur Vernichtung.
Die Linke im deutschen Kommunismus hat in ihren Streit fchriften die„ Generalfrije" der Partei proflamiert. Die" Rote Fahne " beschäftigt sich mit dieser Tatsache in einer Reihe von Artikeln, aus denen der Kern hier herausgehoben sei. Sie meint allerdings, es handle sich nicht um eine Generalfrise sondern um eine Gesundungskrise, bei der die radikalen Elemente aus der Partei hinausgeworfen werden müßten. Was sie dazu auszuführen hat, gibt von den Gruppenfämpfen in der Partei ein recht anschauliches Bild. Das fommunistische Zentralorgan wendet sich zunächst gegen die Korsch Schwarz- Gruppe, die der Komintern folgenden Vorwurf gemacht hatte:
Hinter allem Gerebe... verbirgt sich in Wirklichkeit nur die Liquidierung der revolutionären Perspektive der Komintern , die Breisgabe der Vorbereitung und Organisierung revolutionärer Massenfämpfe für die ganze Epoche.
Dagegen schreibt nun die Rote Fahne ":
Die fraktionelle, parteizerfetzende Tätigkeit der Gruppe Korsch Schwarz, die in engstem Verein mit dem Renegaten Kaz arbeitet, zwingt die Partei, ihr den Kampf bis zur restlosen Bernichtung anzufagen....
Diese Gruppe verbirgt ihren eigenen Unglauben an die revolutionäre Entwicklung hinter Angriffen gegen die Komintern. In einer Periode, in der die Kommunistische Partei sich anschickt, durch eine richtige Anwendung der Einheitsfronttattit die Grundlagen für siegreiche Rämpfe des deutschen Proletariats zu schaffen, in einer Zeit, die im kollektiven Bewußtsein der Partei als die Zeit der Borbereitung der zweiten Revolution gilt, fchicken fich einige fleinbürgerliche Elemente an, die Reihen der Kommunistischen Partei fluchtartig zu verfaffen. Wie alle Liquidatoren und Berräter hängt sich auch diese Gruppe auf ihrer Reise zur Bourgeoisie ein ideologisches" Mäntelchen um. Dies ist nichts neues. Die fommunistischen Arbeiter kennen diese Melodie. Sie werden ihre Komponiffen zum Teufel jagen. Korsch und seine Gruppe fämpfen gegen den Arbeiterstaat Sowjetrußland, fie fämpfen gegen die Politik der Komintern und gegen die Taktik der KPD. , d. h. gegen alle Kräfte, die für eine revolutionäre Entwicklung arbeiten. Diefe Gruppe hat nichts zu tun mit dem Kommunismus, fie ift sein Feind und muß als folcher behandelt werden.
Die von den Tatsachen erzwungene allmähliche Entwick lung der KPD. von den früheren putschistischen zu demokratischen und reformistischen Methoden ist erst türzlich in anderem Zusammenhang hier aufgezeigt worden. Die inneren Kämpfe in der Partei find mir die Kehrseite dieser Medaille.
In einem neuesten Artikel preift die Rote Fahne " die Erfolge, die die gegenwärtige RPD.- Zentrale im Gegen jazz zu ihrer Vorgängerin errungen haben möchte. Das Selbstvertrauen der Parteianhänger sei gewaltig gestiegen. Selbstvertrauen der Parteianhänger sei gewaltig gestiegen. Und dies das beste:
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Dieses Selbstvertrauen wird auch dadurch gesteigert, daß die Führer der Sozialdemokratie jetzt nicht mit hoch näsig lächelnder Ber. achtung über die Agitation und Attion der KPD. hinwegschauen, mie das zur Zeit der Ruth Fischer Maslow 3entrale der Fall war. Im Gegenteil! Bereit zu einer schlaut verschagenen Bolemit, verfolgen sie heute mit gespannter Aufmerksamkeit jede politische Aeußerung unserer Partei. Mit Rücksicht auf die Stim mung der Arbeiterschaft find sie sogar gezwungen, ihrer gehäffigen Bolemit manchmal den Charafter fachlicher Aus einandersegungen zu geben.
Die gegenwärtige KPD . Zentrale ist also ordentlich stolz darauf, daß wir gelegentlich auch fachlich mit ihr reben. Sie denkt:„ Es ist doch hübsch von einem großen Herrn, so menschlich mit dem Teufel felbft zu sprechen."
Das Palais am Wilhelmplatz. Kein Kaufangebot an Amerika .
In der Presse wird behauptet, daß Prinz Friedrich Leopold der amerikanischen Botschaft angeboten habe, das Palais am Wilhemplaß ihr zu vertaufen, um auf diese Weise der drohenben Enteignung zu entgehen. Das Palais ist der amerikanischen Botschaft unmittelbar benachbart und dient gegen wärtig der Presseabteilung der Reichsregierung als Dienstgebäude.
Das Sechstage- Fiasko.
Diefer großsportliche Rummel, der 16. seiner Art in Berlin , ist unter einigen geschäftlichen Schwierigkeiten zu Ende gegangen. Die Veranstalter waren nicht in der Lage das Defizit zu beden, das täglich weiter um sich griff und zu einer völligen Einstellung des ganzen Rennens zu führen drohte. Als die Attien am schlechtesten ftanden, sprang die Besitzerin der Kaiserdamm- Arena. die Deutsche Sporthallen- A.- G. ein, um das Letzte zu retten, was zu retten war. Die ursprünglichen Unternehmer hatten inzwischen das Weite gesucht. Bei der ganzen Angelegenheit sind also Mißstände in der Konzessionierung derartiger Unternehmen zutage getreten, die eine grundlegende Abhilfe dringlich erscheinen lassen.
Zwei Leute, die in sportlichen Kreisen bestens unbekannt find, ein Gummiwarenhändler und ein Konditoreibefizer beschließen, sich auf irgend eine Weise zu fanieren. Sie verfallen auf den Gedanken, ein Sechstagerennen zu veranstalten, das ihre leeren Kassen von neuem füllen foll. Sie besorgen sich einiges Geld, werben eine Firma, die den kostspieligen Aufbau der Bahn übernimmt und an dem zu erwartenden Gewinn beteiligt wird. Man setzt sich ziemlich leicht über alle auftretenden Bedenken hinweg die fortgeschrittene Jahreszeit, die Rummelmüdigkeit und läßt sich von dem Verband Deutscher Radrennbahnen die Sache genehmigen".( Db wohl dieser Verband gleichzeitig auch das Rififo übernahm?) Die Veranstaltung beginnt, wie vorauszusehen, vor leerem Hause, und als einige Tage vergangen sind, erflären die Unternehmer plöglich, nicht mehr zu können. Sie verließen die Halle, nachdem sie beträchtliche Summen aus der Kaffe für sich" entnommen hatten und die Angelegenheit war für sie erledigt.
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Es foll hier nichts über den sportlichen Wert solcher Rennen überhaupt gesagt werden. Der ist wohl ziemlich gering und es bleibt schließlich nur als Plus festzustellen, daß einige Fahrer einiges Geld verdient haben. Es ist färglich genug und steht taum im Berhältnis zu der aufgewendeten Ueberanstrengung des Körpers. Benden muß man sich aber gegen die unverantwortliche Art, gegen den ungeheuren Beichtsinn, mit dem solche Riefenveranstaltungen unter den Augen der Aufsichtsbehörde inszeniert werden können. Die Fahrer waren nahe daran, in einen Streit zu treten, da die vereinbarten Sätze nicht mehr gezahlt wurden und eine ganze Anzahl Beteiligter, die Angestellten u. a. m. wurden überhaupt mur teilweise entlohnt. Ein Standal dieser Art darf sich in Berlin nicht noch einmal ereignen.
Kadaver als Nahrungsmittel.
Aus einer Fleischereipratis.
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Mit einer geradezu unglaublichen Affäre beschäftigt sich zurzeit die Berliner Kriminalpolizei. In den Geschäftsräumen des Fleischer meisters Edmund Hegel in der Warschauer Straße$ 3 wurden 65 Kilogramm Mettwurst, 53 Kilogramm Bötelrindfleisch und 105 Kilogramm Abfall und Auspußfleisch, 81 Kilogramm Blut wurst und 116 Kilogramm Schweinepotelfleisch in vollständig verdorbenem Zustand vorgefunden und befchlag nahmt. Das Fleisch wurde sogleich der städtischen Ka daveranstalt überwiesen, die die Bernichtung vornahm. In den Räumen der Fleischerei herrschte ein solch starter Berwefungsgeruh, daß das Betreten der Räume mit gesundheitlichen Gefahren verbunden ist. Auf Grund der Feststellungen der Beamten hat das Berliner Polizeipräsidium dem gewissenlosen Händler allen Gegenständen des täglichen Bedarfs megen Unzuverlässigkeit gemäß der Verordnung über Handelsbeschränkung den Handel mit untersagt. Es ist zu erwarten, daß gegen den Fleischer, der so standalös mit der Gesundheit seiner Mitmenschen umspringt, die Gelegenheit zu weiteren verbrecherischen Spekulationen entzogen und eine ftrenge Untersuchung eingeleitet wird. Solche Elemente diskreditieren das Handwerk aufs empfindlichste und find in hohem Grabe gemeingefährlich. Uebrigens ist bei der Staatsanwaltschaft Berlin gegen Hegel Anzeige erstattet worden.
Die Tante überfallen und beraubt.
Ein Raubüberfall, der am vergangenen Sonntag verübt wurde, ist jetzt aufgeklärt worden. Die 76 Jahre alte Näherin Mathilde 3ander, die in der Kligstr. 3 in Schöneberg in Untermiete mohnt, wurde von dem Inhaber der Wohnung bewußtlos, auf dem Fuß boden liegend, aufgefunden. Die Nachforschungen der Kriminal polizei haben jezt folgendes ergeben: Wie Fräulein Zander jagt, erschien in ihrem Zimmer am Sonntag abend ihre 44 Jahre alte Nichte Helene Behling, die ebenfalls Näherin ist und in derselben Wohnung ein Zimmer abgemietet hat. Die Behling fei plöglich über sie hergefallen und habe sie mit einem harten Gegen stand über den Kopf geschlagen. Sie sei ohnmächtig niedergefallen Wie mir erfahren, ist die Behauptung von einem Verfaufs- und wisse nicht mehr, mas fich dann zugetragen habe. Auf diese angebot schon deswegen falsch, weil das Palais Eigentum des Aussage hin wurde Helene Behling festgenommen und gab nady preußischen Staates ist und von ihm an das Reich verlängerem Leugnen den Ueberfall auf die Tante zu. Wie sie bemietet wurde. Friedrich Leopold hat teinerlei Eigen- hauptet, hat fie fich in wirtschaftlicher Notlage befunden und am tumsrechte baran und kann es daher auch nicht zum Verkauf Sonntagabend die Tante um eine Unterſtügung gebeten. Als ihr diese verweigert wurde, ergriff sie eine Bürste, schlug das alte Fräulein damit auf den Kopf und raubte dann 450 Mart bares Beld, die fich Fräulein Sander erspart hatte.
anbieten.
3widau, 15. April. ( Eigener Drahtbericht). Der Bezirksvorstand im Bezirk 3 widau Blauen beschloß am Mittwoch einstimmig, die Abgeordneten Schnirch und Schurig wegen ihres Verhaltens im Landtag aus der Partei auszuschließen. Damit sind fämt Liche 23 Abgeordneten der Fraktionsmehrheit von den sächsischen Bezirksorganisationen aus der Partei ausgeschlossen. Da jeder von ihnen wahrscheinlich gegen den Ausschluß Einspruch erheben wird, werden die im Organisationsstatut vorgesehenen Schiedsgerichte eingesetzt werden müssen.
Der Müggelsee als Wafferflughafen für Berlin . Der Magiftrat beschäftigte sich in seiner gestrigen Sigung mil einer von der Flughafengesellschaft ausgegangenen Anregung, für Berlin auch einen Wasserflughafen zu schaffen, da nach den Erfahrungen des vorjährigen Luftverkehrs mit einem starken Ausbau zu rechnen sei. Der Magistrat schloß fich dieser Auffassung an und fam zu dem Beschluß, den Müggelsee als einzige hierfür geeignete Wasserfläche in nächster Nähe Berlins zum Wasserflughafen aus auerfehen, da weber der Tegeler noch der Wannsee mit ihrem starken 3wed will die Stadt die Albatroswerft in Friedrichshagen erwerben, auf deren Gelände die notwendigen Anlagen für Unterbringung der Wasserflugzeuge entstehen sollen.
Gesundheitsfürsorge unserer Zeit.
Der Feme - Ausschuß. Sollen die Zeugen vereidigt werden? Zu Beginn der heutigen nichtöffentlichen Sitzung des Feme. ausschusses des Breußischen Landtages legte der Berichterstatter, Abg. Ruttner. den Entwurf für eine Feststellung im Falle Meyer- Behrens vor. Ehe der Ausschuß dazu Stellung nahm, erörterte man, ob und welche Zeugen bereidigt werden sollen. Einige Redner traten für grundsägliche Nichtvereidigung ein, da die Aussagen stenographisch protokolliert feien; andere waren für vorwährend Landesrat Dr. Brunn über Die Berliner Beranstaltun läufige Nichtvereidigung. Für sofortige Bereidigung sämtlicher Beugen plädierte nur der fommunistische Vertreter.
Das Mellon- Bolpl- Abfommen. Der amerikanische Senat hat fich bereit ertlärt, am 21. d. M. das Schulden abfommen mit Stalien zu erledigen. Kein Senator wird länger als 30 Minuten fprechen.
Waffenstillstand in Marotto. Abd el trim hat seinen Truppen den Befehl zur Einstellung der Feindseligkeiten gegeben. Man rechnet damit, daß bis Ende dieser Woche der Baffenstiüstand tatsächlich durchgeführt sein werde.
Die Vollstreckung der Todesurteile gegen die Meuterer von Saloniti ist von Bangalos ausgefeßt worden. Der Difiator erklärt, sein auf dem Vertrauen des Boltes beruhendes neues Amt nicht rit der Unterzeichnung eines Todesurteils beginnen zu wollen.
Berlins hatte am Mittwoch abend zu einer Pressebesprechung über Die Arbeitsgemeinschaft der Reichsversicherungsträger Großdie Reichsgesundheitswoche in den Sigungsfaal der Nordöstlichen die Reichsgesundheitswoche in den Sigungssaal der Nordöstlichen Eisen- und Stahlberufsgenossenschaft, Gartenstr. 16/17, eingeladen. Der Direktor der Arbeitsgemeinschaft, Albert Kohn, sprach über das Thema„ Gesundheitsfürsorge unserer Zeit, gen der Reichsgesundheitswoche und die Bersicherungsträger" refe rierte. Die furzen informierenden Vorträge gaben im wesentlichen einen Auszug aus dem vielseitigen und instruttiven Programm der Reichsgesundheitswoche.( 68 öffentliche Borträge, 10 pädagogisch. hygienische Filme, 5 Spezialvorträge für Frauen: Krebstrantheiten, sowie 50 Borträge in Groß- Berliner Gewerbebetrieben.) zur Er. öffnung der Reichsgesundheitsmoche, die am Sonntag vormittag in innenministers Dr. Külz , des Ministerialdirektors Dr. Hamel, Bro. der Aula der Universität mit Ansprachen unter anderem des Reichsfelfors Dr. Abam, Oberbürgermeisters Böß, Ministerialdirektors Dr. Dietrich, Stadtmedizinalrats Professors Dr v. Drigalsti vor sich geht, ist ein Aufmarsch der Turn- und Sportverbände im Luftgarten sowie im Friedrichshain vorgesehen. Direttor Kohn betonte, daß es vor allen Dingen darauf ankomme, durch die Reichsgesundheitswoche zu einer Popularisierung der Thesen moderner Hygiene zu ge zu einer Popularifierung der Thefen modderner Hygiene au ge
fangen. Landesrat Dr. Brunn ging auch auf die sportliche Unter ftügung der hygienischen Bestrebungen ein und betonte mit Recht, daß es hierbei nicht auf Höchstleistungen, sondern auf die Zahl der fyftematisch und vernünftig sporttreibenden Bersonen antomme. einzelnen.( Tubertuzalebetämpfung, Geschlechtskrankheiten, WöchneDer Redner behandelte das Programm der Gesundheitswoche im rinnen- und Schwangerenfürsorge, Schuß gegen Betriebsunfälle, Betriebshygiene u. a.) Professor Heinrich, der Vertreter der Sportver bände, betonte die Notwendigkeit, vor allem vorbeugend zu wirfen. Weiter stellt er die Forderung auf, für neue Spielplätze, Schwimm- und Turnhallen in Berlin Sorge zu tragen.
Viel
Rein unübersteigbares Hindernis"? In Nr. 77 berichteten wir, daß einem jungen Mädchen, als es Diafonisse werden wollte und sich beim LazarusKranten und Diafonissenhaus meldete, die Beibringung eines ven einem Pfarrer auszustellenden Leumundszeugnisses auf gegeben wurde. Pfarrer Wielandt von der Luthergemeinde schrieb für die Bewerberin ein sie sehr empfehlendes Beugnis über ihre Eignung zur Krantenpflege, fügte aber hinzu: Wie ich höre, ist sie unehelicher Geburt. leicht ist das freilich ein unübersteigbares in= bernis." Hierzu wird uns jetzt vom Vorstand des LazarusKranken- und Diatoniffenhauses mitgeteilt:„ Es ist noch nie jemand in unserem Hause um seiner unehelichen Geburt willen von der Aufnahme als Schwefter ausgeschlossen worden. In den erwähnten Falle hat fich die Aufnahme tatsächlich nur aus Playmangel verzögert, ist aber inzwischen erfolgt. Die Bermu tung des Schreibers, die uneheliche Geburt sei ein unübersteigbares Hindernis, ist also irrig. Alle an diese Vermutung gefnüpften frififchen Bemerkungen entbehren demnach jeder Grundlage." Daß inzwischen, nach Veröffentlichung des Vorwärts"-Artikels, die Aufnahme erfolgt ist, begrüßen wir als eine erfreuliche Lösung. Aber nicht wir haben vermutet, die uneheliche Geburt sei ein unübersteigbares Hindernis, sondern der Pfarrer hat diese Bermutung geäußert und in dem Zeugnis niedergelegt. Wenn in dem Lazarus. lichen Geburt willen von der Aufnahme als Schwester ausgeschloffent Kranken- und Diakonissenhaus noch nie jemand um seiner unehe morden ist", versteht man noch weniger, warum der Pfarrer etwas Derartiges für möglich hielt. Wie ist denn der Wortlaut der Bestimmungen über die Aufnahme zur Ausbildung als Diafonisse? Der Anstaltsvorstand schreibt uns, daß er zugleich im Namen des Pfarrers um Bekanntgabe der Richtigstellung bittet. Ein sonderbarer Einfall, daß Herr Pfarrer W. eine Richtigstellung seiner eigenen Vermutung vom Vorwärts" fordern zu dürfen glaubt! Von unseren Bemerkungen über den Zeugnishinweis auf bas unübersteigbare Hindernis", das der Pfarrer befürchtete, haben wir nichts zurückzunehmen.
Nene Kohlenpreise.
Wie alljährlich, find auch in diesem Jahre vom 8. April ab für Kahlen die niedrigeren Sommerpreise festgelegt worden. Sie gelten bis Auguft. Die wichtigsten Hausbrandjorten haben folgende Breife( pro Zeniner): Britetts, Salonformat, gepact, ab Lager 1,43 M., frei Steller und Erdgeschoß 1.55 M., geschüttet 1,41 m. baw. 1,53 m. Halbsteine 1,38 m. bzw. 1,50 m. Gastots 2,07 m. refp. 2,22 M. Steintohlen, oberschlesische, 2,03 bzw. 2,18 M. Grudelofs 1,79 resp. 1,94. Nach höheren Stockwerken wird pro Zentner und Stockwerf ein Tragelohn von 4 Pf. erhoben. Mengen unter einem Zentner werden ab Lager wie folgt berechnet: Britetts, Salonformat, ein halber Zentner 75 Bi.. Halbsteine 70 Pf., ein Viertel Zentner 38, 63w. 35 Pf., 10 Pfund 15 Pfennig.
gerichts Lichterfelde , bie Weiterführung des Brozesses gegen FreiDer Lützow- Prozeß in Frage gestellt. Der Bersuch des Schöffen herrn v. Lügow dadurch zu sichern, daß bis zur Wiedergenefung
des Erkrankten jeden Mittwoch und Sonnabend eine turze Gerichtsfizung am Krantenbett in der Villa in Nikolasfee abgehalten wurde, scheint mun doch vergeblich gewefen zu sein. Nach einem Gutachten von Med.- Rat Dr. Störmer muß die weitere Berhandlungsfähigkeit des Dr. v. Lüßow start bezweifelt werden. und das Gericht wird vor der verantwortungsvollen Entscheidung stehen, ob es trotzdem das Erperiment, am Krantenbett eines Fieberkranken zu verhandeln, durchführen darf.
Zur Ausstellung der Bildhauer. Genosse Dupont von der 3entraltommission der Bildhauer bittet uns, mitzuteilen: Bei der Eröffnungslundgebung am letzten Sonnabend habe ich als Bertreter der Gehilfenschaft nicht ausgeführt, daß ein Mangel an tüchtigen Gehilfen vorhanden ist. Ich wies darauf hin, daß eines der Hauptübel im Berufe der enorme Zuwachs an Kleinmeistern während der Inflationszeit ist. Und in der Mehrzahl seien es nicht die Tüchtigsten, die Meister geworden sind. Die tüchtigen Gehilfen sind heute genau jo ohne jebe Arbeitsmöglichkeit, wie alle übrigen der zirka 55 Prozent arbeitsiofen Kollegen. Und die Deffentlichkeit auch auf diesem Uebelstand aufmerksam zu machen, war ja der Zweck dieser Kundgebung."
Unter den Rädern des Autobuffes. Ein aufregender Borfall spielte sich gestern nacht an der Kreuzung 5) aupt- und Borbera straße in Schöneberg ab. Ein Autobus der Linie 5 nahte in voller Fahrt heran, als plößlich vom Bürgersteig eine Person herunterlief und sich in selbstmörderischer Absicht vor den Autobus warf. Es gelang dem Führer nicht mehr, feinen Wagen rechtzeitig zum Halten zu bringen, so daß die Räder über den Unglücklichen himveggingen. Man schaffte ihn nach der Rettungsstelle Vorberaftraße, wo der Arzt aber nur noch den inzwischen eingetretenen Tod feststellen fonnte. Es handelt sich um den 25jährigen Arbeiter Grund zu der Tat ist noch unbekannt.
Alfred Weidig aus der Herbertstraße 1 in Schöneberg . Der
Der Wiener Lehrer-- cappella- Chor ist heute vormittag 8,52 Uhr Dom Lehrter Bahnhof nach Bremen weitergereist. Zum Abschied hatten sich zahlreiche Berliner Freunde eingefunden.
Beiram- Jest. In Wünsdorf draußen steht die Moschee, die ficher am Lage des Beiram- Festes eine große Schar von IslamBekennern say, die in Berlin ihren Studien und Geschäften nachgehen. Aber abseits von dieser Menge versammelte sich eine fleine Schar im Schloß Wannsee zu dieser Feier. Im Winkel einer Holzbarade, angesichts von Plataten, die das beste Bier anzeigen, fnieten diese taum zwei Dutzend junger Menschen auf einem Gebetsteppich, der ihnen die heimatliche Moschee erseht, die Häupter meist turbanumwunden, aber sonst in europäischer Kleidung, und fprachen ihre Gebete in ihrer seltsam fingenden Beise. Dann redete einer von ihnen mit fanatischer Miene zu den deutschen Gästen, gebrochen und eindringlich vom Ethos ihrer Religion, das vom Untergange bedroht sei und das sie retten wollten. Bielleicht sehen Sie das nächste Mal noch weniger hier versammelt, aber die Idee. unfere Idee, wird nicht untergehen."
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Ein langweiliger Rundfunkabend. Es scheint, daß es dem Berliner Rundfunt manchmal sehr schwer fällt, aus seinen Fehlern zu lernen. Die Abendstunden von halb neun bis zehn, die mit Recht der Unterhaltung gewidmet sind, verwendet er immer wieder zu anderem, ohne sich allerdings darüber klar zu sein, daß das feine Unterhaltung ist. So bot gestern abend Christian Weifes Schulfomödie Tobias und die Schwalbe" höchstens literarhistorisch interessierten Hörern ein leises Bergnügen, die daran vergleichen fonnten den Hochstand der in etwas früherer Zeit entbreiviertel Jahrhundert zurückliegenden Schöpfungen eines Calderon standenen Moliereschen Komödien und ber jogar ein halbes bis und Shakespeare . Aber selbst diese Funkteilnehmer hätten sich wohl gern am Lesen der hölzernen und ungeschickten Späße begnügen laffen und sicher weber verlangt, daß man für eine so belanaloje Angelegenheit eine große Schar von Sprechern vor den Rundfunk zitierte, noch daß Mar Bauer sich der fruchtlofen Arbeit unter zog, das Wert für diese Rundfunkdarbietung zu bearbeiten.