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Die Deutsche Stuöentenfthast". Gegen völkische Entrechiungsmethoden.

Der Hauptausschuß d«S Preußischen Landtages hat bei der Debatte über den Kultusetat einen Antrag der sozial» demokratischen Fraktion angenommen, der dazu geeignet ist. eine Klärung in dem seit Iahren schwebenden Streit zwischen den völkischen Studenten und den weiten Kreisen der republikanisch gesinnten Studentenschaft herbeizuführen. Die nach der Revolution an den einzelnen Universitäten entstan» denen studentischen Selbstoerwaltungskörper, die sogenannten Studentenschaften " gaben sich eine gemeinsame Dachorgani- sation, dieDeutsche Studentenschaft '. In dieserDeutschen Studentenschaft " sind nicht nur die reichsdeutschen, sondern auch die österreichischen Studenten und die des Sudetenlandes vertreten. Ueber die Frage, wer als vollberechtigter deutscher Student aktiv und passiv wahlberechtigt sein soll, ergaben sich bereits kurz nach der Gründung derDeutschen Studenten- schaft" lebhafte Konterversen, die vor allem daher rührten, daß sich der völkische Einschlag im Waffenstudententum und auch im weitaus größten Teil der rechts gerichteten Studentenschaft immer mehr bemerkbar machte. Insbesondere die öfter- reichischen Studenten behandelten die sogenanntenNicht- arier" nicht als gleichberechtigte akademische Bürger, so daß alle Studierenden jüdischer Konfession und auch alle diejenigen Studenten, die sich nicht der völkischen Tendenz gefügig zeigten und diese durchaus einseitige parteiische Organisation nicht anerkennen wollten, von denen ihnen zukommenden Rechten ausgeschlossen waren. Diese in Oesterreich und Sudetendeutschland geltende Regelung suchte man auch in Deutschland durchzusetzen. Nach ersten scheinbaren Erfolgen der Völkischen gelang es den fortschrittlich gesinnten studentischen Kreisen, diese Zu- mutung durch Erzwingung einer neuen Verfassung zurückzu- weisen. Diese sogenannteGöttinger Notverfassung" wurde ober bald von den maßgebenden Kreisen in der deutschen Studentenschaft wieder umgestoßen, und im Jahre 1922 gab sich die deutsche Studentenschaft die bis jetzt geltendeWürz» burger Verfasiung". Der bisherige Eöttinger Vorstand wurde von einer Art völkischem Gegenpapsttum heftig, sogar unter Anrufung des sonst so verhaßten Kadi bekämpft. Er- gebnis: Der Berliner Gegenvorstand setzte sich durch und die Würzburger Satzung erlangte dv facto Gültigkeit, brachte aber gleichzeitig die Nichtanerkennung der Dachorganisation Deutsche Studentenschaft " durch die einzelstaatlichen Be- Hörden und die Nichtanerkennung durch die freiheitlich ge- sinnten Kreise der deutschen Studentenschaft mit sich. Von entscheidender Bedeutung in dieser Würzburger Satzung war, daß in den einzelnen Studentenschaften außer den deutschen Staatsbürgern, denen man ihr verfasiungsmäßiges Recht nicht gut schmälern konnte, nur diejenigen Auslandsdeutschen Gleichberechtigung haben sollten, diedeutscher Abstammung und Muttersprache" seien, wobei das WortAbstammung" in rein völkischem Sinne ausgelegt w"rde. Die Rasse�ugehörigkeit mußte durch einen feierlichen Eid bezeugt werden. Obwohl rechtlich dieDeutsche Studentenschaft " nicht an» erkannt wurde, gelang es den ein-elnen Studentenschaften doch, durch geschickte Auslegungskünste die Verordnung des Ministers Harnisch vom Jahre 1920 derart zu deuten, daß ihnen die Koalition mit den rein völkischen österreichischen und sudetendeutschen Organisationen ermöglicht wurde, so daß der geradezu tolle Zustand eintrat, daß Jahre hindurch die

einzelnen reichsdeutschen Studenten zwangs» m/äßig von ihren Beitrögen diese völkische Vereini» gung mitunterholten mußten. Diesem Zustand dürfte nunmehr, wenn der Antrag, der im Hauptausschuß angenommen worden ist, auch das Plenum passiert hat, ein Ende gemacht werden. De u t s ch e und auslondsdeutsche Studierende sollen in Zukunjt. ohne jede Einschränkung, ihre studentischen �Rechte ausüben können. Reichsdeutsche und österreichische Staats» bürger und alle Auslandsdeutschen, die von dem Rektor als solche anerkannt sind, werden in den Besitz dieser Rechte kommen, ohne daß das völkische Abstammungsmärchen die einzig mögliche nationalkulturelle Auslegung des Be» griffes.cheutsch" in eine Karikatur verzerrt. Der ganze Un» sinn der bisherigen Auffassung wird blitzartig erhellt durch die Gegenüberstellung, daß beispielsweise ein Sohn Hugo von Hoffmannsthals oder Ludo Hartmanns nicht als vollberech» tigter deutscher Student anerkannt werhen konnte, während dieses Recht jedem ehemaligen russischen Offizier, der aus dem deutsch sprechenden Baltikum stammt, zuteil geworden wäre. Da den preußischen Hochschulen in Zukunft die Koalition nur mit solchen Studentenschaften gestattet ist, die in gleicher Weise wie sie selbst zusammengesetzt sind, so wird dieDeutsche Studentenschaft " sich dazu bequemen müssen, entweder sich mit ihren Satzungen dieser Verordnung entsprechend anzupassen oder aber sie wird, so wie bereits aus die b a d i s ch e n, nun- mehr auch auf die p r e u ß i s ch e n Hochschulen und damit aus den weitaus größten Teil der angeschlossenen Studenten» schalten verzichten müssen. Indem zugleich zwar nicht aus der Universität, wohl aber aus der studentischen Selbstverwaltung nicht nur parteipolitische, sondern überhaupt politische Arbeit ausgeschlossen wird, wird dem aus die Dauer unerträglichen Zustande ein Ende gemacht, daß alles, was für den gegenwärtigen Staat oder für sozialen Fortschritt ein- trat, als parteipolitisch abgestempelt wurde, während man sich unter dem Deckmantel ,', vaterländischen" Handelns jegliche Verunglimpfung der Republik gestatten zu können glaubte. Aus dieser einseitigen und mitunter geradezu verhetzten und oerhetzenden Einstellung heraus ist es auch nur zu er- klären, daß an Stelle sachlicher Eignung bei der Besetzung führender studentischer Aemter allzuoft der große Mund und dienationale Zuverlässigkeit" gesiegt haben. DieDeutsche Studentenschaft hat in"den letzten Iahren nicht nur einen Fall Lehmann oder einen Fall B i e r t i m p e l gesehen, sie hat etwa ein Dutzend solcher Fälle erlebt. Was aus dem neuesten Korruptionsfall bekannt geworden ist, be- weist zur Genüge, daß falsch verstandener Korpsgeist und höchst einseitige Cliauenwirtschaft dort geherrscht haben, wo Sachlichkeit am allernotwendigsten gewesen wäre. Die deutschen Studenten haben, nicht zuletzt auch durch das höchst merkwürdige Verhaltendeutscher Studenten" im Ausland, vor allem aber durch die Fülle von mehr als unerfreulichen Vorgängen im Inland im Ansehen der Oefsentlichkeit stark gelitten. Wir Sozialisten glauben nicht, daß es eine besondere Studentenehre" gibt, die es zu verteidigen gilt. Aber wohl gilt es, dafür zu sorgen, daß nicht dieselben Kreise, die mit' ihrem Ausleseprinzip dieEdelsten der Nation" aussondern zu können glauben, gewissen Metboden der studentischen Selbstverwaltung nachgerade einen Ruf verleihen, der sie in den Augen eines jeden klar und rechtlich denkenden Menschen schmählich herabsetzen müssen� Dr. OttoFriedländer.

Neuregelung öer Erwerbslosen Unterstützung Eine unhaltbare Zwischenlösung. Am Montag und Dienstag finden in Frankfurt a. M. zwischen dem Reich und den Ländern Besprechungen zur Reu» regelung der Erwerbslosenfürsorge statt. Im Mittal» punkt der Verhandlungen, an denen vom Reich das Ardeitsministe» rium sowie das Wirtschafts- und Finanzministerium teilnehmen, steht die von den Gewerkschaften geforderte Zwischenlösung. die im Reichswirlschaftsrat bereits ein« bestimmt« Formulierung gefunden hat. Roch Ablehnung der weitergehenden Anträge der Arbeünehmervertreter wurde vom Unterausschuß des Reichswirt- schaftsrats für die Arbeitslosenversicherung die Beseitigung der Be. dürftigkeit-prüfung und eine Lohnklassenstaffelung in solgender Form angenommen: Klasse 1 bis zu 10 Mark(Einheitslohn 10 Mark), K l a s e 2 von 10 bis 20 Mark(Einheitslohn 15 Mark), Kla s« Z von 20 bis 30 Mark(Einheitslohn 25 Mark), K l a s e 4 von 30 bis 40 Mark(Einheitelohn 35 Mark), Kla f e 5 von mehr als 40 Mark(Etnheitslohn 40 Mark). Für die Klassen 1, 2 und 3 wollten die Arbeitgeber nur 30 Proz. des Einheitslohnee bewilligen: die Arbeünehmervertreter haben SO Proz. gefordert: der Unterausschuß hat 50 Proz. beschlosscir Für die Klassen 4 und 5 sollen nur 40 Proz. de« Einheitslohnes gezahlt werden. Dazu kommen dann je 5 Proz. des Einheits- lohnes als Zuschlag für jeden zuschlagsberechtigten An- gehörigen. Der Uebergang zur L o h n st o f f e lu n g ist ein Fortschritt, weil er reiner« und klarer« Verhältnisse in der Unterstützung schafft und die gelegentlich, besonders in Ost- und Süddeutschland , vor­gekommenen Lohnüberschneidungen beseüigt. Ebenso ist der Weg- fall der Bedürftigkeitsprüfung zu begrüßen. Aber der vorgesehene Inhalt der neuen Lohnklassenstosfelung fordert zu scharfer Kntik heraus. DI« unteren Klassen sind viel zu schlecht weggekommen. Die Aufbesserung der o b e r e n Klassen ist gewiß notwendig, aber man kann doch unmöglich die unteren Lohn- Nassen dafür bluten lassen und um so schlechter stellen. Als Ent- schuldigung für dieses sonderbare Vorgehen wird angeführt, daß die Gesamtbelastung unter keinen Umständen vergrößert werden kann. Freilich, wenn innerhalb einer konstanten Gesamtbelastung eine Verbesserung der Unterstützungssätze zugunsten der oberen Klassen vorgenommen wird, dann allerdings bleibt nichts anderes übrig, als die unteren Klassen dt« Zeche bezahlen zu lassen. Aber wo ist bi« jetzt der Nachweis, daß die Umstellung auf Lohnklossen die gleich« Gesamtbelastung im Gefolge haben wird wie die bisherige Regelung. Nach unserer Kenntnis der Dings und diese Auffassung wird an unterrichteten Stellen vielfach ge- teilt wird die neue Lohnklossenregelung eine geringere Ge- samtbelastung bringen als das alte Unterstützungssystem, und eben deshalb sollte man gegenüber den unteren Klassen bei der Aufstellung der Unterstützungcprozentsätz« nicht gar zu knauserig sein. Der Kampf um die' Höhe der Unterstützungssätze innerhalb des neuen Lohnklassensystems wird vordemReichstag ausgefochten werden. Das haben die Gewerkschaften bereit» erreicht. Im Reichs- tag besteht wenigstens die Möglichkeit, unter Hinweis auf die von Tag zu Tag sich mehrenden Selbstmorde, die unter dem Druck des Arbeitslosenelends erfolgen, die Gewissen wachzurütteln und auf diele Weise dann in gesetzlicher Regelung«in« erträglichere Lösung der Unterstützunasfrag« zu erzielen, als sie auf dem Verordnung». weg« zu erwarten ist. tzitlers Ore. T rekmal so wertvoll wie die TtresemanvS. Müachea. IS. April.(Eigener Drahtbericht.) Am Montag wurde vor dem Amtsgericht München dt« Beleidigungsklage Hitlers gegen das.Berliner Tageblatt" verhandell. Gegenstand der Klage bildete«in« Wolff-Meldung im.Berliner Tageblatt", die mit der Ueberschrift»Die fronzössschen Gelder Hitlers " wiedergegeben war Der Rechtsbeistand des.Berliner Tageblatts" lehnt es ab, den Wahrheitsbeweis anzutreten und stellte dem Kläger eine Ehrenerklärung au». Adolf Hitler wollt« sich da- mit jedoch nicht zusrieden geben und benutzt« seine Gastroll« vor dem Münchener Amtsgericht, um sich für sein Redeverbot durch«inen Wortschwall antisemitisch-nativnalistischer Redensarten schadlos zu halten. Di« Bewegung, dt« durch dasBerliner Tageblatt" be- leidlgt worden sei, bedeute Deutschland » Zukunft: darum müsse er sich schärfsten» gegen ihre Diskreditierung verwahren. Hitler mußte vom Vorsitzenden mehrmals aufgefordert werden, ruhig und lach- lich zu sprechen. Das Urteil lautete wegen eines Vergehens der üblen Nochrede auf ein« Geldstrafe von 1000 M. Man kann also beruhigt sein! Unsere Kritik an der beut- schen Justiz ist zweifellos abwegig gewesen. Di« Ehre des Reichsauhemninisters war nur 300 Mark wert, denn zu 300 M. Geldstrafe wurde ein Patriot verurteilt, der be- bouptet hatte. Strefemann fei von der Tfchecho- flowakei bestochen. Die Ehre des Reichsjustizministers war nur 100 M. wert, so daß Dr. M a r x in amtlicher Eigen- schaft von der Tribüne de« Reichstage aus erklären mußte, er klage grundsätzlich nicht mehr, weil er ja doch von der Justiz nicht geschützt werde. Aber die Ehre eine» deutschen Mannes, wie Adolf Hitler einer ist, ist doch wenigstens 1000 M. wert. Man sieht doch, daß deutsch « Männer nicht ungestraft von Juden beleidigt werden dürfen. Es gibt noch Richter in Deutschland . Heil unsl

Der Kutisker-Prozetz. Znsammenstoh Holzmann-KutiSker. Gestern ist man endlich ein gute« Stück vorwärts gekommen. Der Ertrag der ersten Verhandlunaswoche bedeutet« nicht mehr als sechs Stunden Vernehmung«In Ertrag, der unter normalen Umständen in«mem Taq« erledigt wird. Kutlsker» Kranksein ist organischer Natur, da» Herz versagt. Der Will« ist ober stark. Kutisker will verhandeln und die Aerzte bestätigen, daß er ver- handlungsfähig sst. sofern er sich zusammennimmt. Allerding« ist es nicht ausaeschloisen. daß das Herz plötzlich endgültig versagt. daß aber drei Aerzte anwesend sein müssen, will nicht gerade ein- leuchten. Solang« Kutlsher spricht, ist er ganz bei der Sache, sie zieht ihn direkt vorwärts, er gerät in Eifer, spricht stch warm, man merkt kaum, daß er trank ist. Dann bricht er plötzlich zusammen. Gestern war er ober besonder» frisch und hielt bi» z»2 Uhr durch. In einem Fall belastete er sich selbst, ohne es zu merken. Er hatte ein Blanko­akzept von feinem Geschäftsfreund Blau . Der Wechsel durste laut Vereinbarung nur aus 50 000 M. lauten, Kutisker drang aber so lang« in Blau ein, daß er schließlich sagte:.Machen Sie, was Sie wollen." So entstand»in Wechsel tn der Höhe von 460 000 M.. aus den die Staatsbank 350 000 M. auszahlt«. Kutisker wiederholt immer wieder, er habe nie etwas Unrechte» begangen. Für seine Handlungen ist er aber bereit, volle Verantwortung zu tragen. Um so eifriger ist er bemüht, seine beiden Söhne von jeder Verant» roortung loszusprechen. Der 18jährig« Max, Direktor der Scharloch- Bant, und der 20jähng« Alexander, Prokurist bei der Stein-Lont, hätten stet» nur da» getan, wo» er. ihr Vater, ihnen befohlen habe. Etwa» Unrechte» zu tun, seien sie nicht fähig.

Den Höhepunkt der Verhandlung bildete der Zusammenstoß zwischen den früheren Freunden und jetzigen Feinden Kutisker und Holzmann, wohl nicht der letzte Zwischenfall dieser Art. Die Staatsbank wollt« die Michael-Wechjel, die fällig waren, zurück hoben. Geheimrat Dr. Rühe war bereit, sich mit Gefälligkeits- wechseln zu begnügen. Und er erhielt st«. Einer war darunter, den Kutisker durch die Vermittlung Holzmann» bekommen haben will. Holzmann fährt in die Höhe:.Das ist nicht wahr. Von einem Erpresser wird er doch keinen Wechsel ge- nommen haben.".Wußte ich denn damals, daß er«in Er- presser ist?" Holzmann sprudelt heraus: Kuttsher habe ihn ver- anlassen wollen, einen falschen Wechsel zu girieren. Und gefälscht worden sei der Wechsel von Kutiskers Freund Elim. Nun verliert auch Kutisker die Gewalt über sich:Elim war Holzmanns Freund. Diese» Holzmann mitseinen Mordsachen und Erpressungen. Wenn dieser Mann seinen Mund auftut, kommen ein« Million Lügen heraus." Kutisker ist ja gewohnt, mit Millionen um sich zu wersen. Di« Erregung erreicht den Siedeounkt, als er als Mit- wisser Holzmanns Schwager, Klopfer,«rwäynt, der sein Bild an ein« Zeitung für 50 M verkaust haben soll. Holzmann schreit dazwischen:Unerhört, etnen unschuldigen Menschen zu verdächtigen. Dieser Verbrecher. Nur mit Mühe beruhigt der Vorsitzend« den Erregten..Cr kann sich nicht gefallen lassen, daß unschuldige Leute beschimpft«erden," Der Vorsitzend« warnt ihn, daß er ihn aus dem Saal« wird entfernen müssen, fall» er sich nicht bemühen sollte, sich ruhig zu verhallen. Fortsetzung der Verhandlung Mittwoch 9 Uhr.

Der Spritweber-prozeß. Die Vernehmung der Zeugen zum Falle Kopp bot manche» Interessante. So rief eine Erklärung Peters Sensation hervor, daß er die Koppschen Betrieb» überhaupt nie gesehen habe. Seinem Bericht über dt« Leistungsfähigkeit desselben sei die Schilderung Kopps zugrunde zu legen, die er in Gegenwart der Regierungsrät« Eiler» und Klockow gemocht halte, ohne daß sie dieser Schilderung widersprochen hätten. Der Regierungsrat Eiler» soll nun laut Ve- schluß als Zeug« vernommen werden. Regierungsrät Klockow ist aber ol« Sachverständiger im Gerichlssool anwesend. Der Dar. sitzend« meint nun. daß sein? gutachtlich« Tätigkeit in Frage gesiellt ist, fall« er auch hier ol« Zeuge vernommen werden sollte. Die stundenlange Erörterung über die Sckeinbcschlagnahm« der 33 Fässer mit Sprtt im Koppschen Betriebe ist nicht imstande, da» Dunkel, das über düsem Umstand herrscht, zu lüften. Die Verhandlung wird auf Dienstag oertagt._

Ke'ne Freigabe öeutlcben Vermögens. Ein Zwischenfall im amerikanischen Repräsentantenhaus. Die rasche Erledigung der Freigab« de» beschlag- nahmten deutschen Eigentums in Amerika , aus deren Verwirklichung dt« deutschen Börsen stark« Hoffmingen gesetzt haben, Ist durch einen Vorstoß der Deputierten G a r n e r- Texas im amen- konischen Repräsentontenhause in Frag« gestellt. Dieser richtete gegen die Urheber des Gesetzentwurfes Mills und Mellon den Vor- wurf. daß sie als Aktionäre interessierter Gesellschaften einen per- sönlichen vorteil au, der geplanten Sesetzesregelung ziehen würden. Er warf sogar Mellon vor, daß man wohl glaub«, den

Diebstahl mir legalisieren zu brauchen und daß man regiere, um Geld zu machen. D!« Enthüllungen erregten großes Aufsehen, zumal Garner auch andeutete, daß noch weitere 25 Ange- hörige der Republikanischen Partei an dem Gesetzentwurf durch Be> teiligung«nlschädigungsberechtigtcr Gesellschaften interessiert seien und deshalb an der Abstimmung über das Gesetz nicht teilnehmen dürften. Einer der beiden Einbringer des Gesetzentwurfes, Mills. Hot aus diesem Vorstoß die Konsequenz gezogen, daß er sein« Unterschrift unter die Vorlage zurücknahm. Der ganze Zwischenfall wirft zugleich ein Helles Licht auf die amerikanischen Parlamentsverhältnisse. Durch die Enthüllungen werden die beteiligten Persönlichkeiten gezwungen, auf die Vertretung der in ihrem JMeresse lisgenden Gesetzesoorlagen zu verzichten. Man vergleich« damit die Haltung der deutschen agrarischen und schwerindustriellen Interessenvertreter bei Beschluß- sassunzen, die ihre persönlichen Interessen betreffen! Do der Widerstand weiter Kreise gegen das Freigabsgesetz nicht den gleichen Beweggründen entspricht, die der Abg. Garner vorge- tragen hat, da vielmehr sogar starke Strömungen vorhanden sind. die die Freigabe deutschen Eigentums noch erweitert wissen wollen, so ist nicht damit zu rechnen, daß die Freigabe nunmehr ganz unterbleibt. Jmnierhin ist es denkbar, daß die ganze Regelung länger oerzögert wird und zwar mindestens bis zu der Herbstsession. Erforderlich ist in jodeni Fall«, daß ein unbeteiligter Abgeordneter den Gesetzentwurs ausgreist, da in Amerika eine Initiative der Regierung nicht besteht und deshalb die Abgeordneten selbst elne Lorlage einbringen müssen.

Zrankenfturz und kein Ende. Trotz aller LSegeuwastnahmen. Paris , 19, April. (Eigener Drahtbericht.) ver neueFranten- stürz, der die Regierung lebhaft beunruhigt, hat den Finanz- minister veranlaßt, Maßnahmen zur Bekämpfung der Devisen- spekulation In Aussicht zu nehmen. Der Kammer soll sofort ein Gesetzentwurf vorgelegt werden, der die Deoisenmakler dazu»er- pflichtet, sämtliche von ihnen vollzogenen Dcoisenopcrat.onen in«in besondere» Register einzutragen, das den Fiiwnzdehörden zur Einsicht vorgelegt werden muß. In der Haltung des Frankenkurs«» ist übrigens am Montag nachmittag eine Besserung eingetreten. Während in den frühen Morgenstunden das Pfund nahezu 14 6 erreicht hatte, ge- langte es während der Börse auf 144,20. An der Börse wurde diese Steigerung des Fronten auf die Intervention einiger Groß- danken zurückgeführt, die scheinbar im Einoernehmen mit der Re- gierung gehandelt haben._

Um den wellgerichlshos. Der Völkerbund hatte die Vereinigten Staaten aufgefordert,»ine Konfersw abzuhalten über die Dorbe- halt«, unter denen der amerikanische Vena» allein dem Weltgerichts- hos beitreten wollle. Die amerikanische Regierung lehnte es in ihrer Antwortnote ob. sich an einer solchen Konferenz zu beteiligen. Sie wünscht über ihr« Vorbehalte nur den unmittelbaren Notenaustausch mit den Staaten, dt« dem Weltgerichtshof angehören.