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bcmofroHc zustand« zu bringen, in der Rolle der interessierten Beobachter zu verirren. Einstweilen sieht man weder in der Außenpolitik noch in der Innenpolitik die Grundlage, auf der sich die Deutsch  - nationalen mit Parteien der Mitte zu einer festen Mehrheit zusammenfinden könnten. Der Vertrag mit Sowjet- r u ß l a n d bietet den Deutschnationalcn so lange keine Brücke, als er von der Regierung als ein Akt zur Ergänzung der Locarno   Politik, nicht aber zu ihrer Preisgabe deklariert wird. In der Frage der F ü r st e n a b f i n d u n g ist durch die Erklärung der Regierung, daß zu ihrer Lösung eine Zwei- drittelmehrheit notwendig sei, der Weg zur Bildung einer Rechtemehrheit verlmut. Außerdem könnte diese Rechtsmehr- beit nach dein bisherigen Verhalten der Deutschnationalen nur einen Block zur Verteidigung der Fürsten  - a n s p r ü ch e darstellen, und was aus diesem Block bei den nächsten Reichstagswahlen würde, läßt sich kaum beschreiben. Da versagt die Phantasie. Alles in allem läuft das Verhalten der Volkspartei also darauf binaus, der bestehenden Regierung, in der sie zwei der wichtigsten Ressorts innehat, Verlegenheiten und Schmie- rigkeiten zu bereiten, womöglich eine Krise herbeizuführen, ohne daß auch von fernher ihre Lösung sichtbar wäre. Auch das ist keine neue Erscheinung. Die Lolkspartei hat ja selber die Große Koalition im Reiche gesprengt, an deren Spitze cherr Stresemann als Reichskanzler stand, sie hat der Regierung Marx das Leben unmöglich gemacht sie berennt in Preußen die Stillung der Regierung Braun, obwohl kein Mensch zu sagen imstande ist, was nach ihr kommen kann. Ihr ganzer Ehrgeiz scheint darauf gerichtet zu sein, in der parlamentarischen Demokratie als destruktives Element zu wirken. Ihre Geschichte von ihrer einstigen stolzen Stellung als Natior.alliberale Partei bis heut« ist eine Geschichte des Nieder- gongs. S-e ist die Geschichte von der politischen U n- f ä h i g k e i t des deutschen   Bürgertums.
von preußischen Richtern- und vom preußischen Justizministerium. Daß die Mühlen der Justiz langsam mahlen, ist bekannt. Aber sie mahlen nicht immer tresslich sein. Es kann sogar Jahre dauern, bevor eine Entscheidung gefällt wird, wenn durch sie«in Richter von seiner gottähnlichen Selbstherrlichkeit verlieren könnte. In Frankfurt   a. O. lebt als aussichtssiihrender Richter beim Amtsgericht der Amtsgerichtsrat Dr. Wrede, Major der Land- wehr a. D. Dieser war vor den Kapp-Tagen Führer der Ein- wohnerwehr, die später aufgelöst wurde. Der Führer der dortigen Reichswchrdioision, Freiherr v. Brüter, hatte sich an dem Kapp- Putsch beteiligt und war dafür in einem Extrablatt derFrankfurter Oderzeitung" als erfolgreicher Gegenrevolutionär gefeiert worden. Brüter halte in den Tagen seiner Militärherrschost mehrere sozial- demokratische Führer Frankfurt  », darunter auch den Landtagsabge- ordneten Genossen F a b e r verhaften lassen. Roch dem Zusammen- bruch des Kapp-Putsches mußte Brüter Frankfurt   verlosien. Er wurde vor dem dortigen Landgericht auf Entschädigung wegen der widerrechtlichen Einsperrung verklagt und auch verurteilt. In dem gegen ihn rußerdem eingeleiteten Derfohren wegen och verrat» hatte Brüter u. a. mitgeteilt, daß.mehrere Per- sünlichkrten. darunter auch ein Herr v o m B e r i ch t", bei ihm vorgesprochen und ihn auf Leute aufmerksam gemacht hätten, die zum Streik in lebenswichtigen Betrieben hetzten. Besonders.de- zeichnete» sie mir einen gewissen Porth und F a b e r*. Trotzdem in unserem Frankfurter   Parteiblatt wiederholt öffentlich jener Richter aufgefordert wurde, sich zu melden, schwieg der Herr vom Bericht beharrlich. Unser Frantfurter Parteigenosse, Rechtsanwalt F a l k e n s e l d, beantragte mir ein Disziplinarverfahren gegen Unbekannt mit der Begründung, daß ein Richter, der sich an dem Hochverrat durch Denunziation von Bürgern beteiligt habe, durch sein beharrliches Nichtmclden, seine Kollegen vom Gericht belaste. In diesem Disziplinaroerfahlcn gegen Unbekannt wurde
Brüter als Zeuge vernommen. Cr kam nach Frankfurt  , um den Richter festzustellen und darauf wurde endlich der aussichtsführende Amtsrichter Dr. Wrede entdeckt. Nun mußte Wrede vor dem Amtsgerichtspräsidenten eine dienstliche Erklärung abgeben. Er bestritt selbstverständlich, sich strafbar gemacht zu haben und de- hauptcte außerdem, nicht e r habe unsere Genossen denunziert. sondern er habe nur einen nichtgenannten Franksurler Bürger zu dem General geleitet, der damit seine Anzeigen vorbringen könne. Nachdem Herr Wrede als dieser Herr vom Gericht bekannt ge- worden, wurde gegen ihn ein Disziplinarverfahren beantragt mit der Begründung, daß er in seiner dienstlichen Ertläning der Behörde wissentlich die Unwahrheit gesagt habe. Das Disziplinar- verfahren wurde in allen Instanzen odgelehnt. Daraufhin beon- fragte Genosse Falkenfeld, der die Einleitung des Verfahrens ange­regt hatte, bei der Staatsanwaltschaft ein Strafvcrsahren gegen sich selbst wegen wissentlich falscher Anschuldigung. Die Frankfurter   Staatsanwaltschaft wie die Oberstaatsanwaltschaft in Berlin   lehnten ein solches Verfahren ab. Falkenfeld wandte sich nuninchr beschwerdeführend an den preußischen I n st> z m i n i st c r und zwar am 1. Februar 1923. Am 16. Juni 1923 teilte ihm der Minister mit, daß die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien. Ein volles Jahr später, am 16. Juni 1924, erinnerte unter Bezugnahme auf den Jahrestag des ersten Bescheides der Antragsteller Falkenfeld das Ministerium daran, daß nach vollen sechzehn Monaten nach der Cinreichung des Antrages die Angelegenheit inimer noch nicht erledigt sei. Daraufhin wurde dem Antragsteller mitgeteilt, daß die bisherigen Ermittlungen noch kein klares Bild gegeben hätten. Auf diese Mitteilung erfolgten dann am 3. Juli 1924 weitere Angaben von Falken- selb. Aber am 2. Jahrestag der ersten Derfügung, nämlich am 16. Juni 1923 mußte Falkenfeld noch einmal daran erinnern, daß die Angelegenheit noch immer nicht entschieden sei. Endlich fand da» Justizministerium am gleichen Tage, zwei volle Jahre nach seinem ersten Bescheid, Gelegenheit, mitzuteilen, daß es der De- schwerde gegen den Entscheid der Staatsanwaltschaft nicht statt- geben könne, da ein Einschreiten gegen Faltenfeld wegen wissentlich falscher Anschuldigung keinen Erfolg verspräche. Auf weitere Beschwerden wurde schließlich eine Gegenüberstellung galkenselds und Wredes vor einem beauftragten Richter angeordnet. Bei dieser Gegenüberstellung erklärte Falkenfeld mit dem Wunsche, daß das ausdrücklich ins Protokoll ausgenommen werde, Teile der dienstlichen Aenhernng Wrede» für einebewußte Lüge" und forderte die Einleitung eines Strafverfahren» gegen sich, um den Wahrheitsbeweis antreten zu können. Jetzt fand sich Wrede endlich bereit, den Strafantrag zu stellen. Er wandte sichondenPräsidentenderKammergerichts, damit dieser als höchster Dienstvorgesctzter dem Strafantrag beitrete. Der Kammergerichtspräsident hat das abgelehnt. Und der Generolstaatsanwalt beim Kammergericht hat von sich aus die Einleitung des Strafverfahrens gegen Falkenscld wegen Be> leidigung abgelehnt, weil ein öffentliche» Interesse an der Verfolgung der Beleidigung des aufsichtführenden Rich- ters nicht vorliege! So blieb dem Dr. Wrede nichts anderes übrig, als Privat» klage zu erheben. Er Hot dabei den Dorteil, daß er feine als unwahr bezeichnete Aeußerung nicht als wahr beschwören kann. Immerhin wird man der öffentlichen Verhandlung dieser Dinge vor dem Schöffengericht mit einiger Spannung entgegen- sehen dürfen. Besonders, weil man auf dem Wege der Prioatklage endlich gewisse Feststellungen trefscn kann, zu deren Ermittlung das Justizministerium eine Reih« von Iahren brauchte. um schließlich doch zu versagen, und an denen der Generalstaats- anwalt keinöffevtliches Interesse" findet.
Der Kutisker-prozeß. Holzmann spricht. Holzmann verteidigt ssch Er will beweisen, daß er ein Ehrenmann ist. Er habe stets mehr als korrekt gehandelt der Vorsitzende meint dazu, es genüge, wenn er korrekt gehandelt habe. Er ist bereit, seine ganze Laufbahn nochmals auszukramen, um die Behauptungen der Anklage zu entkräften. Diese hat weit
ausgeholt: sie wirft Punkte auf, die dem Angeklagten nicht zur Last gelegt werden seine angeblichen Mehlschiebungen in Bulgarien   und seine unkorrekte Hiuidlungsweise bei dem Waffen- licferungsoertrag mit der russischen Handelsvertretung in Berlin  . Holzmann ist weitschwcisig, seine Aussprache ist weich slovisch, seine Bewegungen sind weltmännisch, sein Acrkchr mit dem Bor  - sitzenden höstich und ruhig. Voin Sturm, der ihn vorgestern be- wegte, ist nichts zu merken. Man fühlt es aber, daß er jeden Augenblick wieder vultanartig aufbrausen kann, und begreift, daß sein sicheres Auftreten und seine weltmännischen Allüren ihn im Kcschäftslcben gut vorwärtskommen ließen. Er beruft sich ans Zeugen, durch die er den Gegenbeweis zu führen bereit ist. Er ist bemüht,«in günstiges Bild über seine Person zu cniwerse» die Zeitungen hätten unmögliche Dinge über ihn geschrieben, in Wirk- lichtest sei er stets deutschfreundlich gewesen. Selbst als Deutsche ihr Geld ins Auslniid brochtc», gab er sein Geld in eine deutsche Bank und begnügte sich mit geringem Zinsfuß. Auch im Streite wegen der Bagdadbahn   hat er trotz der Verlockiingen von französischer Seite als günstiger Zeuge für die deutsche   Regierung ausgesagt. Mit einem Worte: Holzmann verteidigt sich. Es ist nicht wahr, daß er in Bulgarien   Mehl nach Griechenland   ver- schoben habe. Der Russischs Invaiiocnbnnd war an die Firma, an der er beteiligt war, mit der Bitte herangetreten, die Mehlbe- stellung, die sie bisher in Bulgarien   gemacht hatten, zu finanzieren. Die Firma tat dies aus W o h l t ä t i g t c i t s gründe». Als er dann von einem Russen, der in Wirklichkeit fronzöfischer Spitzel war, in einer russischen Zeitung verdächtigt murde. da veranlaßie sein Kompagnon die Einsetzung einer Kommission, die seststellte, daß an der Verdächtigung kein Wort wahr sei. Nie habe er einen Waggon Mehl verschoben. Nicht weniger korrekt habe er auch in der Sache der Wassenlieferung für die russische Handelsvertretung in Berlin   gehandelt. Wohl habe er im Laufe von sieben Monaten die Zinsen von den 800 000 Dollar erhalten, die von der russischen Handelsvertretung auf seinen Namen deponiert worden waren. Es ist aber nicht wahr, daß er diese veranlaßt habe, den Vertrag rück- gängig zu machen. Und schließlich der Punkt, der ihm von den Anklage zur Last gelegt wird. Dabei handelt es sich um folgendes: Strietcr hatte das Hanauer Lager von Eoloniue gekauft. Da er den Kaufpreis nicht zahlen konnte, erhielt er gegen Wechsel von der Steinbank, deren Generaldirektor Kutisker war, die crsorderlicke Summe. Als diese Wechsel fällig wurden und er sie nicht auslösen konnte, verlangte die Steinbank andere Wechsel in Höhe von 1300 000 M. Diese Wechsel hatte nun Grobe ausgestellt, bei dem Holzmann sein Bureau aus- geschlagen hatte. Wie das geschah, erzählt ausführlich Holzmann. Simon T o w b i n i, das Faktotum Kutisters, gemeinsam mit B r a n d s k i. dem Faktotum Strietcrs, baten ihn, er möge die Wechsel besorgen. Die Summe sei mehrfach gedeckt durch Waren, die dem Strikter gehören und die Steinbank würde die Garantie über- nehmen. In vier Monaten würde er die Wechsel zurück haben, ein Protest derselben würde unter keinen Umständen stattsinden. Er sei darauf zur Steinbank gefahren, und da habe ihm Kutisker gesagt, daß für die Wechsel eine so große Deckung vorhanden sei, daß sie selbst ein Portier unterschreiben könne. Darauf bat er den Grobe, auf den er schon früher eingeredet hatte, die Wechsel auszustellen. Grobe habe dann die Wechsel ausgestellt. Auf seinen Namen tonn:« er das nicht tun. da seine Konstantinopelcr Firma damit nicht«in- verstanden gewesen wäre. Hört man also auf Holzmann, so hat er stets mehr als korrekt gehandelt. Die Zeugen werden zu bekunden haben, ob er in Wirklichkeit so oder anders aussah. Grabe erklärte aber vorgestern, daß er die Wechsel nur auf Drängen Holz- mann? ausgestellt habe. Für die ganze Sanierungsaktion war allen Teilnehmern 10 000 Goldmart versprochen. H o l z m a n n will 2000 bis 3000 M. erhalten haben. Grobe nur 1000 M.
Neuer japanischer volschasler in verlin soll H o n i h a r a. der ehemalige Botschafter in Washington  , an Stell« des zurückgetretenen Botschafters Honda werden. Hanihara war 1924 von Walhing- ton abberufen worden, als er im Zusammenhang mst den amerika  - Nischen Gesetzen über die Einwanderung von Japanern den Aus- druckernste Konsequenzen" gebraucht hatte. wegen der Verbrennung einer Vlussolinl-Puppe am Schluß einer Demonstration der Sozialisten von La Louviere  (Belgien  ) hat ein Brüsseler Faschistenblatt den italienischen Botschafter zum Einschreiten aufgefordert. Der Innenminister hat eine Unter- suchung eingeleitet. Hinrichtung wegen Spionage. Wegen Spionage zugunsten Polens   wurde in Kowno   am 17. April die litauische» Staatsang»- hörigen Kostowsky, Donath und Rondomanlky-Jarastowicz Hill- gerichtet.
deutsches Theater. Unsere Kinder" von Zangwill. Wahr Ist, daß heule viel« englische junge Damen vom Spleen besessen sind. Ihre Herren Däter, die mit etwa 60 Iahren vom britischen König den Adel und vom Rotspon spendenden lieben Gott das Podagra empfangen, seben das natürlich nicht gern. Die jungen Damen von London   W. gewöhnen sich dann nämlich Ihr besonderes Leben an, d. h., sie liebäugeln mit den« Nachtbummel und dessen Konsequenzen, als da sind Schminkschalullen, Emanzipation de» Fleische» und iogar der Bolschewismus. Das sind olles Dinge, die«in englischer Gentleman verachtet. Der Dramatiker, der diese Gegensätze zwischen Jung und Alt packt, hat demnach Gelegenheit, entweder mit den Alten oder mit den Jungen auszuräumen. Israel Zangwill.   der mit all- seiligem Beifall und sogar mit Tantiemenen rechnet, räumt über­haupt nicht aus. Er zeigt eine Zeitlang die Berkalkung der Alten »nd hierauf die hoffnungsvolle Jugend,»nd wenn es gerade zum großen Aussland kommen soll, versöhnt man sich wieder. Zangwill ist darum nicht zu tadeln. Irgendwie balanciert sich die Welt ja wirklich sehr primitiv aus. Ohne diese hübsche und beruhigend« Erfahrung, die in gleilher Weise den Konfirmanden und den Patriarchen zugänglich sein soll, wäre solche Komödie auch gar nicht möglich. Ihr«til ist seit anderthalb Jahrhunderten unoer- ändert. Nur die Vokabeln wechseln ab. Immerhin überrascht die Feststellung, daß auch das England von 1926 gelernt hat, in Salons »nd Malerateliers die Sprache der Literaturidiotik zu reden. Bern  - Harb Shaws Frechheit macht Schule, seine Feinheit nicht. Mary, die«in Teufelsmädel ist. und auf der Dachrinne in die Freiheit rutscht, wenn Papa den Hausschlüssel einzieht, schreit zum Schlüsse doch nach der Mutter. Und Fred, der sich nicht genug tun kann in Boheme, rettet gar sein Mädel aus den Klauen eines ganz gemein.'» dichtenden Bauernfängers. Mary und Fred werden durch nichts als ihr goldenes Herz bekehrt. Dabei wird dieses schöne Herz sogar betrogen. Denn es ist gar nicht wahr, daß ihre Mama leben». gefährlich krank ist. Der Papa hat die» Gcschichtchen nur erfunden, damit die Kinder wieder artig werden. Gott   sei Dank, alle» ist nur Komödie. Israel Zangwill   stieg sonst tiefer in die Menschen hinein. Er war früher sogar ein Sozial» und Rassenkritiker, in seinem Land« eher gefürchtet al» beliebt. Da er niemandem mehr weh tut. wird man ihn jetzt nur lieben. Er langweilt höchstens noch, übrigens nur im dritten Akt feiner Komödie. Zwei Akte, in denen die jungen und die alten Leute sehr närrisch sind, pulvern auf. Dann allerdings, wenn die Moral der jungen und der alten Leute durch Sentimentalität harmonisiert werden soll, versiegen die Einfälle. Im Deutschen   Theater spielt den unverwüstlichen, tapleren und entzückenden Backfisch, der trotz aller Emanzipationsgelüst« jung- fraulich zum Srandesami wandert, Fräulein M o o s h e i m. Jugend und Anmut, die durch Routine nicht verschleierk, sondern«her gc- hoben werden, ein« Künstlerin, die ans Herz greift und zungenfenig und blond zu jedem Geschmack redet. Rolle und Künstlerin«in einziger Gleichklang, der sich stets einschmeichelt. Herr S ch r o t h,
Fräulein Werkmeister, Herr o. Meyrinck und Frau Richards find bemüht, durch Karikatur und Geschicklichkeit zu be. leben, was ohne soviel theatralische Schulung ziemlich tot geblieben wäre. MaxHochdorf.
Hennl Lehmann las im Rahmen eines Schriftftellerinnenabsnds im Lyzeumklub aus eigenen Werken. Besonders eindrucksvoll wirkte die NovelleDie russssche Schaukel", die die feine Beobach- tungsgabe und das warm«, menschliche Empfinden der Verfasserin verriet. Ueberhaupt zeigten alle zu Gehör gebrachten Werke, die im guten Sinne weiblich, mütterlich wirkten, das� starke Einstchlunos- vermögen Henni Lehmanns in menschliches Schicksal und mensch- liches Leid. Die schlichte, unpathetische Vortragsweise der Verfasserin konnte die Wirkung nur erhöhen. Es folgten dann Rezitationen von Gedichten von Annemarie Schrobsdorff, die Mary Hahn   brachte, und einzelne Kapitel aus Ilse L e u tz Roman Schloß Ohnesorge", die Maria Menoni las. Dieser Roman, der!n den großen Kapiteln nicht» ist als ein« filmisch ausgezogen« Friede- ricus-Rex-Erzählung, voll von Gefchichtsbuch-Zitaten, verriet immer- hin in den Genreschilderungen einiges Geschick der Berfasserin. Te». Udschda. die Stadt der kommenden Friedenskonferenz. Die Meldungen von den bevorstehenden Friedensverhandlungen der Franzosen   und Spanier mit Abb el Krim   nennen die Stadt Udschda als Tagungsort. Ein neuer Name unter den vielen, die man aus den Berichten über die langwierigen Kämpfe im Nif kennengelernt hat. Udschda blickt aus eine lange Geschickte zurück: bis ins 11. Jahr- hundert hinein läßt sich fein« Vergangenheit zurückoerfolgen, die ihr« Blütezeit unter dem Geschlecht der Almoraviden erlebt hat. Aus dieser Zeit rühren die stolzen Bauten, die die Zierde der Stadt darstellen, in der heut« an die zwanzigtausend Menschen wohnen. Im Osten Marokkos   gelegen, Treffpunkt der Straßen, die nach dem Rif  ,»ach dem Innern Marokkos   und nach Algier   führen, war es von jeher ein wichtiger Platz, auf den die Franzosen von Ansang an ein Aug« geworden hatten. Die Nähe der algerischen Grenze, die nur 27 Kilometer östlich der Stadt verlaust, ließ sie in Udschda «inen Platz sehen, von dem aus die beabsichtigte Eroberung Marokkos  am zweckmäßigsten zu beginnen war. So ist Udschda der erste Ort gewesen, dessen sich die Franzosen  , lange vor der offiziellen lieber- nähme der Oberhoheit über Marokko  , bemächtigt haben. Als vor neunzehn Iahren, im März 1907. der französische   Arzt Dr. Mau- champ in Marrakesch   in provokatorischer Absicht die Trikolore hißte und von den erbitterten Eingeborenen deswegen gesteinigt wurde, hatten die Franzosen   den längstersehnten Grund, ihre Eroberungs- abfichten in die Tat umzusetzen: der erste Schrill aus diesem Weg war die Besetzung von Udschda. In diesen zwei Jahrzehnten hat sich die Stadt gründlich gewandelt; sie ist äußerlich europäisiert, es gibt dort jeden Komfort der Neuzest. Die trotzige Mauer, die die Stadt umgibt, steht noch immer. Dort pflegten ehedem die all- mächtigen Paschas die abgeschnittenen Köpfe ihrer Widersacher zu warnendem Beispiel anzuheften. Noch heute zeigt der Stein die Spur vergossenen Blutes; auch heute noch wird die Mauer als Anschlagsäule benutzt, wenn auch nicht mehr Köpfe, sondern bunte Kinoplakate Platz finden.
Ein Stislungsrekordjahr für amerikanische   Museen. Die gegen- wärtige Saison nennt der New Porker Berichterstatter des ..Cicerone" die an Stiftungen reichste in der Geschichte der amerika  - nischen Museen. Erst vor kurzem wurde von dem Riesengcschenk von 40 Millionen D o l l a r an das New Porker Metropolitan- muscum berichtet. Dieser Stiftung schließen sich jetzt zwei weitere großartige an: der bekannte Sammler und Glasfabrikant Libbey, der schon Lebzelten dem Museum seiner Heimatstadt Toledo  in Ohio   ein wahrer Mäcen war, hat diesem Institut 14 M i l- lionen Dollar vermacht, und 8 Millionen Dollar wurden zur Gründuno und dem Ausbau eines öffentlichen Kunst- ii stituts in Kansas City   von einem reichen Zeilungsverleger be- stimmt. Sehr zahlreiche kleinere Stiftungen haben verschiedene Museen erhalten. Bon dem großen, namenlosen Heer der eigent- lichen Mäzene, durch das diese Riesenstiftungen erst ermöglicht worden sind, wird nichts gemeldet. Es handelt sich ja auch nur um die Arbeiter. Photos ohne Platte und Film? Englische Blätter berichten von der Erfindung eines südafrikanischen Chemikers, der Film»nd Platte beim Photographicren durch ei» besonders empfindliches Pa- pier ersetzen will. Das Bild soll sich in 50 Sekunden entwickeln lassen, die Abzüge selbst werden in einem Apparat vorgenommen, in dessen Innern das Bild vermittels einer Linse aus gewöhnliches Brompapier geworfen wird. Die Bevölkerung von Parle. In Frankreich   fand bekanntlich am 7. März dieses Jahres eine Bolkszählung statt: für die Stadt Paris   werden jetzt die vorläufigen Ergebnisse der Zählung be- tanntgegeben. Es befand sich in Paris   am 7. März eine Bevölke- rung von 2 838 416 Seelen; das bedeutet gegen die Zählung voni Jahre 1921 eine Bevölkerungsabnahme von 25 017 Seelen. Diese Zahlen lonstrostieren in merkwürdiger Weise mit der immer noch sehr ernsten Wohnungskrists. Es ist zu be. merken, daß die Zablenangaben Paris   im engeren Sinne betreffen. das heißt die alle Stadt innerhalb ihrer Berwaltunasgrenzen, die dem Stadtgüncl der alten Bastionen entsprechen. Zählt man zu dieser eigentlichen Stadt die sehr bedeutenden Bororte, die mit ihr in engstem Zusammenhang und in ständigem Koniakt stehen, und die mit Paris   dos sogenannteGroß-Paris" bilden, hinzu, so dürfte mehr als eine weitere Million Seelen hinzukommen. Bei dieser Einwohnerschaft der Vororte dürfte auch kaum eine Ver- ringerung der Bevölkerung gegen 1921, sondern wert eher ein be- trächlicher Bevölkerungszuwachs zu konstatieren sein.
Vi« staatliche hocksschul« fflt Handwerk trad Bankirast In UM mar ist soeben eröffnet worden. Tie neue Ansialt erflrebl, wie ihr Leiter Pros. ?r. Bailning in seiner Eröffnungsrede betonte, ein Weilerarbetlen aui den Ideen des Baubauies. Bartnin-, will Kuntt und Handwert am vraltilchen Bau vereinigen und mit seiner Anstalt daS thüringische Gewerbe, mit dem er eng zu'ommen zu arbeilen gedenkt, ebenw benutzen, wie scinerleil» anregen. Neue Kalilcger in Rußland  . Gewaltige Kaliloger, die die Landwirt- tchast der Sowjeiunivii und die aonze chemische Industrie vom Weitmarkt unabbäncig machen, lind zu Solilamst in Rujjland auigedcckt worden. La« Kalt ist bis zu einer Tief« von SL m gesunde» wordea. Ueber 22 Proz. deS Gesteins besteht aus Chlor.