Freitag
23. April 1926
Unterhaltung und Wissen
Abendgang.
Komm, der Abend bricht herauf.
Wir wollen im Wind seiner Andacht gehen, Längs am Fluß lang, wo die Weiden blühn. Der Himmel fällt auf uns: Merfst du das nicht?
Bleibe jetzt stehen, Maria.
Atme den flammenden Duft der freien Wälder, Meinen Leib, der Glanz aufweht.
Deine tausend Schwestern sind gleich müde: Schatten welten von ihren Brüsten.
Bleibe stehen, Maria: trockne dein Haar auf den Stufen Laß den Geruch der Felder um uns sein.[ des Abends. Ausruhen bei einer Wolfe, nah am Stern, Dann in der Sichel liedgewölbten Monds.
Walther G. Dschilewsti
( Aus der Gedichtsammlung Auf flammender Brüde Karl Rauch Berlag, Deffau.)
Eine Geschichte von Ludwig Bäte .
Die späte Sommersonne des Jahres 1836 glaftet in die schmalen quadratischen Fenster des Fürsten Alexander" in Detmold . Der Lippesche Auditeur a. D. Christian Dietrich Grabbe merkt das nicht. Die Sonne rinnt über den mächtigen fahlen Schädel mit den rotblonden, unordentlichen Bartstoppeln, den abgeriffenen blauen Frack hinunter und spiegelt trübe aus dem schweren Glase Rum, in das er seit Minuten vergessen hineinftarrt, nur manchmal müde eine träge Fliege scheuchend, die gemessen über das unbenutzte Schälchen mit Zuder auf der blanken Nußbaumplatte vor ihm friecht. Schweiß steht dick auf der flobigen Stirn. Das bunte Taschentuch fegt achtlos darüber hin; dann fliegt die schmutzige Roßhaartrawatte mitfamt der ausgefransten Halsbinde in die Ede. Es schlägt sieben.
Los. Grabbe ! Lies! Einen vernünftigen Gedanken hat deine langweilige Hermannsschlacht doch ficher!" grölt angetrunken der Stadtkommissar Böhne aus dem ausgefuhlten Ledersofa gegenüber. Wenigstens' ne nette 3otel" näfelt der Austultator Strudmeyer hinterher.
„ Seid vernünftig, Grabbe ! Den nächsten Großen friegt Ihr umsonst," flüstert der Wirt wohlwollend. Die Herren bleiben alle Euretwegen, obwohl die Effenszeit schon gekommen ist und der Rommissar um acht ins Theater muß. Frau Luise wird Euch ja nicht holen! Die hat sich lange über Euch getröftet! Left, auf ein Bündel Bigarren foll's auch nicht ankommen!"
Halunten!"
Der Zinnbecher mit den Fidibuffen fliegt auf, die Dellampe über ihm schwingt leicht hin und her, die dicht beschriebenen Manuskript. feiten der Hermannsschlacht ", aus der er gelesen, wirbeln hoch, der unförmige lippefche Amtsdegen, den der Austultator bequem über den Stuhl gelegt hat, flirrt. Wer seid ihr, daß ihr mich nur anzureden wagt, Gesindel, nicht wert, daß ich Euch anspeie! Habt ihr den„ Gothland" geschrieben, die Hundert Tage", die hohen ftaufen", jedes Wert start genug, eure armfeligen Gehirne einzu schlagen? Hat nicht Immermann , der glatte Salonmensch, Dichter und Seelenfreund von Lüzows wilder, verwegener Jagd, der dünn stengligen Ahlefeldt, alles getan, mich unauffällig von Düsseldorf zu verdrängen, da ihm das Feuer meiner Dramen die Planlaten seiner Theaterbude versengte, ihr frischer Wiesenduft seine Rampenfunzeln ausblies? Hat man mich in Frankfurt nicht wie einen Gott ge feiert, hat nicht sogar der junge molante Schopenhauer meine alte, grüne Schirmmüte wiedergeholt, die im Eifer der Rede dem Main zutrieb, schneller noch als euch eure Spindelbeine mittags vom Amt an eure wohlbesetzte Krippe und auf euer Faulbett tragen?" Wiffen wir alles," gähnt Strudmeyer gelangweilt. Wie oft sollen wir das noch hören?"
., Wie oft?" Grabbe richtet sich steil auf. Wie oft? Bis eure Fünfgroschengehirne wenigstens spüren, welcher Wind in mir zum erstenmal durch mein fürstlich Lippesches Baterland strich! Bacht mur mit euren feisten Baden! Eure Jungen sollen schon lernen, wenn fie nicht ganz eure trostlosen Ebenbilder werden, daß nach Hermann dem Cheruster fein Mensch wie ich über diesen Boden ging, der noch stehen wird, wenn eure legte Atte längst verfaulte. Wißt ihr, was das bedeutet, den Hermann" schreiben zu müssen? Wißt ihr, was es heißt, Dichter zu sein? Reiß Wollengedröhn, Blütensturm und Flammenwüste, Beugelraft und schweifende Sehnsucht zusammen und wirf dein kochendes Herz hinein, bis es aifchend zersprüht, opfere den frischen Tau der Jugend, Mannesreife und Schnee des Alters! Aus nichts schafft Gott , wir schaffen aus Ruinen. Du gehst augrunde, aber dein Wert lebt und gleitet langfam, ganz langsam durch tausend Kanäle und Rinnfale in dein Bolt über. Was schadet es, wenn du darüber zerbrichst! Einst weinen seine Besten an deinem Grabe, und die armselige Gartentür, in die vormals ein glühender Jüngling den Namen seiner Treulofen schnitte, schleppt irgendein spleeniger Lord höchstselbst auf seiner Jacht nach England, auf die Insel des bombastischen Ungeheuers, das Tied und Schlegel wie ein Gözenbild aufbauten, bis ich es niederrig."
Draußen flingt schläfrig eine Physharmonika. Nur die Uhr tadt im Zimmer. Tontos spricht er vor sich hin und hört die ſtillgewordenen Gäste nicht mehr:
,, Deutschland ! Vaterland! Die Träne hängt mir an der Wimper, wenn ich dein gedente!"
Die Sonne fällt fchräg ins Zimmer. Wie parischer Marmor, faft unwirklich und geisternd, schwillt das mächtige Haupt edig aus dem Schatten der Wände. Die blauen Augen, matt vor Müdigkeit, scheinen stillzustehen wie ein Irisfalter über blühender Sommer. wiese. Eine Hand greift in Nichts.
Struckmeyer und der Kommissar sind gegangen. Er taftet schwer zur Tür. Der Wirt legt ihm gutherzig den ausgefaferten Schal über die merkwürdig feingliedrigen Schultern und mehrt ab, als ein Fremder, der vor einer halben Stunde aus dem Bielefelder Bost wagen gegenüber stieg, erschüttert hinter Grabbes Rüden die Börse zieht.
Mühsam schreitet er dem Wall zu, oft stehenbleibend und sich die Stirn wischend. Die Detmolder Bürger schütteln den Kopf. Eine Hoftutsche fährt vorbei. Grabbe fieht nicht auf.
Der Fremde ist leise gefolgt. Die Grotenburg wächst abendblau in den westfälischen Himmel. Ernst von Bandel , der zum erstenmal den Berg Armins sieht, schaut schauernd ein erhabenes Mal über den hohen Tannen.
Wie die Frühlingsschwermut entstand.
Der Jubel über den Lenz flingt durch unsere Dichtung und findet in allen Herzen Widerhall. Trozdem aber empfindet der moderne Mensch gerade im Frühling eine große Müdigkeit, eine gewiffe Schwermut und Dumpfheit, die von der modernen Psycho. logie als eine nervös- frankhafte Erscheinung vielfach beobachtet worden ist. Daß im Frühling die meisten Selbstmorde vorkommen, geht aus der Statistit hervor, und man hat auch beobachtet, daß in diefer Jahreszeit am häufigsten Geisteskrankheiten ausbrechen, Aber nicht diese pathologischen Formen find es, die wir als Früh lingsschwermut" bezeichnen, sondern die traurige Stimmung des Menschen während der schönsten Jahreszeit ist ein allgemeines, dem gefunden Geist durchaus nicht fremdes Gefühl; ja, es ist sogar zu einem wichtigen Zuge im Frühlingsempfinden des modernen
Die gleichen Methoden.
Schultze
naderede in Berlin :--- ich will mir mal in ich will mir mal in Ihrer Wohnung die Gasleifung ansehen."
Muffolini in Abessinien:
-
ABESON
ich will mir mal in Ihrer Wohnung die Wafferleitung ansehen."
Menschen geworden. Wie diese gedämpfte Trauer, die ganz inhaltsden feinsten Zeugnissen menschlichen Empfindens, an der Lyrit, verleer und gehaltlos ist, allmählich entstand, läßt sich am besten an folgen. Traurige Menschen hat es natürlich auch im Frühling gegeben, folange die Welt steht, aber im Mittelalter erschien es boch als etwas Sonderbares, wenn einer im wonniglichen Maien" ein trauriges Gedicht machte. Im Winter, in der freude und lichtlosen 3eit, da war Greinen und Klagen am Blaz, aber im Lenz? Rein mar von Zweter fragt folch einen Narren, der in der Maienzeit meint, geradezu, ob er von Sinnen sei. Frühling und Freude ge hören nun einmal zusammen, so wie Frühling und Liebe. Wer aber in dieser Blütezeit feine Erhörung bei der Geliebten findet, der muß freilich doppelt traurig sein, und so sind denn die flagenden Lenzesgedichte des Minnesangs von unglüdlich Liebenden verfaßt. Am ergreifendsten hat diese Liebestragit des Menschen im Früh ling der kaiserliche Minnefänger Heinrich ausgedrückt, wenn er ausruft:
Ich flage dir, Maien, tch Mage dir, Sommerwenne, Ich flage dir lichte Heide breit,
Ich flage dir, Augen brechender Klee, Ich flage tir, grüner Wald, ich flage dir, Sonne, Ich flage dir, Benus, sehnendes Leid, Daß mir die Liebe tut so weh!
Auch fromme Gemüter bliden wohl trüb in den Lenz, wenn der Seele der geistliche Maien" fehlt, und sie sehnen sich inmitten des irdischen Glanzes nach der himmlischen Seligkeit. Solcher Gegen fak zwischen dem Baradies der Erdenlust" und den Frühlings freuden der Seele" wird besonders im Barock schmerzlich empfunden. Die dunklen Gefühle sehnsüchtigen Schmerzes, melancholischer Klage, brechen aber erst im Zeitalter der Empfindsamkeit mit In brunst aus dem Herzen hervor. Ein folcher Sänger der empfind samen Frühlingsschwermut ift der früh dem Tode geweihte Höltn, an deffen Grabe ein anderer Melancholiker des Lenzesliedes, Lenau , gefungen hat:
Hölty, dein Freund, der Frühling ift gekommen! Klagend irrt er im Haine, dich zu finden.
Diefer Boet des Haines" hat die Wonne und Wehmut des Lenzes so rein ausgetoftet, wie fein Dichter ver ihm. Aber seine Melancholie wird noch aus der Einfamfeit des unruhigen Blutes geboren, aus der unbefriedigten Sehnsucht nach Glüc; sie ist noch nicht gegenstandslos, tommt noch nicht ganz aus dem Unbewußten. Immer blasser und matter wird dies Gefühl bei Matthissen und den Nachfahren der Empfindsamkeitsperiode. Aufgelöst in fanfte Müdigkeit, von geheimem Sehnen die Brust erfüllt, versenkt sich die Seele in den Frühling; die Träne bebt, Philomele flagt. Unter schweigenden 3npreffen will der Liebende mit der Geliebten ruhen, allein geehrt von der Freunde Tränen, bis Elysiums stille Hütten uns umfahren".
Um die moderne Frühlingssehnsucht entstehen zu laffen, mußte sich mit diesem sentimentalen Ueberschwang noch die mystische Dumpfheit der Romantit verbinden. Novalis befingt die heilige Weihestunde der Natur im Frühling, da der Mensch die dunkle Bandlung des Alls in sich selbst verspürt:" Der lodre Staub wird zum Gefträuch, der Baum nimmt tierische Gebärden, das Tier sell gar zum Menschen werden." Dies Frühlingsgefühl wird ganz förperlich empfunden, ohne daß man einen Grund angeben fann. Bielleicht zuerst ist diese Empfindung von einem unbedeutenden Dichter, von Nitelaus Meyer, ausgesprochen worden, der heute nur noch als Freund Goethes fortlebt. In einem 1803 veröffentlichten Gedicht singt er:
Der Frühling ist wieder gekommen Herunter zum wallenden See. Doch will mir alles nicht frommen, Es ist mir im Herzen so weh!
Der einst so freudig begrüßte Frühling wird nun den Dichtern zu einer unfaßlichen Qual, die in dem Vers Juftinus Kerners gipfelt:
Bellage
des Vorwärts
„ Schmerz ist der Grundton der Natur!" Auch die Dichter, die die heitersten Frühlingslieder fingen fönnen, werden plöglich von diesem Beh überfallen. Eichendorff muß in der Frühlingsmondnacht chne allen Grund bitterlich weinen, und Lenau wühlt geradezu in schmerzlichen Bildern, wenn er des holden Frühlings Todesstunde malt" und statt des Blühens im Lenz nur ein Welken findet, ein Berströmen seines Herzbluts in der Flut dunkler Rosen. Heine sieht in des Frühlings trauriger Luft eine frankhafte Berzüdung, einen graufigen Wahn, der den Sinn amdüftert:
Ernst ist der Frühling, seine Träume Sind traurig; jede Blume schaut Bon Schmerz bewegt, es bebt geheime Wehmut im Nachtigallenlaut!
Bon nun an blidt uns überall aus der Dichtung die Frühlings. schwermut mit traurigen Augen entgegen und hat die Menschen in ihren Bann geschlagen.
Wie das scheueste Tier der Welt gejagt wird.
Das Otapi , das in dem ewigen Dunkel der Kongourwälder lebt, ist sicherlich das scheueste Tier der Erde, denn es ist noch niemals einem Weißen gelungen, es zu jagen, und noch nie hat man es lebendig aus seiner Heimat fortgebracht. Wie scheu dieses Tier ist, fann man schon aus der Tatsache folgern, daß es erst im Jahre 1902, und zwar durch einen Zufall, von dem damaligen Gouverneur Don Uganda, Sir Harry Johnston , entdeckt wurde, der das erste Fell eines solchen Tieres nach London sandte. Rudolf Grauer , der 1909 neun Monate im Urwaldgebiet des Rongo zubrachte, und dem es glückte, drei gut präparierte Felle und drei vollständige Etelette dieses schönen Tieres nach Wien zu bringen, schildert in den „ Naturwissenschaften", wie das Okapi gejagt wird.
Das geheimnisvolle Tier, das etwa die Größe einer Hirschkuh hat, ist dunkelrotbraun gefärbt, am Bauch fast schwarz, die Läufe find zebraartig rein weiß gestreift. Wegen feines langen Halles, des höhergestellten Borderleibes und seiner Greifzunge ist die Giraffe sein nächster Berwandter. Das Otapi lebt im allerdichtesten Urwald, nähert sich nie den Pflanzungen der Eingeborenen, schläft bei Tage und sucht nur während der Nacht Lichtungen auf, die den Wiederfäuern Wasser und Gras bieten. Geruchssinn, Gehör und Gesicht müffen außerordentlich scharf entwickelt sein, denn fein Weißer fann sich seinem Lager nähern, ohne daß das Tier längst aufgescheucht ift, bevor es der Jäger zu Gesicht bekommt. Nur die Menschen des Urwalds, die dem Tier noch sehr nahe stehen, sind imstande, es zu überliften. Daher sind die besten Okapijäger die Wambutti, die Ureinwohner des Kongourwaldes, ein 3mergvolt von gradezu abschreckender Häßlichkeit. Ihre Nafe ist riesig breit, das Haar furz und gefräufelt, der Körper gedrungen und mustulös, aber der Blick der auffallend großen, start hervortretenden Augen ist intelligent, und der Gefichtsausdrud fehr gutmütig. Diese Zwerge, die sich durch eine überaus helle, fast gelbe Hautfärbung von den innerafritanischen Regern unterscheiden, leben in Horden von 30 bis 50 Familien im Urwald und nähren sich hauptsächlich von Jagd. Dabei treiben sie das Wild entweder in große, aus Pflanzenfasern geflochtene Nege oder fangen es- so Büffel und Elefanten in tiefen Gruben, die sie durch darübergelegtes Buschwert dem übrigen Waldboden ganz gleich machen. Auch mit vergifteten Pfeilen und Speeren erlegen sie Tiere, und diese Art wenden fie bem Otapi gegenüber an. Der Wambutti sucht auf einer der Urwaldlichtungen, in der die scheuen Tiere des Nachts weiden, am Morgen eine frische Fährte zu finden, die er dann tagelang durch Did und Dünn verfolgt. Nur er ist imstande, in dieser Wirrnis von Bäumen und Lianengestrüpp die Spur an faft unmerklichen Zeichen, die das Auge des Weißen nie bemerken würde, festzuhalten. Berliert lingt ihm dann meiftens, durch seine fabelhaft ausgebildete Witterung, er einmal die Spur, so legt er sich flach auf die Erde, und es gejeden Sonnenstrahl meidende Otapi im Schiaf zu überraschen und es fie wiederzufinden. Auf diese Weise glückt es ihm endlich, das auf ganz furze Entfernung mit einem Pfeil oder aus unmittelbarer Nähe mit dem Speer, den er nie aus der Hanb läßt, zu erlegen.
Woher flammt die Kofosnuß? Außer den Dattelpalmen ist wohl teine Balme so populär wie die Kotospalme und ihre weltwirtschaftliche Bedeutung übertrifft die der Dattelpalme bei weitem, da sie als Fafer wie als Delpflanze einen großen Handelswert besitzt. Wie R. Preuß im„ Tropenpflanzer" berichtet, fchätzt er die Zahl der auf der Erde vorhandenen Kotospalmen auf mehr als eine halbe Milliarde und ihre Jahresproduktion auf 10 bis 20 Milliarden Kokosnüsse. Jeder, der einmal eine ganze Kofosnuß geöffnet gesehen hat- meistens fieht man jetzt nur den inneren Kern tennt die dicke faserige braune Außenschicht, die zu Matten und Seilen verarbeitet wird, und es leuchtet ihm ohne weiteres ein, daß die ganzen Kokosnüsse auf dem Wasser schwimmen fönnen. Man weiß natürlich lange, daß die Schwimmfähigkeit der Kokosnüffe die Ursache ihrer weiten Berbreitung sind. Preuß macht darauf aufmerksam, daß die braunen Fasern hohl und mit Luft gefüllt sind, wodurch die Schwimmfähigteit gesteigert wird und daß die Nuß immer aufrecht im Wasser schwimmt. Ein Eindringen des Meerwassers in das Innere der Frucht wird durch eine Wachsschicht verhindert, mit der die Frucht überzogen ist. Preuß hält die Kotospalme für eine typische Strandpflanze, denn ihre Kultur im Binnenlande ist ziemlich umständlich und erfordert allerlet Sorgfalt, so daß eine selbsttätige Fortpflanzung völlig ausgeschloffen ist. Ueber die Herkunft der Kokospalme gehen die Ansichten weit auseinander, aber Breuß schließt aus der Herkunft einer Krabbenart, die der Pflanze schädlich ist, der Rotoskrabbe, und die dem Leben der Pflanze angepaßt ist, auf die Heimat der Rotospalme. Die Rofostrabbe ist in der Inselwelt der Südsee zu Hause und darum sollen die Südseeinseln auch die Heimat der Kotospalme sein. Dr. W.
Unbekanntes Land im Polargebiet. Angesichts der zahlreichen bevorstehenden Nordpolexpeditionen, auf deren Programmen bei allen in erster Linie die Aufgabe steht, etwaige unbekannte Landgebiete in der Arktis zu entdecken und fartographisch festzulegen, ist es doppelt intereffant zu erfahren, daß das Moskauer geographische Institut sich gegenwärtig mit der Bearbeitung der Frage über das Vorhandensein von Land in der Nähe der Brangelinsel beschäftigt. Diese Gegend ist bislang noch unerforscht geblieben und zum erstenmal tauchte die Nachricht, daß sich dort Land befinde, in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts auf, als der Forscher Andreew berichtete, auf seinen Fahrten von der Bäreninsel aus eine Menge in nordöstlicher Richtung verlaufender Schlittenspuren gesichtet zu haben. Er behauptete auch, daß die Eingeborenen davon überzeugt seien, daß sich in jener Gegend Land befinde. Eine wenige Jahre danach entfandte Expedition, die Andreews Angaben fontrollieren sollte, verlief resultatlos. Und trotzdem fanden die Gerüchte über das von Andreem vermutete Land immer weiter Verbreitung, so daß man schließlich sogar auf den Karten ein imaginäres Andreewa Land eintrug. Im Jahre 1913 hatte der zu der berühmten WilligkiExpedition gehörige Eisbrecher" Taymir " mehrfach versucht, von Westen her an die Brangelinsel heranzukommen, hatte jedoch diese Versuche stets wieder aufgeben müssen infolge von Eisberg bewegungen, deren Ursache offenbar in der Ablentung ihres Triebes durch ein im Wege liegendes Hindernis zu suchen war. Effettiv ist bis heute noch feine Expedition in die fragliche Gegend gelangt, und es besteht also fehr wohl die Möglichkeit, daß sich dort Land befindet, zumal dadurch wichtige Erscheinungen des Eisganges im östlichen Teile des nördlichen Eismeeres ihre Erklärung finden würden.