1. Beilage zum„ Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Ur. 168.
Ein Anarchistenprozek
in Rottbus.
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Sonntag, den 21. Juli 1895.
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12. Jahrg.
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deren Unterstüßung gefallen. Befragt, weshalb er den Brief Parteigenossen des 4. Berliner Reichstags- Wahlan die Behörde in Kottbus geschrieben, erklärt er: freises! Die überaus günstigen Erfolge, welche der 6. Berliner Fch habe das gemacht, weil ich von den Sozial Wahlkreis durch Vorwärts"= Errichtung eigener demokraten als Spion verdächtigt wurde(!). Speditionen im verflossenen Jahre erzielt hat, veranlaßten Vor der 2. Straftammer am Landgericht Rottbus fand Borsigender: Sie wollten sich also wohl bei der Behörde auch vor einiger Zeit mehrere Genossen des 4. Kreiſes, mit einem am Freitag, eine Verhandlung gegen drei Anarchisten" beliebt machen, sie hofften ihre Ausweisung würde zurückgenommen Antrage auf Einrichtung ebensolcher Speditionen an die statt, die reich genug ist an intereffanten Momenten, um aus werden? 2uh schweigt. Als der Vorsitzende ihn dahin Deffentlichkeit zu treten. führlicher wiedergegeben zu werden. Angeklagt war der Tuch- bescheidet, daß er sich nun sezen kann, sieht er sich eine Weile Wenn sich nun auch in der ersten Zeit unter den Partei- Anhängern macher August Frauböse, der in Berlin nicht unbekannt ist, rathlos um, was im Zuschauerraum Heiterkeit erregt. Eine Bant unseres Kreises eine nicht gerade besonders günstige Stimmung für der Fabrikarbeiter Albert Horstmann und der Tuchmacher im Saale war von den bisher vernommenen Zeugen besetzt, auf diese Anregung bemerkbar machte, so siegte doch bald nach einWilhelm Schulz, sämmtlich in Rottbus wohnhaft. Beschuldigt der anderen hatten die Polizeibeamten Platz genommen gehender Prüfung der Materie der praktische Sinn unserer werden die Angeklagten, an einer geheimen Verbindung endlich hatte 2. sich entschlossen, welchen Platz er zu wählen hatte, Genossen. theilgenommen zu haben, Frauböse als Stifter und Leiter, die er schritt auf die letztere Bant zu und nahm neben den uniformirten In zwei großen Volksversammlungen wurde mit nahezit beiden anderen als Mitglieder; Frauböse soll außerdem durch Beamten seinen Siß ein. Die Oeffentlichkeit wurde vorübereinstimmiger Annahme des Antrages die Einrichtung zweier Verbreitung verbotener Druckschriften Aufreizung begangen gehend ausgeschlossen, als Hest III der anarchistischen Bibliothet, Parteispeditionen für den 4. Kreis mit dem 1. April d. J. haben. Seit März befinden sich die Angeklagten in Unter welches Frauböse einem der vorgeladenen Zeugen in einer Wirth beschlossen. suchungshaft. Zu der Berhandlung sind eine große An- fchaft für 5 Pfg. verkauft hatte, verlesen wurde. Es wird in Parteigenossen! Alle die Gründe, welche seinerzeit für die zahl Zeugen geladen; von der Berliner Polizei ist der aus dem Heftchen in ziemlich verworrener Weise ausgeführt, daß man besagte Einrichtung ins Feld geführt wurden, haben sich voll Der Gummischlauch affäre bekannte Kriminal= und ganz erfüllt. Mit recht tönnen wir heute konstatiren, tommissar Bösel erschienen; der in der Affäre Dräger- gegen Kirche, Staat und Börse" ins Feld ziehen soll. Auf diese Broschüre legte der Staatsanwalt Schulz in daß wir durch Annahme des damaligen Antrages dem Schewe viel genannte Kriminalschußmann Busse ist als Gast" seinem Plaidoyer das Hauptgewicht. Nicht allein der§ 130 sei Kreise einen wesentlichen Dienst geleistet haben. In erster anwesend. Die Bertheidigung der Angeklagten liegt in den verletzt, sondern auch der§ 110( Aufforderung zum Ungehorsam Linie ist uns durch die ziemlich bedeutenden Ueberschüsse Händen des Rechtsanwalts Dr. Bieber. gegen Gesetze oder rechtsgiltige Verordnungen). Den ersten Theil der Parteispeditionen wieder die Möglichkeit gegeben, mehr als Der Thatbestand, auf dem die Anklage aufgebaut wurde, ist der Anklage( geheime Berbindung) ließ der Staatsanwalt so es in letzter Zeit der Fall sein konnte, für die allgemeine Agitation furz zusammengefaßt folgender: Frauböse zog im Herbst 1894 halb und halb fallen. Nachdem Herr Bösel selbst erklärt habe, einzutreten.- Auf der anderen Seite ist es durch eifrige von Weißensee wegen mangelnder Arbeit fort und ließ sich in baß eine Verbindung im Sinne des Gesetzes bei den deutschen Agitation unserer Genossen von Haus zu Haus gelungen, Kottbus nieder, wo er, wie die Anklagebehörde annimmt, eifrigst Anarchisten nicht bestehe, müsse er die Prüfung der Schuldfrage mehrere hundert neuer Leser dem, Vorwärt3" zuzuführen. bestrebt" war, für den Anarchismus Propaganda zu machen. Er nach dieser Richtung hin lediglich dem Gerichtshofe überlassen. Was nun die weitere Frage, die Abschaffung der Kinder-, sowie berief Anfang Januar 1895 eine Volksversammlung nach dem Gegen Frauböse beantragte er 1 Jahr und 3 Monate und gegen beffere Bezahlung der Frauenarbeit bei den Partei- Speditiouen Gasthaus" Zur Mete" in Rottbus ein, wo der Schlosser Wiese die beiden anderen Angeklagten je 6 Monate Gefängniß.( Be- betrifft, so hat auch diese zur allseitigen Zufrieden als Referent auftrat. Hier wurde er mit den beiden Mit- wegung.) Der Vertheidiger Dr. Bieber bedauert, daß der heit aller Betheiligten ihre Erledigung gefunden. angeklagten näher bekannt. Anfang Februar hielt sich ein ge- Vertreter der Staatsanwaltschaft die Anklage auf geheime Ver Durch vortheilhafte, vernünftige Eintheilung der einzelnen wisser Bernhard Huh einige Tage in Rottbus auf; er wurde, bindung nach dieser Beweisaufnahme noch aufrecht erhalten Austragetouren nach Stadtbezirken ist die Kommission in der da er aufs äußerste herabgekommen war, von hat. Wahrscheinlich geschehe das nur deshalb, weil er zeigen Lage gewesen, den etwa 50 Beitungsfrauen bei bedeutend den Angeklagten unterstüßt und reiste dann wolle, daß die Anklagebehörde nicht umsonst gearbeitet habe. Die kürzerer Arbeitszeit eine bedeutend höhere Be= mit deren Gelde nach Berlin ab. Am 18. März er- frampfhaften Anstrengungen während der letzten 4 Monate feien zahlung zu sichern. Während die Austrägerinnen früher bei ihren hielt die Polizeidirektion in Rottbus einen thatsächlich resultatlos gewesen. Der Vertheidiger erwähnt, daß Arbeitgebern- meisten 3 waren das GroßspediteureSchreibebrief eines Herrn„ Bernhard Huh, man unter den beschlagnahmten Papieren seines Klienten Frau für eine tägliche Arbeitsleistung von 4/ 2-5 Stunden 8 bis Friedenau bei Berlin , Rheinstr. 52, wohnhaft, mit dem In- böse auch ein Blatt Papier mit Zahlen und Zeichen gefunden 14 M. monatlich erhielten, werden sie bei den Partei- Speditionen bei halt, daß während seiner Anwesenheit in Rottbus eines Abends ein habe, welches man, da man in Kottbus darin gefährliches vermuthete, täglich er Arbeitszeit von 22 Stunden mit Packet mit verbotenen Druckschriften aus Zürich bei dem der Berliner Behörde zusandte. Diese konnte die Geheimschrift" monatlich 20 Mark befoldet. Unter Hinzurechnung der Schulz eingetroffen sei, dessen Inhalt man in seiner Anwesenheit aber auch nicht enträthseln. Schließlich stellte sich heraus, Beiträge für Krankenkasse und Invalidität, welche von der vertheilt habe. Der Brief enthielt ferner die Säße: H. Frau daß die schrecklichen Zeichen weiter nichts waren, als Spedition voll bezahlt werden, stellt sich der monatliche böse, Bellevueftr. 15, bürste Sie bekannt sogenannte Tuchbindungen, Bahlen, welche die Weber aus Verdienst der Austrage Frauen auf 22 Mart. Wahrlich sein? Ebenso Horstmann? Wenn nicht, verlangen technischen Gründen notiren. Ueber den edlen Luh noch ein Wort Erfolge, welche jeden Parteigenossen anspornen sollten Sie von mir Auskunft." In dem Briefe sollte auch die zu verlieren, sagte der Vertheidiger, muthe ihm der Herr Staats- nun auch mehr die Vorurtheile gegen die Partei- Speditionen Kopie eines Schreibens enthalten sein, das Frauböse Huh zur anwalt wohl selber nicht zu.( Heiterfeit im Auditorium.) Der fallen zu lassen und deren Abonnent zu werden!! Bestellung an den Arbeiter Graßmann in Berlin , mit dem Fr. Vertheidiger bestreitet, daß sich, weil eine Broschüre verkauft sei, Aber auch einen anderen kleinen Vortheil haben wir zu in Sachen der Abonnementsgelder für den Sozialist" in Ver- von welcher der Angeklagte Frauböse nicht einmal wissen verzeichnen, welcher jedoch für die davon Betroffenen bindung stand, mitgegeben hatte. Dieses Schreiben fand sich konnte, ob sie verboten sei oder nicht, der§ 130 anziehen lasse. von unendlichem Werthe ist. Ein Theil der Proletarierjedoch in der Sendung an die Polizeidirektion nicht vor, wahr Wenn der§ 110 Anwendung finden solle, müsse doch gefagt finder, oftmals taum im schulpflichtigen Alter stehend, war scheinlich wird es der Absender in der Gile vergessen haben. werden, gegen welche Gesetze und Verordnungen die allgemeinen bei Wind und Wetter, bei Regen und Schnee, einer Das Resultat war natürlich, daß die Polizei schleunigst bei den Redewendungen in der Broschüre verstoßen! Er hielt eine schanlosen Ausbeutung preisgegeben. Die Mütter, ge im Briefe genannten Personen Haussuchungen anstellte, Freisprechung für geboten. Unter allgemeiner Spannung verzwungen, bei miserabler Bezahlung und langer Arbeitszeit und sie, da sich bei ihnen belastendes Material" vorfand, fündete nach halbstündiger Berathung der Vorsitzende das Urtheil. ihr ihnen täglich aufgegebenes Pensum mit möglichster Gile zu verhaftete. Welche Mühe man sich gegeben hatte, Frauböse wurde zu neun Monaten verurtheilt, wovon erledigen, mußten, wenn auch oftmals mit blutendem Herzen, um der Sache ein wirksames Relief zu geben, erhellt brei Monate als durch die Untersuchungshaft verbüßt erachtet ihre Kinder aus dem Schlafe rütteln, um sich von ihnen helfen daraus, daß die Aften nach Leipzig gesandt wurden, da eine zeit wurden, Horstmann und Schulz dagegen freigesprochen. zu lassen! lang in den Kreisen der Ankläger die Meinung herrschte, es In den Urtheilsgründen wird gesagt, das Gericht hat an Wenn wir auch leider nicht in der Lage sind, die Kinderfönne Hochverrath(!) vorliegen; schließlich wurde die Anklage genommen, daß eine Verbindung in Rottbus nicht besteht, welche arbeit, diesen Krebsschaden a m Körper der darauf jedoch fallen gelassen. zu bestrafen war; der erste Theil der Anklage war somit für heutigen Gesellschaft, generell zu beseitigen, Auf die Frage des Vorsitzenden, ob sie sich schuldig be alle drei Angeklagte hinfällig geworden. Frauböse habe durch so sollten wir dennoch versuchen, so minimal es auch sei, dies fennen, an einer geheimen Verbindung theilgenommen zu haben, Berbreitung verbotener Schriften Aufreizung begangen. Das nach Möglichkeit zu thun. betonen alle Angeklagten, daß ihnen die Griſtenz einer Verbindung Gericht sei ebenfalls der Meinung des Staatsanwalts, daß der Sorge ein jeder Vorwärts"-Leser dafür, daß wenigstens bei vollkommen unbekannt sei. Frauböse bemerkt, er habe,§ 110 Anwendung finde. Es sei nicht nöthig, daß der Käufer der Zustellung seiner Beitung nicht erst ein Proletarierkind die als der Sozialist" seinerzeit dazu aufforderte, Vertrauens der Schrift die darin gepredigten Lehren sofort in die That ihm so nothwendige Nachtruhe opfern muß. personen allerorts namhaft zu machen, seine Adresse an die Re- umsetze, sondern man müsse damit rechnen, daß dies geschehen daktion dieses Blattes eingesandt. Horstmann erklärt: Ich könne, wenn der Anarchismus in Kottbus stark geworden sei. bin gelegentlich mit Frauböse allerdings zusammengetroffen; Die beiden Freigesprochenen wurden sofort aus der Haft entniemals war ich jedoch mit feinen politischen Ansichten ein- lassen, der Antrag des Dr. Bieber, die vorläufige Haftentlaffung verstanden. Ich habe mich auch von ihm nicht belehren" lassen, für F. anzuordnen, wurde jedoch durch Gerichtsbeschluß ab sondern bin im Grunde immer Sozialdemokrat geblieben. Bei ihm gelehnt. ist eines Tages ein Packet, als deren Absenderin die: Gruppe) Autonomie, London " genannt war, eingetroffen. In demselben lag die gedruckte die gedruckte Aufforderung: Lesen Sie Der Vorwärts" wird zu wenig gelesen! Diese Auf die Schriften und verkaufen Sie dieselben. Das hat der Angeklagte jedoch, wie er sagt, nicht gethan, sondern fassung ist in Parte ikreisen viel verbreitet und giebt oft die Andie Sache, um sich Unannehmlichkeiten zu ersparen, verbrannt. regung zu Vorschlägen, wie dem Uebelstande abgeholfen werden Auch der Angeklagte Schulz bestreitet, Anarchist zu sein. Er könnte. So erhielten wir vor kurzem von einigen Parteifr eunden Er fönnte. So erhielten wir vor kurzem von einigen Parteifreunden gehöre noch heute der Sozialdemokratie an. Bei Frauböse war eine Zuschrift, in der empfohlen wird, den„ Borwärts" unent er zu einer Geburtstagsfeier. Da er früher( ebenso wie der - ganz ohne andere Angeklagte$.) mit Frauböse zusammen in einer Fabrik geltlich an alle Arbeitslosen zu verabfolgen gearbeitet habe, sei diese Zusammenkunft leicht erklärlich. Auf Rücksicht auf die Parteizugehörigkeit derselben. Befragen bemerkt der Angeklagte, daß er den Zeugen Huh in Die Einsender gehen von der Ansicht aus, daß viele Arbeiter, seiner Wohnung beherbergt und ihm auch noch Geld zur Weiter wenn sie ohne Beschäftigung sind, gezwungen werden, das Abonreise gegeben habe. Kurz vor der Haussuchung habe er( Schulz) von Frauböse ein Packet mit Schriften zum Selbststudium erhalten, nement auf die Beitung aufzugeben eine Entsagung, die manchem Die Arbeiter Bildungsschule veranstaltet am Sonnabend, die dann beschlagnahmt wurden. Zeuge Kriminalkommissar Leser recht schwer fällt, aber in Zeiten ohne Verdienst von der eisernen Bösel ließ sich eingehend über die anarchistische Bewegung", Nothwendigkeit geheischt wird. Gehe man auf ihren Vorschlag ſpeziell in den letzten Jahren aus. Regelmäßige Verbindung ein, so behaupten die Einsender, dann gelange die Zeitung in zwischen Deutschland und England, das früher der Herd der Anarchisten war, besteht jetzt nicht mehr, sagt der Zeuge. Auch einen größeren Leserkreis und fördere somit wesentlich die Ausdie in Deutschland bestehenden anarchistischen Vereine haben breitung unserer Jdeen, während unsere Parteifreunde auf eine keine Verbindung untereinander. Eine Bemerkung des Beugen liebgewordene Lektüre nicht verzichten müssen, wenn sie der Bösel , betreffend das Eingehen des Sozialist", veranlaßt den Arbeitslosigkeit verfallen. Ferner meinen die Einsender- Vertheidiger Dr. Bieber, festzustellen, daß lediglich durch die Verfolgung der Behörden, die Beschlagnahme der Bücher 2c. die würde es nicht ausbleiben, daß durch diese Verbreitung Existenz des Blattes vernichtet wurde. die Zahl der Abonnenten steigt, und somit der finanzielle Nachtheil, der bei dem Unternehmen eintreten tönnte, einen Ausgleich findet.
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Lokales.
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Parteigenossen! Wenn wir auch mit dem im vorliegenden Quartal, dem ersten unseres Bestehens, zufrieden sein können, so muß doch auch hier wieder unser Bestreben sein, die Spedition zu einer dauernden, festen Einnahmequelle unseres Kreises zu gestalten. Wer da will, daß es möglich gemacht werde, noch mehr Zeitungsfrauen zu beschäftigen, noch energischer der Kinderarbeit wenigstens bei der Spedition Einhalt zu thun, der werde Vorwärts"-Leser bei unserer Spedition. Nicht das Interesse einzelner, sondern nur das der Gesammtheit kann uns vorwärts helfen, darum, Parteigenossen, folgt unserem Aufrufe, werdet Leser der ParteiSpedition im Intereſſe unserer Partei, im Interesse aller. Liften zur Einzeichnung für die Spedition liegen aus bei Tolksdorf, Görligerstr. 58; Schilling, Pücklerstr. 55; Köppen, Reichenbergerstr. 18; Gesche, Wrangelstr. 63; Thiel, ParteiSpeditionslokal, Lausitzerstr. 2, Keller; Röhn, Lichtenbergerstr. 15, vorn part.; Lauschte, Madaistr. 11, vorn 4 Tr.; Blume, Thaerstraße 10, Hof 2 Tr.; Lorenz, Frankfurter Allee 123, Quergeb. 2 Tr.; Galle , Koppenſtr. 8, Hof 1 Tr.
den 10. August, in der Bockbrauerei auf dem Tempelhofer Berge ein Sommerfest, auf das wir die Parteigenossen aufmerksam machen wollen, Als Hauptprogrammnummer wird ein lebendes Bild aus der Zeit des großen Bauernkrieges dargestellt: Die Erstürmung des Schlosses bei Schorndorf . Etwa 150 Personen werden an dieser Darstellung mitwirken. Auch der übrige Theil des Programms ist mit Geschick arrangirt, sodaß der gewiß zahl reich anwesenden Arbeiterschaft ein über das gewöhnliche weit hinausragender Genuß geboten wird.
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Wenn man das Elend nicht sieht, existirt es nicht- das ist die Logit blinder Verehrer der bürgerlichen Gesellschaft, Nach einigen anderen Beugen, die nichts Wesentliches beund im Sande dieser topflosen Vogelstraußpolitik stecken auch die funden, erscheint auf der Bildfläche der Zeuge Luh. Beweggründe, warum man neuerdings die langen Ruhe= Vorsitzender, Landgerichts Direktor Dr. Bischoff: bänke im Kastanienwäldchen, östlich von der Sing Sie sind der Dachdecker Bernhard Luh, katholischer Konfession, Der Ausführung eines solchen Vorschlages stehen nach unserer akademie, ohne weiteres entfernt hat, die bisher viele Jahre aus Böhmen gebürtig? 3euge: Ja. Borf.: Sie sind Meinung größere Schwierigkeiten entgegen, als die Einsender besonders den Arbeitslosen auf der Heßjagd nach vorbestraft im Auslande bereits wiederholt wegen Bettelns, glauben. Einmal wäre die Kontrolle über die Arbeitslosen schwer Brot und Erwerb Ruhe und Rast gewährt haben. Wer jemals Falschmeldung 2c.; im Inlande find wer jemals von Sie auch bereits durchzuführen; dann könnte aber der„ Vorwärts" in Zeiten in seinem Leben arbeitslos gewesen bestraft, so unter anderem wegen Diebstahls mit fünf und früh bis spät, mit hungrigem Magen, mit wundgelaufenen acht Wochen?- Zeuge: Jawohl. Auf Befragen bestätigt allgemeiner Arbeitslosigkeit vor so erheblichen Anforderungen Füßen Straßauf, ftraßab auf der Stellensuche gewesen Luh, daß er am 28. Mai 1894 durch Verfügung der Dresdener stehen, daß ihm die Erfüllung der Aufgabe ohne schwere weiß der es zu schäßen, wenn er bis zum nächsten Erscheinen Behörde aus Sachsen ausgewiesen ist; am 5. August 1894 ist er finanzielle Nachtheile gar nicht möglich wäre. Wir möchten aber des" Arbeitsmarkts" der bürgerlichen Blätter nicht allzuweit von in Friedenau bei Berlin zugezogen. Er bemerkt im weiteren, den daß er Tuchmacher und Dachdecker ist.( Was noch?) Seine Partei Expeditionen empfehlen, einmal der der Ausgabe stelle fich ausruhen kann! Auf der Straße darf er mit seinen Leidensgenossen nicht stehen bleiben; in den Fluren treten, ob in der Voruntersuchung gemachten Angaben schränkt der Zeuge Frage näher zu es nicht möglich wäre, und Thüren unserer humanen Hausbesitzer ebenfalls nicht; die Luh jetzt bei der Verhandlung, wo er aller Augen auf sich ge- in ihren Lokalitäten den Vorwärts" in einigen Bänke Unter den Linden " und an der Hauptwache sind längst richtet sieht und der Kontrolle der Angeklagten und der übrigen Exemplaren auszulegen. Ferner weisen wir besetzt wo also soll er seine müden Glieder ausruhen? Zeugen unterſtellt ist, wesentlich ein. Bordem hatte er positiv behauptet, recht die Ehefrau des Angeklagten Schulz habe die Nachricht nach dem darauf hin, daß in allen Arbeitsnachweisen, die Aber da steben ja piel hundert leere Stühle mit bequemen Rücklehnen, so geschaffen zu wohligem Doch kaum Restaurant Zur Meze" gebracht, daß ein Packet angekommen von unseren Gewerkschaften unterhalten werden, der Vorwärts" Raften! hat er fich mit einem tiefen da fei, jetzt weiß er nur noch, daß es eine Frau" war. Wo das jedermann zur Verfügung ist. Auch in der Zesehalle der Athemzuge niedergesetzt, steht auch schon Packet geöffnet wurde, weiß er auch nicht mit Sicherheit zu be= Ethischen Kultur ", haben die Arbeitslosen Gelegenheit ihm der Stuhlwächter mit vorgestreckter hohler Hand: funden. Er muß zugeben, daß er an dem fraglichen Abend ziemlich start betrunten gewesen den Vorwärts" einzusehen. Unsere Parteigenossen tönnen am 5 f. foll er sablen!- Er geht und feht sich auf den schmalen, niedrigen Eisenreifen, der die wohlgepflegten grünen dem Kreuzverhör ergiebt sich, daß der brave Luh es ver- besten für die Verbreitung des Vorwärts" thätig sein, wenn sie Rasenflächen umrahmt; allein auch hier scheucht ihn der in der standen hat, aus allem Vortheil zu ziehen. Als er auf in ihren Kreisen dahin wirken, daß die bürgerlichen Ferne blinkende Helm des Hüters für Sitte und Ordnung von seiner„ Wanderschaft" nach Rottbus tam, drängelte er sich als Blätter nicht mehr von Arbeitern gelesen werden. Er dannen. O, es ist eine Lust zu leben! Genosse" an. Den Sozialdemokraten erzählte er, daß er feine Unterstützung von seinen anarchistischen Kollegen wegen seiner füllen die Arbeiter ihre Pflicht gegen sich selbst, dann Gesinnung" zu erwarten habe, und den sogenannten Anarchisten tönnen wir auch mancherlei Ansprüchen genügen, die heute ungegenüber spielte er sich als tapferer Genosse auf und ließ sich erfüllbar sind.
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Bänke für Arbeitslose reißt man aus der Erde, Stühle für Besikende stellt man dafür hin! Wahrlich, es geht nichts über diese zahlungsfähige Moral im Reich der Gottesfurcht und frommen Sitte!