Regierungen in diesem Sinne aufgefaßt und ausgelegt werden
fonnten.
Nach unserem Eindrud ist auch das erfreulicherweise nicht der Fall. Der Tert des Bertrages liegt uns natürlich nicht vor. Aber mas wir von ihm wiffen, berechtigt uns zu der Erklärung, daß er weder mit den Abfommen Don Locarno noch mit der Sagung des Bölter bundes in Widerspruch steht.
Es ist ein Neutralitätspaft, das heißt die beiden Bartner verpflichten sich, an feinem Angriff, der von dritter Seite gegen einen von ihnen unternommen wird, teilzunehmen. In zwiejacher Beziehung wird diese Bindung indeffen einge schränkt. Einmal muß der Angriff trog friedlichen Berha.tens des Angegriffenen erfolgen, D. h. also unprovoziert sein, und sodann wird in der den Tert begleitenden deutschen Note ausdrücklich der Notwendigkeit logaler Beobachtung der Artikel 16 und 17 bes Bölferbundstatuts Erwähnung getan. Es find das bekanntlich jene Bestimmungen, die die Mitwirkung jedes Mit glieds der Organisation bei der Abwehr eines Angreifers for dern, der vom Bölferbund als folder festgestellt ist und der es ablehnt, sich des vorgesehenen Apparats zur friedlichen Beilegung von Streitfragen zu bedienen.
Allerdings wird die deutsche Regierung darauf hinweisen, daß die Entscheidungen des Rates nur einstimmig, also nicht gegen das deutsche Botum gefällt werden können, und sie wird sich auf die einschränkende Interpretation berufen, die von den Bertretern der verschiedenen Regierungen in Locarno dem Artikel 16 gegeben worden ist. Eine solche Erklärung mag die Besorgnisse der Sowjetrepublik wegen der angeblich grundsäglich antirussischen Haltung des Bölkerbundes be schwichtigen. Aber sie steht jedenfalls nicht im Gegensatz zu dem Wortlaut und dem Sinn jenes Artikels.
rührt, einer der Faden, die Rußland mit Sem europäischen Syftem zur Aufrechterhaltung des Friedens verbinden tönnen. Er bringt eigentlich nichts Neues. Er bestätigt Bekanntes und von uns Gemolltes. Doch er legt Moskau auf politische Ideen feft, die es vordem befämpft hat. Deshalb dürfen wir ihn begrüßen, und die Frage ist nur, welche Einstellung zu ihm die Deutschnationalen und vor allem die Kommunisten finden werden, die bisher einem Zusammengehen mit Rußland nur unter dem Gesichtspunft eines Bruchs mit dem Besten und, um mit dem Grafen Beftarp zu reden, einer Befreiung von den Bindungen von Locarno " das Wort geredet haben.
Politik und Geschäft. Bezugslisten.
Statt Grundsätze
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Im Konfektionär", der bekannten Textilzeitschrift, fanden wir eine Buschrift zu dem Thema Politik und Ge fchäft", die allgemeines Interesse verdient. Bir entnehmen. ihr folgende Stellen:
Neuerdings versendet eine große bürgerliche Partei an ihre Barteimitglieder eine gebrudte Spezialfifte namhafter Firmen und Lieferanten" mit der Bitte, bei Einfäufen die verzeichneten Firmen zu bevorzugen und sich auf die 2ifte zu beziehen. Diese enthält alphabetisch geord. net so ziemlich alle Branchen, auch Cafés und Baren häuser. Selbstverständlich fehlt auch nicht die Rubrik: Konfektion und Wäsche, Weiß, Woll- und Kurzwaren, Trikotagen. Die Lifte mendet sich an die Großberliner Mitglieder der Partei, enthält alfo Großberliner Firmen. Der Ursprung der Liste wie ihre Empfängerkategorie legen die Gewißheit nahe, daß hier wieder einmal von einer Partei der Versuch gemacht wird mit dem Motto: einmal von einer Bartei der Versuch gemacht wird mit dem Motto: ..Rauft nur bei" usw. das Bublifum bet feinen Ein. täufen parteipolitisch zu beeinflussen. Oder haben die Inhaber der in der Lifte aufgeführten Firmen Beiträge in die Parteitaffe gegeben und ihre Gelder gelten als Insertionshonorar, in welchem Falle die Liste der unbefugte Verfuch der Partei märe, der Bresse Inserate zu entziehen? Daß die ganze Liste nicht unparteiisch zusammengestellt ist, geht schon daraus her. daß&. B. unter der Rubit Ronfettion" ganze brei Kaufhäusern wieder erscheint. Drei Kaufhäuser, beidas ist die Ausbeute aus dem ganzen Groß- Berlin für diese Partei leibe aber nicht etwa die bekanntesten, und sechs Konfettionsfirmen, lifte! Wie man sieht, ist die Liste nicht sehr auswahlreich und dürffe schon wegen dieses Mangels selbst bei den verbohrtesten Anhängern der Partei nicht sehr beachtet werden.
Auch eine Feststellung, daß Deutschland und Rußland jeweilig bemüht sein werden, sich über Fragen, die die beiden Staaten gemeinfam berühren, zu verständigen, fann taum als bedenklich angesehen werden. Eine ähnliche Uebereinkunft mar schon bisher in Geltung, und sie hat befanntlich Deutsch Tanh nicht daran gehindert, sein Verhältnis zu den Westmächten ohne Rücksicht auf die russischen Wünsche zu regeln.ds Firmen figurieren, wobei die eine gleichzeitig unter den Bliebe noch der Zeitpunkt, der in der Tat nicht gerabe günstig ist. Aber hier fann sich das deutsche Kabinett darauf berufen, daß der Termin mehr oder weniger ein Zu: fall ist. Die Verhandlungen laufen bereits seit mehr denn Jahresfrist. Nachdem das erste außerordentlich weitgehende, für Jahresfrist. Nachdem das erste außerordentlich weitgehende, für Deutschland unannehmbare Programm der Ruffen abgelehnt worden war, haben diese zunächst geschmollt und gegrollt. Bor furzem erst sind sie dann plöglich auf den Boden getreten, den das Auswärtige Amt von Anfang an als den einzig möglichen bezeichnet hatte, und ta mar es natürlich sehr schwer, daß jezt von deutscher Seite die Wiederaufnahme der Befprechungen abgelehnt wurde. Man ist in Mostau mit der Zeit anspruchslofer geworden. Man hat zulegt tein Bünd nis mehr gefordert und auch feinen unbedingten Neutralitätsvertrag. Man ist bereit, sich mit der Zugehörigkeit Deutschlands zum Bölferbund abzufinden und gegen die grundfägliche Anerkennung des Artitels 16 teinen Widerspruch mehr zu erheben. Man bequemt fich der deut Ichen Auffaffung an, nach ber ber Bölferbund ein Instrument bes Friedens ift, ja, man ist vielleicht sogar bereit, auch dem Syftem der Schiedsperträge Verständnis entgegenzubringen. Durfte Deutschland fich meigern, diesen Umschmung in der russischen Auffassung vertragsmäßig festzulegen?
Sicher bringt das Abkommen unmittelbar der Sowjetrepublit den größeren Nutzen. Es beruhigt sie über die Abfichten Deutschlands und des Bölferbunds, und es legt eine meitere Brejche in die Mauer ihrer diplomatischen Isolierung. Aber die Jofierung war und ist ja zum guten Teile selbst ge mollt, und der Bertrag hat nicht nur den Vorteil, daß er unsere eigenen Beziehungen zu der Ditmacht außer Zweifel ftellt, fondern er ist, eben weil er an Locarno und Genf nicht
Naturenteignung.
Bon Paul Gutmann.
In diesen Tagen, wo die beabsichtigte Enteignung der Fürsten soviel leidenschaftliche Erörterungen hervorruft, dürfte es erlaubt fein, einmal von dem Gegenteil zu sprechen, von der Enteignung des Boltes. Es gibt Dinge, die so sehr in der göttlichen Weltordnung begründet zu sein scheinen, daß diese Meisten sich eines durch fie erlittenen Unrechts gar nicht bewußt werden. Hierzu gehört die Tatsache, daß dem Großstädter fortgesezt ideale Schäße der Natur geraubt werden, deren er gerade mie fein anderer zu jeiner Lebensfreude bedarf. Wenn der Frühling ins Freie lodt, gemahren wir immer wieder, daß die schönsten Blähe der Umgebung nicht uns gehören, sondern ein paar Glücklichen, die uns davon fernhalten, daß wir höchstens, wie die armen Jungen vor dem Zeltzirkus, einmal einen Zipfel heben dürfen, um zu sehen, was die Bevorzugten da drinnen genießen.
Einer der schönsten Seen um Berlin , der Wannsee , ist uns in seinen nächſtliegenden Teilen verrammelt. Gärten und Häuser sperren ihn ab, und man muß sich auf die Fußspizen stellen, um von den höher gelegenen Straßen durch die Gartenzäune einen Fernblid zu erhaschen. Wer in demokratischen Ländern, zum Bei spiel der Schweiz , gesehen hat, wie an den Geen überall der Ufer rand als ein felbftperständlicher Besiz des Bolles freigehalten wird, der muß über diese brutale Naturenteignung, wie sie der Berliner fich seit Menschengedenken hat gefallen laffen, empört fein. Man muß schon das eine oder andere Wirtshaus besuchen, um im Massengewühl in der Nähe des Sees zu sein. Oder aber das Freibad, diese Dase in der Wüste, gestattet einem auf beschränktem Raum unter Tausenden einen Genuß, deffen man lieber in stillem Bandeln teilhaftig werden möchte. Nur an den entferntesten Uferftreden tommt der Wandrer noch auf seine Kosten.
Aber auch dort erlebt man lleberraschungen. Einer der schönsten Buntte in der Umgebung Berlins ist Cladom. Eine Uferpromenade, Don schattigen Bäumen eingefaßt, zieht sich am Landungsplah bahin und ermedt den Eindrud eines fernen Kurorts. Geht man aber, in den Anblick der anmutigen Seelandschaft verfunten, weiter, und fühlt sich endlich einmal als Kind der Natur, so wird man jählings aus seien Träumen aufgeschredt. Der Weg verengert sich. Eine von steinernen Pfeilern flantierte Gartenpforte scheint das Weitergehen am Ufer zu verhindern. Eine Tafel verkündet: Briva! eigentum. Durchgang ist den Fußgängern vom Eigentümer gestattet." Der halbe Genuß ist einem bereits verleidet. Wir fühlten uns unserer Stadtfeffeln entledigt, glaubten freie Kinder der Mutter Natur zu sein, und hier erfahren wir wieder, daß wir eigentlich Fremde find, Eindringlinge, daß Herr Lehmann oder Herr Schulze uns ausnahmsweise einmal freundlichst gestattet, die Aussicht zu genic en, die eigentlich ihm gehört, weil er sie fout Grundbuch, Bait foundfo, bezahlt hat.
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Fremde Sachen- Fremde Gedanken!
Ein Gutsbefizer und zwei Staatsanwälte.
義 Der beim Gutsbefizer Baul Haffe in Hasenwintel bei Brigwall tätig gewefene Unterfchweizer H. D. war vor einiger Zeit frant und erhielt von der Landkrantentaffe in Brigwalf Krankengeld in Höhe von 15,20 M. Da D. während seiner Krankheit den Stall betreten hatte, murde er bei der Krankenkaffe mit Erfolg denunziert, daß diese die Rüdzahlung des gewährten Krantengelbes forderte. Der Gutsbefizer Haffe murde gebeten, den Betrag vom 2ohn einzubehalten. Nach verschiedenen Wochen fragte die Kranfenfaffe, die inzwischen von dem durch Herrn Hasse vorgenommenen Abzug erfahren hatte, bei diesent an, mann auf die Rüdzahlung des Geldes gerechnet werden dürfe. Herr Hasse antwortete jedoch, er fönne das Geld nicht abführen, da der Unterschweizer bereits verzogen fei.
Da in dieser Handlung fraglos eine Straftat, nämlich die der Täuschung der Krankenkasse in Brizwalt, vorliegt, wurde gegen den Gutsbesizer Haffe bei dem Oberstaatsanwalt in Neuruppin Strafantrag wegen lnterschlagung gestellt. Der Antrag wurde Imit einem Schreiben abgelehnt, in dem folgendes wörtlich gesagt wird:
Es trifft zwar zu, daß der Beschuldigte den Lohnbetrag von Es trifft zwar zu, daß der z 15,20 m., den er in Abzug gebracht hatte, nicht an die Krantentaffe abgeführt hat. Es fehlt aber an jeder Möglichkeit eines ficheren Nach meises baffir, daß der Beschuldigte es vorfäß lich unterlaffen hat.( Trog seiner Auskunft an die Krankenfasse! D. Red. d.„ B.") Da mir die vorsägliche Unterschlagung ftrafbar ist, ist der Beschuldigte fomit einer strafbaren Handlung nicht zu überführen."
Gegen diesen fast urtomischen Bescheid wurde Beschwerde bei dem Generalftaatsanwalt beim Rammergericht in Berlin erhoben und das Ersuchen zum Ausdrud gebracht, den Oberstaatsanwalt in Neuruppin angesichts der offen zutage liegenden vorfäßlichen Handlung anzuweisen, gegen Herrn Haffe bas Straf verfahren einzuleiten. Doch auch der Generalstaatsanwalt lehnte ein Einschreiten mit der Begründung ab:
„ Der Tatbestand der Unterschlagung ist nicht gegeben, weil der Betrag von 15,20 m, den der Beschuldigte von dem Cohn einbehalten hat, für den Beschuldigten feine fremde Sache gewefen ift."
der Landfrankenkasse in Briswalf einem Arbeiter ben Betrag von Also: der Gutsbesizer Haffe in Hasenwintel zieht im Auftrage 15,20 m. von seinem 2ohn ab und erklärt dann der Kasse, er verzogen sei und sich daher keine Möglichkeit mehr zum Abzug tönne den Betrag nicht abführen, weil der Arbeiter bereits biete. Der Oberstaatsanwalt in Neuruppin und der Generalstaats. anwalt beim Kammergericht in Berlin erklären, diese Handlung nicht verfolgen zu können, weil sie nicht vorfäßlich" fei und weil die 15,20 m., die dem Arbeiter gehörten, nicht als fremde Sache des Gutsbesigers angesehen werden!
Der Einsender fügt diefer Mitteilung die Bemerfung an, daß sich die Listenfirmen wundern würden, wenn ihre nicht Juristische Spitfindigkeiten sind dazu gut, daß sie im gegebenen zu der Listenpartei gehörige Kundschaft aus der Tatsache der Liste den Schluß zöge, daß die Firmen Partei Augenblid angewandt werden. Aber der Laie, für den diese Spißgefchäfte fein wollen und andere als Parteifreunde gar findigkeiten eine frembe Gebantenwelt barftellen, fragt fich angesichts dieser Entscheidung der preußischen Strafbehörden, nicht zu Runden haben wollen?" ting sid s Leider teilt der Konfektionär nicht den Namen der mas mohl der Generalstaatsanwalt in Dresden getan Partei mit, die sich zum Agenten für bestimmte Gehätte, wenn er einen solchen Bescheid in den von ihm durchgestöberten fchäfte macht, wahrscheinlich gehen entsprechende Abgaben Atten des Oberstaatsanwalts 2s mus gefunden hätte! Noch dazu, an die font leere Barteifaffe. Bir tömmen aber die Mitteilung wenn er diese Entscheidung in der Ermittlung gegen einen Ar. ergänzen: Die Bartei, bie to offen Bolitit und Geschäft Reiter zutage, gefördert hätte, nicht gegen einen Guts befizer! verknüpft, ist die Deutschnationale Partei Siege cal findet wirklich nur fedys Ronfettionsgeschäfte und drei Kauf Sozialisten im Hungerstreik. häuser in Groß- Berlin, die sie empfehlen fann. Man sieht, wie weit ihre Einflußlosigkeit reicht.
Der neue deutsche Gesandte in Bolivien , bisher Bortragender Regationsrat im Auswärtigen Amt , Dr. Mardwald, wird an fang Mai die Reise nach Bolivien antreten.
Gandhi tommt nach Europa . Der Führer der indischen National bewegung. Gandhi . hat eine Einladung zur Teilnahme an der Internationalen Studentenkonferenz, die Anfang August in innland zufammentreten wird, angenommen. Gandhi teilte jedoch mit, er möchte feine Rede auf der Konferens halten.
Eine Gemeinde, die solches zuläßt oder begünstigt, macht fich eines Bergehens an ihren Mitmenschen schuldig. Eine schöne Aus. ficht, ein erhabener Ruhepunkt, ist ein unerfeßlicher Gewinn an Freude, Lebenslust, Gesundheit. Es geht nicht an, einzelnen Menschen das Redyt zu geben, andere von dieser Freude aus egoistischen Motiven fernzuhalten. Bir lafen unlängst mit Schaudern, daß ein Befizer aus irgendwelchen Gründen das Recht herleiten wollte, das Gebiet des Großglodners dem Touristenverkehr zu verriegeln. Um wieviel empörender ist es noch, dem gehezten Großstädter die paar Fledchen Erde zu nehmen, die wegen ihrer Schönheit der Gesamtheit gehören. Schon ist der Grunewald faft verloren, schon schnüren Bauparzellen den Schlachtensee ein. Benn nicht endlich einmal der Boltswille durchbringt und, wie es in Bien geschehen ist, der Großstadt einen unverleglichen Naturgürtel sichert, so wird bald der letzte Rest von ursprünglicher Natur dem Berliner Bolt enteignet sein. Eine Rüdenteignung dürfte dann, wenn die Not erst ertannt fein wird, auf die größten Schmierig feiten stoßen. Die versäumten Gelegenheiten schreien ja gerade in Berlin zum Himmel. Die Ufer der Spree , die von der Natur gegebene Promenade, sind mit häßlichen Fabriken und Mietstafernen ein ähnlicher Frevel verbaut. Mit der weiteren Umgebung geschieht noch heutigen Tags ein ähnlicher Frevel. Wie lange noch wird das Berliner Volk
sich diese fortschreitende Enteignung seiner Naturschäze gefallen
laffen?
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Jm Sozialistischen" Sowjetstaat. Die Auslandsvertretung der ruffischen Sozialdemokraten in Berlin hat aus ficherer Quelle die Nachricht erhalten, daß in dem Kaforga-( 3wangsat belts-) Gefängnis von Tobolff( Sibirien ) vor mehreren Tagen die dort gefangenen 130 Sosialisten in den Hungerffreit gefceten find. Ein Gefangener foll bereits gefotben fein, ein zweiter im Sterben liegen. Die Hungernden fordern milderung des unmenfchtig strengen Regimes. humanere Behandlung und beffere Verpflegung. Von den Gefangenen haben viele bereits das berüchtigte Konzentrationslager von Solowegt mit einem 17fägigen Hungerstreit hinter fich
Firgga Braun, Ludmilla Hell, Paul Bildt , Mathias Wies mann und Karin Evans gut bejezt, so daß diese Erstaufführung wirklich ein heiteres Wochenende wurde.
Tes.
Herrnfeld- Gastspiel im Luftspielhaus. Im Lustspielhaus er öffnete Anton Herrnfeld fein Gastspiel mit einer Erstauffüh rung. Er hat einen Traum geträumt und ihn flugs zu einem Schwant verarbeitet. Tutankhamen wird von der Oberwelt natürlich influſive feiner Majestät und der Gebeine der Frau bestürmit: er möchte doch dem Böllerbund fein Grab verkaufen. Gemahlin und der Tempeltänzerin, der feurigen Rachel. Und die beiben Weibspersenen haben auch etwas vom Frühling abgekriegt, der in der Obermelt sein Lüftchen wehen läßt. Mannstoll sind sie. Mit dem König wollen fie eine Nacht verleben. Aber Bustefuchen, der fühlt sich noch zu sehr versteinert. Und schließlich: man legt sich wieder für 500 Jahre hin und gewährt dem Böllerbund die Weltauktion. Das alles ist ganz ulfig; aber wenig erschütterno aufgezogen. So recht gelacht hat man nicht. Da waren die beiden Schwänte hausierer Jodele" und Die zweite Frau" schon vergnüglicher. Ein bißchen angestaubt, ein bißchen jentimental, amüsierten fie doch. Es wurde flott gespielt, das ganze Haus mar äußerst freigebig mit dem Beifall. Das Spiel von Anton Herrn leib und Ludwig Urbach sowie dem quietschigen Georg A. F. Bauffen verdient besonderes Lob.
Ein Denkmal für Dr. Jamenhoff. In Warschau wurde am vergangenen Sonntag in Anwesenheit vieler Delegierter aus dem Auslande, darunter auch aus Amerifa, ein Denkmal des Erfinders des Esperantos, Dr. Zamenhoff, enthüllt. Die Mittel für das auf dem Grabe Dr. Zamenhoffs aufgestellte Denkmal find von Esperantisten aus der ganzen Welt aufgebracht worden.
Das neueffe Wert von Gerhart Hauptmann , das moderne Schauspiel Dorothea Angermann", wurde von Mag Reinhardt zur Ur aufführnng erworben. Db das Berl zuerst am Biener Josephstädtischen Theater oder am Berliner Deutschen Theater herauskommen wird, ist noch nicht entschieden.
Spielplanänderung. In der Dper am Rönigsplat wird heute wegen Erfrantung des Herrn Spilder statt„ Cosi fan tutte , ohème" ( Anfang 7%, Uhr) gegeben.
Das Theater am Nollendorfplatz wurde von der Arbeitsgemeinschaft Reinhardt- Barnowski- Robert für die nachfte Spielzeit gepachtet.
Friedrich Moest test Fasanenstr. 38 Mittwoch 7, Uhr Novellen von Mtenberg, wertihenko, Dauthendeh, Bresber u. a.
Weekend" in den Kammerspielen. Unter Erich Engels Regie ist nun in den Kammerspielen die Sommerspielzeit eingezogen. Denn als deren Anfang darf man wohl die. Einstudierung von Noel Cowards Burleste Weekend" anfehen. Einen erzählbaren Inhalt hat diefes Stüd taum. Die Familie, in der jeber nach feinem Geschmad felig wird, hat sich über Sonntag Gäfte eingeladen, das heißt, jedes der vier Familienmitglieder glaubt eigentlich, daß nur sein Gaft fäme, bis am Ende vier Ber. fonen da sind, die unterzubringen und satt zu machen nur darum feine Rot macht, weil es in diesem Haufe nicht Sitte ist, sich über dergleichen aufzuregen. Zuerft ist jeder in feinen Gast verliebt. Die Mutter in den grünen Borerjüngling, die Tochter in den grauhaarigen Diplomaten, der Sohn in die nicht mehr ganz junge Badilich. Nachher findet allerdings ein fleiner Austausch statt, Schauspielerin und der Papa( platonisch) in den lodentöpfigen und schließlich sind alle Teile glüdlich, als sie sich bereits am Sonntagvormittag wieder trennen dürfen. Diese eine Richtigkeit wird in den Kammerspielen eine heitere, beifallumtofte Angelegenheit durch die ausgezeichneten Darsteller, die man bafür aufgeboten hat. Rosa Baletti spielt die nicht mehr gerade jugendliche Theatermutter, die auch im Leben stets auf ihr Stichwort wartet, mit der ihr eigenen tredenen Komit, die gerade in ihrer Zurüdhaltung fo Brausemetter sind ein so hübsches mie unerzogenes Ge unwiderstehlich die Lachmusteln reizt; Camilla Spira und Hans schwisterpaar, noll Temperament und Natürlichkeit, und Marschulen der Stadt in erhalten und angenommen. Der Maler Prof Johann Thorn- Pritter hat einen Ruf an die Werf Thorn- Brillers Gülstorff, der Schriftsteller David Bliß, ist der würdige Bater Göpfungen auf den Gebiete ber Bandmalerei, der Glasmalerei und bes dieser Familie. Auch die übrigen Rollen dieses Stüdes jind mit Rofaits find weithin bekannt.
Alexander Laszlo , der Begründer der Farblichtmufit, gibt eine eine malige Aufführung am Mittwoch, abends 8 Uhr, in der Philharmonie. Bei
biefem Anlaß kommt auch sein Farblichtflavier zur Vorführung.
Hausmufit aus alter Zeit. 8ur musikalischen Erläuterung des im Berein der Freunde der Preußischen Staatsbibliothek am Dienstag 8 Uhr stattfindenden Bortrages des Brof. Jobanes Bolf tragen Frl. Theodora Staus und das Bruinier- Quartett zumeist unbekannte Berte aus fünf Jahr. hunderten vor. Nähere Auskunft über die Erwerbung der Mitgliedschaft ( Bahresbeitrag 12 M.) erteilt die Geschäftsstelle Berlin N. 7. Unter ben Linden 38.