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3.( Entspricht mörtlich Bunft 4 ber deutschen Note, der vom Schiedsgerichts- und Bergleichsverfahren handelt. Siehe oben. des Borwärts".)

Genehmigen Sie, Herr Reichsminister, usw.

Red.

gez. reftinfti. Beide Noten tragen das Datum des 24. April, an dem auch der Vertrag selbst unterzeichnet wurde.

Billigung durch den Auswärtigen Ausschuß.

Der Auswärtige Ausschuß des Reichstags beschäftigte sich gestern nachmittag unter Borfiz des Abgeordneten ergt ( Dntl.) mit dem deutsch - ruffischen Vertrag, über den Reichs minister des Aeußeren Dr. Stresemann nach Befannt gabe feines Inhalts ausführlich sprach. Hieran schloß sich eine fängere Aussprache, an der sich die Abgeordneten Dr. Breit­fcheid( Soz.); Graf Reventlow( Deutschpölf.); Sto ef­ter( Komm.); Löbe( Soz.); Dr. Hoetsch( Dntl.); Dr. Scholz( D. Bp.); Kaas( 3tr.); Dr. Haas( Dem.); v. Freytagh Loringhoven( Dnatl.); Dr. Bredt ( M. Bp.) und Dr. Emminger( B. Bp.) beteiligten. Sämt liche Fraftionen fprachen sich übereinstimmend für die An nahme des Vertrags aus.

Da auf der Tagesordnung der gestrigen Sitzung noch andere Beratungspunkte standen, die nicht erledigt werden fonnten, wurde die Beratung auf heute vormittag vertagt.

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Auch ohne besonderen Scharffinn fann man erraten, daß die Billigung, die der Ruffenvertrag im Auswärtigen Aus fchuß allgemein gefunden hat, aus recht verschiedenen Gründen entsprang. Man darf ohne weiteres annehmen, daß es eine Mehrheit gab, die den Vertrag billigte, meil er mit dem Batt von Locarno vereinbar ist, und eine Minderheit, die ihn billigte, obwohl er das ist. Man fann sich auch denken, daß die Minderheit aus Deutschnationalen, Böllischen und Kommunisten bestanden haben dürfte, und daß die Sozial demokratie in diesem Fall zur Mehrheit gehörte. Der neue Vertrag ist auf die Annahme aufgebaut, daß Deutschland dem Bölferbund beitreten und daß der Beft von Locarno in Kraft treten wird. Deutschland verspricht, als Bölkerbundsmacht darüber machen zu wollen, daß der Böllerbund als wirtliches Friedensinstrument wirft und nicht als machtpolitisches Instrument gegen Ruß­ land mißbraucht wird. Ein solches Wirken entspricht voll­tommen dem Geist und dem Zweck des Bölkerbundes, und mit dem Bersprechen, das es gibt, feßt sich Deutschland nicht in Gegensatz zu irgendeiner anderen Böllerbundmacht. Schon ist die Rede davon, daß Rußland ähnliche Berträge wie den mit Deutschland auch mit anderen Ländern, zunächst mit Frankreich und Bolen, abschließen will. Das wäre zu begrüßen, am erfreulichsten aber wäre es, wenn ein solcher Bertrag auch mit England geschlossen würde. Denn je mehr Berträge solcher Art Rußland schließt, desto mehr nähert es fich dem Bölterbund bis zu dem Buntte, an dem fein formeller Beitritt zur selbstverständlichen Konsequenz wird.

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Der Bertragsabschluß zerstört das bösartige Märchen, Deutschland habe sich in Locarno einem Bund gegen Rußland angeschloffen und sei einem Kriegspatt" gegen die Sowjet­ union beigetreten, von Grund aus. Abermals ift damit ein fommunistischer Schwindel gegen die Sozialdemokratie ent­Larvt, Die Sozialdemokratie legt allerdings das größte Gewicht darauf, den Frieden zwischen ben Völkern der europäischen Kulturgemeinschaft dort am stärksten zu sichern, mo er nach alter geschichtlicher Erfahrung am meisten bedroht ift, nämlich im eften. Sie münscht aber Frieden und Freundschaft und unblutige Beilegung von Ronflitten nach allen Seiten, und darum begrüßt sie ganz besonders freudig hie grundfäßliche Bereitmilligkeit Rußlands , in Zutumnft auch Schiebsverträge abzuschließen. Auch darin liegt eine bedeutsame Annäherung der Sowjetunion an den Gedanken des Böllerbundes..

Das Kriegsgericht.

Bon Hermann Schühinger.

Das Kriegsgericht" ist schon zu allen Zeiten als ein recht problematisches Rechtsinstrument betrachtet worden, ganz gleich, ob es feine Spize gegen Wallensteins Offiziere, gegen den Baron Trend, den Kapitän Dreyfus oder gegen Miß Camell gerichtet, ganz staates gestandes hat.

leich, ob es im Dienſt des franzöſiſchen oder des preußischen Militär. Durch die Veröffentlichungen der Ligue de droit de l'homme et du citoyen" ift die Aufmerksamkeit wieder auf die franzöfifchen Kriegsgerichte gelenkt worden. In Frankreich häuften sich die Er fchießungen vor allem in den Jahren 1916/18, während in Deutsch land Massenerschießungen bei der fämpfenden Truppe nicht vor gefommen find, und von den Hilfsmitteln der standrechtlichen Füfilierung nur in verhältnismäßig wenigen Fällen Gebrauch ge­macht wurde. Die Herrenmenschen des altpreußischen Offiziertorps find an diesem günstigen Urteil über bie deutsche Militärstraftgerichts­barteit im Weltfrieg, weiß Gott , nicht schuld, sondern in erster Linie die grenzenlose Opferbereitschaft des deutschen Soldaten, seine stärkere Rerbenbeherrschung im Gefecht und die nüchterne Art, mit der der Deutsche Truppenoffizier Berfehlungen feiner Untergebenen im feinb lichen Feuer zu beurteilen pflegte. Dazu vermochte sich der meift bürgerlichen Berufen entstammende beutsche Divisionstriegsgerichts. rat bei der Truppe burchzusehen, während der französische Bataillons und Regimentsfommandeur mit großem Geschrei und mächtigem Theater die Erefution in wenigen Stunden am Tatort" vollziehen lich. Gegen diefen Unfug der unmittelbaren Kriegsgerichtsbarkeit haben nun die franzöfifchen Kriegsteilnehmerverbände und vor allem die Liga für Menschenrechte" Front gemacht und eine Nachprüfung fämtlicher ftandrechtlichen Erschießungen im Weltkrieg verlangt. 3wei Fälle tehren neuerdings in den Auffäßen und Reben des Generalsekretärs der Liga für Menschenrechte, Guernut, wieder: die Erfchiehung von Fleury und die von Maifp. Am 11. Juni 1916 find vor Fleurn bei Douaumont die beiden Leutnants Har duin und Millant erschossen worden. In einem eingehenden Memoire hat die Liga nunmehr festgestellt, daß bie beiden Leut nants zu Unrecht, ohne ordentlichen Richterspruch, füfiliert worden find. Auch der Borwurf der Feigheit und der vorzeitigen Preisgabe ihrer Stellung fönne nicht aufrecht erhalten werden. Am 3. Dezem bez n. 3. hat dann das Kriegsgericht von Kolmar die beiden Offiziere mieder rehabilitiert.

Die Erfießung von maily bilbet augenblicklich immer noch den Gegenstand triegsgerichtlicher Ermittlungen. Sie bildete einen Teil der Crefutionen, die die französischen Truppenfomman. beure nach der Maffenmenteret am Chemin des Dames für not. menbig hielten. Das 18. Infanterieregiment, bas bei Craonne nahe zu aufgerieben wurde, mar nach Maisy an der Aisne zurüdgezogen morden, mit dem Bersprechen, daß den Trümmern des bezimierten Regiments eine ausgiebige Ruhezeit gemährt werden solle. Nach einigen Tagen waren plöhlich die Befehlsempfänger der Division in der Drisunterkunft aufgetaucht und hatten bas Gerücht ausgelöst, es ginge wieder nach vorn. Da explodierte in den Scheunenquar tieren des Regiments bie Revolte. Maschinengewehre werden an

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Jede beutsche Regierung, die diesem Gedanten aufrichtig| Dennoch ist es der staatsrechtlichen Konsequenzen wegen vor. dienen will, wird dabei die Unterstützung der Sozialdemokratie zuziehen, wenn eine Abstimmung im Reichstag vorgenommen. finden. Was ist der Gedante des Bölferbundes? Daß Kon wird, bevor der Reichspräsident unterzeichnet. Auch bei flitte friedlich geschlichtet werden sollen, jede überstürzte Schiedsgerichtsperträgen ist bisher so verfahren Zuflucht zur Gewalt vermieden werde und jeder gewalttätige worden, obwohl auch sie nicht zu den Berträgen gehören, die Störer des Friedens bei allen anderen eine geschlossene Abwehr der Artikel 45 der Verfassung besonders aufzählt. front finde. Diesem Gedanken entspricht der Vertrag mit Rußland durchaus. Würde Rußland den Frieden gewalttätig stören, so würde der Vertrag an Deutschlands Ber pflichtung nichts ändern, gegen Rußland , wie gegen jede andere friedenstörende Macht Solidarität zu üben. Das fommt in der Note Stresemanns an Krestinski deutlich zum Ausdrud. Einem Staat, der auf Störung des Friedens aus ginge, würde ein solcher Bertrag nichts nügen.

Wenn man aber den Wunsch der Sowjetunion , alles zu tun, was zur Aufrechterhaltung des allgemeinen Friedens beitragen tann", ebenso ernst nimmt, wie den gleichen Wunsch der im Bölferbynd vertretenen Nationen, dann wird man eine feindliche Haltung Rußlands dem Böller bund gegenüber nicht mehr verstehen fönnen. Man darf es allerdings als einen Fortschritt begrüßen, daß Rußland das grundsägliche Bekenntnis Deutschlands zum Bölferbund zur Kenntnis nimmt, ohne etwas zu entgegnen. Darüber hinaus wird man hoffentlich auch in Rußland einsehen, daß es nicht gut möglich ist, mit Ratsmächten des Bölterbundes Friedens- und Freundschaftsverträge zu schließen, zugleich aber den Bölferbund selbst zu beschimpfen. Indes Deutschland ist noch nicht Ratsmacht, ist noch nicht Mitglied des Bölferbundes. Der Patt von Locarno ist noch nicht in Kraft. Der Vertrag mit Rußland , der als Nach wort zum Paft von Locarno gedacht war, ist zu seinem Vorwort geworden. Und da sind wir allerdings der Meinung, daß dieses Vorwort nicht lange allein stehen bleiben darf.

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Die Sozialdemokratie hat den neuen Vertrag gebilligt unter der Vorausfeßung, daß der Eintritt Deutschlands in den Bölkerbund erfolgt und der Batt von Locarno in Kraft tritt. Es ist ein ernstes 3ntereffe ganz Europas , daß die Hindernisse, die dem Abschluß der Westverträge im Wege standen, jetzt schleunigst fortgeräumt werden. Dann erst wird das richtige Gleichgewicht der Berträge hergestellt sein und Deutschland wird seine Miffion als friedlicher Mittler 3 wischen Ost und West erfüllen können.

Der Vertrag und der Reichstag .

Der nene Bertrag foll ratifiziert" werden. Die Ra fifizierung, d. h. die förmlich- feierliche Bestätigung erfolgt durch Unterschrift der beiden Staatsoberhäupter, alfo auf deutscher Seite durch unterschrift des Reichs. präsidenten. Eine ausdrückliche Billigung durch den Reichstag ist nicht in allen Fällen notwendig, sondern nach Artikel 45 der Reichsverfassung nur dort, wo es fich um Bündnisse oder solche Verträge handelt, die sich auf Gegenstände der Reichsgefeßgebung beziehen. Der neue Vertrag ist ein Bündnisvertrag und bezieht sich nicht auf Gegenstände der Reichsverfassung, so daß ein unbedingter verfassungsrechtlicher Zwang, ihn dem Reichstag vorzulegen, nicht befteht.

Agrarfragen im Landtag. Bolksparteiler gegen Deutschnationale. In der geftrigen Sigung des Landtags war der Abges ordnetenplag des Bohlfahrtsministers Dr. Hirtfiefer anläßlich feines 50. Geburtstages mit einem Blumenstrauß geschmüdt. Es spricht in Fortsetzung der zweiten Beratung des Haus halts der Landwirtschaftlichen Verwaltung

Abg. Wittich- Hessen( Soz.). Er betonte, daß die Agrarfrife nicht besonders aus der allgemeinen schweren Wirtschafts trise herausgehoben werden dürfe. Die große Masse der Lohn und Gehaltsempfänger müsse jezt etwa/ der Reichseinnahmen aufbringen. Das müsse der Landwirtschaft doch zu denken geben, daß fie fich grundsäßlich umzustellen habe. Die tleinen Land­mirte und Bauern fänden, wie z. B. eine Rede des Abg. anger beweise, bei den Deutschnationalen feine Bertretung. Solange die Großlandwirtschaft noch Mittel zur Unterstützung der Gemeorganisationen habe, und große Teile der Schwar­zen Reichsmehr auf ihren Gütern unterbringe, fönne man nicht fagen, daß der Großgrundbesig notleidend fei, wie es die Klein- und Mittellandwirtschaft tatsächlich sei. An dieser Rot trage die mangelnde Rauftraft der Maffen einen großen Teil der Schuld. Die Sozialdemokratie werde für die Großland wirtschaft nicht große Kreditmittel hergeben, die hinterher geschenft

würden.

Abg. Milberg( Dnat.) erklärt, die Staatsregierung habe beim Schuß der Landwirtschaft versagt, wie die große Einfuhr von Milch und Butter zeige. Unerhört gestiegen sei auch der Import von Apfeljinen und Bananen, von Gemüse und Wein. Dadurch feien die Binger ruiniert worden. Zölle nüßten nichts, wenn sie durch Handelsverträge wieder unwirtjam gemacht würden. Der Redner befämpft den Blan, die Einfuhr von Gefrierfleisch zu er eöhen. Siedlung fei notwendig, fie müffe aber vernünftig geschehen. Vor allem dürfte man teine Siedler ansetzen, die von der Land­wirtschaft nichts verständen. Die ausländifchen Wanderarbeiter feien nicht 3n entbehren, weil die deutschen Arbeiter Landarbeit nicht annehmen.( Widerspruch b. d. Soz, lebhafter Beifall rechts.)

Abg. Dr. Hermes( 3tr.) verweist auf die Berschärfung ber Notlage der Landwirtschaft. Einsichtige Kreise der deutschen Land. wirtschaft feien sich durchaus darüber flar, daß die Erfüllung! aller landwirtschaftlicher Wünsche bei unserer Gefamtlage unmöglich feien Abg. Graf Stolberg( D. Bp.) bekämpft die Auffassung der Sozialdemokratie, daß wir uns einseitig auf den Gr. port einstellen dürften. Die bisherige Auswirkung der Zollpolitit habe im allgemeinen den Erwartungen entsprochen, die Gegner der Bollpolitik hätten Unredyt gehabt. Selbst England habe jetzt er hebliche Schutzölle für die Landwirtschaft eingeführt. Die Kritik an der Locarno Politit müsse zurückgewiesen werden. Be bauerlich fei, daß auch in Wirtschaftsfragen immer nur parteipolitifdy agitiert werde. Was hätten denn die Deutschnationalen Positives geleistet, als fie in der Regierung waren. Wenn der Reichspräsident die Reichspolitik mitmache, fönnten auch die Deutschnafionalen fie

mitmachen.( Unruhe rechts.)

Abg. Wachhorft de Wente( Dem.) verlangt, daß der Staat der Mit der Frage, ob er nicht doch dem Reichstag vorzulegen deutschen Landwirtschaft als einem feiner wichtigsten Grundpfeiler ift, wird sich das Reichstabinett befaffen. Der Artikel 45 der in ihrer Not helfe. Trotz der verfleinerten Anbaufläche wird die Berfaffung enthält eine Lüde, deren Ausfüllung durch Gebeutsche Landwirtschaft in Rutunft imftande sein, die wirtschaft wohnheitsrecht bringend erwünscht ist. Denn theoretisch lichen Brobutte, die das deutsche Volt benötigt, auf eigenem Grund macht er es möglich, daß eine Minderheitsregierung einen und Boden herzustellen, menn fie intensiv wirtschaftet. Augenblicklich Bertrag schließt, den der Reichstag nicht billigt, über den die fei ein mäßiger Soulchuk für die Landwirtschaft noch nicht zu ent Regierung ftürzt, der aber dennoch in Kraft tritt! Allerdings behren. wird fein frember Staat an einem folchen Bertrag bann noch ein besonderes Intereffe haben tönnen an seinem formalen an seinem formalen Fortbestehen würde das aber nichts ändern!

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Dieser denkbare äußerste Fall besteht hier nicht, denn erstens ist der Bertrag vor der Ratifizierung bekannt gegeben worden und zweitens ist seine Billigung durch den Reichstag gewiß, zumal fie im Auswärtigen Ausschuß schon erfolgt ist.

den Ortseingängen in Stellung gebracht. Schülfe in die Luft ab. gefeuert; die Offiziere retten fich in ihre Unterstände vor der Wut der plößlich entfesselten Meuterei. Lediglich der Divisionsgeistliche, der Abbé Bergen, hatte den Mut, sich den Aufständischen zu nähern Eine Feldgendarmerietruppe von und sie zur Ruhe zu mahnen. 1500 Mann umstellte das Dorf; die Meuterer ergaben sich auf Gnade und Ungnade und legten die Waffen weg. Dreihundert Soldaten murden zunächst festgesezt; schließlich ging man auf 50 und dann auf 12 Angeflagte herab, die man als Gündenböde brauchte. Das Kriegsgericht trat noch in der Nacht zusammen, ohne daß ein einziger 3euge festgestellt und vernommen werden fonnte, wartete die Rüd. fehr des Divisionsgeistlichen, der zum Stab befohlen war, gar nicht ab, und sprach sofort fünf Todesurteile aus; denn der fommandie. rende General stand wie ein drohendes Gespenst im Saal. Der Berteidiger rang bie Hände: Warum benn gerade diese ba? sind die etwa mehr schuldig, als die anderen?" 3m Morgengrauen des 12. Juni 1917 wurden drei der Berurteilten erschossen. Einer mar noch im legten Augenblid begnadigt worden, ein anderer hatte fich durch den Kamin in Sicherheit gebracht.

Diese Erfchießung von Maisy" ftand nun monatelang im 3en trum der französischen Kriegsteilnehmerpreſſe, der La France mutilée", des Boilu republicain" und der Armee nouvelle" Die Soldatenbünde Frankreichs wollen nicht foder laffen, bis das Stand. recht" endgültig aus der Gerichtsverfaffung beseitigt ist. Sehr gut! Und wir?

Felix Klein.

Als Weltzentrum der mathematischen Wissenschaft galt leit langer 3eit Göttingen , die Wirtungsstätte des unsterblichen Karl Friedrich Gauß ( geft. 1853). Sie hat diesen Ruhm bis in die neueste Beit bewahrt, vor allem dant der unermüdlichen Arbeit von Felig Klein( geft. 22. Juni 1925), ber die legten 40 Jahre feines Lebens ebenfalls in Göttingen gelehrt und gewirkt hat. Auf einem humanistischen Gymnasium vorgebildet, trat er ftets lebhaft dafür ein, daß humanistische und mathematisch- naturwissenschaftliche Bildung durchaus nicht Gegenfäße sind. Aber frei war er von dem Gelehrtenhochmut und Dünfel, der fich auf den Universitäten breit machte, auf die polytechnischen Hochschulen als etwas Minder. wertiges, weil nicht der reinen Wissenschaft Gewidmetes herabjah und den Realgymnasial- und Oberrealschul- Abiturienten den Zugang zur Universität dauernd perfperren wollte. Schon in jungen Jahren war Klein ein Vorfämpfer für die Zulassung dieser Abiturienten wie er auch ein Borfämpfer des Frauenstudiums gegenüber den ver zopften Universitätslehrern in der zweiten Hälfte des porigen Jahr hunderts war. Benn er auch zur Förderung ber reinen abftratten Biffenschaft unendlich viel geleistet hat. fo galt ein großer Teil feiner Lebensarbeit boch ber Durchdringung der Mathematit mit dem labendig pulsierenden Leben und einer gründlichen Reform des gesamten mathematischen Unterrichts von der unterften Stufe bis zu den Hochschulen. Sein Jdeal war, diefen Unterricht einheitlich und aus einheitlichem Geifte zu geftalten, wobei er stets in Bes rührung mit dem Beben und ben prattlichen Anwendungen bleiben folite. Schon als Neunzehnjähriger ftellte er in feiner Dottor biffertation die These auf: Es ist wünschenswert, baß neben ber Euffidischen Methode neuere Methoden für den Mathematifunter

Gegen 7 1hr wird die Weiterberatung auf Dienstag 12 Uhr vertagt 12 Uhr vertagt Außerdem: Verwaltungs- Reditsanwalts

ordnung.

Ochrana - Spigel in Mostau verurteilt. Frau Serebriałowa. bie nach der Anllage feit dem Jahre 1877 für die Moskauer Ochrana Spigelbienfte geleistet hat, wurde zum Tode verurteilt. Die Strafe wurde in fieben Jahre Gefängnis umgewandelt.

richt auf den Gymnasien eingeführt werden." Benn heute der Unterricht wesentlich anders und fruchtbarer gestaltet ist als noch por 30 Jahren, und wenn die fünftigen Lehrer der Mathematit und der Naturwissenschaften zum großen Teil ebenso wie die Ingenieure auf den polytechnischen Hochschulen herangebildet werden, so ist das im wesentlichen Kleins Verdienst.

Zu Ehren seines Andenkens fand am Sonnabendabend eine Feier in der Aula der Universität statt. Stimmungs­poll wurde fie mit Mozartscher Trauermufif eingeleitet und mit Beet hovenscher geschlossen. Dazwischen sollte in drei Vorträgen Kleins Lebensarbeit gewürdigt werden. Leiber waren es Vorlesungen, die, bis vielleicht auf die leßte, durch die mangelhafte Leseweise( von Bortragen war feine Rebe) ein Gefühl öder Langeweile auffommen -war Klein selbst doch ein Redner, der auch bei abstrakten ließen Themen feine Hörer ftets feffelte und felbft fachliche Gegner in den Bann seiner Persönlichteit zwang.

Bt.

Zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens der Sophien- Schule fand in einer Matinee im 2effing Theater die Aufführung eines Festspiels Bin dhe ftatt, von Baul Altenberg verfaßt und von Erwin Beuster in Mufit gefeßt. Da Verfasser und Romponist nicht gerade originelle Bahnen beschritten hatten, be­deutete die breieinhalbstündige Dauer des rein lyrischen Berkes immerhin einige Anstrengungen für die Zuhörer. Aber die meisten wurden damit ausgeföhnt durch den Eifer und die Freude der jugendlichen Darstellerinnen, die mit drei Ausnahmen Schülerinnen der Sophien- Schule waren. Alle zeigten sich mit großer Liebe bei der Sache und brachten eine fo hübsche Aufführung zustande, daß man gern zu der im Prolog erbetenen milden Kritik bereit war und ist. Daß die Anwesenden, Freunde und Schülerinnen der Sophien­Echule, mit dem Beifall nicht fargten, versteht sich von selbst.

Sz.

Ein origineller Alkoholerfah In Norwegen sucht man das dort bestehende Alkoholverbot jest nicht mehr allein durch Schmuggei und Geheimbremmeret, sondern durch Veranstaltung von sogenannten Sörpe Gelagen zu umgehen. Die" Sörpe" ist eine Speise, die aus Zuder, Hefe und Wasser zufammengebraut ist. Bleibt dieje Speile einige Tage lang stehen, so erstarrt sie zu einer Art Grüße, die jedoch besondere Eigenschaft hat, daß schon ein paar Eslöffel Don diefer in Gärung übergegangenen Speise den schönsten Rausch her­vorrufen fönnen. Die Sorpe" Mittage erfahren feinerlei Verjol­gung durch die Bolizei, weil nach dem flaren Wortlaut des Geleges nur die Herstellung und der Ronfum von Rauschgetränken", nicht aber von Rauschgrüßen verboten ist.

Eine neue Tropffte ahöhle entbedt In bergigem Gelände zwischen Sobenlimburg und erlohn entbedten Straßenbauarbeiter, bie mit Sprengungsarbeiten beschäftigt waren, eine Tropfiteinboble von beträcht Es handelt fich anscheinend um einen Ausläufer der in der Nähe befindlichen Dechenhöhle.

Der Gipfel des Snobismus. Das französische Blatt Cri de Baris erhebt farfen Proteft dagegen, daß in Bariser Selhäften alte Bracht ausgaben von Berlen franzöfifcher Klaffiter zu fehen find, die durch Serausnahme ber Blätter su Bigarren und Konfettionsidhachteln umge­ftaltet find. Diese Spekulation auf bie Senfationsinit tulturlover Raffles und Neureichs dürfte in der Zat night jo leicht mehr überboten werben tönnen.