Einzelbild herunterladen
 

Landarbeiterelend.

Erschütternde Zahlen im Landtag.

Der Landtag feßte gestern die Beratung des Landwirt. fchaftsetats fort. Landwirtschafsminister Dr. Steiger ver= breitete sich in längeren Ausführungen über die beabsichtigen Maß nahmen, die zur Unterſtützung der Landwirtschaft und zur Förde rung der Siedlung geplant sind.

Darauf entwarf

Genoffe Brandenburg

ein anschauliches Bild von der Not der Landarbeiter= schaft. Er führte aus: Die Deutschnationalen haben vor diesem Hause erklärt: Wenn wir( also die Deutschnationalen) von der Not der Landwirtschaft reden, dann reden wir auch mit für die Land­arbeiterschaft.( Buruf bei der Enat. Vp.: Das ist auch richtig!) Sehr falsch, denn es stehen die Taten Ihrer Anhänger draußen im Lande in einem schreienden Gegensatz zu den Worten, die Sie hier zum Ausdruck bringen. Ich will einige Beispiele geben. Man fann nicht anders, als mit der Entlohnungsfrage anfangen, und da ist es recht bezeichnend, daß gerade Ostpreußen  , in dem doch Sie, die Deutschnationalen, in der Landwirtschaft dominieren, sich in jeg licher Beziehung stets schlecht gegenüber anderen Provinzen abhebt. Im Monat Dezember 1925 betrug der Monatslohn eines Deputanten, also eines verheirateten landwirtschaftlichen Ar­beiters, also Naturallohn und Barlohn zusammengenommen, in der Brovinz Ost preu Ben 50,56 m.( hört! hört! bei den Soz.) ein Monatslohn und setzt sich zusammen aus einem Naturallohn von 39,24 M. ich muß hierzu sagen, daß dieser Naturallohn höchst anfechtbar in seiner Summierung ist, weil für den Landarbeiter sich dieser Wert nicht herausrechnen läßt, denn es sind Börsenwerte zugrunde gelegt und einem Barlohn von 11,22 m. Als nächste Provinz folgt Schlesien   mit 55,74 m. Monatslohn. Das sind die beiden schlechtesten Provinzen. Es folgen dann in ziemlich er. heblichem Abstand Hessen Nassau  , Pommern   und Bran denburg, die mit etwa 69, 68, 70 M. Monatsverdienst für den verheirateten Landarbeiter dastehen. Es kommen dann Hanno­Der, Schleswig- Holstein   und Previnz Sachsen mit 72 M. und einigen Groschen Monatsverdienst. Dem möchte ich gegenüberstellen den Bezirk Bielefeld  , also Provinz West= falen, in dem der Lohn 92,16 M. beträgt, also nahezu die doppelte Summe dessen, was in Ostpreußen   herauskommt.

-w

-

Bei den jugendlichen Arbeitern liegen die Lohnver­hältnisse so, daß in Ostpreußen   der Stundenlohn der männ lichen 15 bis 16jährigen 7,13 Pf., in Pommern   13,39 Pf., in Brandenburg   12,47 Pf., in Schlesien   13,50 Pf., in Bielefeld  , also in Westfalen, 27 Pf. beträgt, somit nahezu das Vierfache dessen, was in Ostpreußen   geleistet wird.( Hört! hört! bei den Soz.) Männliche Arbeiter über 20 Jahre, ledige Personen, beziehen in Ostpreußen   13,37, in Pommern   22, in Brandenburg  23, in Hannever dagegen 34, in Bielefeld   35 Pf., also nahezu das Dreifache der Summe.

Man fönnte in diesem Zusammenhang einige Bergleiche zwischer: der Lohnhöhe der Landarbeiter und derjenigen der ungelernten Ar­beiter in anderen Berufen anstellen. Während in Ostpreußen  , im Kreise Königsberg  , der Gesamtverdienst eines Land. arbeiters 28,65 Pf. pro Stunde beträgt, bezieht in dem­felben Kreise ein ungelernter Bauarbeiter 63 Pf.

Dasselbe Berhältnis besteht auch in den übrigen Provinzen, so daß man mit Fug und Recht sagen kann:

das Zwei- und Dreifache des Candarbeiterlohnes wird erzielt in anderen Provinzen von ungelernten Arbeitern im Baufach. im Ziegeleiberuf, im Steinarbeiterberuf usw. Troh dieses Jammerlohnes waren im Verlauf des Kalenderjahres noch Cohn­abbaubestrebungen zu verzeichnen.( Hört! hört! bei den Soz.) Es war das in Ostpreußen  , in Schlesien  , in der Provinz Brandenburg   der Fall.

Aber ich möchte ein anderes Bild aufmachen. Wir haben_im Laufe der letzten Monate in immer steigendem Maße feststellen.

Deutschlands   Getreidebilanz.

Ausreichend Brotgetreide im Juland

-

Futtermitteleinfuhr und Vichhaltung.

Unter den Faktoren, die seit dem Oftober des Vorjahres die| besonders auffällig die außerordentliche Steigerung der Einfuhr in Entwicklung der deutschen   Handelsbilanz beeinflussen, spielt den Monaten Juli, August und September bes Bor­die reichliche Getreideernte des Jahres 1925 eine große Rolle. An jahres. Diese Zahlen zeigen, in wie großem Umfange der deutsche, Roggen und Weizen wurden 2,8 Millionen Tonnen mehr geerntet Getreide handel vor Infrafttreten der Getreide­als im Jahre 1924, so daß im laufenden Erntejahr der Import- zölle Getreide auf dem Weltmarkt kaufte und sich verfpetu­bedarf beträchtlich kleiner ist als im Vorjahre. Wie unsere graphische Tierte. Beachtlich ist ferner die starte Verringerung des Import­Darstellung zeigt, läßt sich sogar mit einigem Optimismus annehmen, überschusses in den Monaten Dezember und Januar, in denen eine daß der Gesamtbedarf an Brotgetreide hinter dem des letzten Borkriegsjahres zurückbleiben wird.

Eine solche Schäßung fann man naturgemäß nur mit Vorsicht betrachten. Immerhin ergibt ein Vergleich des laufenden mit dem vorhergehenden Erntejahr, daß zur Deckung des Vorjahrskonsums nur ein Einfuhrbedarf von Millionen Tonnen Weizen besteht, demgegenüber ein rechnerischer Exportüberschuß von 3irfa 1,6 Millionen Tonnen Roggen vorhanden ist. Mit der vor­jährigen Getreideernte ist also hinsichtlich der Brotgetreideversorgung

Deutschlands  

Zuschußbedarf an Getreide 19 13/14 u. 1924/ 25-1925/ 26 In 1000 dz

19 13/14 19/25

Ergänzung bis Ende des Wirtschaftsjahrs

26 805

7819

6785

4524

1925/26

40 700

Z

18 131

15221

12 088

tönne", vor allen Lingen   im Dezember, Januar und Sebruar, daß Brotgetreide Futtergetreide

in bei der Landarbeiterschaft vorgenommen werden, und zwar deshalb, weil diese Landarbeiter fich weigern, Jahresverträge oder Berträge, die eine viertel­jährliche Kündigungsfrist vorsehen, zu unterschreiben. Die land wirtschaftlichen Unternehmer geben solche Verträge heraus. Sie bestehen auf dem Unterzeichnen folcher Berträge, um sich auf diese Weise von der Zahlung der Beiträge für die Erwerbslosenfürsorge drücken zu können.( Sehr richtig! bei den Sez.) Die Landarbeiter haben sich in ziemlich starkem Maße geweigert, derartige Berträge zu unterzeichnen und zur Strafe für diese Weigerung erfolgte glatt meg Entlassung.( Hört! hört! bei den Goz.) Dann einige Angaben darüber, in welchem Umfange derartige Entlassungen vor sich gingen und welche Personen als Entlassende hierbei in Frage famen. Es wird aus dem Bezirk Liegnitz   be­richtet: Es ist uns bekannt, daß allgemen versucht wird, durch Ab­schluß von Jahresarbeitsverträgen ohne Kündigungsfrist fich der Zahlung von Beiträgen zur Erwerbslosenfürsorge zu ent­ziehen. Kündigungen sind erfolgt, weil Arbeiter Jahresverträge nicht unterschrieben, in denen feine Kündigungsdauer enthalten ist. Aus dem Kreife Sprottau   in Schlesien   wird berichtet: Der Rittergutbefizer und Vorsigende des landwirtschaft lichen Arbeitgebern rbandes von Diebitsch   entließ am 1. Februar eine Familie, weil sie sich weigerte, einen solchen Vertrag zu unterschreiben. Am 9. Februar wurden zwei wei tere Familien aus dem gleichen Grunde von demesleben Ar­beitgeber entlassen. Das Dominion Neithardt zwang die Land­arbeiter dadurch zur Unterschrift unter den Jahresvertrag. indem ihnen gesagt wurde: Wer nicht unterschreibt, wird entlassen. Aus dem Kreise Striegau   wird berichtet:

-

In Gäbersdorf, Besizer Siegfried von Richthofen, find Kinder von der Gutsverwaltung aufgefordert, für die Eltern die Unter­schrift unter die Verträge zu sehen, was auch geschehen ist. ( Hört! hört! bei den Soz.)

-

In Häslicht, Eisdorf  , Fehebeutel, Besizer von Daminis, ist ein unbeschriebenes Blatt Papier   zur Unterschrift norgelegt worden mit der Erklärung: Wer nicht unter schreibt, ist entlassen.( Hört! hört! bei den Soz.) Wie es mit der Erwerbslosenunterstügung für diese Landarbeiter aussieht, darüber berichten einige Landesarbeitsämter, so das für Ostpreußen  , indem es sagt, daß in den Kreisen Dar. fehmen und Rastenburg   Zahlung der Unterstützung ver­weigert wird. Das Landesarbeitsamt für Pommern  : Unter­stützung wird nicht gezahlt in den Kreisen Bütom, Rummels. burg, Demmin  , Rammin, ujedom und Wollin  . Bezirk des Landesarbeitsamts Schlesien  : In Oberschlesien   werden Unterstützungsgefuche auf Erwerbslosenunterstützung von den Be­hörden größtenteils abgelehnt. Bezirk des Landesarbeitsamts für Sachsen- Anhalt  : In den Kreisen Querfurt  , Delißsch, Saaltreis, Sangerhausen  , 3eiß wird die Zahlung von Unterstühung abgelehnt, wenn verher Beiträge nicht geleistet mur­den. Kreis Jerichow II, Bezirk Magdeburg  : der Berwal tungsausschuß und das Arbeitsamt in Genthin   lehnen Unter­flüßungsanträge grundfäßlich ab unter Hinweis auf die Richtlinien des preußischen Wohlfahrtsministers. Um biefem Uebelstand entgegenzutreten, haben wir bereits im Hauptausschuß entsprechende Anträge geftelt. Wie groß der Umfang der Arbeitslosigkeit

in Landarbeiterkreisen ist, dafür einige Angaben: Das Landesarbeits­amt für Ostpreußen   berichtet aus dem Kreise Allenstein  : Die Arbeitslosigkeit unter den Freiarbeitern ist eine fast voll. tommene. Kreis Lozen: Arbeitslosigkeit besteht vorwiegend unter den Freiarbeitern. Aus Pommern  : Kreis Kolberg  : Arbeits­lose Landarbeiter etwa 350. Kreis Schlame: 200 arbeitslose Landarbeiter, vorwiegend Freiarbeiter. Kreis ledermünde: Starte Arbeitslosigkeit der Landarbeiter, besonders in der Pasemalter

Deutschlands   vor Einführung der Zölle menigstens statistisch das Ziel erreicht worden, den gesamten Bedarf aus dem heimischen Boden zu decken. Ganz anders liegen dagegen die Dinge beim Futtergetreide, für das auf unserer Darstellung sogar eine 3unahme des Importbedarfs um zirfa 300 000 Tonnen angenommen wird. Diese Zunahme, die die bis herigen Nachweise über den auswärtigen Handel als sehr wahr scheinlich erscheinen lassen, fand statt, obgleich ein sehr erheblicher Sie läßt darauf Teil des Roggenüberschusses verfüttert wurde. schließen, daß in sehr viel erheblicherem Umfange als im Vorjahre Schweine gemästet wurden. Tatsächlich wurden im Kalender jahr 1925 rund 1% Millionen Schweine mit einem Schlachtgewicht von zirka 1,6 Millionen Doppelzentner mehr geschlachtet als im Ka­lenderjahr 1924. Sie dürften einen Mehrverbrauch an Futter­getreide in Höhe von rund 1 Million Tonnen darstellen. Einen guten Einblid in die Tendenz zur verstärkten Schweinemäftung ge­währte auch die letzte Biehzählung, die zeigte, daß sowohl die Zahl der Ferkel wie die Zahl der Sauen beträchtlich zugenommen hat. Tatsächlich scheint sich die start vermehrte Zucht auch am Schweinemarkt auszuwirken, auf dem die Preise in den letzten Mo­naten um rund 30 Proz. nachgegeben haben. Immerhin bleibt auch noch heute der Futtergetreidebedarf der deutschen  Boltswirtschaft um mindestens die Hälfte hinter dem Vortriegs­

bedarf zurüd.

Unsere zweite graphische Darstellung zeigt die monatliche Bewegung der Getreideaußenhandelsbilanz. Bergleicht man sie mit der Vorfriegszeit und dem Vorjahr, so ist

Gegend. Die Arbeitslosigkeit ist auch unter den Deputatarbeitern eine beträchtliche. Bezirk des Landesarbeitsamtes für Schlesien  : Kreis Breslau  : Zahlen vom 31. Januar 1926: Berheiratete Landarbeiter 328, ledige Landarbeiter 99, ledige Landarbeiterinnen 75. Kreis Nimptsch: Arbeitslose Landarbeiter etwa 440. Bezirk des Landesarbeitsamtes für Berlin  : Das Landesarbeitsamt Berlin  berichtet, daß bei den Berliner   Arbeitsnachweisen( Landwirtschaftliche Abteilung) durchschnittlich 300 Landarbeiter täglich vor­stellig werden. In den Beherbergungsstationen sind vor einigen Tagen etwa 650 aus der Landwirtschaft stammende Bersonen ge­meldet worden. Bezirk des Landesarbeitsamtes für Branden burg: Das Landesarbeitsamt berichtet, daß am 15. Februar 1926 bei den brandenburgischen Nachweisen( es fehlen 10) 1156 männliche und 480 weibliche landwirtschaftliche arbeitslose Arbeitskräfte gezählt wurden.( Hört, hört! bei den Sozialdemofreten.) Bezirk des Landesarbeitsamtes für Sachsen- Anhalt  : Das Landesarbeits. amt in Magdeburg   teilt mit, daß am 15. Januar 1926 arbeitslos waren: 2157 männliche Bandarbeiter, 867 weibliche Landarbeiter. ( Hört, hört! bei den Sozialdemokraten.) Bezirk des Landesarbeits­amtes für Schleswig- Holstein  : Das Landesarbeitsamt für Schleswig- Holstein   teilt mit, daß zu Beginn des Jahres 1926 gezählt Schleswig- Holstein   teilt mit, daß zu Beginn des Jahres 1926 gezählt wurden: 4080 männliche und 213 weibliche arbeitslose Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft. So sind die Ziffern der arbeitslosen Land.

arbeiter.

Aber der ganze Jammer dieser Zahlen wird einem erst offenbar, wenn man dem die Tatsache gegenüberhält, daß

über 80 000 ausländische Landarbeiter über Winter durchgehalten worden sind von deutschen landwirtschaftlichen Unternehmern.( Leb­hafte Rufe links: hört, hört!) Den deutschen   Arbeitern werden Lohnzulagen wegen angeblichen Richtfönnens versagt; aber viele Behntausende von Ausländern durchwintern zu lassen, dazu langt es! In einer ganzen Reihe von Provinzen haben wir Tausende und aber aber Tausende arbeitsloser deutscher   Land

Deutschlands   Getreidebilanz 19 13/14 und 1924/25 1925/26 Brotgetreide, Futtergetreide und Mehl

In 1000 dz 695

3750

1217

2121

1675 1983

1181

3572

31999 3224

3835

4724

84931

5856

5440

5453

6789

7495

Z

ASONDJ FMAMJASONDJ FMAMJ JASONDJ FM 1913 1914 1924 192 5 1926 außerordentlich starke Weizenausfuhr den Imporibedarf beinahe ausglich.

Unter allgemeineren Gesichtspuntten betrachtet, zeigt eine Unter­suchung der deutschen   Getreidebilanz mit großer Deutlichkeit, daß der Wiederaufbau des deutschen   Biehbestandes noch nicht vollendet ist, daher die geringe Futtergetreibeeinfuhr, während die deutsche   Brotgetreideernte mindestens im Verhältnis zum deutschen   Konsum im Vorjahre einer reichlichen Bor­friegsernte glich, obgleich bekanntlich die Echäzungen der statistischen Behörden noch immer den Eindruck erwecken, als sei dies nicht der Fall.

Preußens Darlehn für Giesche.

Eine amtliche Mitteilung bestätigt nunmehr den Abschluß der Berhandlungen zwischen dem preußischen Staat und der Bergwerfs­gesellschaft Georg von Giesches Erben  . Sie hatten das Ergebnis, daß Giesches Erben ein Regierungsdarlehn zu er mäßigten Zinsbedingungen für den Bau einer Zinthütte in Deutsch­Oberschlesien erhalten. Das Ziel der preußischen Regierung, die Zinkerze aus den Deutsch  - Bleischarley Feldern in einer deutschen  Hütte verarbeiten lassen zu fönnen, ist auf diese Weise erreicht worden. Das Darlehn wird durch Pfänder gesichert. Außerdem erflärten die in der außerordentlichen Mitgliederversammlung der Werke anwesenden Mitglieder von Giesche, daß ein der preußischen Regierung genehmes Mitglied in das Repräsentanten­follegium aufgenommen werden soll, worüber noch in einer ordentlichen Mitgliederversammlung Beschluß gefaßt werden muß.

Der Arbeitsmarkt in der dritten Aprilwoche. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Reich hat sich nach den Berichten der Landes­arbeitsämter für die dritte Aprilwoche faum verändert. Die Zahl der Erwerbslosen ist im allgemeinen weiter zurüdge. gangen, doch vollzieht sich der Rückgang sehr viel lang famer, so daß die Gesamtzahl um ein Vielfaches höher ist als im Borjahre. Im Steinkohlenbergbau, im Hüttenwesen und in der Maschinenindustrie überwiegen die Entlassungen; in den übrigen Berufsgruppen ist die Situation schwankend und örtlich verschieden. Die Aufnahmefähigkeit des Baugewerbes ist immer noch nicht sehr groß. In der Landwirtschaft ist Nachfrage nach Arbeitskräften vor­handen, jedoch zurückhaltender wie in früheren Jahren. Besonders schlecht gestaltet sich weiterhin die Lage der kaufmännischen Ange­stellten.

Die Macht der Großkonsumenten. Die Osram Gesell­schaft, die deutsche Vertreterin des internationalen Glühbirnen­trusts, steht durch ihre Vertriebsgesellschaften in Verhandlungen mit verschiedenen Behörden Preußens und des Reichs, denen für Glüh­lampenlieferungen ein Preisnachlaß von nicht meniger als 40 Proz. gewährt werden soll. Für Massenlieferungen sind derartig hohe Sonderrabatte gegenüber dem gewöhnlichen Einzel­verkaufspreis in der Tat nichts Ungewöhnliches. Die Preisvorteile, die beim Massenbezug vom Produzenten direkt herauszuholen" sind, haben in vielen Fällen bekanntlich zur Bildung von Einkaufs­vereinigungen( oft in der Form von Genossenschaften, z. B. bei den Konsumvereinen GEG. und den Kolonialmarenhändlern) ge­führt. Die öffentlichen Organe freilich haben bisher, wohl mit Rücksicht auf den Handel, dessen Gewinnmöglichkeiten man nicht schmälern wollte, von ihrer Machtstellung als Großabnehmer zahl 3weifellos liegt in dem Vorgehen der öffentlichen Verwaltungen ein reicher Artikel nur verhältnismäßig geringen Gebrauch gemacht. Fortschritt, denn es ist gar nicht einzusehen, warum der Staat auf Kosten der Steuerzahler diejenigen Teile des Verteilungsapparates ( bes Handels), die unrationell arbeiten, bis in alle Ewigkeit mit durchschleppen soll.

| arbeiter, während in derselben Zeit Ausländer beschäftigt

werden.

Und dabei wurden für 1926 wieder 130 000 Ausländer für die deutsche Landwirtschaft zugestanden, fontingentiert?( 3urufe.) Jawohl, ausdrücklich zugestanden! Wir wissen, daß die Reichs arbeitsverwaltung das Recht der Kontingentierung hat.

Die Frage der Kontingentierung geben uns überhaupt ein recht interessantes Bild. Im landwirtschaftlichen Fachausschuß der Reichsarbeitsverwaltung haben gerade die Vertreter des Großgrund­besiges einem Abbau des Ausländerkontingents den stärksten Wider­fpruch entgegengesetzt.( Hört, hört!) Die Vertreter der Landbünde, des Großgrundbefizes wollten die Reichsarbeitsverwaltung dazu veranlaffen, die Kontingentierungsziffer überhaupt fallen zu laffen; die landwirtschaftlichen Unternehmer erflärten: das System der Kontingentierung fei zu starr, sie wollten lieber aus freier Ent. ließung die Zahl der Ausländer her absetzen. Was zeigte fich aber in der Zukunft? Während bis dahin von 130 000 Aus­ländern die Rede war, während auch mitgeteilt worden war, daß feinesfalls ein höheres Kontingent als 130 000 zugestanden werden würde, wurden nach dieser Erklärung des Großgrundbesites rund 183 000 ausländische Arbeitskräfte angefordert. So fah die freie Wirtschaft auf diesem Gebiete aus, wie fie vom Großgrundbesitz

angestrebt wurde!

Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen richtete Genoffe Brandenburg an den Landwirtschaftsminister den Appell, mehr als bisher für die Interessen der Landarbeiter zu tun. Die Frei zügigkeit der Landarbeiter muffe unter allen Umständen gewahrt bleiben, dem Wohnungselend auf dem flachen Lande müsse abge. holfen werden. Die Anträge der Sozialdemokraten weisen den Weg, wie man den Landarbeitern helfen tönne.( Beifall bei den Soz.).

Nach längerer Debatte schließt die allgemeine Aussprache. Das Haus vertagt sich um 27 Uhr auf Mittwoch 12 Uhr( die Abgabe der Reichsratsstimmen, Abstimmungen, Etat der Bergverwaltung).