nicht um des Wtta�chm Glanzes wMen begehrten ste sa �hren� Tag. Sondern sie schmückten ihn ein wenig und ehrten ihn in ihren heften Gewändern, eben weil e»„Ihr" Tag war, weil er den Blick erschloß in eine künftige, besser« Zeit: denn das Symbol der Einig- kcit aller Arbeiter muß und wird eines Tages die Einigkeit oller Arbeiter schaffen, und jeder von ihnen wird dann fühlen, daß er nichts ist als ein Teil aller, und daß Leid oder Freud « ihn treffen und alle mit ihm. Wenn aber dann di« Arbeiter aller Stände und Nationen sich zu der«inen gigantischen Gestalt des Arbeiters»er- schmolzen hoben, dann wird er die Welt umschmieden nach seinem Gesetz, und sie wird Raum und Nahrung haben für olle. Das wußte der rußige Mann vor dem Feuerloch, daran glaubte er, und daran lehrte er die Jungen glauben. Und so waren alle Jahre mehr Menschen aus der Fabrik am ersten Mai ausgezogen, die Zukunft zu grüßen. Dann stand auf den Stirnen der Männ «r und Frauen ein leichter Glanz, w«nn die Lippen dt« Worte lächelten: „Unseren Kindern!"' Denn all« die Erwachsenen begriffen wohl, daß sie nur die Bereiter eines Weges waren, den ein« künftig« Generation gehen würde. Aber gerade das machte sie froh, daß es ihnen oer- gönnt wa.r, neben der vergänglichen, traurigen Arbeit ihres M- tags Besseres, Unvergängliches zu leisten. Diesmal freilich gab es in den Familien manch« sorgenvollen Gesichter, wenn vom ersten Mai gesprochen wurde.„Bedenke. Mann. noch ein freier Tag in der Woche", sagt« auch manche sonst tapfere Hausfrau traurig. Ja, noch ein Tag ohne Verdienst, das war schon schlimm. Aber eigentlich gab es ja in der Fabrik reichlich Arbeit, mehr, als bewältigt werden könnt«. Dielleicht würde sich der Direktor bewegen lassen, wenigstens statt des ersten Mai» an einem anderen Tag arbeiten zu lassen. Also ging der rußige Mann vor dem Feuerloch eines Tages zu ihm. Mit stockenden und ungefügen Worten bracht« er fein An- liegen vor, denn die Einwände des Redegewandten sprangen ihm immer als Hindernisse dazwischen: und als sie ihn nicht scheitern ließen, formten sie sich zum unmißverständlichen„Nein". So gab es in dieser Woche eben nur drei Arbeitstag«, aber �viel, viel Sonne am ersten Mai, und blitzsaubere Kleider, deren zahlreiche Schäden sorglich ausgebessert waren, und blitzsaubere Menschen, die ihren knurrenden Magen vergaßen bei dem träft- lichen Gedanken:„Unseren Kindern!" Der Direktor aber hatte eine� sorgenvollen Tag: denn er wußte ja am allerbesten, daß ganz and«r« Gründe al» Arbeitsmangel die Einführung der Kurzarbeit bestimmt hatten. Und nun blieben noch mehr der dringendsten Arbeiten liegen, und der Tag war nicht mehr fern, an dem wieder mit der Dollarbeit begonnen werden mußte. Cr war recht ärgerlich. Doch als am Abend des ersten Mai» fein erster Sohn geboren wurde, freute er sich sehr, und beschloß--- den Geburtstag des Kindes künstig am zweiten Mai zu feiern.
" Drei Köpfchen. von Scholem illejchem. (Aus dem Jüdischen von A. Suhl.) Hätte der Dichter statt der Feder den Pinsel des Malers oder merngstens den Apparat des Photographen, dann würde ich dir, Fre�Irtb, ein BfCb zum Pfingstg«schenk machen, eine erlesene Gruppe von drei jungen, schönen, prächtigen Köpfchen dreier armer, halb- nackter, barfüßiger jüdischer Kircher. Alle drei Köpfchen sind schwarz, di« Haare gelockt, die Augen groß, alänze-nd. brennend� und wie verwuichert gucken sie euch an und fragen die Welt: Warum? Ihr schaut sie an tnch bestaunt sie, und ihr fühlt euch wi« sündig vor ihnen, als wenn ihr wirklich daran schuld wäret, daß sie erschaffen wurden— noch drei über- flüssige Wesen auf der Welt erschaffen!... Die drei schönen Köpfchen, Abramtschik, Mossiejtschik und Dewojrka, sind zwei Brüder und ein kleines Schwesterchen. Abram- tschik und Mojssejtschik— so tost sie ihr Vater. Pejsse der Buchbinder, auf russische Art. Wenn er sich nicht vor seinem Weib« Pessi schämt« und nicht so bitterarm war, würde er seinen eigenen Namen auch umändern: aus„Pejsse der Buchbinder" in„Peti Pereplotfchik". Doch da er fein Weib Pefsi ein bißchen fürchtet und da er— nicht euch zugedacht— ein rechter Habenichts ist. behielt er vorläufig seinen alten Namen„Pejsse der Buchbinder", bis die gute Zeit cimnal kommt, jene glückliche Zeit, wo alles anders werden wird. so wie Bebel sagt, und so wi« Karl Marx sagt, und so. wi« alle guten, klugen Leute sagen— dann, ja dann wird alles anders werden!... Doch bis die gute, glückliche Zeit einmal kommt, muß man vorläufig vom frühen Morgen bis zum späten Abend dastehn und Pappe schneiden uvd Kästchen und Schachteln leimen... Und Pejsse der Buchbinder steht den ganzen Tag auf den Füßen und schneidet Pappe und llebt Schachteln und singt dabei alte und neue jüdische und nichtjüdische Liedchen, meist fröhlich-traurige mit fröhlich- trauriger Melodie. „Ob du wohl mal aufhörst mit deinen Christenliedern?! Hat sich da ein Mensch nicht zu knapp in die Christen verliebt! Seit wir in die groß« Stadt gezogen sind, ist er ein ganzer Ehrist geworden. du Nebe Zeit!" * Alle drei, Abramtschik, Mojssejtschik und Dewojrka, stnd am gleichen Ort geboren und aufgewachsen: zwischen der Wand und dem Ofen: all« drei haben jeden Tag ein. und dasselbe vor Augen: den fröhlichen Dater, der Pappe schneidet, Schachteln klebt und Lieder singt, und die sorgenvolle, dürre Mutter, di« kocht und backt und fegt und räumt und niemals fertig ist. Beide find stets bei der Arbeit: die Mutter am Ofen, der Vater stets bei den Schachteln. „Wozu braucht man so viel Schachteln? Wer braucht denn so viel Schachteln? Da muß vielleicht die gange Welt voll Schachteln sein?..." Sa denken die drei schönen Köpfchen und könnens kaum er- Marten, daß fich viel« viele Schachteln beim Bater ansammeln und er sie allesamt aus den Kopf und in di« beiden Arm« nimmt— vielleicht taufend Schachteln— und daß er mit ihnen auf den Markt geht und zurückkommt ohne Schachteln, aber mit Geld für die Mutter und mit Brötchen, Bretzeln oder Zuckerzeug für die Kinder. Ein guter, och, ein guter Vater ist das bei ihnen, ein Goldvater! Die Mutter ist auch gut, aber streng. Es fetzt bei ihr oft einen Klaps, einen Rippenstoß, oder sie zieht einen an den Ohren. Sie liebt es nicht, daß man ihr einen Schweinestall macht. Sie will nicht, daß die Kinder Dater und Mutter spielen: sie will nicht, daß Abramtschik die.Pappabsälle schneidet, daß Mojssejtschik beim Bater Kleister maust und daß Dewojrka Brot aus Sand und Wasser backt... Die Mutter will, daß die Kinder sMsitzen, sittsam, die, Mutter weiß wahrscheinlich nicht, daß jung« Köpfchen arbeiten, daß jung« Seelen lortstreben. fortstreben, fortstreben— wohin?... Hinaus zum Licht! Zum Fenster! Zum Fenster! • Alles in gllem«in Fenster,«in bißchen Fenster. Alle drei Köpfchen streiten sich um da, bißchen Feister. Und was sieht man dort: eine Wcnch. Eine hohe, breite, graue, nasse Wand, Immer
und ewig ist sie naß. Sogar im Sommer!... Kommt hier einmal die Sonne her? Freilich kommt hier einmal die Sonne her. Das heißt, nicht die Sonn« selber, sondern ein Abglanz von der Sonne. Und dann ist's ein Fest. Alle drei schönen Köpfchen drücken sich an das bißchen Fenster, gucken hinauf, ganz nach oben hinau und sehen einen langen, schmalen, blauen Streifen, wie ein langes, blaues Band. „Da! Seht ihr, Kinder? Dos ist der Himmel!" So sagt Abramtschik. Abramtschik weiß es. Abramtschik geht in die Kleinschule. Er lernt schon das A. Die Kleinschul« ist eben da in der Nähe das nächste Haus, das Hecht die nächste Tür. Ach, was Abramtschik bloß für verwunderliche Sachen von der Schule erzählt! Abramtschik erzählt, daß er es selbst gesehen hat, er möge so olles Gute sehen, einen Schornstein, einen hohen Schornstein.
Mai. Das ist der erste Tag im Mai, Voll Vogelsang und Blütenfreude. Das lockt und ruft: Herbei. Herbei! Die Wiese steht im Feierkleide. Das ist im Mai der erste Tag! Er kommt, uns seine Kraft zu leihen. Die Hände ruhn, kein Hammerschlag Soll diesen unfern Tag entweihen. Ein Schweigen ist, das lauter spricht, Als aller Heere Waffengrollen. Tief atmend reckt sich auf zum Licht Ein Riese, stark in seinem Wollen. „Ich will/ so klingt sein Donnerwort, „Daß endlich Friede sei auf Erden!* Ein Echo hallt von dort und dort: »Ja. Friede, Friede soll es werden!" Die Saat steht grün. Die Hoffnung weht Wie Morgenbrise frisch im Maien. Geduld! Im warmen Mittag steht Der Bund der Völker und der Freien. Und nicht gebückt, nein, aufrecht frei, Umflutet von des Tages Schöne, Zieh'n in den ersten Weltenmai Der freien Arbeit stolze Söhne. Otto Meier. r~rr-rrr-rrn�rriTi�� und aus dem Schornstein raucht's... Abramtschik erzählt, daß er es selbst gesehen hat. er möge so alles Gute sehen, eme Maschine, auf der näht man ohne Hände... Abramtschik erzählt, daß er e» selbst gesehen hat, er möge so alles Gute sehen, einen Wagen, der fährt ohne Pferde. Und noch mehr solcher Wunder erzählt ihnen Abramtschik aus der Schule und schwört dabei, wie die Mutter schwört— er möge alles Gute sehen... Und Mojssejtschik und Dewojrka hören ihm zu und' seufzen und beneiden ihn. daß Abramtschik alles weiß, alles! « Zum Beispiel: Abramtschik weiß, daß ein Baum wächst. Aller- dings, er selbst hat noch, so wenig wie sie, gesehen, wie«in Baum wächst. Es gibt keine Bäunie äuss der Straße. Es gibt kein'el Er weiß aber(in der Schule hat er es gehört), daß auf dem Baume Früchte wachsen, und deswegen sprechen wir über eine Frucht den Segen.dem Schöpfer der Frucht des Baumes". Abramtschik weiß (was weiß er denn nicht?), daß Kartoffeln z. B. oder Gurken oder Zwiebeln oder Knoblauch auf der Erde wachsen— unh deswegen sprechen wir über sie.dem Schöpfer der Frucht der tkrde". Alles weiß AbramtschiiI Er weiß nur nicht, wie und wi�so das wächst, denn da gibt's kein Feld, gibt's keinen Garten, gjIl s kein Gräschen — es gibt keins! Gibt keinsl In ihrer Straße gibt's riesige Häuser, graue Wände, hohe Schornsteine, aus denen es raucht, und Fensterchen viel in jenem riesigen Hause, tausend, tausend Fensterchen, und Maschinen, die ohne Hände nähen, und Wagen, die ohne Pferde fahren— und sonst nichts, gar nichts! Sogar ein Böglein sieht man hier selten. Verirrt sich mal ein Spatz hierher, ja, der ist grau wie die graue Wand. Pickt, pickt die grauen Steine, steigt auf und fliegt davon... Don Geflügel kriegen sie einmal zum Sabbat«tn Viertel Huhn zu sehen mit ejnem blassen, ausgestreckten Fühchen. .Wieviel Fühchen hat ein Huhn? Selbstverständlich vier! Guck doch ein Pferd!" So entscheidet der ältere Abramtschik. Und Abramtschik weiß ja alles!... Die Mutter bringt mal ein Hühnertöpfchen vom Markt mit gebrochenen Aeuglein, überzogen von einem dünnen weißen Häutchen....'s ist tot!" sagt der ältere Abramtschik, und alle drei Köpfchen gucken einander an mit großen schwarzen Augen und seufzen. Geboren und ausgewachsen in her großen Stadt, in dem riesigen Hause, in großer Enge, in Elend und Armut, haben alle drei Kinder noch me Gelegenheit gehabt, weder Geflügel, noch Rind, noch sonstiges Getier lebend vor Augen zu sehen, außer einer Katze. Da haben sie eine eigene, eine lebendige große Katze, grau wie die große nasse Wand.., Die Katze ist ihr ganzes Vergnügen. mit der Katze spielen sie stundenlang, binden ihr ein Tuch um den Kops, nennen sie.Frau Gevatterin" und lachen, lachen, lachen über die Maßen! Da erblickt'» die Mutter und teilt ihnen aus: schenkt dem einen Klaps, dem einen Rippenstoß, den zieht sie beim Ohr. Die Kinder gehen auseinander, jedes an feinen Ort hinterm Ofen. Der ältere Abramtschik erzählt etwas, und die kleineren Mojssejtschik und Dewoirka hören zu, gucken ihr älleres Brüderchen mit großen Augen an und hören zu. Abramtschik sagt, daß man mit einer Katze nicht spielen darf, weil eine Katze ein sündhaftes Tier ist und ein Teufel. Alles weiß Abramtschik, alles! Gibt es wohl etwas auf der Welt, was Abramtschik nicht weiß? * Alles weiß Abramtschik! Abramtschik weiß, daß es ein Land gibt, ein fernes Land, ein sehr fernes Land, das nennt man Amerika . Dort, dort in dem Amerika ist's den Inden, unberufen, gut und fröhlich. Dorthin, nach dem Amerika , werden sie hinüberfahren, wenn Gott will, übers Jahr, wenn sie von dort Schiffskarten be- lonnnen werden. Ohne Schiffskarten kann man nicht nach Amerika fahren, weil da Meer ist, und aus dem Meer ist ein Sturniwind, und es wirft fürchterlich hin und her— alles wecß Abramtschik. Alles! Sogar wie's im Jenseits aussieht. Zum Beispiel, er weiß, daß es im Jenseits ein Paradies gibt, für Juden natürlich: im Paradies gibt's Bäume viel, mtt den schönsten Früchten. Bäche, die von Oel fließen, Brillanten und Diamanten liegen in den Gassen umher, bück dich, nimm und stopf dir die Taschen voll: fromme Juden sitzen dort Tag und Nacht und lesen die heiligen Schriften und sonnen sich im Abglanz Gottes... Sa erzählt Abramtschik, und bei Mojssejtschik und bei Dewojrka brennen die Augen, und sie beneiden ihr älteres Brüderchen, daß er
alle» weiß, alles weiß tri Sogar Wirt in Himmel-usfiehi. Abramtschik schwört, daß zweimal im Jahr— Laubhüttenfest in der Nacht und Pfingsten in der Nacht— sich der Himmel öffnet, Allerdings, er selbst hat noch nie gesehen, wie sich der Himmel öffn«. weil es bei ihnen keinen Himmel gibt Dafür aber haben es seine Kameraden gesehen. Sie schwören, daß sie es selbst gesehen haben, sie mögen so alles Gute sehen. Sie werden doch nicht falsch schwören. Wie darf man falsch schwören? Schade, daß es bei ihnen auf der Straße keinen Himmel gibt. Es gibt einen langen, schmalen Streifen, wie ein langes, schmales blaues Band. Was kann man auf so einem Stückchen Himmel sehen, außer zwei, drei kleinen Sternchen und einen Abglanz vom Mond?... Und um seinen jüngeren Bruder Mojssojischik und sein kleine« Schwesterchen Dewojrka davon zu überzeugen, daß der Himmel sich öffnet, geht Abramtschik zur Mutter, zieht sie an der Schürze: »Mutter, nicht wahr, heute zu Pfingsten Mitternacht öffnet sich »der Himmel?" .Den Kopf werde ich dir öffnen!" Von der Mutter so übel abgefertigt, wartet Abramtschik auf den Bater. Der Vater ist auf den Markt mtt einem wahren Reichtum an Schachteln. .Kinder! Run ratet mal, was uns der Dater heute vom Markt mitbringt?" So sagt Abramtschik und die.Kinder" fangen an zu raten« was der Dater ihnen vom Markt mitbringen wird. Sie zählen an den Fingern alle» her, was es auf dem Markt gibt, alles was des Menschen Auge sehen und des Menschen Herz gelüsten kann. Brötchen und Bretzeln und Zuckerzeug— und keiner hat's erraten, und ihr werdet's, fürchte ich, auch nicht erraten! Pejsse der Buchbinder, brachte diesmal weder Brötchen, noch Bretzeln, noch Zuckerzeug: Gras brachte er mit, einen Packen Gras, merkwürdige, lange. dustende, grüne Gräser. Und alle drei schönen Köpfchen, Abramtschik, Mojssejtschik und Dewojrka, umringten den Vater: .Vater, wa» ist das. das da?" .Das ist Grünes." .Was heißt das, Grünes?" .Grünes zum Feiertag. Juden brauchen Grünes am Feiertag." »Wo kriegt man das, Vater?" .Wo man es kriegt? Hm.«. auf dem Markt kaust man'«. auf dem Markt..." So jagt der Dater, und er wirst das grüne, duftend« Gras über die eben gefegte Stube auseinander, und er strahll, daß es grün ist, und daß es duftet, und er sagt zur Mutter, fröhlich, wie e» seine Art ist: .Pessi, frohe Feiertage!" .Ich gratuliere, ein neuer Schweinestall! Seine Rabenkinder werden wieder was zu dreckern haben!.. So antwortet ihm die Mutter, unzufrieden wie immer, und schenkt, wie immer, den Kindern: dem einen Klaps, dem einen Rippenstoß, den zieht sie am Ohr. Eine merkwürdige Mutter ist das d« ihnen! Niemals ist sie zufrieden, stets unwirsch, immer in Sorgen, genau das Gegenteil vom Daterl Und die drei schönen Köpfchen gucken auf die Mutter, gucken auf den Bater, gucken aufeinander. Und wenn sich die Ettern weg- wenden, werfen sie sich alle drei auf den Boden, wühlen das Gesicht ins duftende Gras ein, küssen dos duftende Gras, das man Grünes nennt und das Juden zum Feiertag brauchen und das man auf dem Markt kauft... Alles gibt's auf dem Markt, sogar Grünes . Alles kauft der Vater.. Alles brauchen Juden, und olles haben Juden. Sogar Grünes . Sogar Grünes !,,,___ ' V I Gruß an Sie weit. Du, wer immer du seist! Du Sohn oder Tochter England»! Du aus den mächtigen Slawenstämmen und-reichen! Du Russe in Rußland ! Du dämmerentstammter schwarzer, göttlich beseelter Afrikaner, groß, schmalschädlig, rassig gebaut, zu Stolz geboren, du gleich und gleich mit mir! Du Norweger , Schwede, Däne, Isländer , Preuße! Du Spanier und Portugiese!' D» Mann oder Weib aus Frankreich ! Du Belgier! Du Freiheitsfreund in den NiÄerlanden(du Stamm, aus dem ich selber erwachsen)! Du standhafter Oesterreicher, Lombarde, Ungar und Böhme! Lauer in Steiermark ! Du Nachbar der Donau ! Du Werkmann vom Rhein , von Elbe und Weser ! Du verkftau auch! Sardinier! Bayer! Schwabe! Sachse! Wallache! Bulgar! Du Römer! Grieche und Neapolitaner! Du geschmeidiger Matador in Sevillas Arena! Du rechtlos lebender Bergräuber im Tauru» und Kaukasus ! Du kroatischer Pferdehirt, dein« Stuten bewachend und Hengste fütternd! Du schöngewachsener Perser, aus dem Sattel in vollem Galopp Pfeile schießend ins Ziel! Du Chinese in China ! Tatar in der Tatareil Ihr Weiber der Erde, unter eure Arbeit gebeugt! Du Jude, pilgernd im hohen Aller durch alle Gefahr, um einmal auf syrischem Boden zu stehen! Ihr anderen Juden, wartend in allen Ländern auf euren Messias ! Du gedankenvoller Armenier, sinnend an einem der Euphratflüsse! auftauchend zwischen den Trümmern Ninioesl steigend empor zum Berge Ararat ! Du wundfllßiger Pilger, grüßend da» ferne Blinken der Minarette von Mekka ! Ihr Schelks und Herrscher eurer Sippe und Stämme entlang der Enge von Suez bis Bab-el-Mandeb! Ihr Olivenbauer, die ihr eure Früchte zieht auf den Feldern von Nazareth , Damaskus und See Tiberias! Du Händler aus Tibet im weiten Hochland oder schachernd in den Ländern von Lhassa ! Japaner, Mann und Weib! Bewohner von Madagaskar , Ceylon , Sumatra . Borneo ! Alle vom Festiande ihr in Europa . Asien , Afrika , Australien , gleich. viel wo! Alle ihr von den zahllosen Inseln der Archipels der See! Und ihr, Jahrhunderte später Geborene, wenn ihr mir lauscht! Und du, ein jeder und überall, den ich nicht nenn«, doch mtt um» schließe: Hell euch allen und guten Wut von mir und Amerika ! Jedes von uns unerläßlich, Jedes von uns unbegrenzt— jedes von uns mtt seinem und ihrem Recht auf die Erde, Jedes von uns beteiligt am ewigen Sinn der Erde, Jedes von uns so göttlich hier wie irgendeins. Walt Whitman . (Ammkanischer Dichter 1819—18924