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Nr. 20443. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Die Maifeier in Berlin .

Montag, 3. Mai 1926

Ungestörter Verlauf in allen Stadtgegenden.- Riesige Beteiligung.

Es war ein Wetter, wie man es sich für diesen Tag der großen Feier aller Arbeitenden Berlins nicht besser wünschen konnte. Ein prächtiger blauer Himmel und eine fast tropische Wärme breiteten sich über die Feiernden, als sie den Sammelplätzen zuströmten. So war es am Morgen und so blieb es bis zum Abend, als die großen Gärten ihre Gäste entließen. Kein Mißton störte die Feiern und man hatte stärker als je den Eindruck, daß das rote Berlin , das Berlin der sozialdemokratischen Arbeiter, das nun bald zwei Gene­rationen hindurch für die organisierte Arbeiterschaft Deutschlands der feste Bol gewesen ist, sich in der Tiefe neu gesammelt und ge­festigt hat. Wer sich bei der Berliner Maifeier in den Versamm lungen und auf der Straße ganz der Stimmung und dem Gefühl der Massen hingab, mußte von feſtem Vertrauen für die Zukunft Im folgenden eine Auswahl der Berichte aus den einzelnen Bezirken. Charlottenburg .

erfüllt werden.

Die Charlottenburger Parteigenossen hatten den schön gelegenen Spandauer Bod" als Lokal für ihre Maifeier gewählt. Schon früh am Nachmittag war das Lokal gefüllt. Eine festlich gestimmte Menge folgte den musikalischen Darbietungen mit großem Inter­esse. Ein Orchester des Mufiterverbandes, der Männergesangverein Harmonie" und der Frauenchor Frohsinn", unter den Dirigenten Schaarschmidt und Eschrich, teilten sich in die Aufgabe, die An­wesenden der Würde des Festes entsprechend zu unterhalten. Be sonders die Jugend der" Harmonie", in einem hunderttöpfigen Kinderchor verein, erfreuten mit ihren gefanglichen Darbietungen und fand reichen, wiederholten Beifall. Das Bewußtsein, das erste mal bei einer Maifeier mitgewirkt zu haben, wird in diesen jungen Seelen noch lange nachwirken. Die Kinderfreunde" bemühten sich eifrig um die jüngsten Maifeiernden. Die Festrede hatte Genosse, Scheidemann übernommen. Der eigentliche Sinn der Mai­feier, führte er aus, ist auf den Gedanken der Solidarität aller Bölfer in dem Kampf um den Schutz der Frauenarbeit, der Jugend, des Achtſtundentages, des Arbeiterschutzes im allgemeinen aufgebaut. Wir haben es seit der Revolution erlebt, daß diese Forderungen nicht leicht durchzusetzen sind. Es ist zwar verhältnismäßig ein­fach, eine Staatsform zu ändern; eine Umgestaltung der Wirtschaft aber geht nur langsam vor sich, auf jeden Fall niemals auf dem Wege der Diktatur, sondern nur durch die Demokratie. Besonders jetzt in der großen Krise zeigt es sich, daß die Wirtschaft der Unterbau des Staates ist. Will man Großes erreichen, so fann das nur mit einer großen Macht geschehen. Und so ist unser schlimmster Feind die Zersplitterung der Arbeiterschaft. Der Beg zum Sozialismus führt durch die Demokratie. Wenn wir das als richtig erkannt haben, so wollen wir dafür kämpfen bis zum letzten Blutstropfen. Geloben wir, schloß Genoffe Scheidemann feine mit großem Beifall aufgenommene Rede, daß wir, vereint mit allen Völkern der Welt, Tämpfen wollen für die Forderungen des ersten Mai, für den Sozialismus.

Schöneberg .

schon der große Kaffeebuddel auf dem Tisch und munter wird ge­schmaust. Alte Weisen, Frühlings Erwachen", Walzermelodien flingen durch die langen Tischreihen. Das Orchester des Musiker verbandes, meisterhaft geführt, mischt seine Melodien in das Rau. schen des jungen Grüns, in das Geflapper der Kaffeetassen. Der Berliner Schubert- Chor singt alte Volkslieder. Worte ernsten Be­sinnens spricht Genosse Dr. Klee: Nicht allein der Sang unserer Brüder hat uns hier zusammengeführt. Wir hängen in Treue zu­sammen, verknüpft durch ein großes Ziel für die Freiheit, für den Sozialismus zu kämpfen. Unser Wert wächst, was wir seit Jahr zehnten fordern, beginnt sich zu gestalten. Nicht Krieg, sondern ein großer Völkerbund kann staatliche Eigenarten wahren und friedliches Zusammenarbeiten sichern. Der Völkerbund muß werden, er wird, aber alles ist Arbeit. Unser höchstes Gut ist unsere Ver­bundenheit, unsere alte Kampfestreue. Unser Weg ist vorgezeichnet durch unsere großen Führer, wir schreiten auf ihm zum Ziel. Nach den mit großem Beifall aufgenommenen Worten stehen jung frohe Gestalten auf der Bühne. In hellen Kitteln die Jungen, in bunten, farbenfreudigen Kleidern die Mädel. Die Arbeiterjugend spielt eins ihrer Jugendspiele:" Spielmanns Schuld". Ein lustiges Stüd. Ein Schulmeisterlein sucht seine Braut, die mit wandern den Spielleuten mitgezogen ist, weil sie Sonne und Blumen braucht, weil ihr Herz sich nach frohen Liedern sehnt. Umrahmt wird das Spiel von frischen Volkstänzen. Es ist das Spiel der Sonne suchenden Jugend gegen die Mucker, gegen die Spießer, die nicht fingen und lachen können. Frisch und natürlich, ohne Bose, ohne Geste spielen sie alle, die doch morgen schon wieder in rau­chige Fabriken, in stickige Bureaus müssen. Und gerade weil sie es müssen, lieben sie in ihrer Freizeit die Natur, suchen die Sonne und wollen jung sein. Die Freie Turnerschaft Neukölln- Briz zeigt mit einer Barrenriege sportlich gute Leistungen. Es war am Maientag, im Maiengrün; auch hier ein wahres Volksfest.

Tiergarten -Moabit .

Es ist unmöglich, über alle 50 von der Partei veranstalteten Maifeiern eingehend zu berichten. Zu erwähnen wäre, daß die Partei­genossen von Wilmersdorf eine stimmungsvolle Feier im Biftoriagarten veranstalteten, in der Genosse Dr. Löwenstein Sprach. Hier fand besonders die Vorführung unseres Filmes Die Schmiede" großen Beifall. An der Wiener Brücke versammelten sich zu einem imposanten Zuge die Maifeiernden aus Treptow, um unter Borantritt eines Reichsbanner- Tambourforps nach dem Vittoriagarten zu ziehen. Genosse Dr. Lohmann sprach vor einer vieltausendföpfigen Menge. Die Maifeier der Weißenseer Ge nossen fand in der Stadthalle statt Gesangsvorträge mechselten mit Aufführungen des Arbeiterturnvereins ab, und Genosse Dr. Wein­berg hielt die Ansprache. In Tempels Festfälen feierte die arbeitende Bevölkerung von Friedrichsfelde den 1. Mai. Ein glänzendes Unterhaltungsprogramm und die Feſtrede des Genossen Künstler füllten den Abend. In Faltenberg war die Maiveranstaltung überfüllt. Der Festredner des Tages, Genoffe Kozur, fand bei der zum großen Teile ländlichen Bevölkerung lebhaften Beifall und Zu­stimmung.

Die Kommuniften hatten ihre Anhänger Sonnabend mittag zu einer Rundgebung in den Lustgarten aufgerufen. Die Beschickung war die übliche der kommunistischen Demonstrationen. Troß des günstigen Wetters mies der Platz vor dem Schloß noch manche erhebliche Lücke auf. Abteilungen des roten Frontkämpfer­bundes mit Musikkapellen marschierten den einzelnen Zügen, in denen zahlreiche Fahnen, Plakate und Transparente getragen wurden, voran. Bom Museum, der Domtreppe und der Schloß­freiheit sprachen etwa 8 Redner zu den Anwesenden. Gegen 42 Uhr begann der Abmarsch. Polizei hatte die Umgebung gesichert, hielt sich aber sonst sehr zurüd. Zwischenfälle haben sich nicht ereignet.

Maitag der Jugend.

Die Berliner Arbeiterjugend hat am Sonntag ihre Scharen zum Maijugendtag nach der großen Spielwiese in Trep­tom zusammengerufen. In geschlossenen Zügen, mit wehenden Fahnen ziehen die einzelnen Abteilungen hinaus. In hellen Kitteln und bunten Kleidern eine Jugend, die sich selbst ihr Festkleid ge­schaffen hat. Draußen auf der Wiese ertönt zur Fiedel, zur Klampfe ein altes Volkslied. Ein anderer Kreis wieder tanzt. In buntem Die Kinderfreunde Reigen bewegen sich Jungen und Mädchen. spielen und tanzen mit ihren Schüßlingen Reigentänze. Ein buntes Tummeln, das nur beeinträchtigt wird durch das etwas zu fühle Wetter. Zum Programm schließen sich die Kreise zusammen, an acht Stellen zeigt die Jugend ihr Spiel, ihr Wollen. In einem Kreis wird ein Hans- Sachs - Spiel aufgeführt. Mit frischen Liedern und bunten Tänzen hat sich ein anderer Kreis von Jungen und Mädel zusammengefunden. Dort wieder wird" Spielmanns Schuld" aufgeführt. Und an einer anderen Stelle spricht einer der Jungen Gedichte. Jetzt schließt sich der Kreis, als ein Junger von unseren Wie sie als Maurer, als Schlosser zur Arbeiterdichtern spricht. Jugend sprachen, wie sie wachrüttelten mit ihren Gefängen der Beit, die Jugend um ihre Fahnen geschart zum Kampf gegen den Krieg. Das sind unsere Dichter. Ein altes Kampflied aus Hunderten von Rehlen beschließt diese Dantesworte. Reichstagsabgeordneter Genosse Künstler begrüßte die wuchtige Kundgebung, die ein Beweis dafür sei, daß aus der Jugend die wertvollen Kräfte für die Partei wachsen. In langen Reihen marschierte die Jugend zu-­

rüd in die Stadt.

Maifeier im Großen Schauspielhaus.

Im lap überall rote Fahnen. Orchester und Gebäude find damit bekleidet. Der erste Mai gehört dem Volt. Das Orchester spielt einen Walzer, auf der Wiese führen die Jungsozialisten einen Frühingstanz auf, drei Geigen versuchen geçen die Bläser im Orchester anzufämpfen. Auf dem Podium der Würfelbude geht eine Kasperlevorstellung für die Kleinsten in Szene. Die Pleitegeier, die sonst um die Gebäude des Ulaps schweben, sind heute verschwunden. Alle Tische sind besetzt, und selbst die kleinen Gipsputten auf der Terrasse scheinen zu lächeln. Jeder verbringt die Zeit, so gut er es fann. Man fühlt sich zwanglos befreit aus gewohnten Banden. An einigen Tischen unterhält man sich über wichtige Tagesfragen, und im großen Saale wird getanzt, Shimmy, For und Boston , während man fich auf der Wiese mit Boltstänzen begnügt. Dazwischen singt der Männerchor Heideröslein den Gesang der Völker" und den So­zialiſtenmarsch" und der Sportverein Moabit mit der Freien Turner. fchaft Westen zeigen am Barren Wege zur Kraft und Schönheit". Ein Hans- Sachs Spiel geht nun über die Bretter, die die Welt be deuten, Jungsozialisten find die Schauspieler. Man hört wenig, da das fleine Bublifum durch kräftiges Geschrei seine Eristenz befunden will. Im Orchester wird zur selben Zeit eine fleines Mädchen aus­In der Schloßbrauerei Hauptstraße hatten sich die geflingelt, das feine Eltern im Gedränge verloren hat. Man bildet Schöneberger Genossen zu einer würdigen Feier des 1. Mai, des eine einzige Familie. Allmählich ist es dunkler geworden, der Ulap Rampftages des Proletariats, versammelt. Um 4 Uhr stieg die befinnt sich auf seine feenhafte Beleuchtung und schaltet das elektrische besinnt sich auf seine feenhafte Beleuchtung und schaltet das elektrische Duverture des vielseitigen Programms und um 1 Uhr wichen die Licht ein, und im hinteren Musikpavillon geht eine Politische Ausdauerndsten nur sehr ungern der Macht der Polizeistunde. Die Revue" vor sich. Die Feinde ver Republik und des Proletariats Nachmittagsvorstellungen wickelten sich im dichtgefüllten Garten ab, werden mit Wiz und Schneid verhöhnt. Der Teufel trägt einen der mit festlichem Rot dekoriert war. Moltenbuhr und Bernstein , die Stahlhelm und Hakenkreuze, dazu ein schwarzweißrotes Gewand. der Majfeier ihren Sinn. Nur bei den einst Entrechteten, Feierlosen, Wenn irgendwo, so hat die IX. Sinfonie Beethovens bet beiden Beteranen des Bezirks, waren ebenfalls erschienen. Genosse Am Schluß wird er von den Arbeitern in die Enge getrieben. Man fann diese Welt des Emporflugs, der Menschheitsreinigung ver Hermann Schüßinger hielt die Festansprache. Er wies auf die fingt auf der Bühne die Internationale, während das Orchester an standen werden. Für den Bürger ist dieses Werk noch eine fünft­historische, opfervolle Tradition des 1. Mai und die Symbolik der Terrasse die unvergeßlichen Traviate- Melodien spielt. Nun belerische Andacht, für den Proletarier ein Erlebnis zur Kraft, zur des sozialistischen Kampf- und Feiertages für eine glücklichere Bu- ginnt der Fackelzug. Aber alles hat etwas länger gebauert, als man Gelbstbesinnung, auch zum Gefühl des Rechts, voll und ganz teil. kunft der werftätigen Massen hin. Im Zeitpunkt schwerster wirt zuerst annahm. Das politische Kabarett hat in einem Nebensaale zuhaben an allen Wohltaten, die durch ein Genie vom Himmel zum bereits begonnen, Weinert reitet schon seine politischen Attacken, Rest Herzen der Erde gesenkt wurden. Die Allverbrüderung, tausendfach der 1. Mai des Jahres 1926. Ueberall find die Mächte des Rüdanger fingt ihr sprühenden Chansons, eine Chaplinmaste geistert gefälscht, tausendfach in ihr mörderisches Gegenteil verdreht, hier, in schritts an der Arbeit, um die Bofitionen der demokratischen Republit durch die Räume, als Genoffe Artur Crispien seine Ansprache der proletarischen Feierstunde bekommt sie ihre Urbedeutung zurück. zu unterhöhlen. Hiergegen wachen Auges in Front zu stehen, ist von der Terrasse beginnt. Alles drängt dorthin, die große Stille 3u dieser inneren Atmosphäre, die jeder spürt, gesellt sich nicht die tie heiligste Aufgabe des werttätigen Voltes. Borträge des Männer­wird mur von dem Rollen der Stadtbahnzüge unterbrochen. Die äußere Klangschönheit in der Halle des Großen Schauspielhauses. chors Freundschaft", der unter großer Aufmerksamkeit sozialistische das Fest des Boltes begehen. Genoffe Crispien geht von dem Fest feit des Adogios werden ganz durchdringend fühlbar. Dafür fann Stimme füllt den weiten Raum, spricht zu den Tausenden, die heute Auch nicht die rhythmische Durchschlagekraft der Bläser, die Unirdisch­Rampflieder zu Gehör brachte, ein imposanter Fackelzug in den Abendstunden, tonzertliche Darbietungen, Tanz und eine Schluß aus, von dem Gefühl der Gemeinsamkeit, das alle beseelt. Nicht der der dirigierende Horenstein natürlich nichts. Er führt mit Be ansprache des Genoffen Stadtrat Wendt sorgten dafür, daß auch Individualismus ist das Ideal, sondern Geschlossenheit und Einheit. fessenheit, mit unerhörter seelischer Anteilnahme, auch mit plastischer in den späten Abendstunden die proletarische Feiertagsstimmung auf Dies der Weg, der zur Freiheit, der zur Sonne führt. Begeisterte Durchbildung der Musik. Doch zwingt auch ihn die Größe des der Höhe blieb. Es war ein echtes Volksfest, über dem trotz allem Hochrufe zeugen für den Willen der Masse, unbeirrbar den Weg zu Raumes zu ungewöhnlichen Dingen. Aus Begeisterung wird eine die Devise stand:" Dem Volte gilts, wenn wir zu spielen Ende zu gehen. Der Garten liegt nun verödet da, eine Lampe ver- efstatische Hize, die dem Gefühl in der Musik ihre Ruhe nimmt, aus scheinen." löscht nach der anderen. Im Saale tanzt man. Freude ist in den der Leidenschaft resultiert ein Sich- Bäumen und Winden, eine Un­Menschen, eine Freude, die nur aus dem Gefühl starter Gemeinschaft beherrschtheit der Bewegung, die nicht immer präzis die Musiker erstehen kann. anregt. Kämpfergeste und religiöse Geste wechseln miteinander. Die Wirkung wäre echter und größer, wenn das, was da aus Quartett und Chor zu uns flingt, ähnlich fämpferisch, hymnisch, religiös empfunden wäre. Aber hart im Raume stoßen sich die Sachen. Diejer Raum ist flangakustisch nicht zu retten. Man verausgabt sich ganz und erhält die Hälfte dessen zurüd, was man gegeben hat, den zehnten Teil dessen, was man ersehnt. Für eine große Stimmung troß dieser mechanischen Widerstände sorgte die Inbrunft des Diri­genten. Und feiertäglich war der Dank. Schönste Beethoven - Feier, schönste Arbeiterfeier: die weltliche Schwester der Missa solemnis , die IX. Sinfonie, als seltenes Gut bewahren und zu jedem 1. Mai in die Herzen der arbeitenden Welt zu führen. St. S.

Kreuzberg.

Die Genossen und Genofsinnen des 6. Bezirks Kreuzberg hatten sich im Garten der Bockbrauerei in der Fidicinstraße zur Mai­feier versammelt. Ein reichhaltiges und gut ausgewähltes Programm forgte für die Unterhaltung. Das populäre Orchester unter der Führung Eugen Jäschtes und der Männerchor ,, Solidarität", geleitet von dem Chorführer Genossen Wilhelm John, bestritten den musikalischen Teil, die Freie Turnerschaft, Bezirt Süden, der Sportkluburich 02" und die Gruppe Hallesches Tor der Kinderfreunde brachten schöne furnerische Darbietungen. Die Festrede hielt die Genoffin Clare Bohm- Schuch. Sie fang das Hohelied der völkerverbrüdernden Internationale. Die Völker, so führte die Rednerin aus, wollen die Völkerversöhnung, nur die Fürsten und Fürstendiener haben sie nie gewollt. Ueberall, in Belgien , in Frankreich , in den zerstörten oder bereits wieder aufgebauten Gebieten herrscht nicht Haß gegen die einstigen Feinde", tein Zurüd­greifen in die einstige Vergangenheit, das alte Wunden wieder auf­reißt, sondern der Wille zur Versöhnung; denn nie stand sich ja eigentlich Mensch gegen Mensch, Volt gegen Volt feindlich gegen­über. Aber der Chauvinismus, der den gegenseitigen Mord anfachte und immer wieder neu anfachen will, fann nur bekämpft werden durch den immer mächtiger werdenden Sozialismus, der einen Schuh wall aufrichtet gegen alle Feinde des Volkes. Und so ist uns gerade dieser 1. Mai von besonderer Bedeutung. Diesmal fämpfen wir nicht nur für die alten Ideale von 1890. Wir fämpfen auch für sie; aber wir wissen, daß die Abkehr von der Fürstenherrschaft der nächste Weg ift, dazu zu gelangen. Einmal hat das Volk schon seiner wahren Meinung Ausdrud gegeben. Lauter und machtvoller noch wird die Welt fie das zweitemal hören. Denn wir wollen eine neue Bufunft, ein neues Menschentum. Und wir werden siegen. Lauter Beifall lohnte der Rednerin, die auf dem Podium, weithin fichtbar, von den roten Fahnen des Sozialismus umwallt, das Be­tenntnis für alle ablegte: Wir werden siegen!

Neukölln.

Unter dem frischen, duftigen Maiengrün im Garten der Neuen Welt" fanden sich die Neuköllner Genoffen zu einem Boltsfest zusammen. In fleinen Trupps rüchten die Familien her­an, ein freier Tisch ist bald gefunden, in wenigen Minuten steht auch

Wedding .

Der frohe sonnige Maientag hatte auch im Norden die Prole­tariermassen auf die Beine gebracht, den Gegnern eine Mahnung, ein Beweis, wie die Idee des Sozialismus immer wieder die Massen von neuem begeistert Der 3. Kreis, Wedding , hatte die Bharusfäle für seine Veranstaltung gewählt. Dreimal so groß hätten Garten und Räume sein müssen, um die zu fassen, die den 1. Mai festlich begehen wollten. Das Berliner Ulftrio mit heiteren, der Meineckesche Männerchor mit ernsten Darbietungen unterhielt die Menge aufs vortrefflichste. Die furzen, aber um so wirksameren Ausführungen des Reichstagsabgeordneten Genoffen Dittmann fanden nachhaltigen Beifall. Ein besonderes Lob verdienen die Turn­vorführungen, einer Knabenriege der freien Turnerschaft. und die Tanzvorführungen von Mädchen aus der weltlichen Schule in der Lütticher Straße.

Jm äußeren Westen.

Herrliches Frühlingswetter, heitere Menschen im blühenden Kinder tummeln sich in fröhlichen Spielen, die Mütter tauschen ihre Garten, hier draußen in Dahlem , ein richtiger Festtag! Die fleinen Freuden und Leiden aus, die Bäter floppen einen vergnügten Stat und so genießen sie allesamt aus vollen Zügen ihren Feiertag. Dann geht's zu Spiel und Tanz, die Jugend frohlockt und die Alten freuen sich mit ihnen. Allen Gram und alle Bitternis haben sie heute zu Hause gelaffen, heute sind sie freie, unbeschwerte Menschen in einer freien, schönen Welt. Der Tag soll ihnen durch Frohsinn neuen Mut und neue Kraft verleihen, durch harten, un­erbittlichen Kampf den lange entbehrine Plaz an der Sonne zu menschen, aber nicht Arbeitsknechte. Menschen, die nach schwerem Menschen wollen sie sein, weiter nichts! Arbeits­Schaffen Atem schöpfen wollen und Kräfte sammeln zu neuem Tun. Die schlichte, stimmungsvolle Maifeier der SPD . Friedenau in Dahlem - Dorf, im Restaurant Schilling, wurde durch eine tief ein drucksvolle Ansprache des Genoffen endemann eingeleitet, Es folgte dann Gefang der Arbeiter- Jugend, Schauturnen der Freien Turnerschaft Friedenau und Beluftigungen aller Art, Ein Tag des Boltes voll Fröhlichkeit aus innerstem Herzen

erringen.

agogis

Englische Eisenbahnstudienkommission in Berlin . Am Sonnabend trafen englische Eisenbahnbeamte, Mitglieder der Londoner tailway Students Association", studien­halber in Berlin ein. Die englische Studienkommission wird eine Reihe wichtiger Esenbahnanlagen und Verkerseinrichtungen der Reichsbahn besichtigen. Unter anderem werden das große Eisenbahn­mart und die elektrischen Nordstrecken gezeigt werden. Auch ein ausbesserungswert Brandenburg- West, der Verschiebebahnhof Wufter­Besuch der Werkanlagen der Allgemeinen Elektrizitäts- Geſellſchaft ist beabsichtigt. Ab 6. Mai weilen die Gäfte in Dresden zur Besichtigung der psychotechnischen Bersuchsanstalt.

Besuch der ausländischen Hoteliers.

der Internationalen Hoteliervereinigung, darunter Bon Düsseldorf tommend trafen gestern nachmittag 340 Mitglieder begrüßte sie im Namen des Bürgermeisters Senator Dr. Apelt. größtenteils Amerikaner, in Bremen ein. Im Bremer Rathaussaal Der Präsident der amerikanischen Hoteliervereinigung sprach den Wunsch aus, daß die Beziehungen zwischen der alten Hansestadt Bremen und den Vereinigten Staaten weiter wachsen und zu einem engen Einvernehmen führen möchten. Er schloß mit einem Hoch auf Bremen und Deutschland . Gegen halb 9 Uhr abends verließen die Gäfte in einem, Sonderzuge Bremen , um ihre Reise nach Hamburg und nach Berlin fortzusetzen,