Die Reichsbahnreklame. Ausweichende Erklärungen der Reichsbahn.
Elternbeiratswahlen!
Die Wahlperiode für die Elternbeiräte ist abgelaufen. Das
Sonnfag, den 6. Juni 1926,
Zu den Mitte.ungen in unserer geftrigen Abendausgabe Provinzialschulkollegium hat als Termin für die Elternbeiratswahlen erklärt die Deutsche Reichsbahngesellschaft, es sei unrichtig, für sämtliche öffentlichen und privaten Schulen daß sie von der Reichsbahnreklamegesellschaft die der Reichsbahn zustehenden Ertragsanteile nicht oder nur zum geringsten Teile erhalten habe. Die Reichsbahn hätte vielmehr so wird sehr unbestimmt erklärt etwa 40 bis 50 Pro 3. dieser ihr zustehenden Beträge erhalten.
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Was unsere weiteren Angaben betrifft, daß die Reichsbahngesellschaft nunmehr den nicht erfüllten Bertrag, statt ihn wegen der Nichterfüllung aufzuheben, erst noch fündis gen wolle, so sagt die Reichsbahngesellschaft, daß sie ein Recht zur Aufhebung dieses Vertrages zu ihrem Bedauern nicht habe; der Vertrag lasse die Reichsbahn nicht Herr im eigenen Hause sein, aber trotzdem tönne fich die Reichsbahn von diesem Bertrag nicht auf kurzem Wege befreien.
Endlich, so erklärt die Reichsbahn zum Schluß, gäben unfere Mitteilungen über eine geplante Ablösung des Vertrages in einer für Herrn Edmund Stinnes überaus vorteilhaften Weise nur das Angebot bes Herrn Stinnes wieder, aber feineswegs sei die Reichsbahn geneigt, auf dieses Angebot einzugehen. Insbesondere tomme ein Ablösungsbetrag von vier Millionen Mart, ein Generaldirektorengehalt für den Direktor und auch die llebernahme der Schuld„ Stinnes" von einer Million Mark zu 15 Broz. jährlich nicht in Frage.
Die Tatsache, daß ein so ungeheuerliches Angebot des Herrn Edmund Stinnes gemacht worden ist, wird also nicht in Abrede gestellt und es wird auch nicht ertlärt, daß die Reichsbahn ein derartiges Angebot rundweg zurüdgewiesen habe. Mehr ist jedoch über den Inhalt der Berhandlungen, die dieses Angebot zur Folge gehabt zu haben scheinen, aus der Reichsbahngesellschaft nicht herauszubekommen.
Nach diesen Erklärungen steht also fest, daß die Reichsbahn verhandelt, und daß sie Kaufabsichten hat. Bor wenigen Tagen noch leugnete sie beides ab.
Presse und Justiz.
Der Reichsverband der Preffe gegen die Ausweisung des ,, Vorwärts"-Vertreters aus dem Gerichtssaal. Wolffs Bureau meldet: Die Mitgliederversammlung des Be girtsverbandes Berlin im Reichsverband der Deutschen Bresse beschäftigte sich zunächst mit der Revision der Verbands setzungen, für die sowohl der Vorstand des Reichsverbandes wie der Borstand des Bezirksverbandes Entwürfe vorgelegt hatten. Sodann erfolgte die Wahl der Delegierten für den am 29. und 30. Mai in Düsseldorf stattfindenden Verbandstag. 3u Delegierten Berlins wurden gewählt Sie Kollegen Ackermann, Baecker, Bernhard, v. Biederman, Dr. Breslauer, Dr. Dovifat, Goeres, Leo Joseph, Klühs, Kurt Moßner, Neumann, Pfeiffer, Dr. Bollaczet, Dr. Bojener, Rippler, Saternus, Schieferdecker und Steinberg. Zu dem nächsten Bunkte der Tagesordnung: Die Pensionsversicherung wurden eine Reihe von Beschwerden vorgebracht, die der Geschäftsführende Vorsitzende Richter dem Verwaltungsrat der Versorgungsanstalt der Deutschen Presse zu unterbreiten versprach. Auch über die Krankenversicherung wurden Klagen laut, doch soll über diefes Thema noch in einer besonderen Mitgliederversammlung verhandelt
werden.
Endlich nahm die Versammlung einstimmig folgende Resolution an:
Die Mitgliederversammlung des Bezirksverbandes Berlin im Reichsverband der Deutschen Presse nimmt mit Befremden Renntnis von dem Vorgehen des Landgerichtsdirektors Schulze gegen den Berichterstatter des„ Vorwärts", Leo Rosenthal , der auf die irrtümliche Behauptung hin, daß der Berichterstatter zeichne, ausgewiesen wurde, ohne daß der Vorsitzende ihm überhaupt die Möglichkeit gewährte, diesen tatsächlichen Irrtum aufzuklären. In diesem Bechalten des Gerichtsvorsitzenden liegt eine Mißachtung des Journalistenstandes, gegen die die Mitgliederversammlung des Bezirksverbandes Protest erhebt."
Beschluß:
Neue Reinigung. Endgültiger Ausschluß von Schwarz und Korsch. Die„ Rote Fahne " teilt mit: Das Zentralfomitee der KPD. faßte am 30. April folgenden 1. Das 3. beschließt: die Genossen Korsch und Schwarz werden aufgefordert, ihre Reichstagsmandate bis Montag, den 3. Mai, mittags 1 Uhr, niederzulegen. 2. Ist diesem Beschluß in der vorgeschriebenen Zeit nicht Rech nung getragen, so tritt automatisch der Ausschluß aus der Partei in Kraft. Dieser Ausschluß ist dann sofort der Deffentlichkeit mitzuteilen."
Thre
Korsch und Schwarz haben ihre Mandate nicht nieder. gelegt, wohl aber haben sie das Reichstagsbureau aufgefordert, die Diäten in Zukunft nicht mehr dem Sekretariat der Kommu nistischen Fraktion, sondern ihnen persönlich auszuhändigen. Mit dem Ausschluß von Korsch und Schwarz hat die Partei auch formal ben Brudh mit Elementen vollzogen, die mit dem Kommunismus nichts mehr zu tun haben. fonterrevolutionären Auffassungen sind bereits eingehend miderlegt worden. Hinzu fam noch, daß Korsch und Schwarz cine Reihe organisatorischer Maßnahmen gegen die Partei unternommen haben. Frattionsfonferenzen wurden in Dort mund , Hannover und Berlin abgehalten. Noch am Karfreitag waren Korsch und Schwarz mit dem ausgeschlossenen Kaz zusammen in ciner Reichstonferenz, in der eine Reihe Beschlüsse, die sich gegen die Partei richten, gefaßt wurden.
Das 3. mußte infolgedessen die notwendigen Maßnahmen treffen, um die Tätigkeit dieser parteifeindlichen Elemente zu unter
binden.
Das 38. fordert alle Genoffen auf, jede Berbindung mit den Ausgeschloffenen Korsch und Schwarz abzubrechen. Genoffen, die noch weiter die Verbindung mit den Ausgeschlossenen aufrechterhalten, ftellen sich damit außerhalb der Reihen der Partei. Zentralfomitee der KPD . Damit ist nur der endgültige Trennungsstrich gezogen. Daß die KPD . mit diesem Beschluß so lange gezögert hat, erklärt sich aus den starten inneren Schwierigkeiten. Die Ausgeschlossenen haben in allen wichtigen Organisationen ihre Bertrauensmänner und Verbindungsleute. Von ihnen gehen die Fäden zu den übrigen linten Gruppen und die Zentrale wünscht die Absplitterungen" auf ein möglichstes Mindest maß zu beschränken. Wie weit ihr das gelingen wird, muß die Entwicklung der nächsten Zeit zeigen.
festgesetzt. Alle Elternbeiräte, auch die erst vor kürzerer Zeit für zwei Jahre gewählten, find neu zu wählen. Die Wahlordnung in der Fassung des Erlasses vom 12. April 1922 bleibt unverändert Wählerlisten ist bereits ergangen. Die Auslegung der Listen maßgebend. Die Verfügung an die Schulen zur Aufstellung der muß spätestens in der Zeit vom 9. bis 22. Mai erfolgen, zweck bienlich werftäglich von 5-7 Uhr nachmittags und Sonntags von 10 Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags. Anderweite Regelung ist gegebenenfalls im Benehmen mit dem bisherigen Elternbeirat zu treffen. Einsprüche gegen die Richtigkeit der Wählerlisten sind nur bis zum 30. Mai 1926 zulässig. Die Randidatenlisten müssen spätestens am 27. Mai eingereicht sein. Ihre Veröffentlichung muß bis zum 29. Mai erfolgen.
Wir kommen wahrscheinlich mit der Elternbeiratswahl in die Aktion für den Volksentscheid hinein, was den Anhängern des Schul fortschritts den Wahlkampf erschweren wird. Die Chriftlich- Un politischen als Vertreter der Realtion werben dadurch im Vorteil fein, daß fie ihre Schäflein sicher am Bändet haben und in gefchlof senen Veranstaltungen, in der Kirche und durch stille, emfige Hausagitation einen festen Stamm von Anhängern gesammelt haben, während das Interesse der Arbeiterschaft durch den Boltsentscheid start in Anspruch genommen ist. Die Gleichgültigkeit der Arbeitereltern war bisher ber beste Bundesge. noffe ber Reaktion. Betrug doch ausgerechnet in Arbeiter. vierteln die Beteiligung an der Elternbeiratswahl nur 15 bis 30 Proz. Die Anhänger des Schulfortschritts werden also diesmal noch mehr als bisher alle Kräfte anspannen müssen, um den Christlich- Unpolitischen das Wasser abzugraben. Das Rote Berlin" darf auch in Schul- und Erziehungsfragen den Schwarzen feine Mehrheit gestatten.
Ein tolles Diebesstück.
Die Einbrecher im Koffer.
An ein Stück aus einem Detektivroman erinnert ein Einbruch, der gestern morgen in der Rosenthaler Str. 68 entbedt wurde. In einem Pensionat, das hier im 2. Stock über einem Kon. fektionsgeschäft im 1. Stock liegt, stiegen am Donnerstag veriger Woche ein Mann und eine Frau ab, die sich Moriß Stein und Berta Markowitsch nannten, und angaben, daß sie in gemeinsamen Geschäften aus Warschau nach Berlin gekommen seien.
Sie nahmen ein Berber und ein Hinterzimmer. Balb nach ihrer Ankunft fuhr ein Rollwagen vor, der als Gepäck zwei große altertümliche Koffer brachte, die sehr schwer waren. Der Kutscher und zwei Begleiter schafften sie hinauf. Auch der Wirt legte noch mit Hand an. Die Gäfte gingen gar nicht aus und räumten auch selbst ihre Zimmer auf. Der Mann hielt sich stets im Hinterzimmer auf, die Frau meistens im Vorberzimmer. Die Wirtsleute wunderten sich zwar etwas über das seltsame Verhalten der Gäſte, dachten aber doch an nichts Böses. Gestern morgen um 5% Uhr zogen die Leute aus, nachdem sie die Rechnung beglichen hatten. Ein Blattenmagen holte noch in ihrer Anwesenheit die beiden großen Koffer ab. Sie waren immer noch sehr schwer. Stein," der Wirt, der Kutscher und ein Begleiter hatten Mühe, sie hinabzutragen und zu perladen. In den beiden Zimmern war nicht zu sehen, daß sich irgendetwas verändert hätte.
Sie blieben zunächst so liegen, wie sie verlassen worden waren. lim 9 1hr famen der Inhaber des Konfettionsgeschäftes und seine Leute, die alle Türen ordnungsmäßig verschlossen fanden. Drinnen aber sah es wüst aus. Einbrecher hatten unter der Wäsche, den Kleidern und den Stoffen gründlich aufgeräumt. Sie waren, wie jezt festgestellt wurde, von dem Hinterzimmer des Pensionats durch ein Loch in der Dede heruntergekommen, batten auch die Beute durch das Loch hinaufgeschafft und in die Koffer gepackt. Ueber das Loch hatten sie wieder das vorher weggerückte Sofa geftellt, so daß oben nichts au sehen war. Nach dem ganzen Befunde fönnen„ Stein" und die Markowitsch" den Einbruch allein nicht ausgeführt haben. Sie müssen helfershelfer in den Koffern mitgebracht und vor ihrer Abreise herausgelassen haben. Mitteilungen zur Aufklärung werden an die Dienststelle B. 5 der Kriminalpolizei erbeten. Das Fuhrwert, das die Beute wegschaffte, war ein gewöhnlicher mit einem braunen Pferd bespannter Blatten wagen, der Kuischer ein grober starter Mann mit einem geſtuzten Schnurrbart.
Heimreise der Wolgadeutchsen.
Auf Grund der Verordnung des Zentralvollzugsausschusses und des Rates der Volkskommissare der autonomen sozialistischen Räterepublik der Wolgadeutschen vom 5. April 1924 tönnen wolgadeutsche Flüchtlinge, bie während der Hungersnot 1921/22 das Gebiet der jeßigen Wolgarepublik ohne behörbliche Erlaubnis verlassen haben, amnestiert und zur Rückkehr in ihre Heimat zugelassen werden, wenn ihre Anträge um die Rückkehrerlaubnis bis 9. Mai 1926 bei der Botschaft der U. d. 6. S. R. in Berlin eingereicht werden. Neuerdings hat die Wolgarepublit die Bereitwilligkeit zur Uebernahme auch aller anderen Wolgadeutschen erklärt, sofern ihre Rückwanderungsgesuche bis zum 9. Mai 1926, ber Ablaufsfrist der Amnestieverordnung, eingereicht werben. Alle in Deutschland lebenden Wolgadeutschen, die nach ihrer Heimat zurückkehren wollen, müssen daher sofort Rückwande rungsgesuche unter Beifügung von brei Baßbildern für jede Person von 16 Jahren und darüber einreichen, und zwar beim Verein der Wolgabeutschen, Berlin W. 52, Schloß Bellevue , der für Weiter leitung der Gesuche und etwaige Ergänzung der Unterlagen Sorge Iragen wird.
Eine„ Landrudermaschine".
Gestern nachmittag wurde auf der Avus das sogenannte Curry Landstiff" der Presse und dem Publikum vorge führt. Es handelt sich hierbei um eine von dem Arzt Manfred Curry erdachte Landrennmaschine, bei der das Ruderprinzip zum Antrieb verwandt wird. An einem leichten Aluminiumgestell find vier normale Fahrradräder montiert, die natürlich in Kugel agern laufen. Der Fahrer fikt auf einem gepolsterten Rollsig und betätigt eine vorn angebrachte Freilauftrommel, die ihre Kraft auf die Borderäder überträgt. Durch die rechte Fußplatte, die schwenkbar angebracht ist, werden die Hinterräder mittels Seilzug und ge= feppelten Binfelhebeln gesteuert. 3um schnellen Abstoppen der Fahrt ist eine kleine und einfache Handbremse, die auf an einem Borderrad angebrachtes Bremsrad wirkt, vorgesehen. Die Maschine dürfte sicherlich als Sportfahrzeug von großer Bedeutung sein. Ob sie sich, wie der Erfinder hofft, auch als Gebrauchsfahrzeug durchsetzen wird, erscheint fraglich, denn die Preise der ersten Maschinen sind relativ hoch, wenn man fie beispielsweise mit einem Motorrad vergleicht. Sicherlich wird die schon jetzt recht gelungene Ronstruttion noch durch mancherlei Verbefferungen ausgestaltet werden. Wenn in den Prospekten übrigens eine Geschwindigkeit Don 45 bis 50 Kilometer angegeben wird, so werden naive Gemüter glauben, baß man tatsächlich in einer Stunde diese erhebliche Strecke zurücklegen werde. Das ist natürlich ein Irrtum. Diese Geschwindigkeit wird nur in gewissen Augenblicken erreicht, die Durchschnittsschnelligkeit liegt ganz erheblich unter dieser Zahl.
Immerhin ist das Gerät leistungsfähiger als ein Fahrrad, denn nach einigem Training wird man mit ihm Tagesstrecken von 100 bis 150 Kilometer ohne besondere Anstrengung zurüdlegen fönnen.
Englische Eisenbahnbeamte in Berlin .
100 englische Eisenbahnbeamte besichtigten das Ausbesse. rungswert Brandenburg . We ft. Die Einrichtungen fanden ungeteilten Beifall der englischen Fachleute. Heute, Dienstag, besichtigen die Engländer die Lokomotivbauanstalt der AEG. in Hennigsdorf , insbesondere auch die Signalfabri Rangiertechnik auf dem Bahnhof Bustermart vorgeführt wer tation. Morgen, Mittwoch, wird den Engländern die modernste den und nach einer abschließenden Führung durch das Verkehrsund Baumuseum in Berlin fahren die Engländer Mittwoch abend nach Dresden weiter. Wegen des damals drohenden und inzwischen ausgebrochenen Generalstreits in England sind einige der Reiseteilnehmer in ihre Heimat zurückgerufen worden.
Bankett für Amerikaner.
Sie waren
Dreihundert amerikanische Hotelbefizer in Berlin , empfangen in der klassischen Stätte derartiger Dinge, dem großen von ihren deutschen Standesgenossen mit gebührender Festlichkeit Bankettjaal des 3oorestaurants. Unter den Männern herrschen die flugen energischen Gesichter vor, nicht durchaus mit dem Typus dessen behaftet, was man bei uns hotelier" nennt. durch die vielen Besichtigungen schon ziemlich ermüdet, wandten sich aber heroijch den föstlichen Dingen zu, mit denen man ihrem Magen zu huldigen fich befliß. Reichs, Staats- und städtische Behörden Der Außenminister waren durch ihre Häupter vertreten. Dr. Stresemann fand, stürmisch von den amerikanischen Gäste: begrüßt, verständige und freundschaftserfüllte Worte. Er sprach von der Not Europas , von der Einheit der Völker, die beinahe schon alle wollen, lobte das amerikanische Hotelgewerbe, pries feine Individualität und wandte sich gegen einen Welttruft der Hotels. Grüßen Sie," so fagte er wörtlich, wenn Sie zurückkehren, den großen Repräsentanten Ihres Boltes, den Präsidenten Coolidge . Sagen Sie ihm, wie sehr wir ihm auch bankbar dafür find, daß er uns Persönlichkeiten von der Bedeutung und dem Charakter eines Houghton und Schurman nach Berlin gesandt hat. Bewahren Sie auch dem, was Sie in Deutschland gesehen und erlebt haben, eine gute Erinnerung in Ihrem Herzen und lassen Sie uns so hoffen, daß Ihr Besuch in den Ländern des alten Erdteils mit eine Basis fein möge für Frieden und Freundschaft zwischen den Völkern der Erde." Der amerikanische Botschafter dankte dem Minister und im Namen der amerikanischen Gäste sprach Mr. Chavlen Gehring in launigen Worten von den Gefühlen der amerikanischen Gäste. Im
Laufe des Abends wurde dann noch viel Herzliches geredet und wenn es nur darauf angekommen wäre, dann wäre heute aller Konfliktsstoff endgültig aus der Welt geschafft.
Die Saarfrage.
Im Rahmen einer Tagung des Saarvereins im Hohenzollernfaal des Landwehrkasions Charlottenburg sprach der ehemalige Chefredakteur der Saarbrücker Zeitung " ojfelt über das Thema: Wie steht es heute um die Saarfrage?" Der Vertrag von Locarno hat keine Klärung gebracht. Uebereilter Optimismus war nicht berechtigt. Trotzdem heute ein Kanadier Präsident des Saargebiets ist, zeigt sich im Grunde keine Aenderung, denn die wichtigsten Ressorts, wie die der Finanzen und des Bergbaus, sind in den Händen des Franzosen Maurice verblieben. Nur die Methoden haben gewechselt. Als die Lockmittel Frankreichs nichts nugten und die Bevölkerung in ihrer Treue zu Deutschland verharrte, also der fran zösische Annexionswille gebrochen war, versuchte Frankreich , wenig stens so viel wie möglich aus dem Saargebiet für sich herauszuholen. Frankreich und die Saarregierung tun nichts für das Saargebiet. Alle Gelder wandern nach Frankreich , alle indireften Steuern auf Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände gehen an Frankreich ab, hin zu kommen die Rücksichtslosigkeit des Grubenfistus und die Vorzugspreise für die Bahnbeförderung der Saarkohle sowie eine weitgehende 3ollſtundung für französische Waren. Für das Saargebiet bleibt so gut wie nichts übrig. Unzureichende Sozialversicherung, ungenügende Bevölkerung. Das Saargebiet steht vor schwerer wirtschaftlicher Erschütterung, wenn Frankreich seine Saarpolitit nicht ändern wird.
Gesicht und Geschlecht. Auf Einladung der Physiognomischen Studiengesellschaft sprach am Sonnabendabend Sanitätsrat Dr. Magnus Hirschfeld im Ernst- Häckel- Saal In den Zelten 9a über das Thema:„ Geficht und Geschlecht". Zu Beginn stellte der Redner bestimmte kritische Säße über die Wechselbeziehungen von Physiognomie und sexus auf. So steht er der These von dem Rüdschluß: Gesichtsbildung Geschlechtlichkeit zweifelnd gegenüber. Jedenfalls häl: Hirschfeld die Annahme nicht für bestätigt, 3. B. von start entwickelter Lippenbildung auf eine besonders rege Sinnlich teit schließen zu können. Nach lebenden Demonstrationen zwischengeschlechtlicher Barianten, die Hirschfeld dem Material feines ferualwissenschaftlichen Instituts entnahm, ging der Bortragende im Detail an Hand von zirka 50 Lichtbildern auf die physiognomische Auswirtung geschlechtlicher Anormalitäten, fogenannter Geschlechtsmischungen ein. Brägnante Beispiele der Homosexualität, des Trans- und Cisvestitentums find physiognomiflch für ein geschulteres Auge sogleich erkennbar. In der anschließenden kurzen Diskussion betonte Dr. Cohn, der Vorsitzende der Gesellschaft, daß er Hirschfelds Standpunft nicht ganz teile. Gewiffe Gesichtsbildungen lassen feineswegs nur hypothetische Rückschlüsse auf die geschlechtliche Tätigfeit zu. Aus der Zuhörerreihe wurde sodann noch mit Recht auf die Bedeutung der Hände für die gefchlechtliche Forschung hinge. wiesen.
Umlenfung von Straßenbahnlinien. Wegen Bauarbeiten an der Ede Mauerstraße und Leipziger Straße werden in ber Nacht Dom 5. zum 6. Mai von 9 Uhr abends ab die Linien 40, 43, 60 und
72 burch bie Charlottenstraße und von 12 Uhr ab die Linien 13, 69, 74, 76, 176, 88, 91 und 191 über Leipziger , Jerufalemer, Zimmer, Brinz- Albrecht und Königgräger Straße, die Linien 40, 54, 60, 72 von der Charlottenstraße ab ebenfalls über Mauerstraße, Prinz Albrecht- Straße, Königgräßer Straße umgeleitet. Ebenfalls wegen Bauarbeiten in der Elbinger Straße, Ede Kniprodestraße, werben in der Nacht vom 6. zum 7. Mai von 1 Uhr ab die Wagen der Linien 4 und 9 ab Danziger Str. über Greifswalder Str., Königstor, Am Friedrichshain, Kniprodestraße, Elbinger Straße geführt.
Republitanische Rednerfurje. Unentgeltliche Ausbildung zum Redner! Für Anfänger finden die Kursusabende stets Dienstag 8 Uhr statt. Aufnahme finden republikanisch Gesinnte, die sich zum regelmäßigen Besuch ber Uebungsabende für ein Bierteljahr verpflichten. Restaurant„ Alter
Askanier"( leines Zimmer), Anhaltstir. 11.
Für 100 000 Mark Grubenholz verbrannt. Durch Unvorsichtig feit von Waldarbeitern brach in dem dem Freiherrn von Carnaphahnenfeld gehörenden Walde bei Landsberg a. d. Barthe ein großer Brand aus, durch den 4000 est meter zugerichtetes Grubenholz ein Raub der Flammen wurden. Das Grubenholz war schon in das Eigentum der Rheinich. Westfälischen Grubenholzeinkaufsgesellschaft übergegangen foll nur zum geringen Teil versichert gewesen sein.
und
15 Perfonen bei der Einschiffung ertrunken. Im Hafen von Barna ereignete sich ein schweres Unglück. Bei der Einschiffung auf den Dampfer" Sofia " wurde ein Boot mit 35 Berfonen an Bord bei dem starken Wellengang abgetrieben. Es fenterte. 15 Perfonen, meift angesehene Bürger der Stadt Warna , ertranten im Meer. Die übrigen 20 fonnten gerettet werden.
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