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Tendenzen. Sie gibt den gegenrepublikanischen friegerischen Kräften neuen Auftrieb.

Die Reichsregierung deckt diese Verordnung. Die Initiative zu dieser Verordnung ist von ihr selbst, im be­sonderen vom Reichskanzler Dr. Luther ausgegangen. Er trägt nicht nur die parlamentarische Verantwortung, die er durch Gegenzeichnung einer Berordnung des Reichspräsidenten  übernimmt, sondern die volle materielle Berantwortung für ihre Vorbereitung.

Man sage nicht, daß Reichskanzler Dr. Luther ein unpolitischer Mann sei, der die Konsequenzen seines Handelns nicht übersehen habe. Richtiger ist, daß er in erster Linie Bureaukrat, in zweiter Linie parlamentarischer Reichskanaler ist. Er ist so sehr Bureaukrat, daß er diese Aktion eingeleitet hat, ohne sich vergewiffert zu haben, ob die eigenen Re­gierungsparteien dahinter stehen.

Diefe Aktion ist eine Provokation des republikanischen Boltes, das eben erst im Boltsbegehren mit imposanter Bucht seine republikanische Gesinnung bekundet hat. Sie zwingt die Reichsregierung, deren Haltung zur Fürstenfrage von den weitesten Schichten des Volkes mit Erbitterung betrachtet wird, in einen neuen schweren Gegensatz zum Bolte.

Die Reichsregierung hat diese Provokation unternommen. Zwei große Regierungsparteien, Demokraten und Bentrum, wollen diese Provokation nicht und haben Einspruch erhoben. Troß dieses Einspruchs versichert die Tägliche Rundschau", daß die Berordnung unter allen Umständen veröffentlicht werde!

Will die Reichsregierung im Gegensatz zu zwei großen Regierungsparteien vor dem Bolte als Regierung der Ueber leitung zum Rechtskurs. erscheinen? Steht hinter der Ver­ordnung die Absicht, die Regierungskoalition zu sprengen und eine Brücke zu den Deutschnationalen zu schlagen? Wollen die Herren Luther und Stresemann   die Locarno  politit schwarzweißrot denaturieren, um Herrn Schiele die Rückkehr in die Regierung zu erleichtern? 3ft wieder einmal ein Sprengmanöver der Deutschen Bolts­partei im Gange? Die Verordnung ist eine Provokation. Sie hat belle Entrüstung bei allen Republikanern hervorgerufen. Sie sind entschlossen, diese Provokation nicht hinzunehmen. Wie will die Regierung vor dem Reichstag bestehen, wenn sie alle ent­fchiedenen Republikaner gegen fich hat?

Regierungsparteien gegen Regierung. Stimmen der republikanischen Preffe gegen die Flaggen

verordnung.

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Die Presse der Demokraten und des Zentrums nimmt heute morgen einmütig Stellung gegen die geplante schwarz weißrote Flaggenverordnung. Die Germania" schreibt: Dagegen steht es aber außer allem Zweifel, daß diese Flaggen­ordnung ein schweres Moment der Beunruhigung in die deutsche Innenpolitik trägt und unsere ohnehin schon aufs äußerste gespannte innerpolitische Lage in geradezu gefahrdrohender Weise verschärft.

Man fagt oft, es fehle dem Deutschen   die Zivilcourage, der Mut in der Politik. Wir finden, daß man unserer gegenwärtigen Reichs­regierung diefen Vorwurf nicht machen kann. Wir finden im Gegenteil, daß für eine auf schwachen Füßen stehende Minderheits­regierung ein geradezu erstaunlicher Mut dazu gehört, in den gegenwärtigen fritischen 3eiten ohne einen

besonders dringenden Anlaß in das Wespennest der Flag genfrage zu greifen. Wir fagen mit Borbedacht: In den gegen wärtigen fritischen Zeiten." Denn daß die Herren, die das jetzige Reichskabinett bilden, über die durch die Fürstendebatte erregte Stimmung meitester Kreise des Volkes fich so radikal täuschen sollten, ist doch kaum zu glauben.

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Das Berliner Tageblatt" weist auf die ver­hängnisvolle Wirkung der Flaggenverordnung im Auslande

hin:

Staatstheater.

Medea  " von Hans Henny Jahnn  .

Die Greuel der Medea- Tragödie sind gesteigert. Hans Henny Jahnn   bemüht sich mit ungeheurer Inbrunst, alle antifen Scheußlichkeiten noch tiefer zu begründen und zu vernieten. Medea  , die boshafte Barbarin, die aus Berzweiflung ihre Kinder umbrachte, wird diesmal zum entsetzlichen Unhold. Sie wird zur Rachegöttin, die ihren Gatten dafür bestraft, daß er ihr das Bei lager verweigert. Und die Zauberkraft der Here geht so weit, daß schon die Berührung mit ihren Schmudgegenständen die Menschen auseinandersprengt, oder das jugendliche Mädchen sofort zu einer welten Bettel werden läßt. Auch Medea selbst ist schon solch ge= altertes Beib, runglig und aufgedunsen, aber ihre Sinne brennen noch ungeheuer. Da sie selbst von Göttern entstammte, fonnte fie ihrem Gatten Jason die ewige Jugend und die ewige Lendenkraft erzaubern. Doch Jason spürt fein Verlangen mehr danach, feine Griechenmädchen umwirbt er als Bräutigam, da die Ehe mit ber Barbarin ihm nicht als gesetzliches Bündnis erscheint. Und diese Braut Jajoris wird gerade von dem Sohne Jasons als Braut be­gehrt. Alle Menschen dieses Trauerspiels sind ganz und gar in ihre Sinne eingewickelt. Sie wüten ihre Brunft aus ohne Hem mung, mit so deutlichen Worten, daß von den geheimsten Dingen der letzte Schleier fällt. Und dazu noch andere Greuel. Die Augen, die Medea   einem Sklaven herausreißen läßt, werden von der Barbarin in die flache Hand genommen und geliebtoft als Beute ihrer Rache.

Die Wirkung im Ausland und im Inland muß ge= radezu kläglich sein. Soll wirklich jetzt in Paris   und in Lon­ don   und in Wien   neben der schwarzrotgoldenen auch die ich war 3- weißrote Fahne gehißt, sell wirklich dem Ausland in dieser Form vor Augen geführt werden, daß die   Republik ihre Farben nicht zu behaupten weiß, weil es eine Anzahl Auslandsdeutscher gibt, die aus fanatischer Abneigung gegen die  Republik auch deren Fahne beschimpfen? Will man den Auslands.  deutschen jetzt in den Rücken fallen, die treu zu Schwarz- Rot- Gold gehalten haben? Wie will man verhindern, daß dann. Schwarz­Rot- Gold ganz hinter Schwarz- Weiß- Rot zurücktritt, daß die Gösch immer fleiner wird, daß an dem Hauptflaggenmast die schwarzweiß­rote Fahne aufgezogen wird und an irgendeinem verschwiegenen Seitenpförtchen vielleicht auch noch Schwarz- Rot- Gold zu sehen ist? Glaubt man der Würde des Deutschen Reiches zu dienen mit einem Zustand, angesichts dessen die fremden Staaten überhaupt nicht mehr wissen, welche Fahne als amtliche Flagge des Deutschen Reichs anzu­sehen ist?"

Die Boffische Zeitung" hebt hervor, welche inner­politischen Wirkungen der Zwiespalt zwischen Regierung und Regierungsparteien haben muß:

Es bedarf keiner näheren Ausführung, was es bedeutet, wenn zwei in der Regierung vertretene Barteien sich in einer Frage von solcher politischen Bedeutung mit geschlosse ner Front gegen das Kabinett wenden. Es ist aber auch ohne weiteres flar, welche unberechenbaren poli. tischen Wirkungen sich daraus ergeben fönnen, wenn durch die beabsichtigte Flaggenvererdnung der Flaggenstreit, statt begraben zu werden, aufs neue und mit Heftigkeit entbrennt."

Troß dieser einmütigen Ablehnung der Flaggenver ordnung in den Reichstagsfraktionen von Demokraten und Zentrum, trotz der einmütigen Stellungnahme der Presse zweier großer Regierungsparteien bleibt die Re gierung auf ihrer Absicht bestehen, die Ver­ordnung herausgegeben. Sie schafft fich felbft einen fch me ren Konfliktsfall und fie muß sich darüber klar sein, daß es für sie sehr schwer sein wird, aus diesem Konflikt ihre Existenz zu retten.

Der Anleihealtbesih.

Starke Ueberschreitung der ersten Schägung. Die Anmeldung des Anleihealtbesiges zweds Umtausch in Anleiheablösungsschuld, die bis zum 31. März geschehen mußte, tiarben mart statt 20 Milliarden, die bei Beratung des An­läßt sich nunmehr übersehen. Sie beziffert sich auf 35 mit leiheablösungsgesetzes von der Reichsfinanzverwaltung geschäßt worden waren. Die Anmeldungen haben also die Kleinigkeit von 15 milliarden mehr ergeben. Nach den Vorschriften des Anleiheablösungsgesetzes bedeutet das einen Mehraufwand für Til­gung und Berzinsung der Anleiheablösungsschuld von jährlich rund 90 millionen auf dreißig Jahre. Man glaubt, Anhalts punkte dafür zu haben, daß bei Kleinbanken und sonstigen Anmelde stellen zahlreiche falsche Bescheinigungen für den Altbesiz aus. gestellt worden sind, und es sind daher eine Reihe Untersuchungen eingeleitet worden.

Vernehmung von Grütte- Lehder.

Im   Feme- Untersuchungsausschuß des Landtags. Der   Feme- Untersuchungsausschuß des Preußischen   Landtags

beschloß heute morgen nach einem Referat des Abg. Kuttner, Grütte Lehder als Zeugen zu vernehmen.

Die Vorführung von Grütte- Lehder zur Vernehmung ist bereits heute mittag 2 Uhr erfolgt.

Neuer Rückgang der Frankenwährungen. Gegenüber den  Berliner Schlußturfen vom Dienstag ist am Mittwoch an den maß gebenden Auslandspläßen ein neuer Rückgang der beiden Franken währungen eingetreten. Baris notierte   London 152 gegen 149,50 und Brüssel 156,31 gegen 151,75 am Vortage.

Die Worte, die schon heiß genug sind, werden ständig überhitzt.| Nichts wird mehr gestuft. Die Steigerung ist von Anfang an so mächtig. daß neben der moralischen Ermüdung auch die förperliche unerträglich wird. Dabei war die, Birtuosenleistung der Frau Straub als   Medea bewunderungswürdig. Doch nur die Virtuo­fität fonnte angestaunt werden. Sie hatte als   Medea sich einer häßlichen und schlampigen Negerin gleich geschminkt und aufge takelt. Run paßte dieser Naturalismus des Aeußerlichen absolut nicht zu der hochgestelzten Sprache. Die hegenhafte Medea ist schließlich doch eine Tochter der Göttin und nicht ein Unhold aus dem afrikanischen Busch. Der Regisseur hätte da irgendwie stili fieren und den Naturalismus unterbinden sollen. Er tat es, als er die Chöre sprechen ließ. Doch seine Choristen standen an der Band, wie die Kinder Ifraels an der Klagemauer Jerufalems. Sie beteten im Singfang. Es geht aber nicht an, Hellas mit  Judäa zu verwechseln. Mar Hochdorf.

Garantievorlagen der Reichsregierung.

Für die Leinen- und Traktorenindustrie.

Dem Reichshaushaltsausschuß find vom Reichsminister der Finanzen, dem Reichswirtschaftsminister und dem Minister für Ernährung und Landwirtschaft zwei Vorlagen zur Uebernahme von Reichsgarantien und Gewährung von Reichskrediten zugegangen, die auf Grund von§ 2 des Etatsgesetzes direkt vom Haushaltsausschuß erledigt werden sollen. Die erste Vorlage will die Gefahr beseitigen, daß der Flachs­bau in   Deutschland vollständig eingeht. Diese Gefahr soll bestehen, wenn der Landwirtschaft nicht die Aussicht geboten werde, die bei ihr ruhende Flachsernte und auch die Ernte des nächsten Jahres abzusetzen. Ein Eingehen des Flachsbaues brächte auch die Flachs­rösterei zum Untergang. Es sei darum erforderlich, daß der Flachs­wirtschaft Mittel zur Verfügung gestellt werden, die die Bewe gung der   deutschen Flachsernte in den nächsten Jahren gewährleisten. Die Röstindustrie habe zur Aufnahme der Blachsernie 1925 einen Kredit von rund 3 Millionen Reichsmart notwendig. Für die Spinnerei sei ein Kredit von 6 Millionen Mark erforderlich. Die Kredite sollen mit 1 Proz. über Reichsbankdiskont verzinst und nach 15 Monaten zurückgezahlt werden. Die Reichskreditgesellschaft habe sich bereit erklärt, der Flachsrösterei und Flachsspinnerei diese Kredite unter der Voraussegung zu gewähren, daß das Reich die Ausfalls. und Liquiditätsbürgschaft übernehme.

Mit der zweiten Borlage erbitten die beteiligten Ministerien Reichsgarantie bis zur Grenze von 15 Millionen vom Haushaltsausschuß die Zustimmung zur Uebernahme einer Reichsmart in Verbindung mit der Bereitstellung eines Reichs­fredites bis zu 6 Millionen Reichsmark für die Wiederankurbelung der wichtigsten Fabrifen von Trattoren( Straftschleppern und Kraftpflügen).

die deutsche Traktorenindustrie im letzten Jahr zwar gut gearbeitet Die umfangreiche Borlage begründet diesen Antrag damit, daß habe und auch in der Rationalisierung füchtig vorangekommen fel. Infolge der Wirtschaftskrise stocke aber zurzeit der Absatz von Kraftgeräten vollständig und die Traktorenindustrie fei anderer­

seits infolge der allgemeinen Kreditschwierigkeiten nicht in der Lage, auf Vorrat zu arbeiten. Die gesamte deutsche Trattorenindustrie stehe daher vor dem Ruin. Komme aber die  deutsche Traktorenindustrie zum Erliegen, so sei nach aller Urteil ihr Aufbau in absehbarer Zeit nicht wieder möglich und der   deutsche Markt eine leichte Beute der   amerikanischen Traktorenindustrie, insonderheit Fords. Die   deutsche Landwirtschaft werde dann aus fchägungsweise 8000 bis 10 000 in   deutschen landwirtschaftlichen schließlich auf den Bezug fremder Geräte angewiefen fein. Betrieben laufenden   deutschen Kraftgeräte würden in verhältnis mäßig furzer Zeit unbrauchbar werden, da die Ersatzteile nacy Zusammenbruch der   deutschen Fabriken nicht mehr erhältlich sind.

Die

Durch ten Zusammenbruch der   deutschen Traktorenindustrie würde auch eine Erhöhung der Arbeitslosenziffer eintreten. Diese Industrie habe etwa noch vor einem halben Jahr 9000 Arbeiter beschäftigt. Um den Absatz   deutscher Traktoren in der   deutschen Land­wirtschaft nach Möglichkeit zu erleichtern, werde im Einvernehmen mit ben beteiligten Kreisen aus der Bantwelt, der Landwirtschaft und der Trattorenindustrie beabsichtigt, eine Finanzierungs­gesellschaft für den Absatz von Traktoren zu bilden mit einem Attienkapital von etwa 2 Millionen Marf, das zur Hälfte von einem Banktonfortium, zum anderen Teil von der Landwirtschaft über­nommen werden solle.

Die verlangten Mittel werden benötigt, um die Finanzierungs

gesellschaft instand zu setzen, das beabsichtigte System des Antauss von Trafioren auf Abzahlung durchzuführen, und den Trafloren firmen, mit denen die Finanzierungsgesellschaft arbeitet, zu ermög lichen, ihren Betrieb und die Herstellung der Geräte bis zu dem Zeitpunkt zu finanzieren, in dem das Abzahlungsgeschäft wirksam wird. Voraussetzung für ein Eintreten des Reichs durch eine Aus fallbürgschaft und ein Darlehen sei, daß das Reich in der Finanzie rungsgesellschaft und durch diese oder unmittelbar auch auf die in Betracht kommenden Firmen einen maßgebenden Einfluß erlangt.

Am 16. Mai wird eine Borstellung in der Städtischen Oper für die fremden Bäste stattfinden, die am folgenden Tage Gäste der Stadt   Berlin im Rathaus sein werden. Am 17. Mai wird eine Beft­vorstellung im Staatstheater stattfinden, bei der Hebbels   Herodes und   Mariamne" zur Aufführung gelangt. Es liegen bereits jetzt An­meldungen zahlreicher bedeutender Schriftsteller des Auslandes vor, Gründung eines Caban- Bundes. Anhänger der Ideen und Biele Rudolf von Labans aus ganz   Deutschland haben sich zu einem Bund zusammengeschlossen. Sie haben sich die Aufgabe gefeßt, durch Feiern, Vorträge und Arbeitsgemeinschaften theoretisch und prattisch an dem Werk des neuen Tanzes zu arbeiten, die erzieheri chen Momente des Bewegungskunstwertes zu pflegen, eine neue Festkultur vorzubreiten und Bewegungschöre zur Verwirklichung Dieser Ziele ins Leben zu rufen. Rudolf von   Laban hat das Brotektorat des Bundes übernommen. Mitglied fann jeder Inter effierte werden. Zuschriften sind zu richten an den 1. Vorsitzenden Dr. P. L. Buchholz,   Berlin W. 50, Prager Straße 29.

Männlichkeit bei der rungligen Barbarin zu genießen. Das junge Mai findet im Theater am Bülowplaz die   Berliner Erstaufführung Medicial Association" in   Melbourne hielt Dr. Collin Mackenzie einen

So wird Efel erregt. Trotzdem find all diese Worte unge wöhnlich start. Sie schmettern nieder, die Ereignisse zerreißen den Zuhörer. Sie zwingen zur Rebellion. Doch es sprigt Talent aus dem Dichter. Er ist schon jetzt ein energifcher Logiker der Bühne. Die allerschlimmsten und viehischsten Berirrungen in Wort und Tat find irgendwie begründet. Dann jetzt das Drama zu einer wirklich ausgebauten Architektur auf. Kein Motiv geht verloren, auch nicht das scheußlichste. Man ist angewidert durch den mechanistischen Ge­brauch, den der Dichter von der Gerualpathologie macht. Und dann wieder sagt man sich, daß dieser Dichter geheilt und noch ein tüch tiger Mann werden könnte. Die Schwelgerei in allerhand Ver irrungen ist vorläufig höchst frampfhaft und frankhaft. Hans Henny  

Jahnn versucht seine psychologische Ausdeutung des alten Mythos zu begründen. Er will das traurige Menschen herz entdecken. Daß er es nur entdeckt in der furchtbar verzerrten Niedrigkeit des primitivsten Geschlechtstriebes, ist seine Tragit. Er überlastet die Menschen, auch die Menschen der Antike, mit einem Gefühlsleben, das gar nicht mehr zu uns gehören will. Zunächst Elel, dann Abgeftumpftheit, schließlich kann man sich nur durch

einen Scherz retten.

Der Regiffeur Jürgen   Fehling gestattete, daß der Theater. architekt die chorintische Halle wie einen   Berliner Trodenboden aufbaute. In diesem nüchternen, nur für Menschliches scheinbar bestimmtem Raume, soll nun das Uebermenschliche spielen. Kein Wunder, daß die Schauspieler vom ersten bis zum letzten Worte färmend in den Saal donnern. Das Geschrei wird zum Stile.

Ein neues Bühnenbilderperiment in der Boltsbühne. Mitte von Paul Zechs" Das trunkene Schiff" statt. Es wird dabei zum ersten Male ein neuartiges Bühnenbilderperiment angewendet. Man stellt drei weiße Leinwandflächen in den Bühnenraum, auf die man die Szenenbilder projiziert. Auch Massenszenen und Kom­parfen erscheinen als projizierte Bildteile auf den Leinwandflächen. Dieses System ermöglicht eine außerordentlich leichte Berwand lung des Bühnenbildes. Die farbigen Bilder sind von George  Groß. Regie führt Erwin   Piscator.

Der ältefte Menschenschädel? In einer Sigung der Britis Vortrag über einen Schädel, den er bei Ausgrabungen in Cohuvo Schädel älter als die anderen bis jetzt bekannten Menschenschädel, als an dem Murrayflusse gefunden hat. Dem Redner zufolge ist dieser der von Pilldave, die aus Rhodosim und der von Talgai. Mackenzie ging in feinen Behauptungen noch weiter. Er behauptete, daß das Murray- Flußtal in   Australien als das belangreichste Gebiet anthro­pologischer Untersuchungn, soweit die Urzeit in Frage kommt, be trachtet werden müsse.

Bufonis Dritteltonharmonium. Bon der Staatlichen Musithochschule wird mitgeteilt: Ferruccio Bufoni, der Heringen und Mafrelen, die an bestimmten Stellen in Schwärmen Das Thermometer im Dienste der Seefischerel. Abgesehen von schon in dem Entwurf einer neuen Aesthetit" im Jahre 1907 für auftreten und in bestimmten Richtungen ziehen, sind heute noch die ein Tonsystem mit Drittel- und Sechsteltönen eingetreten ist, hatte Fischer beim Suchen der Fänge in der See auf den Zufall und ihr bereits in Amerifa fich Zungenstimmen anfertigen laffen, auf denen gutes Blüd angewiesen. Neue Versuche haben indeffen fo gute Er Drittel und Sechſteltöne dargestellt werden fonnten. Diese Stimmen brachte er mit nach   Deutschland und versuchte hier Intergeniffe geliefert, bag biefer aftor ber Unsicherheit babes belon­effenten für sein Harmonium zu finden, für das er bereits geeignete ders fonstruierten Thermometers, das in das Geewasser versenkt geschaltet zu betrachten sein dürfte. Durch das Mittel eines zungenstimmen besaß. Seine Ideen wurden erst in den letzten wird, fann man nämlich feststellen, ob die angezeigte Temperatur Jahren wieder aufgenommen. Mit Hilfe von Freunden der Bufoni- dem Leben bestimmter Fischarten günstig ist, so daß man auf die schen Kunst wurde von der Firma Schiedmaner, Pianofortefabrit, Anwesenheit dieser Fische an einer bestimmten Stelle schließen darf.  Stuttgart, Neckarstraße 12, der Bau eines Dritteltonharmoniums nach Man hat beispielsweise feststellen können, daß Kabeljau und Schell dem Entwurf Busonis in Angriff genommen. Bufoni selbst konnte fisch nur in Tiefen anzutreffen sind, die eine Temperatur von 10 bis noch auf seinem Krantenlager Anweisungen für den Bau des Har 12 Grad Celsius aufweisen. moniums geben. Auf Grund feiner Anregungen und Zeichnungen empfindlich für extreme Temperaturen. Die Versuche erstreckten sich Dorsche und Kabeljau sind besonders ist nunmehr von der Firma   Schiedmayer ein völlig neues Instru- über Hunderte von Quadratmeilen und dürfen deshalb als zuver ment fertiggestellt worden, das genau den Forderungen Bufonis lässig gelten. nachkommt. Es enthält somit auf 2 Manualen die Reihe der Ganz­und Halbtöne und außerdem die Drittel- und Sechsteltöne. Das In strument, das mit Hilfe von Freunden der Bufonischen Kunst und mit Unterstützung der Firma   Schiedmayer in vorbildlicher Form gebaut wurde, ist Eigentum der Hochschule für Mufit.

Eine internationale Schriftstellerfagung in   Berlin. Bom 16. bis 19. Mai findet in   Berlin die vierte internationale Tagung der PEN.- Clubs ftait. Gastgeber ist der   deutsche PEN.- Club, dessen Borsigender Ludwig   Fulda ist. Die Tagung wird außer den Arbeitssitzungen auch eine Reihe offizieller Beranstaltungen bringen,

Das neuerbaufe Institut für Kunstgeschich'e an der   Kölner Universität eingeweiht. Der neben der Universität gelegene Bau ist ein Bert des wurde in Gegenwart von Bertretern der Behörden, Wissenschaft und Stunft  Hagener Architekten Zeopold Ludwig.

Radio in der Tropfiteinhöhle. Der   amerikanische Radiotecnifer( Beorge M. Miller hat fürzlich im Maniton- Gebirge in   Colorado m e: wa 2500 Meter Höhe eine Radioanlage in der berühmten Höble der Binde" angebracht, bie 600 Meter tief im Gebirge liegt. Die Tropiiteine, um die er die time tenne legte, erweisen sich, da sie aus foblensaurem Stalt bestehen, als is vorzügliche Siolatoren, daß Miller imftande war, die Sendungen einer mehr als 1600 Stilometer entfernten Radio- Station zu empfangen.