fortschrittliche Krankenhauspflege. Die Gcsundheitsdeputation des Berliner Verwaltungsbezirks 5ireuzberg hat sich gegenwärtig mit einer bedeutungsvollen Personal- fiagc zu beschäftigen: Die Stelle des ärztlichen Direktors der Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhauses Am Urban ist neu zu be- setzen. Eine Angelegenheit, die die Gesamtbevölkerung des Bezirks zu beschäftigen Hot. da jedennann von den persönlichen Eigenschaften, von der Berufsaussassung, von der allgemeinen sozialen Einstellung des ärzllichen Krankenhausleiters umnittelbar berührt werden kann. Durch die Reichsgesundheitswoche und die am 8. d. M. zu eröffnende große Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen(Ge-So-Lei) in Düsseldorf ist das öffentliche Interesse für Gesundheitspflege gegenwärtig stark angeregt. Es heitzt nun in der öffentlichen Ausschreibung des leitenden Postens für das Städtische Krankenhaus Am Urban: Gesucht werde ein erfahrener innerer Kliniker von wissenschaftlicher Bedeutung, der imstande ist, eine größere Innere Abteiluna nach den Anforderungen der modernen Medizin zu leiten, ihren wissenschaftlichen Ruhm aus der Höhe zu halten und daneben mit den sozial �hygienischen Airforderungen der offene Fürsorge oertraut ist. Die Deputation wird aber auch, daran ist bei ihrer Zusammensetzung gar nicht zu zweisel», darauf achten, daß für diesen Posten in einem Krankenhaus, das überwiegend, wo nicht ausschließlich von Leidenden der arbeitenden Stände belegt ist, eine Persönlichkeit gewählt werde, die nicht an dem in ärztlichen Kreisen heute leider nur zu oft überraschenderweife anzutreffenden Mangel ansozialpolitischem Verständ- nis und sozialem Gefühl krankt. Ein Mangel, den wir in erster Linie mit daraus zurückführen müssen, daß die wissenschaftliche Ausbildung der Mediziner sich ausschließlich auf die medizinische Wissenschaft beschränkt und daß der sunge Mediziner zu wenig mit dem Oel der Sozialpolitik gesalbt ist, wenn er von der Brust der Alm» mater in das praktische Leben hin- ausgelassen wird. Besonders bemerkenswert, unter diesem Gesichtswinkel betrachtet, erscheinen uns die Ausführungen des außerordentlichen Unioersitäts- Professors Dr. Paul Lazarus(dirigirender Arzt des St. Marien- krankenhauses in Berlin ) im„Jahrbuch der Bodenreform"'(18. Band 2. Heft), worin auf die tiefen Zusammenhänge zwischen Volkshygiene uich allgemeiner Bevölkcrungspolitik, insbesondere auch Volkswirt- schaft, und ganz besonders zwischen Volksgesundhcitspslege und Auf- gaben des Städtebaues, der sozialen Siedlungs- und Wohnungspolitik hingewiesen ist. Im Hinblick auf die bedeutungsvolle Eni- s ch e i d u n g. die der Bezirk Kreuzberg zu fällen haben wird, nahmen wir Gelegenheit, uns mit Profesior Lazarus über die Aufgaben eines Krankenhausleiters zu unterholten, und geben wir im folgenden einige seiner wettvollen Anregungen in freier Fassung wieder: Das wichtigste in der Kronkenpflege Ist Liebe und Sorgsamkett des Pflegepersonals für den Kranken. Der Leiter des Krankenhauses muß es sich angelegen sein lasten, sein Kronkenpflegepersonal mit echter Humanität zu durchdringen: Wird der Kranke in ein Kranken- haus eingeliefert, so darf er nicht anteilnahmslos wie ein Fremder in irgendein Bett gelegt und nunmehr bis zur nächsten Visite des Arztes feinem Schicksal überlassen bleiben, sondern er muß das Gc- 'kühl Häven, daß man sich sofott für sein Schicksal wie für das eines Familienangehöttaen interessiert. Bei kalter Witterung muß sein Bett angewärmt sein, und es muß Vorsorge getroffen werden, daß ihm aus-eben Fall sofort eine, gegen keinerlei etwa notwendige
»W»_______....... W ist nach Möglichkeit zu beschleunigen. All dies ist erforderlich, um den Lebenswillen des Kranken zu erhalten bzw. zu stärken, eines der wichtigsten Momente bei jedem Krankheitsverlaufl Das Unpersönliche in der Kronkenhausbehandlung, das die Kranken ae- wöhnlich stark niederdrückt, muß durch warm« Anteilnahme des Pflegepersonals überwunden werden. Auch der Arzt muß hin- reichendes soziales Verständnis und menschliches Ein- fühlungsoermögen haben, um sich in die s o z i a l e L a g e des Kranken hineindenken zu können: denn feder Krankheitsfall erklätt sich zu einem guten Teil in seiner Besonderheit aus den sozialen Begleitumständen. Der Kranke leidet z. B. an Schlaflosig- keit. Sie ist nicht einfach zu beheben durch Verabreichung eines Betäubungsmittels. Sie entsteht aus Sorgen des Kronken irgend- welcher Art. Hier muß der Arzt zum Sozialberater werden, um dem Kranken den für die Heilung der Krankheit außer- ordentlich wichtigen Schlaf zu ermöglichen. Es zeigt sich, wie eng soziale Not und Krankheit auch im einzelnen Fall miteinander ver- banden sind und wie wichtig es stt, daß einer ärzllichen Krankenhaus- leitung Pflegepersonal und Assistenzärzte zur Verfügung stehen, die von dresen Zusammenhängen etwas wissen und davon durchdrungen sind, daß aus diesem Wege der Heilkunst praktische Erfolge erblühen. In schweren Krisen während des Krankheitsverlaufes kann nur ii»unterbrochene Hilfsbereitschaft des' Pflege- personal» das kostbare Leben retten: und auch hier kommt es auf die Stärke des Willens zum Leben beim Kranken an. Dieser Lebenswille aber erlahmt, wenn der 5kranke in schweren Stunden
kühl seinem Schicksal überlassen bleibt. Ein Krankenhaus muß von aufopfernder Menschenliebe durchpulst sein. Der Dienst des Arztes am Kranken erschöpft sich nicht innerhalb der Mauern des Krankenhauses. Seine sorgende Anteilnahme am Geschick der seiner Obhut sich anvertrauenden Kranken muß auch die Verknüpfung ihrer Lebensfäden draußen im Wirtschastskampf ver- folgen, und so— wenn auch nur in vereinzetten Fällen— wird es ihm möglich fein, dem Kranken durch persönliche Fühlung- nähme mit seinem Arbeitgeber Erleichterungen zu ver- schaffen, durch welche sich sein Leben draußen ein wenig erfreulicher gestalten kann. Leitstern eines Krankenhausdirektors muß sein die Humanität.— Die Deputation für Gesundheitswesen des Verwaltungsbezirks .Kreuzberg, an deren Spitze unser Genosse Bürgermeister i. V. Bruns steht, wird sicher die vorliegenden zahlreichen Bewerbungen auch danach prüfen und ihre Entscheidung nicht unbeeinflußt lassen davon, inwieweit sie solchen Leitgedanken gerecht werden. Tuberkulose und Wohnungsbau. Unter der heutigen Wohnungsnot leiden ganz besonders schwer solche Familien, in denen Tuberkulose herrscht. Die Kranken siechen dahin, weil die Schäden der Wohnung ihren körperlichen Zustand aus das schwerste beeinträchtigen. Die gesunden Familienmitglieder werden von den kranken Mitbewohnern angesteckt, well es ihnen unmöglich ist, sich in den engen Räumen vor den bazillenstreuenden Familien- Mitgliedern genügend zu schützen. Es ist deshalb notwendig, daß bei dem Bau und der Zuweisung von neuen Wohnungen auf die Interessen der tuberkulösen Menschen und derjenigen gesunden Menschen, die von den Tuberkulösen mit Ansteckung bedroht werden, besondere Rücksicht genommen wird. In Berlin ist leider auf diesem Gebiete so gut wie gar nichts bisher geschehen. Anders liegen die Verhältnisse in Wien , wo man aus städtischen Mitteln trotz großer finanzieller Schwierigkeiten sehr gute Wohnstätten er- richtet hat, die teilweise tuberkulösen und tuberkulöse- bedrohten Familien zur Verfügung gestellt �werden. Es gibt aber auch eine ganze Reihe von reichsdcutfchcn Städten, wo man aus diesem Gebiete recht ersprießliche Arbeit geleistet hat. In Dresden , Nürnberg , Karlsruhe , Bielefeld und Bunzlau hat man be- sondere Wohnungen für Tuberkulöse errichtet. In Chemnitz ist eine Vorstadtstedlung für lungenkranke Kriegsbeschädigte erbaut worden, die aus 11 Wohnungen verschiedener Größe besteht und durchweg mit besonders großen Fenstern versehen ist. Jede solche Wohnung hat auch ein besonderes Krankenzimmer mit Veranda und einem Hausgarten. In besonders verdienstlicher Weife ist die Stadt Gelsen- k i r ch e n vorgegangen. Sie hat besondere»Fürsorgewoh- n u ii g e n" gebaut, die kinderreichen Familien, in denen Tuber- kulojeerkrankungen vorliegen, vorbehalten sind. Es wurden zwei große Baublocks errichtet mit 40 Einfamilienhäusern und 8 zweistöckigen Häusern. Im ganzen sind 72 Wohnungen neu ge- schaffen worden. Die Einfamilienhäuser besitzen an ihrer Hinter- front geräumige, bedeckte Liegehallen, die für die Kranken bestimmt sind. Die Stockwerkwohmingen verfügen ebenfalls über geräumige Loggien, die als F r e i I oft-Lisa e r fk li m e gut ge- eignet sind. Aber auch die Dächer der Häuser haben eine solche Gestakt erhallen, daß sie für Luft» und Sonnenbäder zweck- dienlich benutzt werden können. Bei der Verteilung der Wohnungen wirkt das Getfenkirchener Stadtgesundheit s- a m t in entscheidender Weise mit. Alles in allem:— ein für Berlin nachahmenswertes Beispiel! Dr. mech Alfred K o r a ch. Mehr Grüuanlasien im Alt-Berliner Lste«.
energisch Wandel geschaffen werden: gerade dieser dichtbevölkerte und von der Tuberkulose stark heimgesuchte Bezirk verlangt Licht und Luft. Aber der Osten ist schon von jeher stiefmütterlich be- handell worden. Plätze, wie die am O st b a h n h o s und am S ch l e- fischen Bahnhof mit ihrer T r o st l o s i g k e i t in Aussehen uiiö Form spotten allen Begriffen städtebaulicher Kultur. � Auch kleinere Flächen, wie der H e l s i n g s o r s e r Platz an der War- schauer Brücke, der K o m t u r e i p l a tz an der Königsberger Straße und die Weberwiese bedürfen dringend der Umqestallung, und die Auffrischung der Anlagen auf dem K ü st r i n e r P l a tz und dem StralauerPlatz würden das Straßenbild b.edeutend verbessern. Ferner besitzt der Osten zwei große Verkehrsstraßen, die Frank- f u r t e r Allee und der Straßenzug Warschauer und Petersburger Straße. Die Promenade in der Mille dieser Straßen ist trostlos versandet und bietet nur dem Wind freie Bahn zur Staubentwicklung, an der es mich sonst im Osten nicht schaffen werden. Kleinere Arbeiten zur Regulierung der Schulhöfe, zur Neupflanzung der Bäume in Stralau und zu Erneuerungen
agell. Auch hier könnte die Anlage von Grünstreifen Abhilfe chafsen. Hier könnte weitere Arbeit für unsere Erwerbslosen ge.
im Friedrichshain dürsten gleichfalls keine großen Schwierigkeste» machen, aber immerhin einigen Menschen Lohn und Brot geben. Nach einem Antrag des Haushaltsausschusses der Bezirksverfamin- lung Friedrichshain soll fernerhin der äußerste Zipfel von All« Stralau, der Schwanenberg, zu einem Volkspark um- gestattet werden. Das ist ein durchaus begrüßenswerter Beschluß, der vor allem den Müttern und kleineren Kindern dieses Teils des Bezirks im Sommer eine herrliche Aufenthallsstätte schaffen kann. Es ist nur zu wünschen, daß auch hier notwendige Arbeiten recht bald in Angriff genommen werden. Vom Vtagistrat aber muß verlangt werden, daß er das gute Wollen in der Arbeit des Bezirks, das unbedingt Anerkennung fordert, durch totkrästige Förde- rung besonders in finanzieller Hinsicht unterstützt. Serlin uaü Sie LanöwZrtsthafi. Die Berliner als Diehzüchker. Daß die Stadt Berlin eine der größten Grundbesitzerinnen, viel» leicht sogar die größte ist, dürfte den wenigsten Berlinern bekannt sein. Die Stadt verfügt ollein über 4 S G ü t e r mit einer landwirt- schaftlichen Bodenfläche von 23581 Hektar. Dazu kommt ein Wald gebiet von 21173 Hektar. Diese Wälder und Felder liegen in weitem Umkreise um die Riesenstadt. Wer auch an der Peripherie der Stadt, selbst bis weit hinein nach dem Zen» trum wird in gewissem Sinne landwirtschaftliche Kultur getrieben: Die 80000 Kleingärtner legen Zeugnis dafür ab. wie groß die Liebe des Großstädters für die eigene Scholle ist. Die Kleingärtner sind es auch, die für die Aufzucht der großen Mengen von Kleinvieh hauptsächlich in Betracht kommen. Außer de? liebevollen Bearbeitung de? dürftigen märkischen Bodens züchten lle teils als Liebhaber, teils aus Nützlichkeiisgründen allerhand Kleinvieri. namentlich Federvieh. So wurden bei der letzten Viehzählung Ende des Jahres 19 2 5 insgesamt 64985 oiehhaltende Haus, Haltungen festgestellt. Gegenüber Dezember 1922 bedeutet das freilich einen Rückgang von nahezu einem Viertel(24,3 Proz.). An Rindvieh hat die Zählung 23 215 Stück ergeben, ein Meljr gegen das Vorjahr um 3000 Stück. Die Zahl der Milchkühe ins- besondere ist sogar um 3421 Stück oder um 18,7 Proz. gestiegen. Hier wird es sich natürlich nicht um Kleingärtner, sondern um Molkereien handeln Die Zahl der Schafe dagegen ist um fast ein Viertel, von 5258 auf 4003, zurückgegangen. In der Schaf- zucht marschiert Pankow an der Spitze. Auch dos edle Borsten- t i e r hat erhebliche Verluste zu beklagen Die Zahl der Schweine betrug 20 913, das sind 3515 weniger als im Vorjahre. Im einzelnen hat der Bezirk Weißensee eine größere Zunahme zu verzeichnen, was zum Teil mif eine größere Schweinehaltung auf den städtischen Gütern zurückzuführen ist. Dabei mutz aber bemerkt werden, daß hier, wie bei allen Vieharten die aus den Schlacht- und Viehhöfen befindlichen Tiere unberück- s i ch t i g t geblieben sind. Auf den städtischen Gütern werden etwa 5000 Borstentiere in mustergültigen Ställen verpflegt, bis sie das für ihren Opfcttod vorgeschriebene Gewicht erreicht haben. Dann werden sie dem Schlachthaus auf dem Gut Hobrechtsfelde zngefühtt. Hier müssen ollwöchentlich neben 120 Schweineu auch 30� Rinder und 60— 100 Hammel ihr Laben lassen. Die in der Kriegs- und Inilarwnszett hohen Bestände an Ziegen sind stark zurückgegangen. Immerhin wurden im Dezember 19ZZ noch rund 22000 gezählt, über 11000 weniger als im Vorjahre. Während der entsetzlichen Milchknappheit, die für Berlin jahrelang wähtte, suchten viele kinderreiche Familien ihre Hilfe bei der Ziege. In noch höherem Maße ist die Z a h l der Kaninchen zurück» gegangen, nämlich von 138214 Ende 1921 auf 69 912 im Dezember 1925. Der„Stallhase" hat in den schweren Zeiten des Fleisch» mangels manchen Braten geliefert. Nun das Federvieh. An Hühnern(einschließlich Trut- und Perlhühnern), Gänsen und Enten wurden 57945 5 Stück festgestellt, gegen das Voriahr eine Ab- »ahme von 11 393 Stück. An der Spitze marschiert Lichtenberg mit 82 652 Stück: hier haben Mästereien und Händler erhebliche Be- stände untergebracht. Interessant ist, zu erfahren, daß in Berlin 3075 Bienenvölker vorhanden, und daß diese in der Zu» nähme begriffen sind. Gegen die letzte Zählung wurde eine Zu- nähme von 339 der honigsüßen Völkchen festgestellt. Hier hall Spandau die Spitze mit 514: es folgen Lichtenberg und Zehlendorf . Aber auch Alt-Verlin beherbergt 93 Bienenvölker. Der Vollständig- kell halber mag auch»och der Pferdebestand angegeben werden. Obwohl in den letzten Iahren in Berlin der Autobetrieb in ganz großem Ausmaß zugenommen hat. zahlle man dennoch nicht weniger denn 4 5 916 Pferde, eine Zunahme von 127 3 gegen das Darjahr.___ Jtenc Tennisplätze lm Frledrichshain. Einem vielseitigen Wunsch der Bevölkerung entgegenkommend, hat das V e z i r k s a m t Friedrichshain auf dem Sportgelände im NeUen Hain des Friedrichshains zwei Tennisplätze geschaffen, die durch ihre moderne Elnnchtung und schattige Lage ein bellebter Treffpunkt aller Tennisspottler des Nordostens zu werden versprechen. Die dies- jährige Spielzeit ist am 3. Mai eröffnet worden. Die Spielftunden werden stuiioenweise oder im Monats- oder Saison-
»sei» 250000 PAAR SALAMANDER-SCHUHE -t* rriii,'»TtT-wir°—— r"—"1 n.««— m«™»»
Diese Zahl dokumentiert die Lci&tunasfohiQUgit der Soldmander- Schuhfabriken.
42
50
�Satornonder» Schuhe -Sind schdn, gut und preiswert schon in den Preislagens 46 50
4*»50
SALAMAN