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Solidarität.
Nocfurno. Don®. P o r r e n. Knurre nicht. Magen! Laß dein plebejisches Gestöhn. Noch bin 'ch nicht in Knechtschaft dir Untertan. Auch das Glend soll mit Würde getragen sein. Hunger? Bah, die fehlende Mahlzeit wird durch um so strammere Haltung ersetzt. Du denkst zuviel an vergangene Aciten, an Zeiten, wo wir an jedem Tag satt wurden. Und hast du schl,» vergessen, datz wir erst gestern bei der Heilsarmee   in Reih und Glied standen, um ein warmes Mittagessen zu erhaschen? Gewifc, schwer, bitter schwer ist uns dieser Entschluß geworden, doch du quältest zu sehr. Wenn wir in der Reche der übrigen Leidensgefährten mit unserem Etz- geschirr anstehen, dann schlägt unser Herz so eigen, als ab es sich im Lech  « umdrehen möchte. Darum machen wir von dieser Hilfe nur in den dringendsten Fällen Gebrauch. Wir werden dos be- schämende Gefühl nicht los, Deklassierte unter Deklassierten zu sein. Ist es wirklich schon so weit? Wie hat sich dies alles nur so entwickelt? Durch 4� Jahr« Kriegsdienst, dem Vaterland geleistet, sind wir glücklich gekommen. Inflation, Entwertung des kleinen Kapitals, erneute Suche nach Be- Ichästigung haben wir überstanden. Bis vor Monaten infolge der allgemeinen Wirtschaftskrise auch unsere«tunde geschlagen hatte. Entlassung.' Richl einmal die vor dem Schlimmsten schützend« Er- werbslosenunterstüizung steht uns zu: wir waren um ein Weniges über die Pflichtoersicherungsgrenze hinaus. Aber den Mut ließen wir nicht sinken, wir waren ja gesund und arbeitsfreudig. Brief auf Brief ging als Bewerbung auf alle mir möglichen und unmöglichen Posten hinaus. Die erste Enttäuschung. Rur   selten eine Antwort. und wenn mal eine:Zu alt, junge Kräjte werden bevorzugt." Bald hieß es, noch sparsamer wirtichasten, Porto sparen. Nach allen Richtungen der Stadt trugen wir stundenweit unsere Bewer- bungen persönlich hin. Weiter ohne Erfolg. Dann kam ein Tag, an dem auch das Briefpapier zur Neige ging. Ab und zu lieh uns noch eine mitleidige Seele einige Groschen. Wie, du hast nichts davon gemerkt? Ja. Schreibmaterial ging vor. und noch war nicht die Not am höchsten. Wenn auch nur trocken Brot, so hatten wir doch zu esien. Bis endlich jede Quelle versiegt war. Du murrtest auf in deiner Qual, und wir faßten einen heroi- schen Entschluß. Denkst du noch an jenen Abend im vornehmsten Westen, vor dem Portal des erstklassigen Etablissements? Kostümfest. Eintrittspreis '20 Mark. Auw auf Auto huscht in endloser Folge heran, und ein Strom eleganten Publikums oerschwindet im hellerleuchteten Vestibül. Wir überlegen: Hier ist sicher etwas zu verdienen, wenn wir den Herrschaften die Wagentüren öfsnen und ihnen beim Aussteigen behilflich sind. Mancher Groschen kann da absallen. Gedacht, ge- tan. Behend öffnen wir den Wagenschlag und warten bescheiden des Kommenden. Der Erfolg: Ein erstauntes Ausblicken, ein Uns- mustern und manchmal ein kurzer Dank. Unsere Kleidung ist wohl schuld an dem Miversolg, denn noch ist die Garderobe tadellos, die Bügelfalt« der Beinkleider korrekt eigenes Fabrikat. das Schuhwerk sauber und blank. Man glaubt wohl, wir selbst wollen uns den Wagen zur Weitersahrt sichern. Auch dies ein Fehlschlag in der Abendstunde. Dann ein neuer und schwerer Entschluß als ultima ratio. Dort drüben das Luxustheoter, bei ieinen Preisen nur von einem zahlungsfähige» und eleganten Publikum freaucntiert. Das soll unsere letzte Rettung sein. Tapfer bringen wir das Aufsteigen eines Restes von Schamgefühl zum Schweigen, schildern in bewegten Worten einem der vornehme» Herren unsere Notlage. Keine Änt- wort, ein kurzes Abwenden. Roch zweimal dasselbe negative Refill- tat. Vielleicht sind es Ausländer, die unsere Sprache nicht verstehen. Dar vierte wendet sich seiner schönen Begleiterin zu:Ekelhaft, diese Schnorrerei auf der Straße!" Wir geben auch diesen legten ver- zweifelten Versuch aus. Was wollt ihr. ihr dummen Augen? Pfui, Tränen! Man zeigt nicht ob der Demütigung sein Wch und seinen Schmerz so östcntlich Dos ist unfein. Wartet damit, bis wir zu Hause sind. Noch haben wir ja gottlob ein Dach über dem Kops. Knurre nicht, Magen. Ach, ich weiß, bei dir Helsen   schon langst selbst die stärksten der faustischen Beschwörungen nichts mehr. Hier vor dem Theater liegen die weggeworfenen Reste von Zigarren und Zigaretten umher. Wenn wir deren warmen Rauch tief einatmen, wird das drückende Hungergefühl gestillt. Zwar steigt uns ob dieses Beginnens der Ekel bis zum Halse hinan, rnais il n'y a que 1c Premier pas qui coütc. Und Mensch sein, heißt Ueberwindcr sein. Das sei Täuschung und Betrug, meinst du? Ja, aber ein frommer Selbstbetrug, und der ist straffrei. In der Pause suchen wir noch- mals noch, dann sind die weggeworfenen Rest« länger. Die Zeit zum gänzlichen Ausrauchen war zu kurz. Beeilen müssen wir uns,«he uns ein anderer zuvorkommt. Auch hierin ist die Konkurrenz heute groß.
Krapotkins Zlucht. Von Dr. Paul Bourfeind. (Schluß.) Krapotkin kam bald in den Tschatkowsky-Kreis, eine Vereinigung junger Menschen beiderlei Geschlechts zum Zwecke der Selbstbildung. die in der sozialen Bewegung Rußlands   eine bedeutende Rolle ge- spiell und weiteste Verbreitung gefunden hat. Dieser Kreis wurde allmählich ein Mittelpunkt der sozialistischen   Propaganda. Sein eigentliches Ziel bildete zunächst die Vorbereitung von Männern und Frauen, die imstande wären,die große träge Masse der arbeitenden Bevölkerung zu heben". Das junge Rußland theoreti- sierte nicht über Soziallsmus. sondern lebte ihn in sreiwilligdm Verzicht, den ererbten Reichtum zur eigenen Befriedigung zu genießen. Das war der Grundzug der BewegungW narod".Zum Volke", in der natürlich die Agitation der Internationalen Arbeiter- osioziat'ion auf günstig vorbereiteten Boden traf. Zluch die Mit- glieder des Tschaikowsky-Äreises wurden eifrige Agitatoren, und Krapotkin. der am Spätnachmittag noch als Gast eineo adeligen Freundes im Winterpalast weilte, fuhr kurz« Zeit darauf in einer Droschke zu einem Studenten in die Barstadt, legt« Bauernkleidung an und sprach unter dem Decknamen Barodin in einer Winkelkneipe zu seinen Arbeiterfreunden über die Arbeiterbewegung im Ausland«. Daher konnte es nicht ausbleiben, daß auch Krapotkin, als man in Rußland   allgemein nach Agilatoren sahndete, oerhaftet und nach fruchtlosem Verhör in die Peler-Pauls�estung gebracht wurde. Man hatte mit der Festnahm« gezögert, bis die Identität des Fürsten Krapotkin mit dem bekannten Agitator Borodin   feststand. Am selben Abend noch hatte Krapotkin in der Graphischen Gesellschaft«inen Bericht über die Eissormationen in Finnland   und Rußland   gegeben und war auf Grund seiner Aussührungen zum Vorsitzenden der Sektion für phnsische Geographie vorgeschlagen worden. Rqn konnte er in der Peler-Pauls-Festung den ersten Band seiner..Forschungen über die Gletscherperiode" als Gejangener niederschreiben, nachdem ihm auf die Fürsprache der Akademie der Wisienschasten die Er- laubnis zum Schreiben erteilt worden war. Der zweite Land blieb
Es flattern Sie roten Llaggenflgoale, Wir sehn öas Zonal, das in England flieg. Da reckt sich die Internationale: wir halten zusammen, wir halten den Sieg!
Dann laß uns nach Hause wandern. Ich decke warm dich zu, und im Traumlande essen und essen wir und sind aller Sorgen ledig. Bis morgen früh du Quälgeist mit deinem ewigen Lamentieren mich wieder weckst zu neuer Pein, zu neuem Lew. Wie lange noch, fragst du. kann das so weiter dauern, was wartet unser nach zum bitteren Ende? Ja, was wartet unserer noch??
Unsere gefährlichsten Körpersielleo. Welches ist derschwächste Punkt" am menschlichen Körper? Vielfach wird bichauptet, daß dies das logenannteSonnengeflecht" sei, dos dicht unter dem Zwerchfell auf der Vorderseite der Aorta liegt und mit sämtlichen Eingeweide- nerven innig zusammenhängt. Andere wieder hallen die Gegend des Herzens dafür. Wissen schaftllche Untersuchungen der letzten Zeit haben aber ergeben, daß die verwundbarste äußere Stelle am Körper der sogenannteAdamsapfel" ist, der Schiwknorpel des Kehlkopses, der be» den Männern bekannllich stärker heroortrill als bei den Frauen. Ein leichter Schlag auf den Adamsapfel genügt, um dauernde Schädigungen des Organismus heroorzurujen, da die Atmung und dos Schlucken dadurch sehr behindert werden können. selbst ein Druck mit dem Daumen an diese Stelle kann schon Schädigungen hervorrufen, und ein starker Schlag den Tod zur Folge haben. Man hat bei diesen Untersuchungen festgestellt, daß die Japaner seit langem über eine genaue Kenntnis dieser schwächsten Punkte des Menschenkörpers verfügen, denn die Kunst des Djchiu- Tschitsu ist aus einer genauen Beobachtung dieser gefährlichen Stellen ausgebaut. Em Schlag mit der flachen Hand über den Schläfen oder
bei der Flucht Krvpotkins in den Händen der Drillen Abteilung zurück, die scine Verhaftung veranlaßt halle. Erst 1833 wurde das Manuskript aufgefunden und durch Vermittlung der Geographischen Gesellschaft dem Verfasser nach London   zugestellt. Als Krapotkin im Austrage dieser Gesellschaft an der Expedition an den Wiiin und Olemka teilnahm und die Gletscher Finnlands   und Schwedens   er- sorschte, halle er es sich nicht träumen lassen, daß er die Ergebnisse dieser Forschungen in einer engen, halbdunklen Zelle, eingehüllt in einen grünen Schlafrock von Flanell, die Füße mit unglaublich dicken wollenen Strümpfen bellewet und in kahnförmigen, übergroßen Pantosseln steckend, niederschreiben werde. Seine Zelle lag in der südwestlichen Ecke der Festung in einem nach der Reipa schonenden Rückzugsturm und war eigenllich die Kasematte, die für ein großes Geschütz bestimmt, immerhin einige Kewegungssreihell gestallcte. Das über Mannshöhe in der fünf Fuß dicken Mauer liegende eisen- verglltarte Fenster war die ehemalige Stückpsorte. Bett. Tisch und Stuhl in vier mit gelben, Papier über Filzunterlage belleidesen Wänden, eine schwer« Eichenholztür, so etwa bot sich die Zelle dem Bewohner, der trotz der Bewegung, die er sich systematisch schaffte, bei der außerordentlichen Feuchtigkeit des Raum«» nach fast zweijährigem Aufenthall in das Untersuchungsgefängnis übergeführt, erkrankt« und dann in dos Milllärhospital gebracht wurde. Pon hier gelang es ihm am S. Mai 187S, mit Hilf« seiner Freunde zu entkommen. Mit vollem Recht hat Georg Brande« in seiner Einleitung zu Krapvtkins Memoiren ihn in seiner Bedeutung neben Tolstoi gestellt, den Mann der Wissenschaft neben den Künstler. Trotz seiner großen Begabung für den wissenschafllichen Beruf fand Krapotkin in ihm keine Befriedigung mehr, da ihn soziale Erlebnisse und das dadurch erwacht« Nachdenken von dem vorge« zeichneten Wege ablenkten. Krapotkin fühlle sich schon sehr früh abgestoßen von der inneren Unwahrhoftigkell und sozialen Gleich- gülligktlt der höheren Klassen und hingezogen zu dem unterdrückten niederen Volte. Trotz seiner friedlichen und friedliebenden Natur stand er in freundschaftlichen Beziehungen zu den Terroristen, die den gewaltsamen Umsturz herbeizufiihren suchten. Sein Leben spielt sich in allen Kreisen der russischen Gesellschaft ob. auch mit den führende» Persönlichkellen de» westliche» Europa  » hat er Fühlung.
Der englische   pair kriegt von uns keine kohle, Die ganze Welt fleht mit uns im krieg. Solidarität ifl unsre Parole: Denn euer Sieg ifl auch unser Sieg!
den Ohren kann einen Bruch des Schädels oder Gehirnerschütterung heroorrusen. Ein plötzlicher Druck hinter die Ohren macht den stärksten Mann wehrlos. Schläge in das Genick sind ebenfalls sehr, gefährlich. Andere Stellen, die für Schmerz besonders empsindlich sind, sind die Unterlippe und der Unterleib." Haschisch, den indischen Hans, in Deutschland   anzubauen, hat man seit einigen Jahren mit Erfolg versucht, und hat ein« hoch- wcrtige Droge erzielt. 19l7 wurde mit dem Anbau begonnen, 3000 Kilogramm sind in den letzten Iahren dem deutschen   Drogen- Handel davon zugeführt worden. Während dos aus dem Hanf ge. wonnene Arzneimittel(Earnudis indica) in der Medizin nur noch sehr wenig verwendet wird, ist bekanntlich der Haschisch ein Rausch- gist ersten Ranges, ein Geraißmillel, dem im Orient Millionen von Menschen versallen sind. Der Haschischgenuß führt, wie der Morphinismus und der Kokainismus, zu schweren seelischen Störungen. Deshalb erhebt Dr. Ernst Joel in der letzten Nummer derKlinischen Wochenschrift" seine warnende Stimm« gegen den weiteren Anbau und die Verbreitung dieses Giftes. Bis jetzt, sogt er mit Recht, kennen wir in Deutschland   noch keinen Haschischgenuß: wir kannten auch den Kokainismus nicht, bis das Kokain als Medi- kament eingeführt wurde...Es gibt keinen Haschischismus, weil der Hanf therapeutisch keine Rolle spielt. Wir werden ihn haben, wenn man den indischen Hans popularisiert, und wir werden ihn haben, auch wenn er sich dabei therapeutisch nicht besser bewähren wird. als wie bisher." Wo guter Weizen gedeiht, sagen die Interessenten, soll« man Hanf läen: im Interesse der Gesundheit des Volkes sollte man beim Weizen bleiben.
Er verkehrt mit den Kreisen, die dem Hose nahestehen, mii Groß­fürsten und Adligen, aber auch mll Dauern und Arbeitern, unter denen er seine Freunde hat. Dadurch weitet sich sein Blick über die klassenmäßige Grcnzsetzung unter den Menschen ins Allgemein- Menschliche sein Fühlen und Denken erhält einen unioersalisti- schen Zug durch die Mannigfalligteit der Erfahrungen und Kennt- nisse aus den verschiedenen Gebieten des Wissens und der praktischen Tätigkeit. Seine Wege führen über russisches Land hinaus in den europäische» Westen, und dadurch lernt er zeitig in größeren Räumen denken und fühlen. Kein Wunder, daß ihm der Gegensatz zwischen Leitenden und Geleiteten fremd bleibt und daß seine Humanität sich zur allgemeinen Menschenliebe erweitert, zu jenem fast an die gelassene Heiterkeit des Weisen erinnernde Verstehen auch für da» Bürgertum, das sonst seinen gescllschastskritlschc» Umpillen am stärksten erregt. Einem der ältesten russischen Adelsgeschlechter ent- stammend, im Pagenkorps erzogen, und fünf Jahre lang Offizier bei den Amurkosaken, ist er im wahrsten Sinne des Wortes em Re- volutlonär des übervollen Metischenherzens Trotz weiterer Bersolgungen, die in Frankreich   zur Einkerkerung in Lyon   und Clairveaux süh on(1883 86), nach einer Verurteilung wegen der Zugehörigkeit zur Internationalen Arbeiterassoziation  , bleibt Krapotkin seiner Ucherzeugung treu, in deren Dienst seine ganze Tätigkeit stand. Wesentlich für seine Auffassung ist die Er» gänzung, die er zu dem Naturgesetz vom gegenseitigen Kamps in der gegenseitigen Hilfe fand, das er durch eine Reihe von Aufsätzen im Gegensatz zu Huxleys AbhandlungDer Kampf ums Dasein ein Programm" mit Beispielen aus dem Tierreich, dem Leben der Wilden usw. belegte. Krapotkin ist in seiner Gesamterscheinung einer der sympathisch- sten Menschen, dessen Bedeutung fstr die Entwicklung der europäischen  Ethik nicht hoch genug gewertet werden kann, um so mehr, als er einer der seltenen Lehrer der Menschheit ist. bei denen Lehre und Leben sich wundervoll decke». Er hat nicht nur Lehren ausgestellt und der Verbesserung des Menschengeschlechts sein Leben uneigen- nützig gewidmet, er hat seine Lehren mit einer Selbstverständlichkell semer Zell vorgelebt, die in ihrem Mangel an Pathos bewundern«- mert ist.