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Die Republik den Republikanern! Aufruf des Republikanischen Reichsbundes. Der Reichsvorstand des Deutschen Republi­tanischen Reichsbundes hat an die Reichstags­fraktionen der der republikanischen Parteien nachstehendes Schreiben gerichtet:

Die deutsche Reichsregierung hat unter Umgehung der ge­wählten Vertreter des deutschen Volkes, des die demokratische Staatsgewalt repräsentierenden Reichstags und unter gleichzeitiger Mißachtung der von ihr und dem Reichspräsidenten beschworenen Berfaffung eine Berordnung zur Neuregelung der Flaggenfrage erlassen, die dazu beitragen soll, die Farben Schwarz rot­

gold allmählich zu beseitigen.

Auftakt zur Jugendherbergswoche.

Zu einer eindrucksvollen Kundgebung gestaltete sich trotz des unfreundlichen Wetters das unter Leitung des Genossen Stadtrat Schneider stehende Eröffnungsfest auf der wundervollen Frei lichtbühne im Tempelhofer Feld. Die Kapelle III der Berliner Schutzpolizei erfreute mit ihren Weisen, der Neuköllner Lehrergesangverein sang schöne Volkslieder und die Berliner Laban­Schule tanzte einen feierlichen schreitenden Auftakt, Kampf und fröhlichen Ausflang. Oberbürgermeister Böß, von roten, schwarz­rotgoldenen und bunten Wimpeln der Jugend umgeben, nahm dies zum Anlaß, um das Gemeinsame der Jugendherbergswoche zu unterstreichen. Er pries die Schönheit unserer märkischen Heimat, die noch viel, viel mehr unserer Jugend durch Jugendherbergen er­Dieses Volkswille und Reichstag gleichmäßig mißachtende Verschlossen werden müsse. Er schloß mit der Aufforderung, mit noch halten der Reichsregierung ist lediglich eine notwendige Folge des größerer Kraft fich für die Jugendherbergen einzusetzen. Musik, Vor­führungen einer proletarischen Kindergruppe, die allgemeines Ent­Umstandes, daß die führenden Männer der Reichsregierung ausge­zücken hervorriefen, und die ekstatisch- frohen Boltstänze des Berliner sprochene Gegner des republikanischen Staates, seiner Verfassung Bolkstanzringes beendeten die schöne Feier, die von vielen Tausenden Bon Ministern, die gemäß ihrer parteipolitischen Stellung besucht war. Mit Musik und fröhlichen Liedern, so wie sie gekommen, zog die Jugend dann wieder demonstrierend davon. Alle Züge Republik durch die Monarchie, Schwarzrotgold durch Schwarz- führten Tafeln mit sich mit der Aufforderung: Schafft Jugend­herbergen!". Die Fröhlichkeit der Jugend gab der Feier ihr schönstes weißrot ersetzen wollen, überrascht ein solches Vorgehen nicht. Gepräge und ließ die Ungunst des Wetters vergessen. Hier war über alles Parteiliche hinweg ein gemeinsames Erleben, das alle 3er flüftung überbrückte. Alle wirften sie mit für das große Biel, Jugendherbergen zu schaffen und so der licht- und sonnenhungrigen Großstadtjugend die Natur zu erschließen. Vielleicht wäre die Feier noch eindrucksvoller geworden, wenn die Jugend in noch reicherem Maße zur festlichen Mitwirkung aufgefordert worden wäre.

und seiner Farben sind.

nahme die Grundlagen des neuen Deutschland bekämpfen, die

Während diese Regierung außenpolitisch die Politik der vor­aufgegangenen republikanischen Regierungen fortsetzt, betreibt sie innenpolitisch die Geschäfte der monarchistischen

Reaktion.

Die Verordnung der Reichsregierung ist

der Auftakt zu weitfragenden innerpolitischen Kämpfen, tie entweder die endgültige Festigung der demokratischen Republik oder ihre innere Aushöhlung bringen werden.

Die schwarzrotgoldene Fahne ist das Symbol eines neuen freien, geistigen Deutschland , ist das Wahrzeichen Großdeutschlands, bedeutet die Verfündung der Ideen von 1848.

Das alte Deutschland , das nicht nur an dem verlorenen Krieg, sondern vor allem auch an der inneren Unwahrhaftigkeit seines Systems, an der Ungeistigkeit seines Wollens zerbrach, ist un­widerruflich dahin und mit dem Schwarzweißrot, die die

Fahne Kleindeutschlands, das Feldzeichen der hohen zollernbynastie.

Die historische Aufgabe der deutschen Republikaner in dieser Stunde aber ist es, mit mannhafter Entschlossenheit die Leitung der Staatsgeschide jenen zu entreißen, die den Staat in seiner Form

und mit seinem Geist verneinen.

Die deutschen Republikaner erwarten von den republikanischen Abgeordneten nicht nur den Sturz des Reichskanzlers, fondern vor ellem die sofortige und schnelle Bildung einer republikanischen Regierung.

Die Republik den Republikanern!

Der Reichsvorstand des Deutschen Republikanischen Reichsbundes. Oberbürgermeister Dr. Luppe- Nürnberg, Stadtrat Ernst Ber­Reder Frankfurt, Polizeisekretär Sigler Frankfurt am Main .

Nun erst recht Schwarzrotgold! Die Sonntagskundgebungen des Reichsbanners. Am Sonntag fanden im ganzen Reich Rundgebungen des Reichsbanners gegen die Flaggenverordnung der Re­cierung statt. Aus allen Landesteilen wird eine starte Anteilnahme der Reichsbannerkameraden berichtet. Vor allem ist bemerkenswert, daß bei allen Kundgebungen, und zwar ohne Ausnahme, Vertreter des Zentrums, der Demokraten und der Sozialdemo fraten eine völlig einheitliche Meinung über den Flaggenerlaß zum Ausdrud brachten und in allen Versammlungen einstimmig Entschließungen gegen den Reichskanzler Luther und seine Re­gierungsmethoden angenommen wurden.

In der Reichshauptstadt werden am Montag und Dienstag auf den verschiedensten Plätzen die Angehörigen des Reichsbanners nochmals aufmarschieren.

In Augsburg sprach u. a. General v. Deimling. Er führte u. a. aus: Wenn ich als ehemaliger taiferlicher General für die Republik einstehe, dann geschieht es, weil ich nicht wie so viele Tausende meiner Standesgenossen gleichgültig beiseite stehen will, sondern weil ich mithelfen will am Wieder­aufbau des Baterlandes. Der Kaiser, dem ich vor 55 Jahren den Treueid geschworen habe, ist nicht mehr da, aber das Baterland ist noch da, und dem will ich dienen mit meiner ganzen Kraft. Das einzige Mittel, um zukünftige furchtbare Kriege zu vermeiden,

ist der Völkerbund , und darum muß Deutschland hinein. Es wäre aufs tiefste zu bedauern, wenn jetzt durch den Vertrag mit Rußland der Eintritt in den Bölferbund erschwert würde. Trok aller Machenschaften der Reaktion wird die Deutsche Republik ihren Kampf fiegreich bestehen, denn sie hat eine machtvolle Reserve: das Reichsbanner!

Die neueste Flaggenverordnung bedeutet geradezu ein Schlag ins Gesicht der Republif. Unser Volt wird sich im Auslande dem Gespött der Welt aussetzen. Das Ausland wird in der Verordnung einen Sieg der Reaktion über die Republik erblicken. Es weiß, daß Schwarz- Weiß- Rot die Farben des Revanchefrieges sind. Die Regierung hat dadurch die Brand­fadelins Bolt hineingeworfen. Dieser Vorstoß ist der erste Schritt zur Beseitigung der schwarzrotgoldenen Fahne. Das lassen roir uns nicht gefallen!( Stürmischer Beifall!) Die Reichsfarben find uns das Symbol des neuen Deutschlands und des Wiederauf­stiegs, und daran laffen wir nicht rütteln. Wir fordern, daß der verantwortliche Reichstanzler Luther von der Bildfläche verschwindet, und wir fordern eine Regierung, bei der man nicht dauernd in Angst sein muß, daß sie die Republik aushöhlt und abbaut Stein um Stein, sondern eine Regierung, die die Ver­faffung hochhält und weiter entwidelt.( Stürmischer Beifall.) Von den republikanisechn Reichstagsparteien verlangen wir, daß sie die Forderungen in die Tat umsehen. Wenn sie Angst vor der eigenen Courage befommen sollten, dann muß ihnen das Reichsbanner den Rücken stärken und daran erinnern, daß Millionen Frontkrieger hinter ihnen stehen und sie den Teufel nicht zu fürchten haben! Unsere Losung ist: Nun erst recht Schwarz- Rot- Gold!

Faschistenkrawalle in Paris .

Eine Schlacht mit der Polizei. Paris , 10. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Am Sonntag fam es kei der Feier der rechtsradikalen Verbände zu Ehren der Jungfrau von Orleans zu zahlreichen schweren Zusammenstößen mit der Polizei. Die Regierung hatte, um alle Zwischenfälle zu vermeiden, Umzüge jeder Art verboten. Trotzdem versuchten Abteilungen der patriotischen Jugend" zum Denkmal der Jungfrau Dcr= zubringen. Bon dem Kranz, den die Regierung hatte niederlegen laffen, riß eine Gruppe unter Führung des Abg. Taittinger die Schleife ab. Darauf griff die Polizei ein, und es kam zu wilden Schlägereien. Insgesamt wurden etwa. 100 Personen verlegt, über 300 verhaftet. Gegen 50 Polizeibeamte wurden schwer und cima 100 leicht verletzt.

gefchloffen. Die Anleihe wird durch ein unter Führung der Preußischen Staatsban? und der Deutschen Bant stehendes Banten. fonsortium zum Kurje von 90 Proz. zur Zeichnung aufgelegt werden. Der Erlös der Anleihe dient zur Förderung des Wohnungs und Siedlungsbaues, zum Bau von höheren Schulen, Berufs- und Fachschulen, von Kranken- und Badeanstalten, Bureau. dienstgebäuden und Tiefbauten, für das Feuerlösch- und Gesundheits­wesen und zur Zahlung weiterer Kaufgeldraten für den Dauerwald.

Der Strausberger Mord.

Der Täter noch immer nicht ermittelt.

Die Reihe der Strausberger Sittlichkeitsverbrechen, die mit dem Luftmord an der Gräfin Lambsdorff am vergangenen Freitag einen graufigen Abschluß fand, beschäftigt immer noch unausgesetzt die Ortsbehörden und die Berliner Mordkommission. Leider ist es bis­her nicht gelungen, den Täter zu faffen. Um das Publikum zur Mit­arbeit an der Aufklärung des schweren Verbrechens anzuregen, wird Berlin eine Belohnung von 2000 mart ausgesetzt für von dem Regierungspräsidenten und dem Polizeipräsidenten von Mitteilungen, die zur Ergreifung des gemeinen Mörders dienen fönnen. Wahrscheinlich wird die Stadt Strausberg im Interesse der zahlreichen Kurgäste ebenfalls eine Belohnung ausschreiben. In den nächsten Tagen werden die bekannten roten Mordplafate wieder überall angeschlagen werden. Die äußere Erscheinung des Morders ist ziemlich genau bekannt; er ist etwa 1,65 bis 1,70 Meter groß, hat ein blasses, scharfgeschnittenes, jetzt durch Rawunden entfelltes Geficht, und trug während feines Auftauchens in Etrausberg eine graugrünliche Militärjoppe den Hals ein dunkles Krüpftuch. Uebrigens ist es ein junger Mensch chne Gurt, eine blaue Tüße mit Kordel und Tuchschirm, und um von etwa 22 bis 25 Jahrer. Wichtig ist auch, daß er der Gräfin verschiedene Emudstücke geraubt, z. B. eine goldene Rettenarmbanduhr, an der die arabische Biffer 12 rot war. Das Armband war mit einer um das ganze Gelent gehenden Sicherheits­fette versehen, und ein als geschmeide aus vergoldetem Sil­ber, einem altnordischen Schmuckstüd, das aus fleinen, im Geviert daumenbreiten Blatten besteht, die mit allerlei eingelassenen Steinen besetzt sind. Diese Platten sind fortlaufend durch fleine Kettchen miteinander verbunden. Dieses Schmuckstück muß, wenn der Mörder versucht, es zu Geld zu machen, unbedingt auffallen. Sein Auf­tauchen muß jojort der Berliner Mordkommission im Zimmer 102 des Polizeipräsidiums oder der Strausberger Kriminalpolizei mit­geteilt werden. Die Bernehmung von Ortsbewohnern

Echte Jugend im Rundfunt. Nach der verlogenen Jugendlich feit im Alt- Heidelberg"-Kitsch, der Saufgelage, durchzechte Nächte und verbummelte Tage mit sentimentalem Gejaule feiert, erflang am Sonntag nachmittag doppelt angenehm echt jugendfrischer und -froher Sang durch den Rundfunk. Die flaren Stimmen der Mär­fifchen Singschar fangen hell von Wanderfreude und Wander­luft, schöne alte und neue Volkslieder, zu denen die Sänger und Gängerinnen sich selbst auf ihren Instrumenten begleiteten. Aber wurden sie nicht noch von anderen Musikanten unterstützt? Manch mal überdeckte die Instrumentalbegleitung den Gesang empfindlich; bei fünftigen Darbietungen dieser Art müßte eine größere Borsicht walten. Doch alles in allem war diese frühlingsheitere Stunde kunst­losen Jugendgefanges ein geglückter Versuch, der gern wiederholtergab, daß der Kerl aber schon ver dem 1. d. M. in der Gegend werden kann. Die stimmungsvolle Ansprache von Stadtrat Schnei

mehrfach gesehen wurde. Er strich ziellos durch den Wald und machte durchaus den Eindruck eines Landstreichers. Einer der

der, dem Vorsitzenden des Werbeausschusses der Jugendherbergs. woche, ergänzte durch eine Schilderung eines Jugendwanderers dieſes Bild von Wanderlust und weckte vielleicht in manchen Stubenhockern die Sehnsucht ins Freie, die bald zu lobenswerter Tat werden wird. Durchaus unschön und störend mußte man aber die minderwertigen Orchesterbarbietungen empfinden, die die Gesangdarbietungen mehr- führung in die Familiengruft in der Heimat vorgesehen. fach unterbrachen.

Beugen sah ihn, wie er, mit dem Rüden an eine Riefer gelehnt, fich

Großfeuer in der Königstraße. Dachstuhlbrände am Sonntag.

Ein größerer Fabrikbrand, der sich von seinem Entstehungsherd im vierten Stock auch auf den Dachstuhl ausdehnte und diesen ver­nichtete, beschäftigte heute früh um 25 Uhr vier Züge der Berliner Feuerwehr in der Königstr. 9/10. Jm vierten Stockwerk des Fabrik. gebäudes befinden sich größere Schneiderwerkstätten. Als die Feuer­wehr eintraf, hatte das Feuer, das an leicht brennbaren Gegen­ständen reichlich Nahrung fand, bereits soweit um sich gegriffen, daß aus dem Dachstuhl ebenfalls die Flammen herausschlugen. Unter Leitung des Baurats Paple murde mit vier C- Rohren über zwei mechanische Leitern und über die stark verqualmien Treppenhäuser gegen das Feuer vorgegangen. Die Wertstätten und der Da ch st u hl wurden zum größten Teil vernichtet. Die Aufräumungsarbeiten zogen sich bis in die späten Vormittagsstun­den hin.

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Am gestrigen Sonntag nahmen drei Brände die Wehr in Anspruch. Ein Fabrifbrand in der Chauffeeftr. 104, wo in einer im vierten Stod gelegenen Druckerei Feuer ausgebrochen war, beschäf­tigte die Wehr am Abend. Ueber eine mechanische Leiter und vom Treppenhause aus fonnte das Feuer nach längerem Wassergeben niedergefämpft werden. Um 11 Uhr vormittags wurde die Feuerwehr nach der Fliederstr. 6 alarmiert, wo der Da ch stuhl in Flammen stand. Nach zweistündiger Tätigkeit war die Haupt­Gefahr beseitigt. Ein weiteres Großfeuer, das den Dachstuhl eines großen Ed vorderhauses in Treptow in der Klinger traße 2 in Asche legte, beschäftigte kurze Zeit darauf die Neu­füllner und Brizer Behren etwa 5 Stunden lang. Das Feuer ist sehr spät bemerkt worden, so daß beim Eintreffen der Wehren der Dachstuhl lichterloh brannte. Die obenliegenden Wohnungen haben sehr unter Wasserschaden gelitten und mußten von den Bewohnern geräumt werden. Die Entstehungsursache steht hier ebenfalls noch nicht einwandfrei fest.

Es wird immer schöner.

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Wie man einem Diffidenten Kirchensteuer" abnimmt! Daß Diffidenten noch mit unberechtigten Kirchensteuerforderungen belästigt werden, haben wir im Vorwärts" in vielen uns bekannt gewordenen Fällen immer wieder gezeigt. Jetzt erfahren wir von einem sehr einfachen Verfahren, dem vermeintlich noch firchensteuer­pflichtigen Dissidenten die verlangte Kirchensteuer auch abzunehmen. Ein im 59. Lebensjahr stehender Buchdrucker, der seit Monten frant und erwerbsunfähig ist, erhielt auf die ihm früher vom Lohn ab­gezogene Einkommensteuer den Betrag von 42,50 m. zu rüdvergütet. Da er besonders jetzt Geld brauchen fann, war ihm der an seine Tür flopfende Geldbriefträger sehr willkommen. Mit Ueberraschung las er aber auf dem Bostanweisungsabschnitt den Bermert, daß ihm 5 M. für Kirchensteuer" abgezogen worden seien, so daß nur 37,50 m. ausgezahlt werden fonnten. Er, der bereits im Jahre 1910 jeinen Austritt aus der Kirche in der vorgeschriebenen Form erklärt hat, ist längst nicht mehr firchensteuerpflichtig. Trotzdem wird ihm noch jetzt Kirchensteuer" nicht nur abgefordert, sondern sogar von dem ihm zu erstattenden Einkommensteuerbetrag abgezogen! Seine Gattin ist gleichfalls Diffidentin. Sie hat im Jahre 1919 ihren Austritt aus der Kirche in der vorgeschriebenen Form erklärt, so daß auch fie schon seit Jahren nicht mehr firchensteuerpflichtig ist. Hiermit fällt die Vermutung, daß die 5 M. Kirchensteuer" etwa auf das Konto der Gattin zu setzen wären. Das Finanzamt wird nun die ein behaltenen 5 Mart an die Kirche abführen, die tat fächlich keinen Anspruch auf eine Kirchensteuer" des Diffidenten hat. Ist es nicht ein unerträglicher Zustand, daß für die Kirche, die fich um ihren Mitgliederbestand nicht selber zu fümmern braucht, in diefer Weise vorgegangen werden darf? Dem Dissidenten, der zu­gunsten der Kirche um 5 Mart geschädigt worden ist, haben wir ben Rat gegeben, beim Finanzamt auf Rückzahlung zu bringen und nötigenfalls dieselbe Aufforderung an die firchliche Körperschaft zu richten. Wir wollen abwarten, was man ihm antworten wird.

Genehmigung der 45- Millionen- Stadtanleihe. Der Stadt Berlin ist die Aufnahme einer Anleihe im Betrage von 45 Millionen Reichsmart auf Feingold­basis genehmigt worden, von denen die Hälfte, alfo 22 500 000 Mart, in diesem Jahre durch Ausgabe von Schuldverschreibungen auf den Inhaber begeben werden soll. Die Anleihe ist mit 7 Broz. ver­zinslich und in 20 Jahren mit jährlich Proz. zuzüglich der erfparien 3infen nur durch Austojung fündbar. Eine verstärfte Tilgung und Gesamtkündigung ist bis zum Jahre 1931 aus­

fonnte. Sein ganzes Gebaren läßt darauf schließen, daß der noch Unbekannte eine besondere Vorliebe für die Strausberger Gegend haben muß. Die Beerdigung der Ermordeten wird voraussichtlich am fommenden Mittwoch stattfinden. Für spätere Zeit ist eine Ueber

Das Reichsbanner in Weft und Oft.

Am Sonntag nachmittag veranstaltete die Kameradschaft Westend des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold unter starter Be teiligung der Bevölkerung Westends und der Kreise Charlottenburg und Spandau auf dem Friedrich- Carl- Play in Charlottenburg eine Bannerweihe. Die Weihrede hielt Dr. Ja ene de, der an die Ge schichte der Fahne Schwarzrotgold erinnerte, zur Flaggen verordnung und Fürsten abfindung Stellung nahm, zur Wachsamkeit gegen die gesteigerte Attivität der Butschisten Ehr­hardt und Nikolai mahnte und schließlich die Bedeutung des Reichsbanners für Westend , dem Borposten an der Peripherie Berlins hervorhob. Rettor Jesrich überbrachte Grüße und Glückwünsche der Demokratischen Bereinigung Charlottenburgs . Ein Bolksfest auf dem Spandauer Bod, wo der frühere Landtags abgeordnete Jahnte eine zündende Ansprache hielt, schloß die in jeder Hinsicht gelungene, harmonisch verlaufene Veranstaltung. Strausberg , das freundliche Städtchen am Straussee, hatte am Sonntag seinen großen republikanischen Tag: Weihe des Banners der Strausberger Reichsbanner- Ortsgruppe. Der Berliner Osten und Norden hatte jete Achtung gebietenden Massen mobil gemacht und sie nach Strausberg geworfen. Die dortigen Reaktionäre machten große Augen, als Lastauto auf Lastauto nebst Anhängern, ema 20 im ganzen, hochbejezt mit singenden Reichsbannerleuten in das sonst so stille Städtchen einzogen. Selbst aus dem weitentlegenen Zehlen dorf war eins gekommen. Es rasselte und dröhnte in den Straßen Strausbergs wie nie zuvor. Dazu Marschmusik der Weddinger Reichsbannerkapelle. Die Köpenicker spielten eine schmetternde Fan­farenmusik. Man unterschätze nicht einen solchen Aufmarsch in den kleinen märkischen Städten, in denen senst nur Stahlhelm, Jungdo und Bismärder ihren faulen Zauber veranstalten. Ein prachtvolles Bild auf dem geräumigen Marktplatz nach dem Aufmarsch. Minister­präsident a. D. Stelling hielt die Festrede: Unsere Zusammen­Protest gegen die Maßnahme der Reichsregierung, die fich gegen funft dient nicht nur einer Feier, sondern sie soll sein ein flammender die Deutsche Republik und damit auch gegen ihre Schüßer, Förderer und Stüßer richtet. Die Republif ist in Gefahr! Angeb­lich soll die Flaggenverordnung nur eine praktische Bedeutung haben. Für die vielen Millionen deutscher Republikaner aber hat sie eine her­vorragende politische Bedeutung. Die alte Fahne Schwarzweißrot ist das Symbol der Monarchie, der Hohenzollern und des Obrigkeits­staates. Unter ihr sind die schändlichen Mordean Erzberger und Rathenau verübt worden. Unter ihr ist Ebert zu Tode ge hezt worden. Unter diesen durch Mord, Feme und Berleumdung entweihten Farben marschieren Stahlhelm, Jungdo, Wicking und die Kleinkaliberschützenvereine. Auch als gute Deutsche müssen wir gegen diese Farben für Schwarzrotgold fämpfen, weil die Wirkung eines Sieges von Schwarzweißrot auf das Ausland unabsehbar wäre. Soll etwa wieder ein persönliches Regiment eingeführt werden? Bagt man mit einer Staatstrije zu spielen? Will man auf faltem Wege die Republit beseitigen? Das Barometer steht auf Sturm! Reichsbanner, sei auf der Wacht! Seid bereit, unser Land, unser Reich, unser Bolt zu schützen. Brausender Beifall. Dann spricht der Gauvorfigende Friz Koch unter den längen des Liedes Dom guten Rameraben ergreifende Gedenkworte für die Toten und weiht die neue Fahne. Um Nachmittag und Abend herrschte in der schön geschmückten und geflaggten Stadt fröhliches, festliches Treiben.

Einsturzkatastrohe auf der Hütte Phönix . Duisburg , 10. Mai. ( WTB.) Heute vormittag 9% Uhr stürzte auf der Hütte Phönig das Hallendach des Schnell- und Fein­walzwertes ein und begrub die darin beschäftigten Arbeiter unter sich. Bis 10 Uhr hatte man zehn Berlehte und einen Toten geborgen. Zwanzig Arbeiter liegen noch unter den Trümmern. Bon der Verwaltung der Hütte Phönig wird zu der Kata­strophe, deren Ursache noch nicht festgestellt werden konnte, mitgeteilt: Die Zahl der Toten beträgt sicher drei. Zwei weitere Arbeiter wurden schwer, 12 leicht verletzt. Sämtliche Berunglückten find geborgen.

Das Rotorschiff Baden- Baden , das infolge schwerer See erst in der Nacht zum Montag Sandyhoof passierte, ist Montag früh 3 Uhr 30 Min. an der Quarantänestation von New Dort angelangt.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

48. Abt. Die aut Dienstag bekanntgegebene Funktionärsigung findet heute Montag Abend bet Reller. Fürftenftr. 1, statt. 111. Abt. Bohnsbarf. Morgen Dienstag, abends 8 Uhr, bei Groß, Schulzendorfer­Straße, Gründung einer Ortsgruppe des Arbeiter- Samariterbundes. Zahlreiche Beteiligung erwünscht.