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Dienstag

11. Mai 1926

Unterhaltung und Wissen

Der gelbe Tempel.

( Eine Geschichte aus China .)

Bon Mag Dortu.

Ich heiße Wei- pu, ich bin ein Chinese. Ich bin Soldat. Heute diene ich diesem General, gestern habe ich jenem General gedient, vor­gestern einem anderen, vorvorgestern noch einem anderen ich habe zwanzig Generalen gedient, ich tenne ihre Namen gar nicht mehr, ist auch gar nicht nötig, menn ich nur meinen eigenen Namen fenne: Ich heiße Wei- pu, ich bin ein Chinese.

Meine blaue Uniform ist zerlumpt, so wie der violette Himmel der Nachtgöttin voller goldener Läuse fizt, so fizt meine zerlumpte dunkelblaue Uniform voller Läuse, nur: daß meine Läuse nicht golden find, sondern weiß wie Leichen.

Ich heiße Wei- pu, und ich bin sehr flug, wäre ich, der Sold­soldat Wei- pu! nicht sehr flug, dann wäre ich heute nicht mehr am Leben. Denn heute haben wir meine Kameraden von vorgestern erschossen, vierhundert Mann, vor dem gelben Tempel haben wir die erfchoffen, das mar sehr schrecklich, manche von den Erschossenen liebte ich mie meine Brüder im fernen Hanfou, am gelben Flusse Jangtjefiang.

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Ich heiße Wei- pu, ich fonnte auch der braune Tiger heißen, denn ich bin wie ein Tiger, ich morde, ich beiße auf Befehl: Menschen die Gurgel durch, mit meinem blutverrosteten Seitengewehre; viele hundert Menschen habe ich durch die Brust geschossen alles für Geld. Und feiner dieser Menschen hatte mir irgend etwas zuleide getan. Ich tötete fie, weil sie mich töten wollten. Wir töten für Geld. Warum? Weil uns das Leben ein bißchen wert ist, sollen wir ver­hungern? Um nicht zu verhungern, find wir armen Kulis Soldaten. Fern im Lande Hankou, am schönen gelben Flusse Jangtfetiang, leben meine Eltern; die find Reisbauern; dort sind elf Brüder und acht Schwestern von mir, alle leben die vom Reisfeld, sie hungern ein wenig dabei; ich selber wollte nicht hungern, so gab ich Hand­schlag, und ich nahm Soldgeld. Ich ward Soldat. Ich durchzog als Soldat mit meinen marschierenden Generalen ganz China , immer mordend, sengend, schöne Mädchen vergewaltigend.- So fam ich bis hierher, bis nach Pefing, der Stadt des nordischen Geistes, dem Hirne Chinas , aber der Hirnschädel Chinas lief leer, längst gibt es in Beling feine Regierung mehr.

Regierung? Was regiert die Welt? Die Waffe! Die Generale regieren. Die Generale sind voller Neid aufeinander, jeder will Obergeneral sein, und um dieses Bollens schießen wir armen Kulis uns gegenseitig tot. Und wenn ich heute noch lebe, dann kommt das daher: daß ich sehr flug bin, ich heiße Wei- pu, geboren im Lande Hankou, am herrlichen gelben Flusse Jangtsekiang , wo der rote Reiher im grünen Schilfe die blanken Goldfische fischt.

Der gelbe Tempel. Ich fann den gelben Tempel nicht vergessen. Der gelbe Tempel ist schuld, wenn ich meine Gedanken mit schwarzem Tufchepinsel auf Reispapier male, schreibe, niederlege für irgend jemand, den ich gar nicht fenne, der dieses Tuschgepinsel aber lesen wird wenn ich tot bin. Und ich werde bald tot fein, meine Ahnen strafen mich, von wegen dem gelben Tempel.

Beting, diese nordische Stadt, wo im Winter alles weiß ist, als ob Lilien blühten, der Schnee. Peking , diese Stadt falter Menschen, die haben hier alle fein Herz, im Süden, zu Hankou, in meiner Heimat, ja! da sind die Menschen anders, im Süden find die Menschen wie rote saftige Orangen, hier in Pefing sind die Menschen leer, sie sind Kürbisse. Aber darf ich Töter noch vom Herzen der Menschen reden? Ich bin Wei- pu, ich bin nicht sehr flug, sondern ich bin sehr böse, ich fürchte mich vor meinen Ahnen, immer der gelbe Tempel.

Ich muß mich beeilen, ich muß furz pinseln, tuschend schreiben, eben blies zum ersten Male die Trompete, in einer halben Stunde marschieren wir, wohin? In den Tod, in den Brudertod. Ich bin sehr dumm, ich heiße Wei- pu. Meine Ahnen beißen nach mir. Ich fürchte mich sehr. Der gelbe Tempel!

Also zum Ziel. Wir hatten Studenten erschossen, hinter ihnen stand der rote Stern, der da von der fernen Stadt der goldenen Türme bis nach China leuchtet, Moskau stand hinter den Studenten, und die roten Sternstudenten hatten wir erschossen. Unser General gab Befehl, wir gehorchten; um nicht selber erschossen zu werden: gehorchten wir! Rad- rad dreißig Studenten waren bei ihren Ahnen. Sie bluteten wenig.

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Hinter unferem General stand Nippon , das ferne öftliche Blumen­land, im Taifunmeer. Japan schob unseren General als Schachfigur gegen den roten Moskauer Stern. Die dreißig toten Studenten, fie bluteten wenig, ihr Tod war wie Schlaf, wie Schlaf in den Armen ihrer Ahnen.

Bir kämpften, General gegen General , wir verloren. Es gab feinen Sold, du hungertest auf Reis und Salzfisch, Wei- pu! fagte mein Gedanke zu meinem Magen, es ist Zeit, tue du einen neuen Handschlag. Ich desertierte, ich verließ den verlierenden General­ich nahm Sold beim gewinnenden General, meine rostige Flinte und mein blutschwarzes Seitengewehr nahm ich mit, ich fürchtete mich auch: Die dreißig toten Studenten, sie bluteten wenig.

Ich war sehr flug, jetzt bin ich sehr dumm, meine Ahnen werden mich holen, dieser Tage, fie werden mich um meines Mordens, Sengens, Raubens und wegen Mädchen- und Frauenvergewaltigung strafen, vielleicht beißt mich die glatte Kugel diefe Nacht noch tot, wir marschieren, eben blies die Trompete zum zweiten Male, bläst fie noch einmal

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Doch ich muß eilen. Ich bin nun beim gewinnenden General, dem wir seine Studenten erschossen hatten. Der General wollte Rache. Er hatte Gefangene gemacht, vierhundert Mann, das waren meine Kameraden von vorgeftern, fie waren die: die die Studenten erschoffen hatten, die Studenten bluteten wenig, ihre Leichen lagen wie im Schlaf, ihre Wunden waren flein und rot wie Hantous zwergige Rofen. O meine Heimat im Süden: Bater, Mutter, Schwestern, hätte ich nie Sold genommen!

Befehl fam: Die Studentenmörder müssen den Gemordeten nach, welch ein Glüd, daß ich sehr flug gewesen war, ich war

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desertiert, sonst wäre auch ich bei den vierhundert vorm gelben Tempel gewesen. Bielleicht wäre es besser gewesen, ich habe jeẞt teine Ruhe und feine Raft Meine Ahnen bedrohen mich, sie werden mich holen, sie werden mich strafen.

Der gelbe Tempel. Sein gelber Marmor stieg als Terrasse über Terrasse, seine dreifachen Turmdächer waren gededt mit gelbem Borzellan. Hinter dem gelben Tempel standen schwarze Tannen. Und auf der Freitreppe des gelben Tempels sagen drei gelbe Buddhas, aus gelbem Golde. Buddha tut mir nichts, ich glaube nicht an Buddha, meine Götter sind meine Ahnen, die aber werden mich ftrafen

Der gelbe Tempel, davor meine vierhundert Kameraden von ehegestern. Wir Gehorchenden mit Maschinengewehren, eines be­diene ich: Feuer! Meine vierhundert Kameraden waren tot, die Studenten waren gerächt, aber ich Unseliger, ich war der Mörder der Studenten, ich war der Mörder meiner Kameraden. O armes, armes China ; ich selber bin China .

Tod, Fluch den Generalen, ich war Bei- pu, ich bin eine marschierende Die Trompete bläst zum dritten Male, ich marschiere, in den Leiche. O meine Ahnen, straft mich!

Nachschrift. Und ich bin Sing- tang. Ich bin Professor an der Universität Bering. Ich bin Professor für chinesische Boltsrechte. Dieses Dokument vom Gelben Tempel" ward auf der Brust eines verzweifelte Dokument für die Nachwelt auf. Ja, dieser arme von Granaten zerrissenen toten Soldaten gefunden, ich hebe dieses Gelbe- Tempel- Schreiber, dieser tote Soldat,

der

war China .

armes, armes China ! Und dieses noch: Der gewinnende General des Soldaten Wei- pu ist heute der verlorene General, andere Generale traten auf die Nacken der Generale von géstern, armes Chinaland, du stirbst an der Waffe.

Schwarzrotgold!

- und wenn die Welt voll Luthers wär, es sollt' uns doch gelingen.

Die Tänzerin.

Bon H. W. Limmer.

Beifallsbrüllen, Jubeljohlen verständnisloser Massen. Nochmals erhebt sich der Vorhang, noch zweimal, dreimal. sein Talent zum Kaufmann. Ein Impresario schmunzelt geldgesättigt und erkennt lächelnd

Ein Direktor fchreibt eifrig an seinem Prolongationsvertrag und feufzt, daß ihm dieser unerwartete Erfolg einige blaue Lappen mehr fostet.

Die Bühne ist ein lebender Blumengarten.

Blütenfee- die Tänzerin. Und drinnen steht, umduftet und strahlend wie eine leibhaftige

...

Sie lacht und dankt, sie dankt und lacht. Reiner hat es bemerkt, wie sie schmerzerfüllt eine Sefunden­spanne lang an die Brust gegriffen.. Und wenn es einer gesehen, dann hat er verächtlich die Schultern gezuckt und von Künstlerinnen­pose gesprochen.

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..

Warum ich tanze, warum ich lache? Weil ich muß. Wenn ich es heute nicht tue, dann schwemmt morgen der talte Fluß eine Leiche an sein Ufer. Wenn ich heute nicht Seft trinke und Männerfinne verwirre, dann denke ich

Dente ich nicht? Ist mein ganzer wirbelnder Tanz nicht ein einziger Schrei nach ihm, dem Treulosen, dem rie zu vergessenden Geliebten? Lebe ich noch oder rase ich nur?

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Im Weinjalon wird der Künstlertisch gehect.... Man trinkt, brüllt, johlt, lacht.

Und Wünsche werden wach, aber nur bei den anderen.. Und am nächsten Abend wieder. Bielleicht wieder ein Stich, der so schmerzt wie der Giftpfeil eines Indianers Wenn er nur tötete! Aber er brennt nur, brennt....

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Wie sah Lessing aus?

Während uns Goethes und Schillers äußere Erscheinung durch zahlreiche Bildnisse aus den verschiedensten Zeiten ihres Lebens an­schaulich vor Augen steht, ist uns Lessings Bild viel weniger deutlich, dem faum eines der von ihm geschaffenen Porträts zeigt den Kopf in der stolzen Größe und Klarheit, wie er uns aus der Totenmaske bemühte man sich, ein der Wirklichkeit entsprechendes Bildnis zu und aus seinen Werken entgegentritt. Schon bald nach seinem Tode finden, ohne doch ein solches angeben zu können. Desto wichtiger ist es, daß jetzt zwei bisher unbekannte Lessing- Porträts aufgetaucht find, die uns zwar auch nicht einen völlig befriedigenden Eindrud feiner Bersönlichkeit vermitteln, aber doch die vorhandenen Bildnisse mertvoll ergänzen. Int Reclams Universum " macht Dr. Heinrich Schneider über diese beiden Funde nähere Mitteilungen. Das früheste Borträt ist bekanntlich jenes Kinderbild, das Lessing als sieben oder achtjährigen Knaben zusammen mit seinem Bruder Theophilus darficllt. Das nächste früher bekannte Porträt, das von Johann Heinrich Tischbein dem Aelteren herrührt, zeigt Leffing Anfang der Dreißiger, voll Genie und Lebenslust mit dem fed aut den Hintertopf gerüdten schwarzen Dreispiß. Die beiden neuen Bildnisse, die sich jest in der Lessing- Sammlung der Wolfenbütteler Landesbibliothe! befinden, gehören wahrscheinlich in die Zwischenzeit. Das erste ist ein flott gemaltes Delbild, das den Dichter als an­gehenden Zwanziger wiedergibt. Es ist vor einiger Zeit von dem Dresdener Archivrat Theodor Distel auf Grund einer Angabe des Inventars des Dresdener Residenzschlosses entdeckt und als eine Arbeit des bekannten Malers Chr.. E. Dietrich nachgewiesen worden. Leffing erscheint hier in rotem Rod mit blauem Kragen,

Beilage des Vorwärts

der unter dem Kinn geöffnet ist und den Hals frei läßt. Das Haar ist gepudert und stark zurüdgefämmt; unter der hohen Stirn leuchten die klaren blauen Augen, und aus dem Gesicht spricht Offenheit, Klug heit und Wahrheit. Da das Werf in einem Seitengang des Schlosses feine Bedeutung erkannt, nachdem es in die Wolfenbütteler Biblio­hing. so wurde es lange Zeit wenig beachtet, und man hat erst icht thef gekommen ist, an der ja Leffing felbft tätig gewesen ist. Es bes dies höchst wahrscheinlich. Ganz sicher ist Lessing der Dargestellte stehen gewiß Zweifel, ob das Bild Leffing wirklich darstellt; doch ist auf einem ganz winzigen Bildchen, das ungefähr ums Jahr 1760 in einem Miniaturbüchlein Andenken der Gelehrten für das schöne Geschlecht" erschien. Das Liliputbändchen, das nur 20 zu 18 Zenti meter groß ist, enthält 14 Bildnisse der damals bedeutendsten Dichter, darunter auch das Lessings, unter dem die Berse stehen: Wer einen Leffing denkt,

"

Denkt sich zu Deutschlands Ehren Plant, Sophokles , Aesop , Martial und Molièren.

Das fein in Kupfer gestochene Porträt zeigt unverkennbar die charaf teristischen Züge des Dichters. Auch das einzige Original. porträt jeiner Frau Eva ist jetzt in die Wolfenbütteler Sammlung gekommen. Die gewinnende Persönlichkeit dieser wunder vollen Frau wurde von dem bedeutenden Münchener Hofmaier George de Marées in einem Gemälde festgehalten, das nach ihrem Tode Lessings bester liebster Gesellschafter" war und dann in den Besitz ihrer Tochter Amalie fam.

Die ältesten Blitzableiter.

Das Streben nach Bermeidung der Blizgefahr war schon in den ältesten Zeiten, lange vor Erfindung des modernen Blizableiters vor fast 200 Jahren, vorhanden. So erzählt der berühmte Aegyptologe Heinrich Brugsch - Pafcha( gest. September 1894) in einer vor etwa 35 Jahren veröffentlichten Bligstudie, daß es bei den alten Aegyp­tern Brauch war, den Eingang zu heiligen Tempeln durch zwei hohe, feftungsartig gebaute Türme zu deden, deren Berbindung ein zwischen ihnen liegendes großes Tor, der sogenannte Pylon, bildete. Diese Pylontürme, und auch die rechts und links von ihnen auf­geführten großen Obelisken, spricht er als Blizableiter an, die auch nach der Absicht der alten Aegypter vor 4000 Jahren den Zweck haben follten, die Heiligtümer vor Blitzschlag zu bewahren. Zum Beleg dieser Ansicht führt er an, daß die noch vorhandenen Turmpaare auf ihrer Vorderseite je zwei in die verbauten Steine eingehauene Rinnen erkennen lassen, die zur Aufnahme von irgendeinem langen stangenartigen Gegenstand von gewaltiger Dide bestimmt waren. In einer sehr wohlerhaltenen, in Farben ausgeführten Zeichnung der Bylontürme sind diese Rinnen durch mächtig hohe, roh behauene Baumstämme ausgefüllt, melche die Zinnen der Türme weit über­ragen; sie sind durch klammerartige Borrichtungen an der Rinne be festigt, und ihre Spigen zeigen bunten Flaggenschmud. Daß aber der Flaggenschmud nicht der einzige Zwed diefer Mastbäume war, geht aus Inschriften hervor, z. B. beim Tempel von Edfu , dessen Türme 31% Meter hoch waren und von den Mastbäumen noch um mindestens einen halben Meter überragt wurden. Es heißt da: Dies ist der hohe Pylonbau des Gottes von Edfu , am Hauptsize des leuchtenden Horus . Mastbäume befinden sich paarweise an ihrem Blaze, um das Ungewitter an der Himmelshöhe zu schneiden." Und an einer anderen Stelle einer längeren Bauschrift über denselben Tempel heißt es: Ihre Maftbäume aus dem Aschholze( wahrschein lich Zeber) reichen bis zum Himmelsgewölbe und sind mit Kupfer des Landes beschlagen."

Solche mit Kupfer befchlagenen Mastbäume, aufgestellt in der Absicht, die Ungewitter zu schneiden", konnten nach der Meinung Don Brugich gar nichts anderes gewesen sein als Blizableiter in großem Stil. Auch die neben den Bylontürmen aufgestellten Obe listen waren mit vergoldeten Kupferkappen bedeckt, und Brugsch spricht auch sie als Blizableiter an; er sagt mörtlich: Eine vergoldete Kupferspitze auf einer riesengroßen Spigjäule aus Granit ſtellte einen Blizableiter dar, wie man ihn sich nicht besser wünschen konnte." Prof. Brugich scheint hier zu übersehen, daß hehe metallische Spizen, die den Bliz anziehen, nur dann als Blizableiter dienen und Schutz vor Blitzschlag gewähren fönnen, wenn eine gute metallische Leitung bis tief in die Erde, am besten bis zum Grundwasser geführt wird. Wo das nicht der Fall ist, wo die Leitung bis in den Erdboden wo­möglich gar unterbrochen ist, bildet der Blizableiter nicht einen Schuß, sondern vielleicht eine Gefahr, weil er den Bliz auf sich lenkt, der dann statt ungefährlich in die Erde zu fahren, von der schlechten Leitung auf die angeblich zu schüßenden Baulichkeiten überspringt. Eine sorgfältige Instandhaltung der Blizableiter, namentlich auch der metallischen Leitung bis in die Erde, gehört deshalb zu den un­umgänglich notwendigen Aufgaben für die zu schüßenden Gebäude. hiervon ist aber bei den von Brugsch beschriebenen Einrichtungen der alten Aegypter feine Rede.

Troßdem möchte ich angesichts des flar ausgesprochenen Zwedes, die Gewitter zu schreiden, Brugschs Ansicht nicht verwerfen. Ein guter Blizableiter hat ja neben dem Zweck, den Bliz auf sich zu lenten und ihn ungefährlich in die Erde zu führen, noch einen zweiten nicht minder wichtigen 3wed, nämlich das Zustandekommen eines Blizes überhaupt zu verhindern. Durch Spizen, vorzüglich metal­lifche, strömt bekanntlich beständig Elektrizität aus; zieht eine ge mitterschwere Wolfe über uns hin, so fann es zu einem Blitzschlag, zu einer gewaltsamen Ausgleichung der entgegengesetzten elektrischen Spannungen zwischen Erde und Wolfe kommen; diese tann aber ver­hindert werden, wenn die Ausgleichung beständig erfolgt, wenn durch zahlreiche Spitzen beständig Elektrizität von der Erde aus strömt und dadurch der Spannungszustand vermindert, die Spannung allmählich ausgeglichen wird. Daß die hohen mit Rupfer beschlage nen Maftbäume in den Pylontürmen diese Wirkung hatten und da durch die Tempel vor dem Blikschlag bewahrten, daß sie die Ge­witter schnitten", diese Beobachtung mögen die alten Aegypter wohl gemacht haben und so schon vor 4000 Jahren auch ohne nähere Rennt nis der elektrischen Eigenschaften der Metalle in der Tat die ältesten, wenn auch unvollkommenen Blizableiter errichtet haben.

Bt.

Fische, die mit dem Schwanz riechen. Die Fische haben einen start ausgeprägten Geruchsfinn, denn sie sind im Befiz einer Nase, die nur zum Riechen benutzt wird, da für die Atmung die Kiemen da find. Zwischen Augen und Schnauze befinden sich zwei Löcher mit Gängen, in denen die Sinneszellen gelegen sind, und diese Zellen nehmen den Geruch der Duftstoffe auf, die mit dem ständig durch die Gänge fließenden Wasser hindurchgespült werden. Aber Riech­nerven befinden sich bei den Fischen nicht nur in der Nase, sondern cm ganzen Körper, und selbst die Nervenendigungen des Schwanzes dienen dem Geruch. Diese merkwürdige Tatsache ist am Wels durch den bekannten Biologen Prof. v. Frisch festgestellt worden, über deffen Untersuchungen in der Natur" berichtet wird. Der Wels lebt zumeist im Schlamme, und wenn an feinem Schwanzende ein Wurm wühlt, dann riecht ihn der Wels mit dem Schwanz, fährt herum und schnappt nach ihm. Der Gelehrte dressierte geblendete Fische auf chemisch reine Riech und Schmeckstoffe, indem eine Zeit­long das Fischfutter, das die Versuchstiere erhielten, mit Riechstoff getränkt war. Die Fische, die das Fleisch nicht sehen konnten, reagierten später nur auf solches Fleisch, das mit dem ihnen an­gewöhnten Duft versehen war, und ließen anderes Fleisch unbeachtet. Selbst wenn Wattepropfen mit dem betreffenden Duft ins Aquarium gebracht murden, begannen die geblendeten Fische sofort nach der vermeintlichen Nahrung zu suchen.