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bieten. Unter diesen Umständen hatte sich der Generalrat veranlaßt gesehen, den Gewerkschaften zu raten, die Arbeit nur dann wieder aufzunehmen, falls die vor dem Streik geltenden Berträge wieder in Wirksamkeit treten.

Die Folge ist, daß trotz des formellen Abbruchs die Wiederaufnahme der Arbeit nicht begonnen hat, und zwar mit der Folge, daß die Lage am Donners­tagabend sich gegenüber dem Vortage eher verschlech tert als verbessert hat. Ein industrieller Guerilla­frieg tritt auf der ganzen Linie in mittelbare Nähe. Es wird sich in den nächsten 36 Stunden zeigen müssen, ob ein Teil der Unternehmer dem Geist der Ranküne, vor der die Botschaften des Königs und der Regierung gewarnt haben, verfallen sind, oder ob das Unternehmertum die moralische Voraussetzung, unter der der Streit abgebrochen worden ist, verkennt, nämlich, daß durch Mißachtung der Gewerkschaften diesen ein Kampf aufgezwungen wird, der im Gegensatz zum Subsidienstreit mit ungewöhnlicher Deutlichkeit geführt würde, weil jeder einzelne Arbeiter in eigener Sache und aus eigenem Selbſterhaltungstrieb tämpfen würde.

Eine neue Phase des Kampfes.

V. Sch. London , 13. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Beber die Eisenbahner noch die Transportarbeiter, noch die Hafenarbeiter haben die Arbeit wieder aufgenommen, so daß der Kampf in eine

neue Bhaje getreten ist, die allerdings sehr kurz sein dürfte, denn die Arbeiterschaft hat es nicht mit der Regierung, sondern mit den Unternehmern allein zu tun. Die Position der Arbeiter ist um so stärter, als sie bereit waren, der Parole des Generalrats zu folgen und die Arbeit am Donnerstag früh wieder aufzunehmen, selbstverständlich aber nur unter den gleichen Lohn­bedingungen, wie zu Beginn des Monats. Die Regierung ist in einer Erklärung Baldwins wie einer Botschaft des Königs dafür eingetreten, daß jede Repressalie unterlassen wird, damit keine Bitterkeit aus den letzten Tagen zurückbleibe. Sie ist nun ver­pflichtet, einen Druck auf die Arbeitgeber auszuüben, damit diese ihre Absichten aufgeben. Es macht sich in der Bevölkerung eine ungeheure Erbitterung über den eklatanten Mangel an fair play bemerkbar. Auch bei dem regierungsfreundlichen Bürgertum läßt

sich ein Unschwung zugunsten der Arbeiter wahrnehmen.

Proteft der englischen Gewerkschaften. London , 13. Mai. ( WTB.) Der Generalrat der Gewerk­schaften veröffentlicht eine Erklärung, in der er darauf hinweist, daß zahlreiche Arbeitgeber versuchten, die Arbeiter zu Opfern der Lage zu machen und ihnen erniedrigende Bedingungen, dar­unter auch ohnverminderungen, aufzuzwingen. Der Generalrat erklärt: Die Gewerkschaften, deren Mut nicht ge­brochen ist, und deren Kräfte ungeschwächt sind, werden diesen Bestrebungen bis zum äußersten widerstand leiffen. Weiterhin richtet die Erklärung an Baldwin das Erfuchen, Regie. rungsmaßnahmen zu ergreifen, um die Arbeitgeber dazu zu bringen, dem Geifte von Baldwins Aufruf zur Verföhnlichkeit mehr zu ent­prechen. Der Generarat hat außerdem an sämtliche Gewerkschaften telegraphisch die dringende Aufforderung gerichtet, keine anderen Arbeitsbedingungen anzunehmen, als die, die vor dem Streit bestanden haben. Gleichzeitig werden die Arbeiter aufgefordert, fich nach den Anordnungen der Gewerkschaftsführer zu richten.

Maßregelungsversuche gegen die Eisenbahner. London , 13. Mai. ( WTB.) Der Verband der Direttoren der englischen Eisenbahnen läßt unter Bezugnahme auf die bereits ge­meldete Desorganisation des Eisenbahnwesens erklären, daß der Berfehr noch nicht in vollem Umfang wieder auf genommen werden kann, und daß die Angestellten in dem Make wieder eingestellt werden, wie man Beschäftigung für sie hat. Die Eisenbahndirektionen behalten sich hinsichtlich der Wieder einstellung von Streifenden alle Rechte(!) vor, mit der Be­gründung, daß die Streifenden den Arbeitsvertrag gebrochen haben. Aus allen Teilen des Landes treffen Nachrichten ein, wonach die Eisenbahnangestellten die Annahme dieser Bedingung De r= weigern und nicht gesonnen sind, die Arbeit auf Grund anderer Bedingungen als denen des allgemeinen Tarifvertrages aufzunehmen.

Bruder Mensch."

Bon Trude E. Schulz

-W

Selbst die Anhänger des reinen Christentums glauben, mit Werken der Nächstenliebe billig Attien für die ewige Seligkeit zu faufen. Was ihr getan habt der Geringsten einem, das habt ihr mir getan", aber ist ein Wort, das ein Gott vielleicht aussprechen durfte; nur zu Menschen hätte er es nicht sagen sollen. Denn fie lernten daraus vor allem eins: Ueberhebung. Der Geringsten einem" man darf es nur mit menschlicher Stimme aussprechen, um den satten, fettglänzenden Wohltäter zu sehen, der dem Armen, Hungernden felbstgerecht seine guten Lehren gibt und ihm durch den Diener ein Almosen reichen läßt. Der Ausspruch war anders gemeint, gewiß. Aber Menschen und Jahrhunderte haben ihn schnell sich angepaßt. Bir alle haben ihn unbewußt als Erbe erhalten, ob wir uns nun Christen oder anders nennen. Wir alle kennen ihn gut, auch wenn wir ihn nur wörtlich sprechen oder denken, und wem das habt ihr mir getan" nicht gerade das Jenseits verheißt, der fühlt doch das angenehme Behagen der guten Lat " heraus, das ihm das Diesseits verflärt, genau so, wie es das Kompott oder der Schnaps nach dem Effen tun. Und wie die materiellen Dinge bei Magenverstimmung nicht schmeden, so schmeckt ihm die gute Tat" bei Seelenverstimmung nicht. Er hat dann nichts dafür übrig und erinnert sich nur, daß der Geringsten einer" vor ihm steht, mit dem man eben nicht viel Feder

"

Iesens macht.

Wohl niemand ist so arm, daß er nicht eines Tages noch vor einem Aermeren stand, wenigstens einem, der in diesem Augenblick geringer" war als er, der ihn um etwas bitten mußte. Und wohl niemand ist so gut, daß er nicht einmal dem anderen eine erfüllbare Bitte abschlug oder fie ihm gewährte mit dem selbstgerechten, schlecht­verhehlten Gefühl, der Geringsten einem" fie erfüllt zu haben, der dann davonging mit Haß ftatt mit Dant.

Nicht besonders schlechte Menschen handeln so; du, ich, wir alle. Gewiß, oft unbewußt; aber darauf kommt es nicht an. Nicht immer ist es auch eine wirkliche, ausgesprochene Bitte, der wir uns ver­schließen. Berständnis mit dem anderen, Rücksichtnahme auf ihn sind ja schließlich auch Erfüllung mit Borten wenigstens nur erbetener Dinge.

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Wir sollten das Evangelium vom Menschen lernen. Bruder Mensch" sollte uns zur geläufigen Bolabel werden. Bir lernen ja so vieles auch das kann uns gewiß nicht schwer falien. Wie uns Generationen das Wort von der Geringsten einem" vererbt haben, könnten wir dann vielleicht Generationen das Wort Bruder Mensch" vererben. Und vielleicht würde der Trennungsstrich, der heute den einen von dem anderen scheidet, so zum Bindestrich werden.

Die Stellung der Regierung.

London , 13. Mai. ( WTB.) Das Kabinett hält heute eine Sigung ab, um den Bericht des Premierministers über die gestrige ihm gegenüber abgegebene Erklärung Pughs und des Generalrats entgegenzu nehmen. Es wird erwartet, daß heute oder morgen Gelegenheit für eine Unterhauserörterung über die Lage sein wird. Der Stand­punkt der Regierung ist, wie verlautet, daß sie an den Grundsätzen des Berichts der Kohlenkommission festhält. Bei der Debatte wird dies zweifellos von ihr allen Parteien unmißverständlich zum Aus­drud gebracht werden.

Unterhausdebatte über die Streiknachwehen.

London , 13. Mai. ( WTB.) Im Unterhaus fam es gegen abend zu eines Erörterung über die Lage nach Beendigung des General­ftreifs. Macdonald führte aus, heute feierten mehr Arbeiter als gestern, weil die Arbeitgeber Bedingungen vorschlügen, die das Arbeiten der Industrie unter friedlichen Verhältnissen unmöglich machen würden. Wenn der Versuch unternommen werden sollte, die Gewerkschaftsbewegung zu vernichten, wenn irgendeine Gruppe von Personen oder irgendeine einzelne Person in England glaubt, daß sie nach dem Streit und nach den gestrigen Vorgängen die Ange hörigen der Gewerkschaften in den Staub niederdrücken könnten, so begingen sie einen schweren Fehler.( Beifall bei der Arbeiter. partei.) Die Arbeiter müßten mit Achtung behandelt werden. Sie würden zur Arbeit unter ein Joch völliger Hörigkeit nicht zurüd. tehren.

In seiner Antwort erklärte Baldwin u. a., die höchsten Inter. essen des Landes forderten, daß soviel wie möglich Bersonen zur Arbeit zurückgebracht würden, und zwar sobald wie möglich. Die Lage rechtfertige

weder Vorwürfe noch Groll noch auch Triumphgefühl. Aber es gebe eine wirkliche Schwierigkeit: Der Streik habe die Regie: rung gezwungen, mit einer großen Zahl Freiwilliger zu arbeiten; die Schwierigkeit, die wir in dem Versprechen, das die Regierung ge­geben habe, nämlich, daß diejenigen, die der Regierung halfen, für diese Leistung nicht leiden sollten, mit der Wiedereinstellung aller Streifenden in Einklang zu bringen. Dies sei die Frage, die zwischen den Arbeitgebern und den Arbeitern behandelt werden müsse. Das erfordere wirklichen staatsmännischen Sinn. Baldwin fuhr fort, er werde feinen Schritt irgendeines Arbeitgebers billigen, die gegenwärtige Gelegenheit zu benutzen, um eine Berminderung der Löhne oder eine Verlängerung der Arbeitszeit zu erreichen. Seine gestrige Botschaft habe er ergehen lassen, nachdem er die Mitteilung erhalten habe, daß eine große Gruppe von Arbeitgebern es abgelehnt habe, mit den Arbeitern zusammenzutreffen. Diese Gruppe habe sich jetzt dazu bereit erklärt. Weiter führte Baldwin aus, bei den Eisen­bahnen müsse man für einige Zeit mit einer

beträchtlichen Arbeitslosigkeit

rechnen, wegen des wirtschaftlichen Rüdganges infolge des Streits. Bertreter der Eisenbahngesellschaften werden heute abend mit Eisenbahnern Besprechungen haben. Er könne sich nicht denken, daß ein Angriff auf das Gewerkschaftswesen erfolgen werde, jedenfalls werde er einen solchen Angriff nicht zulassen. Die Regierung habe nicht die Befugnis zu Zwang oder Befehlen, doch werde der ganze Einfluß der Regierung aufgewandt. Er werde dem Buchstaben und dem Geist nach das erfüllen, was er während der letzten zehn Tage in seinen Kundgebungen zu­gesagt habe.

Als Baldwin geendet hatte, spendeten ihm die Konservativen lebhaften Beifall, während die Arbeiterpartet Zeichen der Miß­billigung gab, fagte Thomas( Arbeiterpartei), der nach Baldwin prach, die Regierung felbft halte ihre eigenen Bersprechen nicht ein. Die Admiralität habe angeordnet, daß die Streifenden bis auf weiteres nicht wieder eingestellt werden sollten. Das Kriegsamt ziehe die Leute vor, die die Pläge der Streifenden aus­gefüllt hätten. Thomas führte Fälle an, wo große Firmen Ber­einbarungen mit den Gewerkschaften ablehnten oder Lohn. verminderung vorschlügen. Infolgedessen seien heute

100 000 Leute mehr ohne Arbeit oder im Ausstand als gestern. Dies bedeute für vier Millionen Männer und Frauen Not und Erbitterung. Die Lage sei schlimmer als gestern, und wenn feine Aenderung eintrete, dann fönne niemand voraus sagen, was geschehen werde.

Mufit. Die Gewohnheit, einen Theaterkapellmeister nach der ersten Pause demonstrativ zu grüßen, ist in Berlin so eingerissen, daß man spontane Begeisterung von schematischer nicht mehr trennen Pann. Um so auffälliger die Kühle, mit der ein Gast behandelt wird. Egon Pollat aus Hamburg verdient wärmere, freundlichere Auf nahme. Er ist ein souveräner, sicherer, vielleicht, ein wenig zu fach licher Kapellmeister. Schwelgen und Phantasieren, das ist vielleicht nicht seine Domäne. Aber feine Partitur( Götterdämmerung ") Ohne Mäßchen diftiert er ein ruhiges, unerhitztes Tempo, und die fennt er sehr genau, und sein Arm ist apart, fein Geist beschwingt. Singenden können sich auf ihn verlassen. Von ihnen hatte allein Kipnis die Stimme, die, schwarz wie die Nacht, durch den großen Raum edel flutet. Die Tenöre sterben leider aus, wenigstens die heldischen. Weder der Siegfried am zweiten Tag der Nibelungen", noch der des dritten, letzten Abends fonnte in Charlottenburg höheren Ansprüchen genügen. Bollendet dagegen in der Fülle, Zart­heit, Schönheit ihres Heldensoprans die Brünhilde der Wild. brunn. Bella Fontner halbaerth, die Brünhilde der Götterdämmerung " ist von anderer schärferer Art. Ihr erlebtes Spiel ergreift auch da, wo die Stimme nicht mehr ohne Kampf durchdringt.

Grotrian- Steinweg , der Saal, hält seine Mai- Konzerte durch. Neben manchem Belanglosen fällt der Liederabend Olga Eisners künstlerisch auf. Ein fritisches, ein fachmännisches Publikum. Bruno Eisner führt mit Ueberlegenheit, doch ohne dominieren zu wollen, am Flügel. Sein Bach- Spiel hat Größe, die Begleitung der Wolf­Wolfsthal Gesänge Geschmeidigkeit, Wih zur rechten Zeit. zieht aus Geige und Bratsche sonore, edle Töne. Auf diese beiden fönnte fich Olga Eisner stüßen, wenn sie einer anderen als der Tonftüße bedürfte. Sie bedarf derselben nicht." Ein fälliges, weiches Alt, eine außerordentliche Kultur des Singens, die Stimme locker, der Ton auf dem Atem schwebend. Tiefe und herzliche Empfindung ohne Empfindsamkeit bei Bach, stärkere, frauliche An­teilnahme im Wiegenlied von Brahms , und schließlich die pointen­bruck's an Gutem fast zu viel getan, auch mimisch. Aber der Gesamt fichere Belebung Wolfscher Lieder. Hier ist in Einzelheiten des Aus­einbrud bleibt: eine auserlejene Rünftlerin, eine zu Hohem Be eindruck bleibt: eine auserlesene Künstlerin, eine zu hohem Be rufene, sicher auch eine große Pädagogin. R. S.

Das Röntgenbild des Hungers. Der amerikanische Doktor Rogers hat der Wissenschaft das heroische Opfer gebracht, sich einer längeren Hungerfur zu unterziehen, um mit Hilfe eines in den Maren eingeführten Gummiballons das Nagen des Hungers" röntgenphotographisch aufnehmen zu lassen. Es wurde auf diese Weise festgestellt, daß die Hungerbewegungen des Magens sich ganz charakteristisch von seinen Verdauungsbewegungen unterscheiden. ziehungen des Magens etwa in seiner Mitte und pflanzen sich nach Wenn sich Nahrung im Magen befindet, so beginnen die Zusammen. unten fort, wobei sie den Mageninhalt mit sich führen. Die Hunger bewegungen ziehen dagegen zwei Fünftel des Magens konzentrisch zusammen und brüden ihn zugleich nach oben gegen die Rippen. Diese Erscheinung ist die Ursache dafür, daß der Sunger in der Tat als heftiger törperlicher Schmerz empfunden werden tann. Wenn

Lloyd George begrüßte besonders Baldwins Buficherung taß er feinen Angriff auf das Gewerkschaftsmesen und feine Bere fuche zulassen werde, die Gelegenheit zur Herabdrückung der Löhne, zur Berminderung der Arbeitszeit oder sonstwie zu einer Ber schlechterung der Arbeitsbedingungen auszunuzen. Die Regierung müsse zusehen, daß es auf beiden Seiten feine Vergeltungsmaß nahmen gebe..

Die Kommentare zum Streikabbruch.

Es ist ohne weiteres begreiflich, daß die reaktionäre Presse Englands über den Abbruch des Streifs ihre Freude dahin äußert, daß sie teilweise von einem bedingungs= lofen 3ufammenbruch spricht. Die Times" sind allerdings erheblich vorjichtiger in der Bewertung des Streitabbruchs. Noch viel günstiger für die Arbeiter behandelt die liberale Bresse, die Boraänge. Die deutsche reaf­tionäre Bresse dagegen ist eitel Seligkeit über die schmähliche Niederlage" der englischen Gewerkschaften. Die Tägliche Rundschau" weiß ihren Lesern sogar zu erzählen, daß die Eisenbahner und Transportarbeiter sich geweigert hätten, die Streifparole zu befolgen, wodurch die beabsichtigte Unter­bindung der Lebensmittelzufuhr verhindert worden sei. Daß die Lebensmitteltransporte von den Gewerkschaften frei­gegeben waren, braucht man offenbar in der Redaktion der Täglichen Rundschau" nicht zu wissen. Die Bossische Beitung" spricht sogar von einer bedingungslosen Kapitu­lation der Gewerkschaften" und berechnet bereits nach vor= eine Million, die die Kerntruppe einer Kommunistischen fichtiger Schätzung" die Zahl der Gemaßregelten auf Partei" bilden merden.

Bir registrieren diese Phantasien, die durch den Gang der Ereignisse widerlegt sind, weil sie zeigen, welche Hoff­nungen das Unternehmertum in Deutschland an den Ausgang des englischen Streifs fnüpft. Die Weigerung der eng­lischen Arbeiter, unter ungünstigeren Bedingungen die Arbeit aufzunehmen und die Anweisung des General rats des Gewerkschaftstongresses, die Arbeit nur dort auf zunehmen, wo dies unter den vor dem Streit gültigen Be dingungen geschehen kann, zeigen am besten, daß weder von einem Zusammenbruch" noch von einer bedingungslosen Rapitulation" die Rede sein kann. Die erprobte 3ähigkeit der englischen Arbeiter liefert vielmehr die Gewähr, daß das Rompromiß des Streifabbruchs sich in eine offene Niederlage der Unternehmer wandeln wird, wenn diese sich nicht beeilen, einzulenken.

Parteitag im Saargebiet.

Heim ins Reich!

Saarbrüden, 13. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Am Himmels

fahrtstage fand hier in Anwesenheit von 300 Delegierten der Partei­tag der Sozialdemokratie des Saargebiets statt. Der Bericht zeigte einen erfreulichen Aufstieg der Partei und ihrer Presse und ergab, daß die Partei für die bevorstehenden Gemeindewahlen gerüstet ist. Der Parteitag nahm nach einem Referat des Abg. Meyer Baden zunächst eine eine Entschließung gegen die Flaggenverordnung der Regierung Luther an und wandte fich dann gegen die drohenden reaktionären Wirtschafts= tendenzen. Am Schluß der Tagung wurde unter dem Jubel des Parteitages eine Entschließung angenommen, in welcher der Parteivorstand beauftragt wird, auf die schnelle Wiederver­einigung des Saargebietes mit dem übrigen Deutschland hin zuarbeiten.

Abgelehnte nationale Autonomie.

In der Tschechoslowakei .

Prag . 13. Mai. ( WTB.) Der deutsch - sozialdemokratische An trag, welcher die Regierung auffordert, Gesetzesvorlagen zur Rege­lung der nationalen Verhältnisse auf Grund der nationalen Autonomie auszuarbeiten, wurde im Initiativausschuß des Ab­geordnetenhauses mit 7 gegen 6 Stimmen bei Stimmenthal. tung der tschechischen Sozialdemokraten abgelehnt.

man erfährt, daß der Konsum irgendwelcher flüssiger oder fester Körper, also auch von reinem Wasser, die Hungerfonvulsionen fofort beseitigt, so versteht man, warum die in legter Zeit so berühmt gewordenen Hungerfünstler derartige Vorräte von Mineralwasser mit in ihre Käfige nahmen.

Kinderprostitution in der Sowjet- Ufraine. Prostitution ist ein Schandfled der fapitalistischen Gesellschaft. Im sozialistischen Staate gibt es feine Prostitution, fein Bertaufen des eigenen Körpers. Wenn die Kommunisten immer wieder für sich in Anspruch nehmen, die wahren Bertreter des Sozialismus zu ſein, dann müßte es ihnen doch möglich sein, in ihrem eigenen Staate, der Sowjetunion , wenigstens solche fapitalistischen Schandmale, wie die Prostitution, auszurotten. Hier brauchen fie feine Zugeständnisse zu machen an tapitalistische Staaten, mit denen sie in Handelsverbindung stehen.

Statt aber von einem Schwinden der Prostitution in den Som jetstaaten zu berichten, muß selbst das offizielle Sowjetblatt der utrainischen Sowjetrepublit in Charlow, der Kommunist", zu geben, daß die Prostitution in der Ukraine unter der kommunistischen Herrschaft immer mehr zunimmt und daß in sehr bedenklichem Maße auch schon die Kinder der Prostitution verfallen. Die Zahlen, die der Kommunist" veröffentlicht, sind geradezu erschreckend. Bei einer fürzlich angestellten Untersuchung durch eine besondere Kom mission in Chartow wurde festgestellt, daß von 1000 Mädchen im Alter von 8 bis 16 Jahren 800 fich gegen Geld der Liebe hingaben und 300 bereits geschlechtsfrant waren. Im allgemeinen verfallen die Mädchen in den Großstädten der Ukraine bereits mit 11 bis 12 Jahren der freien Prostitution, um mit 14 bis 15 Jahren zur berufsmäßigen Prostitution überzugehen. Die Kommunisten sind bisher nicht in der Lage gewesen, diefem fapitalistischen Uebel zu steuern; im Gegenteil, die Prostitution, und vor allen Dingen die Kinderprostitution, nimmt immer größeren Umfang in den Sowjet­tepubliken an.

tz.

Theater Boltsbühne. Am Sonntag, dem 16., vormittags 11 Uhr, findet im a nt Schiffbauerdamm eine Aufführung des Geisigen" von Molière durch die Schauspiel- Eleven der Boltsbühne statt.

Die Opernschule der Staatlichen Hochschule für Mufit fübrt am 19. d. M.

Mittwoch) 6%, Uhr abends die Dper Cosi fan tutte " von Mozart auf.

Lehte Schauspieler- Vorftellung. Die Intendanz der Staatstheater bat eine Borstellung von hris- Pyrik" für den 18., nachmittags 3, Uhr, für die Wohlfahrtskassen der Genossenschaft deutscher Bühnenangehörigen zur Verfügung gestellt. Karten im Bureau des Bezirksverbandes, Keith­ftrage 11, Bimmer 10.

auf Borschlag der Akademie der Künfte hat Kultusminister Professor Neue Mitglieder der Seffion für Dichtfunft der Wademie der Künffe, Dr. Ch. Beder folgende Dichter berufen: Gerhart Hauptmann . Thomas Mann , Hermann Stehr , Ludwig Fulda und rno Holz. Der Minifter hat sich auf diese fleine iste beschränkt, um der Ecktion für Digitunft die Möglichkeit zu geben, fich durch Zuwahl zu ergänzen.