Nr. 225 43. Jahrg. Ausgabe A nr. 115
Bezugspreis:
238dhentlich 70 Bfennig, monatlic B- Reichsmart voraus zahlbar. Unter Rreuaband für Deutschland , Danzig . Saar und Memelgebiet, Desterreich, Litauen . Luxemburs 4.50 Reichsmart, für das übrige Musland 5,50 Reichsmart pro Monat,
-
Der Borwärts mit der Sonntags beilage Bolt und 8eit" mit„ Gieb. lung und Kleingarten fowie der Beilage Unterhaltung und Wiffen und Frauenbeilage Frauenstimme erscheint wochentäglich ameimal, Sonntags und Montags einmal.
-
Telegramm- Abreffe:
Sozialbemotrat Berlin
Morgenausgabe
Vorwärts
Berliner Volksblatt
10 Pfennig
Anzeigenpreise:
Die einfpaltige Ronpareille cile 80 Pfennig. Reklamezeilo 5- Reichsmart. Kleine Anzeigen bas fettgebrudte Wort 25 Bfenn Cauläffia zwei fettgebrudte Worte), Jebes weitere Bort 12 Bfennig. Stellengefuche das exfte Wort 15 Bfennig. tebes weitere Wort 10 Bfennig. Worte über 15 Buch #taben zählen für amei Worte. Arbeitsmarkt Reile 60 Pfennig. Familienanzeigen für Abonnenten Beile 40 Bfennia.
-
Anzeigen für die nächste Rummer müffen bis 4 Uhr nachmittags im Sauptgeschäft, Berlin SW 68, Linben Rrake 3, abgegeben werden. Geöffnet Don 8½ Ubr früb bis 5 Ube made.
Sonnabend, den 15. Mai 1926
Vorwärts- Verlag 6.m.b. H., Berlin SW. 68, Lindenstr.3
Bostscheckkonto: Berlin 37 536 Banffonto: Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten, Wallstr. 65; Diskonto- Gesellschaft, Depofitentaffe Lindenftr. 8.
wismus ist.
Die Haussuchung bei dem Führer der Alldeutschen Geh.| zur vaterländischen Selbsthilfe aufgerufen, indem wir die Deutsche | Lintsdiftatur einführen, deren Folge der ruffische Bolsche Justizrat Claß hatte bekanntlich die Beschlagnahme einer Notgemeinschaft" ins Leben gerufen haben. Rorrespondenz mit dem Hause Doorn zur Folge. Der amtliche Preußische Pressedienst veröffentlicht aus der Korrespondenz jezt folgende Briefe:
I.
Berlin , 15. Dezember 1925. An des Kaifers und Rönigs Majestät.
Allerdurchlauchtigster Raiser und König! Allergnädigster Kaiser, König und Herr!
Eure Majestät haben mir durch die Kundgebung Ihrer Anertennung vom 9.Dezembeer und durch die gnädige Widmung Ihres Bildes eine große und besondere Freude bereitet, für die ich aus vollem Herzen meinen Dant ausspreche.
Die Kundgebung Euer Majestät war für mich und meine Freunde um so bedeutsamer, als wir glauben, in ihr die Bestätigung dafür zu finden, daß unsere Arbeit für Kaiser und Reich in fünfund zwanzig tampferfüllten Jahren im rechten Geifte und mit richtigen Mitteln geführt worden ist.
Eure Majestät dürfen sich versichert halten, daß die um mich gefcharten Getreuen, deren Zahl und Bedeutung mit der wachsenden Not gewachsen ist, mit unerschütterlichem Willen am Werte sind mit dem Ziele, in dem gereinigten und befreiten Vaterlande das Hohenzollernsche Kaisertum in erhöhtem Glanze aufrichten zu helfen: Wir sind trotz der verzweifelten Lage des Vaterlandes unseres endlichen Sieges um so gewisser, als der gemeinfame, schwere Kampf die führenden Männer der allbeutschen Bewegung zu einer einzig artigen Gemeinschaft zusammengeschweißt hat, deren raftlofe Arbeit allein dem Dienste des deutschen Boltes und Kaiferfums geweiht ift. Wenn etwas die Entschlossenheit und Zuversicht unserer Kampfgenossenschaft steigern fonnte, war es die gnädige Kundgebung Euer Majestät.
In Ehrerbietung verharre ich Eure Majestät immer getreuer ( gez.:) Claß. Berlin , 26. Januar 1926.
II.
An Ihre Majestät die Kaiserin.
Allerdurchlauchtigste Kaiserin! Allergnädigste Kaiserin und Herrin!
Euer Majestät gnädiges Schreiben vom 9. Januar laufenden Jahres habe ich richtig erhalten und spreche meinen aufrichtigsten Dank dafür aus.
Es ist mir eine Ehre zu erfahren, daß Euer Majestät eine Begegnung mit Seiner Majestät dem Kaiser begrüßen würden, ich bin aber auch selbst der Meinung, daß einer solchen Bedenken im Wege stehen. Benn ich mir einen Vorschlag erlauben darf, so geht er dahin, in Erwägung zu ziehen, ob nicht. Fürst Otto zu Salm Horstmar, der in alter Treue zu seinem Kaiser und König steht und in Barlar ( bei Coesfeld Westfalen) leicht greifbar
#
Ueber diesen Vorgang unterrichten die beigefügten Drucksachen. Wir hoffen, daß fich daraus Brauchbares entwideft, das den ern einer entfchloffenen und starten Rechtsbewegung abgeben kann. Bisher sind die Erfolge über Erwarten günstig.
Euer Majestät bitte ich sehr, Seiner Majestät die treuesten Glückwünsche zum Geburtstage übermitteln zu wollen. In Berehrung verbleibe ich Euer Majestät sehr ergebener ( gez.:) Claß.
*
Die sogenannten Bereinigten Vaterländischen Verbände erlaffen eine Erklärung, die man gegenüber den bisherigen Versuchen, alles abzuleugnen, immerhin als ein halbes Geständnis bezeichnen darf. Sie lautet:
Wir warnen die Deffentlichkeit, auf die Tendenzlügen von einem bevorstehenden Rechtsputsch hineinzufallen. Die Wahrhelt ist. daß fein ernst zu nehmender Mann einen unausführbaren Bulich plant. Aber selbstverständlich beanspruchen wir für uns als Mt bürger das Recht freier Meinungsäußerung und Notwehr für den faft allgemein befürchteten Fall einer bevorstehenden zweiten Revolution.
Mitbürger! Schließt Euch zusammen, schüßt Euer Hab und Gut, Eure Kinder und Familien! Seid einig als vaterländisch denfende Deutsche !
Daß keiner der sich selber sehr ernst nehmenden Männer an einen un ausführbaren Butsch" denkt, soll ihnen aufs Wort geglaubt werden. Sie denken an einen Butsch, den sie für ausführbar halten und den sie politisch, militärisch unb organisatorisch sorgfältig vorbereiten.
Ueber die militärische Borbereitung gibt der Knauersche Aufmarschplan gegen Berlin Aufklärung, über die organisatorische unterrichtet die famose Butschverordnung mit ihren dreißig Erschieß- und Hängeparagraphen. Die politische Vorbereitung schließlich kommt in der vorstehenden Erklärung in ganz flarer Weise zum Ausdrud.
Der geplante Rechtsputsch sollte drapiert werden als Notwehr für den fast allgemein befürchteten Fall einer bevorstehenden zweiten Revolution". Wann diese zweite Revolution" ausgebrochen sein sollte, darüber zu befinden lag ganz im Belieben der Butschleitung. In dem Augenblic, in dem die ernftzunehmenden Männer" den Butsch für ausführbar hielten, sollte die Gefahr der zweiten Revolution" proflamiert und losgeschlagen werden.
Den Zweck der Tendenzlüge vom Rechtsputsch, der bereits einen Tag früher in französischen Zeitungen gemeldet wurde ist, diese Linfsrevolution, die durch den Terror des Roten Frontkämpfer. Zu diesem Zweck hat sich jetzt schon ein rechtsputschistisches bundes und Reichsbanners vorbereitet ist, herbeizuführen. Dafür Bürgerkriegspreffequartier aufgetan, das für ist bezeichnend, daß gleichzeitig mit der Berdächtigung der vater die nötigen 3medlügen sorgt. Die Behauptung, daß Demoländischen Berbände, die aufgelöst werden sollen, von Severing un- fraten, Sozialdemokraten und Kommunisten gemeinsam die gehindert, 100 000 kommuniffen nach Berlin zusammengezogen wer- zweite Revolution vorbereiteten, ist freilich so blödsinnig, daß den, daß das Kleeblatt von Kommunisten, Sozial. demokraten und Demofraten, die in der Fürstenberau. bung sich zusammenfanden, jetzt das Kabinett gestürzt hat. Sie wollen selbst das neue Kabinett bilden, den Boltsentscheid mit staatlichen Gewaltmitteln beeinflussen und auf diesen gestüßt, die
man sie politisch unterrichteten Menschen nicht vorsehen kann. Jeder politisch Unterrichtete weiß, daß die Sozialdemokraten für die bestehende republikanisch- demokratische Verfassung eintreten und sie nach allen Seiten hin perteidigen. Er weiß auch, daß sich die Kommunisten zurzeit in einem inneren
Der neue Kanzler: Adenauer? Horion?
Geßlers Bemühung gescheitert.
Reichsminister Dr. Otto Geßler hat im Laufe des Freitag dem Reichspräsidenten mitteilen müssen, daß es ihm nicht gelinge, auf der Grundlage der bisherigen Koalition der Mitte eine neue Regierung zu bilden. Er hat deshalb einen endgiltigen Auftrag zur Regierungsbildung abgelehnt, aber hinzugefügt, daß er sich um die Klärung der Lage bemühen wolle und hoffe, bis heute vormittag einen positiven Borschlag unterbreiten zu können.
Inzwischen ist nun, wie wir schon im Abendblatt berichten
Ueber die Haltung der demokratischen Fraktion schreibt der„ Demokratische Zeitungsdienst":
In den Beratungen der Demokratischen Reichstagsfraktion fam
übereinstimmend zum Ausdruck, daß die Fortsetzung der bis. herigen Regierungstoalition erwünscht sei, solange der Bersuch einer Regierungsbildung auf der Grundlage der großen Koalition nicht verwirklicht werden könne. Die Fraktion befindet sich dabei in voller Uebereinstimmung mit ihrer Haltung vor der Regierungskrise. Sie hat nicht die bisherige Regierungs
zu unserem engsten Kreise und ist aufs genaueste über unsere Auf- fonnten, Oberbürgermeister Adenauer- Köln, der Bor- toalition zum Scheitern bringen wollen, sondern ihr Bestreben ging
richtet; er würde es sich sicher zur Ehre anrechnen, darüber Bortrag richtet; er würde es fich sicher zur Ehre anrechnen, darüber Borirag zu halten. Selbstverständlich bin ich sehr gern bereit, Euer Majestät von Fall zu Fall auf dem angegebenen Wege auch selbst brieflich Bericht
zu erstatten.
Heute stehen wir ganz unter dem Eindruck der Tatsache, daß der Generalfeldmarschall trok alles Vorgefallenen im Reichskanzler Luther einen großen Staatsmann erblickt und sich von dem Einflusse nicht freimachen kann, den dieser gleich Dr. Strefemann Verderbliche auf ihn ausübt.
Wir sind uns darüber flar, baß nicht nur das persönliche Ansehen des Reichspräsidenten davon abhängt, ob erbe vor es zu spät ist die Wahrheit erkennt und daraus die notwendigen Folgerungen zieht, sondern, daß auch die nächste deutsche Zukunft davon bestimmt sein wird. Es ist ein Jammer zu fehen, wie der Generalfeldmarschall Beuten Vertrauen schenkt, die nicht nur versagt, sondern in ihren bisherigen Handlungen das Baterland schwer geschädigt haben. Heute geben die politischen Ur heber der Dawes- Berträge deren Unausführbarkeit zu aber der Reichspräsident schenkt dem dabei höchst mitverantwortlichen Dr. Luther noch sein Vertrauen!
-
Gebe Gott , daß die Verfuche, ihn aufzuklären, recht bald Erfolg haben. Die of nimmt zu; die Kommunisten bereiten fich auf den großen Schlag vor, den sie führen mollen die Regierung und das feige Bürgertum verjagen. Angesichts diefer Tatsachen haben wir
politit.
und Der Finanz
Die Volkspartei will die Demokraten augenscheinlich unter das kaudinische Joch zwingen, die Flaggenverordnung auf jeden Fall aufrechtzuerhalten und durch ein nachträgliches Bekenntnis zu dem„ Mißgriff des Kanzlers" erst die Möglichkeit ihres weiteren Verbleibens in der Koalition zu schaffen. Wenigstens läßt ein Bericht über die Fraktionsligung der Boltspartei auf solche Absichten schließen, wonach an ein weiteres Zusammengehen der Deutschen Bolkspartei mit den Demokraten für die erstere nur dann zu denken sei, wenn die Demokratische Fraktion die Flaggenderordnung anerkennen würde."
des Preußischen Staatsrates , telephonisch nach Berlin gebeten worden. Diese Einladung erfolgte durch die Zentanglers entgegenzuwirken. Maßgebend für die Haltung der frumsfraktion des Reichstages, die gleichzeitig den Fraktion ist die Fortführung der bisherigen Außenpolitit, gleichfalls dem Zentrum angehörenden Landeshauptmann der der Handelsvertragspolitit Rheinprovinz , orion, nach Berlin entboten hat. Mit beiden soll heute über ihre Beteiligung an einem neuen Kabinett verhandelt werden. Adenauer ist früher schon wiederholt als Kanzlerkandidat genannt worden, hat aber immer abgelehnt. Er gilt als einer der bedeutendsten Köpfe unter den preußischen Berwaltungsbeamten. Ob er dem Reichspräsidenten als Kanzler vorgeschlagen und von diesem mit der Aufgabe, an der Geßler eben scheiterte, betraut wird, ist in dieser Stunde freilich noch ebensowenig sicher, wie die Frage, ob er einen solchen Auftrag heute annehmen würde. Landeshauptmann horion wurde als kommender Mann während der Preußenfrise zu Anfang dieses Jahres genannt. Wie wir hören, macht die Deutsche Volkspartei gegen Adenauer wie gegen andere bisher genannte Kandidaten Einwendungen geltend. Ihr kommt es darauf an, auf dem Umwege über den Kanzlerposten Anschluß an die Deuticnationalen zu finden, während bisher beim er trum feine Neigung, nach dieser Richtung zu pendeln, zu erkennen ist. Im Zentrum und vor allem bei den Demo fraten legt man großen Wert darauf, wenigstens nicht die offene Gegnerschaft der Sozialdemokratie gegen den neuen Kanzler zu provozieren. Eine Haltung, die ja auch bem Sinn des Beschluffes entspricht, her Luther zu Fall brachte.
Ob die Demokraten unter dieses Joch sich begeben, muß man abwarten. Die Bolksparteiler glauben bei ihren Nachbarn von rechts wahrscheinlich um so mildere Umstände zu finden, wenn sie recht forsch gegen die Demokraten auftreten. Sie vergessen dabei nur, daß jede nachträgliche Anerkennung der Flaggenverordnung durch die neuzubildende Regierung bei den Sozialdemokraten als neue Provo tation und ein neuer Borstoß gegen die verfassungsmäßigen Rational farben und die Republit empfunden werden müßte. Die Ronfequenzen daraus dürften fich non felbft ergeben.
pil sid