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Gärungsprozeß befinden, der sie zu jeder ernsten Aktion, unfähig macht. Schließlich von den revolutionären Ab­fichten" der De motraten zu reden, ist Verlegenheit. Man muß sich nur wundern, daß nicht gleich auch die Deutsche Volkspartei   als geheime Partnerin einer bolſchemistischen Verschwörung entlarot wird.

An die bevorstehende zweite Revolution glauben diese ,, Baterländischen" selbst nicht. Sie haben sie bloß erfunden, weil sie einen Vorwand zum Losschlagen brauchen.

Soweit fieht man also ganz klar: Erst die Zwecklüge für den Bürgerkrieg, dann der Marsch auf Berlin  , dann die Erschieß- und Hängeverordnung. Das Bild rundet sich.

Aber was ist mit dem fünfföpfigen Direktorium? Die Genannten leugnen, mit dem Plan etwas zu tun gehabt zu haben. Wohl hat Claß den bekannten Brief an Neu­mann in Lübeck   geschrieben, in dem auch Hugenbergs Erwähnung getan ist. Aber Neumann weiß von nichts, und Hugenberg weiß von nichts. Wären fie Kommunisten, so hätte man fie schon verhaftet und fonfrontiert, dann wäre man der Wahrheit vielleicht schon einen Schritt näher. Bemerkenswert ist allerdings, daß Hugenbergs Lokal Anzeiger" behauptet, Neumann habe Claß auf seinen schon veröffentlichten Brief eine Absage erteilt. Wörtlich: Dr. Neumann hat die ganze Sache überhaupt nicht ernst genommen und auf diesen Brief fofort fategorisch geant. wortet, daß er an folchen Plänen niemals beteiligt zu sein wünsche. Intereffant, intereffant! Also Neumann hat den Vor­fizenden des Alldeutschen Berbandes, Claß, überhaupt nicht ernst genommen", und er hat solche Pläne immerhin brenz lich gefunden, hat er doch angeblich- ,, fategorisch" ge­antwortet, er wünsche niemals an ihnen beteiligt zu sein. Läßt sich daraus nicht schließen, daß diese Pläne immerhin nicht ganz stubenrein und mit einem gewissen Risiko ver­bunden waren?

,, Nicht ernstnehmen", ist überhaupt die Barole der Reichs presse. So heißt es in der Deutschen Tageszeitung":

Was von dem ganzen Rummel an Tatsächlichkeiten übrig bleibt, das ist, daß ein Gremium von Leuten, die sich von realpolitischen Erwägungen und von der Abschähung gegebener Möglichkeiten taum beschwert fühlen, phantastische Pläne entworfen hat über die Art, wie sie sich eine Reorganisation der deutschen   inneren Berhältnisse

denken.

Wieder fehr interessant! Also die Pläne, die frech ab­geleugnet werden, solange sie nicht Schwarz auf Weiß vorgewiesen wurden, exiftieren. Aber die, die sie entworfen haben, sind Leute, die die Deutsche Tageszeitung" von der Höhe ihrer realpolitischen Erwägungen' aus verachtet. Recht schlimm für diese Leute aber ist das ein Grund für die Polizei, sich nicht für sie zu interessieren?

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Bon einem Mann fann man heute schon sagen, daß er des Hochverrats überführt ist, das ist der Borsitzende des Alldeutschen Verbandes  , Claß. Dieser Mann, der im Hause der hiesigen tschechoslowakischen Gesandtschaft eine fürftliche Wohnung innehat, betreibt von dort aus die Organisation eines gewaltsamen Umsturzes, deren Fäden nach allen Seiten hin laufen, auch, wie die neuesten Beröffentlichungen beweisen, nach Doorn  . Man wundert sich jetzt weniger denn je, daß die Baterländischen" am Sonntag gegen die Fürsten­enteignung" demonstrieren wollen.

Claß hat nun durch seine Verschwörerbriefe eine Menge Leute in Verdacht gebracht, die jetzt von nichts wissen wollen, von denen vielleicht der eine oder der andere wirklich bisher nichts wußte. Bielleicht gehören auch jene Halbgötter der westdeutschen Industrie dazu, die jekt zorn bebend Strafentrag gegen den Berliner   Bolizeipräsidenten stellten, weil sie das Ungemach einer Haussuchung über sich ergehen laffen mußten. Su ihrem Bech hat aber der Berliner  Polizeipräsident damit nichts zu tun, weil er gar nicht dafür zuständig ist. Merkwürdig, daß fie nicht darauf gefommen sind, fich an den Effener Bolizeipräsidenten zu halten! Aber das ist klar, daß der Berliner   Polizeipräsident tigen muß. Das ist nach der Auffassung der ganzen Rechts

Dem Kongreß.

Bon Thomas Mann  .

Bomt 16. bis 19. Mai tagt, wie bereits mitgeteilt, in Berlin  bie bekannte internationale Schriftstellervereinigung N.- RIub. Ru biefem Anlaß hat Thomas Mann   die nachstehen­den arundfählichen Ausführungen gemacht, bie in der nächsten Nummer( 21/22) ber iterarijchen Wett" erscheinen werden und die wir schon heute mit Genehmigung des Berlages Ernst Rowohlt  , Berlin  , veröffentlichen.

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Arosa, Mai 1926. Der Redaktion der Literarischen Welt  " weiß ich von Herzen Dank dafür, daß fie mir Gelegenheit gibt, der internationalen Ta gung des PEN- Klubs in Berlin   meine follegialen Grüße und frohen Wünsche zu senden. Wäre ich abkömmlich ich bin es nicht, wirklich nicht; ich muß hier oben, 1800 Meter über der Literatur, die übrigens in Gestalt einer sehr avancierten fleinen Buchhandlung fed herauf­greift, im fidernden, sinternden, in der Föhnsonne rutschenden und rumpelnden Schnee einer lieben Leidenden Gesellschaft leisten- wäre ich abtömmlich, fage ich, ich fenne meine Pflicht und ließe sie mir nicht nehmen. Ich käme nach Berlin  , um dabei zu sein, den ausländischen Gästen Honneurs zu machen und mich dankbar zu zeigen für gewinnendste Gastfreundschaft, die ich selber in fremden Hauptstädten, in London  , in Amsterdam  , in Wien  , in Paris  , im Schoße des Weltklubs genossen, für gesellige Stunden, die mir wieber lebendig werden, während meine Gedanken sich mit der Berliner  Zufammentunit beschäftigen.

presse die einzige gerechte Lösung. Möglich ist sie allerdings| übrigen haben wohl die Vorgänge der letzten Tage zur Genüge die erst nach dem Sieg der guten Sache.

Zu dem ist's aber jetzt vielleicht, gerade wegen dieses verflirten Polizeipräsidenten, noch ziemlich weit hin!

Der harmlose Wiking. Stammrollen, Waffenbesitz, militärische Ausbildung, Beseitigung der Republik  . Ehrhardts scheinheilige Beteuerungen von der Harm­losigkeit feines Wifingbundes veranlassen den Preu­Bischen Bressedienst zu folgenden Feststellungen:

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Der im Vereinsregister des Amtsgerichts München eingetragene Verein Bund Wifing" ist eine Verbindung, die nach§ 2 ihrer Satzungen angeblich nur die Erneuerung Deutschlands   auf nationaler und völfischer Grundlage erftrebt. Aus zahlreichen, hier vorliegenden Urkunden, Befehlen und Anweisungen über Ausbildung, märsche und Schießen, über Abzeichen, Stammrollen und Aehnliches folgt indeffen, daß der Bund Witing" ein militärisch organisierter und militärisch durchgebildeter Kampfverband ist. Seine Mitglieder besigen Waffen. Erst fürzlich hat der Bund, der eine Fort­se tung der Marinebrigade Ehrhardt   ist und bereits im Februar 1924 zur Zeit des militärischen Ausnahmezustandes vom Militärbefehlshaber aufgelöst war, eine enge Arbeitsgemein. Ichaft mit dem Berein Dinmpia, deutscher Verein für Leibesübungen e. B." geschlossen, bei dessen Führer jetzt ein mili­tärischer Aufmarschplan für verschiedene geheime Behrorganisationen gegen die Reichshauptstadt beschlagnahmt worden ist. Mit der gleichen Plänen stimmt es überein, wenn der Wikingbund" es als fein Ziel erklärt, dereinst durch seine Mitglieder als gute Solda­fen feinem Führer die Möglichkeit zur Durchführung feiner Ideen zu geben". Welcher Art diese Ideen sind, ergibt sich daraus, daß der Bund selbst sich als monarchisch" bezeichnet und die Erfüllung bes monarchischen Prinzips zu feinen Zielen zählt. Diese will er nicht mit schönen Reden durchsehen, sondern mit Gewalt, auch wenn andere nationale Verbände es nicht fertig bringen, ihre Forderungen durchzusehen, weil die Maffe ihrer Anhänger sich hinter den Ofen verdrückt, wenn es hart auf hart gehen sollte". Solche Aeußerungen find nur im Sinne einer gewaltsamen Beseitigung der verfaffungsmäßigen republikanischen Staats­form zu verstehen. Diese tatsächlichen Bestrebungen des Bundes find bisher vor der preußischen Staatsregierung geheimgehal. ten worden. Sie werden durch vorliegende Urkunden erwiesen. Darnach rechtfertigt sich das Verbot und die Auflösung des Bundes Wiking" gemäß den eingangs angezogenen Gefeßesbe ftimmungen.

Preußen gegen die Flaggefverordnung. Einspruch im Reichsrat.

Der Staatssekretär im Preußischen Staatsministerium Dr. Weismann hat am Freitag nachmittag in der Plenar fihung des Reichsrats folgende Ertlärung namens der Breußischen Staatsregierung abgegeben:

Nach Artikel 67 der Reichsverfassung ist der Reichsrat von den Reichsministerien über die Führung der Reichsgeschäfte auf dem Laufenben zu halten und es sollen zu Beratun gen über wichtige Gegenstände von den Reichsministe rien die zuständigen Ausschüsse des Reichsrats zugezogen werden.

Diese Vorschrift ist bei dem Erlaß der von dem Herrn Reichs präsidenten am 5. b. M. unter der Gegenzeichnung des Herrn Reichskanzlers vollzogenen Flaggenverordnung und bei den diesem Erlaß vorhergegangenen Beratungen nicht beachtet worden. Ich bin beauftragt, namens der Preußischen Staatsregie rung gegen eine solche Verlegung der verfaffungsmäßigen Rechte des Reichsrats Einspruch zu erheben. Daß es fich bei dem Erlaß der Flaggenverordnung um einen wichtigen Gegen stand gehandelt hat, hat die Reichsregierung dadurch selbst zum Ausdrud gebracht, daß fie die zu treffende Regelung nicht im Wege einer Berwaltungsanordnung in Kraft gesetzt, sondern den Weg einer Verordnung des Herrn Reichspräsidenten unter der Gegen zeichnung des Herrn Reichstanzlers für geboten gehalten hat. Im

Gedanken eine Form zu geben, besteht eine internationale und be. rufliche Solidarität, wie sie alle Arbeiter, die ähnlichen Arbeiten unterworfen sind, eint und verbindet." Das rührte mich nicht weniger, es rührte mich nur desto mehr, weil ich selbst es eines Tages gefagt hatte. Mitten im Kriege, in einem verrufenen Buche, den Betrachtungen", hatte ich geschrieben: Dennoch, es gibt eine Solidarität aller Geistigen; aber sie ist nicht geistiger Art, geschweige denn gar, daß sie demokratischer Art wäre. Diese Solidarität ist organisch, sie ist konstitutionell. Sie beruht auf der Gleichartigkeit ber Daseinsform, einer höheren, zarteren, leidensfähigeren, leidens­willigeren, dem Behagen fremderen Daseinsform als der gemeinen, sie ist Kameradschaft im Adel, Brüderlichkeit im Schmerz. Hier ist die Quelle aller Duldsamkeit, Gemissenhaftigkeit, aller Herzens höflichkeit und Ritterlichkeit, furz aller Gefittung des Geistes. Hier ist auch die Quelle jenes Etels, welche der tiefste und unüberwind lichste jedes geistigen Wesens sein sollte, des Etels vor der Recht­

haberei..."

So ist es. Wir sind nicht alle eines Geistes Kinder, und dennoch ist der Geist ein Einheitliches als Gegensatz zum stummen und dummen Leben, und solidarisch in seinen Erscheinungsformen. Bo ist der pedantische Barbar, der das Geistgeformte und Geistgeprägte zu ehren sich weigerte, weil es ihm meinungsweise entgegen ift? nur in diesem Sinn aber auch, als Eristenzform, ist der Geist inter  national und selbstverständlich in feinem anderen, demokratisch. nivellierenden Sinn. Es steht um ihn genau, wie um die Idee Europa  ", aus welcher der PEN- Klub hervorgegangen ist, die er behauptet, verförpert und demonstriert. Sie ebenfalls ist demokratisch allein im politischen Sinn, insofern sie nämlich heute den end gültigen Berzicht auf hegemoniale Träume in sich schließt, die in zahlreichen blutigen Versuchen fich ad absurdum geführt haben. Europa  ", das bedeutet die freie Ordnung der Völker, es bedeutet internationale Gesittung, den Abscheu vor nationaler Selbstvergötte çanten( herausfordernden) Glaubens an Vorherrschaftsrechte der Lateinischen Zivilisation" oder ber Deutschen Kultur". Es bedeutet nicht Schur über einen Kamm, Berleugnung vollhafter Ueberlieferung und Echtheit, nationale Entfärbung und Entwefung. Kein Künstler fann dergleichen wünschen, glaube er nun, bürgerlich, an das Indi piduum, oder, nach neuem Sinne, an die Gemeinschaft; denn diese tann so wenig wie jenes des Charakters entbehren.

Ich bin fein Kongreßfer und Verbandsbruder, habe nie sehr an Organisation und Gesellschaftlichkeit geglaubt, war immer der Meinung, baß die individuelle Leistung auch dem Stande" mehr Ehre bringe, als alle Zusammenrottung, und halte es im Grunde mit Shaw, der nie und nirgends, mittut", auch beim BEN- Klub nicht, und der, als man ihn einlud, in den Vorstand der Nietzsche- Gesell- rung und fultureller Aufdringlichkeit, die Verabschiedung des aga schaft einzutreten, per Postfarte antwortete: Ich bin selbst eine Shaw- Gesellschaft. Dennoch, jene Stunden an Galsworthys Seite, mit den Bienern, den Holländern, zwischen dem verschmigten Romain und dem flug- gemütvollen Jalour, es waren gute Stunden, fie taten mir wohl, erwärmten mir das Herz warum? Sie schmeichelten wohl einem Freundschaftsbedürfnis, das im heimatlich­literarischen Alltag, in seiner recht harten, recht schnöden Luft, zu wenig auf seine Kosten tommt und froh war fich im Größeren, Weiteren, Internationalen befriedigen zu können. Denn selbst den Schüchternen, den deutschen   Provinzmenschen selbst, ergreift ja heute der große Zug der Zeit, ihr umfassend und verbindend weltläufiger Hang, macht ihn mondan und führt ihn in Situationen, wie die, deren ich mich freute.

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Solidaritätsgefühl- laffen Sie mich aussprechen baß ich bei aller Einzelgängerei, aller deutschen   3folierung davon durchbrungen bin! Als ich jest in Baris war, begann bei der Begrüßung durch die Union   Intelleftuelle Française" der junge Maurice Boucher, Germanist, Effaift und Dichter, feine Ansprache fo: Einen Schrift. fteller begrüßen wir in 3hnen. Und mit diesem Wort verbindet sich uns der Begriff einer Dienstlichkeit und einer Größe, welche die Grenzen aufheben im Kultus berfelben Bornehmheit und im Tragen derfelben Sllaverei. Zwischen allen Menschen, die sich mühen, ihren

Echtheit und Weltfreundlichkeit, das ist die Forderung des Tages. Die Zeit ist weit und mondän, begünstigt wenig das pro­vinzielle Idyll, und wer nur dem eigenen Bolt etwas zu sagen hätte, fäme nicht sehr in Betracht. Allein das glückliche Geheimnis be währt sich immer aufs neue, daß, wer den Seinen wirklich bedeutend ist, früher oder später auch die Empfänglichkeit der Welt erfährt. Denn feinem Bolte ist wohl allein mit sich selbst, ein jedes bedarf, um nicht zu ftagnieren und zu vertrocknen, der Ergänzung und Be fruchtung durch das andere, ja, mit besonderem Entzücken nimmt jedes das menschlich Vertraute in der spezifischen Färbung fremden Erlebnisses auf.

Charakter und Mondänität, dem Künstler, der sie vereinigt tann es nicht fehlen, dem Bolte, bas beides bejaht und bewährt, ganz ebenso wenig. Und ist damit nicht etwas wie eine Losung ge geben für das Kameradschaftsfest der europäischen   Schriftsteller?

Wichtigkeit des Gegenstandes dargetan. Die Preußische Regierung bedauert um so mehr, daß feine Gelegenheit zur Erörterung der Frage im Reichsrat gegeben worden ist, als sie der Ueberzeugung ist, daß eine Aussprache im Reichsrat geeignet gewesen wäre, den inzwischen tatsächlich eingetretenen Folgen vorzubeugen.

Die Preußische Regierung beantragt zum Zwede einer Er. örterung über die grundsägliche Anwendung des Artikel 67 der­Reichsverfassung, die Angelegenheit dem Ausschuß für Ver fassung und Geschäftsordnung zu überweisen.

Hessen   und Lübeck   schlossen sich der preußischen Er­flärung an. Für Bayern   wird eine Erklärung erst im Ausschuß erfolgen, an den die Angelegenheit entsprechend dem preußischen Vorschlage verwiesen wurde.

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Im Reichrat wurde gestern der Gefeßentwurf der Regierung über die Fürsten   abfindung mit 42 gegen 4 Stimmen bei mehreren Stimmenthaltungen angenommen.

Deutschnationale Rüpelei.

In der Görliger Stadtverordnetenversammlung. Görlitz  , 14. Mai.  ( WTB.) Die heutige Stadtverordnetenver fammlung fand durch einen geschloffenen Protest der soziala bemotratischen Fraktion ein vorzeitiges Ende. Der sozial demokratische Etatsredner hatte u. a. bemängelt, daß noch heute Geschichtsbücher in den höheren Schulen gebraucht werden, die die Hohenzollern   und Habsburger   verherrlichen. Darauf erwiderte ein deutschnationaler Stadtverordneter, die Sozialisten sollten sich lieber um Barmat und Kutister und um Ebert und seine Munitionslieferungen fümmern. entstand minuten langer Lärm und obwohl der Stadtverordnetenvor­steher die Hineinziehung des verstorbenen Reichspräsidenten Ebert   in die Debatte als ungehörig zurüdwies, verließen die Sozial­de motraten und Kommunisten geschlossen den Saal. Da nach Fortgang der Sozialdemokraten die Fortsetzung der Beratungen nicht tunlich erschien, mußte die Sigung abgebrochen werben.

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Es

ein

Des Reichsbanners Generalversammlung  .

=

Magdeburg  , 14. Mai.  ( Eigener Drahtbericht.) Der erste Ber handlungstag der Reichsbanner Generalversammlung in Magdeburg   brachte ein eingehendes Referat des Bundesvorsitzen den Hörsing über den Werdegang und die Zukunftsaufgaben des Reichsbanners. Die politischen Ziele des Reichsbanners lägen im Schuße der Republift und ihrer Symbole. Der Reichs. vorstand des Zentrums habe an die Generalversammlung ein Schreiben gerichtet, in dem er gewisse Richtlinien zur Umgren­zung der politischen Rolle des Reichsbanners aufstellt, die die rest­lose Billigung des Bundesvorstandes gefunden haben. Bittere Alagen erhob Hörfing über die Haltung gewiffer Kommandoftellen der Reichswehr  , die immer wieder von neuem Verbindung mit den putschistischen Rechtsverbänden unterhalten, um deren Waffen und Gerät in Obhut zu nehmen und ihre Kadres als Refrutenmaterial für ihre Egerzierübungen zu benuhen.

Im Laufe der Debatte ergriff als Vertreter des Zentrums der Abgeordnete Dr. Krohne das Wort und begründete die Richtlinien der Zentrumspartei   über die politische Rolle des Reichsbanners, zu denen sich der Reichsjuftizminister Marg ausbrüdlich bekannt habe. Marr läßt der Generalversammlung erklären, daß er gar nicht daran dente, fich vom Relchsbanner zurückzuziehen, wie in der Deffentlich. teit immer wieder behauptet werde. Große Erregung löfte die Mit­teilung der Rongreßleitung aus, daß bie bayerische   Oberschulbehörde zwei bayerischen Lehrern den Urlaub zum Besuch des Reichsbannertages verweigert habe, sowie die Mitteifung des Generals von Schönaich, daß der berüchtigte Oberst Nicolai nom Reichswehrministerium im Brivatdienstvertrag" angestellt worden sei. Einstimmig wurde diese Entschließung angenommen: ,, Das Reichsbanner weist jeden Kompromiß in der Flaggenfrage zu­rüd. Die Hoheitsflagge der Republit ist und bleibt schwarzrotgold".

Wie soll man Musit hören? Bir hören Musit durchs Dhr, wie alles. Aber es wäre traurig um unsere Kunst bestellt, menn fie nichts weiter bedeutete als einen auf unser Gehör wirkenden Klang­reiz." Diese Grunderkenntnis stellt der hervorragende Berliner  Chordirigent Siegfried Ochs   an die Spize eine kleinen, sehr populären Abhandlung Ueber die Art, Musik zu hören" ( Werf- Berlag, Berlin  ), die sich ausschließlich an Laien ohne alle musikalische Fachkenntnis wendet. Gewiß- fo führt Dchs einleitend gibt es feinerlei objektive Merkmale bafür, ob ein Musik­werf schön und künstlerisch wertvoll ist, aber dennoch muß es auch in der Musit bestimmte fünstlerische Momente von ewiger Allge­meingültigkeit geben, so daß wir beispielsweise, negativ ausgedrückt, einen Menschen, der Bach und Beethoven   langweilig findet, fich bagegen an einem Fortrott begeistert, mit Recht als unmufitalijch bezeichnen werden. Die Faktoren, die einen wirklichen Musikgenus verbürgen, sind nun in den folgenden, ungemein leichtverständlichen

aus

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Darlegungen, die natürlich nur als erste Einführung in die Art, Mufit zu hören, gelten fönnen, überzeugend und relativ erschöpfend angedeutet.

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zu erläutern,

Um die Grundlagen des Mufitempfindens die oft gebrauchte Bezeichnung Musikverständnis" lehnt Ochs ab, weil Mufit am allerwenigften mit dem Berstand zu begreifen ist gibt der Verfasser zunächst einen kleinen Einblick in die technischen Bedingungen des Tonfages. Der Late erfährt hier, wie ein Motiv entsteht, wie sich daraus ein Thema entwidelt, wie aus einer Folge von Tönen und Rhythmen eine Melodie gebildet wird, wie diese Melodie durch Harmonien, d. h. durch mitschwingende Begleittöne besondere Reize erhält und daraus die Mehrstimmigkeit hervorgeht. Bon da aus gelangt Ochs zu ganz einfachen Erklärungen der Be griffe Kontrapuntt, Kanon und Fuge, veranschaulicht die Entstehung und künstlerische Eigenart von Bariationen, und charakterisiert die wichtigsten Stompofitionsformen, wie Suite, Gonate, Symphonie, Chormerk usw. Schließlich geht der Verfasser noch ganz furz auf das Problem des Stehlens von musikalischen Einfällen und auf den Humor in der Mufit ein. Der musifliebenden Laienwelt, der die theoretischen Grundlagen des musikalischen Schaffens größtenteils fremd find, wird die feffeinde fleine Schrift gewiß willkommen fein.

Staatsoper. Die morgine durch Rundfunk verbreitete Aufführung des Fernen Klang" dirigiert Generalmusilbirettor Stleiber.

Das Theater in der Klosterstraße ist von Marie Borchardt für mehrere Jahre gepachtet worden.

Die Fefifpiele der bayrischen Staatsoper, bei denen nur Werte von Richard Bagner und Mozart   zur Aufführung gelangen, werden diesmal vom 1. Auguft bis zum 5. September abgehalten. Generalmusikdirektor Brof. von Knappertsbusch   hat die musikalische Gesamtleitung.

Eine amerikanische Lynch stafiffit. Professor Monroe M. Work bon der bekannten Negeruniverfitat Tuskegee veröffentlicht foeben eine intereſſante Statistik über die Lynjuftig in Ümerita, die deren Entwicklung fell dem Sabre 1885 darftellt. In diesen 40 Jabren find im ganzen 4203 Lynch morbe in den Bereinigten Staaten vorgekommen, beren Opfer in 1038 allen Beige und in den übrigen Neger waren. Die Abnahme der jābr lichen Bier vollzieht sich feltfamerteile für die fchwarzen Fälle" rafcher als für die weigen. Im Jahre 1925 find überhaupt nur noch 16 Fälle borgelommen.